Brautalarm (2011)

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Brautalarm (2011) Filmkritik

Bridesmaids, USA 2011 • 125 Min • Regie: Paul Feig • Drehbuch: Kristen Wiig, Annie Mumolo Mit: Kristen Wiig, Rose Byrne, Maya Rudolph, Melissa McCarthy, Ellie Kemper, Jon Hamm, Chris O’Dowd, Rebel Wilson • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 21.07.2011 Deutsche Website

Handlung

Annie und Lillian sind, seit sie denken können, die besten Freundinnen, doch während Annies Leben drunter und drüber geht, hat Lillian sich bereits mit ihrem Freund Doug verlobt und ist überglücklich. Vor kurzem musste Annie erst ihre eigene Bäckerei aufgeben und einen Job als Verkäuferin bei einem Juwelier annehmen, in dem sie die Kunden reihenweise vertreibt. Auch ihr Liebesleben könnte besser laufen. Ted ist gutaussehend und reich, jedoch ist er ein unverbesserlicher Macho und hält Annie für seinen „Fuck-Buddy“. Trotz allem steht fest, Annie wird Lillians Trauzeugin. Jedenfalls dachte Annie das, bis sie die anderen Brautjungfern kennenlernt. Unter ihnen ist auch Helen, die Frau von Dougs Boss. Sie ist hübsch, organisiert, gebildet und freundlich und scheint Annie von ihrem Platz als Trauzeugin sowie auch als Lillians beste Freundin verdrängen zu wollen. So entsteht ein erbitterter Kampf der beiden Rivalen um Lillians Gunst…

Kritik

Zugegeben, der Titel ist weder auf deutsch (Brautalarm) noch im Original (Bridesmaids) besonders einfallsreich. Doch wie bei den meisten Dingen, sollte man ein Buch nicht nach seinem Einband beurteilen. Denn hier lohnt sich ein zweiter Blick auf jeden Fall. Hinter dem lahmen Titel verbirgt sich nämlich eine der erfolgreichsten Komödien seit Langem.

Die Geschichte von der chaotischen besten Freundin Annie (Kristen Wiig), die um die Stellung als Trauzeugin für Lillian gegen die nahezu perfekten Rivalin Helen (Rose Byrne) kämpft und dabei in wirklich jedes Fettnäpfchen stapft, hört sich nicht wirklich nach einer lohnenswerten oder originellen Komödie an. Doch bevor man urteilt, sollte man sich den Film ansehen, denn sein Erfolg spricht für sich.

Brautalarm (2011) Filmbild 1Sieht man sich nun den Cast an, lässt sich dieser Erfolg sogar erklären. Die Hauptrollen sowie ein Großteil der Nebenrollen, die fest in weiblicher Hand sind, strotzen nur so vor Witz und Charme, also perfekt für eine Komödie. Das Zusammenspiel der Schauspieler und die auf den Leib zugeschnittenen Rollen kommen nicht von ungefähr. Kristen Wiig (Annie), Maya Rudolph (Lillian) sowie Mellissa McCarthy (Megan) waren schon zusammen im Ensemble bei „Saturday Night Live“ und sind eingefleischte Komödiantinnen. Außerdem schrieb Wiig selbst gemeinsam mit Annie Mumolo, die mit ihr in der Improvisationstheatergruppe „The Groundlings“ tätig war, das Drehbuch zum Film. Dieses wurde 2012 sogar für einen Oscar nominiert. Wiigs erste Hauptrolle als Annie könnte nicht passender für sie sein – dauernd gestresst und unorganisiert, durch und durch chaotisch und trotzdem einfach liebenswert. Nachdem Annies berufliches Glück sich verabschiedet hat und zusätzlich ihr Liebesleben in eine andere Richtung verläuft, als sie es sich vorstellt, ist die Freundschaft zu ihrer Freundin aus Kindertagen, Lillian, das Einzige, was in ihrem Leben noch rund läuft. Es bestehen keine Zweifel, dass Annie zur Trauzeugin wird, als Lillians Freund Doug um ihre Hand anhält. Zumindest so lange, bis Annie die anderen Brautjungfern kennenlernt. Neben so einigen verrückten Gestalten, ist dort auch Helen (Rose Byrne). Sie ist reich, sympathisch, aufgeräumt und extravagant. Also kurz gesagt: genau das Gegenteil von Annie. Die zwei sind sich von Anfang an ein Dorn im Auge und jede von ihnen kämpft nicht nur um die begehrte Trauzeugenposition, sondern auch um die Freundschaft von Lillian. Immer wieder geraten sie aneinander und versuchen sich gegenseitig zu übertrumpfen. Trotz ihrer Versuche, mit der langjährigen Freundschaft zu punkten, versagt Annie auf brutalste Weise. Für sie der absolute Untergang, für den Zuschauer witzige Unterhaltung. Man versetzt sich in Annie hinein, was es auf weite Sicht tatsächlich anstrengend macht, da man mit ihr mitfühlt. Allerdings fehlt es einem für wirkliche Besorgnis schlicht an Zeit, denn das Zusehen bei ihrem Versagen ist einfach zu komisch.

Brautalarm (2011) Filmbild 2Für das passende Surrounding sorgen nicht nur die Brautjungfern, sondern auch Annies Mutter (Jill Clayburgh) sowie ihr Mitbewohner (Matt Lucas) und dessen Schwester (Rebel Wilson). Jeder von ihnen ist seine/ihre Weise durchgeknallt. Allen voran Megan, eine der Brautjungfern, die von Melissa McCarthy verkörpert wird. Sie ist selbstbewusst, aufbrausend und kann hart durchgreifen. Sie ist zudem das, was eher untypisch für eine reine Frauen-Komödie ist, weil sie nicht gerade ihre feminine Seite raushängen lässt und zeigt, dass nicht alle Frauen kleine Püppchen sein müssen. Für diese Rolle in „Brautalarm“ wurde sie 2012 sogar als „Beste Nebendarstellerin“ für den Oscar nominiert. Sie ist so, wie wir Melissa McCarthy lieben. Witzig, durchgeknallt und absolut authentisch, wie schon in „Voll abgezockt“ oder „Taffe Mädels“ (im letzteren wieder unter Paul Feigs Regie). Auch Maya Rudolph macht als Braut und Freundin durchaus eine gute Figur. Bis in die Spitzen, sozusagen, wurde auf Comedy gesetzt. Wer Rebel Wilson („Pitch Perfect“) und Matt Lucas („Little Britain“) kennt, weiß was ihn erwartet. Schade, dass die beiden nicht öfter zum Zug kommen, obwohl natürlich die bevorstehende Hochzeit und somit die Hochzeitsgesellschaft im Vordergrund stehen muss. Annies männliches Gegenstück ist Officer Roads (Chris O’Dowd), einer der wenigen, der „nur“ Schauspieler („Imme Ärger mit 40“) ist, aber trotzdem schön anzusehen ist, als trotteliger Streifenpolizist mit großem Herz. Auch Rose Byrne ist ebenfalls eine dieser wenigen. Man kennt sie eher aus Horrorfilmen, wie „28 Weeks Later“ und „Insidious“ (der zweite Teil läuft gerade im Kino) und doch fügt sie sich in den Cast gut ein.

Der Humor dieses Films setzt neue Maßstäbe im Bereich der Frauen-Komödien – er ist direkt, ehrlich und schreckt vor nichts zurück. Typisch oder gar klischeehaft ist hier rein gar nichts. Mit dem sonst so einseitigen und vorurteilsbehafteten Genre der Komödie mit Frauen wird ordentlich aufgeräumt. Wiig und Mumolo, die sehr lange an diesem Drehbuch feilten, haben Filmen wie „Sex and the City“ mit ihrer offenherzigen Art regelrecht ins Gesicht geschlagen. Langeweile wird da nicht aufkommen. Über eine Fortsetzung wurde gesprochen, bis jetzt wurde aber noch nichts konkret geplant.

Fazit

Mit seiner leicht zu verdauenden Handlung und seinem ungewöhnlichen Humor ist „Brautalarm“ der perfekte Film für einen Mädels-Abend, aber auch die Männer dürften Gefallen daran finden.

Trailer