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Oscars 2015: Unsere Vorschau – Teil 1

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Oscars 2015 Vorschau Teil 1

Liebe Filmfutter-Fans,

kommenden Donnerstag wird die Academy of Motion Picture Arts and Sciences die Nominierungen für die 88. Oscarverleihung bekanntgeben, die am 28. Februar im Dolby Theatre in Los Angeles stattfinden wird. Wer unsere Berichterstattung über die laufende Oscar-Saison seit Dezember mitverfolgt hat, hat vermutlich schon ein ungefähres Bild davon, welche Filme bei den Oscars eine Rolle spielen werden, doch wie jedes Jahr erwarten uns sicherlich auch einige überraschende Nominierungen und ebenso überraschende Auslassungen. Welche Aussagekraft die Oscars für einen selbst besitzen, muss jeder für sich entscheiden, fest steht jedoch, dass es in der Filmwelt kaum eine andere Auszeichnung gibt, die Schauspieler, Regisseure, Produzenten oder andere Filmschaffende lieber im Regal stehen haben würden. Ein Oscargewinn bedeutet für viele einen Karrieresprung und öffnet Türen für neue Projekte. Man kann von den Oscars persönlich also halten, was man will, aber sie sind immer noch eine bestimmende Größe innerhalb der Filmindustrie und formen Karrieren und die Filmlandschaft.

Der ganze Spaß beim genauen Verfolgen des Oscar-Rennens – etwas ,was ich bereits seit 15 Jahren mache – besteht darin, Trends zu erkennen und so mögliche Überraschungen seitens der Academy vorauszuahnen. Natürlich gibt es dabei auch immer wieder welche, die man schlichtweg nicht erahnen kann, zum Beispiel als 2013 weder Kathryn Bigelow (Zero Dark Thirty) noch Ben Affleck (Argo) für den Regie-Oscar nominiert wurden, obwohl im Vorfeld wirklich alles dafür sprach.

Wie schon in den letzten drei Jahren werde ich mich auch diesmal mit den Oscarnominierungen in Form einer ausführlichen Vorschau zu den acht Hauptkategorien (Drehbücher, Schauspieler, Regie und Film) befassen. Dabei betrachten ich die wichtigen Prädiktoren wie die BAFTA-Nominierungen und die Nominierungen verschiedener Industrieverbände, aber auch das allgemeine Stimmungsbild, das sich an den Kritikerpreisen wie den BFCA Awards und den Golden Globes erkennen lässt.

Im ersten Teil der dreiteiligen Serie wende ich mich den beiden Drehbuchkategorien zu. Hier sind für die Vorhersagen primär zwei Vorläufer relevant. Einerseits sind es die Nominierungen der US-Gewerkschaft von Drehbuchautoren Writers Guild of America, weil deren Mitglieder auch über die Oscars abstimmen. Diese fielen dieses Jahr so aus:

Bestes Originaldrehbuch

Bridge of Spies – Der Unterhändler
Dating  Queen
Sicario
Straight Outta Compton
Spotlight

Bestes adaptiertes Drehbuch

The Big Short
Carol
Der Marsianer
Steve Jobs
Trumbo

Allerdings muss man bei den Preisen der WGA auch beachten, dass die Gewerkschaft jedes Jahr diverse Drehbücher als unzulässig für eine Nominierung erklärt, weil sie nicht von den Mitgliedern der WAGA verfasst wurden oder auf andere Weise nicht unter die Regularien der Gewerkschaft fallen. Diese Filme haben dann immer noch gute Chancen bei den Oscars. Dazu gehören dieses Jahr u. a. die Drehbücher zu Filmen wie The Hateful 8, Alles steht Kopf, Raum, Brooklyn und Ex Machina.

Deshalb ist auch ein zweiter Prädiktor wichtig: die BAFTAs, auch als "britische Oscars" bekannt. Wer sowohl von der WGA als auch von der BAFTA nominiert ist, hat zwar immer noch keinen Freifahrtschein – siehe Gone Girl und The Master, die trotz einer solchen Situation von den Oscars links liegen gelassen wurden – jedoch erheblich verbesserte Chancen.

Schauen wir uns die beiden Drehbuchkategorien im Einzelnen an.

Bestes Originaldrehbuch

Ist ein Film ein starker Kandidat in der Kategorie "Bester Film", so ist sein Drehbuch meist auch an vorderster Front im Rennen. Gerade deshalb ist aber das Feld der potenziellen Nominees für das "Beste Originaldrehbuch" dieses Jahr weniger klar als in den letzten beiden Jahren. Nur ein einziger Film unter den Anwärtern hier ist ein absolut sicherer Kandidat für die Königsklasse. Es gibt zwar weitere Anwärter, doch die stärkeren Oscarkandidaten gehören dieses Jahr in die Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch".

Sichere Kandidaten

Oscars 2015 Vorschau Teil 1 SpotlightTom McCarthy & Josh Singer (Spotlight) – Das Duo McCarthy und Singer hat nicht nur die eindeutig besten Chancen auf eine Nominierung in der Kategorie, sondern ist auch der unumstrittene Favorit für den Sieg. Das liegt einerseits daran, dass die Konkurrenz in der Kategorie nicht so stark ist, andererseits aber auch am wirklich starken Drehbuch und der Tatsache, dass Spotlight selbst als einer der großen Favoriten für den Hauptpreis gilt und seine größten Stärken eben im Ensemble und dem Drehbuch liegen. Neben den Drehbuchnominierungen von der BAFTA, der Autorengewerkschaft WGA, der BFCA und den Golden Globes, wurde Spotlight auch schon von einem Großteil der Filmkritikerverbände für sein Skript ausgezeichnet. U. a. wählten es die Kritiker von Los Angeles, Boston, St. Louis, Phoenix, Chicago, Las Vegas und viele andere zum besten Originaldrehbuch des letzten Jahres. Auch wenn Spotlight an anderen Fronten versagen sollte, eine Drehbuchnominierung ist dem Film absolut sicher.

Oscars 2015 Vorschau Teil 1 Alles steht KopfMeg LeFauve, Josh Cooley & Pete Docter (Alles steht Kopf) – Als Animationsfilm konnte Alles steht Kopf von der WGA nicht nominiert werden, doch Pixar kann bereits auf eine lange Geschichte von Oscarnominierungen für die Drehbücher der eigenen Filme zurückblicken und das wird bei einem der größten Hits der Animationsschmiede nicht anders sein. Toy Story 3, Oben, WALL-E, Ratatouille, Die Unglaublichen, Findet Nemo und Toy Story wurden allesamt von der Academy für ihre Drehbücher nominiert, was zeigt, dass die Oscar-Wähler den Drehbüchern von Animationsfilmen keineswegs abgeneigt sind. Insgesamt wurden 7 der 14 Pixar-Animationsfilme vor Alle steht Kopf für ihre Drehbücher nominiert. Nach Oben und Toy Story 3 hat Alles steht Kopf wieder die Chance, auch als "Bester Film" im Oscar-Rennen mitzumischen, doch während diese Nennung leider keineswegs sicher ist, wird das Drehbuch mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit auf der Liste der Nominees auftauchen. Bei den BAFTAs wurde es bereits nominiert, ebenso wie von der BFCA und den meisten nennenswerten Kritikerverbänden. Neben Spotlight ist der Film die größte Konstante dieses Jahr im Rennen um das "Beste Originaldrehbuch".

Wahrscheinliche Kandidaten

Quentin Tarantino (The Hateful 8) – Laut Prädiktoren sollte Quentin Tarantino für The Hateful 8 eigentlich mit seiner vierten Oscarnominierung rechnen. Schließlich wurde er sowohl von der BFCA als auch von den Golden Globes und der BAFTA für seine Arbeit an dem Film nominiert, obwohl der Film selbst bei allen drei nicht nominiert wurde. Die Stärken des Drehbuchs werden also allgemein anerkannt. Besondere Bedeutung hat in dieser Hinsicht die Drehbuchnominierung bei den Golden Globes, da die Globes insgesamt nur fünf Drehbücher nominieren und nicht zwischen Originaldrehbuch und adaptiertem Drehbuch unterscheiden, wodurch die Konkurrenz eigentlich noch größer wird. Trotzdem setzte sich The Hateful 8 gegen diese Konkurrenz durch. Von der WGA erhielt das Drehbuch keine Nominierung, weil Tarantino kein Mitglied der Gewerkschaft ist, aber das hinderte die Oscars auch nicht daran, ihn zuvor dreimal zu nominieren und zweimal auszuzeichnen. Die National Board of Review zeichnete The Hateful 8 ganz zu Beginn der Oscar-Saison für sein Drehbuch aus. Ein ganz sicheres Ding ist das Drehbuch trotzdem nicht, denn der Film selbst geht im Oscar-Rennen ein wenig unter und hat deutlich weniger Oscar-Hype als die anderen drei Tarantino-Filme, deren Drehbücher nominiert wurden – Pulp Fiction, Inglourious Basterds und Django Unchained. Eine Nominierung würde der für Paul Thomas Andersons Drehbuch zu Inherent Vice vergangenes Jahr ähneln und wäre eine Anerkennung für Tarantino als meisterhafter Autor. Ob er diesen Status innerhalb der Academy genießt, werden wir bald erfahren.

Oscars 2015 Vorschau Teil 1 Bridge of SpiesMatt Charman, Ethan & Joel Coen (Bridge of Spies – Der Unterhändler) – Ethan und Joel Coen wurden im Laufe ihrer Karrieren fünfmal für einen Drehbuch-Oscar nominiert – sowohl in dieser Kategorie als auch für adaptierte Drehbücher, und sie gewannen zweimal (für Fargo und No Country for Old Men). Jedoch waren alle fünf Nominierungen auch für Filme, die sie selbst inszeniert haben und ihr Drehbuch für Steven Spielbergs Bridge of Spies ist zwar absolut solide, jedoch auch konventioneller als die Werke, für die sie in Vergangenheit nominiert wurden. Die WGA, die BAFTAs und die BFCA nominierten Bridge of Spies für sein Drehbuch, jedoch nicht die Golden Globes. Insgesamt erhielt das Drehbuch seitens der Kritikerverbände weniger Zuspruch als die oben genannte Konkurrenz, was jedoch keine direkte Auswirkung auf die Oscars haben wird. Bridge of Spies ist definitiv kein Film, der durch sein Drehbuch heraussticht. Ob er trotzdem eine Nominierung erhalten wird, wird davon abhängen, wie gut der Film insgesamt bei der Academy ankommen wird. Wird er wie bei den BAFTAs zahlreiche Nominierungen erhalten und zu einem der großen Kandidaten werden oder wie bei den Globes fast vollständig übergangen werden? Momentan deutet mehr auf das erste Szenario hin, weshalb ich eine Nominierung für das Drehbuch für wahrscheinlich, aber noch nicht sicher halte.

Weitere Anwärter

Alex Garland (Ex Machina) – Allein den Vorläufer-Nominierungen nach zu urteilen, sollte Ex Machina gute Chancen haben. Sowohl die BFCA als auch die BAFTA haben Alex Garlands kluges Drehbuch nominiert, aber auch die Kritikerverbände von Washington, Phoenix, Chicago, San Diego und San Francisco. Auch insgesamt nimmt der Film seit seiner Nominierung seitens der Produzentengewerkschaft an Fahrt auf, doch leider hat die Academy in vergangenen Jahren deutliche Vorurteile gegenüber intelligenten Drehbüchern zu Science-Fiction-Filmen zur Schau gestellt. So wurden das Drehbuch zu Looper, das im Vorfeld zahlreiche Preise abgeräumt hat, von den Oscar-Wählern ignoriert und mich beschleicht das Gefühl, dass es bei Ex Machina nicht anders sein wird.

Taylor Sheridan (Sicario) – Taylor Sheridans Erstlingswerk Sicario sorgte für viel Aufsehen und wurde auch von der Autorengewerkschaft als "Bestes Originaldrehbuch" nominiert. Ansonsten erhielt es nur Nennungen von einigen Kritikerverbänden (u. a. von Seattle, San Francisco und Austin). Alles in allem sind es keine sehr bedeutenden Prädiktoren, mit der Ausnahme der WGA, doch der Film selbst wird nach den Nominierungen von der Produzentengewerkschaft und mehreren Nominierungen von weiteren Industrieverbänden immer stärker. Sollte Sicario es tatsächlich ins Rennen um den "Besten Film" schaffen, werden sich die Chancen seines Drehbuchs erheblich verbessern und aktuell rechne ich mit diesem Szenario.

Jonathan Herman  & Andrea Berloff (Straight Outta Compton) – Wie Sicario und Ex Machina ist auch Straight Outta Compton ein Film, von dem man im Oscar-Rennen mehr hört, als man ursprünglich vielleicht erwartet hätte, der aber weiterhin zu den Außenseitern gehört. Die Schauspielergewerkschaft nominierte den Film für sein Ensemble und die Produzentengewerkschaft als "Besten Film" von 2015. Die Stärken des Films liegen weniger in seinem Drehbuch, doch falls er es in keiner anderen Kategorie schafft und die Academy den Film trotzdem anerkennen will, ist die Kategorie offen genug, dass er hier reinrutschen könnte.

Außenseitertipp

Oscars 2015 Vorschau Teil 1 Dating QueenAmy Schumer (Dating Queen) – Die Academy hat in Vergangenheit schon die Drehbücher von sehr populären Mainstream-Komödien nominiert – siehe Brautalarm, My Big Fat Greek Wedding oder Crocodile Dundee. Amy Schumers Dating Queen hat leider nicht den Status eines Box-Office-Phänomens erreicht wie diese drei Filme, was die Chancen des Drehbuchs leider etwas schwächt, aber immerhin wurde es von der Autorengewerkschaft nominiert. Dies ist zwar vermutlich darauf zurückzuführen, dass Kandidaten wie Ex Machina und Alles steht Kopf unzulässig waren und die Konkurrenz deshalb schwächer, doch ganz verachten sollte man den Film nicht, der auch von den Golden Globes als "Bester Film (Komödie/Musical)" nominiert wurde und zu den bestrezensierten Komödien des Jahres gehört. Eine Nominierung für Schumer wäre eine große Überraschung, doch nicht ohne Präzedenz.

Vorhersage:

Alles steht Kopf
Bridge of Spies – Der Unterhändler
The Hateful 8
Sicario
Spotlight

Auf Seite 2 geht es weiter mit den Tipps zu der Kategorie "Bestes adaptiertes Drehbuch".

Box-Office USA: Star Wars erreicht $800 Mio und wehrt The Revenant ab

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The Revenant Star Wars Box Office USA

Quelle: Boxofficemojo

Die Feiertage sind vorüber, die Schulzeit hat wieder begonnen und Ruhe kehrt wieder in die US-Kinos ein. Daher ist es kaum verwunderlich, dass am Wochenende die meisten der älteren Filme teilweise sehr heftige Einbußen gegenüber dem vorherigen Wochenende wegstecken mussten, da das Wochenende auch nicht vom Neujahrstag "gepolstert" war. Trotz eines sehr starken Neustarts, ging es für die Top 12 insgesamt um etwa 30% bergab gegenüber der Vorwoche. Dennoch war es dank der Top 2 insgesamt ein starkes Wochenende und die Umsätze lagen 31% über dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als 96 Hours – Taken 3 auf Platz 1 startete.

Star Wars: Das Erwachen der Macht verteidigte an seinem vierten Wochenende die Spitze der Charts, verpasste jedoch den Rekord für das beste vierte Wochenendergebnis aller Zeiten. Dieser gehört weiterhin Avatar mit $50,3 Mio, während Das Erwachen der Macht sich mit dem zweitbesten vierten Wochenende begnügen muss. Insgesamt spielte das Sequel $41,6 Mio von Freitag bis Sonntag ein und gab gegenüber dem rekordträchtigen dritten Wochenende um 53,9% nach. Es war der mit Abstand heftigste Drop des Films seit seinem Start und auch das erste Mal, dass der Film keinen neuen Wochenend-Rekord aufstellen konnte. Natürlich ist das alles für Disney nebensächlich seit Star Wars vergangenen Mittwoch an Avatar vorbeizog und zum umsatzstärksten Film aller Zeiten in Nordamerika wurde. Jetzt erreichte der Film einen weiteren gigantischen Meilenstein. An seinem 23. Tag im Verleih, wurde er zum ersten Film überhaupt, der die $800-Mio-Marke in den USA erreichte. Insgesamt steht Das Erwachen der Macht nach seinem 4. Wochenende bei $812 Mio und hat Avatar bereits um fast 7% geschlagen. Auf der Liste der inflationsbereinigt erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Nordamerika, ist Das Erwachen der Macht mittlerweile auf Rang 15 aufgestiegen und zog dabei an Die Rückkehr der Jedi-Ritter und Jurassic Park vorbei. Kommendes Wochenende wird er aller Voraussicht nach Platz 12 erreichen und Das Imperium schlägt zurück hinter sich lassen.

Während Avatar jedoch insgesamt sieben Wochen auf Platz 1 der US-Charts verbrachte, wird für Star Wars kommendes Wochenende vermutlich schon Schluss sein, denn mit Ride Along 2 kommt nicht zu unterschätzende Konkurrenz, während The Revenant nach einem Golden-Globe-Sieg für DiCaprio und der Bekanntgabe der Oscarnominierungen sich sehr gut halten sollte und Star Wars ebenfalls den Spitzenplatz streitig machen könnte. Star Wars hat nach den Feiertagen deutlich schneller abgebaut als vermutet und die einst so sicher wirkende $1 Milliarde rückt mittlerweile ebenso in weite Ferne wie eine Nominierung als "Bester Film" bei den Oscars. Beides ist nicht ausgeschlossen, doch auch nicht mehr sehr wahrscheinlich. Sollte Star Wars bei den Oscars gut punkten, wird sich dadurch natürlich auch das Box-Office-Potenzial des Films verbessern. Es bleibt weiterhin sicher, dass er $900 Mio in den USA erreichen wird, vermutlich sogar schon diesen Monat. Doch momentan sieht es danach aus, als wäre bei etwa $930-950 Mio auch Schluss, was natürlich bereits unvorstellbar gut ist und eine Verbesserung von 22-25% gegenüber Avatar wäre. Doch es würde mich nicht schockieren, wenn Disney sich eine Wiederaufführung einfallen lassen würde, um den Film doch noch auf zehnstellige Zahlen zu bringen. Eine solche Publicity wäre unbezahlbar. So oder ist ist der Film ein echtes Box-Office-Phänomen in den USA und wird vermutlich noch mehrere Jahre ungeschlagen bleiben.

Obwohl er es am Gesamtwochenende nicht auf Rang 1 geschafft hat, wurde Oscarkandidat The Revenant – Der Rückkehrer mit Leonardo DiCaprio von 20th Century Fox mit sehr großem Erfolg von 4 Kinos in 3375 Spielstätten expandiert. Der brutale und zuweilen hart anzusehende Survival-Western nahm $38 Mio an seinem ersten breiten Wochenende ein und schrieb einen Schnitt von $11259 pro Kino. Am Freitag eroberte er sogar vor Star Wars mit $14,4 Mio die Spitze der Charts. Insgesamt steht der Streifen bei hervorragenden $39,6 Mio. Wenige als $3 Mio fehlen noch, damit The Revenant Birdman als erfolgreichsten Film des oscarprämierten Regisseurs Alejandro González Iñárritu ablöst. Das Studio hat bei dem Film, der einen wirklich schwierigen Dreh hinter sich hatte, viel riskiert und investierte knapp $135 Mio in diesen nicht gerade sehr massentauglichen Streifen. Dabei vertraute Fox auf die Zugkraft des Hauptdarstellers DiCaprio und auf den Qualitätsgaranten Iñárritu. Das Vertrauen hat sich bezahlt gemacht und DiCapripo hat nun endgültig bewiesen, dass er der größte Kassenmagnet Hollywoods ist. Kein anderer Schauspieler hätte vermutlich einen Film wie The Revenant auf seinen Schultern alleine zu so großen Erfolg getragen.

Von DiCaprios sechs letzten Filmen, spielten fünf jeweils mindestens $115 Mio in den USA ein (der einzige Kinoflop war J. Edgar mit $37,3 Mio). Darunter waren, mit der Ausnahme von Inception, auch keine großen Blockbuster, sondern mit Django Unchained, The Wolf of Wall Street und Shutter Island auch drei weniger massentaugliche Filme mit einer hohen Altersfreigabe (R-Rating). The Revenant ist ein weiterer großer Erfolg für seine Statistik und je nachdem, wie er bei den Oscarnominierungen und der späteren Verleihung abschneidet, halte ich ein Endergebnis im Bereich von $125-140 Mio für möglich. Sogar $150 Mio würde ich nicht ausschließen, doch dafür wird er vermutlich den Oscar als "Bester Film" gewinnen müssen. Die Zuschauer waren am Wochenende jedenfalls größtenteils zufrieden und bewerteten The Revenant im Schnitt mit einem "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+").

Auf Seite 2 geht es mit den Einspielergebnissen des Horrorfilms The Forest, der Komödie Daddy’s Home und Tarantinos Western The Hateful 8 weiter.

Box-Office Deutschland: Star Wars erreicht mehr als 6,5 Mio Besucher

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Star Wars Das Erwachen der Macht Box Office Deutschland

Quelle: Insidekino

Wie sehr aktuell ein einzelner Film die Kinocharts dominiert, zeigte sich am Neujahrs-Wochenende daran, dass obwohl nur dieser eine Film gegenüber dem vorherigen Wochenende nachgab, während alle anderen nach Besucherzahlen teilweise sogar deutlich zulegten, die Gesamtbesucherzahl der Top 10 dennoch 7% unter dem Weihnachts-Wochenende lag. Bei insgesamt 2,02 Mio Besuchern für die erfolgreichsten zehn Filme der Charts gab es für die Kinobetreiber und Verleihe dennoch keinen Grund zur Beschwerde. Gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr gingen die Zahlen jedoch um 21% runter, obwohl die damalige Nummer 1 Honig im Kopf weniger Besucher an jenem Wochenende in die Kinos lockte als der aktuelle Spitzenreiter der deutschen Kinocharts.

Dieser war natürlich auch in seiner dritten Woche im Verleih Star Wars: Das Erwachen der Macht und obwohl der Streifen an seinen Wochenenden entgegen einigen Erwartungen wirklich keine Besucherrekorde schreibt, ist er dank der Ferienzeit an den Wochentagen so unglaublich stark, dass die Performance des Films sich als Gesamtbild wirklich sehen lassen kann. An seinem dritten Wochenende erreichte der Streifen weitere 848,000 Besucher und damit etwa 27% weniger als an seinem zweiten Wochenende. Die vorläufige Gesamtbesucherzahl beträgt nach nur 18 Tagen allerdings schon unglaubliche 6,57 Mio. Damit wurde Star Wars zum vierten Film des Jahres (nach Fack Ju Göhte 2, Minions und Spectre), der mit einer zweiten Goldenen Leinwand für mehr als 6 Mio Besucher ausgezeichnet wurde. Der Film verweilt weiterhin auf Rang 4 von 2015 nach Besuchern, wird aber allerspätestens kommendes Wochenende die 7-Mio-Besuchermarke überschreiten und an Minions und Spectre vorbeiziehen. Auch bis zum Gesamtergebnis von Fack Ju Göhte 2 (7,63 Mio) ist es dann kein weiter Weg mehr.

Darüber hinaus hat Star Wars: Das Erwachen der Macht jetzt schon die Besucherzahlen von vier der sechs vorherigen Star-Wars-Filme in Deutschland (einschließlich der Wiederaufführungen) überholt. Vor ihm liegen nur noch der erste Krieg der Sterne mit etwa 8 Mio Zuschauern und Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung mit fast 9 Mio gelösten Tickets. Ohne Ferienunterstützung werden die Besucherzahlen des Films in den nächsten Wochen rapide sinken, doch er hat auf jeden Fall noch genug im Tank, um zumindest an 8 Mio Besuchern vorbeizuziehen. Das gelang zuletzt Ziemlich beste Freunde vor drei Jahren. Aktuell sieht es für Star Wars: Episode VII nach einem Gesamtergebnis von rund 8,5 Mio Zuschauern aus, doch auch 9 Mio würde ich nicht ganz ausschließen, insbesondere da der Film in den kommenden Jahren dank Double- und Triple-Features noch um einiges zulegen wird. Sehr beeindruckend sind übrigens die Einspielzahlen des Films. Dank Überlängenzuschlag und 3D-Bonus hat Das Erwachen der Macht mittlerweile mächtige €74,8 Mio erreicht und belegt Platz 7 der umsatzstärksten Flme aller Zeiten in Deutschland. Insgesamt ist mit etwa €100 Mio zu rechnen, genug für Rang 3 der einspielstärksten Filme, aber dennoch hinter Titanic (€126,2 Mio) und Avatar (€114,7 Mio).

Drei der fünf Filme in der deutschen Top 5 am Wochenende waren heimische Produktionen. Die erfolgreichste davon war die Bestsellerverfilmung Ich bin dann mal weg. Diese lockte an ihrem zweiten Wochenende in den Kinos weitere 266,000 Zuschauer und damit 2% mehr als zum Start in der Vorwoche. Nach 11 Tagen wurde der Film über (aber nicht mit) Hape Kerkeling von knapp mehr als 800,000 Deutschen gesehen und wird schon sehr bald als 8. deutscher Film von 2015 die Millionenmarke überschreiten. Der Film, der zudem noch den ersten Platz der hiesigen Arthousecharts belegt, schlägt sich extrem gut, erfreut sich positiver Mundpropaganda, wird vermutlich über den Januar hinweg noch gut laufen und vor allem im Sommer bei den Open-Air-Vorführungen punkten. Deshalb gehe ich von mindestens 1,5 Mio Zuschauern für den Streifen aus.

Platz 3 ging wieder an Die Peanuts – Der Film mit 214,000 Besuchern (+4%) von Donnerstag bis Sonntag. Der Animationshit verbuchte bislang knapp 686,000 Zuschauer in Deutschland, was wirklich sehr ordentlich ist, wenn man bedenkt, dass die Peanuts nicht annähernd den gleichen Status in Deutschland besitzen wie in den USA. Der Film wird problemlos mehr als eine Million Besucher in Deutschland erreichen, was vor dem Start keineswegs sicher war. Doch das wirklich Positive für den Film ist, dass weder im Januar noch im Februar große Animationsfilme in Deutschland starten, sodass Die Peanuts noch eine lange Zeit recht freie Bahn haben wird und neben deutschen Familienfilmen wie Die wilden Kerle – Die Legende lebt und Bibi & Tina 3 nur Alvin und die Chipmunks – Road Chip als Konkurrenz haben wird. Deshalb wird der Film vermutlich auf lange Sicht sogar mehr als 1,5 Mio Besucher erreichen.

Auf Seite 2 geht es weiter mit den Box-Office-Ergebnissen zu Spectre, Mockingjay Teil 2 und Joy mit Jennifer Lawrence.

Bone Tomahawk (2015)

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Bone Tomahawk, US 2015 • 132 Min • Regie & Drehbuch: S. Craig Zahler • Mit: Kurt Russell, Patrick Wilson, Matthew Fox, Richard Jenkins, Lili Simmons, David Arquette • Kamera: Benji Bakshi • Musik: Jeff Herriott, S. Craig Zahler • FSK: ab 18 Jahren • Verleih: Constantin Film • Erscheinungsdatum: 21.01.2016 • Deutsche Website

Bone Tomahawk Filmbild 1"Wieder so ein Neowestern, die sehen doch alle gleich aus!", mag sich vielleicht der etwas cowboyfeindliche Kinogänger denken, nachdem er erste Bilder aus S. Craig Zahlers Regiedebüt Bone Tomahawk zu Gesicht bekommen hat. Doch der Film ist weitaus mehr als ein Western und allein schon der Fakt, dass er es schaffte, der große Publikumsliebling der Fantasy Filmfest White Nights 2015 zu werden, sollte dann doch auch aus dem ärgsten Revolvergegner etwas Interesse herauskitzeln. Zurecht, denn wenn Kurt Russell, Patrick Wilson, Matthew Fox und Richard Jenkins sich auf die Suche nach der entführten Lily Simmons machen, um diese aus den Fängen brutaler Indianerkannibalen zu retten, ist das alles andere als ein klassischer John Wayne.

Gerade aus der Kombination von Western und Horrorelementen gelingt es Bone Tomahawk hervorragend, seine eigene originelle Welt zu erschaffen, die unvorhersehbar und kompromisslos ist. Immer, wenn man glaubt, man wüsste schon, welches klassische Plotdevice als Nächstes angeritten kommt, weiß einen der Film erneut zu überraschen. Obwohl scheinbar nichts zusammenpasst, passt doch so ziemlich alles. Aufgrund der überragenden Kombination und des harten Brutalitätsgrades hat er eindeutig das Zeug zum Kultfilm für Genreliebhaber.

Bone Tomahawk Filmbild 2Zugegeben, perfekt ist der Film nicht, und mit einer Laufzeit von 132 Minuten auch etwas zu lang geraten, dafür, dass man nicht gerade viele Schauplätze und Charaktere zu sehen bekommt. Doch trotz des geringen Budgets und des ziemlich langsam voranschreitenden Tempos wird eine meisterhafte Spannung erzeugt, die sich sehr selten entlädt, aber dann wie ein Beil aus dem nichts angeflogen kommt. Alle Gewaltausbrüche und Schusswechsel wirken wahnsinnig intensiv auf den Zuschauer.

Durch den Film führt uns ein überragendes Ensemble angeführt von Schnurrbartwunder Kurt Russel, der den Bart, den er sich für Bone Tomahawk und The Hateful Eight hat wachsen lassen, gerne noch weiter tragen kann. Die markante Gesichtsbehaarung steht ihm auf die alten Tage wahnsinnig gut. Auch seine Kollegen sind sorgfältig ausgewählt und besetzt: Patrick Wilson zeigt endlich mal wieder, was er draufhat, Matthew Fox überzeugt als ruchloser Indianerkiller und Richard Jenkins gewinnt als schrulliger alter Deputy sowieso alle Zuschauerherzen.

Bone Tomahawk Filmbild 3Zwar wurde die Handlung bewusst auf den Kern der Reise reduziert, auf Gespräche am Lagerfeuer, auf Probleme, die auf dem Weg aufkommen, doch trotzdem wäre es interessant gewesen, noch mehr über den finalen Schauplatz zu erfahren. Es bleibt nachvollziehbar, warum man es einfach hinnehmen und als Fakt der Filmwelt akzeptieren soll, doch dann hätte man wohl den ganzen Film etwas straffer inszenieren sollen anstatt einer über zwei Stunden langen Odyssee. Trotzdem will man sich nicht beschweren, denn worin Bone Tomahawk so gut ist, ist Innovation und das Hervorbringen frischer und trotzdem stimmiger Dialoge, und wie viele Filme trauen sich heutzutage schon so viel und schaffen es gleichzeitig den Ansprüchen auch derart gerecht zu werden? Eins, zwei, drei… Richtig, gar nicht mal so viele.

Fazit

Bone Tomahawk ist der verstoßene Sohn eines Westernklassikers und eines Wes Craven-Films, schafft es aber dank wildem Ideenreichtum und einem starken Cast sich unabhängig von seinen Genreeltern einen Platz in der Kultfilmecke zu verdienen.

Trailer

The Hateful 8 (2015) Kritik

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The Hateful 8 (2015) Filmkritik Slider

The Hateful Eight, USA 2015 • 168 Min/187 Min (Roadshow) • Regie & Drehbuch: Quentin Tarantino • Mit: Samuel L. Jackson, Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh, Walton Goggins, Tim Roth, Demián Bichir, Michael Madsen, Bruce Dern • Kamera: Robert Richardson • Musik: Ennio Morricone • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universum Film • Kinostart: 28.01.2016 • Deutsche Website

The Hateful 8 (2015) Filmbild 1„The Hateful 8“ ist nach dem überaus erfolgreichen „Django Unchained“ Quentin Tarantinos zweite Regiearbeit, die sich zunächst dem Westerngenre zuordnen lässt. Doch das aktuelle Werk des zweifachen Drehbuch-Oscarpreisträgers schreitet – wie alle Filme Tarantinos zuvor – bewusst über eine steife Kategorisierung hinweg und entwickelt sich bereits nach kurzer Spielzeit zu einem kammerspielartigen Mysterium, in welchem die Zuschauer (wie auch die meisten Charaktere) über den späteren Verlauf im Dunkeln tappen. Die klaustrophobisch-paranoide Stimmung hat sich der Regisseur bei John Carpenters Horrorklassiker „Das Ding aus einer anderen Welt“ (aus dessen Soundtrack einige unverwendete Klänge zum Einsatz kommen) abgeschaut, während der mit makabrem Humor unterfütterte, clevere Spannungsaufbau sogar Assoziationen mit Suspensegroßmeister Alfred Hitchcock erlaubt. Etwas an dieser Geschichte stimmt nicht, und das Publikum darf sich hier gleich auf acht finstere Figuren einlassen, die allesamt ordentlich Dreck am Stecken haben könnten.

The Hateful 8 (2015) Filmbild 2Nach Ende des amerikanischen Bürgerkrieges will der Kopfgeldjäger John Ruth (Kurt Russell) die Gesetzlose Daisy Domergue (Jennifer Jason Leigh) dem Galgen von Red Rock zuführen. Verloren in einem schlimmen Schneesturm, suchen die beiden schließlich Schutz in einem abgelegenen Gasthaus – umgeben von sechs weiteren Gestalten. Wie etwa Ruths Berufskollegen Major Marquis Warren (Samuel L. Jackson) und dem zweifelhaften Sheriff Chris Mannix (Walton Goggins), die sich bereits vor ihrer Ankunft knurrig beschnüffelt haben. Doch auch die übrigen Individuen im Inneren der Hütte hinterlassen vorerst keinen vertrauenswürdigen Eindruck. Am geselligsten gibt sich noch der Henker Oswaldo Mobray (Tim Roth), während die wortkargen Joe Gage (Michael Madsen) und Bob (Demian Bichir) erst einmal kritisch unter die Lupe genommen werden müssen. Von dem General Sandy Smithers (Bruce Dern), der bald folgenschwer an den Major gerät, ganz zu schweigen. Und dann wäre da noch dieser fürchterliche Kaffee …

The Hateful 8 (2015) Filmbild 3Quentin Tarantino reift mit jedem seiner Filme spürbar, und vor allem als Schreiber hat er mit „The Hateful 8“ ein wahres Prachtstück vorgelegt. Die gewohnt markanten Dialoge werden in der ätzend-beklemmenden Atmosphäre genüsslich langsam ausgespielt – wie Karten an einem Pokertisch, unter welchem bedrohlich eine Bombe tickt. Das Szenario erinnert an die Eröffnungsszene aus „Inglourious Basterds“ (2009), in welcher der von Christoph Waltz verkörperte „Judenjäger“ Hans Landa sein Gegenüber nur scheinbar befragt und ihm in Wahrheit auf perfide Weise ein Geständnis abverlangt. Nur dass „The Hateful 8“ ein solches Spiel auf knapp drei Stunden ausdehnt und erst in seiner zweiten Hälfte die Vorhänge deutlich lüftet, wenn Tarantino als allwissender Erzähler höchstselbst aus dem Off zu hören ist.

The Hateful 8 (2015) Filmbild 4Auch hier wird das Geschehen in verschiedene Kapitel unterteilt, doch im Gegensatz zu Vorgängern wie „Reservoir Dogs“, „Pulp Fiction“ oder „Kill Bill“ wechseln Setting und Zeit hier nur selten. Die eingeführten acht Charaktere bilden einen Mikrokosmos, in dem jeder ein rein egoistisches Ziel zu verfolgen scheint. Wird letztlich ein Kampf um das Kopfgeld entflammen oder geht es um mehr? Und weshalb nimmt die Verurteilte ihr elendes Schicksal so auffallend gelassen hin? Die Auflösung erwischt Filmkenner zwar sicher nicht so überraschend wie ein Güterzug, doch das sehr blutige Finale ist mit spürbar diabolischer Freude vorbereitet worden. „The Hateful 8“ und seine Figuren machen Spaß – auch wenn sich besonders während einer quälenden Szene den Zuschauern buchstäblich der Hals zuschnüren dürfte. Dieser Stoff hätte ebensogut auf einer Theaterbühne umgesetzt werden können, und in der Tat hatte dessen Schöpfer nach einer illegalen Veröffentlichung des Skripts im Internet die Filmpläne vorerst auf Eis gelegt und die Geschichte mit seinem Cast im United Artists Theater in Los Angeles öffentlich vorgetragen.

The Hateful 8 (2015) Filmbild 5Glücklich über die nun entstandene Kinoumsetzung kann man schon allein deshalb sein, da Tarantino nicht nur ein Meister des geschriebenen Wortes und des Umgangs mit seinen stets sorgfältig ausgewählten Darstellern ist, sondern auch ein extrem sicheres Auge für die Kameraarbeit besitzt. Auch wenn der bei „Death Proof“ schon selbst als DP tätig gewordene Auteur das Zepter hier abermals Oscarpreisträger Robert Richardson („Hugo Cabret“) überlassen hat, trägt „The Hateful 8“ visuell unverkennbar seine Handschrift. Aber dieses Werk hält außerdem ein besonderes Schmankerl für Kinogourmets bereit: Abgedreht im überwältigenden Ultra-Panavision-70-Millimeter-Verfahren, serviert Tarantino nach anfänglichen, atemberaubenden Panoramaaufnahmen ein intimes Ereignis im breitesten Format. Es geht hier nicht um ein lautes oder flinkes Spektakel, sondern darum, dem brillanten Cast einen weiten Raum zu bieten, in dem er auch ohne hastige Schnitte gemeinsam interagieren kann. Da bleibt auch Zeit, Details am Bildrand oder im Hintergrund genauer zu studieren.

The Hateful 8 (2015) Filmbild 6Ein weiteres Novum stellt der Originalsoundtrack aus der Feder der italienischen Legende Ennio Morricone (u.a. Sergio Leones Dollar-Trilogie) dar. Zwar hat Tarantino bereits bei „Kill Bill“ mit Wu Tang Clan-Mastermind RZA zusammengearbeitet, doch diese Kooperation verleiht dem Projekt einen echten Ritterschlag. Wer nun allerdings einen klassischen Westernscore erwartet, sieht – oder besser: hört – sich getäuscht. Die Klänge bleiben vermehrt Low Key und unterstreichen damit perfekt die angespannte Stimmung auf der Leinwand. Dazu gibt es noch den David Hess-Song „Now You’re All Alone“ aus Wes Cravens „Das letzte Haus links“ (1972) auf die Ohren. Selbstverständlich während einer nicht gerade harmonischen Szene.

Ich bin mir nicht sicher, welchen Platz „The Hateful 8“ eines Tages im beachtlichen Œuvre Quentin Tarantinos einnehmen wird. Ob er zukünftig gar als sein großes Meisterwerk gehandelt werden könnte. Mich zumindest haben die schleichende Spannung, die messerscharfen Dialoge, die liebevoll gestalteten Figuren und die präzise Inszenierung nachhaltig überzeugt. Ich freue mich bereits auf eine zweite Sichtung, die mit Sicherheit noch weitere Details offenbart.

(Bildmaterial: © Universum Film)


Wer übrigens die von den Machern favorisierte, analoge 70mm-Fassung auch hierzulande genießen möchte, kann dies nach Start in den folgenden Kinos tun:

Zoo Palast, Berlin
Savoy Filmtheater, Hamburg
Lichtburg, Essen
Schauburg, Karlsruhe

Die dort präsentierte Roadshow ist mit 187 Minuten länger und beinhaltet, ganz im Geiste großer Filmklassiker, eine Ouvertüre und eine Intermission.


Trailer


Box-Office USA: Star Wars bricht neuen Rekord und erreicht $740 Mio

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Star Wars Episode VIII Start

Quelle: Boxofficemojo

Nach dem Box-Office-Rekordjahr 2015 geht 2016 sehr gut los. Das Gesamteinspiel der nordamerikanischen Top 12 am Neujahrs-Wochenende gab zwar um 27% gegenüber dem Weihnachts-Wochenende nach, lag jedoch mit $206,3 Mio gewaltige 54% über dem gleichen Wochenende im Vorjahr, as Der Hobbit – Die Schacht der fünf Heere zum dritten Mal in Folge die Charts anführte. Den Rekord für das umsatzstärkste Januar-Wochenende aller Zeiten verpasste die Top 12 allerdings um knapp $2,9 Mio. Dieser gehört weiterhin dem ersten Januar-Wochenende von 2010, als Avatar die Charts regierte.

Star Wars: Das Erwachen der Macht hat zwei große neue Meilensteine auf seinem Vormarsch an den Kinokassen erreicht. In den USA überquerte er an seinem 16. Tag im Verleih als zweiter Film in der Box-Office-Geschichte die $700-Mio-Marke. Avatar, der einzige weitere Film der es ebenfalls so weit gebracht hat, benötigte dafür ganze 72 Tage! Bereits am Freitag, seinem 15. Tag, zog Star Wars an Jurassic World und Titanic vorbei, um Platz 2 der umsatzstärksten Filme aller Zeiten in Nordamerika zu belegen (ohne die Inflation zu berücksichtigen). Weltweit erreichte Star Wars: Episode VII zudem $1,51 Mrd, überholte damit Avengers: Age of Ultron und belegte den 6. Platz der weltweit erfolgreichsten Filme aller Zeiten (noch hinter Avatar, Titanic, Jurassic World, Marvel’s The Avengers und Fast & Furious 7). In den nächsten Tagen wird der Film auf beiden Charts noch höher klettern.

In Nordamerika sammelte Star Wars: Das Erwachen der Macht $90,2 Mio am Neujahrs-Wochenende ein und gab dabei um 39,5% gegenüber seinem zweiten Wochenende nach. Das Einspiel reichte locker für das mit Abstand beste dritte Wochenende aller Zeiten, einen Rekord, der seit 2010 Avatar gehörte. Avatars $68,5-Mio-Einspiel am dritten Wochenende schlug Star Wars dabei um knapp 32%. Nichtsdestotrotz lässt sich nicht leugnen, dass viele Box-Office-Beobachter auf ein historisches drittes Wochenende oberhalb von $100 Mio hofften und der tatsächliche Rückgang ein klein wenig enttäuschend erscheint (jedoch keineswegs die unglaublichen Zahlen, die der Film schreibt). Kein anderer Film in der Top 12 fiel schließlich so stark gegenüber dem Weihnachts-Wochenende wie Star Wars, doch natürlich war bei dem Film die Fallhöhe auch unverhältnismäßig größer als bei den anderen Filmen.

Insgesamt hat der Streifen bislang $742,8 Mio in den USA und in Kanada eingenommen, eine geradezu unfassbare Summe nach nur 17 Tagen. Im selben Zeitraum spielte Jurassic World beispielsweise "nur" $500,4 Mio ein und Avatar $352,1 Mio. Sogar auf der Liste der inflationsbereinigt erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Nordamerika stieg Das Erwachen der Macht mittlerweile auf Platz 21 auf und wird spätestens in einer Woche in der Top 15 vertreten sein, die seit Titanic nur noch Avatar (knapp) geknackt hat. Bis zum Gesamteinspiel von Avatar und damit der Spitze der All-Time-Charts in den USA fehlen Das Erwachen der Macht nur noch $18 Mio. Da das Sequel sich aber am Wochenende etwas schwächer hielt als erwartet, wird er diesen Meilenstein vermutlich erst am Mittwoch erreichen, mit viel Glück aber vielleicht auch am Dienstag. Nach seinem vierten Wochenende sollte Star Wars deutlich oberhalb von $800 Mio stehen und von da an noch eine ganze Zeitlang freie Fahrt als der Must-See-Blockbuster schlechthin haben. Dazu beitragen werden vermutlich auch mehrere Oscarnominierungen, die ich momentan für wahrscheinlich halte. Bis zu $1 Milliarde in Nordamerika wird der Film wohl länger benötigen, als ich ursprünglich vermutet habe, doch er sollte trotzdem die Marke in den nächsten Monaten passieren.

Hier noch einmal die Zusammenfassung der Rekorde des Films:

Höchstes Einspiel aus Previews/Mitternachtsvorstellungen$57 Mio (bisher: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 mit $43,5 Mio)

Bester Starttag aller Zeiten$119,1 Mio (bisher: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 mit $91,1 Mio)

Höchstes Gesamteinspiel nach zwei Tagen$187,4 Mio (bisher: Jurassic World mit $151,6 Mio)

Bestes Startwochenende aller Zeiten$248 Mio (bisher: Jurassic World mit $208,8 Mio)

Bester Dezember-Start aller Zeiten$248 Mio (bisher: Der Hobbit – Eine unerwartete Reise mit $84,6 Mio)

Höchster Umsatzschnitt zum Start pro Kino für einen Film in mehr als 100 Kinos$59,982 (bisher: Jurassic World mit $48,855)

Umsatzstärkster Freitag aller Zeiten$119,1 Mio (bisher: Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2 mit $91,1 Mio)

Umsatzstärkster Sonntag aller Zeiten$60,6 Mio (bisher: Jurassic World mit $57,2 Mio)

Umsatzstärkster Montag aller Zeiten $40,1 Mio (bisher: Spider-Man 2 mit $26,7 Mio)

Umsatzstärkster Dienstag aller Zeiten $37,4 Mio (bisher: The Amazing Spider-Man mit $35 Mio)

Beste Startwoche (7 Tage) aller Zeiten$390,9 Mio (bisher: Jurassic World mit $296,2 Mio)

Bestes zweite Wochenende aller Zeiten$149,2 Mio (bisher: Jurassic World mit $106,6 Mio)

Bester zweiter Freitag aller Zeiten$49,3 Mio (bisher: Die Tribute von Panem – Catching Fire mit $31,6 Mio)

Bester zweiter Samstag aller Zeiten$56,7 Mio (bisher: Marvel’s The Avengers mit $42,9 Mio Mio)

Bester zweiter Sonntag aller Zeiten$43,1 Mio (bisher: Jurassic World mit $38,4 Mio)

Bestes dritte Wochenende aller Zeiten$90,2 Mio (bisher: Avatar mit $68,5 Mio)

Schnellster Film bis $300 Mio5 Tage (bisher: Jurassic World mit 8 Tagen)

Schnellster Film bis $400 Mio8 Tage (bisher: Jurassic World mit 10 Tagen)

Schnellster Film bis $500 Mio10 Tage (bisher: Jurassic World mit 17 Tagen)

Schnellster Film bis $600 Mio12 Tage (bisher: Jurassic World mit 36Tagen)

Schnellster Film bis $700 Mio16 Tage (bisher: Avatar mit 72 Tagen)

Auf Seite 2 geht es weiter mit anderen Ergebnissen von den US-Kinocharts am Wochenende, darunter Quentin Tarantinos The Hateful 8.

Box-Office USA: Star Wars: Episode VII mit $440 Mio nach acht Tagen!

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Box Office USA Star Wars

Quelle: Boxofficemojo

Star Wars: Das Erwachen der Macht bleibt der Usain Bolt der Box-Office-Rekorde in den USA. In Windeseile werden neue Meilensteine aufgestellt und es ist längst nicht mehr eine Frage des Ob, sondern des Wann er zum umsatzstärksten Film aller Zeiten vor James Camerons Avatar werden wird. Am 1. Weihnachtstag, dem 8. Tag seit dem US-Kinostart, spielte Das Erwachen der Macht weitere $49,3 Mio von nordamerikanischen Kinos ein. Es erübrigt sich schon fast zu erwähnen, dass es der erfolgreichste zweite Freitag eines Films in US-Box-Office-Geschichte ist. Der bisherige Rekord gehörte Die Tribute von Panem – Catching Fire mit nur $31,6 Mio. Noch Fragen?

Natürlich war es auch die höchste Summe, die ein Film jemals am 1. Weihnachtstag an US-Kinokassen eingenommen hat. Doch es wird noch viel beeindruckender. Nach nur acht Tagen hat die 7. Star-Wars-Episode $440,2 Mio in den USA eingespielt. Nicht nur ist der Film damit schon der dritterfolgreichste von 2015 (hinter Jurassic World und Avengers: Age of Ultron), er ist zudem noch auf Platz 11 der einspielstärksten Filme aller Zeiten in den USA vorgerückt – vor E.T., Toy Story 3 und Pirates of the Caribbean – Fluch der Karibik 2. Nach acht Tagen!  Am neunten Tag wird er um weitere fünf Ränge nach oben springen und dabei Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung, Avengers: Age of Ultron , The Dark Knight Rises, Shrek 2 und den allerersten Krieg der Sterne hinter sich lassen. Noch nie ist ein Film nach nur neun Tagen im Verleih unter die zehn erfolgreichsten Filme aller Zeiten in den USA aufgestiegen, doch genau das wird der neue Star Wars vollbringen.

Wie haushoch er jeglicher Konkurrenz überlegen ist, sieht man, wenn man sich das 8-Tage-Einspiel des Films mit anderen Megablockbustern vor Augen führt:

Star Wars: Das Erwachen der Macht – $440,2 Mio
Jurassic World – $325,3 Mio
Marvel’s The Avengers – $299,2 Mio
The Dark Knight – $261,8 Mio
Avatar – $160,2 Mio

Gegenüber Heiligabend verbesserte sich Star Wars um etwa 79%. Avatar stieg am gleichen Tag (ebenfalls sein 8. Tag im Verleih) um deutlich bessere 107% und das bei noch größerer direkter Konkurrenz von Sherlock Holmes. Star Wars mag nicht das Durchhaltevermögen von Avatar haben, doch sein Riesenstart macht das mehr als wett. Sollte sich der Film über das restliche Wochenende so halten wie Avatar (22% Anstieg am 2; Weihnachtstag und 14% Drop am Sonntag), wird er mehr als $160 Mio an seinem zweiten Wochenende erreichen. Doch auch wenn er sich etwas schlechter hält, wovon ich ausgehe, sollte er dennoch $150 Mio von Freitag bis Sonntag erreichen und damit den 2.-Wochenende-Einspielrekord von Jurassic World ($106,6 Mio) genau so pulverisieren wie dessen Startrekord vor einer Woche. Nach dem Wochenende sollte Star Wars bereits $540 Mio an US-Kinokassen erreichen und zu den fünf erfolgreichsten Filmen aller Zeiten gehören.

Noch vor Ende des Jahres könnte Star Wars: Das Erwachen der Macht bis zu $650 Mio einspielen. Je nachdem, wie gut das dritte Wochenende des Films sein wird, wird er Avatars Gesamteinspiel ($760,5 Mio) an seinem 17., 18., oder spätestens 19. Tag übertreffen. Im Vergleich dazu: Avatar benötigte 47 Tage, um Titanic als umsatzstärksten Film aller Zeiten in Nordamerika abzulösen. Dass ein Film das innerhalb von weniger als drei Wochen schafft – wonach es momentan definitiv aussieht – ist schlicht unglaublich. Mindestens seit den Siebzigern ist das nicht passiert.

Die Frage ist also eher, wie viel weiter als Avatar Star Wars: Das Erwachen der Macht vorstoßen wird und die Antwort darauf lautet: viel weiter. Es ist nicht mehr weit hergeholt zu behaupten, dass der Film als erster in der US-Box-Office-Geschichte mehr als $1 Milliarde einspielen wird. Genau genommen erscheint dies als überaus wahrscheinlich. Star Wars: Episode VII könnte diesen Meilenstein noch vor Ende Januar erreichen. Wenn die Oscarnominierungen mitspielen und der Film tatsächlich Teil des Rennens werden wird, halte ich ein US-Einspiel bis zu $1,2 Milliarden für nicht ausgeschlossen. Das wäre eine Steigerung von knapp 58% gegenüber dem bestehenden Rekord und würde sicherstellen, dass Star Wars: Das Erwachen der Macht diese Position noch viele Jahre lang innehaben würde. Sogar eine konservative Schätzung lässt $1,1 Milliarden als wahrscheinlich aussehen. Dazu kann ich zusammenfassend nur einen Expertenkommentar abgeben: WOW!

Weltweit stehr Star Wars: Das Erwachen der Macht bislang bei $890 Mio, doch das ist eine Geschichte für ein anderes Mal…

Doch nicht nur Star Wars schlug sich am 1. Weihnachtstag super an US-Kinokassen. Auf Seite 2 erfahrt Ihr, wie die Neustarts , Daddy’s Home, Joy und Quentin Tarantinos The Hateful 8 abgeschnitten haben.

"Halo – The Fall of Reach": Unsere Kritik zur Serie

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Halo the Fall of Reach (2015) Serienkritik

Halo: The Fall of Reach, USA 2015 • 65 Min • Regie: Ian Kirby • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Polyband • Heimkinostart: 4.12.2015

Die Spielserie "Halo" ist seit 15 Jahren zweifellos eines der Zugpferde für die Games-Sparte von Microsoft. Der erste Teil war ein regelrechter System-Seller, der die Abverkäufe der Ur-Xbox ordentlich befeuert hat. Mittlerweile sind ein gutes Dutzend Spiele erschienen und die recht komplexe Geschichte des Kampfes der Menschen gegen aufständische Kolonien und immer neue Alien-Bedrohungen wurde auch in Büchern, Comics und Filmen weitergeführt. Aktuell ist die dreiteilige Animationsserie "Halo – The Fall of Reach" auf DVD und BluRay erschienen. Wer sich nicht die Special-Edition des Spiels "Halo 5 – Guardians" zugelegt hat, der die Serie als Extra beilag, kann sich jetzt die Anfänge der intergalaktischen Supersoldaten-Story gemütlich im Heimkino zu Gemüte führen.

Halo The Fall of Reach (2015) Bild 1Basierend auf dem gleichnamigen Buch des Autors Eric Nylund, wird die Entstehungsgeschichte des sogenannten SPARTAN-Programms erzählt. Für alle, die sich nicht bis ins kleinste Detail mit dem Halo-Universum auskennen, eine kurze Einführung. Im Jahr 2517 hat die Menschheit die Reise mit Überlichtgeschwindigkeit gemeistert und Hunderte von Kolonien auf fremden Planeten errichtet. Kontrolliert wird das verstreute Menschen-Imperium durch das straff geführte United Nations Space Command (UNSC). Das passt so manchen Siedlern gar nicht, und es kommt in einigen Teilen des Universums zu einer offenen Rebellion. Um den Aufständischen effektiv Paroli zu bieten, legen die Militärstrategen der UNSC ein Supersoldaten-Programm auf, das aus Kindern genetisch modifizierte Kämpfer macht. Nicht sonderlich moralisch integer, aber halt ein guter Stoff für Actionfilme und Ballerspiele. Zumal nicht nur aufsässige Kolonisten, sondern mit den Covenant, einer technologisch überlegenen Alien-Koalition, eine weitere Gefahr auf die UNSC zukommt.

Halo The Fall of Reach (2015) Bild 2Die mit insgesamt gerade mal 65 Minuten Laufzeit straff erzählte Animations-Miniserie zeigt, wie aus dem Versuchsobjekt John 117 der ikonischen Held Master Chief wurde. Wir sehen die Entführung der jungen, nicht wirklich freiwilligen Rekruten, Szenen des Trainings, den erste Einsatz, der knapp an einem Fiasko vorbeischrammt, den Kampf gegen Aufständische und schlussendlich den erste Kontakt mit den Covenant. Viel Stoff, die der kanadische Regisseur Ian Kirby mit einem narrativen Kniff in die geringe Laufzeit presst. Da die Hauptfigur John eher der schweigsame Typ ist und auch ansonsten keine allzu differenzierten Charaktereigenschaften vorweisen kann, übernehmen seine Mit-Rekruten aus dem Off die Erzählung. Das sorgt für eine verständliche inhaltliche Überleitung zwischen den Kapiteln, und verleiht dem oftmals hurrapatriotischen Inhalt ein wenig Tiefe und Emotionen. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Universal Soldier-Gedanken und den abscheulichen Experimenten an Kindern, findet sich nicht. Dafür gibt es Action und Aliens. Fans wird’s gefallen.

Nach zwei Realverfilmungen ("Forward Unto Dawn", "Nightfall") und dem Anime "Halo Legends" mit sieben Kurzgeschichten, geht "The Fall of Reach" optisch seinen eigenen Weg. Die Bilder von fremden Planeten und dem All, wirken wie mit Wasserfarben gemalt, die Spielszenen sind durch die Bank computeranimiert. Allerdings lässt die Qualität der Animationen, mit hölzernen Bewegungen und mimikfreien Gesichtern, zu wünschen übrig. Da bietet jedes halbwegs aktuelle Spiel in den Zwischensequenzen eine opulentere Optik. Schade. Und auch unverständlich, waren doch an der Produktion die Halo-Macher von 343 Industries und das kanadische Animationsstudio The Sequence Group beteiligt. Da wäre mehr drin gewesen.

Trailer

Halo The Fall of Reach (2015) BluRay Cover

The Revenant – Der Rückkehrer (2015) Kritik

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The Revenant - Der Rückkehrer (2015) Filmkritik

The Revenant, USA 2015 • 156 Min • Regie: Alejandro González Iñárritu • Drehbuch: Mark L. Smith, Alejandro González Iñárritu • Mit: Leonardo DiCaprio, Tom Hardy, Will Poulter, Domhnall Gleeson, Forrest Goodluck, Paul Anderson • Kamera: Emmanuel Lubezki • Musik: Ryûichi Sakamoto, Alva Noto, Bryce Dessner • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: 20th Century Fox • Kinostart: 6.01.2016 • Deutsche Website

The Revenant - Der Rückkehrer (2015) Filmbild 1Alejandro González Iñárritus „The Revenant“ könnte den bisher blutrünstigsten Oscaranwärter in der Geschichte der Academy Awards darstellen. Noch sind die Nominierungen für die Saison zwar nicht veröffentlicht, doch Nennungen in diversen Jahresbestenlisten deuten bereits auf einen sicheren Kandidaten hin. Im krassen Gegensatz zu Iñárritus vorherigen Werken, erfindet sich der Regisseur hier wieder neu und kehrt einerseits seiner Schuld-und-Sühne-Reihe um „Amores Perros“, „21 Gramm“, „Babel“ und „Biutiful“ weitgehend den Rücken, um andererseits ebenso dem etwas zu penetrant auf seine eigene Cleverness verweisenden „Birdman“ (2014) eine frontale und rohe Absage zu erteilen. „The Revenant“ ist ein geradliniges Survivaldrama mit Rachemotiv, in dem lediglich einige symbolisch aufgeladene Szenen an die Anfänge des gebürtigen Mexikaners erinnern – ungeschliffene Action im Arthousegewand dominiert das Geschehen. Unter der hautnahen Kameraführung von Emmanuel Lubezki wird hier gelitten, gemeuchelt und gestorben. Protagonisten werden von Pfeilen durchbohrt, Kehlen werden durchgeschnitten, Leiber ausgeweidet und Extremitäten sowie Genitalien abgetrennt. Wer sich in diesem Zusammenhang ein wenig an Mel Gibsons ungezügeltes Meisterwerk „Apocalypto“ (2006) erinnert fühlt, liegt nicht daneben.

The Revenant - Der Rückkehrer (2015) Filmbild 2Doch weshalb der hohe Blutzoll? Basieren soll das alles zunächst mal wieder auf einer wahren Begebenheit, doch da ich mir nicht sicher bin, wie real der unbeschadete Fall des Helden von einem Abhang, nur abgefangen von einer Tanne, wirklich ist, enthalte ich mich zu diesem Punkt. Es ist die Geschichte des Trappers Hugh Glass (Leonardo DiCaprio), der in den amerikanischen Wäldern des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts nach einer Bärenattacke schwer verletzt wird. Sein Trupp glaubt nicht mehr an seine Genesung, weshalb drei Männer gegen Bezahlung zurückgelassen werden, um Glass nach seinem Tod würdevoll zu bestatten: Sein eigener Halbblutsohn Hawk (Forrest Goodluck), der junge Bridger (Will Poulter) und der aggressive Fitzgerald (Tom Hardy). Für Fitzgerald ist die Sache schon von Beginn an klar – er will den Verletzten möglichst schnell unter die Erde bringen und seinen Lohn kassieren. Wenn es sein muss auch durch aktive Beschleunigung. Als Hawk ihn bei seinem Vorhaben ertappt, wird er von Fitzgerald kurzerhand aus dem Weg geräumt. Doch der Mörder hat seine Rechnung ohne den schließlich lebend verscharrten Glass gemacht, der wie durch ein Wunder wieder auf die Beine kommt und nur noch eins will: Fitzgerald aufspüren und Rache für seinen Jungen nehmen …

The Revenant - Der Rückkehrer (2015) Filmbild 3„The Revenant“ ist nach George Millers „Mad Max: Fury Road“ nun der zweite Film in diesem Jahr, der Kino als schnörkellosen Kick serviert. Nur in einem gänzlich anderen Ton. Auch Iñárritus atmosphärisch dichte, bitterernste Arbeit will erlebt und nicht bloß angeschaut und verstanden werden – die Zuschauer werden förmlich mit durch Dreck und Blut gezogen. Selbst die wunderschönste Landschaftseinstellung vermittelt immer noch ein Gefühl von Isolation, Kälte und Elend. An vorderster Front steht Leonardo DiCaprio, der sich hier mal wieder gewohnt die Seele aus dem Leib spielt. Mit einer physisch derart eindrucksvollen Präsenz hat man den Mimen zuvor allerdings noch nie gesehen. Über weite Strecken muss er ohne seine Stimme agieren und sich in einem Zustand zwischen Leben und Tod durch meterhohen Schnee schleppen. Vincent Gallo hat in Jerzy Skolimowskis „Essential Killing“ (2010) eine bemerkenswert ähnliche Performance vorgelegt und bei den Dreharbeiten strikt darauf bestanden, alle unangenehmen Szenen selbst in die Hand zu nehmen. Ob dies auch für den Megastar DiCaprio oberstes Gebot gewesen ist, ist mir nicht bekannt. Zumindest der Angriff eines ausgewachsenen Grizzlybären ist offensichtlich nur mit Hilfe modernster Digitaltricks realisierbar gewesen.

The Revenant - Der Rückkehrer (2015) Filmbild 4Auch wenn DiCaprio und die hypnotische Arbeit von Kameramann Lubezki sicherlich am meisten Aufmerksamkeit auf sich ziehen, sollte man trotzdem nicht den ein wenig in den Hintergrund gerückten Tom Hardy vergessen, der als Fitzgerald die messerscharfe Darbietung eines rücksichtslosen, eiskalten Pragmatikers gibt. In einer eindringlichen Szene berichtet er davon, wie sein ungläubiger Vater zu Gott fand: Kurz vor dem Verhungern offenbarte sich ihm dieser in Form eines Eichhörnchens – welches er schlachtete und aß. Im Vergleich zu früheren Filmen Iñárritus spielt der Glaube an Erlösung zwar immer noch eine Rolle, nur werden die geisterhaft-friedvollen Visionen entweder wie ein Fiebertraum jäh unterbrochen oder rasch durch die schiere Wut, die in Glass lodert, vertrieben. Gerechtigkeit dürfe nur vom Schöpfer selbst eingefordert werden, lehrt ein Indianer den Racheengel. Und dennoch …

„The Revenant“ ist ein ein ungemein involvierender und in Anbetracht seiner kompromisslosen Brutalität durchaus unangenehmer Leinwandtrip. Und er ist Alejandro González Iñárritus bislang beste und befreiteste Leistung.


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Box-Office Deutschland: Star Wars startet knapp vor Fack Ju Göhte 2

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Star Wars Besucherzahlen Deutschland

Quelle: Insidekino

Der Riesenstart von Star Wars sorgte für kräftigen Aufschwung in den deutschen Kinos. Nach mehreren Rückgängen in Folge sprang die Gesamtbesucherzahl der Top 10 um kräftige 183% (!) nach oben auf 2,86 Mio und verbesserte sich auch gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als der dritte Hobbit die Charts anführte, um 44%.

In nahezu allen Ländern, in denen Star Wars: Das Erwachen der Macht vergangene Woche angelaufen ist, belegte der Film zum Start konkurrenzlos den ersten Platz der Kinocharts und in zahlreichen Märkten stellte die neuste Episode aus dem Krieg der Sterne prompt einen neuen Start-Rekord auf. Nicht anders verhielt es sich auch in Deutschland nach Umsatz, wo Episode VII sich mit €25,3 Mio in den ersten vier Tagen an die Spitze der umsatzstärksten Starts aller Zeiten katapultierte. Der Rekord wurde erst dieses Jahr nach 14 Jahren von Fack Ju Göhte 2 mit €17,7 Mio endlich übertroffen. Doch während Fack Ju Göhte 2 den bisherigen Rekord (von Harry Potter und der Stein der Weisen) nur um 6% überbieten konnte, legte Das Erwachen der Macht ganze 43% drauf. Die Riesenumsätze dürften allerdings kaum jemanden wundern, der sich in den letzten Tagen den Film im Kino angeschaut hat. Mit Überlängen- und 3D-Zuschlag kosteten die Tickets nicht selten mehr als €11-12.

Doch während der neue Star-Wars-Film den Rekord nach Umsatz problemlos hinlegte, hat es mit dem erhofften Start-Rekord nach Besuchern nicht geklappt. Nach etwa 560,000 Zuschauern am Starttag sah es noch so aus, als hätte der Film eine kleine Chance, Harry Potter und der Stein der Weisen nach 14 Jahren endlich vom Thron zu stoßen, doch ein beträchtlicher Teil der Nachfrage wurde offenbar schon am ersten Tag befriedigt. Am gesamten Wochenende erreichte der Film daher etwa 2,139,000 Besucher in mehr als 800 Kinos (und auf über 2000 Leinwänden) in Deutschland. Es ist ein phänomenaler Start, der beste des Jahres vor Fack Ju Göhte 2 (2,115,000 Zuschauer zum Start) und das beste Startwochenende seit Ice Age 2 – Jetzt taut’s, der vor neun Jahren mit knapp 2,4 Mio Zuschauern anlief.

Insgesamt war es nach Besuchern der sechstbeste Start aller Zeiten in Deutschland, der beste Dezember-Start und der beste Start eines Star-Wars-Films. Star Wars: Episode III – Die Rache der Sith lief im Mai 2005 mit 1,965,000 Zuschauern an, Das Erwachen der Macht schnitt um 9% besser ab. Außerdem wurde Episode VII erst zum 10. Film überhaupt, der in Deutschland die 2-Mio-Besuchermarke am Startwochenende überqueren konnte. Dennoch ist es angesichts des Riesenhypes schon fast verwunderlich, dass der Film Fack Ju Göhte 2 lediglich um 24,000 Zuschauer zum Start schlagen konnte. Am Starttag hatte er noch 157,000 Besucher mehr gehabt, doch offensichtlich lief Fack Ju Göhte 2 an seinem ersten Freitag, Samstag und Sonntag besser.  Der Start von Harry Potter und der Stein der Weisen bleibt mit 2,59 Mio Zuschauern in den ersten vier Tagen weiterhin unerreichbar und mittlerweile beschleichen mich die Zweifel, dass dieses Startergebnis jemals geschlagen werden wird.

Weitere Filme, die besuchertechnisch besser anliefen als Star Wars: Episode VII sind Harry Potter und die Kammer des Schreckens (2,49 Mio), Harry Potter und der Feuerkelch (2,4 Mio), Ice Age 2 – Jetzt taut’s (2,4 Mio) und (T)Raumschiff Surprise – Periode I (2,16 Mio).

Das Ziel, das Star Wars: Das Erwachen der Macht nun vor Augen hat, ist 7,7 Mio Besucher. So viele wird er brauchen, um auf jeden Fall die Nummer 1 des Jahres nach Zuschauern zu werden und angesichts der Weihnachtszeit wird es kein Problem sein. Schwieriger wird es hingegen, Star Wars: Episode I – Die dunkle Bedrohung als erfolgreichsten Star-Wars-Film aller Zeiten nach Besuchern abzulösen. Dieser hat fast 9 Mio Zuschauer (samt 3D-Wiederaufführung) in unsere Kinos gelockt. Schwierig, jedoch nicht unmöglich. Wir halten Euch weiterhin auf dem Laufenden.

Auf Seite 2 erfahrt Ihr, wie andere Filme, u. a. Mockingjay Teil 2 und Spectre, am Wochenenende abgeschnitten haben.

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