The-Marvels-Darstellerin Teyonah Parris adressiert den Kassenflop des Films

Letztes Jahr wurde Walt Disney Studios 100, doch trotz des stolzen Jubiläums gab es für das Studio wenige Gründe zum Feiern. Abgesehen vom Corona-Jahr 2020, in dem die meisten Kinos weltweit über lange Strecken geschossen waren, war es das erste Jahr seit 2015, in dem Disney nicht das umsatzstärkste Studio des Jahres wurde, sondern Universal. Von wenigen Lichtblicken wie Guardians of the Galaxy Vol. 3 und Pixars Elemental abgesehen, war Disneys Kinojahr geprägt von Flops und Enttäuschungen an den Kinokassen. Sogar Hitgarant Marvel, der Disneys Vorherrschaft in den letzten Jahren sicherstellte, zeigte erstmals deutliche Ermüdungserscheinungen und Risse in der Fassade.

Disney-Produktionen wie Arielle, die Meerjungfrau und Ant-Man and the Wasp: Quantumania blieben hinter den Erwartungen zurück, während Indiana Jones und das Rad des Schicksals, Wish, Geistervilla und The Marvels schlichtweg böse floppten. Es wird geschätzt, dass Disney allein an den Kinokassen letztes Jahr ein Minusgeschäft von rund 1,3 Milliarden US-Dollar gemacht hat. Hinzu kam ein Rückgang der Disney+-Abonnenten um mehrere Millionen im Zuge des Preisanstiegs.

Weil kein Studio sich in die Bücher schauen lässt, kann man natürlich nicht mit absoluter Gewissheit sagen, mit welchem der hochpreisigen Flops Disney das meiste Geld verloren hat, doch The Marvels ist ein heißer Kandidat. Die Fortsetzung zu Captain Marvel kostete rund $220 Mio und spielte weltweit knapp $206 Mio ein, weniger als jeder andere MCU-Film zuvor. Noch viel schlimmer sieht das Einspiel aus, wenn man es direkt mit dem Vorgänger vergleicht. Brie Larsons MCU-Einstand als Captain Marvel profitierte 2019 davon, der letzte Marvel-Film vor Avengers: Endgame zu sein, und nahm weltweit mehr als 1,1 Milliarden US-Dollar ein. An seinem ersten Wochenende alleine spielte er weltweit mehr ein als The Marvels insgesamt. Auch in Deutschland war der Rückgang massiv. Captain Marvel lockte fast 2,1 Millionen Zuschauer:innen in die deutschen Kinos, The Marvels verkaufte letztes Jahr hingegen nicht einmal eine halbe Million Kinotickets.

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Es gibt vermutlich nicht den einen entscheidenden Grund, weshalb The Marvels so spektakulär gescheitert ist, sondern vielmehr mehrere Gründe, weshalb das Publikum den Film schulterzuckend ignoriert hat. The Marvels bekam die Auswirkungen der Übersättigung mit Superheldengeschichten und der negativen Reaktionen auf Ant-Man and the Wasp: Quantumania und die Marvel-Serie "Secret Invasion" mit voller Wucht zu spüren. Dass zwei der drei Hauptfiguren des Films zuvor ausschließlich in Disney+-Serien zu sehen waren, ist auch nach hinten losgegangen. Viele Zuschauer hatten im Vorfeld das Gefühl, sie müssten Stunden in die Serien investieren, um mit der Handlung des Films mitzukommen. Außerdem kam der Film zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt in die Kinos, als der Schauspielerstreik in Hollywood noch lief, sodass seine Stars keinerlei Vermarktung für ihn betreiben durften.

Diese Hürden hätte The Marvels vielleicht noch überwinden können, wenn es ein richtig guter Film gewesen wäre, doch das war er auch nicht und das hat sich schnell herumgesprochen. Inzwischen kann man The Marvels bei Disney+ nachholen und für die meisten Franchise-Fans dürfte sich der Film bestenfalls im unteren Mittelfeld des MCU platzieren.

Teyonah Parris, die im Film ein Drittel des titelgebenden Trios, Monica Rambeau, verkörpert hat, hat eine eigene Theorie, weshalb The Marvels an den Kinokassen unterging, wie sie dem People Magazine erzählt hat: (aus dem Englischen)

Ich denke, dass über den Film viel geredet wurde, bevor die Leute ihn gesehen haben. Es ist so frustrierend, wenn die Leute etwas kommentieren, ohne es gesehen zu haben. Viele Menschen haben ihre Zeit, ihre Energie und ihr Talent investiert, um den Film zu verwirklichen.

Ich hoffe, dass die Leute dem Film eine faire Chance geben, indem sie ihn sich einfach anschauen. Wenn euch die ersten 10, 15 Minuten nicht gefallen, dann sei’s drum. Eure Zeit ist wertvoll. Aber wir machen diese Filme, damit sie eine Flucht aus der realen Welt sein können und einen Augenblick von Leichtigkeit, Freude und Fantasie bieten können.

Man muss nicht alles mögen, aber man sollte dem Film eine Chance geben, indem man ihn sich anschaut und sich eine eigene Meinung bildet. Wenn ihr das gemacht habt, dann ist das fair. Wenn das eure Meinung ist, kann ich sie euch nicht nehmen.

Ich denke, das ist eine gesunde und nachvollziehbare Einstellung. Tatsächlich haben viele den Film ungesehen verrissen. Dass das der entscheidende Faktor seines Misserfolgs war, bezweifle ich jedoch. Die negativen Reaktionen auf das Arielle, die Meerjungfrau und das Ghostbusters-Reboot von 2016 waren unermesslich größer und dennoch haben beide Filme mehr eingespielt als The Marvels.

Woran Parris jedoch nicht glaubt, ist, dass der Kassenflop das Ergebnis einer Superhelden-Übersättigung war:

Ich denke, dass die Leute gute Filme sehen wollen und wenn darin Superhelden vorkommen und man die Leidenschaft spürt und es eine gute Geschichte gibt und alles nicht nach Schema F gemacht wurde, dann schauen sich die Leute das auch an. Ich denke, es ist leicht zu sagen "Oh, es gibt eine Superhelden-Fatigue", aber in Wahrheit wollen wir einfach gute Geschichten mit großartigen Charakteren, die etwas bedeuten und etwas zu sagen haben.

Auch in dem Punkt hat sie nicht ganz Unrecht, wie der große Erfolg von Guardians of the Galaxy Vol. 3 letztes Jahr gezeigt hat.

Parris bedauert zudem, dass sie wegen des Schauspielerstreiks nicht die Gelegenheit hatte, auf Pressetour mit dem Film zu gehen und die Fans zu treffen:

Ich habe keine richtige Pressetour gemacht, bei der ich von Angesicht zu Angesicht, persönlich mit den Fans interagiert habe. Ich wollte Teil davon sagen und es fühlen.

Habt Ihr The Marvels gesehen und wenn ja, wie fandet Ihr ihn?

Quelle: People

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