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5 essenzielle Kannibalenfilme für den romantischen Filmabend

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Beste Kannibalenfilme

Timothée Chalamet blutverschmiert nach einer Mahlzeit in Bones and All © 2022 Warner Bros. Pictures

Passend zum Kinostart von Luca Guadagninos Bones and All (von mir mit 5 Sternen in meiner Kritik ausgezeichnet) wollen wir Euch mit einem kleinen Special beglücken, das einen Blick auf fünf essenzielle (in den Augen des Autoren) Kannibalenfilme werfen wird. Neben Nekrophilie zählt der Verzehr von Menschenfleisch zu den größten Tabus unserer Gesellschaft und damit auch des Genre-Kinos.

Das schon vorweg: Auch Titel auf dieser Liste werden teils kontrovers und hitzig aufgrund ihres Inhalts und/oder Entstehung diskutiert. Obwohl es zumindest auch ein Hollywood-Klassiker unter die Top 5 geschafft hat, sind vor allem Grindhouse-Werke und auch Arthouse-Vertreter hier aufzufinden.

Kurz zur Auswahl und warum es einige Filme nicht geschafft haben: Zunächst ist selbstverständlich erneut der persönliche Geschmack des Autoren zu nennen. So ist beispielsweise S. Craig Zahlers relativ neuer und unter Fans sehr beliebter Horror-Western Bone Tomahawk ebensowenig vertreten wie die auf Festivals gefeierte schwarze Komödie Fresh oder Julia Ducournaus beeindruckendes Spielfilmdebüt Raw. Letzteres hätte es fast geschafft und ich habe beim letzten Platz mit mir ringen müssen, wie auch um Antonia Birds unterschätzten und nicht gelisteten Ravenous! Der Elefant im Raum mag sein, warum Jonathan Demmes Meisterwerk Das Schweigen der Lämmer fehlt, obwohl darin doch der menschenfressende Psychiater Hannibal Lecter eine große Rolle spielt – ganz einfach: Das Thema Kannibalismus soll in den vertretenen Filmen im Fokus stehen, bzw. der/die Haupt-Antagonist/in/en sollen dieser Neigung zentral nachgehen. Demzufolge bleibt Das Schweigen der Lämmer immer noch vor allem die Jagd auf den Frauenmörder Buffalo Bill trotz kurzem Hannibal-Dinner.

Bevor es losgeht, möchte ich Leseratten noch zwei neuere Genre-Bücher zu dem Thema ans Herz legen, die es mir zuletzt angetan haben: "The Hunger", Alma Katsus packende fiktive Aufarbeitung der Donner Party, und das ultra-explizite, gesellschaftskritische "Tender is the Flesh" (deutscher Titel: "Wie die Schweine") von der Argentinierin Agustina Bazterrica. Selbstverständlich muss ich für beide Romane vorab eine Trigger-Warnung an sanfte Gemüter aussprechen!

Jetzt aber buchstäblich ran ans Eingemachte:

5. Hotel zur Hölle (Motel Hell)

Beste Kannibalenfilme Hotel zur Hölle"It takes all kinds of critters to make Farmer Vincent’s fritters" – Wer hat behauptet, dass diese Liste komplett bierernst werden muss? Kevin Connors humorvoller Motel Hell von 1980 mag vielleicht nicht jedem etwas sagen, doch der Film gehört zweifellos zu den gutmütigsten Vertretern des Grindhouse-Kinos. Selbst der verstorbene US-Kritiker Roger Ebert hat trotz seiner Aversion gegenüber Slashern seinerzeit warme Worte für die Geschichte eines Farmer-Geschwisterpaares übergehabt, das Reisende entführt, um sie zu ihren regional berühmten Delikatessen zu verarbeiten. Yummy! Und der Kampf gegen einen Gegner mit Kettensäge und Schweinsmaske ist legendär.

4. Wir sind was wir sind (Somos lo que hay)

Beste Kannibalenfilme Wir sind was wir sindMit Jorge Michel Graus mexikanischem Vertreter kommt etwas Arthouse-Sensibilität ins Spiel. Nach dem Tod ihres Vaters muss sich eine in Armut lebende Kannibalen-Familie neu sortieren und zunächst herausfinden, wer von den beiden Söhnen nun buchstäblich das Essen auf den Tisch schaffen soll. Während der ältere Alfredo eher ruhiger Natur ist, entwickelt sich der jüngere Julian schnell zum gewalttätigen Hitzkopf. Seitdem ich den Film erstmals auf dem Fantasy Filmfest gesehen habe, ist er über die Jahre bei mir hängengeblieben und hat sich im Kopf festgebrannt. Denn natürlich ist er oberflächlich betrachtet blutiger Horror, doch steckt darunter vor allem der verzweifelte Versuch von Individuen, gegen ihre Determination anzukämpfen und der Rolle im Patriarchat zu entfliehen. Das etwas andere US-Remake von 2013 ist übrigens auch nicht übel.

3. Soylent Green

Beste Kannibalenfilme Soylent GreenHier nun der versprochene Klassiker, dessen Vorhandensein auf der Liste eigentlich einen Spoiler darstellt – nur können wir eben nicht auf jeden Rücksicht nehmen, der Richard Fleischers Schock-Dystopie seit 1973 verschlafen hat. Wie es aktueller kaum sein könnte, kommt in dem 2022 (!) angesiedelten Werk Charlton Heston als NYC-Detektiv bei einer Mordermittlung etwas Großem auf die Spur. In dieser Story ist die Welt bereits mehr von der globalen Erwärmung und Überpopulation gebeutelt als wir es heute sind. Eine Lösung, den Menschen genügend Nahrung bereitzustellen, besteht in der Herstellung einer mysteriösen Waffel namens Soylent Green. Nun, woraus könnte Soylent Green wohl bestehen, wenn es zu viele Menschen und zu wenig natürliche Lebensmittel gibt? Richard Fleischer spart sich die zynische wie raffinierte Antwort für den bitterbösen Klimax auf.

2. Blutgericht in Texas (The Texas Chain Saw Massacre)

Beste Kannibalenfilme Blutgericht in TexasEin weiterer Grindhouse-Vertreter, der im Laufe der Zeit zum Genre-Meilenstein gereift ist, folgt auf Platz 2 mit Tobe Hoopers phänomenalem Terror-Original von 1974. Gerne dem Slasherfilm zugeordnet, fallen das Kettensägenmassaker und sein ikonisches Aushängeschild Leatherface doch ziemlich aus dem Rahmen, wenn man es mit den Werken rund um Freddy, Jason oder Michael vergleicht. Die Schaudermär von einer psychotischen Sippe, welche im texanischen Hinterland Durchreisende zu Blutwurst verarbeitet, ist so dreckig, hysterisch, roh und unangenehm, dass die Erstsichtung zu einem echten Erlebnis wird. Das Finale mit einer kreischenden Marilyn Burns, die vom scheintoten Opa mit einem Schlachterhammer gequält wird, wird man nie vergessen. Entstanden ist das Werk während der Gegenbewegung zum Vietnamkrieg und implizit kann man den Konflikt der progressiven Jugend mit dem barbarischen Angriff der USA in dem Überlebenskampf der Protagonisten gegen die, nun, arg konservative Südstaaten-Familie herauslesen. Fun Fact: Dies war ein Lieblingsfilm von 2001-Meisterregisseur Stanley Kubrick!

1. Nackt und zerfleischt (Cannibal Holocaust)

Beste Kannibalenfilme Cannibal HolocaustJetzt kommt der Moment, an welchem ich mich sicherlich bei einigen Lesern komplett diskreditiere. Ja, Ruggero Deodatos berüchtigter Cannibal Holocaust gehört nicht ohne Grund zu den kontroversesten Filmen überhaupt. Als ich die VHS zum ersten Mal in die Finger bekam, ist mir von Tiersnuff-Szenen im Vorfeld nichts bekannt gewesen (es war die Prä-Internet-Zeit!) und mir kam an den betreffenden Stellen ohne Übertreibung das Essen hoch! Um das klarzustellen: Echte Gewalt für die Produktion eines Films lässt sich durch nichts rechtfertigen und solche Taten sind zur Zeit der Entstehung von Cannibal Holocaust keine Seltenheit gewesen – der Fehler ist nun schlichtweg gemacht. Selbst Deodato schämt sich inzwischen für die damaligen Entscheidungen, weshalb er nun eine Tiersnuff-freie Version für die neuen Auswertungen angefertigt hat. Diese hat es selbstverständlich weiter in sich, nämlich dann, wenn es um die Thematik dieses Artikel geht.

Inhaltlich geht es um einen Professor, der am Amazonas das Filmmaterial einer verschwundenen Doku-Crew auffinden soll und während seiner erfolgreichen Mission sowohl Kontakt mit einem Kannibalenstamm knüpfen als auch die Filmrollen aus den verzehrten Überresten der Schöpfer reißen kann. Was er bei der Sichtung des Materials im Sender miterleben muss, lässt bei ihm – und uns – am Ende des Werkes die Frage aufkommen, wer hier die wahren Wilden sind. Cannibal Holocaust zählt bekanntermaßen auch zu den Pionieren im Found-Footage-Subgenre, welches in der zweiten Hälfte extrem effektiv genutzt wird um uns hautnah auf körnigsten 16mm-Bildern unvorstellbare Gräueltaten vor Augen zu führen. Mit seiner Botschaft zur non-existenten Ethik in der Sensationspresse und der Gier von kapitalistischen Konzernen (hier in Gestalt des TV-Senders) schleicht sich Deodato nicht sanft an – er schüttelt uns, wirft uns zu Boden und tritt nach. Ein starker Film, den man aber nicht ohne Vorbehalt empfehlen kann.

Fun Fact: Nach Erstveröffentlichung hat man den Regisseur wegen Mordes vor Gericht gestellt, da ihm nicht geglaubt worden ist, dass die Kannibalismus-Szenen gestellt sind. Zum Glück konnte er sich auf die Aussagen seiner Darsteller verlassen …

So viel an dieser Stelle!

Wie ist es bei Euch – könnt Ihr etwas mit dem Kannibalenkino anfangen? Wenn ja, mit welchen Filmen?

Bones and All (2022) Kritik

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Bones and All, USA/ITA 2022 • 131 Min • Regie: Luca Guadagnino • Drehbuch: David Kajganich • Mit: Taylor Russell, Timothée Chalamet, Mark Rylance, André Holland, Michael Stuhlbarg, David Gordon Green, Jessica Harper, Chloë Sevigny • Kamera: Arseni Khachaturan • Musik: Trent Reznor & Atticus Ross • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Warner Bros. • Kinostart: 24.11.2022 • Deutsche Website

In seinem neuen Werk „Bones and All“ erzählt Luca Guadagnino mehr über unsere Gegenwart, als es das 80er-Setting zunächst vermuten lässt. Es geht um das berühmte „fressen oder gefressen werden“, das vielleicht mehr denn je diese Zeit bestimmt. Um impulsive junge Menschen, die versuchen nach ihrem Gewissen zu handeln und manchmal über ihre Fehler stolpern. Und um die Alten, die über die Jahre gieriger werden und sich mehr nehmen, als ihnen zusteht. All das formuliert der italienische Regisseur nie explizit, aber man kann es zwischen den betörenden Bildern erkennen, wenn man nicht nur schlicht dem Plot folgt und stattdessen den Film offen auf sich wirken lässt.

Bones and All (2022) Bild 1

Zu Beginn lernen wir die 18-jährige Maren (Taylor Russell) kennen, die in einem kleinen Kaff in Virginia die High School besucht. Sie erscheint zunächst wie eine ganz normale Teenagerin, die in bescheidensten Verhältnissen mit ihrem Vater (André Holland) lebt. Die Beziehung zwischen den beiden ist liebevoll, auch wenn es Maren strikt verboten ist, abends noch Freunde zu besuchen. Sie tut es selbstverständlich dennoch. Und hier zeigt sich das Mädchen dann urplötzlich von einer anderen Seite: Als sie einer Schulkameradin fast den Finger abbeisst. Maren ist ein „Eater“, eine Kannibalin – auch wenn letzterer Begriff im Film nie fällt.

Nach der Bluttat muss sich die Kleinfamilie sofort wieder auf die Flucht begeben, es ist nicht das erste Mal. Doch bald soll der Vater seine Tochter endgültig zurücklassen. Eines morgens findet Maren das neue Heim verlassen vor. Lediglich ein Umschlag mit etwas Geld, ihre Geburtsurkunde und eine Audiokassette liegen für sie auf dem Tisch. Bestürzt macht sie sich mit den Gegenständen auf den Weg quer durch die USA, um ihre auf dem Dokument aufgeführte, verschwundene Mutter zu suchen. Während ihrer Reise trifft sie ungeahnt Gleichgesinnte – und letztlich auch einen Seelenverwandten in dem rebellischen Lee (Timothée Chalamet) …

Bones and All (2022) Bild 2

„Bones and All“ funktioniert als Roadmovie, das trotz Guadagninos Arthouse-Sensibilität ganz klar im Horrorgenre verortet ist. So frei die wunderschönen Landschafts-Panoramen auch erscheinen, der Regisseur verleiht seinem Werk immer auch ein Gefühl der Unsicherheit und Bedrohung, das sehr gut zu dem Innenleben der gemeinsam einsamen Protagonisten passt. Ohne Frage sind Maren und Lee Serienmörder – beide sogar Babysitter-Mörder, wie wir irgendwann erfahren -, doch haben sie sich trotz ihres Bedarfs an Menschenfleisch unausgesprochen einem Kodex unterworfen. Vorlaute Rüpel landen vornehmlich auf der Speisekarte, fürsorgliche Eltern sind tabu. Dass dieser Vorsatz nicht immer aufgeht, wird in einer dramatischen Szene verdeutlicht.

Das Töten von Individuen wird als unter den gegebenen Umständen notwendiger Akt dargestellt – Lee fällt das Morden deutlich leichter als Maren, dennoch hadern beide mit ihrer Natur. Das Werk ist mit seiner Thematik durchaus provokant, schließlich gibt es für das Paar nur drei Möglichkeiten, mit seinem Hunger umzugehen: Das Beste aus den Umständen machen, Selbstmord oder aufgeben und – metaphorisch – selbst gefressen werden. Mit der Entscheidung zu Ersterem entwickelt sich „Bones and All“ zu einer morbide lebensbejahenden Geschichte, über der die gefährliche Elektrizität eines Gewitters liegt, an deren Ende aber womöglich auch ein Lichtblick zu erkennen ist.

Bones and All (2022) Bild 3

Die wachsende Romanze zwischen Maren und Lee wird von der Bekanntschaft anderer „Eater“ überschattet. Während eines idyllischen Lagerfeuers erzählen etwa zwei Rednecks (Michael Stuhlbarg und der Schöpfer der aktuellen „Halloween“-Trilogie, David Gordon Green, in skurrilen Rollen) von ihrer besonderen Leidenschaft: Einen Menschen komplett zu essen, mitsamt seinen Knochen – das sei der größte Genuss, der zu einer höheren Stufe führe.

Besonders hartnäckig brennt sich jedoch der alte „Eater“ Sully (Mark Rylance) im Gedächtnis ein. Der mit einer Feder am Hut auch optisch auffällige Mann drängt sich Maren bei ihrer ersten Begegnung penetrant auf, gibt ihr aber zugleich die wichtige Information mit, dass sich die besonderen Einzelgänger gegenseitig am Geruch erkennen können. Sogar auf Meilen. Oscar-Preisträger Rylance („Bridge of Spies“) legt als ziemlich unangenehme Mischung aus Forrest Gump und Ed Gein eine derart markante Performance vor, dass er sich damit glatt ein weiteres Mal bei der Academy qualifizieren könnte. Zunächst empfindet man fast etwas Mitleid mit dem vereinsamten Sonderling, bis dieser seine Trophäensammlung präsentiert und damit das bereits mulmige Gefühl verstärkt.

Bones and All (2022) Bild 4

Abgesehen von Rylances herausragender Leistung, ist „Bones and All“ ein Film mit eher subtilem Ansatz. Taylor Russell („Waves“) und Timothée Chalamet („Call Me by Your Name“, „Dune“) gelingt es, zwei noch unfertige und durch ihre Biografie gebrochene junge Protagonisten zu entwerfen, mit denen man trotz ihrer bestialischen Taten immer noch sympathisieren kann. Manche ihrer Dialoge sind trivial bis naiv (das Werk basiert auf dem gleichnamigen YA-Buch von Camille DeAngelis) und die Emotionen schießen gelegentlich über – Merkmale ihrer noch nicht abgeschlossenen Reife. Luca Guadagnino hält sich glücklicherweise vom Schmalz der Marke „Twilight“ fern, etwa wenn die Kamera ein schmachtendes Wiedersehen des Paares nur aus der Distanz einfängt. Was nicht bedeuten soll, dass der Film nicht auch zu Tränen rühren kann: Eine Gänsehaut erzeugt die Szene, in der sich Maren und Lee vor einem Sonnenuntergang näherkommen und ihre Körper zu den sanften Klängen des Nine Inch Nails-Duos Trent Reznor und Atticus Ross verschmelzen, durch ihre schonungslose Melancholie.

Anders als seine Landsmänner Ruggero Deodato („Cannibal Holocaust“) und Umberto Lenzi („Cannibal Ferox“) breitet der Regisseur die blutigen Mahlzeiten übrigens nicht immer explizit aus, sondern beschränkt sich bei den Morden und dem kannibalistischen Akt danach auf ausgewählte Gewaltspitzen. Ein softer Film ist „Bones and All“, vor allem zum Schluß hin, dennoch nicht. In Guadagninos zweiter Genrearbeit nach der „Suspiria“-Neuinterpretation von 2018, trifft sein dem europäischen Kino eines Bernardo Bertolucci Rechnung tragender Stil auf den rauen Ton von John McNaughtons „Henry: Portrait of a Serial Killer“ und die unheilvolle Romantik aus Kathryn Bigelows Vampir-Western „Near Dark“.

Bones and All (2022) Bild 5

Wie schon in „Suspiria“, in dem das geteilte Nachkriegs-Berlin wie eine Mahnung vor dem faschistischen Schrecken des im Untergrund operierenden Hexenzirkels stand, wird auch hier das zeithistorische Setting nicht bloß als Vorwand für popkulturelle Nostalgie (Songs von Joy Division und New Order sind die Ausnahme) genutzt: In Ronald Reagans erzkonservativem und die Schwachen verschlingenden Amerika scheinen die zwei jungen Außenseiter schon im Vorfeld keine Chance zu haben – dass sie es dennoch versuchen macht die Magie des Films aus.

Großes intimes Kino.


Trailer

Black Panther: Wakanda Forever (2022) Kritik

Black Panther Wakanda Forever (2022) Filmkritik

Black Panther: Wakanda Forever, USA 2022 • 161 Min • Regie: Ryan Coogler • Mit: Letitia Wright, Tenoch Huerta, Danai Gurira, Lupita Nyiong’o, Angela Bassett, Winston Duke, Martin Freeman • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 9.11.2022 • Deutsche Website

Handlung

Der König ist tot! Wakandas Herrscher und Beschützer T’Challa fällt einer unbekannten Erkrankung zum Opfer und ohne das herzförmige Kraut, das dem Black Panther seine Kräfte verleiht und von Erik "Killmonger" Stevens bei seiner Machtergreifung restlos niedergebrannt wurde, kann ihn nicht einmal die hochentwickelte Technologie seines Landes retten. T’Challas Mutter Ramonda (Angela Bassett) wird zur neuen Königin und seine hochintelligente Schwester Shuri (Letitia Wright) versinkt in Trauer und Wut und verschließt sich vor der Welt.

Bevor Thanos Chaos über die Welt gebracht und T’Challa für fünf Jahre aus der Existenz verbannt hat, hatte der frischgekrönte König angekündigt, Wakandas jahrhundertelange Abschottung zu beenden und das Wissen und die Technologien des Landes mit dem Rest der Welt zu teilen. Doch seine Politik der Offenheit hatte weitreichende Folgen. Ein Jahr nach seinem Tod sehen die Weltmächte Wakanda ohne Black Panther als geschwächtes Land und trachten nach dessen Vibranium, der Quelle des Reichtums und technologischen Fortschritts des afrikanischen Staates. Als Versuche scheitern, Wakanda das Vibranium abzuluchsen, suchen die USA anderswo nach weiteren potenziellen Vorkommen des außerirdischen Metalls – und werden auf Meeresgrund fündig. Unabsichtlich stoßen sie dabei auf das geheime Unterwasser-Königreich Talokan, regiert vom jahrhundertealten Namor (Tenoch Huerta). Er hat guten Grund, sein Volk und seine Welt vor der Außenwelt zu verbergen und Wakanda gibt er die Schuld daran, dass das Geheimnis um Talokans Existenz nun bedroht ist. Sein Ultimatum an Königin Ramonda setzt eine gefährliche Kette von Ereignissen in Gang und bringt die beiden mächtigen Nationen an den Rand des Krieges. Nichtsahnend steht im Mittelpunkt des Konflikts eine 19-jährige Erfinderin (Dominique Thorne)…

Kritik

Es beeindruckt mich immer wieder, wie vielfältig das Marvel-Universum ist. Für nahezu jeden Geschmack ist etwas dabei. Dass kunterbunte, überdrehte Filme wie Guardians of the Galaxy Teil desselben Universums sind wie verhältnismäßig bodenständige, düstere Geschichten wie "Jessica Jones" oder "The Punisher" ist erstaunlich und dennoch irgendwie natürlich. Allein mit Blick auf die letzten Monate wird der Kontrast sehr deutlich, denn nach dem regelrecht albernen Thor: Love and Thunder und der federleichten Meta-Serie "She-Hulk" kommt mit Black Panther: Wakanda Forever diesen Monat ein nüchternes Epos, das großes Actionkino und eine intime Auseinandersetzung mit Trauer und Verlust miteinander verknüpft. Wer der Gag-Paraden der letzten MCU-Beiträge überdrüssig ist und sich etwas mehr echte Gefühle und Ernsthaftigkeit wünscht, kommt beim Film auf seine Kosten, muss aber auch eine etwas ausufernde Laufzeit von 160 Minuten in Kauf nehmen.

Black Panther Wakanda Forever (2022) Filmbild 1Es ist kein Geheimnis, dass die zentralen Themen des Sequels und sein schwermütiger Ton aus einer traurigen Notwendigkeit heraus geboren wurden. Als erste Comicverfilmung, die bei den Oscars als "Bester Film" nominiert wurde, schrieb der erste Black Panther vor rund vier Jahren Geschichte. Doch Black Panther war mehr als nur eine weitere Comicverfilmung, es war ein Film, der den Geist der Zeit mitten ins Herz traf und den zumindest die US-amerikanische Gesellschaft gebraucht hat. Der Schlachtruf "Wakanda Forever" wurde sofort Teil der Popkultur, Hauptdarsteller Chadwick Boseman zum Empowerment-Symbol für die afroamerikanische Bevölkerung und Marvel hatte das potenziell größte Solo-Franchise des Studios.

Doch dann geschah das Unfassbare. Boseman starb im August 2020 an Darmkrebs. Für seine Kollegen war es ein Schock, denn er hielt seine Erkrankung bis zum bitteren Ende geheim, drehte unermüdlich zwischen Chemo-Behandlungen weiter und hoffte bis zum Schluss, das Black-Panther-Sequel machen zu können. Es sollte leider nicht sein. Die Filmwelt hat ein großes Talent verloren und das junge Franchise seinen Star. Es stand schnell fest, dass die Rolle nicht neu besetzt werden würde und so musste Regisseur und Drehbuchautor Ryan Coogler das bereits fertige Skript umschreiben. Man kann sich nur vorstellen, wie der Film mit Boseman ausgesehen hätte. Es gab schon einige Filme, die nach dem Tod ihrer jungen Hauptdarsteller erschienen sind und dadurch einen morbide faszinierenden Beigeschmack hatten wie The Dark Knight, The Crow oder Fast & Furious 7. Black Panther: Wakanda Forever ist jedoch besonders in der Hinsicht, als dass Boseman zwar in dem Film gar nicht auftritt, gerade seine Abwesenheit aber über den gesamten Film hinweg spürbar ist und für eine wehmütige, trauervolle Grundstimmung sorgt, mit der sich Wakanda Forever von anderen MCU-Filmen abhebt. Tatsächlich ist der möglicherweise humorloseste unter den bisherigen Marvel-Filmen so nüchtern, dass die wenigen eingestreuten Gags (meist bezogen auf Martin Freemans Figur Agent Ross) fast schon unpassend wirken.

Black Panther Wakanda Forever (2022) Filmbild 2Es ist nachvollziehbar, dass Marvel aus Respekt Bosemans Charakter so kurz nach seinem Tod nicht neu besetzen wollte, doch die Charisma-Lücke, die sein Fehlen im Film hinterlassen hat, kann niemand wirklich füllen. Um das zu kompensieren, wurden die Rollen des restlichen Wakanda-Casts ausgebaut, wobei auch Oscarpreisträger Daniel Kaluuya diesmal fehlt (seine Abwesenheit wird mit einem Satz erklärt). Versteht mich nicht falsch, die gesamte Besetzung ist wieder in Topform, allen voran Angela Bassett mit einer kraftvoll emotionalen Performance, die zu den besten ihrer gesamten Karriere zählt, und Winston Duke, dessen kantiger, überlebensgroßer M’Baku einfach Spaß macht. Letitia Wrights Rolle wurde am deutlichsten vergrößert und sie macht im Sequel deutlich mehr durch, emotional wie körperlich. Auch Lupita Nyong’os Rückkehr als Nakia, deren Abwesenheit während der beiden Avengers-Filme ebenfalls adressiert wird, ist sehr willkommen. Newcomerin Dominique Thorne zeigt Potenzial als Riri Williams, fungiert in dem Film jedoch vor allem als Mittel zum Zweck, um die Handlung voranzutreiben. Auf mehr Entfaltung des Charakters hoffe ich bei ihrer kommenden eigenen Disney+-Serie "Ironheart".

Black Panther Wakanda Forever (2022) Filmbild 3So gut die DarstellerInnen auch sind, niemand hat Bosemans majestätische Ausstrahlung oder körperliche Präsenz aus dem Originalfilm. Am nächsten kommt Franchise-Neuzugang Tenoch Huerta als Namor dran, einer der ältesten Marvel-Antihelden überhaupt, der in dem Film endlich sein Realdebüt feiert. Huerta wechselt als Namor mühelos zwischen einem gewitzten, charmanten, begeisterungsfähigen Herrscher und einer erbitterten, wütenden Naturgewalt, die es schafft, dass sogar seine comicgetreuen Mini-Flügel an den Fußknöcheln nicht lächerlich wirken. Die von der Vorlage abweichende Neuinterpretation des Charakters, der in den Comics über Atlantis herrscht, und seines Volks ist inspiriert von der aztekischen Kultur und verleiht ihnen exotischen und dennoch real wirkenden Flair. Auch wenn er nicht ganz die feurige Performance von Michael B. Jordans Killmonger aus dem ersten Film erreicht, gehört Namor definitiv zu den besseren und komplexeren MCU-Antagonisten.

Black Panther Wakanda Forever (2022) Filmbild 5Es steckt wieder einiges unter der Oberfläche bei Wakanda Forever. Dass die Gier der Industriewelt ausgerechnet zwei indigene Völker, die nur ihre Ruhe haben wollen, in blutigen Konflikt miteinander stürzt, anstatt dass sie sich verbünden, ist eine von Coogler mit Sicherheit beabsichtigte Spiegelung unserer realen Welt. Ging es im ersten Film noch um Verantwortung und die Bürde eines Vermächtnisses, spielen diesmal Wertvorstellungen, die Konsequenzen unserer Entscheidungen und die Fähigkeit, mit der traurigen Vergangenheit abzuschließen, um optimistisch nach vorne zu schauen, zentrale Rollen.

Wakanda Forever ist ein Film voller herausragender Einzelelemente, bis hin zu den prächtigen Setdesigns, verbesserten visuellen Effekten, einigen virtuosen Actionsequenzen und einem großartigen Soundtrack, sie kommen nie so nahtlos zu einem großen Ganzen wie beim Vorgänger. Vielleicht war es nach Bosemans Tod gar zwingend notwendig, dass der zweite Film zu einer therapeutischen Trauerbewältigung für alle Beteiligten wird, um an Ende hoffnungsvoll und versöhnt der (Franchise-)Zukunft entgegenzublicken. Realität und Fiktion verschwimmen dabei sorgen für gewisse raue Authentizität, aber auch einige Längen während der 160-minütigen Laufzeit, die das Tempo verglichen zu den letzten Marvel-Filmen erheblich drosselt. Der gemessen an der Gesamtlaufzeit verhältnismäßig kurze Auftritt des titelgebenden Black Panther (natürlich gibt es ihn wieder) verkommt dabei schon fast zur Nebensache. Es ist kein erhebender oder belebender Film, doch er hinterlässt definitiv einen nachhaltigen Eindruck. Dieser wird dann auch durch die einzige und fürs MCU recht ungewöhnlicher Abspannszene des Films zementiert, die bei vielen im Publikum für feuchte Augen sorgen wird.

Fazit

Aus einer denkbar ungünstigen, tragischen Situation heraus hat Regisseur und Autor Ryan Coogler mit Black Panther: Wakanda Forever einen würdevollen, einfühlsamen und sentimentalen Tribut an den verstorbenen Chadwick Boseman erschaffen, wenn auch keinen Meilenstein im MCU-Katalog wie sein Vorgänger. Die ausschweifende Laufzeit ist spürbar und es fehlt eine wirklich interessante, charismatische Hauptfigur, dafür bekommt die Nebenbesetzung mehr Gelegenheiten zum Glänzen.

Trailer

Barbarian (2022) Kritik

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Barbarian Filmkritik Slider

Barbarian, USA 2022 • 102 Min • Regie & Drehbuch: Zach Cregger • Mit: Georgina Campbell, Bill Skarsgård, Justin Long, Richard Brake, Matthew Patrick Davis, Jaymes Butler • Kamera: Zach Kuperstein • Musik: Anna Drubich • FSK: n.n.b. • Verleih: Disney+ • Deutscher Streamingstart: 28.12.2022 • Website

In Zach Creggers Horror-Überraschungshit „Barbarian“ soll der erste Eindruck täuschen: Die junge Tess (Georgina Campbell) trifft in einer regnerischen Nacht vor einem Detroiter Airbnb ein. Zunächst ist kein Hausschlüssel in dem Schließfach. Und dann wäre da noch die Tatsache, dass sich bereits ein Mann in dem kleinen Vorort-Häuschen befindet, der verdächtig dem Killerclown Pennywise aus der Stephen-King-Adaption „Es“ ähnelt …

Barbarian (2022) Bild 1

Selbstverständlich hat der Regisseur und Drehbuchautor den Newcomer Bill Skarsgård nicht zufällig für die Rolle des freundlichen aber etwas zu zuvorkommenden Unbekannten Keith ausgewählt – es ist ein Trick, den Suspense-Meister Alfred Hitchcock bereits in seinem Genre-Klassiker „Psycho“ angewandt hat, nur eben in quasi umgedrehter Absicht. Während Anthony Perkins als höflich-unscheinbarer Motel-Besitzer Norman Bates die Zuschauer mit seinem jungenhaften Anlitz eingelullt und sich erst im berühmten Schockmoment als mordender Transvestit entpuppt hat, besitzt Skarsgård zwar einerseits eine physische Attraktivität, aber anderseits auch die Reputation aus seiner unheimlichen Vor-Rolle.

Pennywises Aura umgibt Keith – doch nicht nur deshalb misstrauen wir, wie auch Tess, dem charmanten Gentleman. Wie bald geklärt wird, haben beide Protagonisten das Haus tatsächlich für die selbe Nacht über unterschiedliche Anbieter gebucht und Keiths Anwesenheit ist legitim. Doch es sind dessen vermeintlich gut gemeinten, aber in der unangenehmen Situation durchaus creepy anmutenden Andeutungen, die Tess zusätzlich stutzig machen. Die Bemerkung etwa, dass er eine Flasche Wein erst vor ihren Augen öffnen wolle, damit sie nicht denkt, er würde K.o.-Tropfen hineingeben. Der Beginn des Films wimmelt von Red Flags, wegen welchen wir Tess zunächst zurufen wollen: Hau bloß da ab!

Tatsächlich präsentiert sich „Barbarian“ als Horrorwerk auf der Höhe einer Zeit, in der Themen wie Machtmißbrauch und sexuelle Übergriffigkeit durch den Hashtag #MeToo ins Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit gerückt sind. Doch Zach Creggers Grusel-Patriarchat soll sich ganz anders entwickeln, als wir es anhand des ersten Drittels vermuten. Es ist zunächst nur die Fassade des unscheinbaren Hauses in einer ganz und gar nicht unscheinbaren Nachbarschaft – in den modrigen Keller und das Gewölbe seiner Story dringt der Regisseur nach zwei abrupten Sprüngen stetig weiter vor, bis wir uns zivilisatorisch nicht mehr im modernen Amerika, sondern in einer Steinzeit-Höhle wiederfinden.

Barbarian (2022) Bild 2

Neben dem möglicherweise fatalen Aufeinandertreffen von Tess und Keith, lernen wir in einem anderen Handlungsstrang außerdem den erfolgreichen Hollywood-Regisseur AJ (Justin Long) kennen, der an einem sonnigen Tag erfahren muss, dass ihn eine Darstellerin öffentlich der Vergewaltigung bezichtigt hat und damit seine Karriere am seidenen Faden hängt. Zwar beteuert AJ nachdrücklich seine Unschuld, doch wie schon Keith betrachten wir auch ihn zunächst mit Argwohn – oder: Mit Harvey Weinstein im Hinterkopf.

Wie die Geschichten von Tess, Keith, AJ und einem weiteren Charakter letztlich verwoben sind, soll an dieser Stelle allerdings nicht verraten werden. Strukturell erinnert „Barbarian" dabei an Pascal Laugiers kontroversen Schocker „Martyrs“, der ebenfalls mit ungeahnten Wendungen einer Abwärtsspirale des Grauens folgte. Mit einem Mini-Budget und limitiertem Cast, aber außerordentlich clever ausgearbeitetem und hintergründigem Skript, ist dem aus dem Comedy-Umfeld stammenden Cregger („The Whitest Kids U’Know“) hier eine extrem effektive Genrearbeit gelungen, die dank der präzisen schauspielerischen Leistungen, der atmosphärischen Inszenierung und dem gekonnten Jonglieren mit Schrecken und Humor zum besten gehört, was der Horror anno 2022 hervorgebracht hat.

„Barbarian“ verpackt seinen Subtext übrigens nicht bemüht „elevated“, sondern in Form eines grotesken und vereinzelt recht blutigen Mainstream-Schockers. Dieser mag am Ende den Horror nicht neu erfinden, aber mit u.a. Takashi Miikes bissigem „Audition“, Wes Cravens sozialkritischem „Das Haus der Vergessenen“ oder Fede Alvarez' klaustrophobischem „Don’t Breathe“ steht der Film in Nachbarschaft einiger hochkarätiger Referenzwerke. Dass im Verlauf die eine oder andere Logikfrage aufkommt und auch mal genretypisch Gesetze der Physik missachtet werden, ist absolut zu verzeihen.

Barbarian (2022) Bild 3

Wer „Barbarian“ gern auf der großen Leinwand erleben möchte, muss übrigens leider in ein Nachbarland wie die Niederlande ausweichen – hier wird der Film im Dezember ausschließlich über Disney+ zu sehen sein. Das ist ziemlich schade.


Trailer

 

Die Schule der magischen Tiere 2: Großes Gewinnspiel zum Kinostart

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Die Schule der magischen Tiere 2 Gewinnspiel

Emilia Maier in Die Schule der magischen Tiere 2 © 2022 Leonine

Es gibt ein neues großes Familienfilm-Franchise in Deutschland. Mit mehr als 1,7 Millionen Zuschauern wurde Die Schule der magischen Tiere letztes Jahr zum größten deutschen Kinohit seit Beginn der Pandemie. Der Erfolg kommt nicht aus dem Nichts, denn die Geschichte der Schule, in der magische, sprechende Tiere zu den besten Freunden von jeweils einem Kind werden, basiert auf der Kinderbuchreihe von Margit Auer, die sich mehr als 8 Millionen Mal verkauft hat und in 26 Sprachen übersetzt wurde. Rund ein Jahr nach dem Start der Verfilmung läuft sie tatsächlich an den Wochenenden noch in einigen Kinos in meiner Nähe und lockt neue ZuschauerInnen an. Dabei steht der zweite Teil bereits in den Startlöchern und wird am 29. September in die deutschen Kinos kommen. Dieser verspricht noch größere Abenteuer für die Kinder und ihre Tiergefährten und einen noch größeren Kassenerfolg für den Verleih und die Kinobetreiber.

Zum Kinostart von Die Schule der magischen Tiere 2 verlosen wir zwei Fanpakete zum Film, die jeweils zwei bundesweit einsetzbare Kinofreikarten, ein Hörspiel zum Film, die DVD des ersten Teils und ein Set Temporary Tattoos enthalten. Unter den Abbildungen der Preise findet Ihr auch die Gewinnspielfrage die Ihr beantworten müsst, um an der Verlosung teilzunehmen:

Die Schule der magischen Tiere 2 Gewinnspiel DVD Die Schule der magischen Tiere 2 Gewinnspiel Hörspiel Die Schule der magischen Tiere 2 Gewinnspiel Aufklebe-Tattoos

Um am Gewinnspiel teilzunehmen, beantwortet einfach nachstehende Frage und hinterlegt bitte zwecks Zusendung der Gewinne eure Kontaktdaten. Eure Daten werden selbstverständlich streng vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Viel Glück!

Wer heißt die Schildkröte in Die Schule der magischen Tiere?

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Einsendeschluss ist am Mittwoch, den 12. Oktober 2022.

Teilnahmeberechtigt sind nur volljährige Personen mit Wohnsitz in Deutschland. Es ist nur eine Teilnahme pro Person möglich. Unvollständige Bewerbungen können leider nicht berücksichtigt werden. Die Mitarbeiter von FILMFUTTER sind von der Verlosung ausgeschlossen.

Die Schule der magischen Tiere 2 Gewinnspiel Poster

Viel Glück!

"Auf der Wintersteinschule stehen die Feierlichkeiten zum 250. Schuljubiläum an. Dafür soll die Klasse von Miss Cornfield (Nadja Uhl) ein Musical über den Schulgründer einstudieren. Für Regisseurin Ida (Emilia Maier) wird schon das Casting eine Herausforderung, weil Oberzicke Helene (Emilia Pieske) einfach die Hauptrolle an sich reißt. Dabei ist das wahre Gesangstalent die schüchterne Anna-Lena (Lilith Johna), die sich niemals trauen würde, ins Rampenlicht zu treten! Stattdessen tut sie alles, um ihre Freundschaft mit Helene nicht zu gefährden. Erst durch ihr magisches Tier, Chamäleon Caspar (Stimme Rick Kavanian), kann sie über ihren Schatten springen. Ob Anna-Lena will oder nicht: Sie muss gegen Helene antreten! Auch Ida liegt mächtig mit Helene über Kreuz und das hat nicht nur mit dem Theaterstück zu tun, sondern auch mit Jo (Loris Sichrovsky), den Helene mit allen Tricks für sich zu gewinnen sucht. Jos magisches Tier, der forsche Pinguin Juri (Stimme Axel Stein), stürzt mit seiner „Unterstützung“ das Trio komplett ins Chaos. Als schließlich das gesamte Schuljubiläum ins Wasser fallen soll, weil auch noch seltsame Löcher auf dem Schulhof auftauchen, müssen die Kinder und ihre Tiere endlich lernen, worauf es in der magischen Gemeinschaft ankommt: Teamwork!"

Bilder und Videomaterial © 2022 Leonine

Thor: Love and Thunder (2022) Kritik

Thor Love and Thunder Filmkritik

Thor: Love and Thunder, USA 2022 • 119 Min • Regie: Taika Waititi • Mit: Chris Hemsworth, Natalie Portman, Christian Bale, Tessa Thompson, Taika Waititi, Russell Crowe, Chris Pratt, Karen Gillan, Pom Klementieff, Dave Bautista • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 6.07.2022 • Deutsche Website

Handlung

Donnergott Thor Odinson (Chris Hemsworth) hat alles verloren: seine Eltern, seinen Bruder, seine große Liebe, seine Heimat und sogar seinen stählernen Adoniskörper. Immerhin letzteren hat er nach einem rigorosen Workout wiederhergestellt. Nach dem Sieg über Thanos hält Thor nichts mehr auf der Erde und auf der Suche nach seinem Platz auf dieser Welt schließt er sich gemeinsam mit seinem neuen Kumpel Korg (Taika Waititi) den Asgardians Guardians of the Galaxy an, um mit ihnen Abenteuer im Weltall zu bestreiten und anderen Völkern in Not zu helfen. Leider liegt ihm Teamwork auch nach Jahren bei den Avengers nicht und so trennen sich ihre Wege, als Thor den Hilferuf seiner ehemaligen Kampfgefährtin Lady Sif (Jaimie Alexander) vernimmt.

Er findet sie schwerverletzt neben der riesigen Leiche eines ermordeten Gottes (in einer Szene, die haargenau den Comic-Panels entnommen wurde). Von Sif erfährt Thor, dass ein skrupelloser Schurke namens Gorr (Christian Bale), bewaffnet mit dem mythischen Nekroschwert, eine blutige Fehde gegen alle Götter des Universums führt und sein nächstes Ziel New Asgard ist, das in Thors Abwesenheit zu einem Touristenparadies wurde. Thor kehrt gerade noch rechtzeitig auf die Erde zurück, um sich im Kampf Gorr und seinen Schattenmonstern zu stellen. Dabei erlebt er den Schock seines Lebens, als er auf dem Schlachtfeld seiner Ex-Freundin Jane Foster (Natalie Portman) begegnet, die als The Mighty Thor aus unerklärlichen Gründen seinen alten und eigentlich zertrümmerten Hammer Mjölnir schwingt und ähnliche Kräfte besitzt wie er selbst. Doch für Beziehungstalk gibt es erst einmal keine Zeit. Zusammen mit Valkyrie (Tessa Thompson) können Thor und Jane Gorr knapp abwehren, aber nicht bevor er asgardische Kinder entführt. Das Trio nimmt gemeinsam mit Korg die Verfolgung auf und erfährt von Gorrs wahrem Ziel, das die Existenz aller Götter im Universum bedroht.

Kritik

Avengers: Endgame war in vielerlei Hinsicht das Ende einer Ära im Marvel Cinematic Universe. Nicht nur brachte uns der Film den Abschluss der Infinity Saga und den finalen Triumph gegen Thanos, der jahrelang als zentraler Antagonist des MCU vorbereitet wurde, der Film führte auch die Charakterbögen von zwei der sechs Original-Avengers konsequent und befriedigend zu Ende. Robert Downey Jr. wandelte sich als Tony Stark/Iron Man vom einst gewissenslosen Waffenhersteller und egozentrischen Playboy zum Familienmenschen, der am Ende das ultimative selbstlose Opfer bringt, während Captain America Steve Rogers (Chris Evans) nach vielen Umwegen endlich mit seiner großen Liebe wiedervereint wird und den versprochenen Tanz einlöst. Auch wenn viele Fans die beiden Helden sicher vermissen, war die Auflösung ihrer jeweiligen Geschichten so zufriedenstellend, dass jeder weitere Auftritt der Darsteller in den Rollen die emotionale Kraft des bittersüßen Abschieds mindern würde.

Thor Love and Thunder (2022) Filmbild 1Während Iron Man und Captain America drei Solo-Auftritte im Kino gebraucht haben, um am Ziel ihrer Entwicklung anzukommen, Scarlett Johansson erst nach dem Tod ihrer Figur endlich einen Black-Widow-Film als Prequel erhalten hat und sowohl Hulk als auch Hawkeye zu den Serien wechseln, schreibt ihr asgardischer Mitstreiter Thor jetzt Geschichte als erster MCU-Held, der einen vierten eigenen Film bekommt. Dieser ist auch wohlverdient, denn Thors Sinnkrise war am Ende von Endgame noch nicht überwunden und seine Geschichte noch lange nicht abgeschlossen. Nachdem Taika Waititi mit Thor – Tag der Entscheidung den Titelhelden komplett demontiert und frischen Wind ins Franchise gebracht hat, das nach dem zweiten Teil schon etwas ächzte, bleibt der oscarprämierte neuseeländische Regisseur und diesmal auch Co-Autor mit Thor: Love and Thunder seiner Linie treu und folgt Thor durch die Midlife-Crisis, an dessen Ende er ein anderer Mensch, äh, Gott ist.

Tag der Entscheidung ist vermutlich der polarisierendste unter allen MCU-Filmen. Während sich Kritiker mit Lobeshymnen überschlugen und reguläre Kinogänger die Leichtigkeit und Absurdität des Films genossen, empfanden viele eingefleischte Thor- und Marvel-Fans die etwas alberne Darstellung ihres Helden als Affront. Zu naiv und dümmlich, nicht genug Badass-Coolness, zu viel Humor und zu wenig Ernsthaftigkeit waren häufig vorgebrachte Vorwürfe. Tja, wer mit Waititis respektlosem Humor, sprudelnder Kreativität und unaufhaltsamer Over-the-Top-Energie des Vorgängers wenig anfangen konnte, wird auch mit Love and Thunder nicht glücklich werden. Alle anderen dürfen sich auf eine stilistisch wie inhaltlich sehr stimmige Fortsetzung freuen, in der sich durchgeknallte Einfälle und Schenkelklopfer mit packender Action – häufig zu den Hits der Guns N' Roses – atemberaubenden Effekten und leiseren Augenblicken von Selbstreflexion abwechseln.

Thor Love and Thunder (2022) Filmbild 2Zugegeben, Waititis hochenergische Inszenierung mit ihren unbestrittenen Albernheiten, von denen manche mehr (schreiende Ziegen!) und andere weniger (Sturmbrechers Eifersucht auf Mjönir) funktionieren, wirkt nicht mehr ganz so überraschend und neu wie beim ersten Mal. Es wäre wohl auch zu viel, das zu erwarten. Dafür hat Love and Thunder einen etwas ernsteren und vor allem emotionaleren Unterbau als der dritte Thor-Film, ohne Waititis typische Markenzeichen dabei einzubüßen. Es wäre nämlich trotz seiner irrwitzigen und abgedrehten Ideen ein Trugschluss zu glauben, Waititi würde seine Figuren, ihre Gefühle und Probleme nicht ernst nehmen. Wie er es u. a. bei seinem oscarprämierten Geniestreich Jojo Rabbit gezeigt hat, ist der Filmemacher ein Meister darin, sehr ernste und tragische Themen unter einem humorvollen Gewand zu verbergen.

In Thor: Love and Thunder ist es neben Thors Selbstfindung auch die Geschichte seiner Ex-Freundin Dr. Jane Foster, gespielt von Franchise-Rückkehrerin Natalie Portman. Nachdem Portman die Rolle zuletzt sichtlich desinteressiert in Thor – The Dark Kingdom vor neun Jahren verkörpert hat, in dem sie sich abermals von ihrem übermächtigen Freund retten lassen musste, wird Love and Thunder dem dramatischen wie komödiantischen Talent der Oscarpreisträgerin endlich gerecht, indem der Film die Storyline aus den Comics adaptiert, in der die krebskranke Jane den Hammer Mjölnir selbst aufnimmt und als The Mighty Thor – und nicht Lady Thor, wie Jane in einer Szene des Films sehr eindeutig auf den Punkt bringt! – selbst auf dem Schlachtfeld kämpft. Das hat aber seinen Preis, denn jedes Mal, wenn sie zu Mjölnir greift, machen ihre neu gewonnenen Superkräfte ihre Krebsbehandlung zunichte.

Thor Love and Thunder (2022) Filmbild 3Portman, die im Fitnessstudio fleißig Gewichte stemmte, um als The Mighty Thor eine gute Figur zu machen, hat sichtlich Spaß an der Rolle und diesen werden auch die Zuschauer an ihrer Performance mehr denn je haben. Es ist leicht nachvollziehbar, wie Waititis es geschafft hat, sie zum Franchise zurückzulocken, nachdem sie diesem desillusioniert den Rücken gekehrt hatte. Jane ist endlich nicht auf die Rolle des Love Interests oder der "Jungfrau in Nöten" reduziert, sondern darf auch kämpfen, alberne Sprüche klopfen und Witze reißen, um ihre eigentlich schlimme Situation zu verbergen. Nachdem das Offscreen-Ende von Thors und Janes Beziehung zuvor mit einem Satz lieblos abgehandelt wurde, wird es in Love and Thunder mit Flashbacks gebührend aufgearbeitet und so wird eine erzählerische Lücke im Franchise endlich zufriedenstellend gefüllt.

Als Powerfrauen-Duo hat sie mit Tessa Thompsons Valkyrie (wieder ultracool) außerdem sogar noch bessere Chemie als mit Hemsworth. Krebs ist natürlich ein sehr ernstes Thema, das auf den ersten Blick vielleicht nicht zu Waititis hellem Wahnsinn passt, in dem Film aber nicht zu kurz kommt und mit jedem nötigen Respekt und Sensibilität behandelt wird.

Thor Love and Thunder (2022) Filmbild 4Das gilt auch für Christian Bales Figur Gorr der Götterschlächter. Die besten Bösewichte sind häufig diejenigen, deren Motivation man nachvollziehen und mit denen man sogar mitfühlen kann. Deswegen gehören Michael B. Jordans Kilmonger, Daniel Brühls Zemo und sogar Josh Brolins Thanos zu den interessantesten Schurken des MCU und nach Love and Thunder wird Gorr seinen Platz an ihrer Seite einnehmen. Waititi verschwendet keine Zeit, den neuen Bösewicht einzuführen und seine Beweggründe zu verdeutlichen. In der allerersten Szene des Films, die als Cold Open noch vor dem Marvel-Logo zu sehen ist, erfahren die Zuschauer, weshalb Gorr einen Groll gegen alle Götter hegt und man kann es ihm schwer verübeln. Seine Antipathie findet in einer späteren Szene weitere Berechtigung, als Götteranführer Zeus, wundervoll theatralisch gespielt von Russell Crowe, die Selbstsucht der Götter und die Gleichgültigkeit gegenüber dem Leid der anderen unberührt zur Schau stellt.

Thor Love and Thunder (2022) Filmbild 5Gorr ist verbittert, wütend und hasserfüllt, und Bale spielt die Rolle mit vollster Hingabe, die man vom wandlungsfähigen Method Actor erwarten würde. Er macht keine halben Sachen, ob er nun Batman verkörpert oder einen intergalaktischen Bösewicht, der wie eine Kreuzung aus Onkel Fester, Voldemort und dem Tod aus Bill & Ted aussieht. Sein ausgezehrter, sehniger, mit Narben übersäter Körper zeugt von den Spuren, die der Besitz des Nekroschwerts auf ihm hinterlassen hat. Die Waffe vergiftet seine Seele und seinen Körper, sodass er bei seinem Kreuzzug gegen die Götter ohne Rücksicht auf Kollateralschäden vorgeht und mit seinen Opfern gerne sadistische Spielchen treibt. Dabei ergibt sich eine interessante Parallele zu Janes Nutzung des Mjölnir, denn beide magische Waffen verleihen ihren Trägern Superkräfte, während sie sie langsam auch zugrunde richten. Große Macht fordert ihren Tribut.

Gorrs Kräfte, die es ihm ermöglichen, unheimliche Monster aus Schatten zu erschaffen und die nahezu schwarzweiße Schattenwelt, in die er Asgards Kinder entführt, gehören zu den visuellen Highlights des Films und stehen im starken Kontrast zu ansonsten sehr bunten Welten, die Waititi auf der Leinwand entwirft.

Thor Love and Thunder (2022) Filmbild 6Last, but not least ist Thor: Love and Thunder aber natürlich auch die Fortsetzung von Thors Reise zur Selbsterkenntnis, wobei sich seine ersten Szenen in dem Film, in denen er sich neben den Guardians übermütig, unbedacht und ohne Rücksicht auf Verluste in den Kampf stürzt, fast schon wie ein Rückschritt für den Charakter anfühlen. Doch Thor Wiedersehen mit seiner Ex, die Konfrontation mit seinen schlummernden Gefühlen, die Angst, sie wieder zu verlieren und die augenöffnende Begegnung mit Zeus und den anderen Göttern lassen Thor weiter wachsen und reifen. Hemsworth hat die selbstironische, gänzlich uneitle Darstellung des Charakters inzwischen perfektioniert und man merkt, dass er den Part seit Tag der Entscheidung mit mehr Elan und Freude spielt.

Thor Love and Thunder (2022) Filmbild 7Waititi packt viel, vielleicht sogar zu viel, in die nach Blockbuster- und Marvel-Maßstäben sehr knackige 119-minütige Laufzeit des Films, schafft es aber dennoch, zwischen den atemlosen Action- und Humorsequenzen Atempausen für seine Hauptfiguren und ihre Entwicklung zu finden. Das gelingt, indem er den Fokus ganz auf die Charaktere der Thor-Reihe hält, ohne jegliche Multiversum-Spielereien oder besondere Anknüpfungen an das erweitere Marvel-Kino- und Serienuniversums, abgesehen von den Gastauftritten der Guardians im ersten Akt. Im Gegensatz zu seinem MCU-Vorgänger Doctor Strange in the Multiverse of Madness, dessen Genuss essentiell von der Vertrautheit mit der Disney+-Serie "WandaVision" abhängt, setzt Thor: Love and Thunder lediglich Kenntnisse der bisherigen Thor-Filme voraus und sogar diese werden von Korg, im Original wieder großartig von Waititi selbst gesprochen, clever rekapituliert. Es ist erfrischend zu sehen, dass sogar in einem so komplexen und verwobenen Universum wie dem MCU ein Franchise auch mit seinem vierten Film weitgehend separat und ohne Ballast existieren kann.

Love and Thunder ist vermutlich immer noch nicht das letzte Kapitel von Thors Weg im Marvel-Universum, doch bis zum Ende des Films macht er den bis dato größten Sprung in seiner Weiterentwicklung. Sollte es entgegen den Erwartungen der letzte Thor-Film werden, wäre es tatsächlich auch ein befriedigender Abschluss, doch eine Abspannszene deutet darauf hin, dass wir noch mehr vom Space Wikinger zu sehen bekommen werden. Man darf gespannt sein, was Marvel und hoffentlich wieder Waititi für ihn noch im Sinn haben.

Fazit

Wer Thor – Tag der Entscheidung mochte, wird bei Thor: Love and Thunder voll auf seine Kosten kommen. Der vierte Alleingang des Donnergottes knüpft tonal nahtlos an seinen Vorgänger an und lässt Taika Waititis bewährtem Wahnsinn freien Lauf, ohne jedoch die ernsten Themen und Probleme seiner Figuren zu vernachlässigen. Während die schrägen Einwürfe Waititis nicht mehr ganz so frisch wirken wie beim ersten Mal, punktet der Film mit einem emotional dichteren Kern. Natalie Portman feiert eine fulminante Rückkehr zum Franchise und kann als taffe Kämpferin, die aus ihren neu gewonnenen Superkräften und abgedroschenen One-Linern eine Schutzmauer um ihre Gefühle für Thor und ihre tragische Situation aufbaut, endlich ihr gesamtes Potenzial ausschöpfen. Ein weiteres Highlight ist Christian Bale, dessen facettenreiche, intensive, schmerzvolle und stellenweise furchteinflößende Performance ihn unter die besten Schurken des MCU hebt. Anfangs überschattet von diesen beiden schauspielerischen Kraftpaketen, findet in der zweiten Filmhälfte auch Chris Hemsworth als Thor seinen Stand und führt die Entwicklung seines Charakters konsequent fort.

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Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022) Kritik

Doctor Strange in the Multiverse of Madness Kritik

Doctor Strange in the Multiverse of Madness, USA 2022 • 126 Min • Regie: Sam Raimi • Mit: Benedict Cumberbatch, Elizabeth Olsen, Xochitl Gomez, Benedict Wong, Rachel McAdams, Chiwetel Ejiofor • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 4.05.2022 • Deutsche Website

Handlung

Keine Verschnaufpause für Doctor Strange (Benedict Cumberbatch): Nachdem er kürzlich die durch seinen Leichtsinn mitverursachten Risse im Multiversum mit knapper Not flicken konnte, wartet nun der nächste Schicksalsschlag auf den ehemaligen Obersten Zauberer. Als geladener Hochzeitsgast muss er dabei zusehen, wie seine große Liebe Christine Palmer (Rachel McAdams) von einem anderen Mann vor den Altar geführt wird, während sein früherer Rivale Nicodemus West (Michael Stuhlbarg), der während des Blips seinen Bruder verloren hat, nichts als Verachtung für ihn übrig hat. Eine willkommene Ausflucht bietet sich an, als ein riesiges, einäugiges Tenktakelmonster durch die Straßen Manhattans wütet, sodass Strange mit seinem magischen Umhang davonfliegt, um es gemeinsam mit Wong (Benedict Wong) zu bekämpfen. Zu ihrer großen Überraschung stellen sie fest, dass das Monster hinter einem jugendlichen Mädchen namens America Chavez (Xochitl Gomez) her ist, das Strange bereits in seinen (Alb)träumen gesehen hat. Sie staunen auch nicht schlecht, als America ihnen offenbart, dass sie aus einem anderen Universum stammt und die Macht besitzt, durch das Multiversum zu reisen, diese jedoch nicht kontrollieren kann. Ein interdimensionaler Dämon hat es auf auf diese Superkraft abgesehen und sollte er sie erlangen, stünde das gesamte Multiversum (mal wieder) vor dem Untergang.

Um America zu beschützen, lässt Strange sie nach Kamar-Taj bringen, das Refugium für Zauberer und Zauberlehrlinge in Nepal. Für zusätzliche Unterstützung wendet er sich an seine ehemalige Mitstreiterin Wanda Maximoff (Elizabeth Olsen), die über enorme magische Kräfte verfügt, nach dem traumatischen Kampf gegen Thanos jedoch zurückgezogen lebt. Damit setzt er eine Kette von Ereignissen in Gang, die America, Wanda und ihn auf einen wilden Trip durch das Multiversum katapultieren, von dem es möglicherweise kein Zurück mehr gibt.

Kritik

"Bist du glücklich?" wird Stephen Strange in einer frühen Szene seines zweiten Solo-Abenteuers Doctor Strange in the Multiverse of Madness von seiner Ex-Freundin Christine bei ihrer Hochzeitsfeier gefragt. Er lügt und bejaht die Frage, die sich im Laufe des Films noch mehrfach wiederholt und zum übergreifenden Thema für seine Charaktere wird. Wie jeder Spider-Man-Fan weiß, folgt aus großer Kraft große Verantwortung. Für viele Helden des Marvel Cinematic Universe geht diese auch mit großen Opfern einher. Wie hoch der Preis dieses aufopferungsvollen Lebens ist, zeigte zuletzt Spider-Man: No Way Home, in dem alle drei Versionen von Peter Parker durch persönliche Verluste gezeichnet waren. Am Ende musste Tom Hollands Peter abermals ein Opfer bringen und seine große Liebe MJ aufgeben, um die Welt zu retten.

Hält das Superheldenleben, für das sie sich entschieden haben oder zu dem das Schicksal sie bestimmt hat, persönliches Glück auf lange Sicht überhaupt bereit? Und wenn man für das Allgemeinwohl immer wieder zurückstecken muss, wie lange dauert es, bis man der Versuchung erliegt, die enormen Kräfte, die einem innewohnen, dafür einzusetzen, um sein eigenes Glück zu finden – oder zu erzwingen? Schließlich sind auch Superhelden (mehr oder weniger) nur Menschen. Regisseur Sam Raimi und Drehbuchautor Michael Waldron schicken Stephen und Wanda in ihrem Film auf eine multiversale Reise, an deren Ende sie vielleicht immer noch keine genauen Antworten auf diese Fragen haben, aber um einige Erkenntnisse reicher sind.

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022) Filmbild 1Unterwegs bekommt Raimi, der seit neun Jahren keinen Film mehr inszeniert hat, die Gelegenheit, sich richtig auszutoben. Mit seinen ersten beiden Spider-Man-Filmen hat er zwei der besten Comicbuchverfilmungen überhaupt erschaffen. Diesen Rang läuft Doctor Strange in the Multiverse of Madness ihnen nicht ab, bietet Raimi aber mit Hexen, Dämonen, Zauberern und sogar einem waschechten Untoten die perfekte Vorlage, seine Markenzeichen und stilistischen Kunstgriffe als Horrorregisseur richtig auszukosten. Nein, In the Multiverse of Madness ist nicht Marvels erster Horrorfilm, wie einige besonders reißerische Schlagzeilen einen im Vorfeld vielleicht glauben ließen, doch er ist definitiv eine Spur unheimlicher, abgefahrener, böser und brutaler als man es von den MCU-Kinofilmen gewohnt ist.

Natürlich bewegt sich Raimi dabei innerhalb des von Disney diktierten Rahmens für einen massenkompatiblen PG-13-Blockbuster, zeigt jedoch auch, wie viel darin möglich ist. Es ist kein Film für die jüngsten Avengers-Fans, denn wir sprechen hier von gebrochenen Schädeln, herausgerissenen Augen, zweigeteilten oder auf Gitterstäben aufgespießten Menschen, verdrehten Körpern, die Spiegeln entsteigen – nicht unähnlich Samara in der berüchtigten Fernseherszene aus Ring  -und einem halbverwesten Zombie in einer Schlüsselszene des Films. Dabei werden nicht nur immer wieder Erinnerungen an Raimis ikonische Evil-Dead-Trilogie (nicht nur wegen des obligatorischen, großartigen Bruce-Campbell-Cameos) wach, sondern noch mehr an seinen unterschätzten, schwarzhumorigen Drag Me to Hell, mit dem er vor 13 Jahren einen beinahe perfekten PG-13-Horrorfilm abgeliefert hat.

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022) Filmbild 2Dass in einer gut geölten, hochgradig durchstrukturierten Maschine wie dem Marvel Cinematic Universe Filmemacher wie James Gunn, Ryan Coogler und nun Sam Raimi dennoch die Gelegenheit bekommen, ihren Vorlieben freien Lauf zu lassen, ist höchst bemerkenswert. Zugleich ist es auch ein Zeugnis dafür, wie "kugelsicher" und souverän geführt das Universum ist, in dem solche stilistischen Ausbrüche dennoch zu einem großen Ganzen verschmelzen.

Raimis Einflüsse sind hier so stark, dass sie manchmal die anderen Stärken (und Schwächen) des Films überschatten. Zu den letzteren gehört ein etwas holpriges Drehbuch von Michael Waldron, der in der "Loki"-Serie das Multiversum-Konzept ins MCU eingeführt hat, sich hier aber fast schon zurückhalten muss. Es ist zwar kaum die Schuld des Films, dass er nur eine Woche nach dem phänomenalen, bahnbrechenden Multiversum-Abenteuer Everyhing Everywhere All at Once in unseren Kinos startet, doch um einen Vergleich kommt er nicht herum. Gegen den Indie-Film mit Michelle Yeoh, der Absurdität zur höchsten Kunstform erhebt, wirkt In the Multiverse of Madness geradezu gemäßigt, zahm und wird dem letzten Wort seines Filmtitels höchstens in einer kurzen Montage, in der Strange und America durch verschiedene Universen hindurchfallen, gerecht.

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022) Filmbild 3Das lässt sich jedoch leicht verschmerzen, denn im Kontext des MCU macht der Film dennoch neue Türen auf und zeigt abermals, dass Doctor Strange das visuell beeindruckendste unter allen Solo-Franchises des Filmuniversums ist. Wer auf CGI-Spektakel allergisch reagiert, wird auch hier sicherlich die Nase rümpfen, doch die digitalen Effekte sind wieder einmal – mit einigen wenigen Ausnahmen – herausragend. Das stets hohe Tempo des Films, der nie auf die Bremse drückt und mit knapp über zwei Stunden Laufzeit nach modernen Blockbuster-Maßstäben schon kurz und knackig daherkommt, sorgt auf dafür, dass man über manche Ungereimtheiten oder verpasste Gelegenheiten hinwegsehen kann.

Benedict Cumberbatch trägt die Rolle des arroganten Zauberers inzwischen wie eine zweite Haut. Obwohl es erst sein zweiter Alleingang als Doctor Strange ist, spielte er den Part auch in vier der letzten elf MCU-Filmen. Es ist leider ein Versäumnis des neuen Films, dass er die unterschiedlichen Versionen des Charakters aus anderen Universen lediglich nur wenige Minuten lang spielen darf. Newcomerin Xochitl Gomez zeigt Potenzial als fesche, aber von Schuldgefühlen geplagte America, kommt jedoch im Mittelteil des Films viel zu kurz. Benedict Wong hat immer noch ein tolles Zusammenspiel mit Cumberbatch, auch wenn er trotz Wongs Rang als Oberster Zauberer immer noch wie ein Sidekick des Titelhelden wirkt. Rachel McAdams, die im ersten Film so sehr verschwendet wurde, dass ich mich buchstäblich an keine einzige Szene mit ihr erinnern kann, bekommt hier immerhin etwas mehr zu tun, aber leider nicht viel mehr.

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022) Filmbild 4Der unumstrittene Star des Films ist Elizabeth Olsen als Wanda, die mehr denn je endlich zu der Scarlet Witch wird, auf die Comicfans schon lange gewartet haben. Wut, Schmerz, Verzweiflung und Entschlossenheit vermischen sich bei ihr zu einer komplexen, facettenreichen und emotionalen Performance, mit der sie nahtlos an die Disney+-Miniserie "WandaVision" anknüpft. Darin liegt auch die Krux der Sache. Habe ich im letzten Absatz meiner Kritik zum ersten Doctor Strange vor fünfeinhalb Jahren noch geschrieben, dass der Film auch weitgehend eigenständig funktioniert, erfordert In the Multiverse of Madness für optimalen Filmgenuss nicht nur Vorkenntnisse der MCU-Filme, sondern der besagten Serie. Genau genommen fühlt sich In the Multiverse of Madness über weite Strecken mehr wie eine zweite "WandaVision"-Staffel als ein Doctor-Strange-Sequel an. Seit dem Start von Disney+ war es ein erklärtes Ziel des Studios, die neuen Marvel-Serien zum Pflichtprogramm für die Fans zu machen, die auf dem Laufenden bleiben wollen. Wer "WandaVision" nicht kennt, wird sich, trotz gelegentlicher Erklärungen, etwas verloren fühlen.

Doctor Strange in the Multiverse of Madness (2022) Filmbild 5Eingefleischte Marvel-Fans werden jedoch sehr auf ihre Kosten kommen, denn auf sie warten grandiose Überraschungen und Gastauftritte, bis in die Abspannszene hinein. Das Marketing zum Film hat sich nicht viel in die Karten blicken lassen und auch diese Kritik lässt bewusst viel vage. In the Multiverse of Madness profitiert davon, dass man möglichst wenig über den Film im Vorfeld weiß. Im Gegensatz zu No Way Home hat die Produktion es diesmal sogar geschafft, dass einige wirklich große Knüller, die vermutlich noch Auswirkungen auf die Zukunft des MCU haben werden, nicht schon lange im Vorfeld geleakt sind.

Fazit

Nicht seit James Gunns Guardians of the Galaxy hat ein Filmemacher einem Marvel-Film so sehr seinen eigenen, unverkennbaren Stempel aufgedrückt, wie Sam Raimi bei Doctor Strange in the Multiverse of Madness. Im halsbrecherischen Tempo nimmt er die Zuschauer auf eine visuell bombastische, gelegentlich unheimliche, sehr ambitionierte, aber auch chaotische Achterbahnfahrt, deren wilde Drehungen, Wendungen und Cameos eingefleischten MCU- und Comicfans mehr als einmal ein Jauchzen entlocken werden. Wer bislang nur die Filme aus dem Marvel-Kinouniversum mitverfolgt hat, könnte sich ohne umfassende Vorkenntnisse der "WandaVision"-Serie, deren Star Elizabeth Olsen das Highlight des Films ist, etwas verloren fühlen.

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Black Widow (2021) Kritik

Black Widow (2021) Filmkritik

Bilder: © 2021 Marvel Studios/Walt Disney Pictures

Black Widow, USA 2021 • 134 Min • Regie: Cate Shortland • Mit: Scarlett Johansson, Florence Pugh, Rachel Weisz, David Harbour, O-T Fagbenle, Ray Winstone • FSK: ab 12 Jahren • Streaming-Start: 09.07.2021 bei Disney+ über VIP-Zugang • Kinostart: 08.07.2021 • Deutsche Website

Handlung

Indem Natasha Romanoff (Scarlett Johansson) ihre abtrünnigen Avengers-Kollegen beim Kampf am Leipziger Flughafen entkommen lässt, verstößt sie selbst gegen das Sokovia-Abkommen und muss untertauchen. Es ist nicht das erste Mal, dass sie alles hinter sich lassen und ein neues Leben beginnen muss, doch dann holt ihre Vergangenheit sie ein, als sie ein mysteriöses Päckchen mit einer geheimnisvollen roten Substanz in Reagenzgläsern erhält. Kurz darauf wird sie von einer mysteriösen Gestalt angegriffen, die es auf den Inhalt des Päckchens abgesehen hat. Ihrem Widersacher kaum gewachsen, kann Natasha mitsamt den Reagenzgläsern mit knapper Not entkommen. Ihre Suche führt sie zu einem alten Unterschlupf in Budapest, wo sie auf ihre impulsive, jüngere Ziehschwester Yelena (Florence Pugh) trifft. Wie Natasha, wuchs auch Yelena im brutalen Red-Room-Programm auf und wurde einer rigorosen Hirnwäsche unterzogen. Als Natasha in den Westen fliehen konnte, musste sie Yelena zurücklassen. Yelena klärt Natasha darüber auf, dass die rote Substanz die willenlosen Black Widows von der chemischen Gedankenkontrolle befreien kann, weshalb Dreykov (Ray Winstone), der totgeglaubte Leiter des Red-Room-Programms, die Mischung unbedingt vernichten will. Seine Geheimwaffe ist der Taskmaster, der die Bewegungen und Kampffertigkeiten seiner Gegner makellos kopieren kann und dadurch schwer zu besiegen ist. Die eine von Schuldgefühlen, die andere von Verbitterung geplagt, müssen die beiden entfremdeten Schwestern zusammenarbeiten, um ihre alten Zieheltern (David Harbour und Rachel Weisz) ausfindig zu machen und mit deren Hilfe Dreykov endgültig zur Strecke zu bringen.

Kritik

Das inzwischen 23 Kinofilme umfassende Marvel Cinematic Universe ist das größte zusammenhängende Blockbuster-Franchise der Filmgeschichte und wird bei mindestens einer Generation das Verständnis des Popcorn-Filmspektakels nachhaltig prägen. Bryan Singers X-Men und Sam Raimis Spider-Man haben Anfang der 2000er die Welle des modernen Superheldenkino eingeleitet, doch das MCU hob es auf ein neues, in seinen Ambitionen bahnbrechendes Level. Daran, welcher Film der beste des MCU ist, scheiden sich die Geister. Einige bevorzugen den anarchischen Humor von Guardians of the Galaxy, für andere ist es die epische Nonstop-Action von Avengers: Infinity War, manche lieben wiederum das Zusammentreffen der Avengers in ihrem ersten Film, und andere finden an der nüchternen Politthriller-Atmosphäre von The Return of the First Avenger Gefallen. Die meisten würden hingegen in der Einschätzung überreinkommen, dass Iron Man 2 nicht in diese Auflistung gehört. Weniger ein wirklich eigenständiger Film und mehr die Vorbereitung der Avengers im MCU, fehlten Iron Man 2 sowohl eine packende Geschichte als auch ein halbwegs interessanter Bösewicht.

Was an dem Film jedoch auf Anhieb positiv herausstach und vielen Fans in Erinnerung geblieben ist, war Scarlett Johanssons Einstand als Natasha Romanoff alias Black Widow, eine hochtrainierte, tödliche Überläuferin aus einem russischen Geheimprogramm, die dank Nick Fury und S.H.I.E.L.D.  ein neues Leben beginnen konnte und sich durch Heldentaten von den Sünden ihrer Vergangenheit reinzuwaschen versuchte. Die bis dahin vor allem aus dem Arthouse-Bereich und Woody-Allen-Filmen bekannte Johansson sprang kurzfristig für die ursprünglich besetzte Emily Blunt ein. Spätestens wenn sie gegen Ende des Films in enger Lederkluft Justin Hammers Handlanger grazil und effektiv zu Boden brachte, machte sie sich die Rolle zu eigen. Eine neue Actionheldin war geboren. Zwei Jahre später bewies sie dann in The Avengers, dass sie sich auch ohne jegliche Superkräfte oder einen milliardenschweren Hightech-Anzug an der Seite ihrer mächtigen Kollegen behaupten konnte.

Rufe nach einem eigenständigen Black-Widow-Film wurden damals schon laut, doch Entwicklung braucht Zeit und die fehlende Erfolgsbilanz von Superheldenfilmen mit weiblichen Protagonisten ließ die Studios mit solchen Projekten noch zögern. Sogar ein einsilbiger Baum und ein sprechender, schießwütiger Waschbär haben einen Film im Marvel-Universum erhalten, bevor Johansson elf Jahre und sechs Auftritte nach ihrem MCU-Debüt endlich als Black Widow alleine im Rampenlicht stehen durfte.

Aufgrund der Corona-Pandemie um mehr als ein Jahr verschoben, hat Black Widow nun das Privileg, eine zweijährige MCU-Durststrecke im Kino zu beenden und zugleich Phase Vier und mit ihr eine neue Ära des Universums nach dem fulminanten Abschluss der Infinity Saga einzuläuten. Doch bis auf seine (einzige) Abspannszene, die einen Blick in die neue MCU-Zukunft und deren enge Vernetzung von Film und Serie wirft, könnte sich Black Widow nahtlos in eine der bisherigen drei Phasen einfügen. Natashas sehr eindeutiger Tod in Avengers: Endgame (ja, Spoiler, aber wir reden hier vom zeitweise umsatzstärksten Film aller Zeiten, der vor mehr als zwei Jahren erschienen ist) bedingte, dass ihr eigener Film in der Zeit etwas zurückgehen musste. Im MCU-Kanon ist er unmittelbar nach den Ereignissen von The First Avenger: Civil War angesiedelt, als Natasha im internen Avengers-Konflikt die Seiten wechselt.

Black Widow Filmbild 1Doch diese enge Verknüpfung mit einem sehr spezifischen, eingegrenzten Zeitraum im Marvel-Kinouniversum ist nicht der einzige Grund, weshalb sich der Film so vertraut anfühlt. Sowohl stilistisch als auch thematisch hat er viel The Return of the First Avenger zu verdanken, dem zweiten und für viele besten Captain-America-Einsatz. Das ist kein Manko per se, doch man sollte auch nicht viel Neues erwarten. Der Film nimmt einen für Marvel verhältnismäßig ernsten Ton an und fährt den üblichen Humor zugunsten einer actionreichen Geschichte, aufgepeppt mit Empowerment- und Familien-Elementen, zurück. Ganz auf die Lacher müssen wir dank David Harbours tragikomischem Auftritt jedoch nicht verzichten. Als Alexei Shostakov alias Red Guardian, Sowjetunions Antwort auf Captain America, ist er ein abgehalfteter, egozentrischer Superheld, der sich nach seinen glorreichen, längst vergangenen Tagen zurücksehnt und nur schwer zugeben kann, dass er sein wahres Glück vielleicht woanders gefunden hat. Ob die Rückkehr des Red Guardian im MCU geplant ist, ist noch nicht bekannt, doch ich würde mich über ein Wiedersehen mit Harbour in der Rolle freuen, der darin eine deutlich bessere Figur macht als bei seinem Hellboy-Auftritt.

Abgesehen von ihm bleibt der Film jedoch recht nüchtern, was bei der Thematik über ihre Familien entrissenen, misshandelten, zwangssterilisierten und hirngewaschenen kleinen Mädchen auch angemessen ist. Der großartig, mit einem sehr eindringlichen Cover von Nirvanas Hymne "Smells Like Teen Spirit" unterlegte Vorspann, der die brutale Ausbildung der Mädchen und ihre Missionen über die Jahre schildert, etabliert den zuweilen düsteren Ton des Films, in dem die Themen von Schuld und Sühne eine tragende Rolle spielen. Winstones Bösewicht ist darin das prototypische gewissenslose Arschloch, die Personifizierung eines missbräuchlichen, toxischen Mannes, der Sätze wie "Die einzige Ressource, die es auf der Welt im Überfluss gibt: Mädchen" von sich gibt. Er ist leicht zu hassen, ist aber leider zu eindimensional und wenig ausgearbeitet, um diese Gefühlsregung wirklich hervorzurufen. Interessanter ist tatsächlich sein Handlanger Taskmaster, dessen wahre Identität lange geheim gehalten wurde, sich jedoch allen aufmerksamen Zuschauern, die mehr als fünf Filme in ihrem Leben gesehen haben, ziemlich früh erschließen wird. Auch diese Figur kommt jedoch einfach zu kurz.

Das Highlight des Films bilden die beiden Frauen in ihrem Mittelpunkt. Scarlett Johansson glänzt wieder als Natasha und schafft es immer noch, ihrem Charakter neue Facetten abzugewinnen. Die Tragweite ihrer alten Taten und die Tragik ihrer Vergangenheit, die zuvor vor allem in Avengers: Age of Ultron angedeutet wurde, bekommen hier endlich mehr Gewicht, und als Kampfamazone – diesmal deutlich weniger hypersexualisiert als noch bei Iron Man 2 – macht sie erneut eine fantastische Figur. Eine Offenbarung ist hier jedoch Florence Pugh, die in den letzten Jahren in Midsommar und Little Women begeistert hat. Als potenzielle Black-Widow-Nachfolgerin macht sie eine ebenbürtige, großartige Figur, ist aber keineswegs ein Imitat von Johanssons Natasha. Yelena ist ungeschliffener, naiver und leichtsinniger als ihre große Schwester, und Pugh hat sichtlich Spaß an der Rolle und eine tolle Chemie mit Johansson. Auf ihren bereits angekündigten Auftritt  in der "Hawkeye"-Serie darf man sich daher freuen.

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"Seduced – Inside the NXIVM Cult" Serienkritik

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Seduced (2020) Serienkritik

Seduced – Inside the NXIVM Cult, USA 2020 • 4 x 60-90 Min • Regie: Cecilia Peck • Drehbuch: Inbal B. Lessner & Cecilia Peck • Mit: India Oxenberg, Catherine Oxenberg, Steve Hassan • Kamera: Arlene Nelson • Musik: Daniel Lessner • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Starz • Veröffentlichung: 15.11.2020 (Starzplay) • Deutsche Website

Inhalt: Da ihre Tochter India nach der Schulzeit noch nicht weiß, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte, nimmt Schauspielerin Catherine Oxenberg sie zu einem fünftägigen Seminar des bekannten Geschäftsmanns Keith Raniere bei der angeblichen Selbsthilfegruppe NXIVM mit. Während die Mutter nach wenigen Tagen mit Vorträgen und Rollenspielen wieder abreist, ist India Oxenberg komplett begeistert und schließt sich NXIVM an. Die junge Frau widmet sich dem Programm Ranieres voller Hingabe und lässt schlimmste Arten von sexuellem und psychischem Missbrauch über sich ergehen. In den folgenden sieben Jahren wird sie zum festen Bestandteil eines Sektenkults.

Seduced (2020) Serienbild 1
India Oxenberg lässt sieben Jahre Revue passieren

Kritik: Im Jahr 2018 gab es ein internationales Aufhorchen, als der Selbsthilfeguru und Firmenchef Keith Raniere sowie andere führende Köpfe von NXIVM, wie die aus „Smallville“ bekannte Schauspielerin Allison Mack verhaftet und wegen Menschenhandel und zahlreichen anderen Verbrechen angeklagt wurden. In der Folgezeit enttarnte man die Unternehmung als äußerst gefährliche Sekte. So mussten Frauen als Sexsklavinnen für Raniere zur Verfügung stehen, sich brandmarken und auf anderen Arten misshandeln lassen. Doch wie kommt ein Mensch dazu, sich einem derartigen Umfeld auszusetzen? Nachdem es schon andere Werke zu dem Thema – vom (qualitativ wohl eher fragwürdigen) TV-Thriller „Escaping the NXIVM Cult: A Mother’s Fight to Save Her Daughter“ bis zur HBO-Doku „The Vow“ – gab, haben Cecilia Peck und Inbal B. Lessner für Starz einen dokumentarischen Vierteiler umgesetzt.

Dabei folgt „Seduced – Inside the NXIVM Cult“ seiner Protagonistin, die zwischen 2011 und 2018 Teil der Sekte war und erfrischend offen mit dieser Zeit und ihrem Seelenleben umgeht. Mit einer spannenden Mischung von Interviews mit Beteiligten und Experten macht die Dokumentation schmerzhaft deutlich, wie die Manipulation einer derartigen Organisation erfolgreich sein kann. Der wohl herausragende Aspekt dieser Reihe sind aber die zahlreichen „Hinter den Kulissen“-Aufnahmen, die von den Aussteigern zur Verfügung gestellt werden konnten. So erhält das Publikum einen schon fast surreal anmutenden Einblick in das Leben dieser Kommune und das Handeln von Personen wie Raniere und Mack.

Seduced (2020) Serienbild 2
Oxenberg spricht mit verschiedenen Experten

Bei all den schockierenden Punkten und hochinteressanten Elementen bietet „Seduced – Inside the NXIVM Cult“ einen erstaunlich runden dramaturgischen Bogen. Da ist es schon ein wenig schade, dass die Dokumentation nicht immer ganz geschmackssicher ist. Comicelemente, die von fast schon dämonisch anmutenden Stimmen unterlegt werden, funktionieren teilweise als Veranschaulichung der furchtbaren Situationen (und bei der Beantwortung der Frage, weshalb sich Oxenberg und ihre Leidensgenossinnen nicht gegen die Behandlung gewehrt haben). An anderen Stellen wirkt dieses Vorgehen unsachlich und etwas fehlgeleitet.

Schlussendlich ist diese Dokumentation aber informativ, vielseitig und ungewöhnlich genug, weshalb solche Schönheitsflecken verziehen werden können. Rund um die bewundernswerte India Oxenberg ist mit „Seduced – Inside the NXIVM Cult“ ein Einblick in die Welt einer kleinen und gewalttätigen Sekte gelungen, der wirklich unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt.

Information zur Heimkinoveröffentlichung

Die Doku-Serie ist seit dem 15.11.2020 bei STARZPLAY über Prime Video Channels und Apple TV sowie über die eigene Starzplay-App für Android und iOS verfügbar.

Trailer

Bildmaterial © Starz

The Outpost – Überleben ist alles (2019) Kritik

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The Outpost (2019) Filmkritik

The Outpost, USA/BG 2019 • 124 Min • Regie: Rod Lurie • Drehbuch: Paul Tamasy & Eric Johnson • Mit: Scott Eastwood, Orlando Bloom, Caleb Landry Jones, Jack Kesy • Kamera: Lorenzo Senatore • Musik: Larry Groupé • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Telepool/EuroVideo • Kinostart: 17.09.2020 • Heimkinostart: 28.01.2021 (DVD/Blu-ray)/18.01.2021 (digital) • Deutsche Website

Inhalt: Im Jahr 2009 ist die Anwesenheit amerikanischer Soldaten in Afghanistan längst Alltag. Nahe der Stadt Kamdesh bei der pakistanischen Grenze liegt das Camp Keating. Aufgrund seiner schlechten Platzierung im Zentrum einer Schlucht ist das Risiko groß, von Taliban überfallen zu werden. Regelmäßig liefern sich Soldaten wie Romesha (Scott Eastwood) und Carter (Caleb Landry Jones) Feuergefechte mit Heckenschützen. Nach mehreren Zwischenfällen hält sich das Gerücht, die US-Regierung wolle den gefährlichen Stützpunkt aufgeben. Während das Team auf seine Ablösung wartet, kommt es zur lange befürchteten Großattacke der Taliban.

Kritik: Die Ereignisse im Camp Keating zählen zum größten militärischen Versagen, das der US-Führung während des Eingreifens in Afghanistan unterlaufen ist. Das geschehene Desaster rund um die taktisch sehr ungünstig platzierte und technisch unterversorgte Station hat der renommierte Journalist Jake Tapper in seinem Buch „The Outpost: An Untold Story of American Valor“ unter die Lupe genommen. Regie-Routinier Rod Lurie („Rufmord – Jenseits der Moral“) hat diese Aufarbeitung nun als Vorlage für sein Kriegsdrama verwendet. Herausgekommen ist ein bewusst trister, dabei überraschend nahbarer und packender Film, der sich nahezu ideal für ein Doppel-Feature mit (dem ebenfalls auf realen Ereignissen im Afghanistan-Krieg basierenden) „Lone Survivor“ anbietet.

Lurie nimmt sich in den 124 Minuten die Zeit, in das Geschehen und Leben im Camp Keating einzutauchen. Die Entscheidung, sowohl während der Alltagssequenzen als auch in der langen Schlacht auf hektische, aber klug eingesetzte Handkamera-Momente zurückzugreifen, unterstützt die dichte Atmosphäre. Der Verzicht auf pseudotiefsinnige Vorträge von Soldaten, die sich über Schweiß, Tränen und Moral austauschen, ist ebenfalls sehr angenehm. Stattdessen liefert „The Outpost – Überleben ist alles“ knackig-rabiate Dialoge, die in Anbetracht der psychischen und körperlichen Ausnahmesituation weit realistischer wirken. Sobald sich die Ereignisse überschlagen, zeigt der Film fast 45 Minuten bewusst chaotische Schlachtsequenzen, die dank guter Inszenierung und klarer Ankerpunkte höchst spannend ausfallen.

The Outpost (2019) Filmbild 1
Soldaten suchen Friedensgespräche

Der Cast trägt ebenfalls seinen Teil zum runden Gesamtbild bei. Dabei stechen vor allem Scott Eastwood als tapferer Soldat aus Überzeugung und Caleb Landry Jones als distanzierter Sonderling, der mit seinen Aufgaben wächst, positiv hervor. Darüber hinaus ist Orlando Bloom in einer kleinen, dennoch bemerkenswerten Rolle als Führungsoffizier zu sehen.

Fazit: Selbst wenn der Film einigen Zuschauern schon ein bisschen zu karg sein dürfte, ist „The Outpost – Überleben ist alles“ ein fesselndes und gut inszeniertes Kriegsdrama, das weit mehr als eine reine Aufarbeitung realer Ereignisse bietet und sich so zum Geheimtipp für Genrefans entwickelt.

The Outpost (2019) Filmbild 2
Die Lage eskaliert

Information zur Heimkinoveröffentlichung

The Outpost (2019) Blu-ray Cover
Bildmaterial © EuroVideo

Der Verleiher EuroVideo veröffentlicht den Film am 18.01.2021 digital und am 28.01.2021 auf DVD sowie Blu-ray. DVD und Blu-ray enthalten die deutsche und die englische Sprachfassung. Darüber hinaus sind deutsche Untertitel anwählbar.

Neben dem Film enthalten die Discs folgendes Material:

  • Behind the Scenes (31 Minuten)
  • deutscher Trailer

Trailer

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