Ant-Man and the Wasp: Quantumania (2023) Kritik

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Ant-Man and the Wasp Quantumania (2023) Filmkritik

Ant-Man and the Wasp: Quantumania, USA 2023 • 125 Min • Regie: Peyton Reed • Mit: Paul Rudd, Evangeline Lilly, Kathryn Newton, Jonathan Majors, Michelle Pfeiffer, Michael Douglas, Corey Stoll, Bill Murray • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 15.02.2023 • Website

Handlung

Scott Lang (Paul Rudd) hat es endlich geschafft. Stand er in seinem letzten Film noch als Krimineller unter Hausarrest, ist er seit dem Triumph der Avengers gegen Thanos ein gefeierter Held. Auf der Straße wird er wiedererkannt, Leute wollen Selfies mit ihm, seine Autobiografie steht kurz vor ihrer Veröffentlichung und in seinem Stammcafé muss er nicht zahlen – auch wenn der Besitzer ihn eigentlich mit Spider-Man verwechselt. Aber was soll’s, das Leben ist schön und auch seine Beziehung mit Hope (Evangeline Lilly) läuft super. Allein die Tatsache, dass er fünf Jahre im Leben seiner Tochter Cassie verpasst hat, schmerzt immer noch etwas.

Die inzwischen 18-jährige Cassie (Kathryn Newton) ist eine Aktivistin, die auch mal das Gesetz überschreitet und unerlaubt Ant-Man-Technologie nutzt, um sich für ihre Ideale einzusetzen. Nach ihrer (wiederholten) Verhaftung sorgt sich Scott, dass seine Tochter in die Fußstapfen ihres Ex-Knacki-Vaters treten könnte. Dabei ahnt er nicht, dass Cassie längst ein eigenes Superhelden-Suit hat und zudem eine geniale Erfinderin ist, die gemeinsam mit Hank (Michael Douglas) ein Instrument konstruiert hat, mit dem man das Quantenreich abscannen kann. Als Hanks Ehefrau Janet (Michelle Pfeiffer), die selbst unfreiwillig mehrere Jahrzehnte im Quantenreich verbracht hat, bei der Vorführung der Erfindung erfährt, dass diese nicht nur Signale aus dem Quantenreich empfängt, sondern sie auch dorthin sendet, zieht sie angsterfüllt den Stecker, doch es ist zu spät: Scott, Hope, Cassie, Hank und Janet werden ins Quantenreich hineingezogen, wo ein geheimnisvoller Herrscher namens Kang (Jonathan Majors) auf sie wartet. Er hat eine Vorgeschichte mit Janet, kennt aber auch Scott, obwohl dieser ihn noch nie getroffen hat. Kang wurde einst ins Quantenreich verbannt und hat es mittels hochentwickelter Waffentechnologie unterjocht, doch um daraus endlich auszubrechen, braucht er Ant-Man und nimmt Cassie als Geisel, um Scott dazu zu zwingen, eine gefährliche Mission für ihn zu unternehmen. Scott braucht einen Plan, um seine Tochter zu retten, aber auch Kang davon abzuhalten, seinen Eroberungsfeldzug fortzusetzen.

Kritik

"Selbst der Kleinste vermag den Lauf des Schicksals zu verändern."

Galadriels Zitat aus Der Herr der Ringe trifft nicht nur auf Frodo zu, sondern auch auf den Marvel-Helden Ant-Man. Der Sieg über Thanos und die Rettung des halben Universums war natürlich das Ergebnis der Teamarbeit der Avengers und der Opferbereitschaft von Tony Stark. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass all das ohne die Zeitreise-Idee von Scott Lang alias Ant-Man, der den Stein erst ins Rollen gebracht hat, gar nicht möglich gewesen wäre. Okay, genau genommen hat eine Ratte die Welt gerettet, indem sie das Portal aktiviert und Scott aus dem Quantenreich befreit hat, aber wollen wir mal nicht zu genau sein. "Look Out for the Little Guy" heißt in Ant-Man and the Wasp: Quantumania die Autobiografie von Scott Lang, die übrigens im September tatsächlich in die Läden kommen wird. Mit ihr möchte Scott der Welt seine Schlüsselrolle bei ihrer Rettung ins Bewusstsein rufen.

Ant Man and the Wasp Quantumania (2023) Filmbild 1Diese Entwicklung spiegelt sich auch auf der Meta-Ebene wider: Das eher simpel gestrickte und kommerziell kleinste MCU-Franchise spielte im Marvel-Kinouniversum bislang eine eher untergeordnete Rolle. Die ersten beiden Filme waren hauptsächlich leichtfüßige Spaßfilme nach epischen Avengers-Events: der erste Ant-Man als Epilog von Phase Zwei unmittelbar nach Avengers: Age of Ultron und das Sequel als Verschnaufpause zwischen Avengers: Infinity War und Avengers: Endgame. Das ändert sich jedoch grundlegend mit Ant-Man and the Wasp: Quantumania. Marvels kleinster Held soll nicht mehr unter Wert verkauft werden und die Rolle seines neusten Films im MCU trägt seinem entscheidenden Einsatz bei der Umkehr des Snaps Rechnung. Das dritte Ant-Man-Abenteuer positioniert sich als Auftakt von Marvels Phase Fünf und gibt den Marvel-Fans das, worauf sie schon seit dem Ende der Infinity Saga warten und wonach sie in Phase Vier größtenteils vergeblich suchten: Einen klaren Pfad vorwärts für die Multiverse Saga und einen übergreifenden Bösewicht, der sich einerseits stark von Thanos unterscheidet und andererseits durch seine Besonderheiten ernstzunehmend genug ist, um als dessen würdiger Nachfolger gesehen zu werden.

Ant Man and the Wasp Quantumania (2023) Filmbild 2Jonathan Majors feierte bereits im Finale der ersten "Loki"-Staffel sein Debüt als eine eher wohlwollende Variante von Kang und genießt in Quantumania sichtlich die Gelegenheit, unterschiedliche Facetten derselben Figur auszuleben. Seine Beweggründe bleiben noch jedoch leider (und vermutlich bewusst) nebulös, was ihm die Komplexität und Tiefe eines Kilmonger oder eines Zemo raubt, doch Majors zeigt definitiv genug Potenzial, um bei künftigen Auftritten zu einem der besten Marvel-Schurken aufzusteigen. Wenn Euch der Hauptfilm noch nicht ganz davon überzeugt, dass er das Zeug zum neuen Avengers-Schreck nach Thanos hat, dann wird es vermutlich spätestens die Abspannszene schaffen.

Um seiner zentralen Rolle als Sprungbrett für Phase Fünf und Wegbereiter von Avengers: The Kang Dynasty gerecht zu werden, musste sich bei Ant-Man and the Wasp: Quantumania Vieles ändern. Waren die ersten beiden Ant-Man-Filme noch von exzentrischen Nebenfiguren, albernem Humor und niedrigen Einsätzen geprägt, steht in Quantumania nicht nur das Schicksal der gesamten Welt auf dem Spiel, sondern auch das der unzähligen Parallelwelten. Um diese neuen hohen Einsätze zu verdeutlichen, wurde die Reihe einer Generalüberholung unterzogen. Abgesehen von einem winzigen Gastauftritt von Randall Park als FBI-Agent Jimmy Woo, verzichtet Quantumania auf jegliche Nebenfiguren aus den ersten beiden Filmen. Weder Judy Greer als Scotts Ex-Frau noch Bobby Cannavale als ihr neuer Ehemann sind mit von der Partie und auch auf Luis (Michael Peña), Kurt (David Dastalmachian) und Dave (T.I. Harris) wartet man vergeblich, wobei Scotts Ex-Knacki-Kumpel erstaunlicherweise nicht einmal mit einer Erwähnung gewürdigt werden. Dastalmachian kehrt jedoch in der Originalfassung in einer Sprechrolle als ein ganz anderer, sehr lustiger Charakter zurück. Stichwort: Löcher!

Ant Man and the Wasp Quantumania (2023) Filmbild 3Die größte Veränderung betrifft jedoch das Setting und den visuellen Look des Films. Nach zwei sehr irdischen, wenn auch nicht ganz bodenständigen Abenteuern verlässt Quantumania unsere Welt nach weniger als einer Viertelstunde und verbringt nahezu die gesamte darauffolgende Laufzeit im visuell opulenten Quantenreich. Zwar befinden wir uns technisch gesehen immer noch auf unserem Planeten, die Quantenwelt erinnert mit ihren vielfältigen schrägen Kreaturen, Völkern und Fluggeräten sowie einem Bösewicht, der (mehr oder weniger) Blitze aus seinen Händen schießt und Armeen von gleich uniformierten Nicht-aber-fast-Sturmtrupplern so sehr an Star Wars, dass man jede Minute erwartet, dass jemand das Lichtschwert zückt oder nach dem Weg nach Tatooine fragt. Tatsächlich fühlt sich Quantumania sogar mehr wie Star Wars an als die Weltraumabenteuer der Guardians of the Galaxy.

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Regisseur Peyton Reed, der zwei Folgen der Star-Wars-Serie "The Mandalorian" gedreht hat, war offenbar von der Welt der Sternenkrieger so angetan, dass er seinen dritten Ant-Man als zweistündiges Bewerbungsvideo für die Regie eines Star-Wars-Films inszeniert hat. Das ist nicht zwingend ein Makel per, doch für die Fans der ersten zwei Filme könnte die Reihe ihren Charakter dadurch ähnlich verloren haben wie Thor für einige mit Tag der Entscheidung. Für mich, der mit den ersten zwei Filmen trotz ihrer Qualitäten nicht so richtig warm geworden ist, macht der durchgeknallte Ritt durch fremde Welten Quantumania knapp zum besten Teil der Reihe. Wer jedoch auf CGI-Overkill allergisch reagiert, könnte mit dem Film seine Schwierigkeiten haben.

Ant Man and the Wasp Quantumania (2023) Filmbild 5Bei all den Änderungen behält Quantumania den lockeren Humor der Reihe weiterhin bei. In Abwesenheit von Michael Peña sorgt dafür ausgerechnet Corey Stoll. War er als Darren Cross noch ein blasser, eindimensionaler Antagonist im ersten Ant-Man-Film, der am Ende ins Quantenreich geschickt wurde, wurde er seitdem von Kang gefunden und erhielt als M.O.D.O.K. (Mechanized Organism Designed Only for Killing) eine neue Bestimmung, die er mit einer Mischung aus Besessenheit, Rachegelüsten und Selbsthass auslebt. Als überdimensionaler Kopf in einem kleinen Roboterkörper ist er ein wahrlich bizarrer Anblick und Stoll hat deutlich mehr Spaß mit der Rolle als bei seinem ersten Einsatz.

An der Protagonisten-Front macht Paul Rudd wieder sein Ding als sympathischer Loser, der zum unwahrscheinlichen Helden wurde, und hat seine selbstironische Performance perfektioniert. Leider rückt Evangeline Lilly ziemlich in den Hintergrund, dafür bekommt ihre Filmmutter Michelle Pfeiffer, immerhin auch eine titelgebende Wasp, deutlich mehr zu tun als im letzten Film. Es ist möglicherweise ihre coolste Badass-Rolle, seit sie vor über 30 Jahren Catwoman verkörpert hat. Kathryn Newton überzeugt als lebhafte, taffe Cassie, die bei künftigen Auftritten (Young Avengers vielleicht?!) richtig aufblühen könnte.

Ant Man and the Wasp Quantumania (2023) Filmbild 6Wenn man Quantumania etwas vorwerfen kann, dann dass es in dem Film zwar immer wieder betont wird, wie gefährlich Kang ist und welche große Bedrohung er für unsere und alle anderen Welten darstellt, diese hohen Einsätze jedoch nie richtig spürbar werden. Zu keinem Zeitpunkt hat man ernsthaft Angst um Scott, Cassie oder andere Figuren und trotz der zahlreichen ehrfurchtsvollen Beteuerungen seiner Übermacht wirkt Kang nie so allmächtig. Dadurch flacht der Spannungsbogen des Films etwas ab. Das ist jedoch nicht Majors' Schuld, sondern die des Drehbuchs. Was übrig bleibt, ist ein humorvoller, effektreicher Blockbuster mit einem tollen Cast, einigen kreativen Einfällen und viel Potenzial, von dem jedoch nur ein Teil erfüllt wird.

Fazit

Auch wenn Ant-Man and the Wasp: Quantumania den gelegentlich albernen, selbstironischen Humor beibehält, ist der dritte Ant-Man-Film mit seinen deutlich höheren Einsätzen, einem drastischen Setting-Wechsel und dem ersten ernstzunehmenden Bösewicht der Reihe sowohl visuell als auch inhaltlich eine deutliche Abkehr von seinen recht klein gehaltenen, schlichten Vorgängern, die dem Marvel-Universum einen erstaunlichen Star-Wars-Anstrich verpasst. Jonathan Majors zeigt als Kang Potenzial, unter die besten Marvel-Schurken aufzusteigen, ist aber noch nicht ganz so weit, während Michelle Pfeiffers coolste Rolle seit Jahren und Corey Stolls urkomische Rückkehr sie zu den heimlichen Stars des Sequels machen. Der gelungene Auftakt zu MCUs Phase Fünf gibt eine klare Richtung für die Multiverse Saga vor und wird durch zwei Abspannszenen abgerundet, die viele Marvel-Fans in Vorfreude jubeln lassen werden.

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