Pompeii (2014)

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Pompeii, USA 2014 • 105 Min. • Regie: Paul W. S. Anderson • Drehbuch: Janet Scott Batchler, Lee Batchler • Mit: Kit Harington, Carrie-Anne Moss, Emily Browning, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Paz Vega, Jared Harris, Kiefer Sutherland • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 27. Februar 2014 • Deutsche Website

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Handlung

Der Vulkanausbruch des Vesuv gilt als einer der verheerendsten Naturkatastrophen der Antike. Durch ihn wurde im Jahr 79 die Stadt Pompeji komplett zerstört, und Tausende Menschen verloren ihr Leben. In Paul W. S. Andersons Historie werden die Geschehnisse kurz vor und während der Katastrophe aus Sicht des keltischen Sklaven Milo (Kit Harington) erzählt. Dieser musste als Kind mit ansehen, wie der römische Tribun Corvus (Kiefer Sutherland) seinen Stamm auslöschte. Fortan führt er ein Leben als Sklave. Durch seine Fertigkeiten im Kampf findet er sich bald in der Arena von Pompeji wieder und wird zum Gladiatoren ausgebildet. Dabei trifft er in der Stadt immer wieder auf die junge Adlige Cassia (Emily Browning), in die er sich verliebt. Und auch sie hat ein Auge auf ihn geworfen. Doch auf Befehl des Tribuns soll Milo in der Arena sterben. Als die Erde dann zu beben beginnt und eine Eruption kurz bevorsteht, scheint die Freiheit durch den eigentlich misslichen Umstand für Milo ein großes Stück näher zu rücken. Mithilfe seines betagten Gladiatorenfreunds Atticus (Adewale Akinnuoye-Agbaje) gelingt ihm die Flucht – zumindest aus der Arena. Die Flucht vor seinem Tod hat er noch vor sich. Ohne seine Liebe will er das dem Untergang geweihte Pompeji aber keinesfalls verlassen. Die Zeit läuft dabei unerbittlich gegen ihn.

Kritik

Pompeii (2014) Filmbild 1 Alea iacta est – der Würfel ist geworfen! Und das ist mehr als bedauerlich. Hätte man sich vor der Produktion das Drehbuch mit seinen Texten noch mal genauer angeschaut, bliebe Pompeii sicherlich schöner in Erinnerung. Denn plumpe Dialoge wie „Wie heißt du?“ – „Er will also wissen, wie ich heiße!?“ und „Wir treffen uns am Hafen, Bruder!“ – „Am Hafen, Bruder!“ häufen sich so stark im Film, dass es wehtut. Da fällt auch Nicht-Historikern auf, dass das nicht auf die Sprache der alten Römer zurückgeführt werden kann. Hier und da kann man als schmerzresistenter Zuschauer solche Stellen belächelnd abtun, aber wenn solche Dialoge einen gesamten 105-minütigen Film von Anfang bis Ende dominieren, wandert die Hand öfter an die Stirn, als es dieser lieb ist. Kurzum: Die Dialoge sind furchtbar und tun dem Film absolut keinen Gefallen.

Dabei ist Paul W. S. Anderson ein bildgewaltiges Spektakel gelungen, dem man jeden der investierten 100 Millionen US-Dollar ansehen kann. Der Akt der Zerstörung durch den Vulkanausbruch, hinter dem die geballte Macht der erzürnten Götter zu stecken scheint, ist perfekt in Szene gesetzt. Man fühlt sich zwangsläufig an die Katastrophenfilme von Roland Emmerich erinnert, der seine Zerstörungslust ebenfalls auf der Leinwand auslebt. Und auch Anderson hat mit seiner Resident Evil-Reihe ein Gefühl für Endzeitstimmung bewiesen. Optisch und technisch profitiert der Film von diesen Erfahrungen. Vor allem die Kampfszenen, die sich zum Ende des Films hin häufen, wirken professionell und realistisch.

Pompeii (2014) Filmbild 2Und doch: Das meiste kommt auch dem gelegentlichen Kinobesucher bekannt vor. Die Story bietet trotz oder gerade wegen des actiongeladenen Stoffs nur sehr wenig Neues. Spätestens nach dem Erfolgshit Gladiator, der immerhin schon 14 Jahre zurückliegt, hat der Zuschauer ein bestimmtes Bild von der Situation der Sklaven, ihrer Ausbildung zu Gladiatoren und dem Leben im alten Rom abgespeichert. High-Budget-Produktionen wie die HBO-Serie Rom haben das Leben in der Antike aus Sicht der Adligen, aber auch der Soldaten weiter vertieft. Zuletzt hatte die TV-Serie Spartacus das Leben des wohl berühmtesten, thrakischen Gladiatoren zum zentralen Thema. In Pompeii wird sich dabei vielen Elementen dieser Produktionen bedient. Die Macher haben keine Mühen unternommen, etwas Neues darzubieten und den Fokus einzig auf die Optik gerichtet. Selbst Der Pferdeplüsterer scheint durch die besonderen Fähigkeiten von Milo im Umgang mit Pferden ein Revival zu erleben.

Eines hat der Film noch mit dem letztgenannten „Klassiker“ gemein: den Schwerpunkt auf Emotionen. Während Rom, Spartacus und auch der 2007er-Erfolg 300 auf besonders explizite Gewaltdarstellung ausgerichtet sind, stellt Andersons Pompeii die Beziehung von Milo, dem Sklaven, und Cassia, der Adligen, in den Mittelpunkt der Handlung. Der Rest ist mitunter nett anzusehendes Beiwerk. Es ist der Versuch, eine weitere Ebene neben der Gewalt und hemmungslosen Lust beizusteuern. Aber damit will es einfach nicht funktionieren. Die Handlung ist zu stark hervorsehbar. Dass der Vulkan irgendwann ausbrechen muss, ist schon klar, aber das man die Story oft so präzise hervorsehen kann, bremst den Spannungsaufbau vor allem außerhalb der Kampfszenen doch erheblich ab. Das übertrieben schnulzige Ende, das sich schon am Anfang zu manifestieren droht, trägt sein Übriges in Sachen Spannung dazu bei. Dies dürfte nur bei ganz eingefleischten Romantikern für heiße Herzen sorgen.

Pompeii (2014) Filmbild 3Fasst man all das zusammen, drängt sich der Eindruck auf, dass der Zuschauer außer der gelungenen Optik und Kampfszenen nicht mehr erwarten kann. Also Langeweile pur? Nein, irgendwie ist es den Machern dennoch gelungen, dass niemand gähnend aus dem Kinosaal laufen muss. Und das ist wirklich beeindruckend. Ein Grund dafür dürfte die gut eingefangene Stimmung der Katastrophe sein, die auch aus den überzeugend eingesetzten Effekten resultiert. Und auch die Schauspieler geben ihren Figuren einen adäquaten Charakter, der überzeugt. Dabei wird mit vielen Klischees gespielt, was in Bezug auf die Ausrichtung der Handlung authentisch wirkt. So auch das leicht tuntige Gehabe, das von Kiefer Sutherland vermittelt wird. Emily Brownings Charakter erinnert stark an das naive, aber bestimmte Mädchen aus Sucker Punch. Wer vielleicht nicht ganz optimal ins Bild passt ist Game of Thrones-Star Kit Harington, der sich sichtlich in seiner Rolle wohlfühlt, aber neben dem hochgewachsenen, muskelbepackten Adewale Akinnuoye-Agbaje etwas hager daherkommt – zumindest dafür, dass er so glorifiziert wird. Und dennoch passt es perfekt zum kitschigen Drehbuch.

Fazit

Stärker kann ein Film nicht zwischen den Fronten stehen. Auf der einen Seite sind Dialoge, die passagenweise grausig sind, und eine Story, die in vielerlei Hinsicht vorhersehbar sowie zu kitschig ist und nichts Neues zu bieten hat. Auf der anderen Seite ist Pompeii optisch wunderschön umgesetzt. Moderne Filmtechnik wurde genutzt, um eine möglichst akkurate Darstellung historischer Details bildgewaltig, effektgeladen und modern darzustellen. Doch Technik allein macht noch keinen guten Film. Die Revision einiger Textpassagen hätte dem Film merklich gutgetan. Durch das Herunterbrechen auf die naiv-kitschige Liebesstory konnte das Potenzial des actiongeladenen Stoffs nicht voll ausgeschöpft werden.

Trailer