US-Cutter-Verband nominiert u. a. Le Mans 66, Joker und The Irishman

Links: Christian Bale in Le Mans 66 – Gegen jede Chance © 2019 20th Century Fox
Mitte: Joaquin Phoenix in Joker © 2019 Warner Bros. Pictures
Rechts: Al Pacino in The Irishman © 2019 Netflix

Quelle: American Cinema Editors

Die Auszeichnungen der American Cinema Editors (ACE) gehören zu den ältesten Preisen eines Industrieverbandes Hollywoods neben der Regiegewerkschaft Directors Guild of America (DGA). Seit 1950 honorierte dieser Verband der Filmcutter zunächst die von der Academy für den "Besten Schnitt" nominierten Filme. Ab 1962 hat ACE dann eigene Preise verliehen, die Eddies. Diese korrelieren sehr stark mit den späteren Oscargewinnern in der Kategorie. Seit 1970 hat kein einziger Film den Schnitt-Oscar gewonnen, ohne zuvor vom ACE nominiert gewesen zu sein. In den 20 Jahren seit der Aufteilung des Preises in die Subkategorien "Drama" und "Komödie/Musical" haben lediglich fünf Filme (Traffic, Verblendung, Gravity, Whiplash und Hacksaw Ridge) den Oscar für ihren Schnitt gewonnen, ohne zuvor den Eddie vom ACE erhalten zu haben. Wer hier also gewinnt, insbesondere in der Drama-Kategorie, sollte seine Oscar-Rede vorbereiten.

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Dieses Jahr wurden erstmals in der ACE-Geschichte gleich drei fremdsprachige Filme (Parasite, The Farewell und Ich habe meinen Körper verloren) für ihren Schnitt nominiert. Sie gesellen sich zu den großen Favoriten wie The Irishman, Le Mans 66 und Once Upon a Time in Hollywood. Die komplette Nominierungsliste sieht folgendermaßen aus:

Bester Schnitt (Drama)

Le Mans 66 – Gegen jede Chance
The Irishman
Joker
Marriage Story
Parasite

Bester Schnitt (Komödie/Musical)

Knives Out
The Farewell
Dolemite Is My Name
Jojo Rabbit
Once Upon a Time in Hollywood

Bester Schnitt (Animationsfilm)

Die Eiskönigin II
Ich habe meinen Körper verloren
A Toy Story: Alles hört auf kein Kommando

Bester Schnitt (Dokumentarfilm)

Apollo 11
American Factory
Linda Ronstadt: The Sound of My Voice
Making Waves: The Art of Cinematic Sound
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Die Eddie-Nominierungen sind in vielerlei Hinsicht relevant für die späteren Oscars. In den letzten zehn Jahren waren Precious, Inglourious Basterds, 127 Hours, Dallas Buyers Club und Spotlight die einzigen Filme, die eine Oscarnominierung für ihren Schnitt ohne eine vorige Eddie-Nominierung erhalten haben. Zudem ist Spotlight der einzige "Bester Film"-Gewinner seit den Achtzigern ohne eine Eddie-Nominierung. Daran merkt man, wie wichtig die Schnitt-Anerkennung für die Anerkennung des Gesamtwerks ist. Viele der ACE-Mitglieder sind auch in der Academy, was die hohe Übereinstimmung mit der entsprechenden Oscarkategorie erklärt.

Die überraschendste Auslassung unter den diesjährigen Nominees ist vermutlich Sam Mendes Weltkriegsdrama 1917. Man könnte annehmen, dass der Film sich durch seine Implikation, keine (sichtbaren) Schnitte zu haben, selbst disqualifizierte, aber Birdman wurde vier Jahre zuvor bei gleichem Ansatz trotzdem nominiert (jedoch in der weniger kompetitiven "Komödie/Musical"-Kategorie). Bei den Oscars gab es für Birdman wiederum keine Schnitt-Nominierung. Le Mans 66 und The Irishman sind aktuell die Favoriten für den Sieg in der Kategorie. Sollte Scorseses Gangsterepos gewinnen, wäre es bereits die fünfte ACE-Auszeichnung für seine Stammcutterin Thelma Schoonmaker. Sie hat bereits für Wie ein wilder Stier, Gangs of New York, Aviator und Departed – Unter Feinden gewonnen. Für alle davon, bis auf Gangs of New York, gab es auch den Schnitt-Oscar.

Die Gewinner werden bei einer Verleihung am 17. Januar bekanntgegeben werden. Letztes Mal haben Bohemian Rhapsody (als Drama) und The Favourite (als Komödie) den Eddie gewonnen. Der (umstrittene) Oscar ging später an die Freddie-Mercury-Filmbiografie.

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