Keeper, USA 2025 • 99 Min • Regie: Osgood Perkins • Drehbuch: Nick Lepard • Mit: Tatiana Maslany, Rossif Sutherland, Birkett Turton, Eden Weiss, Tess Degenstein, Christin Park • Kamera: Jeremy Cox • Musik: Edo Van Breemen • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: DCM • Kinostart: 20.11.2025 • Deutsche Website
Osgood Perkins hat einen Lauf. „Keeper“ ist seine dritte Regiearbeit innerhalb von nur zwei Jahren. Nach dem maßlos überschätzten Okkult-Thriller „Longlegs“ und vor „The Monkey“ – einem der größten Scheißfilme dieses Kinojahres – abgedreht, war ich extrem skeptisch, ob der Sohn von „Psycho“-Star Anthony Perkins mit seinem zuletzt veröffentlichten Werk noch einmal zu alter Stärke zurückfinden kann. Seine genannten Outputs waren Kassenhits, vor allem aufgrund der extrem effektiven Marketingkampagnen des US-Verleihs Neon. „Longlegs“ etwa wurde mit kryptischen Trailern als einer der furchterregendsten Schocker aller Zeiten angepriesen, mit einer Nicolas-Cage-Performance, die Zuschauern schlaflose Nächte bereiten werde. Wenn man die heiße Luft weggeblasen hat, konnte man allerdings einen einigermaßen souverän inszenierten „Das Schweigen der Lämmer“-Abklatsch mit albern-satanischen Obertönen und einem letztlich eher lächerlich zurechtgeschminkten Schurken erkennen. Das zieht scheinbar oberflächlich bei einem Mainstream-Publikum, war qualitativ aber meilenweit von Perkins' eiskaltem Debüt „Die Tochter des Teufels“, seinem visuell beeindruckenden Märchen „Gretel & Hänsel“ oder auch seinem stillen Geisterdrama „I Am the Pretty Thing That Lives in the House“ entfernt.

Auch bei der Vermarktung von „Keeper“ sind Neon wieder zur Höchstform aufgelaufen, mit sorgfältig zurückhaltenden Clips und Zitaten von der Crème de la crème der aktuellen Genre-Szene: James Wan („The Conjuring“), Guillermo del Toro („Crimson Peak“), Damien Leone („Terrifier 2“), Fede Álvarez („Don’t Breathe“) und sogar Videospiel-Legende Hideo Kojima („P.T.“) – ihre überschwänglichen Lobeshymnen zieren fast jedes Poster und jede Instagram-Kachel. Kann Perkins diesmal liefern, was andere versprechen?
„Keeper“ beginnt mit einer Collage verschiedener Frauen, die offensichtlich aus unterschiedlichen Zeitepochen stammen. Es sind Gesichter, die erheitert in die Kamera lachen, verführerisch das unbekannte Gegenüber anblicken und später blutüberströmt und in Terror schreien sollen. Im Anschluss lernen wir die beiden Hauptcharaktere kennen: Die Künstlerin Liz (Tatiana Maslany) und der Arzt Malcolm (Rossif Sutherland) sind seit einem Jahr ein Paar und wollen ihr Jubiläum in Malcolms abgelegenem Waldhaus feiern. Die Haushälterin hat einen Kuchen zurückgelassen – kleben auf der Schachtel etwa blutige Fingerabdrücke? Am Abend klingelt unverhofft Malcoms benachbarter Cousin Darren (Birkett Turton) mit seiner Freundin Minka (Eden Weiss) an der Tür und entsetzt Liz mit seinem herablassenden und sexistischen Auftreten. Später ermuntert Malcom seine Angebetete, den Willkommens-Kuchen zu probieren. Obwohl sie keine Schokolade mag, kostet Liz und urteilt, er schmecke wie Kacke. Am nächsten Tag gibt Malcom an, er müsse für einen medizinischen Notfall kurz in die Stadt zurück. Hat er eine Affäre? Liz wird in dem verlassenen Haus langsam paranoid, sieht und hört Dinge, die gar nicht da sind. Oder doch? Spukt es in dem Anwesen oder ist etwas anderes schuld an ihren beunruhigenden Wahrnehmungen?

Anders als bei den beiden Vorgängerfilmen stammt das Drehbuch von „Keeper“ nicht aus Perkins' eigener Feder, sondern aus der von Nick Lepard. Lepard hat zuvor den Stoff für Sean Byrnes gelungenen Survival-Schocker „Dangerous Animals“ abgeliefert, in dem ein Serienkiller seine weiblichen Opfer an Haie verfüttert. Thematisch sind sich beide Werke gar nicht so fremd, doch anders als Byrnes adrenalingetränkte Arbeit, verwandelt Perkins „Keeper“ in ein schleichendes und intensiv unheimliches Lehrstück in Sachen Atmosphäre. Die Bilder von DP Jeremy Cox vermitteln ein Gefühl von Klaustrophobie und Isolation. Vorhänge existieren nicht. So wie Liz von den zahlreichen Fensterfronten frei in die Außenwelt starren kann, kann auch sie jederzeit Objekt voyeuristischer Blicke werden. Die Frau fühlt sich beobachtet von irgendjemandem oder irgendetwas. Ist es der unangenehme Darren, der Liz später noch einen Besuch aufzwingt?
Wer Roman Polanskis Meisterwerk „Rosemaries Baby“ gesehen hat, wird sich vielleicht denken, dass der seltsam schmeckende Kuchen auch etwas mit Liz' wirren Sinneseindrücken zu tun haben könnte. In einer sonderbar sinnlich komponierten Szene verschlingt sie das saftige Backwerk, während sich vor ihrem geistigen Auge Halluzinationen auftun. Die Grenze zwischen Verstand und Wahnsinn scheint zu schwinden, ebenso die Grenze zwischen Gegenwart und Vergangenheit. Geräusche, Flüstern und Personen, die offensichtlich nicht real zugegen sind – doch nicht alles ist möglicherweise nur ein Gespinst in Liz' Kopf. Im Badezimmer findet sie ein sehr altes Foto von Malcom, auf dem dieser in seiner jetzigen Gestalt mit einer Frau und Kindern zu sehen ist. Ist er also doch ein Fremdgeher? Doch wie passt das alles chronologisch zusammen?

Perkins' intimer „Keeper“ streift stilistisch Genreklassiker wie Stanley Kubricks „Shining“ oder Nicolas Roegs „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ und präsentiert inhaltlich sicher keine bahnbrechend neue Idee. Was wie ein Beziehungs-Thriller aus den 90ern à la „Der Feind in meinem Bett“ beginnt, steigert sich zunehmend zu einem fiebrigen Kino-Albtraum, der in einer Reihe mit modernen Werken wie Alex Garlands „Men“ oder Robert Eggers' „The Witch“ stehen kann. „Keeper“ ist klar ein Schrecken aus der Post-Weinstein-Ära, den Osgood Perkins aber mit einem ungeheuren Fingerspitzengefühl für Timing und Stimmung aufbereitet. Mich hat die Wirkung auch an Ingmar Bergmans expressionistisches Schauderstück „Die Stunde des Wolfs“ erinnert, in dem sich ebenfalls ein Paar Isolation, geisterhaften Erscheinungen und letztlich dem Irrsinn ausgeliefert gesehen hat. Auch wenn das Ende dann doch recht plakativ-genrelastig ausfällt und mehr erklärt, als es nötig gewesen wäre, ist dies wieder eine starke Leistung des Regisseurs, der seinen Instinkt für Atmosphäre zweimal für flache Geschichten mit noch flacheren Figuren geopfert hat.
Ohne die bemerkenswerten Performances von Sutherland und vor allem Maslany würde „Keeper“ allerdings nicht funktionieren. In der Rolle von Liz setzt der „She-Hulk“-Star auf stille Emotionen, etwa wenn ihr lediglich zwei Tränen nach einer großen Enttäuschung aus den Augenwinkeln laufen. An ihrer Seite können wir uns letztlich auch nie ganz sicher sein, wie weit wir ihrem Verstand noch trauen können. Ob „Keeper“ nicht doch nur das Psychogramm einer Frau am Rande des Nervenzusammenbruchs ist. Die Red Flags, die Rossif Sutherlands zuerst vertrauenswürdiger Malcom aussendet, sind deutlich. Doch kommt die größere Gefahr von innen oder von außen?

„Keeper“ ist ein hypnotisches Stück puren Horrorkinos, das sein Publikum spalten wird. Das ist gut so, denn das Werk zieht seinen Grusel nicht aus der Kombination bewährter Muster, sondern aus einem tiefen Verständnis für die Essenz des Grauens.




































Der Herausforderung, Superman wieder salonfähig und zeitgemäß zu machen, stellte sich James Gunn, der mit Guardians of the Galaxy eine der originellsten Marvel-Verfilmungen überhaupt inszenierte und dessen The Suicide Squad einer der Höhepunkte des DCEU war. Doch statt Superman selbst neu zu erfinden, bleibt Gunn den idealistischen, herzensguten Wurzeln des Charakters treu und bringt ihn in die komplexere Welt von heute. Auf diese Weise gelingt ihm – zumindest über weite Strecken – der Spagat zwischen der Zeitlosigkeit von Supermans Werten und der Schwierigkeit, sie in unserer Zeit zu leben. Der neue Superman-Film scheut sich nicht davor, der realen Welt den Spiegel vorzuhalten, wenn ein osteuropäisches Land darin seinen Nachbarn unter dem Vorwand, es von der Tyrannei der eigenen Regierung zu befreien, angreift oder Lex Luthor eine Armee von Affen züchtet, die im Internet Stimmung gegen Superman machen.
Ja, Subtilität ist definitiv keine Stärke des Films, und einige Themen, die er anreißt – wie Supermans eigenmächtige Einmischung in bewaffnete Konflikte – sind nicht bis zum Ende durchdacht. Auch mit der fragwürdigen Darstellung der armen Bevölkerung von Jarhanpur, die sich an der Landesgrenze mit Äxten und Mistgabeln bewaffnet der bestens ausgerüsteten Armee Boravias entgegenstellt, tut sich der Film keinen Gefallen. Doch er trägt sein Herz am rechten Fleck und zeigt Superman wieder als Hoffnungsträger, der von seinen Idealen und Überzeugungen nicht abrückt, auch wenn die Welt um ihn herum ihn vom Gegenteil überzeugen will. Wurden beim zerstörerischen finalen Showdown zwischen Superman und Zod in
Ein Held braucht natürlich einen Gegenspieler, und Nicholas Hoult erfüllt die Rolle als Supermans Erzfeind Lex Luthor mit viel Spaß an der Schadenfreude. Dass Hoult moralisch verwerfliche Charaktere sehr überzeugend spielen kann, zeigte er bereits in "The Great", The Menu und als Neonazi-Anführer in The Order. Sein Lex Luthor ist ein kleinlicher, kaltblütiger Tyrann, der seine Mitarbeiter schikaniert und seine Ex-Freundinnen in einem interdimensionalen Gefängnis einsperrt. Viel Tiefe bekommt er in dem Film leider nicht, macht es aber einem wirklich leicht, ihn zu hassen. Wenn man sich seine Performance anschaut, ist es nur schwer vorzustellen, dass er sich auch auf die Superman-Rolle bewarb und neben Corenswet in die finale Auswahl kam.
Auch das restliche Ensemble des Films ist durch die Bank toll besetzt. Anthony Carrigan und Gunns Stammdarsteller Nathan Fillion stechen als Superhelden Metamorpho und der arrogante Green Lantern Guy Gardner aus dem Cast heraus, während Supermodel Sara Sampaio in ihrer bislang größten Rolle als Luthors leidgeplagte Freundin Eve Teschmacher die größte positive Überraschung ist. Es ist jedoch eine Comicfigur, die noch nie in einem Realfilm oder in einer Realserie zu sehen war, die hier locker die Show stiehlt: der unbändige Super-Hund Krypto, der garantiert die Herzen der Kinogänger:innen erobern wird.
James Gunns Superman ist weder das von Snyder- und Cavill-Fanatikern befürchtete (bzw. herbeigesehnte) Fiasko, noch ist es ein revolutionärer Paukenschlag im Superhelden-Genre. Gunn ist sich der Ikonografie seines Titelcharakters bestens bewusst, zollt ihr gebührenden Respekt und setzt bei seiner Wiedergeburt im Kino auf Tradition statt Innovation. Das funktioniert besser als bei jedem anderen Superman-Film der letzten 45 Jahre, wobei die Messlatte auch nicht hoch lag.














