The Lifeguard, USA 2013 • 98 Min • Regie: Liz W. Garcia • Mit: Kristen Bell, Alex Shaffer, David Lambert, Martin Starr, Mamie Gummer, Amy Madigan • FSK: n. n. b. • Kinostart: n. n. b. • Website
Ein Aussteiger sein. Bademeister sein. Ein großartiger und beflissener Plan. Kristen Bell macht es in „The Lifeguard“ als titelgebende Rettungsschwimmerin vor, dass es dem ambitionierten End-Zwanzigern trotz zielstrebigen College-Abschlüssen und einer geregelten Arbeit erlaubt ist, zu stolpern und mit sich im Unreinen zu sein. Dennoch gerät neben der Hauptfigur dieser Sommer-Indie-Film selbst ins Straucheln und bleibt blässlich bis substanzlos.
Die 29-Jährige Leigh (Kristen Bell) ist von der Jobsituation und der Heimlichtuerei beim Techtelmechtel mit einem Kollegen angeödet. Die Koffer werden gepackt, raus aus der Stadt, ab nach Hause zu den Eltern und den Highschool-Job als Bademeisterin wieder aufnehmen – ein jugendlicher und frommer Plan. Beim Abhängen mit alten Freunden und beim Schwingen einer heißen Sohle am Beckenrand lernt Leigh die Skater-Truppe um Matt (Alex Shaffer) und Jason (David Lambert) kennen. Schließlich gehen Jason und sie eine Affäre ein und helfen sich gegenseitig, wieder ins geregelte Fahrwasser zu wechseln.
Fangen wir harmlos mit der Haben-Seite an. Dieser Film hat die sympathische, talentierte – mit Luft nach oben – Kristen Bell („Movie 43“) und die Jünglinge Alex Shaffer („Win Win“) und David Lambert („The Fosters“, Fernsehserie). Kristen Bell ist gut – nicht herausragend, aber gut. Sie wäre ein Kandidat für eine glückliche, einschlagende Rolle; irgendwann – hoffentlich. Die Jungs können nur leichte Akzente als Skateboard-Rebellen setzen. Dies drückt dem unbarmherzigen System „Highschool“ und dem Außenseitertum keinen neuen Stempel auf, funktioniert aber vom Fließband, da solche Probleme einfach echt sind. Der restliche Cast bleibt solide, aber unauffällig wie der ruhende Pool bei Windstille.
Das Anbandeln und schließlich in Sex mündende Geflirte des Paares Kristen Bell und David Lambert besitzt eine stimmige Chemie. Dies gilt allerdings nur für den sexy-Part des Films, da der Teenager mit ernsthaften und schwerwiegenden Drop-Out Problematiken zu ringen hat und auf der anderen Seite Leighs Fallhöhe hausgemacht, gering und dürftig ausfällt. Ihre Probleme sind wie eine spontane Magenverstimmung, die sich ebenso von selbst wieder regeln. Somit verpuffen ihre Ratschläge im Sinne von Schall und Rauch, wirken irgendwie falsch und unecht. Vielleicht sollen sie auch genau das, da Leigh die Weisheit ebenfalls nicht mit Löffeln gegessen hat; unter ständigem Insistieren noch nicht 30 zu sein, sondern 29 Jahre und 10 Monate. Das „Carpe Diem“ des kleinen Mannes, genauso klischeebehaftet und sinnbefreit wie „YOLO“-Rufe („You Only Live Once“). Untermauert wird dies vom sperrigen Soundtrack. Bedauerlicherweise ist dieser unnötig runterziehend. An und für sich sind die Songs ein Knaller, aber im Kontext des Films kippen die Melodien viel zu schnell zu einer zu aufdringlich geratenen Anleitung für die allzu penetrant zu erlebenden Gefühlszustände wie es manchmal in einer Serie wie „Scrubs“ vorkommt. Wenn das Geschehen nicht mitreißt, dann bitte via Knopfdruck per Songauswahl.
Leider kratzt die Geschichte nur an der Wasseroberfläche und lässt den geschätzten Tiefgang aus der Indie-Ecke schmerzlich vermissen. Es reihen sich Plattitüden an Plattitüden, die tatsächlich One-Linern aus einem wahllosen Actionfilm ähneln. „I am allowed to be confused and stumble once in a while.“ oder ein wuchtiges „Grow up!“ finden zwar den Weg in den Gehörgang, aber ohne Aufenthaltsgenehmigung auch direkt wieder hinaus. Kein Nachhall; arg belanglos und hölzern.
Gerade finstere Aspekte wie die Geschichte um die Liebschaft mit einem Minderjährigen (umgekehrt vermutlich undenkbar und verpönt) plätschern unverbraucht über die Leinwand am Zuschauer vorbei. Die Idee eine Auszeit zu nehmen und als „Lifeguard“ zu arbeiten ist nicht sehr originell, aber dafür ein sehr schönes Bild. Die Gedanken andächtig schweifen zu lassen, auf das regungslose Wasser im Becken zu gucken, Sonnenschein und eine Neubewertung seiner Lebensumstände. Hier war mehr Potenzial drin. Regisseurin Liz W. Garcia (Autorin bei „Dawson’s Creek“) feiert kein gelungenes Debüt. Wer Lust auf einen Indie-Sommer-Volltreffer hat, der ist mit „The Way Way Back“ („Ganz weit hinten“) mit genialem Sam Rockwell als leichtfüßigen Bademeister bestens bedient. Leider läuft diese sonnige und doch gravierend ernste Momente nicht aussparende Coming-of-Age-Bombe bei uns gerade in der Winterzeit in nur wenigen Kinos.



Schnapsdrossel Woody Grant (Bruce Dern) findet in seiner Post eine Benachrichtigung über einen Millionen-Dollar-Gewinn. Dafür muss er bloß ein paar Formulare ausfüllen und 900 Meilen von Billings (Stadt in Montana) nach Lincoln (Hauptstadt Nebraskas) zurücklegen. Mit Anflügen von Demenz kämpfend und dennoch mit unumstößlicher Zielstrebigkeit reißt Woody vergeblich zu Fuß von zu Hause aus – sehr zum Leidwesen seiner strapazierten Frau. Unter Jahren des Saufens seitens Woody hat seine duldsame aber frustrierte Gattin Kate (June Squibb) den letzten Krümel Verständnis vollends verloren. Um den Vater den Irrsinn bezüglich des Fake-Gewinns bewusst zu machen, ebenso um Zeit mit dem alten Herren zu verbringen, erbarmt sich der frisch verlassene Sohn David (Will Forte) für den Trip. Auf dem Weg nach Nebraska legen Vater und Sohn Zwischenstopps bei alten Freunden und Verwandten ein. Als das senile, „neureiche“ Plappermaul Woody allen unbedarft von seinem Gewinn erzählt, hat David seine liebe Not, den Leuten das Gegenteil zu beweisen. Vergessene Fehden, scheinbar geschuldete Gefallen, Missgunst und Neid sickern langsam durch die rissige, aufgesetzte und falsche Gastfreundschaft hindurch.
Fragt man Alexander Payne („About Schmidt“, „Sideways“) nach dem Grund für sein reduziertes Farbspektrum, so entgegnet er, er wolle einen archetypischen Film mit Seele schaffen. Dieses Vorhaben, gegen die Sehgewohnheiten des kontemporären Kinogängers gehend, drückte Payne nachdrücklich durch, musste allerdings bei der Forderung des Studios nach einer Top-Besetzung für die Hauptrolle einlenken. Der Deal entpuppt sich als totale Win-Win Situation. Bruce Dern legt seinen Woody von verwirrt, geistesabwesend und tapsig bis vehement entschlossen so wie gutmütig, Probleme wälzend, saufend, doch gleichsam liebenswert an. Derartiger Vielschichtigkeit begegnet Dern mit feingestimmten darstellerischem Grenzgang und distinguiertem Schauspiel. In Momenten der Klarheit offenbart der Vater seinem Sohn die Wahrheit über seine Existenz: „Weil ich gerne bumse und deine Mutter Katholikin ist“. Solch einen Hammer bringt der konfus dreinblickende Greis ohne Vorwarnung und wechselt sein Minenspiel schlagartig von verwirrt auf spöttisch, keifend und danach zwischenzeitlich auf fokussiert, wenn es um die Million Dollar geht.
Der kundige Zuschauer wird von einem begeisternden schauspielerischen Phänomen gleichfalls an anderer Stelle verblüfft. Will Forte parodiert extrem lustig die in die Jahre gekommene „MacGyver“ Serie als „MacGruber“ in der Show „Saturday Night Live“. Beim Casting setzte er sich gegen Paul Rudd (
Weitere charmante Höhepunkte und eine Menge ungefilterter spitzer Bemerkungen serviert June Squibb als Woodys Frau Kate. Zu Beginn noch eher Sidekick-mäßig auftretend als säurehaltige Phrasen schleudernde Ehefrau, mausert sie sich im Film als zu ihrem Mann und Söhnen haltende liebende Frau und Mutter. Sie weiß um die wahren Umstände der Altlasten, die auf einmal von den restlichen Neidern in der Familie auf die Tagesordnung gebracht werden. Pokerface Stacy Keach als Woodys Kumpane Ed Pegram aus vergangenen Tagen schwenkt herzlich angetan vom Wiedersehen mit Woody zügig in bedrohlich und intrigant um. Wer wem einen Gefallen schuldet, ist Gegenstand des Klärungsbedarfs zwischen den Forderungen von Ed und dem Unvermögen von Woody, Nein sagen zu können. Ebenso die grotesken Charaktere von Davids übergewichtigen Redneck-Cousins, interessieren sich erstmalig herrlich blöd dreingrinsend für den unverhofften Familienbesuch, als Woody von seinem Geld faselt. Dies sind die Momente, an denen die Familie um Woody, Kate, David und dessen Bruder Ross (Bob Odenkirk) ungerechten Anschuldigungen und ungerechtfertigten, lauten, raffgierigen Ansprüchen gegenübersteht.

Das Horror-Genre verbucht die meisten Veröffentlichungen pro Jahr. Wenn man bedenkt, dass Filme wie „Shaun of the Dead“ und „I spit on your grave“ oder „ Rubber“ und
Der kurze Vorgeschichte vom Abend der Enttarnung des Riverton Rippers als einfachen Mann mit Kind und schwangerer Frau, der anscheinend eine gespaltene Persönlichkeit besitzt, enthält mehr Handlung und Spannung als der gesamte restliche Film. Rückblickend ist sie sogar sein einziges Highlight. Die Geschehnisse sechzehn Jahre danach lassen sich leicht zusammenfassen: Die „Riverton Sieben“, die am angeblichen Todestag des Rippers geboren sind, bilden den absolut stereotypischen Querschnitt durch die High-School. Da ist zum einen das hübsche beliebte Mädchen Brittany, der Sportler Brandon, der etwas nerdige Bug, sein bester Freund Alex, die gläubige Penelope, ein Asiate und ein Farbiger. Ausgenommen ist hier „Fang“ (Emily Meade), die Anführerin einer machtvollen Mädchen-Clique, die zwar keine der „Riverton Sieben“ ist, aber ihnen sehr nahe steht. Sie hätte das Potenzial eine interessante Person zu werden und auch die schauspielerische Leistung ist im Vergleich ansehnlich, leider wird sie stark in den Hintergrund gerückt. Nacheinander werden die Sieben dezimiert, natürlich nach dem Prinzip, auf wen die Handlung am ehesten verzichten kann, bis schließlich nur noch einer übrig bleibt. Kein besonders ausgefallener Aufbau, gerade für dieses Genre, doch das hat bisher keinen Slasher-Fan gestört, viel enttäuschender ist es, dass eine Erklärung für die Morde nicht wirklich vorhanden ist.
Die Charaktere werden außerdem nach und nach immer nerviger – allen voran die hübsche Brittany und Bug bzw. Adam, der als Außenseiter unerklärlicher Weise attraktiv auf sie wirkt und immer mal wieder irgendeine Art von Anfall hat, wie Halluzinationen oder plötzliches Erbrechen. Außerdem hat er ein Faible für eine besonders große Geier-Art. Was das mit dem eigentlichen Film zu tun hat und warum darauf so viel Zeit verschwendet wird, welche der Film sicherlich sinnvoller hätte nutzen können, bleibt mir zumindest ein Geheimnis. Der Schauspieler von „Bug“, Max Thieriot, scheint sehr beliebt zu sein in der Rolle des Sonderlings mit psychopathischen Zügen. Kurze Zeit nach „My Soul to Take“ war er in „ House at the End of the Street“ (2012) an der Seite von Jennifer Lawrence zu sehen. Ob es nun an seiner, obwohl schon in besserer Form gesehenen, bezaubernden Schauspielkollegin liegt oder an dem insgesamt schlichtweg interessanterem Plot, überzeugt er in jenem Film weit mehr. Und auch jetzt in der Serie „Bates Motel“ in der er den Bruder des noch jungen Norman Bates spielt, sieht man deutlich eine Steigerung zu diesem Film.











