Exodus: Götter und Könige (2014)

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Exodus (2014) Beitrag

Exodus: Gods and Kings, USA/GBR 2014 • 150 Min. • Regie: Ridley Scott • Drehbuch: Adam Cooper, Bill Collage, Jeffrey Caine, Steven Zaillian • Mit: Christian Bale, Joel Edgerton, María Valverde, Ben Kingsley, John Turturro, Aaron Paul, Ben Mendelsohn, Sigourney Weaver • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 25.12.2014 • Deutsche Website

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Handlung

Moses (Christian Bale) wird wie ein Sohn von Pharao Seti (John Turturro) an dessen Hof aufgezogen. Doch nur Ramses (Joel Edgerton) ist ein leiblicher Abkömmling des Pharao. Nach Setis Tod wird somit auch Ramses der neue Anführer des ägyptischen Volkes. Über eine Spitzelaktion wird dem Pharao die wahre Abstammung von Moses zugetragen. Da er ausgerechnet ein Hebräer sein soll, also dem Volk entstammt, das die Ägypter versklavt haben, verbannt er seinen „Bruder“. Als Moses seine Herkunft akzeptiert und einen göttlichen Auftrag erhält, findet er seine neue Bestimmung. Er soll die Hundertausenden hebräischen Sklaven aus den Fängen des ägyptischen Pharao befreien und sie nach Kanaan, in das gelobte Land, führen. Doch dafür muss er sein eigenes Leben, seine Frau Zippora (María Valverde) und seinen Sohn Gershom zurücklassen. Einzig und allein den Weisungen Gottes folgend, begibt er sich in eine ungewisse Zukunft.

Kritik

Exodus (2014) Bild 3Ridley Scott, der Erschaffer von Filmperlen wie Alien, Blade Runner und Gladiator, meldet sich mit einem biblischen Epos zurück. Exodus: Götter und Könige ist ein moderner Monumentalfilm, wie man ihn sich von Scott wünscht. Optisch und technisch ist das Werk rundum gelungen auf die Leinwand gebracht. Es ist immer wieder beeindruckend, wie professionell und gekonnt Scott hinter der Kamera die Fäden zieht und wie viel Herzblut er in den Film mit einbringt. So sind die Bilder, die in zweieinhalb Stunden über die Leinwand fliegen, Unterhaltung pur. Und genau so sollte man das gesamte Werk auch verstehen, als Unterhaltungsfilm. Wer zu sehr auf erzählerische Perfektion hofft, wird hingegen schnell enttäuscht. Denn dieser Punkt versetzt der Euphorie einen Dämpfer – und zeigt einmal mehr, dass Ridley Scott in den letzten Jahren nicht unfehlbar war.

Die Story dürfte dem Gros des Publikums bekannt sein. Die Geschichte von Moses wurde bereits unzählige Male erzählt und auch filmisch immer wieder aufbereitet. Und doch ist Scotts Version anders. Auffällig ist, dass er die biblischen Geschehnisse plausibel statt allzu mystisch darstellt. Dabei sind ihm zwar Grenzen gesetzt, doch an den Stellen, an denen sich etwas mehr Realität anbot, hat er sie auch geliefert. Auch eine klare Einteilung der Charaktere in Gut und Böse ist besonders am Anfang schwer auszumachen. Das beste Beispiel ist seine Darstellung von Gott. Einen brennenden Busch sprechen zu lassen passte nicht in das Konzept des Pragmatikers. Gott durch die Erscheinung eines kleinen Jungen sprechen zu lassen, der sehr dominant statt gutmütig daherkommt, passt da schon eher.Exodus (2014) Bild 1 Auch das Meer wie im Filmklassiker Die Zehn Gebote in links und rechts zu teilen erschien Scott zu realitätsfern, also benutzt er einen Ebbe-Flut-Mechanismus, den man leichter nachvollziehen kann. Diese Interpretationen und Sichtweisen auf eine der ältesten Geschichten der Welt wirken nicht, als wolle Scott die Bibel infrage stellen. Sie dienen ihm vielmehr dazu, das auf die Leinwand zu bringen, was er von Anfang an geplant hat: eine klassische Geschichte mit modernen Mitteln als Unterhaltungsfilm neu zu erzählen.

Im Gegensatz zu Darren Aronofskys Bibelverfilmung Noah aus diesem Jahr wird in Exodus: Götter und Könige auf Fantasy-Wesen (Stichwort: sprechende Steinkolosse) verzichtet. Weder bei der Darstellung der Plagen noch bei unerklärlichen Phänomenen driftet er in den Bereich Fantasyfilm ab. Das dürfte ihm einige Kritik ersparen, die Aronofsky über sich ergehen lassen musste. Auch das unterstreicht das Profil seines Unterhaltungsfilms. Einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Originalstoff räumt Scott kaum Platz ein. Stattdessen zeigt er das, was er kann: große Schlachten, opulente Massenszenen und geniale Bilder.

Das Negative an Exodus: Götter und Könige resultiert aus dessen Positivem. Ridley Scott richtet seinen Blick zu sehr auf das Drumherum und vernachlässigt damit die Handlung. Ein Fehler, den er in den letzten Jahren häufiger begangen hat. Ein gutes Beispiel dafür ist das Alien-Prequel Prometheus von 2012, in dem einige Figuren nicht merklich zur Handlung beitragen und ins Überflüssige abgleiten. Das ist auch ein Problem seines aktuellen Films. In den ersten Filmminuten scheint es, als soll die Geschichte aus Moses’ und Ramses’ Sicht gleichermaßen erzählt werden. Genau dadurch wirkt die Einteilung in Gut und Böse auch nicht klar wie in einem Disney-Film. Doch als die Ägypter durch die Plagen in Schwierigkeiten kommen, wird ihr Leid urplötzlich ins Lächerliche gezogen. Am eindeutigsten wird dies durch den ägyptischen Wissenschaftlers dargestellt, der versucht, die Plagen logisch zu erklären und scheitert. Die Rolle wurde mit Trainspotting-Star Ewen Bremner bezüglich der Darstellung des Verrückt-Lächerlichen perfekt besetzt.Exodus (2014) Bild 2 Doch das passt nicht dazu, dass zunächst viel Kraft auf die Entwicklung des Leidens und die Verzweiflung des ägyptischen Volkes gelegt wurde. Dadurch wirkt auch Moses nicht mehr heldenhaft, sondern überheblich. Das passt wiederum nicht zum Rest. Schließlich stellt Christian Bale Moses nicht als Superhelden dar, sondern als einfachen Mann, der seinem inneren Ruf nach Befreiung folgt – auch wenn das Unterfangen aussichtslos erscheint.

Neben dem strengen Perspektivwechsel ist die Liebesgeschichte, die um den Hauptplot drapiert wird, nicht nachvollziehbar genug. Am Anfang wirkt die Beziehung von Moses und Zippora noch romantisch, als Lichtblick im Leben eines gebrochenen Mannes. Doch zum Schluss hin gleitet diese Romantik ins unnötig Kitschige ab. Das erinnert stark an das Ende von Paul W. S. Andersons Pompeii. Dass Scott dafür den Zehn Geboten dann sträflich nur ein paar Filmsekunden widmet, lässt die biblischen Grundstory zu hinfällig erscheinen.

Die Kritikpunkte kann auch der starke Cast nicht vollends kompensieren. Aber immerhin beschert er Scott noch einen Pluspunkt. Denn nicht nur die Leistungen des Moses-Darstellers Christian Bale, der bekannt für seine starken Charakterrollen ist, verleihen dem Film den Glanz, den sich Scott erhofft hat. Selbst Nebenrollen wurden hochrangig besetzt und haben damit zur filmischen Qualität beigetragen – auch wenn man sich einige Rollen, wie die von Sigourney Weaver und Ben Kingsley, mit mehr Tragweite gewünscht hätte.

Fazit

Dass Ridley Scott ein Talent für herausragende Filme hat, steht außer Frage. Und doch scheint er sich in den letzten Jahren zu einseitig mit seinen Filmen auseinanderzusetzen. Handwerklich sind sie einwandfrei, doch erzählerisch bleibt einiges auf der Strecke. Exodus: Könige und Götter unterstreicht seine Fähigkeit, großartige Bilder zu zeigen, die einem den Popcorn-Verzehr versüßen. Er liefert einen modernen Monumentalfilm, der mit einer Topbesetzung und genialen Sets und Kameraeinstellungen punktet. Trotz der Kritik an Plot und Figuren sind kurzweilige zweieinhalb Stunden garantiert. An seinen letzten Riesen-Box-Office-Hit Gladiator, der fast 15 Jahre her ist, reicht er aber nicht heran.

Trailer