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The Neon Demon (2016) Kritik

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The Neon Demon (2016) Filmkritik

The Neon Demon, USA/F/DK 2016 • 117 Min • Regie: Nicolas Winding Refn • Drehbuch: Nicolas Winding Refn, Mary Laws, Polly Stenham • Mit: Elle Fanning, Karl Glusman, Jena Malone, Bella Heathcote, Abbey Lee, Keanu Reeves, Christina Hendricks, Desmond Harrington • Kamera: Natasha Braier • Musik: Cliff Martinez • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Koch Media • Kinostart: 23.06.2016 • Facebook-Seite

The Neon Demon (2016) Filmbild 1Eigentlich hat man es ja schon immer geahnt: Das Grauen in der Welt kommt aus den Modemagazinen. Und während Heidi Klum das hiesige Fernsehpublikum mit "Germany’s Next Topmodel" terrorisiert, schickt sich Nicolas Winding Refn mit seinem ersten Horrorfilm „The Neon Demon“ an, die Ängste vor zickigen Laufsteg-Häschen noch weiter zu provozieren. So wirklich aufgehen will dem „Drive“-Regisseur sein Projekt jedoch leider nicht. Glatt und oberflächlich sind nicht nur seine Pro- oder Antagonistinnen ausgearbeitet, auch die schicke Werbeästhetik ertränkt die wohl angedachte, schmerzende Milieu-Satire gnadenlos in klebrigem Glitzer und Flutlicht. Es mangelt an Biss, Energie und Aggression. Da schwadronieren die narzisstischen Charaktere im gefühlten Minutentakt über die Bedeutung von Schönheit und man fragt sich irgendwann: Haben diese Leute eigentlich noch andere Probleme? Beziehungsweise: Wen interessiert es überhaupt?

The Neon Demon (2016) Filmbild 2Ohne besonderes Talent und lediglich mit einem attraktiven Äußeren gesegnet – so betrachtet sich die blutjunge Jesse (blass: Elle Fanning), die den Einstieg in die Modelwelt von L.A. schaffen will, selbst. Bis sie schließlich die Makeup-Stylistin Ruby (Jena Malone) kennenlernt, die sie in die Szene einführt und mit ihrer Clique bekannt macht. Neid wird geschürt, denn während der Neuen der Start aus dem Sprung gelingt, zieht beispielsweise die verbitterte Sarah (Abbey Lee) beim Casting den Kürzeren. Gemäß dem Motto "Rache ist Blutwurst" werden solche Konflikte um die Schneewittchen-Frage nicht bei einer gemeinsamen Shopping-Tour gelöst, sondern gehen richtig ans Eingemachte. Außerdem gibt es da noch die Agentin Jan (Christina Hendricks), die mit Nachdruck darauf besteht, dass die minderjährige Newcomerin sich stets als Neunzehnjährige ausgibt, einen rumfummelnden Fotografen (verwegen: Desmond Harrington) sowie einen zwielichtigen Motel-Besitzer (unrasiert: Keanu Reeves) mit wenig Verständnis für seine Gäste. Die Lage für Jesse stellt sich im weiteren Verlauf als deutlich unkomfortabel heraus …

The Neon Demon (2016) Filmbild 3Es ist schon interessant zu beobachten, mit welcher Beharrlichkeit Nicolas Winding Refn sein Renomee, das er spätestens seit seinem Regie-Sieg in Cannes 2011 genießt, sabotiert: Auf den Kritiker-Liebling „Drive“ folgte mit dem bildstarken „Only God Forgives“ (2013) ein Werk, welches man wohlwollend als selbstverliebte, ultraprätentiöse Grütze bezeichnen konnte. Auch wenn sich diese Beschreibung bereits auf dessen, ähm, spezielles Wikinger-Abenteuer „Walhalla Rising“ (2009) anwenden ließ, scheint es der Däne inzwischen immer mehr zu genießen, sein Publikum mit allerhand kruden Ideen und einer sperrigen Montage absichtlich vor den Kopf zu stoßen. In Anbetracht von „The Neon Demon“ ist der Gedanke an eine unheilige Allianz von Neo-Exploitologen Eli Roth mit Skandal-Papst Lars von Trier nicht zu weit hergeholt. Das Resultat ist ein sich leider noch zu ernst nehmendes Stück Trash, das vermutlich von einigen als Kunst tituliert wird, nur weil die Gestaltung edler anmutet als die grenzwertigen Auswüchse eines Joe D’Amato („Buio Omega“).

The Neon Demon (2016) Filmbild 4Vampirismus, Kannibalismus, Nekrophilie und die Legende um die „Blutgräfin“ Elisabeth Báthory fährt Winding Refn auf, um am Ende der Gier nach ewiger körperlicher Jugend Ausdruck zu verleihen. Nur die Qualität der Hülle zählt. So auch beim Film selbst, der sich etwa eine Stunde lang in Style-over-Substance-Eskapaden mit unerträglichen Dialogen wälzt, um dann in der zweiten Hälfte (die Spielzeit ist eindeutig zu lang geraten) aus dem Ruder zu laufen und sich in morbiden Fantasien – nun ja – zu baden. Auch wenn sich der Regisseur und Co-Autor, wie beim Vorgänger, gelegentlich in elendig langen Einstellungen verliert und außer dem reichlich belanglosen Blick auf den Schönheitskult wenig bis nichts zu erzählen hat, ist „The Neon Demon“ ein unterhaltsameres Output als der äußerst zähe „Only God Forgives“ geworden. Wenn das Geheimnis letztlich jedoch gelüftet ist, werden sicherlich viele Zuschauer ernüchtert auf das Werk zurückblicken: Mehr als einen Sturm im Wasserglas, der sich obendrein grundlos mysteriös aufbauscht, bekommt man hier nämlich nicht geboten.

Hätte sich NWR (die Initialen Winding Refns werden beim wirklich eleganten Vorspann direkt als Branding abgebildet), abgesehen von zwei indiskutabel grotesken Szenen, mehr getraut, hätte aus „The Neon Demon“ zumindest eine wahrhaft wilde filmische Obskurität werden können. Zu zahm und sauber für echten Horror, zu pervers und hohl für anspruchsvolle Kinogänger, wird es diese enttäuschend wenig spannende oder involvierende Genrearbeit nicht gerade leicht an den Kassen haben. Aber auch das dürfte aktuell wohl zum (Anti-)Konzept des Regisseurs gehören.


Trailer


Weitere Gedanken zu „The Neon Demon“ findet ihr hier!

Box-Office Deutschland: Angry Birds entthront Civil War

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Angry Birds Civil War Box Office Deutschland

Quelle: Insidekino

Die Kombination aus den Pfingstfeiertagen und einem deutlich kinofreundlicherem Wetter als in der Vorwoche wirkte Wunder an den deutschen Kinokassen und führte dazu, dass die Gesamtbesucherzahl der Top 10 vergangenes Wochenende um 56% gegenüber der Vorwoche zulegte und 1,1 Mio erreichte. Nichtsdestotrotz lag die Top 10 abermals unter dem Vorjahr, diesmal um 24%. Nahezu jeder Film (mit einer Ausnahme) konnte gegenüber der Vorwoche deutlich zulegen und trotz der neuen Konkurrenz von Angry Birds gelangen gerade Familienfilmen kräftige Zuwächse.

Mit dem Start von Angry Birds gab es einen Wachwechsel an der Spitze der deutschen Kinocharts. Die Computerspielverfilmung eroberte den Box-Office-Thron mit soliden, wenn auch nicht sehr aufregenden 330,000 Zuschauern von 679 Kinos. Mit 486 verkauften Tickets pro Spielstätte hat Angry Birds auch den besten Kinoschnitt am Wochenende erzielt. Einschließlich der Previews holte sich Angry Birds insgesamt 350,000 Zuschauer bis Sonntag. Insgesamt liegt der Start im Rahmen des Gewöhnlichen für Animationsfilme aus dem Hause Sony – zwischen den Starts von Hotel Transsilvanien (259,000 inkl. Previews) und Hotel Transsilvanien 2 (415,000 inkl. Previews). Die einzige nennenswerte Konkurrenz, die Angry Birds bis zum Start von Ice Age 5 – Kollision Ende Juni erwartet, ist Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln. Ansonsten wird Angry Birds vermutlich das Nummer-1-Kinoziel für Familien während der Europameisterschaft bleiben. Ein Gesamtergebnis in Höhe von 1,5 Mio Zuschauern oder sogar mehr ist durchaus vorstellbar.

Der einzige Film, der scheinbar nicht sonderlich vom erneuten Wetterumschwung und den Feiertagen profitieren konnte und gegenüber der Vorwoche Besucher verloren hat, war The First Avenger: Civil War. Die Marvel-Verfilmung gab um 22% nach und wurde an ihrem dritten Wochenende auf den zweiten Platz der Kinocharts verwiesen. Insgesamt wurde der Film am Wochenende von 225,000 weiteren Kinogängern in Deutschland gesehen und brachte seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 1,368,000 Besucher nach 18 Tagen. Damit stieg der Film bereits auf Platz 8 der besucherstärksten Filme des Jahres auf und hat Marvel-Filme wie Iron Man 2 und Thor hinter sich gelassen. Außerdem liegt Civil War trotz eines schwächeren Starts mittlerweile schon 3% vor Batman v Superman: Dawn of Justice im selben Zeitraum und wird diesen Vorsprung in den nächsten Wochen noch erheblich ausbauen. Aktuell kann Batman v Superman etwa 1,52 Mio Zuschauer in Deutschland vorweisen. Civil War wird bereits kommendes Wochenende an dem Film vorbeiziehen. Verglichen mit Iron Man 3, dem hierzulande erfolgreichsten MCU-Film abseits der beiden Avengers, liegt Civil War im gleichen Zeitraum 15% zurück, holt aber langsam auf. Gegenüber Thor – The Dark Kingdom und Guardians of the Galaxy hat der Film aktuell einen Vorsprung von 12% bzw. 8% im selben Zeitraum. Das deutet eigentlich auf eine finale Gesamtbesucherzahl von 1,9 Mio oder mehr hin. Allerdings muss man auch bedenken, dass mit X-Men: Apocalypse, Warcraft – The Beginning und Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln der Film in den nächsten Wochen sehr große Blockbuster-Konkurrenz zu spüren bekommen wird, sodass auch ein Ende mit 1,8 Mio Besuchern vorstellbar ist. Um Iron Man 3 zu toppen, benötigt der Film mehr als 1,92 Mio Zuschauer und das ist zwar nicht auszuschließen, dürfte aber recht schwierig zu erreichen sein, weil mit dem Anbruch der EM die Kinosäle ab Juni leer bleiben werden.

Platz 3 ging am Wochenende an die Comedy-Fortsetzung Bad Neighbors 2, die gegenüber ihrem enttäuschenden Start um 27% auf 194,000 Besucher zulegte. Mit 385,000 verkauften Tickets in 11 Tagen hat der Film immer noch nicht einmal das Startwochenende des ersten Films erreicht und kann von dessen Gesamtbesucherzahl (1,71 Mio) nur träumen. Da jedoch in den nächsten Wochen kein weiterer großer Film startet, der es auf die Lachmuskeln der Zuschauer abzielt, sollte sich Bad Neighbors 2 ganz gut halten. Man denke auch an das beeindruckende Durchhaltevermögen von Dirty Grandpa (ebenfalls mit Zac Efron), der im Februar in direkter Konkurrenz zu Deadpool mit knapp über 300,000 Zuschauern anlief und bis dato mehr als 1,3 Mio Tickets verkauft hat. So weit wird Bad Neighbors 2 zwar vermutlich nicht kommen, doch ich traue ihm eine Million Besucher in Deutschland zu. Der Abstieg gegenüber dem Vorgänger wird also nicht annähernd so heftig sein wie zwischen Ted (3,37 Mio Besucher) und Ted 2 (1,2 Mio Besucher).

The Jungle Book fiel um einen Platz auf #4, steigerte sich jedoch nach Besuchern um 29% auf 128,000 und steht jetzt bei fast 1,5 Mio Zuschauern in Deutschland. Die Box-Office-Performance des Films hierzulande ist bei weitem nicht so beeindruckend wie in den USA oder in Großbritannien, doch auch hier wird er Maleficent (1,51 Mio Besucher) schon sehr bald hinter sich lassen. Von allen Filmen wird The Jungle Book vermutlich am meisten von Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln betroffen werden und natürlich wird auch das Wetter eine entscheidende Rolle im weiteren Verlauf spielen, doch mit etwas Glück könnte The Jungle Book noch an der 2-Mio-Besuchermarke kratzen.

Rico, Oskar und der Diebstahlstein verbesserte sich nicht nur um 46% gegenüber der Vorwoche und erreichte 47,000 Zuschauer, sondern kletterte auch um einen Platz nach oben, zurück in die Top 5. Nach 18 Tagen steht der deutsche Familienfilm bei 168,000 Zuschauern, liegt allerdings 31% hinter Teil 2 und 44% hinter Teil 1 zurück. In den kommenden Wochen und auch während der EM sollte sich der Streifen ganz gut halten und könnte mit etwas Glück die 500,000-Marke erreichen, wird jedoch dauerhaft hinter den Ergebnissen seiner Vorgänger bleiben.

Auf Seite 2 verraten wird, wie viele Zuschauer Disneys Megahit Zoomania und die Arthouse-Überraschungen Ein Mann namens Ove und Birnenkuchen mit Lavendel in Deutschland bereits erreicht haben.

Tom Hardy Box-Set (Dame König As Spion/Bronson/No Turning Back)

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Tom Hardy Box-Set Titelbild

An der Seite von anderen, damals ebenfalls noch unbekannten Darstellern wie James McAvoy, Simon Pegg oder Michael Fassbender, debütierte Tom Hardy vor 16 Jahren in der HBO-Miniserie Band of Brothers, bei der unter anderem Tom Hanks Regie führte und am Drehbuch mitschrieb, und im gleichen Jahr unter Ridley Scotts Aufsicht im Kriegsfilm Black Hawk Down. Trotz Auftritten in Star Trek: Nemesis oder Layer Cake schlich er sich gefühlt erst gegen 2008 langsam auf die Beobachtungslisten von Fans und Kritikern. Bis heute konnte der charmante, talentierte Brite von da an in zahlreichen Filme brillieren und mit seiner (stärksten) Performance in The Revenant – Der Rückkehrer erstmalig eine Oscar-Nominierung als Bester Nebendarsteller einheimsen, gewann aufgrund starker Konkurrenz aber leider nicht. Auch wenn er es neben Mark Ruffalo (Spotlight) am meisten verdient gehabt hätte. Mit dem Tom Hardy 3er-Paket ehrt Studiocanal den grummeligen Akzentkünstler zum Heimkinostart seiner Doppelrollen-Show Legend nicht nur, sondern vereint gleich zwei seiner besten Leistungen.

Dame König As Spion

Dame König As Spion (2011) CoverEine wirkliche Berechtigung hat Thomas Alfredsons Old-School-Agenten-Thriller in dieser Kollektion nicht unbedingt, da Hardy als Ricki Tarr nur eine kleinere Rolle hat. Die paranoide Schachfigur im Schatten mimt er jedoch mit einer nuancierten Nervosität. Ganz im Gegensatz zum stark zurückhaltenden Film selbst. Mit einem feinen Auge inszeniert und verschachtelt Tomas Alfredson seine überaus komplexe Intrigen-Story punktgenau und überaus kalkuliert. Hoyte van Hoytemas (Interstellar) symmetrische, unaufgeregte Kinematographie visualisiert damit fast schon den Ton des Films. Es bedarf einer großen Aufmerksamkeit um diesem intriganten Rätselspiel zu folgen, dessen Ende genauso kühl ausfällt wie die Köpfe der anderen Agenten während der Ermittlung, in einer finalen Einstellung aber eine umso größere Poesie entfaltet. Berechnend inszeniert, hochkarätig besetzt, aber schwer zugänglich. Man fühlt sich fast immer ein Stück aus der Erzählung herausgedrängt – wiederholte Sichtungen werden aber womöglich Aufschluss liefern und einen selber Alfredsons Werk immer mehr schätzen lassen. 3,5/5

Bronson

Bronson (2008) Cover Nach der Pusher-Trilogie und vor überheblichen Fehlversuchen wie Walhalla Rising und Only God Forgives drehte Nicolas Winding Refn seinen besten Film. Nicht Drive, der trotz großartiger Elemente etwas an Refns Fetisch für platte Symbolik und unnötige Gewaltexzesse krankt – the name is „Charlie Bronson, I am Britain’s most violent prisoner“, der zumindest leistungstechnische Durchbruch von Tom Hardy als manischer Häftling Michael Peterson a. k. a. Charles Bronson. Nach dem bildgewaltigen Walhalla Rising schraubt Refn seine Optik eher minimalistischer. Plastische Puppenhaus-Kulissen werden in sein weiterhin typisches Farbspiel und die perfektionistische Bildkomposition integriert. Nicht nur optisch erinnert Bronson stark an Kubricks A Clockwork Orange. Zwar setzen beide Filme im Verlauf unterschiedliche Schwerpunkte, doch sind sie im Kern Studien einer moraltrotzenden Figur und des Gewalteinsatzes dieser. Refn gräbt nach Ursprüngen und späteren Rissen in der Kunstfigur Bronson, die Michael Peterson wie Clownsschminke aufgetragen hat. Der Einsatz der Theaterbühne, auf der sich Bronson dem Publikum präsentiert, gibt dem schwarzen Humor damit eine gekonnte Doppelbödigkeit. Diese One-Man-Show wäre jedoch nichts ohne seinen Hauptdarsteller. Im diesem Falle ein Tom Hardy, der sich so variabel und spielfreudig gibt wie noch nie. 4/5

No Turning Back

No Turning Back (2013) Cover „Ivan Locke.“ Nach der Arbeit steigt er in sein Auto und fährt los. Geradeaus, nur geradeaus. In den nächsten 80 Minuten werden wir bei ihm sein. Einem Mann, der ehrlich und richtig handelt und dem einen Fehler, den er begangen hat, der nun droht, seine gesamte Existenz auf den Kopf zu stellen. Das Autotelefon ist pausenlos in Benutzung, Ivan muss das wichtigste Projekt in seiner Karriere fernsteuern, sein Job steht auf der Kippe, seiner Familie muss er etwas beichten und seinen Ausrutscher handhaben. Stolpert von einem Telefonat und Gefühlsextrem ins andere. Steven Knights Inszenierung hält den Zuschauer auch visuell durchgehend am Haken. Alles unterwirft sich einer emotionalen Logik, der die ausgangslose und absolut nachvollziehbare Motivation des Protagonisten zugrunde liegt, angeführt von einem Tom Hardy in Hochform. Mit No Turning Back hat die deutsche Titelgebung zur Abwechslung den Nagel auf den Kopf getroffen und beschreibt die Agenda des stetig treibenden Kammerspiels mit tief emotionalen Kern, großartigen Darsteller und fantastischen Score. 84 Minuten Emotionen. 4,5/5


Tom Hardy Box-Set CoverDas Tom Hardy Box-Set ist seit dem 12. Mai 2016 im Verleih von Studiocanal erhältlich und enthält die drei Spielfilme in einem Schuber.
Die Filme selbst enthalten neben dem Hauptfilm jeweils ein Audiokommentar des Regisseurs und weitere kleine Extras.

Box-Office USA: Civil War bleibt an der Spitze, The Jungle Book knackt $300 Mio

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Box Office Captain America Civil War The Jungle Book

Quelle: Boxofficemojo

Zum fünften Mal in Folge und bereits zum zehnten Mal dieses Jahr (von insgesamt 20 Wochenenden) gehörte die Spitze der nordamerikanischen Kinocharts wieder Walt Disney Pictures. Wie schon in der Vorwoche trotzte das Power Duo The First Avenger: Civil War und The Jungle Book jeglicher Konkurrenz und war diesmal für etwa 72% der Gesamteinnahmen der Top 12 verantwortlich. Fügt man noch das Einspiel von Zoomania hinzu, gingen mehr als 74% auf Disneys Konto. Während The Jungle Book zudem einen großen neuen Meilenstein passierte, steht The First Avenger: Civil War kurz davor. In Ermangelung starker Neustarts und angesichts des erwartungsgemäßen heftigen Drops der Nummer 1, ging der Umsatz der Top 12 um 47% gegenüber der Vorwoche auf $124,3 Mio zurück, lag aber immerhin 2% über dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Avengers: Age of Ultron in der zweiten Woche führte.

Civil War blieb souverän an der Spitze der Charts und mit $72,6 Mio von Freitag bis Sonntag  gelang der Comicverfilmung das achtbeste zweite Wochenendeinspiel aller Zeiten, haarscharf vor dem zweiten Wochenende von Iron Man 3, der vor drei Jahren auf $72,5 Mio kam. Der Rückgang gegenüber dem gigantischen Start lag mit 59,5% im Rahmen der Erwartungen für eine große und stark gehypte Comicbuchverfilmung. Der Drop war nahezu identisch zu dem von Avengers: Age of Ultron letztes Jahr und deutlich besser als der 69,1%-Rückgang von Batman v Superman an dessen zweitem Wochenende. Wer jedoch auf ein deutlich besseres Durchhaltevermögen als Age of Ultron oder Iron Man 3 dank positiverer Mundpropaganda hoffte, blieb enttäuscht. Iron Man 3 gab sogar um 1% weniger nach, während The Avengers vor vier Jahren nur 50,3% an seinem zweiten Wochenende verlor. Auch der zweite Captain America, The Return of the First Avenger, hielt sich an seinem zweiten Wochenende etwas besser und ging um 56,6% zurück. Natürlich haben das deutlich größere Startwochenende und die damit einhergehende Frontlastigkeit dazu beigetragen, dass Civil War sich nicht ganz so gut hielt. Auch die überschwänglich positiven Kritiken und Reaktionen der Fans konnten den Rückgang nicht mildern. Es besteht aber noch die Möglichkeit, dass Civil War sich im weiteren Verlauf fängt und ein besseres Stehvermögen an den Tag legt als Age of Ultron oder Iron Man 3. Dennoch liegt das einst für möglich gehaltene Endergebnis von $500 Mio in Nordamerika jetzt außerhalb seiner Reichweite.

Es gibt für Disney jedoch wirklich keinen Grund zu klagen. In seinen ersten zehn Tagen hat The First Avenger: Civil War bereits $296 Mio eingenommen und wird die $300-Mio-Marke in nur 11 Tagen knacken. Lediglich fünf Filme waren noch schneller (Star Wars: Das Erwachen der Macht, Jurassic World, The Dark Knight und die beiden Avengers-Streifen). Der Film belegt jetzt schon den fünften Platz unter den erfolgreichsten Filmen des Jahres und wird innerhalb der nächsten zwei Wochen die Spitze erklimmen. In nur neun Tagen hat der Film das Gesamteinspiel des zweiten Captain America ($259,8 Mio) überholt. Unter allen Filmen des Marvel Cinematic Universe haben nur die beiden Avengers-Teile, die Iron-Man-Trilogie und Guardians of the Galaxy in Nordamerika insgesamt mehr eingespielt. Nach dem kommenden Wochenende wird Civil War Guardians und die ersten beiden Iron-Man-Filme hinter sich gelassen haben. Im direkten Vergleich liegt Civil War aktuell 4% vor Iron Man 3 im selben Zeitraum, 14% vor Batman v Superman: Dawn of Justice (den er kommendes Wochenende bereits komplett überholen wird), jedoch 6% hinter Age of Ultron, der mit $77,7 Mio ein besseres zweites Wochenende erzielte.

Kommendes Wochenende erwartet Civil War die geballte Ladung an Konkurrenz aus Bad Neighbors 2, The Nice Guys und Angry Birds, wobei die ersten beiden Filme dank ihrer höheren Altersfreigabe (R-Rating) in nicht direkt mit Civil War konkurrieren. Angry Birds könnte ihm jedoch einige Zuschauer kosten. Der wahre Test kommt jedoch an Memorial-Day-Wochenende, wenn Civil War gegen X-Men: Apocalypse und den zweiten Alice im Wunderland antreten muss, die zusammengerechnet sicherlich über $100 Mio am Wochenende einfahren werden. Je nachdem, wie gut er diese Konkurrenz verkraftet, wird er noch eine Chance haben, Age of Ultrons Gesamteinspiel von $459 Mio zu überholen oder auch nicht. Ich habe kaum Zweifel daran, dass er die $409 Mio von Iron Man 3 übertreffen wird, möglicherweise noch vor Mitte Juni. Alles darüber hinaus ist noch recht unsicher. Vermutlich wird Civil War im Bereich von $440-470 Mio seine Laufzeit beenden und wäre damit einer der zehn umsatzstärksten Filme aller Zeiten in Nordamerika. Weltweit ist eine All-Time-Top-10-Positionierung dem Film sicher, denn er hat insgesamt bereits satte $943 Mio in drei Wochen umgesetzt und steuert auf mindestens $1,25 Mrd zu.

The Jungle Book profitierte wieder einmal von einem Mangel an Alternativen für das Familienpublikum, gab lediglich um 30,1% nach und belegte erneut Platz 2 der Charts. Mit $17,1 Mio schrieb die Realadaption von Disneys Zeichentrickklassiker das zehntbeste fünfte Wochenende aller Zeiten und überquerte bereits am Samstag als vierter Film des Jahres die $300-Mio-Marke. Insgesamt steht The Jungle Book bei stolzen $311,1 Mio. Der Film liegt jetzt schon knapp vor Tim Burtons Alice im Wunderland im selben Zeitraum und hat vergangenes Wochenende mehr als das Doppelte von dem eingespielt, was Alice an dessen fünftem Wochenende einnahm. In den kommenden Wochen wird The Jungle Book den Abstand zwischen den beiden noch deutlich vergrößern, und das obwohl der Film mit etwa $13 Mio weniger angelaufen war als Alice im Wunderland vor sechs Jahren und im Gegensatz zu Alice nicht vom großen 3D-Hype profitierte. Der Erfolg des Films ist unglaublich und spricht Bände über die Popularität von Disneys Original. Schon bald wird The Jungle Book unter die zehn erfolgreichsten Filme des Studios aufsteigen und sollte im Endeffekt etwa $355-360 Mio in den USA und in Kanada einspielen. Je nachdem, wie hart The Jungle Book von der Konkurrenz durch Angry Birds und Alice im Wunderland 2 getroffen werden wird, könnte er sogar Deadpool (aktuell $362,5 Mio) seinen Platz in den US-Jahres-Charts streitig machen.

Platz 3 der Charts ging an den Neueinsteiger Money Monster. Der von Jodie Foster inszenierte Thriller mit George Clooney und Julia Roberts richtete sich an ein älteres Publikum, das inmitten der Effektespektakel von Civil War und The Jungle Book nach ruhiger, ernsthafter Kost suchte. Das Ergebnis war solide, wenn auch nicht überragend angesichts der großen Namen hinter dem Film. Money Monster kam mit $14,8 Mio aus den Startlöchern und erzielte in 3104 Kinos einen Schnitt von $4764 pro Location. Die beiden Stars haben sicherlich zum Start beigetragen, doch deren Qualitäten als Kassenmagnete sind in heutiger Zeit auch nur begrenzt und gemischte Rezensionen haben sicherlich nicht geholfen, weil gerade das Zielpublikum von Filmen wie diesem immer noch Kritiken liest und sich von ihnen beeinflussen lässt. Bei den Zuschauern kam der Film ganz gut an und sie vergaben ihm im Schnitt einen "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+"). Da in den kommenden Wochen mit der Ausnahme von The Nice Guys keine weiteren "erwachsenen" Filme in die Kinos kommen, sollte Money Monster sich ganz gut halten und könnte etwa $50-55 Mo in Nordamerika umsetzen.

Auf Seite 2 findet Ihr Einspiel-Updates zu Disneys Animationshit Zoomania und zum Fantasy-Pequel/Sequel The Huntsman & The Ice Queen.

X-Men: Apocalypse (2016) Kritik

X Men Apocalypse (2016) Filmkritik

X-Men: Apocalypse, USA 2016 • 143 Min • Regie: Bryan Singer • Mit: Jennifer Lawrence, James McAvoy, Michael Fassbender, Nicholas Hoult, Oscar Isaac, Olivia Munn, Sophie Turner, Evan Peters, Tye Sheridan, Alexandra Shipp • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 19.05.2016 • Deutsche Website

Handlung

En Sabah Nur (Oscar Isaac), der allererste und möglicherweise mächtigste Mutant, der je gelebt hat, erwacht 1983 nach 5600 Jahren Schlaf und findet eine sehr veränderte Welt vor. Mutanten werden nicht mehr als Götter verehrt, sondern leben am Rande der Gesellschaft, während Weltmächte sich im Kalten Krieg befinden und sich gegenseitig mit Atomwaffen in Schach halten. Vom Status Quo angewidert, schart En Sabah Nur alias Apocalypse vier mächtige Mutanten (Michael Fassbender, Alexandra Shipp, Ben Hardy, Olivia Munn) um sich und setzt einen Plan in Gang, um die Welt für immer zu verändern und seinen Vorstellungen entsprechend zu gestalten. Derweil gilt Mystique (Jennifer Lawrence) seit ihrem Einsatz zur Rettung des US-Präsidenten vor zehn Jahren als Ikone unter Mutanten und kämpft als Einzelgängerin für die Freiheit ihrer unterdrückten Brüder und Schwestern. Charles Xavier (James McAvoy) hat unterdessen endlich seinen Traum verwirklicht und leitet eine gut besuchte Schule, in der er gemeinsam mit seinem einstigen Schüler Hank McCoy (Nicholas Hoult) besonders begabte Jugendliche lehrt, ihre Kräfte zu kontrollieren. Eine Tragödie im Leben eines alten Bekannten bringt Mystique und Charles wieder zusammen und macht sie auf die Aktivitäten von Apocalypse aufmerksam. Kräftemäßig hoffnungslos unterlegen, sind sie und eine junge Generation von Mutanten die letzte Chance der Menschheit auf Überleben.

Kritik

X Men Apocalypse (2016) Filmbild 1"Zumindest können wir uns darauf einigen, dass der dritte in der Regel der schlechteste ist", beteuert die junge Jean Grey (Sophie Turner aus "Game of Thrones"), nachdem sie gemeinsam mit anderen jungen Mutanten Die Rückkehr der Jedi-Ritter gesehen hat. Mit Sicherheit als Bryan Singers und Simon Kinbergs (gerechtfertigte) Stichelei gegen Brett Ratners X-Men – Der letzte Widerstand gedacht, entbehrt dieser Satz nicht einer bitteren Ironie. Es wird nicht die erste, nicht einmal die zehnte Filmkritik sein, die mit diesem Zitat beginnen wird, doch wenn der Film eine solche Meta-Steilvorlage bildet, die sogar Deadpool anerkennend nicken lassen würde, wie kann man da widerstehen? Auch X-Men: Apocalypse ist der dritte Film einer neuen Trilogie und wird den hohen Maßstäben seiner beiden Vorgänger ebenfalls nicht gerecht. Mit dem erfrischend lockeren, stylischen und dennoch sehr auf seine Charaktere bedachten X-Men: Erste Entscheidung wurde das Franchise vor fünf Jahren aus der Asche von X-Men – Der letzte Widerstand und X-Men Origins: Wolverine wiedergeboren. Mit dem ambitionierten und zwei Zeitebenen umspannenden X-Men – Zukunft ist Vergangenheit feierte Bryan Singer seine furiose Rückkehr zur Reihe und verknüpfte die neuen Filme mit der alten Trilogie. Doch X-Men: Apocalypse schafft es trotz seines unbestreitbaren Unterhaltungswerts und seiner Ehrerbietung gegenüber den Comicvorlagen nicht, dieser neuen Trilogie einen krönenden Abschluss zu verpassen. Man kann es Marvels Fluch der dritten Teile nennen, befiel er doch zuvor neben Der letzte Widerstand auch Spider-Man 3 und Blade: Trinity. Lediglich das Marvel Cinematic Universe scheint dagegen (noch) immun zu sein.

Das soll aber keineswegs bedeuten, dass X-Men: Apocalypse jemals so tief fällt wie Der letzte Widerstand oder so inkohärent erzählt ist wie Batman v Superman, auch wenn manche hastig zusammengesponnene Erzählstränge durchaus Vergleiche zulassen. Bryan Singer zeigt immer noch großes Verständnis für seine Figuren und deren Welt, doch in seiner vierten Regiearbeit im X-Men-Universum hat er trotz 140 Minuten Laufzeit nicht mehr viel Neues zu sagen. Viele Szenen sind lediglich Wiederholungen von glorreichen Momenten aus vergangenen Filmen und man kann nur so viele verschiedene Variationen des schwermütigen Dialogs zwischen Charles und Erik hören, bei dem die Hoffnung und der Optimismus des einen der Desillusion und Verbitterung des anderen gegenüber stehen, bevor sich ein starkes Déjà-Vu-Gefühl einschleicht.

X Men Apocalypse (2016) Filmbild 2Neben einigen Ähnlichkeiten zu Der letzte Widerstand ist X-Men: Apocalypse hauptsächlich ein Spiegelbild von Erste Entscheidung, eine Tatsache, die Bryan Singer mit so vielen Flashbacks zu einigen großartigen Szenen aus dem Film unterstreicht, dass man sich fragt, wieso es nicht einfach zu Beginn eine "Was bisher geschah"-Montage gibt, um vergesslichen Zuschauern den Einsteg zu erleichtern. Der gesamte Aufbau findet sich hier in leicht abgewandelter Form wieder. Charles ist immer noch der naive Idealist, der fest an das Gute in seinem alten Freund und in der Menschheit glaubt. Fassbenders Erik schreibt das Drehbuch einen weiteren Schicksalsschlag vor, der ihn wieder mit Wut und Rachegelüsten erfüllt und Mystique zweifelt wieder einmal an ihrem Platz und ihrer Rolle in dieser Welt. Junge, unerfahrene Mutanten müssen in den Kampf gegen einen übermächtigen Mutanten ziehen. Dieser handelt ohne klar erkennbare Motivation, hat lediglich das Ziel, die Welt in Schutt und Asche zu legen, ohne sich die „Und was dann?“-Frage zu stellen, und in seinem Plan spielen Nuklearwaffen eine Rolle. Man muss nicht tief in die Analyse gehen, um die Ähnlichkeiten in der Konstellation zu finden. Darüber hinaus flammen wieder die romantischen Gefühle zwischen Charles und Rose Byrnes CIA-Agentin Moira MacTaggert auf, die das Geheimnis der ewigen Jugend gefunden zu haben scheint und 20 Jahre nach den Ereignissen auf Kuba kein bisschen gealtert ist (eine Tatsache, die das Drehbuch immerhin mit einer Bemerkung anerkennt). Dies sorgt für einige amüsante Momente zwischen McAvoy, Hoult und Byrne, insbesondere da sich Moira dank Charles’ Gedankenmanipulation an ihre gemeinsamen Abenteuer aus den Sechzigern nicht erinnern kann. Doch wie auch die halbherzig aufgegriffene Beast/Mystique-Romanze, verläuft diese Geschichte ins Nichts. Abgesehen vom coolen Einsteig ihrer Figur, ist Byrnes resolute Agentin im neuen Film leider deutlich zahmer geworden, doch ein Wiedersehen ist dennoch sehr willkommen.

Eine weitere Schwäche des Films liegt in seinem Bösewicht. Dass Oscar Isaac (Ex Machina) ein sehr wandlungsfähiger Schauspieler ist, hat er in den letzten fünf Jahren zu Genüge bewiesen, doch vergraben unter dem Ivan-Ooze-Makeup kann auch er nichts gegen ein Drehbuch ausrichten, das ihn pathetische, aber letztlich leere Reden schwingen lässt. Natürlich waren weder Kevin Bacons Sebastian Shaw noch Peter Dinklages Bolivar Trask besonders interessante oder gut entwickelte Bösewichte, doch wenn der Schurke Teil des Filmtitels ist, dann erwartet man etwas mehr als nur einen weiteren Größenwahnsinnigen, der die Welt einfach nur vernichten will, weil….warum eigentlich nicht? Immerhin stattet ihn der Film mit beeindruckenden Kräften aus, die es ihm erlauben, seine Widersacher kreativ und äußerst brutal, fast schon mit sadistischer Freude, zu erledigen. Wenn Köpfe Rollen und Menschen buchstäblich zusammengefaltet werden, wundert man sich fast, dass der Film einer höheren Altersfreigabe entgehen konnte. Zugleich lässt die Allmacht des Charakters seine vier Reiter (vielleicht mit der Ausnahme von Magneto) überflüssig erscheinen, insbesondere nachdem er viel Zeit in der ersten Filmhälfte, sie zu finden und auf seine Seite zu ziehen.

X Men Apocalypse (2016) Filmbild 3Wenn sich der Text bislang auch überwiegend negativ liest, so liegt es hauptsächlich an der hohen Messlatte, die Bryan Singer mit den vier Filmen, an denen er als Regisseur oder zumindest Produzent maßgeblich beteiligt war, vorgelegt hat, denn auch hier gibt es wieder viel zu loben. War sie in seinem allerersten X-Men noch etwas holprig, beherrscht Singer die Inszenierung der Actionszenen mittlerweile meisterhaft. Alle Rädchen im Film drehen sich hauptsächlich, um auf den größten Showdown der X-Men-Filmgeschichte hinzuarbeiten. Dieses Versprechen wird auch eingehalten. Trotz des üblichen CGI-Overkills, den man bei solchen Kämpfen erwarten würde, gibt es viele visuell großartige Einfälle im finalen Endkampf, die viele Comicfans jubeln lasen werden, wenn einige ihrer Lieblingsfiguren ihre Kräfte voll entfalten. Eine bestimmte Szene wird sicherlich nicht nur bei mir für echte Gänsehaut gesorgt haben. Leider ist das Finale nicht so emotionsgeladen wie in Erste Entscheidung oder Zukunft ist Vergangenheit, macht dies aber durch puren Leinwandspektakel etwas wett. X-Men: Apocalypse ist auf jeden Fall ein Film, der auf die große Leinwand gehört (auch wenn das 3D wieder einmal verzichtbar gewesen wäre).

X Men Apocalypse (2016) Filmbild 4Schauspielerisch macht sich die neue "alte" Garde am besten und zeigt wieder einmal, was für ein Besetzungscoup Matthew Vaughn mit Erste Entscheidung gelungen war. Wie schon bei seinem ersten Auftritt in der Rolle, ragt Michael Fassbender aus dem großen Ensemble heraus. Er spielt den Part in jeder seiner Szenen so voller Hingabe und lässt den Schmerz, die Wut und die Zerrissenheit von Magneto so spürbar werden, dass er über die dramaturgischen Schwächen seiner Charakterentwicklung, die sich seit Erste Entscheidung in Kreisen zu drehen scheint, leicht hinwegsehen lässt. Als sei sein Leid noch nicht deutlich genug für die Zuschauer, erinnert uns der Film auf eine leicht fragwürdige, aber dennoch effektive Weise an den Tod seiner Mutter im Konzentrationslager. McAvoy und Lawrence ziehen sich ihre Rollen wieder wie eine zweite Haut über, wobei der Status von Lawrence als größter Name in der Besetzung auch dazu geführt hat, dass sie ihre bislang größte Rolle übernehmen darf und diese über weite Strecken auch ohne blaues Makeup spielt.

X Men Apocalypse (2016) Filmbild 5Etwas gemischter sieht es bei den Franchise-Newcomern aus. Kodi Smit-McPhee ist perfekt als Nightcrawler und bringt die ansonsten eher rar gesäten Humor und Leichtigkeit in den Film. Tye Sheridan und Sophie Turner bleiben als Cyclops und Jean Grey dafür eher blass und verdrängen die alte Besetzung der Rollen nicht so schnell aus dem Gedächtnis, wie es Fassbender, Lawrence und McAvoy einst mit ihren Charakteren gelungen ist. Gerade Turner scheint trotz optischer Passung von der interessant angelegten Rolle etwas überfordert zu sein. Derweil sind die drei Neulinge in den Rängen der Bösen nichts weiter als eindimensionale Handlanger, Mittel zum Zweck für spektakuläre Kampfeinlagen, und bekommen keinerlei Entwicklung oder Hintergründe. Immerhin macht Olivia Munn als Psylocke eine in jeder Hinsicht imposante Figur und sieht in jeder Szene aus, als sei sie gerade den Comicseiten entsprungen. Hier bleibt zu hoffen, dass sie im unvermeidlichen nächsten Film einen interessanteren Part haben wird als Badass-Ninja ohne Überzeugungen oder Motivationen.

X Men Apocalypse (2016) Filmbild 6Es liegt aber wieder an Evan Peters’ Quicksilver, in die Geschehnisse hineinzurasen und allen prompt die Show zu stehlen. Nachdem seine Küchenszene in X-Men – Zukunft ist Vergangenheit auf Anhieb zu einem ikonischen Franchise-Moment wurde, wird diese im Nachfolger selbstverständlich kopiert, jedoch in einer deutlich erhöhten Größenordnung. Und dennoch – es funktioniert wieder! Wenn Quicksilver (diesmal großartig unterlegt von Eurytmics’ Sweet Dreams) sein Ding durchzog, grinste ich nur breit von einem Ohr zum anderen. Obwohl es natürlich nicht mehr den gleichen Überraschungseffekt hat wie beim ersten Mal, machen der schiere Einfallsreichtum der Macher und der Spaß, mit dem Peters die Rolle spielt (der im Film mit einer kleinen Nebenhandlung belastet wird, die wieder einmal nirgendwohin führt), seine Szene wieder zum Höhepunkt des gesamten Films. Nicht weit dahinter liegt jedoch der Gastauftritt von Wolverine (den bereits der letzte Trailer verraten hat). Mehr als nur ein Cameo à la Erste Entscheidung, werden besonders Fans der Figur aus den Comics ihren Spaß an seiner Szene haben. Jackman wurde wirklich geboren, um diese Rolle zu spielen und 16 Jahre nach seinem ersten Einsatz sieht er der Vorlage ähnlicher denn je.

Jeder bisherige X-Men-Film ließ zwar Türen für Fortsetzungen offen, war jedoch in sich sehr rund und abgeschlossen. Bei X-Men: Apocalypse hatte ich erstmals das Gefühl, dass die Macher mehr damit beschäftigt waren, den Grundstein für ein größeres Universum anzulegen, als einen eigenständigen Film abzuliefern. Vielleicht ist das die Reaktion auf die Befürchtung, dass das Franchise einige seiner Hauptdarsteller wie Jennifer Lawrence oder Michael Fassbender verlieren könnte, oder Fox macht einfach Bestrebungen, das MCU-Schema nachzumachen, doch auf jeden Fall werden hier genug Samen für mehr als einen weiteren Film gesät. Comicfans wird die Aussicht auf einige hochinteressante Storylines und Charaktere freuen, doch diese Herangehensweise lässt den Film trotz seiner Massenzerstörung auf globaler Ebene und eines Kampfes, bei dem Milliarden Menschenleben auf dem Spiel stehen, im Rahmen der Gesamtreihe recht unbedeutend erscheinen.

X-Men: Apocalypse ist solides Superheldenspektakel, das mit guter Action und vielen Comic-Referenzen den meisten Fans genau das bietet, was sie sehen wollen, doch solide ist nicht ausreichend, um auf dem Niveau von vier seiner fünf Vorgänger mitzuspielen. Das Fundament für eine bessere Fortsetzung ist jedoch gelegt und vielleicht ist es wieder Zeit, dass Bryan Singer eine kurze Auszeit vom Franchise nimmt. Es war schließlich auch Matthew Vaughn, der vor fünf Jahren der Reihe die nötige Adrenalinspritze verpasste.

Fazit

Große Tragödien, komplizierte Liebesgeschichten, düstere Vorahnungen und das drohende Ende der Welt sind die richtigen Zutaten für großes Kino. Doch unter all dem visuellen Bombast, den Easter Eggs, den Cameos und dem hingebungsvoll agierenden, aber meist unterforderten Cast, fühlt sich X-Men: Apocalypse, ebenso wie sein allmächtiger titelgebender Bösewicht, im großen Schema der Dinge belanglos an und legt hauptsächlich das Fundament für bessere und interessantere Geschichten in der Zukunft. Auf eins ist jedoch wieder Verlass: Quicksilver stiehlt allen die Show.

Trailer

Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (2016) Kritik

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Alice Through the Looking Glass, USA 2016 • 108 Min • Regie: James Bobin • Drehbuch: Linda Woolverton • Musik: Danny Elfman • Mit: Mia Wasikowska, Johnny Depp, Helena Bonham Carter, Sacha Baron Cohen, Anne Hathaway, Alan Rickman, Michael Sheen, Stephen Fry, Lindsay Duncan •  FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 26.05.2016 • Website

Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (2016) Filmbild 1Ein halbes Jahr nach dem Kinostart von James Camerons 3D-Kassenschlager Avatar – Aufbruch nach Pandora schloss sich Disney mit der losen Adaption von Lewis Carrolls Klassiker Alice im Wunderland der neuen Filmwelle an. Kein anderer als Tim Burton (abgesehen von Guillermo del Toro der perfekte Mann für dieses Ausgangsmaterial) nahm den Platz auf dem Regiestuhl ein, durfte dort offensichtlich aber nur wenig selbst bestimmen. Von dem Visionärgeist, den man von Burton zumindest bis zu diesem Punkt gewohnt war, steckte merkbar wenig in Alice im Wunderland. Allein in der Ausstattung konnte man aber noch ausmachen, dass es sich um einen Burton-Film handelte. Das halbwegs solide Drehbuch (Linda Woolverton) übertraf locker das, was man an Inszenierung geboten bekam. Wie auch im Vorgänger bedient sich selbige Drehbuchautorin wieder an Details aus Carrolls Roman und dessen Fortführung, um sich stückchenweise ihre Weitererzählung aufzubauen.

Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (2016) Filmbild 2Nachdem Alice (Mia Wasikowska) auf ihrem Schiff drei Jahre auf Expedition war, muss sie feststellen, dass ihre Mutter (Lindsay Duncan) sich von der Familie ihres Beinahe-Ehemanns aus dem ersten Teil (Leo Bill) zu einem Deal überreden lassen hat, der Alice ihr Schiff und damit ihre Zukunft kosten könnte. Außerdem ist Schiffskapitän sowieso kein Job für eine Frau. Ein Streit entzweit die beiden und Alice wird kurz danach zurück ins Wunderland manövriert. Ein weiteres Abenteuer beginnt, bei dem Alice sich wieder von der Unterdrückung ihrer Persönlichkeit freimachen muss. Zielstrebig stößt Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln dabei feministische Untertöne an und entwickelt den Appell des Vorgängers damit wirkungsvoll weiter. Auch die sentimentale Disney-Botschaft wird wieder metaphysisch, wenn auch plakativ, in die Erzählung eingearbeitet. Alice muss sich doppeldeutig mit der Zeit (Sacha Baron Cohen) und den Folgen von Taten auseinandersetzen und viele wichtige Zeigefinger-Lektionen lernen.

Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln (2016) Filmbild 3Als Alice durch den Spiegel ins Wunderland taucht, sieht es schon fast aus, als hätte man der tristen, leblosen Welt aus dem ersten Film endlich etwas Leben eingehaucht. Der Effekt ist jedoch nur von kurzer Dauer und nur im Kontrast zum toten blau-grau des Vorläufers einigermaßen spürbar. Doch zum zweiten Mal begrüßt uns Disney im seelenlosen CGI-Wunderland, wo Emotionen kalt und aufgesetzt sind, und die Fantasie aus Computer-Codes besteht. Es macht nicht einmal Spaß, sich diese Effekte anzuschauen. Sechs Jahre nach der anfänglich genannten CGI-Kinorevolution ist es nicht mehr beeindruckend, riesige, komplett animierte Welten zu sehen, die zudem nicht einmal glaubhaft sind. Jede reale Person setzt sich immens vom Knetesumpf ab. Neben den zumindest recht amüsanten Gags (wieder knuddelig und lustig: Tweedledee und Tweedledum) ist es zwischendurch auch zum Lachen grotesk, wenn sich beispielsweise Baron Cohen (Borat) mit Werner-Herzog-Akzent, merkbar im Greenscreen stehend, an einer Art (im Film fliegenden) Wippkarren abmüht.

In Alice im Wunderland bekamen wir noch die Prophezeiung vorgelegt, an der sich Woolvertons Drehbuch stringent entlang schlängelte. Der neuen Geschichte mangelt es dermaßen an gerade dieser Kohärenz, dass die Zeitreisen im Film nur zu episodischen Sprüngen führen und manche Abschnitte dabei sogar lediglich Expositions-Blöcke sind.

 Fazit

Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln ist so ausdruckslos wie seine Hauptdarstellerin. Belangloses Fantasy-Blockbuster-Kino, das vielleicht einmalig anschaubar ist. Zur Not lauscht man nur Danny Elfman.

Trailer

Box-Office USA: Fünftbester Start aller Zeiten für The First Avenger: Civil War

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The First Avenger Civil War Box Office

Quelle: Boxofficemojo

Die Ankunft von The First Avenger: Civil War erweckte das Geschäft in den nordamerikanischen Kinos zum neuen Leben und beendete die dreiwöchige Herrschaft von The Jungle Book an den Kinokassen. Doch der Riesenstart hatte, wie üblich, auch seine Folgen für die anderen Filme, die (bis auf eine Ausnahme) nahezu gänzlich zusammenbrachen. Nichtsdestotrotz schossen die Gesamteinnahmen der Top 12 um 136% in die Höhe auf $233,6 Mio und damit das insgesamt zweitbeste Wochenende des Jahres (nach dem Osterwochenende). Gegenüber dem ersten Maiwochenende im Vorjahr, als Avengers: Age of Ultron die Charts regierte, ging es um 3% hinauf, obwohl der zweite Avengers einen leicht besser Start als Civil War verbuchte.

The First Avenger: Civil War kam mit $179,1 Mio von 4226 Kinos (und einem spektakulären Schnitt von $43390 pro Kino) gigantisch aus den Startlöchern, auch wenn ein solcher Start angesichts der ungebrochenen Popularität der Marvel-Helden für niemanden mehr eine Überraschung ist. Nichtsdestotrotz muss man den enormen Erfolg natürlich anerkennen. Es war nicht nur das umsatzstärkste Startwochenende des Jahres, sondern auch das fünftbeste Startwochenende aller Zeiten in den USA und in Kanada. Comicverfilmungen sind offenbar die mit Abstand größten Zuschauermagnete heutzutage in Nordamerika, denn mit dem Start von Civil War gehören jetzt sieben der zehn besten Startwochenenden aller Zeiten Comicbuchadaptionen. Plätze 3, 4, 5 und 6 gehen dabei an Marvel (beide Avengers-Filme, Civil War und Iron Man 3), während die Plätze 8 (Batman v Superman), 9 (The Dark Knight Rises) und 10 (The Dark Knight) DC gehören. Wer sich übrigens fragt, welchen Filmen die zwei besten Starts aller Zeiten (noch) gehören – Star Wars: Das Erwachen der Macht ($248 Mio) und Jurassic World ($208,8 Mio). Ein weiterer erwähnenswerter Fakt: es ist schon das 10. Jahr in Folge, in dem die US-Kinocharts am ersten Mai-Wochenende von einer Marvel-Verfilmung  dominiert werden. In sieben Jahren waren es Filme aus dem Marvel Cinematic Universe, zweimal waren es Spider-Man-Filme von Sony und einmal X-Men Origins: Wolverine von Fox. Darüber hinaus gehören Robert Downey Jr. jetzt vier der zehn besten Startwochenenden aller Zeiten. Seinen Status als weltweit bestbezahlter Filmstar hat er sich also redlich verdient.

Am ersten Tag lief Civil War noch nicht ganz so bombastisch wie Avengers: Age of Ultron oder Batman v Superman. In den Previews unterlag der dritte Captain America mit $25 Mio (vs. $27,6 Mio bzw. $27,7 Mio) den beiden, ebenso wie am eigentlichen Starttag. Mit $75,5 Mio gelang Civil War der achtbeste Starttag aller Zeiten. Age of Ultron spielte am ersten Tag letztes Jahr noch $84,4 Mio ein, Batman v Superman im März $81,6 Mio. Doch während beide aufgrund ihrer Frontlastigkeit und gemischter Mundpropaganda am zweiten Tag deutlich einbrachen, hielt sich Civil War blendend und erzielte den fünftbesten Samstag aller Zeiten in Nordamerika mit $61,2 Mio. Dabei verlor er lediglich 18,9% gegenüber seinem Freitag, während es für Age of Ultron um 33% und für Batman v Superman sogar um 37,9% am zweiten Tag runter ging. Am Sonntag lag er wieder deutlich unter Avengers: Age of Ultron ($42,4 Mio vs. $50,3 Mio), weil der stark männerorientierte Film für viele nicht die erste Wahl am Muttertag war. Auch am gesamten Wochenende musste sich Civil War Avengers: Age of Ultron ($191,3 Mio) gegenüber geschlagen geben, übertraf aber locker Batman v Superman ($166 Mio). Etwa $16 Mio von seinem Startergebnis kamen übrigens aus IMAX-Kinos in Nordamerika (Age of Ultron erzielte $18,2 Mio).

In seinen ersten drei Tagen hat The First Avenger: Civil War bereits zwei MCU-Filme hinter sich gelassen: Der unglaubliche Hulk und den ersten Captain America. Der Film lief außerdem um 89% (!) besser an als der zweite Captain America, wobei der Vergleich natürlich etwas hinkt, da Civil War mehr wie ein weiterer Avengers-Film vermarktet wurde und durch die Auftritte von Iron Man und Spider-Man viel mehr Hype hatte als ein "gewöhnlicher" Captain-America-Film. Das merkt man auch am Unterschied beim Budget – Civil War verschlang mit $250 Mio Produktionskosten $80 Mio mehr als Captain America 2 und lag damit auf dem Niveau von Age of Ultron. Nichtsdestotrotz hat die sehr positive Mundpropaganda von The Return of the First Avenger dem Start von Civil War sicherlich auch geholfen.

Die Kritiken und die Mundpropaganda von Civil War sind sehr positiv und das zeigt bereits erste Wirkung. Spielte Batman v Superman noch 49,1% von seinem Startwochenende am ersten Tag ein und Age of Ultron knapp 44,1%, waren es bei Civil War nur 42,2%. Das spricht für geringere Frontlastigkeit und größere Beliebtheit bei den Zuschauern, was auf lange Sicht zu einem besseren Durchhaltevermögen an den Kinokassen führen sollte. Batman v Superman fiel um 69% an seinem zweiten Wochenende, während Civil War sich erheblich besser halten dürfte. Trotz eines schwächeren Starttags sollte Civil War das Gesamteinspiel der DC-Verfilmung in Nordamerika innerhalb von nur 14-15 Tagen übertreffen. Die Kinogänger bewerteten Civil War im Schnitt mit einem "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"). Etwa 66% der Zuschauer waren Männer und 51% über 25. Insgesamt war es ein etwas männerlastigeres und älteres Publikum als bei Age of Ultron letztes Jahr.

Versuchen wir also zu extrapolieren, wie viel Civil War in den USA nach einem solchen Start insgesamt einspielen könnte. Wenn er dem Verlauf von Iron Man 3 oder Avengers: Age of Ultron folgt, wird Civil War etwa $420-430 Mio in Nordamerika einspielen. Allerdings kann man fest damit rechnen, dass die Mundpropaganda und das Stehvermögen von Captain America 3 deutlich besser sein werden als bei diesen beiden Filmen. Außerdem hatte Iron Man 3 mit dem $50-Mio-Start von Der große Gatsby an seinem zweiten Wochenende deutlich größere Konkurrenz, während Civil War zumindest bis zu einem dritten Wochenende absolut freie Fahrt hat. Es ist durchaus möglich, dass der Film Age of Ultron in Nordamerika toppen und bei mehr als $460 Mio landen wird; ich traue ihm jedoch sogar ein Einspiel bis zu $500 Mio zu. Nur sechs Filme haben diese Marke in Nordamerika zuvor geknackt und Civil War hat die nötige Kombination aus einem großen Publikumsliebling mit toller Mundpropaganda und einem weitgehend konkurrenzfreien Markt, um ebenfalls so weit zu kommen.

Weltweit nahm Civil War bis dato $673 Mio ein und steuert als erster Film von 2016 auf mehr als $1 Milliarde zu.

Auf Seite 2 gibt es Box-Office-Updates zum Rest der Top 12, einschließlich The Jungle Book, Mother’s Day, Zoomania und Batman v Superman: Dawn of Justice.

Box-Office Deutschland: Captain America erobert die Charts im Sturm

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Captain America Civil War Box Office

Quelle: Insidekino

Der Start des Comic-Blockbusters The First Avenger: Civil War, den Deutschland und die meisten anderen Länder eine Woche vor den USA zu sehen bekommen, brachte den erhofften Aufschwung an den deutschen Kinokassen, auch wenn schönes Wetter in weiten Teilen des Landes ein noch besseres Startergebnis verhinderte und zu teilweise heftigen Drops unter älteren Filmen führte. Insgesamt legte die Top 10 um 19% gegenüber der Vorwoche auf 1,13 Mio Zuschauer zu, lag aber 28% unter dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Avengers: Age of Ultron am zweiten Wochenende in Folge führte.

The First Avenger: Civil War verhielt sich zum Start, wie erwartet, nicht wie die ansonsten weniger erfolgreichen Captain-America-Filme hierzulande, sondern spielte gleich in der oberen Erfolgsliga der Marvel-Verfilmungen mit. Von Donnerstag bis Sonntag sahen 545,000 Zuschauer in 617 Kinos den Film und bescherten der Comicverfilmung einen tollen Schnitt von 887 Besuchern pro Kino. Es war der viertbeste Start des Jahres, lag aber – zum Teil auch wegen eines weniger kinofreundlichen Wetters als erwartet – knapp unter dem Startwochenende von Batman v Superman: Dawn of Justice im April. Zack Snyders Film erreichte etwa 10,000 Zuschauer mehr. Da er allerdings auch in 42 Kinos mehr lief, hatte Civil War einen leicht besseren Schnitt. Mit Deadpool (dem immer noch der beste Start 2016 in Deutschland gehört), Batman v Superman und The First Avenger: Civil War gehören nun drei der vier besucherstärksten Startwochenenden des Jahres in Deutschland Comicbuchverfilmungen. Von den bisherigen 13 Filmen des Marvel Cinematic Universe starteten lediglich die beiden Avengers-Filme mit noch mehr Besuchern am regulären Wochenende in Deutschland. Da Civil War jedoch bundesweite Mittwochs-Previews hatte, zählte er bis Sonntag insgesamt sogar 598,000 verkaufte Tickets (mehr als der erste The Avengers, der allerdings keine Previews hatte). Batman v Superman hatte samt Previews 630,000 Besucher bis zu seinem ersten Sonntag. Sehr deutlich fiel die Steigerung gegenüber den ersten beiden Captain-America-Filmen aus. Bereits am Samstag überholte Captain America 3 bereits die Gesamtbesucherzahl (340,000) des ersten Films von 2011. Verglichen mit The Return of the First Avenger startete Civil War (inkl. Previews) um 135% (!) besser.

Wie der Film in den nächsten Wochen sich halten wird, wird stark vom Wetter abhängen, da uns möglicherweise die ersten sonnigen und wirklich warmen Tage des Jahres erwarten, was die Zuschauerzahlen von allen Kinofilmen beeinträchtigen wird. An der Mundpropaganda soll es jedenfalls nicht scheitern, sie ist bei dem Film sehr positiv. Folgt The First Avenger: Civil War dem Verlauf von Age of Ultron, wird er in Deutschland die 2-Mio-Marke knacken. Allerdings erwartet das Sequel im Mai mit Bad Neighbors 2, X-Men: Apocalypse, Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln und Warcraft – The Beginning sehr viel Konkurrenz, während im Juni die Europameisterschaft die Kinos lahmlegen wird. Deshalb gehe ich aktuell vorsichtig von insgesamt etwa 1,8 Mio Besuchern aus, was ihn aber zum vierterfolgreichsten Film aus dem Marvel Cinematic Universe in Deutschland machen würde (hinter den beiden Avengers-Streifen und Iron Man 3). Offenbar garantiert Captain America auch in Deutschland mittlerweile gute Kasse. Vielleicht ist es also an der Zeit, seine Filme nicht in The First Avenger umzubenennen.

Weil Disney aktuell einfach unschlagbar ist, gehörte dem Studio auch der zweite Platz der deutschen Kinocharts. The Jungle Book verabschiedete sich nach zwei Wochen an der Spitze mit einem Rückgang von 42% auf Platz 2 und 207,000 Zuschauer am dritten Wochenende. Nach 18 Tagen zählt die Realverfilmung von Disneys Zeichentrickklassiker bereits 1,192,000 Besucher und hat damit schon die Gesamtbesucherzahl von Cinderella hinter sich gelassen. Maleficent (1,51 Mio) und Die fantastische Welt von Oz (1,15 Mio) wird er bald auch überholen, doch Tim Burtons Alice im Wunderland liegt mit 2,97 Mio Besuchern außerhalb seiner Reichweite. The Jungle Book ist zum neunten Film des Jahres mit mehr als einer Million Besuchern in Deutschland geworden und schon bald werden sich Civil War und How to Be Single zu ihm gesellen. Schönes Wetter und die Konkurrenz von Angry Birds und Alice im Wunderland 2 werden es ihm schwierig machen, mehr als 2 Mio Zuschauer in Deutschland zu erreichen, doch diesen einen Meilenstein könnte er auf lange Sicht noch knacken. Insgesamt verblasst die Box-Office-Performance des Films jedoch im Vergleich zu seinem Erfolg in den USA oder Großbritannien, aber auch zu den 27,4 Mio Tickets, die Disneys Das Dschungelbuch in Deutschland (mitsamt aller Wiederaufführungen) verkauft hat.

Die Komödie How to Be Single trotzte der Testosteron-Konkurrenz von Marvel und der scheinenden Sonne und fiel lediglich um 37% auf 80,000 Zuschauer. Damit belegte der Film mit Dakota Johnson und Rebel Wilson Platz 3 der deutschen Kinocharts und steht jetzt schon bei knapp mehr als 800,000 Besuchern nach vier Wochen in Deutschland. Nachdem der Film in Nordamerika recht mäßig lief, haben nicht viele mit einem so verhältnismäßig hohen Ergebnis in Deutschland gerechnet, doch momentan sieht es sogar nach etwa 1,1 Mio Besuchern insgesamt aus.

Platz 4 gehörte einem weiteren Disney-Film. Zoomania litt besonders unter dem schönen Wetter und verlor 44% seiner Besucher von der Vorwoche. Der Film lockte weitere 67,000 Zuschauer in die hiesigen Kinos und brachte seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 3,46 Mio nach neun Wochen. Damit ist Zoomania nicht nur weiterhin der erfolgreichste Film des Jahres in Deutschland (und wird es auch bis nach der EM vermutlich bleiben), sondern zog auch schon an Pixars Hit Alles steht Kopf aus dem letzten Jahr vorbei und schielt auf ein Gesamtergebnis von mindestens 3,75 Mio Zuschauern.

An Angeboten für Familien mangelt es momentan in den deutschen Kinos nicht und auch der 5. Platz der Kinocharts ging an einen Kinderfilm. Rico, Oskar und der Diebstahlstein, der dritte Film der Rico-&-Oskar-Reihe, eröffnete mit 63,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag und hat samt Previews bereits 72,000 Zuschauer erreicht. Die Fortsetzung wurde mit 482 Kinos in mehr Lichtspielhäusern gestartet als die ersten beiden Teile, erzielte aber aufgrund des kinounfreundlichen Wetters und der weiterhin starken Konkurrenz von The Jungle Book und Zoomania lediglich einen mittelprächtigen Schnitt von 130 Besuchern pro Kino. Nichtsdestotrotz lag der Start 25% über dem von Rico, Oskar und das Herzgebreche aus dem letzten Jahr, aber 26% unter dem Start des ersten Films. Die beiden bisherigen Teile zeichneten sich durch ein sehr ausgeprägtes Durchhaltevermögen in den Charts aus. Beide erreichten am Ende etwa das Zehnfache ihrer Besucher vom Startwochenende. Im Falle des ersten Teils waren es knapp 830,000 Zuschauer, beim zweiten knapp 550,000. Auch Rico, Oskar und der Diebstahlstein sollte mindestens eine halbe Million Zuschauer in die deutschen Kinos locken und je nach Wetter und dem Abschneiden von Angry Birds vielleicht auch deutlich mehr.

Wie die Dauerbrenner Ein Mann namens Ove und Birnenkuchen mit Lavendel sowie der Comic-Blockbuster Batman v Superman laufen, erfahrt Ihr auf Seite 2.

The First Avenger: Civil War – Filmfutter bei der Londoner Pressekonferenz

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The First Avenger Civil War Pressekonferenz

Foto Credit: James Gillham / StingMedia für Disney

Es ist eine tolle Zeit, Comic-Fan zu sein. Nachdem sie jahrzehntelang die Fans über mehrere Generationen auf den Seiten von Comicheften begeisterten, kommen die Lieblingshelden von Millionen endlich auf die Leinwände. Was Marvel Studios 2008 mit dem ersten Iron Man angelegt hat ist vermutlich eins der ambitioniertesten und zugleich erfolgreichsten Kino-Großprojekte aller Zeiten. Acht Jahre später zeigt The First Avenger: Civil War (unsere Kritik), der 13. Film des Marvel Cinematic Universe, das dem Studio in puncto Comicverfilmungen aktuell wirklich niemand etwas vormachen kann. Was angesichts der Vielzahl von Charakteren und einer komplexen Erzählung, in der die Grenzen zwischen Richtig und Falsch verschwimmen, hätte auch in die Hose gehen können, wurde stattdessen zu einem der gelungensten Comic-Blockbuster der letzten Jahre und lässt jeden Zweifel an Marvels Kreativität und Bereitschaft, neue Wege zu beschreiten, verschwinden.

The First Avenger Civil War Pressekonferenz 1Vergangenen Montag und Dienstag hatte ich die einzigartige Gelegenheit, in London die Pressekonferenz anlässlich der großen Europapremiere von The First Avenger: Civil War zu besuchen und anschließend Interviews mit den Regisseuren und den meisten Stars des Films zu führen. Diese werdet Ihr in den folgenden Tagen auf unserer Website zu lesen bekommen. Im Folgenden werde ich die wichtigsten Highlights von der 40-minütigen Pressekonferenz zusammenfassen, bei der Marvel-Studios-Chef Kevin Feige, das Regie-Duo Joe und Anthony Russo sowie die Darsteller Chris Evans (Captain America), Robert Downey Jr. (Iron Man), Paul Rudd (Ant-Man), Anthony Mackie (Falcon), Elizabeth Olsen (Scarlet Witch), Jeremy Renner (Hawkeye), Emily VanCamp (Sharon Carter), Paul Bettany (The Vision), Daniel Brühl (Helmut Zemo) und Sebastian Stan (Winter Soldier) dem Journalistenpublikum Rede und Antwort über den neuen Blockbuster aus Marvels Schmiede standen.

Zwar habe ich in Vergangenheit schon einige Schauspieler aus Marvel-Verfilmungen interviewt (wie Chris Hemsworth oder James McAvoy), jedoch noch nie zu einer Marvel-Adaption selbst. Deshalb war es für einen langjährigen Marvel-Fan wie mich ein leicht surreales Erlebnis, direkt vor dem (nahezu) gesamten Cast des Films zu sitzen. Ich war schließlich in einem Raum mit Cap, Iron Man und Ant-Man! Doch Fanboy-Begeisterung beiseite. Obwohl einige der Schauspieler von der Pressetour sichtlich etwas müde waren, sah man den Darstellern ihre Verspieltheit und Kameraderie untereinander an, durch die auch ihre Ensemble-Arbeit in den Filmen geprägt ist. Es gab viel zu lachen (insbesondere dank Anthony Mackie und Jeremy Renner), einige interessante Einsichten und erwartungsgemäß auch eine Portion gegenseitiger Lobhudelei (es ist schließlich eine Werbeveranstaltung für den Film!).

The First Avenger Civil War Pressekonferenz 2Trotz der starkräftigen Besetzung vor Ort ging ein großer Teil der Fragen an Kevin Feige, denn er ist schließlich das Superhirn hinter dem Marvel Cinematic Universe, wie wir es kennen (und zudem stand er als einer der wenigen später nicht für Einzelinterviews zur Verfügung). So erzählte er, dass die Idee, die "Civil-War"-Storyline aus den Comics filmisch umzusetzen, zum ersten Mal vor etwa zehn Jahren aufkam, gerade als Marvel Studios noch im Aufbau war und die Comicreihe publiziert wurde. Allerdings habe er sich damals nicht träumen lassen, dass man irgendwann in der Lage sein würde, tatsächlich eine Verfilmung auf die Beine zu stellen. Erst vor zweieinhalb Jahren wurde es konkret und man hatte das Gefühl, genug Charaktere im Kino eingeführt zu haben, um "Civil War" auf der Leinwand gerecht zu werden. Zudem verriet Feige, dass die Idee, Black Panther in dem Film einzuführen, relativ früh im Entwicklungsprozess aufkam. Er wollte einen Charakter in dem Film, der weder auf Captain Americas noch auf Iron Mans Seite steht, sondern eine eigene Agenda verfolgt. Eine Frage fand Kevin Feige besonders interessant, und zwar, welcher Superheld seiner Meinung nach in der realen Welt die meisten Probleme lösen könnte und gab die diplomatische Antwort, dass es eine Führungsperson wäre, die die Moral von Tony Stark und Steve Rogers in sich vereinen würde. Für Paul Bettany war die Antwort hingegen offensichtlich: natürlich ist es The Vision, denn er ist schließlich allmächtig und kann sogar Thors Hammer heben. Robert Downey Jr. nominierte stattdessen Hawkeye, weil er alle zehn Minuten in den Ruhestand zieht, wenn es ihm zu stressig wird.

Auf eine Mauer des Schweigens stieß man, wenn man jegliche Informationen zu künftigen Plänen erfahren wollte. Auf meine Frage hin, ob Daniel Brühl für mehr als einen Film unter Vertrag stünde, schaute dieser schulterzuckend in Feiges Richtung und konnte (oder durfte) nicht mehr dazu sagen, äußerte aber die Hoffnung, dass er zurückkehren dürfte. Dazu betonte er, dass ihn die Rolle vor allem interessierte, weil sein Schurke ambivalent und nicht unsympathisch sei. Einen kleinen Brocken an neuer Information konnte ich aber den beiden Regisseuren Joe und Anthony Russo tatsächlich herauskitzeln. Diese betrifft Samuel L. Jacksons Nick Fury und seine treue S.H.I.E.L.D.-Agentin Maria Hill (Cobie Smulders), deren Abwesenheit von Civil War mir schon seit geraumer Zeit recht suspekt erschienen ist. Da Marvel das Universum aber meist sehr durchdacht konstruiert, fehlen die beiden offenbar nicht ohne Grund. Während Robert Downey Jr. bei meiner Frage nach deren Verbleib wissend lächelte und nickte, erklärte Joe Russo, dass wir es bald herausfinden werden. Anthony Russo ergänzte, dass es eine Geschichte dazu gibt, wo sie sich aufhalten, die wir aber erst in einem künftigen Film herausfinden werden.

Natürlich wurde während der Pressekonferenz auch DC einmal erwähnt und so kam es zu der Frage, ob die Justice-League-Pläne dazu geführt hätten, dass die Avengers noch eine Schippe drauflegen mussten. Daraufhin stellte Chris Evans klar, dass niemand von ihnen etwas macht basierend darauf, was andere Leute machen. Sie tun es, weil sie es gut können, ergänzte Robert Downey Jr. und fügte verschmitzt hinzu: "Wenn sie einen Bucky haben, dann können wir reden!"

The First Avenger Civil War Pressekonferenz 3Eine der cleversten Fragen der Pressekonferenz wurde an die beiden Regisseure Joe und Anthony Russo gerichtet und betraf Spider-Mans Einführung in den Film, die in gewisser Hinsicht als Tonys Rekrutierung eines Kindersoldaten gesehen werden könnte. Nach einem kurzen Augenblick der Verdutztheit, erklärte Russo, dass Peter Parker in dem Fall wohl der mächtigste Kindersoldat der Welt wäre. Für Tony sei er die stärkste nicht-tödliche Waffe, die es gibt. Der narzisstische Teil von Tony will den Kampf unbedingt gewinnen und sieht Spider-Man als seine Gelegenheit dazu, sorgt sich aber dennoch um ihn und ermahnt ihn, im Kampf Distanz zu bewahren. Dennoch sei Tonys Verhalten tatsächlich sehr unverantwortlich, ergänzte Anthony Russo, um die durchaus heikle Frage möglichst diplomatisch zu beantworten. Anthony erzählte außerdem, dass Joe und er sich als Action-Fetischisten sehen. Jedoch muss die Action, egal wie fulminant sie ist, die Geschichte und die Charaktere vorantreiben, ansonsten sei es nur stumpfsinnige Action, von der die Zuschauer nicht mehr als 30 Sekunden ertragen können, ohne sich zu langweilen. Stattdessen soll sie dabei helfen, den Zugang zu den Figuren auf eine dynamische Art und Weise zu finden. Davon könnten sich so manche Filmemacher eine Scheibe abschneiden, würde ich sagen.

Ein für manche vielleicht überraschendes Geständnis gab es seitens Chris Evans, der erklärte, dass wenn Superhelden wie die Avengers real wären, er auf jeden Fall auf Iron Mans Seite stünde, denn schließlich müssten sie sich vor jemandem verantworten und könnten nicht einfach tun und walten wie sie wollten. Downey Jr. erzählte wiederum scherzhaft, dass sein Sohn Captain-America-Pyjamas trägt und Captain-America-Bettwäsche hat, was ihn dann doch automatisch leicht verärgerte, was er aber – Profi, der er ist – sich am Set nicht anmerken ließ.

Weitere Highlights von der Pressekonferenz in Stichpunkten:

– Als Evans und Downey Jr. aufgefordert wurden, den Filmcharakter ihres Gegenübers mit einem Wort zu beschreiben, wählte Evans für Tony das recht konventionelle "charismatisch", während Downey Jr. sich nach kurzer Überlegung für "radass" (radical badass) entschieden hat. Danke, urban dictionary!

– Auf die Frage hin, mit welchen Charakteren sie ihre Kräfte tauschen würden: Chris Evans würde die Kräfte mit The Vision tauschen jedoch nicht das Makeup (welches Paul Bettany als sehr heiß beschrieb), Bettany selbst war eigentlich ganz zufrieden mit The Vision, wäre aber ab und zu gerne Iron Man, während Jeremy Renner gerne sein Kindheitsheld wäre – Spider-Man.

Sebastian Stan erzählte, dass die große Flughafen-Kampfszene stückweise über fünf Monate gedreht wurde und zu keinem Zeitpunkt alle an ihr beteiligten Schauspieler gleichzeitig am Set waren.

– Auf die Frage hin, wie Stan Lees Gastauftritte geplant werden: Im Falle von Civil War war er bereits im Drehbuch eingeplant gewesen, wird aber gelegentlich auch davon abhängig gemacht, wann er verfügbar ist und wohin er reisen kann. So wurde sein Cameo in Guardians of the Galaxy erst nach Drehschluss gefilmt.

Chris Evans betonte, dass man in der aus den Trailern bereits bekannten Szene, in der er einen Hubschrauber zurückhält, seine echten Armmuskeln sieht, ohne jegliche CGI-Bearbeitung. Die Einstellung beschrieb er als wenig zweckmäßig und die Haltung als sehr unnatürlich, mit der Hauptintention, eben die vorhandenen Muskeln zu zeigen. Es sehe gut aus, aber er habe sich wohl auch etwas gezerrt und musste Wochen später zu Robert Downey Jr.s Wohnwagen zur Physiotherapie. Den Wohnwagen beschrieb er übrigens als ausgestattet mit verschiedenen Gadgets, nicht unähnlich einem DC-Superhelden (vermutlich beginnend mit Bat und endend mit Man).

– Die Frage, wie Jeremy Renners Hawkeye und Anthony Mackies Falcon auch ohne wirkliche Superkräfte zum Kampf beitragen können, artete in einer amüsanten Diskussion zwischen Mackie und Paul Bettany über den Unterschied zwischen Oberschenkelmuskeln und dem Quadrizeps aus. Jep.

Emily VanCamp war froh, mehr an der Action beteiligt zu sein in dem Film. Auf die Frage hin, ob die Romanze ihrer Figur mit Captain America nicht etwas seltsam ist, weil er zuvor auf ihre Tante stand, erwiderte sie, dass es dadurch abgemildert wird, dass Peggy (Hayley Atwell) eigentlich die Großtante ihres Charakters sei. Dann wäre das Verwandtschaftsverhältnis in den Filmen wohl geklärt.

– Die Pressekonferenz endete mit einer amüsanten Konversation über den größten Wohnwagen am Set. Dieser gehörte nicht Robert Downey Jr. – aber nur, weil er eigentlich fünf Wohnwagen hatte. Daniel Brühl erzählte eine amüsante Anekdote vom Set, als er bei seiner Ankunft von Robert Downey Jr. nach seinen Allergien gefragt wurde und er sich über den Grund dieser Nachfrage wunderte. Später kam jemand in einem Golfcart an seinem kleinen Wohnwagen vorbei und überreichte ihm die Einladung zum Mittagessen in Robert Downey Jr.s Dorf (!), wo ihm dann ein 3-Gänge-Menü serviert wurde. Anthony Mackie erzählte daraufhin, dass es das Ziel von jedem immer gewesen sei, in Downey Jr.s Dorf zum Mittagessen eingeladen zu werden und man immer auf denjenigen neidisch war, der dorthin gehen durfte. Tja, das ist Tony Stark wie er leibt und lebt.

Fotos © 2016 Filmfutter

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Ich hoffe Ihr habt den Bericht genossen. In den nächsten Tagen könnt Ihr Euch dann auf meine ausführlichen Interviews mit den Stars des Films freuen. Hier könnt Ihr bereits unseren Bericht von der Berliner Premiere finden.

The First Avenger: Civil War läuft ab heute in unseren Kinos. Verpasst nicht den Blockbuster, der die Messlate für diesjährige Sommerfilme hoch legt!

Box-Office Deutschland: Top 3 bleibt unverändert mit The Jungle Book an der Spitze

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The Jungle Book Box Office

Quelle: Insidekino

Eine Woche bevor Marvels Superhelden-Bürgerkrieg in den hiesigen Kinos losbricht, gab es nicht viel Bewegung in den deutschen Kinocharts. Nur zwei wenig beeindruckende Neustarts schafften es in die Top 10 und die Top 3 blieb unverändert. Das führte zu einem Rückgang der Gesamtbesucherzahl der Top 10 um 19% gegenüber der Vorwoche auf 950,000 und um 26% gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Avengers: Age of Ultron den Spitzenplatz eroberte.

Disneys The Jungle Book zeigte Stärke und Durchhaltevermögen und hielt sich nach einem Minus von nur 22% mit 359,000 Zuschauern an der Spitze. Nach 11 Tagen steht der Familien-Abenteuerfilm bei 910,000 Besuchern in Deutschland und wird kommendes Wochenende zum neunten Besuchermillionär von 2016. The Jungle Book wird in Deutschland locker Disneys Maleficent (1,51 Mio), Die fantastische Welt von Oz (1,15 Mio) und Cinderella (1,07 Mio) toppen, dennoch ist der Erfolg des Films hierzulande verhältnismäßig deutlich weniger beeindruckend als in Nordamerika oder Großbritannien. Das fällt besonders ins Auge, wenn man bedenkt, dass Disneys Zeichentrickklassiker Das Dschungelbuch mit allen Wiederaufführungen in Deutschland knapp 27,4 Mio Tickets verkauft hat und damit der mit Abstand erfolgreichste Film aller Zeiten ist. The Jungle Book wird wohl im besten Fall etwa ein Zehntel dieser Zahlen erreichen und auf 2,5 Mio Besucher kommen. Mit etwas Glück und wenn er die Konkurrenz von Angry Birds und Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln gut überstehen kann, sind vielleicht sogar 3 Mio drin. Ohne Frage, es ist eine starke Performance, doch angesichts der Popularität der Vorlage in Deutschland, hätte auch mehr drin sein können.

How to Be Single zeigte weiterhin, dass man deutsche Kinogängerinnen mit Komödien sehr gut anlocken kann. An seinem dritten Wochenende erreichte der Film weitere 128,000 Besucher (-35%) und hat nach 18 Tagen bereits etwa 687,000 Tickets verkauft. Damit steuert How to Be Single eindeutig auf mehr als eine Million Zuschauer in Deutschland zu. Nach der mäßigen Box-Office-Performance des Films in den USA sind diese Zahlen auf jeden Fall ein Triumph. Ob Dakota Johnsons Shades-of-Grey-Popularität hier geholfen hat? Immerhin hatte ihre SM-Romanze mehr als 4 Mio Besucher in Deutschland. Nach Dirty Grandpa ist How to Be Single bereits die zweite überraschend erfolgreiche Komödie in Deutschland dieses Jahr, die an den nordamerikanischen Kinokassen zuvor wenig Spuren hinterlassen hat.

Auf Platz 3 hielt sich Zoomania, der in seiner 8. Woche hervorragende 21% abbaute und 120,000 Zuschauer in die deutschen Kinos lockte. Die Mundpropaganda des Films ist überwältigend und scheint besser zu sein als bei jedem Disney- oder Pixar-Film aus den letzten Jahren. Mittlerweile wurde Zoomania von 3,377,000 Zuschauern in Deutschland gesehen. Zoomania liegt schon 5% vor Alles steht Kopf im selben Zeitraum und wird dessen Gesamtbesucherzahl (3,44 Mio) kommendes Wochenende toppen. Der Animationshit steht jetzt schon auf Platz 21 der besucherstärksten computeranimierten Filme aller Zeiten in Deutschland und wird auf jeden Fall noch an Die Unglaublichen (3,5 Mo) und Shrek (3,64 Mio) vorbeiziehen. Nach den tollen Drops in den letzten Wochen traue ich ihm mindestens 3,8 Mio Zuschauer in Deutschland zu, wobei mich sogar ein Endergebnis von 4 Mio nicht mehr überraschen würde, wenn er sich während der EM gut hält.

Der erfolgreichste Neueinsteiger in den Charts war Melissa McCarthys neue Komödie The Boss, die 81,000 Zuschauer in 496 Kinos lockte und nur einen mäßigen Schnitt von 163 Besuchern pro Kino erzielte. Samt Sneaks und Previews steht The Boss bei 94,000 Zuschauern. Sogar für McCarthy, die hierzulande nicht die gleiche Popularität genießt wie in den USA, ist es ein schwacher Start. Der vergleichbare Film Tammy lief vor zwei Jahren mit 120,000 Zuschauern aus 350 Kinos an. The Boss sollte nicht lange in den Charts verweilen und wird sie mit maximal 350,000 Besuchern verlassen.

Platz 5 gehörte dem Neustart Gods of Egypt. Der von der Kritik ebenfalls zerrissene 3D-Fantasyfilm schnitt mit 56,000 Besuchern von 410 Kinos noch schlechter ab und hat im Schnitt nur 137 Tickets pro Spielstätte am Wochenende verkauft. Einschließlich der Sneaks und Previews hat Gods of Egypt bis Sonntag 64,000 Besucher erreicht. Gods of Egypt wird von The First Avenger: Civil War kommendes Wochenende als direkter Konkurrent besonders hart getroffen werden, sodass ich ihm bestenfalls 200,000 Zuschauer zutraue. Vermutlich werden es aber noch weniger werden.

Auf Seite 2 geht es zu den neuen Besucherzahlen von Filmen wie The Huntsman & the Ice Queen, Batman v Superman – Dawn of Justice und Dirty Grandpa.

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