Home Blog Page 33

Box-Office USA: Conjuring 2 startet sehr stark, Warcraft floppt

0
Warcraft Conjuring 2 Box Office

Quelle: Boxofficemojo

Ein Newcomer-Trio belegte am Wochenende die vordersten Plätze der nordamerikanischen Kinocharts und brachte die Kinokassen wieder zum Klingeln, auch wenn nur einer der drei Filme wirklich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Zugleich sorgten die Neueinsteiger zum Teil für heftige Einbußen bei der Konkurrenz, die zudem auch noch Leinwände an die neuen Filme verloren. Gegenüber dem vorigen Wochenende legte das Einspiel der Top 12 um 12% auf $143,6 Mio zu, doch verglichen mit dem selben Wochenende im Vorjahr, als Jurassic World das beste Startwochenende aller Zeiten hingelegt hatte, ging es um deftige 46% runter.

Die zwar nicht überraschende, aber dennoch nicht minder beeindruckende Nummer 1 war am Wochenende das Horror-Sequel Conjuring 2, das in den ersten drei Tagen $40,4 Mio von 3343 Kinos einspielte und einen fantastischen Schnitt von $12087 pro Kino erzielte. Natürlich erscheint dieses Startwochenende im Angesicht von diesjährigen Monsterstarts von The First Avenger – Civil War oder Deadpool eher unaufregend, doch gerade für einen Horrorfilm, der auch noch das restriktive R-Rating trägt, ist es ein extrem gutes Startwochenende. In einem Jahr, in dem Sequels massenweise weit unter den Ergebnissen ihrer Vorgänger landen (wie X-Men: Apocalypse, Bad Neighbors 2 oder Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln), ist es bemerkenswert, dass Conjuring 2 nur 3% unter dem ersten Film anlief, der im Sommer 2013 mit $41,9 Mio aus den Startlöchern kam. Dazu muss man allerdings anmerken, dass der erste Conjuring zum Start auch in 440 Kinos weniger gespielt wurde und die Beliebtheit des Originalfilms, der sich nach dem gigantischen Start gut hielt und mit $137,4 Mio zu einem der erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten wurde, zum erfolgreichen Start des Nachfolgers beigetragen hat. Bereits der lose Ableger Annabelle erzielte vorletztes Jahr einen $37-Mio-Start und ein Gesamteinspiel von $84 Mio.

Der Start von Conjuring 2 war nicht nur das mit Abstand beste Startwochenende eines Horrorfilms dieses Jahr, sondern der fünftbeste Horror-Start aller Zeiten in Nordamerika. Lediglich Paranormal Acitivty 3 ($52,6 Mio), der erste Conjuring ($41,9 Mio), Paranormal Activity 2 ($40,7 Mio) und das Reboot von Freitag der 13. ($40,6 Mio) setzten zum Start noch mehr um. Interessanterweise handelt es sich bei allen diesen Filme um Streifen mit einem R-Rating, was zeigt, dass Horrorfilme keineswegs jugendfrei sein müssen, um großen Erfolg zu haben. Das sollten sich Hollywood-Studios definitiv verinnerlichen.

Mit dem beiden Conjuring-Filmen und Insidious: Chapter 2 hat James Wan jetzt schon drei Horrorfilme inszeniert, die mit mehr als $40 Mio starteten. Das macht ihn zum unangefochtenen Erfolgsgaranten im Genre, insbesondere wenn man noch die kleineren, aber ebenfalls sehr bemerkenswerten Erfolge von Saw und dem ersten Insidious berücksichtigt. Conjuring – Die Heimsuchung war 2013 ein wahres Phänomen an den Kinokassen. Der Film erhielt sehr positive Kritiken und ungewöhnlich gute Mundpropaganda für einen Horrorstreifen. Doch ein beliebter Originalfilm garantiert im Horrorgenre keineswegs einen erfolgreichen Nachfolger. Ring 2 spielte beispielsweise nur 59% vom Gesamteinspiel seines Vorgängers ein, obwohl jener zu einem der beliebtesten Genrefilme der letzten 15 Jahre gehörte. The Grudge 2 baute sogar 65% gegenüber dem ersten Film ab. Diesem Schicksal wird Conjuring 2 offensichtlich entgehen, denn nicht nur ist der Start des Films sehr gut, seine Kritiken und seine Mundpropaganda sind ebenfalls positiv. Im Schnitt bewerteten die Zuschauer am Startwochenende Conjuring 2 mit einem "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-"). Da die Kinogänger Horrorfilme gerne verreißen, ist eine so positive Wertung ein sehr gutes Zeichen. Auch der erste Film wurde mit einem "A-" bewertet. Darüber hinaus zeigte der Film am Wochenende keine Anzeichen extremer Frontlastigkeit und fiel an seinem ersten Samstag sogar weniger als der Vorgänger. Was sich ihm jedoch in den Weg stellen wird, sind die Veröffentlichungen von The Neon Demon und The Shallows in zwei Wochen, die ebenfalls ein horroraffines Publikum anziehen werden. Nichtsdestotrotz sind $100 Mio so gut wie garantiert und es wäre der erste Horrorfilm seit seinem Vorgänger, der den Meilenstein erreichen würde. Auf lange Sicht sollte Conjuring 2 irgendwo zwischen $100 Mio und $115 Mio landen. Auch wenn das Budget mit $40 Mio doppelt so hoch war, wie bei Teil 1, wird der Film dennoch sehr großen Profit für das Studio einbringen. Nach Scream und Paranormal Activity scheint Hollywood ein neues sehr erfolgreiches Horror-Franchise gefunden zu haben! Ein dritter Film ist so gut wie sicher.

Ganz anders sah es beim Verhältnis Einspiel/Budget im Falle von Warcraft: The Beginning am Wochenende aus. Die Videospielverfilmung, die international sehr erfolgreich läuft (insbesondere in China), startete in den USA und in Kanada mit schwachen $24,2 Mio von 3400 Lichtspielhäusern und schrieb einen Schnitt von $7108 pro Kino. Da Universal üppige $160 Mio für den Film ausgab (und das schließt die Marketing-Kosten nicht einmal ein, die ebenfalls $100 Mio übersteigen), kann das Studio mit dem US-Einspiel kaum zufrieden sein. Tatsächlich war es nur der sechstbeste Start aller Zeiten für eine Videospieladaption – sogar hinter Resident Evil: Afterlife! Die Erklärung für den enttäuschenden Start liegt auf der Hand: gerade in Nordamerika haben die Spiele, insbesondere "World of Warcraft", seit 2010 kontinuierlich an Popularität verloren. Die Produktionsfirma Legendary erwarb die Filmrechte am Höhepunkt des WoW-Hypes, doch es ist, wie schon bei Angry Birds, einfach zu viel Zeit verstrichen. Zwar sind die Reaktionen der Kinogänger mit einem "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+") positiv, doch angesichts des starken Fanandrangs am Startwochenende würde ich die Wertung im Hinblick auf das Durchhaltevermögen des Films außer Acht lassen. Wie die meisten Verfilmungen von Videospielen wird auch Warcraft mit Sicherheit frontlastig sein. Bereits am Samstag fiel der Film um knapp 27% gegenüber seinem Starttag. Eine baldige Erholung der Zahlen ist nicht in Sicht und ein Endergebnis im Bereich von $55-65 Mio erscheint wahrscheinlich. Es sieht ganz so aus, als würde Warcraft 90% seines weltweiten Einspiels außerhalb von Nordamerika beziehen. Das wäre einzigartig für eine US-Produktion.

Conjuring 2 war nicht die einzige Fortsetzung zu einem Überraschungserfolg aus dem Sommer 2013, die letztes Wochenende in die US-Kinos kam. Auf Platz 3 der Charts machte es sich Die Unfassbaren 2 mit $22,4 Mio von 3232 Kinos bequem (im Schnitt $6925 pro Kino). Allerdings schnitt das Sequel zum spaßigen Bühnenmagier-Thriller im Verhältnis deutlich schlechter ab als Conjuring 2. Die Fortsetzung startete 24% unter Die Unfassbaren – Now You See Me und zeigte sich mit einem kleinen Rückgang am ersten Samstag auch schon frontlastiger als der Vorgänger. Jener lief 2013 mit $29,4 Mio von 2925 Kinos an und legte in den darauffolgenden Wochen ein tolles Durchhaltevermögen an den Tag, sodass der Streifen am Ende großartige $117,7 Mio einspielte. Ein Sequel wurde schnell in Auftrag gegeben und vereint den Großteil des Casts aus dem Originalfilm. Mit der Besetzung von Daniel Radcliffe als neuen Antagonisten hoffte das Studio vermutlich auch auf die Fans des Harry-Potter-Darstellers. Vielleicht hat sein Einsatz auch einen deutlicheren Rückgang gegenüber dem Original verhindert, doch während jener noch $75 Mio kostete, gab Lionsgate für das Sequel etwa $90-100 Mio aus – und das ohne die Werbekosten, die zusätzlich hinzukommen. Der Verkauf der internationalen Vertriebsrechte deckte angeblich etwa 65% dieses Budgets bereits im Vorfeld ab, doch es liegt immer noch ein weiter Weg vor dem Film, bis Lionsgate auf schwarze Zahlen kommt. Mit einem "A-"-CinemaScore erhielt der Film trotz schwächerer Rezensionen immerhin die gleiche gute Zuschauerwertung wie sein Vorgänger. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass Die Unfassbaren 2 kein annähernd so langes Leben in den Charts haben wird, wie Teil 1. Viel eher wird der Film sich mit einem Gesamteinspiel in Höhe von $60-70 Mio begnügen müssen.

Der Spitzenreiter der Vorwoche, Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows, fiel um drei Plätze und heftige 59,3% auf Rang 4 der Charts und $14,4 Mio an seinem zweiten Wochenende. Nach zehn Tagen hat die $135-Mio-Produktion etwa $60,6 Mio in Nordamerika erreicht und liegt bereits 49% hinter Teil 1 im selben Zeitraum. Da die Sommerferien in den USA erst jetzt langsam beginnen und der Film dank seinem Nostalgie-Faktor auf jeden Fall vom Vatertag kommendes Wochenende profitieren wird, sollte dieser Rückstand zumindest nicht beträchtlich größer werden. Noch hat der Film eine Chance, $100 Mio in Nordamerika zu erreichen und wird zumindest $95 Mio einnehmen. Das ist zwar bei weitem kein nennenswerter Erfolg und bedeutet vielleicht auch schon das vorläufige Ende des Franchises, doch es ist auch keine Total-Blamage wie beim neuen Alice im Wunderland.

Auf Seite 2 gibt es Neuigkeiten zum US-Einspiel der Comicverfilmungen X-Men: Apocalypse, The First Avenger – Civil War und Batman v Superman: Dawn of Justice.

Conjuring 2 (2016) Kritik

0

The Conjuring 2, USA 2016 • 134 Min • Regie: James Wan • Drehbuch: Carey Hayes, Chad Hayes, James Wan, David Leslie Johnson • Mit: Vera Farmiga, Patrick Wilson, Frances O’Connor, Madison Wolfe, Simon McBurney, Sterling Jerins, Franka Potente • Kamera: Don Burgess • Musik: Joseph Bishara • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Warner Bros. • Kinostart: 16.06.2016 • Deutsche Website

Conjuring 2 (2016) Filmbild 1If there’s somethin' strange in your neighborhood … who you gonna call? – selbstverständlich Lorraine und Ed Warren! Nach einem überaus erfolgreichen Einstand in James Wans „Conjuring – Die Heimsuchung“ (2013), darf das zweifellos populärste reale Dämonologen-Paar der Welt einen weiteren ihrer spektakulären Fälle auf der Leinwand lösen. „Conjuring 2“ lautet der wenig originelle Titel des Nachschlags, der mit rund 134 Minuten Laufzeit zu den längsten Genreproduktion der jüngeren Vergangenheit gehört. Lang bedeutet hier nicht zwangsläufig langweilig – aber leider auch nicht unbedingt gut. Schon der Vorgänger bot mit authentischem Retro-Feeling, seinem True Story-Joker und etlichen Zitaten aus Horrorklassikern enttäuschend wenig Innovation und begeisterte das Mainstream-Publikum wohl vor allem durch die Tatsache, dass er sich als handwerklich sauberes Resultat mit Best Of-Charakter ohne unangenehme Ecken und Kanten präsentierte. Teil zwei funktioniert nun nach der altbekannten Formel der Traumfabrik: Ist ein Film ein Hit, wage nicht zu viele Experimente bei der Fortsetzung. Erneut wird zunächst der Haupthandlung ein anderer Vorfall vorangestellt, der beim Erstling gar in den müden Ableger „Annabelle“ (2014) gemündet ist, und hier die mysteriösen Vorgänge im berühmten Amityville-Spukhaus Ende der Siebziger anreißt.

Conjuring 2 (2016) Filmbild 2The Clashs „London Calling“ verlegt die Geschichte schließlich stilsicher in Englands Hauptstadt. Es sind jedoch nicht etwa Fish and Chips oder Mary Poppins, die die Warrens (wieder lassen Vera Farmiga und Patrick Wilson eine echte Chemie zwischen dem Paar entstehen) über den großen Teich locken, sondern das Schicksal der zerbrochenen Familie Hodgson, deren Tochter Janet (ein Highlight: Madison Wolfe), wie von einer übersinnlichen Macht geführt, schlafwandelt und mit der Stimme eines alten Mannes eigenartige Dinge von sich gibt. Ein übler Frosch im Hals wird ausgeschlossen und die Polizei vor Ort ist ratlos, als auf einmal sogar Gegenstände ein Eigenleben entwickeln. Zusammen mit einem kleinen Team wollen die Spezialisten herausfinden, was mit dem Mädchen nicht stimmt. Doch Lorraine ist besorgt: Eine dunkle Vision hat ihr den gewaltsamen Tod ihres Mannes vor Augen geführt – eine eindeutige Warnung davor, die Nachforschungen in dem Fall aufzunehmen?

Conjuring 2 (2016) Filmbild 3Der sogenannte „Enfield-Poltergeist“, auf dem die Story basiert, gehört zu den bestuntersuchten paranormalen Phänomenen überhaupt – das erklärt vorsichtshalber auch nochmal eine Tafel im Abspann. Ausreichend Quellen halten die damaligen Geschehnisse jedoch auch für puren Hokuspokus und schreiben sie Streichen der beiden Hodgson-Töchter zu. „Conjuring 2“ nimmt selbstverständlich erneut die publikumswirksame Horror-Position ein, weshalb auch nur für einen Moment lang der Einfluss aus dem Jenseits kritisch in Frage gestellt wird. Im Verlauf werden Decken weggezogen, Objekte schwirren durch die Luft, Kruzifixe drehen sich um und eine mit CGI recht lächerlich in Szene gesetzte Entität aus einer Musikbox erschreckt die Protagonisten und vielleicht sogar zartbesaitete Zuschauer. Nach seinem wirklich effektiven Low-Budget-Schocker „Insidious“ (2010) hat sich James Wan mit den „Conjuring“-Filmen leider einem reichlich konventionellen Grusel verschrieben, der in seiner Vorhersehbarkeit auch nicht so recht unter die Haut gehen will: Mit nur ein wenig Genrekenntnis kommt hier kein Schreckmoment überraschend (der Regisseur setzt z.B. exakt denselben Spiegeltrick aus dem Vorgänger wieder ein) und das laute Tamtam im letzten Drittel ermüdet eher, als dass es verstört. Da muss das Sounddesign von Geisterhand bewegte Kinderspielzeuge schon mit extra viel Getöse unterstreichen, damit das beabsichtigte Unbehagen beim Publikum überhaupt ankommt.

Conjuring 2 (2016) Filmbild 4Auf der Haben-Seite des Films stehen die diesmal noch sympathischer gezeichneten Figuren, die atmosphärische Arbeit von Kameramann Don Burgess (u.a. „Flight“) und einige trocken-humoristische Einlagen, die sich vermutlich durch das britische Setting in die US-Produktion geschlichen haben. Und nicht zu vergessen: Patrick Wilson macht den Elvis! Nein, „Conjuring 2“ ist kein Ärgernis, aber leider auch keine echte Steigerung zu einem der wohl überschätztesten Horrorwerke der letzten Jahre. Nicht ganz so beliebig wie beispielsweise Ole Bornedals „Possession“ (2012), aber auch nicht so gemein wie das Blumhouse-Produkt „Sinister“ (2012) funktionieren diese sicherlich in Zukunft zum Franchise ausgebauten Filme als nette Unterhaltung für den nicht zu aufregenden und nicht zu schwülstigen Kinoabend. Hier ein paar Gotcha-Momente, da ein wenig Drama, ein wenig Humor, ein wenig Action und Romantik – James Wan deckt professionell das gesamte Feld ab und für jeden ist etwas dabei. Wer jedoch ernsthafte Genrekost mit Anspruch und keinen leichten Snack für zwischendurch sucht, ist mit Robert Eggers' Juwel „The Witch“ (2015) aktuell definitiv besser beraten.

Anhängern des ersten Teils wird diese schematisch fast identische Fortsetzung mit deutlichen Anleihen bei „Der Exorzist“ (1973) und „A Nightmare on Elm Street“ (1984) wahrscheinlich erneut zusagen – ich für meinen Teil bleibe in diesem Fall jedoch lieber bei den Originalen. Schimpft mich meinetwegen einen Nostalgiker …


Trailer


Box-Office Deutschland: Warcraft verteidigt mühelos die Spitze

0
Box Office Deutschland Warcraft Alice

Quelle: Insidekino

Die Kinos gehen in den Europameisterschafts-Modus. Obwohl das Turnier erst am Freitag startet, verzichteten Verliehe bereits letztes Wochenende auf größere Neustarts. Dieser Mangel an nennenswerten neuen Filmen und weitgehend sonniges Wetter am Wochenende haben dazu geführt, dass nur zwei Filme sechsstellige Besucherzahlen verzeichneten. Die ersten vier Plätze der deutschen Kinocharts blieben unverändert. Die Gesamtbesucherzahl der Top 10 gab um 34% gegenüber der Vorwoche nach und erreichte lediglich knapp 820,000. Nichtsdestotrotz lag sie immer noch satte 56% über dem Vorjahr. Mit dem Deutschlandspiel am Sonntagabend erwartet uns kommendes Wochenende ein deutlicher Einbruch der Zuschauerzahlen und erst Ende des Monats werden sich die Kinocharts wieder erholen.

Mit 230,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag verteidigte die Videospielverfilmung Warcraft: The Beginning mühelos den Spitzenplatz der Charts, gab dabei jedoch um 48% gegenüber dem Startwochenende nach, was auf klassische Frontlastigkeit des Films durch die treue Fangemeinde der Spiele hindeutet. Nach 11 Tagen wurde Warcraft hierzulande bereits von etwa 773,000 Zuschauern im Kino gesehen, was für eine Spielverfilmung sehr ordentlich ist. Mindestens ein weiteres Wochenende wird Wacraft noch auf Platz 1 bleiben, bevor entweder Conjuring 2 oder Central Intelligence ihn verdrängt. Ohne nennenswerte Blockbuster-Konkurrenz könnte Warcraft über die gesamte EM hinweg noch solide laufen, wenn zumindest das Wetter mitspielt, und bis zu 1,3 Mio Zuschauer in Deutschland erreichen. Es wäre die erfolgreichste Realverfilmung eines Videospiels seit Prince of Persia vor sechs Jahren (der übrigens kurz vor der Weltmeisterschaft an den Start ging).

Platz 2 gehörte wieder Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln, der nach einem ausgesprochen schwachen Start in der Vorwoche immerhin (neben Money Monster) den besten Rückgang in der Top 10 vorweisen konnte und nur um 30% nachgab. Die Fortsetzung lockte weitere 139,000 Zuschauer in unsere Kinos und brachte ihre vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 412,000. Das ist immer noch weniger als das Startwochenende des ersten Films, der in Deutschland insgesamt fast 3 Mio Zuschauer verbuchte, doch in Ermangelung direkter Konkurrenz fürs Familienpublikum in den nächsten Wochen wird Alice noch eine Weile lang gut laufen und vielleicht 900,000 Zuschauer erreichen.

Angry Birds verbrachte sein viertes Wochenende auf Platz 3 der deutschen Charts und kam diesmal auf 97,000 Besucher (-36%). Als 11. Film von 2016 überschritt Angry Birds in Deutschland die Millionenmarke und steht aktuell bei 1,11 Mio Besuchern. Verglichen mit den bislang hierzulande größten Erfolgen von Sony Animation liegt Angry Birds 15% vor dem ersten Hotel Transsilvanien und 11% hinter dem zweiten. Wie auch Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln wird Angry Birds von einem Mangel an familientauglicher Konkurrenz in den kommenden Wochen profitieren und sollte mindestens 1,5 Mio Tickets insgesamt verkaufen.

X-Men: Apocalypse verlor 39% seiner Besucher vom vorherigen Wochenende und belegte mit 86,000 gelösten Kinotickets den vierten Platz der hiesigen Kinocharts. Sein drittes Wochenendergebnis ist nahezu identisch mit dem von X-Men – Zukunft ist Vergangenheit vor zwei Jahren, doch aufgrund eines deutlich schwächeren Starts liegt Apocalypse aktuell mit 607,000 verkauften Tickets etwa 27% hinter seinem direkten Vorgänger im selben Zeitraum. Es erscheint eher unwahrscheinlich, dass X-Men: Apocalypse überhaupt eine Million Zuschauer in Deutschland erreichen wird. Mit etwa 850,000 Zuschauern sollte das Comic-Sequel sich auf der gleichen Erfolgshöhe ansiedeln wie Wolverine – Weg des Kriegers, jedoch unter vier der fünf bisherigen Filme der X-Men-Hauptreihe (nur X-Men: Erste Entscheidung war noch weniger erfolgreich).

Auf Seite 2 verraten wir, wie Shane Blacks The Nice Guys bei uns gestartet ist und welches deutsche Drama der eigentliche Gewinner am Wochenende war.

Box-Office USA: Ninja Turtles 2 enttäuscht, Ein ganzes halbes Jahr startet stark

0
Teenage Mutant Ninja Turtles 2 Box-Office

Quelle: Boxofficemojo

Es war ein weiteres maues Wochenende an den US-Kinokassen. Dabei hat das Jahr mit den Riesenhits wie Deadpool, Zoomania und Batman v Superman: Dawn of Justice so gut angefangen, doch nach so vielen Höhen, folgen jetzt etliche Tiefen. Seit dem Megastart von The First Avenger – Civil War hat eigentlich jeder größere Neustart in Nordamerika enttäuscht oder ist schlichtweg gefloppt. Besonders für Sequels sieht es dieses Jahr, mit der Ausnahme von Batman v Superman und Civil War (beides nicht gerade traditionelle Fortsetzungen aufgrund der dramatisch aufgestockten Ensembles), nicht gerade rosig aus. Alleine in den letzten Wochen enttäuschten Bad Neighbors 2, X-Men: Apocalypse und Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln zum Start und das Muster setzte sich mit dem mittelmäßigen Startwochenende des Teenage Mutant Ninja Turtles-Sequels fort. Durch den Mangel an starken Neustarts gingen die Einnahmen der Top 12 um 20% gegenüber der Vorwoche zurück und erreichten $127,7 Mio. Immehrin war ein ein Anstieg um 2% gegenüber dem Vorjahr, als Spy – Susan Cooper Undercover die Charts anführte).

Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows hatte zwar keine Schwierigkeiten, die Pole Position zum Start zu erobern, doch die absoluten Zahlen ließen schwer zu wünschen übrig. In den ersten drei Tagen spielte der $135 Mio teure Film $35,3 Mio von 4071 Kinos ein (im Schnitt $8675 pro Kino). Dieses Startwochenende lag 46% unter dem Start des Vorgängers von 2014, der mit $65,6 Mio aus den Startlöchern kam und dabei sogar $10 Mio weniger kostete. Das zeigt abermals, dass nordamerikanische Kinogänger heutzutage immer weniger an Sequels interessiert sind, wenn sie nicht einen besonderen Event-Status besitzen. Als der letzte Ninja-Turtles-Film vor zwei Jahren in die Kinos kam, punktete er mit der Nostalgie (welches Kind der Neunziger liebte nicht die Turtles?), doch viele Fans aus alten Tagen waren vom neuen Film sehr enttäuscht und das zeigt sich nun bei den Einnahmen des Sequels.

Interessanterweise scheint Paramount die Enttäuschung der älteren Zuschauer vorausgeahnt zu haben und vermarktete das Sequel deutlich mehr an Kinder und Familien als den letzten Film. So ergab sich auch, dass 55% der Zuschauer des ersten Films am Startwochenende älter als 25 waren, während bei der Fortsetzung 52% unter 25 waren. Das könnte den späteren Aussichten des Films tatsächlich helfen, denn bereits am Startwochenende verhielt sich Out of the Shaodws mehr wie ein Familienfilm und legte am Samstag gegenüber Freitag sogar um 4% zu (während der Vorgänger am ersten Samstag um 13% fiel). Die Mundpropaganda unter den Zuschauern ist außerdem deutlich positiver. Wurde der erste Film im Schnitt mit einem "B"-CinemaScore (äquivalent einer "2") bewertet, erhielt das Sequel einen "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-"). Die Ausrichtung an ein jüngeres Publikum setzt den Film natürlich in direkte Konkurrenz zu Findet Dorie in zwei Wochen und den Nostalgie-Faktor wird Independence Day: Wiederkehr in drei Wochen für sich beanspruchen. Nichtsdestotrotz deuten die ersten Vorzeichen immerhin darauf hin, dass Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows nicht wie ein Stein stürzen wird. Folgt er dem Verlauf seines Vorgängers, sollte er etwa $102 Mio in Nordamerika erreichen. Da er aber als Sequel etwas frontlastiger sein sollte, gehe ich von $95-100 Mio aus, was dennoch ein gewaltiger Rückgang gegenüber dem $191-Mio-Einspiel des Vorgänger wäre. Zumindest ist die Box-Office-Performance des Films keine komplette Blamage wie bei Alice im Wunderland 2.

Als ein weiteres Sequel mit bescheidenen Box-Office-Ergebnissen, fiel X-Men: Apocalypse an seinem zweiten Wochenende um heftige 65,3% auf $22,8 Mio und belegte damit den zweiten Platz der Wochenendcharts in den USA und in Kanada. Der Film schrieb das schwächste zweite Wochenendeinspiel der gesamten X-Men-Hauptreihe (sogar unter X-Men: Erste Entscheidung, der deutlich schwächer gestartet ist) und nur X-Men – Der letzte Widerstand hatte einen noch steileren Drop am zweiten Wochenende. Im Vergleich: X-Men – Zukunft ist Vergangenheit fiel vor zwei Jahren nach dem Start am Memorial-Day-Wochenende um 64,2% und hatte dabei mit Maleficent einen deutlich erfolgreicheren Neustart als Konkurrenten. In zehn Tagen hat X-Men: Apocalypse $117 Mio eingespielt und liegt damit zwar noch 19% vor Erste Entscheidung und 18% vor dem ersten X-Men im selben Zeitraum, jedoch 28% hinter X-Men – Zukunft ist Vergangenheit und sogar 9% hinter X-Men Origins: Wolverine. Mit der geballten Ladung aus Warcraft: The Beginning, Die Unfassbaren 2 und Conjuring 2 steht dem Film kommendes Wochenende wieder viel Konkurrenz ins Haus, sodass weitere böse Rückgänge unvermeidlich sind. Im besten Fall wird X-Men: Apocalypse etwa $155-165 Mio in Nordamerika erreichen und damit nicht einmal die Startwochenenden von Batman v Superman oder The First Avenger – Civil War toppen. Die X-Men spielen an den nordamerikanischen Kinokassen mittlerweile nur noch in der zweiten Liga mit.

Der eigentliche Gewinner war am Wochenende die Bestsellerverfilmung Ein ganzes halbes Jahr, die $18,7 Mio von 2704 Lichtspielhäusern erzielte und einen Schnitt von $6924 pro Kino erreichte. Mit dem Film legte Warner Bros. perfektes Kontrastprogramm zu effektreichen Actionspektakeln von X-Men: Apocalypse und Ninja Turtles vor. Bereits die kleineren Indie-Filme wie Love & Friendship und The Lobster profitieren von diesem Kontrast seit etwaiger Zeit und Ein ganzes halbes Jahr sahnte auf ganzer Linie ab. Emilia Clarke, Star der heiß geliebten Fantasyserie "Game of Thrones", hat der Romanze als Hauptdarstellerin sicherlich auch geholfen, doch der größte Faktor war der Mangel an Angeboten für ein weibliches Zielpublikum, das 81% der Zuschauer von Ein ganzes halbes Jahr ausmachte. Vor zwei Jahren machte ein ähnliches Publikum schon Das Schicksal ist ein mieser Verräter mit $124,9 Mio zu einem Riesenhit. Zwar spielt Ein ganzes halbes Jahr nicht in der gleichen Liga mit, ist jedoch vergleichbar mit dem kleineren Warner-Hit Wenn ich bleibe, der vor zwei Jahren mit $15,7 Mio startete und insgesamt $50,5 Mio einspielte. Wenn Ein ganzes halbes Jahr genau so läuft, wird er knapp $60 Mio verfehlen. Da es jedoch in den nächsten Wochen keine neuen Optionen für weibliche Kinogänger geben wird und der Film mit einem "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1") sehr gute Mundpropaganda zu haben scheint, traue ich ihm noch besseres Durchhaltevermögen zu und ein Gesamteinspiel im Bereich von $60-70 Mio. Bei einem Budget von $20 Mio ist Ein ganzes halbes Jahr eine sehr profitable Investition für Warner und zeigt abermals, dass man das weibliche Publikum nie unterschätzen sollte.

Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln brach erwartungsgemäß ein, rutschte um zwei Plätze runter auf #4 und spielte an seinem zweiten Wochenende lediglich $11,3 Mio ein (-57,9%). Nach zehn Tagen steht das Fantasy-Sequel bei $51,4 Mio, 75% hinter dem erfolgreichen Vorgänger, der an seinem zweiten Wochenende alleine $62,7 Mio einnahm. Der $170-Mio-Film ist ein ganz klarer Reinfall für Disney und sogar mit guten Ergebnissen aus der Übersee wird er Schwierigkeiten haben, auf schwarze Zahlen zu kommen. In Nordamerika steuert Alice 2 auf etwa $70-75 Mio zu – sogar weniger als Johnny Depps Dark Shadows ($79,7 Mio) und Lone Ranger ($89,3 Mio).

Angry Birds zeigt sich weiterhin nicht von seiner besten Seite. Der Animationsstreifen spielte $10,2 Mio an seinem dritten Wochenende ein, 45,6% weniger als in der Vorwoche, belegte den 5. Rang der Charts und steht bei $87,1 Mio nach 17 Tagen im Verleih. Obwohl ähnlich gestartet, liegt Angry Birds bereits 23% hinter Ab durch die Hecke im selben Zeitraum. Da der Film lediglich $73 Mio kostete, wird er letzten Endes vermutlich Profit abwerfen, doch das voraussichtliche Gesamteinspiel von $110 Mio ist insbesondere nach dem soliden Startwochenende doch etwas enttäuschend.

Auf Seite 2 erfahrt Ihr die aktuellen Einspielergebnisse von The First Avenger – Civil War, Bad Neighbors 2 und The Jungle Book.

Box-Office USA: X-Men Apocalypse enttäuscht, Alice 2 floppt

1
Alice im Wunderland 2 X-Men Apocalypse Box-Office

Quelle: Boxofficemojo

Es gab nicht viele Gründe zum Feiern für die meisten Hollywood-Studios am vergangenen Memorial-Day-Wochenende. Obwohl gleich zwei Sequels zu großen Blockbustern ins Rennen um die Gunst der Kinogänger gingen und das Wochenende dank dem Feiertag am Montag für gewöhnlich als sehr kinofreundlich gilt, war das Interesse der Zuschauer an den beiden Neustarts ausgesprochen verhalten. Immerhin war das Duo X-Men: Apocalypse und Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln immer noch stärker als A World Beyond und Poltergeist (die beiden Memorial-Day-Neustarts von 2015) vor einem Jahr, sodass die Einnahmen der Top 12 mit $158,8 Mio 8% über dem Vorjahr lagen (und 22% über der Vorwoche). Alles in allem gab es aber hauptsächlich an der Indie-Front Positives zu berichten.

Wie schon die acht X-Men-Filme vor ihm (einschließlich Deadpool), eroberte auch X-Men: Apocalypse zum Start mühelos die Spitze der nordamerikanischen Kinocharts. Das Einspielergebnis in den ersten drei Tagen ließ jedoch mächtig zu wünschen übrig. Apocalypse nahm $65,8 Mio zum Start ein ($79,8 Mio am 4-Tages-Wochenende) und schrieb einen Schnitt von $15848 pro Kino. Aus der X-Men-Hauptreihe starteten nur allererste X-Men-Film von 2000 ($54,5 Mio) und X-Men: Erste Entscheidung ($55,1 Mio) noch schwächer und man muss bedenken, dass die beiden nicht von teuren 3D-Eintrittspreisen profitierten. Rechnet man Inflation hinzu, so bleibt X-Men: Apocalypse lediglich knapp vor Erste Entscheidung. Angesichts der Tatsache, dass X-Men: Apocalypse der Nachfolger zum beliebten X-Men – Zukunft ist Vergangenheit ist und Fox für den Film $178 Mio ausgegeben hat (immerhin $22 Mio weniger als bei Zukunft ist Vergangenheit), kann ich mir schwer vorstellen, dass das Studio mit dem Startergebnis sehr zufrieden ist, insbesondere in einem Jahr, in dem Deadpool trotz eines R-Ratings und mit $120 Mio an Produktionskosten weniger mehr als doppelt so gut gestartet ist. Das Startwochenende liegt 28% unter Zukunft ist Vergangenheit, der vor exakt zwei Jahren ebenfalls am Memorial-Day-Wochenende angelaufen ist. Dieses bescherte dem Franchise zuvor seine zwei besten Starts (X-Men – Der letzte Widerstand spielte 2006 $102,8 Mio am 3-Tages-Wochenende ein und $122,9 Mio in den ersten vier Tagen).

Der Grund für den enttäuschenden Start liegt vermutlich darin, dass Kinogänger nach Deadpool, Batman v Superman: Dawn of Justice und The First Avenger: Civil War, die zusammengerechnet mehr als $1 Milliarde in die US-Kinokassen spülten, der Superheldenfilme einfach müde sind und im Gegensatz zu diesen drei Filmen hat das Marketing zu X-Men: Apocalypse nichts geboten, was den Film von den anderen X-Men-Filmen vor ihm besonders unterschieden hat. Zukunft ist Vergangenheit profitierte noch davon, dass der Film die "alte Garde" der X-Men zurück ins Spiel brachte. Außerdem scheint es mittlerweile offensichtlich zu sein, dass mit Wolverine (als Hauptfigur) der größte Zuschauermagnet der X-Men-Filme fehlte. Mit der neuen Generation der X-Men konnten sich die Zuschauer offensichtlich nie sonderlich anfreunden und die mittelmäßigen Kritiken haben auch nicht gerade zur Steigerung der Begeisterung beigetragen. Mit einem "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-")  scheint die Resonanz unter den Zuschauern immerhin recht positiv zu sein, doch man sollte nicht vergessen, dass auch Der letzte Widerstand den gleichen CinemaScore hatte und nach seinem starken Startwochenende trotzdem schnell in sich zusammenbrach. Die X-Men-Filme waren schon immer für ihre Frontlastigkeit bekannt, auch bei sehr positiver Mundpropaganda. Zukunft ist Vergangenheit spielte an seinem Startwochenende bereits 39% von seinem finalen Gesamteinspiel ein, obwohl er mit einem "A"-CinemaScore sehr positiv ankam. Frontlastigkeit wird also auch bei Apocalypse groß sein. Folgt er dem Verlauf von Zukunft ist Vergangenheit, wird er bei $170 Mio landen, wenn er so schnell fällt wie Der letzte Widerstand, dann wird er mit lediglich $150 Mio enden. Höchstwahrscheinlich wird er sich irgendwo zwischen diesen beiden Extremen mit $155-165 Mio ansiedeln, was weniger ist als die Startwochenenden von Civil War und Batman v Superman. Von einem Blockbuster-Box-Office kann hier also nicht die Rede sein.

Was die Zahlen von X-Men: Apocalypse am Wochenende jedoch besser aussehen ließ, als sie sollten, war der erbärmliche Start von Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln. Das $170 Mio teuere Märchen-Sequel war der erste Reinfall des Jahres für Disney und nahm in den ersten drei Tagen $26,9 Mio von 3763 Kinos ein ($7138 pro Spielstätte). Das Memorial-Day-Wochenende scheint Disney kein Glück zu bringen. Schon letztes Jahr floppte an diesem Feiertagswochenende A World Beyond mit nur $33 Mio zum Start (bei $190 Mio Budget). Der Sci-Fi-Film mit George Clooney erreichte knapp $93 Mio in Nordamerika. Das Alice-Sequel wird noch viel tiefer landen. Obwohl die Mundpropaganda mit einem "A-"-CinemaScore solide erscheint, ließ sich der Film bereits am Samstag seine Frontlastigkeit anmerken, als er um 7% gegenüber seinem Starttag fiel. Zum Vergleich: vor sechs Jahren startete der erste Alice im Wunderland mit $116,1 Mio in etwas weniger Kinos. Allein an seinem Starttag spielte der erste Alice mit $40,8 Mio deutlich mehr ein als die Fortsetzung am gesamten 4-Tages-Feiertagswochenende ($33,5 Mio). Tim Burtons Film profitierte 2010 enorm vom 3D-Wahn (71% der für den Film gelösten Tickets waren für 3D-Vorstellungen, beim Sequel waren es nur 41%), aber auch der Stern von Johnny Depp stand damals am Hollywood-Himmel deutlich höher als jetzt. Alice im Wunderland war einer der letzten Filme von Depps Phase als Kassenmagnet. In den letzten Jahren hatte er mit Dark Shadows, Lone Ranger und nun Alice im Wunderland 2 einen Flop nach dem anderen.

Junge Frauen machten den Großteil der Zuschauer von Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln aus (59% unter 25, 72% waren weiblich). Dieses Zielpublikum wird der Film in wenigen Wochen an Disneys Findet Dorie verlieren. Mehr als $65-75 Mio wird Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln in den USA und in Kanada vermutlich nicht einnehmen. Es ist das erste Sequel zu einem $300-Mio-Hit in Nordamerika, das nicht einmal $100 Mio erreichen wird – eine wirklich peinliche Vorstellung, die Disney zu denken geben sollte, wenn das Studio Sequels zu Maleficent und The Jungle Book plant.

Die Computerspieladaption Angry Birds zeigte sich frontlastig und fiel um zwei Plätze und 50,8% auf Rang 3 der Charts und $18,8 Mio an ihrem zweiten Wochenende. In seinen ersten zehn Tagen im Verleih spielte der Film $66,4 Mio ein, 13% weniger als der vor zehn Jahren ähnlich gestartete Ab durch die Hecke im selben Zeitraum und auch 13% weniger als Sonys Hotel Transsilvanien. Mit Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows und Findet Dorie im Anmarsch, wird Angry Birds schon bald Konkurrenz um seine jungen Zuschauer bekommen, sodass die langfristigen Aussichten nicht besonders gut sind. Mehr als $105-115 Mio werden wohl nicht drin sein, was gerade nach dem ordentlichen Start ein eher enttäuschendes Gesamtergebnis ist.

The First Avenger – Civil War kann sich immer noch nicht ganz fangen und fiel an seinem vierten Wochenende um 53,3% auf $15,4 Mio. Damit belegte er Platz 4 der nordamerikanischen Kinocharts (#2 in der Vorwoche) und steht jetzt bei $372,9 Mio. Civil War zog an Deadpool vorbei und ist jetzt der umsatzstärkste Film der Jahres in Nordamerika. Außerdem belegt er Platz 29 unter den erfolgreichsten Filmen aller Zeiten und wird auf lange Sicht auch die Top 20 knacken. Dennoch ist es verwunderlich, dass der Film sich trotz augenscheinlich sehr positiver Mundpropaganda noch schlechter hält als Avengers: Age of Ultron und Iron Man 3. Aktuell liegt Civil War lediglich 1% vor Iron Man 3 im selben Zeitraum und sogar 8% hinter Age of Ultron. Zwar sind ihm $400 Mio immer noch sicher, doch ob er $409 Mio von Iron Man 3 überhaupt erreichen wird, erscheint immer unwahrscheinlicher. Er wird seine Laufzeit mit etwa $405-410 Mio beenden, was nach einem $179-Mio-Start wirklich enttäuschend ist, insbesondere da der Film mit $250 Mio auch $50 Mio mehr kostete als Iron Man 3. An sich bleibt das Ergebnis natürlich immer noch ziemlich gut.

Auf Seite 2 wenden wir uns den Zwischenergebnissen von Bad Neighbors 2, The Jungle Book und den Indie-Erfolgen Love & Friendship und The Lobster zu.

Box-Office Deutschland: Warcraft startet stark, Alice im Wunderland 2 schwach

0
Alice im Wunderland 2 Warcraft Box-Office

Quelle: Insidekino

Verregnetes Wetter in weiten Teilen Deutschlands und ein Feiertag in mehreren Bundesländern sorgten vergangenes Wochenende für gewaltigen Aufschwung an den deutschen Kinokassen und ermöglichten Warcraft: The Beginning einen der besten Starts des Jahres. Insgesamt verbesserte sich die Gesamtbesucherzahl der Top 10 um 85% gegenüber dem vorherigen Wochenende auf 1,23 Mio Zuschauer. Die Top 10 lag außerdem 39% über dem Vorjahr. Erst zum sechsten Mal dieses Jahr konnten die deutschen Box-Office-Zahlen die Ergebnisse vom Vorjahr schlagen und mit der Europameisterschaft im Anmarsch sieht es für die kommenden Wochen wieder eher finster aus.

Warcraft: The Beginning legte einen überraschend starken Start hin und zeigte, dass WoW sich weiterhin großer Beliebtheit und einer treuen Fangemeinde erfreut. Mit 441,000 Besuchern von 603 Kinos gelang Warcraft der beste Start einer Videospielverfilmung in Deutschland seit Lara Croft – Tomb Raider vor 15 Jahren! Es war außerdem der sechstbeste Start 2016, knapp hinter The Jungle Book, aber vor The Revenant. Der Film erzielte einen Besucherschnitt von 731 pro Kino. Bis zum Start von Independence Day: Wiederkehr Mitte Juli (!) kommen hierzulande keine weiteren effektreichen Blockbuster in unsere Kinos, sodass Warcraft eine ganze Weile lang die Arena für sich haben wird. Natürlich wird der Anbruch der EM dem Film (wie auch den meisten anderen Filmen) schaden, doch während des Turniers sollte sich Warcraft als Nummer-1-Ziel für viele Kinogänger behaupten. Diese Ausgangslage erinnert an Prince of Persia – Der Sand der Zeit, der kurz vor der WM 2010 mit 342,000 Zuschauern anlief und letztendlich knapp über 1,6 Mio Besucher erreichte, weil der Film während der Weltmeisterschaft ebenfalls konkurrenzfrei laufen durfte. Ein ähnliches Endergebnis traue ich auch Warcraft zu.

Deutlich schwächer fiel der Start von Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln aus. In 530 Kinos erreichte das Fantasy-Sequel mit Johnny Depp lediglich 199,000 Zuschauer und damit einen Schnitt von 376 Besuchern pro Kino. Samt zahlreicher Previews steht Alice im Wunderland 2 bei insgesamt 220,000 Zuschauern. Vor sechs Jahren startete der erste Film noch mit tollen 544,000 Besuchern in etwa 80 Kinos weniger. Doch ohne den großen post-Avatar-3D-Hype und mit deutlich gesunkenem Interesse an Johnny Depp ging nun auch ein deutlicher Einbruch an den Kinokassen einher und damit die erste klare Box-Office-Enttäuschung des Jahres für Walt Disney, die es aber angesichts der Hits wie Zoomania, Civil War und The Junge Book locker verkraften werden. Der erste Alice im Wunderland kam 2010 auf fast 3 Mio Zuschauer in Deutschland. Die Fortsetzung wird sogar ohne große Konkurrenz bis Ice Age – Kollision Voraus! Ende Juni Schwierigkeiten haben, eine Million Zuschauer zu erreichen. Viel wahrscheinlicher ist eine Gesamtbesucherzahl von etwa 850,000 – mehr als 70% unter dem Gesamtergebnis von Alice im Wunderland. Damit wäre der zweite Alice sogar weniger erfolgreich hierzulande als Depps Dark Shadows und Lone Ranger.

Angry Birds profitierte vom kinofreundlichem Wetter und dem Feiertag, legte um 4% gegenüber seinem zweiten Wochenende zu und fiel nur um einen Platz auf Rang 3 der deutschen Kinocharts. Mit 152,000 Zuschauern an seinem dritten Wochenende brachte die Spielverfilmung ihre vorläufige Gesamtbesucherzahl auf ordentliche 984,000 nach 18 Tagen. Verglichen mit anderen Animationshits von Sony liegt Angry Birds aktuell 17% vor Hotel Transsilvanien und 7% hinter Hotel Transsilvanien 2 im selben Zeitraum und steuert auf mindestens 1,5 Mio Zuschauer insgesamt zu. Gerade als Animationsfilm wird Angry Birds weniger unter der EM leiden, hat aber dennoch bis Ice Age 5 einen Monat lang keine nennenswerte Konkurrenz. Sollte das Wetter mitspielen, halte ich sogar bis zu 2 Mio Zuschauer für möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich.

X-Men: Apocalypse wurde in er zweiten Woche von der Chartspitze verstoßen und landete mit 141,000 neuen Zuschauern (-34%) auf Rang 4 der Charts. Nach 11 Tagen steht das Mutantenabenteuer bei 479,000 Besuchern und liegt damit 30% hinter X-Men – Zukunft ist Vergangenheit und sogar 12% hinter Wolverine – Weg des Kriegers im selben Zeitraum. Von allen bisherigen Filmen aus dem X-Men-Universums hatte lediglich Erste Entscheidung noch weniger Zuschauer in den ersten 11 Tagen, was wirklich nicht gerade für Apocalypse spricht. Wer hätte im Vorfeld damit gerechnet, dass er hierzulande nicht einmal die Zahlen des zweiten Wolverine-Films erreichen würde? Alles spricht wohl dafür, dass die Zuschauer kein großes Interesse an einem X-Men-Film haben, in dem Wolverine keine tragende Rolle spielt (Deadpool mal außen vorgelassen). Sogar wenn er sich noch über die nächsten Wochen stabilisiert, wird X-Men: Apocalypse keine Million Zuschauer mehr in Deutschland erreichen und bestenfalls auf 900,000 kommen.

Der Thriller Money Monster zeigte, dass die Kombination aus George Clooney und Julia Roberts hierzulande immer noch gut zieht, lockte am Wochenende 110,000 Zuschauer in 425 Kinos (im Schnitt 259 Zuschauer pro Spielstätte) und belegte Platz 5 der deutschen Kinocharts. Einschließlich der Sneaks und Previews kann Money Monster bislang 118,000 Besucher vorweisen. Mit ordentlicher Mundpropaganda sind eine halbe Million Zuschauer auf lange Sicht drin.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie erfolgreich The First Avenger – Civil War, The Jungle Book und Zoomania hierzulande mittlerweile sind sowie welchen neuen Besucher-Meilenstein der Arthouse-Hit Birnenkuchen mit Lavendel erreichen konnte.

Green Room (2015) Kritik

0

Green Room, USA 2015 • 95 Min • Regie & Drehbuch: Jeremy Saulnier • Mit: Anton Yelchin, Imogen Poots, Alia Shawkat, Patrick Stewart, Joe Cole, Callum Turner, Macon Blair • Kamera: Sean Porter • Musik: Brooke Blair, Will Blair • FSK: ab 18 Jahren • Verleih: Universum Film • Kinostart: 2.06.2016 • Deutsche Facebook-Seite

Green Room (2015) Filmbild 1Die Farblehre des Jeremy Saulnier geht weiter: Auf „Blue Ruin“ (2014), das famose Zweitwerk des US-Regisseurs, folgt mit „Green Room“ ein Film, der der beruhigenden Wirkung seiner Titelfarbe nicht gerecht wird. Im Gegenteil. Wenn eine junge Punkband in einer abgelegenen Spelunke an eine organisierte Gruppe von Neonazis gerät, fliegen recht bald die Fetzen und der rote Lebenssaft verschmutzt das frische Grün. Wie schon bei dem Vorgänger, hält sich Saulnier bei der Darstellung hektischer Action allerdings zurück und lässt die Konfrontation langsam immer böser eskalieren. „Green Room“ ist ein klaustrophobisches Kammerspiel, das mit seinem Konzept vielleicht zuerst an John Carpenters Neo-Western „Assault – Anschlag bei Nacht“ (1976) erinnert. Im Angesicht eines weltweiten gesellschaftlichen Rechtsrucks, könnte auch das Thema des Films kaum aktueller sein. Doch leider arbeitet Saulnier hier nur geschickt mit der Form und nutzt den brisanten Inhalt lediglich als Zündstoff, der aus einem Gemisch von Stereotypen besteht. Trotz eines recht straffen Spannungsbogens wäre bei dieser Arbeit mehr drin gewesen. Aber dazu später mehr.

Green Room (2015) Filmbild 2Provokation um jeden Preis: Wenn eine Band in einem Neonazi-Club gleich als Opener ein Cover des Dead-Kennedys-Songs „Nazi Punks Fuck Off“ zum Besten gibt, mag das den jugendlichen Leichtsinn beflügeln – aber es ist nicht wirklich schlau. So haben Sam (Alia Shawkat), Pat (Anton Yelchin), Reece (Joe Cole) und Tiger (Callum Turner), die als The Ain’t Rights (Die Nicht-Rechten) auf der Bühne stehen, das Wohlwollen des (nett ausgedrückt) politisch etwas anders orientierten Publikums gleich zu Beginn empfindlich auf die Probe gestellt. Es hilft der finanziell ausgebrannten Gruppe auch nicht besonders weiter, dass sie nach ihrem Gig im Warteraum (englisch: Green Room) auf eine Frauenleiche mit Messer im Kopf stößt. Die Aufregung über den Fund ist groß, doch das Ärgernis der anwesenden – offensichtlich für die Tat verantwortlichen – Rechtsradikalen ist umso größer. Zwar gelingt es den Punks, sich zusammen mit Amber (Imogen Poots), einer Freundin der Toten, in dem engen Raum zu verschanzen, doch die draußen lauernde Horde tobt und holt den diabolischen Clubbesitzer Darcy (großartig: Patrick Stewart) zur Krisenbewältigung dazu. Und der hat ein paar ruhige, aber dafür äußerst klare Worte für die Kids parat …

Green Room (2015) Filmbild 3Jeremy Saulnier gelingt es hervorragend, die hoffnungslose Lage der Protagonisten in Bilder zu verpacken: Der Green Room ist eng, schmutzig und trist. Um den Bunker herum gibt es kilometerweit nur raue Natur, die dem Regisseur zusätzlich dabei hilft, die titelgebende Farbe in den Aufnahmen stilsicher dominieren zu lassen. Der Ausweg ist versperrt und neben der Band und Amber befindet sich noch ein überwältigter Nazi-Scherge mit im Raum, der den Puls der Figuren und Zuschauer zusätzlich erhöht. Der Regisseur und Drehbuchautor hat offensichtlich Spaß daran, die Situation gründlich und mit aller Ruhe aus dem Ruder laufen zu lassen: Es wird deutlich, dass die Angreifer etwas aus dem Green Room wollen, das sie vom wilden rücksichtslosen Losballern abhält. Auf der anderen Seite haben die Ain’t Rights zwar noch ihren winzigen Schutzort, aber sonst nichts für die Antagonisten anzubieten. Ein Deal scheint die einzige Option zu sein, um lebend aus dem Schlamassel zu gelangen – doch auch diese Möglichkeit bleibt für die eher pazifistisch veranlagte Gruppe sehr fraglich. Die aufgereihten Springerstiefel vor der Tür mahnen zur Skepsis. Im Verlauf werden noch diverse fiese Verletzungen durch Gewehre, Cutter-Klingen, Macheten und Bulldoggen verursacht, bevor der deftige Streit endgültig ausgetragen ist.

Green Room (2015) Filmbild 4So intensiv die Inszenierung des altbekannten Die-drinnen-gegen-die-draußen-Schemas auch ist, so sehr krankt der Film an seinen insgesamt dünn gezeichneten und eigentlich austauschbaren Charakteren. Wenn man sich als Zuschauer politisch eher zwischen diesen sehr extremen Polen verortet, hat man eigentlich keine Chance, ernsthaft mit den Helden mitzufiebern (die kleenen Punker lassen schon am Anfang ihre Assi-Attitüde ganz schön raushängen) oder sie alternativ inniglich zu hassen. Der von "Captain Picard/Professor X" Patrick Stewart verkörperte Kopf der Bösewichte ist in seiner tatsächlich beängstigenden Selbstbeherrschung die ohne Zweifel charismatischste und auch faszinierendste Gestalt der Story. Und während sich der Rest fortschreitend gegenseitig dezimiert, fallen einem vielleicht noch die zumindest leicht ambivalente Amber und der dauerjammernde Pat auf. Letzterer trägt eine äußerst rührende Paintball-Geschichte vor, die aber am Ende ebenso belanglos bleibt, wie der peinliche Running Gag mit der Frage nach dem Lieblingskünstler der individuellen Bandmitglieder: Ja, es ist natürlich extrem witzig, wenn beinharte Musiker sich auf einmal zu Prince oder Madonna bekennen. Tatsächlich sind diese Punks selbst aber auch mehr Sum 41 oder Blink 182 als die Stooges. Mich zumindest hat der grausame Kampf lediglich handwerklich begeistert, während mich die Verluste in beiden Lagern emotional enttäuschend kalt gelassen haben.

Green Room (2015) Filmbild 5Schade vor allem deshalb, weil Jeremy Saulnier mit seinen grobgeschnitzten Figuren deutlich Potential verschenkt, das man in einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus durchaus erhoffen konnte. Denn wie bereits erwähnt: Die Thematik ist aktuell mehr als spannend und dringlich – und Saulnier nach Bewertung des Vorgängerwerkes ein Autor, dem man auch im Genrekontext mehr Tiefe zutrauen darf. Eine Szene am Ende deutet zwar einen Zwiespalt in einem weiteren Charakter an, doch kommt das ein wenig dünn und spät. Vielleicht hätten hier besser nicht etwas stumpfe, kesse Punks auf noch stumpfere, grimmige Nazis (minus Patrick Stewart) treffen sollen, sondern ein Kollektiv, das in der Summe etwas näher an der Mitte liegt. Schließlich sind auch reine Wortgefechte zwischen Oppositionen in Talkshows in der Regel durchaus unterhaltsam anzusehen, aber leider auch wenig inspirierend oder gar problemlösend.

In „Green Room“ gibt es viel Fleisch, Blut und Muskeln, aber – abgesehen von der cleveren Spannungsgestaltung – wenig Hirn. Das ist ok, denn der Film fesselt mit seinem extra Adrenalin-Bolus trotz mangelnder Sympathie für die Protagonisten und einem schwachen Ende ganz ordentlich an den Kinosessel. Mehr als einen soliden und kurzweiligen Indie-Thriller mit handwerklicher Finesse sollte man allerdings nicht erwarten.


Trailer

Transformers: Ära des Untergangs (2014) Kritik

0
Transformers Ära des Untergangs (2014) Filmkritik

Transformers: Age of Extinction, USA/CN 2014 • 165 Min • Regie: Michael Bay • Mit: Mark Wahlberg, Nicola Peltz, Jack Reynor, Stanley Tucci, Kelsey Grammer, Titus Welliver, Sophia Myles • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 17.07.2014Deutsche Website

Handlung

Der große Kampf der außerirdischen Roboter in Chicago liegt nun schon fünf Jahre zurück. Obwohl die Autobots auf der Seite der Menschheit gekämpft haben, wird nun auch Jagd auf sie gemacht, denn für das CIA steht fest: egal ob Decepticon oder Autobot, diese lebenden Maschinen bringen Unheil über unseren Planeten. Optimus Prime, der Anführer der Autobots, hat sich deswegen ein Versteck gesucht und wurde schon lange nicht mehr gesichtet. Doch als der Hobby-Erfinder Cade Yeager (Mark Wahlberg) Optimus in seiner Schrott-Tarnung für einen echten Lastwagen hält und mit nach Hause bringt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Um zu verhindern, dass die verbleibenden Autobots ausgelöscht werden, müssen Optimus und Cade eine weite Reise mit vielen Gefahren auf sich nehmen.

Kritik

Wer hätte das gedacht? Obwohl Michael Bay gesagt hat, dass nach dem dritten Teil der Transformers-Trilogie Schluss sei, gibt es nun nicht nur einen weiteren Film, sondern gleich eine ganz neue Trilogie! Okay, seien wir mal ehrlich: So ziemlich jeder hat damit gerechnet. Das Transformers-Franchise ist einfach zu wertvoll, um es ungenutzt liegen zu lassen. Die geheimen Regeln der Bay-Fortsetzungen besagen allerdings, dass alles größer, schneller und lauter als im vorherigen Teil sein muss. Geht das überhaupt noch nach dem bildgewaltigen dritten Teil der Reihe? Die Antwort ist ganz klar: Und wie das geht!

Transformers Ära des Untergangs (2014) Filmbild 1Transformers: Ära des Untergangs setzt fünf Jahre nach der Materialschlacht in Chicago an. Die Menschen haben kein Vertrauen mehr in die Autobots, denn von Seiten des CIA wird eine Menge dicker Luft produziert. Laut der Regierungsbehörde, angeführt von Harold Attinger (Kelsey Grammer), tragen die guten Autobots nämlich die Schuld an den Angriffen der böswilligen Decepticons. So wird kurzerhand Jagd auf Optimus Prime und seine Gefolgsleute gemacht. Dafür wurde ein eigenes Spezialkommando auf die Beine gestellt, die "Cemetery Wind"“-Einheit. Was die Menschen jedoch nicht wissen: Attinger selbst hat einen Pakt mit einem Vertreter einer weiteren Alien-Roboter-Rasse geschlossen. Lockhound, so sein Name, will Optimus auf jeden Fall gefangen nehmen und ist dafür ein temporäres Bündnis mit Attingers Einheit eingegangen.

Als Gegenpol zu dieser Anti-Roboter-Bewegung steht Cade, der als relativ erfolgloser Erfinder schon genug Probleme mit seiner Tochter Tessa (Nicola Peltz) und deren Freund Shane (Jack Reynor) hat. Als dann aber Optimus in seinen Besitz übergeht und er dadurch die Aufmerksamkeit von Cemetery Wind auf sich zieht, geht das Chaos erst richtig los. Sein Haus wird zerstört und er wird überall gesucht. Nun möchte er nicht nur seine Haut retten, sondern auch noch direkt Optimus unter die metallischen Arme greifen. Das menschliche Trio begleitet Optimus und seine letzten vier Gefolgsleute Bumblebee, Drift, Crosshairs und Hound auf ihrer Mission.

Transformers Ära des Untergangs (2014) Filmbild 2Diese zwei Absätze stellen gerade mal einen Bruchteil der Story dar, wenn man sie denn so nennen möchte. In ca. 30-40 Minuten ist das Obrige abgehandelt und somit fragt man sich, wie denn die gut 160 Minuten Laufzeit zustande kommen. Wer die ersten drei Filme kennt, wird vermutlich flott auf die Antwort kommen. Eine Materialschlacht jagt die nächste, Blechschaden wird an Blechschaden gereiht. Alles wird lose von mehreren Handlungsfetzen zusammengehalten, die beliebig austauschbar sind, stellenweise jedoch etwas überladen wirken. Und trotzdem muss man (wieder) sagen: Der Film macht echt Spaß! Mittlerweile sollte jedem klar sein, dass es in den Transformers-Filmen nicht um Dramen oder Charaktertiefe geht, sondern einfach um bombastische Unterhaltung. Und wenn das einer kann, dann Michael Bay.

Die Roboter sind allesamt perfekt animiert und wirken realer denn je. Jeder der fünf Autobots hat seine eigene Persönlichkeit und seinen ganz klar erkennbaren Stil. Auf der Gegenseite wurde zwar etwas gespart, da ab der Hälfte des Films eine menschliche Kopie eines Transformers, der auf Bumblebee basiert ("Stinger"), in Massenproduktion hergestellt wird und als Kanonenfutter dienen muss, aber trotzdem gibt es an allen Ecken etwas für die Autobots und deren menschlichen Helfer zu tun.

Transformers Ära des Untergangs (2014) Filmbild 3Ach ja, Menschen. Wie schon in den letzten Filmen hätte der Film an sich auch ohne Menschen auskommen können. Es ist immer wieder interessant, wie das "Drehbuch" Wege findet, die Hauptdarsteller an den Actionszenen teilhaben zu lassen. Nachdem Shia LaBeouf nun ausgedient hat, wurde mit Mark Wahlberg ein Hauptdarsteller gefunden, der zumindest von Beginn an eine leitende Persönlichkeit ausstrahlt. Wahlberg macht das Beste aus dem, was das magere Drehbuch hergibt, und ist dabei stets sympathisch, vor allem in den Kabbeleien mit dem Freund seiner Filmtochter. Die beiden liefern sich immer wieder nette Wortgefechte und das alles ist immerhin etwas erfrischender als die halbgaren Romanzen aus der ersten Trilogie. Kelsey Grammer ist als Gegenpol leider ziemlich eindimensional und hat in der Regel auch nur einen Gesichtsausdruck in petto. Viel variabler und vor allem viel interessanter ist da Stanley Tuccis Entwickler Joshua Joyce, der zumindest von der Inszenierung her ganz klar an Steve Jobs angelehnt ist. Ist er anfangs noch auf der dunklen Seite des moralischen Spektrums, so wird ihm von Minute zu Minute klarer, was er da eigentlich treibt und ist am Ende, wenn er mit Cade und Konsorten unterwegs ist, einfach nur noch herrlich anzusehen.

Das einzige große Problem des Films ist seine Länge. Mit seiner langen Laufzeit hätte man aus Transformers 4 auch direkt einen Zweiteiler machen können. Der Film selbst teilt sich sogar in zwei Abschnitte, so dass man – auch wenn es für die Reihe untypisch wäre – mal ein Ende mit richtigem Cliffhanger hätte wagen können. Über eine so lange Zeit hinweg kann auch Michael Bay das Tempo nicht konsequent anziehen, sodass spätestens mit dem ersten Eintreffen der schon im Trailer gezeigten Dinobots das Maximum an Action erreicht wird. Alles, was danach kommt, ist höchstens vergleichbar oder fällt wieder ein wenig hinten ab.

Der Auftakt der neuen Trilogie gibt aber auf jeden Fall genug Stoff her, um zwei weitere Filme zu rechtfertigen und besonders das Ende macht Lust auf mehr. Bleibt nur zu hoffen, dass die Fortsetzungen nicht noch länger werden als die Ära des Untergangs.

Fazit

Michael Bay setzt mal wieder einen drauf und hat mit der Ära des Untergangs einen Film geschaffen, der in Sachen Action und Effekte immer wieder einen draufsetzt und die Handlungsebene nach wie vor konsequent flach hält. Die neuen menschlichen Hauptdarsteller wirken immerhin erfrischend, auch wenn sie im Großen und Ganzen der Geschichte relativ unwichtig sind. Ära des Untergangs ist kein Film für Dichter und Denker, sondern eher für spaßige Gesellschaften, die mal abschalten wollen.

Trailer

The Neon Demon: Ein weiterer Blick

0

Nicolas Winding Refns ohne Zweifel bildgewaltige Horrorarbeit „The Neon Demon“ spaltete jüngst in Cannes und bei Pressevorführungen das Publikum: Große Filmkunst für die einen, stylischer Trash für die anderen (mich eingeschlossen). Da bei solch polarisierenden Werken die unterschiedlichen Lager auch gern in Streit ausbrechen, ob das Resultat überhaupt „korrekt“ rezipiert worden ist, möchte ich mich gern noch einmal in diesem Artikel mit dem Inhalt des Films auseinandersetzen und mir die Szenen vorknöpfen, die ich als Eckpunkte erachte. Selbstverständlich enthält dieser Text massive Spoiler, die nicht in die Kritik einfließen sollten, und lediglich meine persönliche Interpretation des Sinns (oder Unsinns) hinter den Bildern. Denn wie heisst es so schön: Objektiv gibt´s im Fotoladen. Es darf also diskutiert werden!


The Neon Demon 9
Jung, schön – und unschuldig?

„The Neon Demon“ beginnt mit der anfangs reichlich schüchternen Jesse (Elle Fanning), die in der ersten Einstellung mit durchschnittener Kehle auf einer Couch liegt – ein Fotoshooting, wie sich schnell herausstellt. Aber eines, das zugleich einen Blick auf den Ausgang der Geschichte gewährt: Das Model wird sterben, in der Blüte ihrer jugendlichen Schönheit.

Die minderjährige Vollwaise residiert in einem heruntergekommenen Motel in L.A., welches von einem abstoßenden Manager (Keanu Reeves), der sich später als gewaltbereiter Triebtäter entpuppt, geführt wird. Diese Darstellung, wie auch beispielsweise die eines klebrigen Fotografen (Desmond Harrington) und einer unmoralischen Modelagentin (Christina Hendricks), zeichnet ein Bild von der Stadt der Engel, das einer Hölle gleicht. Das kennt man allerdings u.a. schon aus den David Lynch-Filmen „Mulholland Drive“ und „Inland Empire“ oder „Barton Fink“ von den Coens – in diesen Fällen ungleich bissiger und einprägsamer.

Wir haben also Jesse in der Unterwelt. Das Mädchen glaubt nicht daran, ein Talent zu besitzen, sondern muss sich anscheinend mit ihrem Äußeren – ihrem einzigen Kapital – durchschlagen. Ihr gelingt der Einstieg in die Branche aus dem Stand. Ganz zum Leidwesen ihrer neuen Freundin und Kollegin Sarah (Abbey Lee), die beim Casting eine böse Absage erhielt. „Schönheit ist alles“, das meint nicht nur ein hartherziger Mode-Designer (Alessandro Nivola) – auch die Clique um Sarah, Gigi (Bella Heathcote) und Ruby (Jena Malone) verehrt das Körperliche so sehr, dass sie letztlich das Blut und Fleisch vom Objekt der Begierde (Jesse) verspeist und dadurch die Macht der Schönheit in sich aufzunehmen versucht. Als ein Ausdruck der reinen Lust an attraktiven Hüllen (der Charakter zählt nicht) vergeht sich die lesbische Ruby im Verlauf gar sexuell an einer frischen Leiche.

The Neon Demon 10
Der Dämon ergreift Besitz

Bevor Jesse ihr grausames Ende findet, macht sie (etwa in der Mitte des Films) eine Verwandlung durch: Während ihres ersten Auftritts schreitet sie auf einen in Neonfarben erleuchteten Spiegel zu, welchen sie zu liebkosen beginnt – oder besser: Ihr Spiegelbild. Etwas (nennen wir es Narziss oder den Neon Demon) ergreift scheinbar Besitz von ihr, so dass sie später in neuer Selbstherrlichkeit gar ihrem treuen Freund Dean (Karl Glusman) die harte Kante zeigt, nur weil dieser sich nicht dem allgemeinen Beauty-Wahn anschließen will.

Nun ist Jesse nicht nur wie alle anderen – sie ist besser und perfekter als alle anderen! Und sie nimmt sich selbst auch so wahr. Das erklärt zwar nicht, warum ihre verstorbene Mutter sie angeblich als „Gefahr“ bezeichnet hat (möglicherweise hat der Neon Demon schon immer in ihr geschlummert, doch woher hätte das ein Außenstehender wissen sollen?) oder weshalb eine Raubkatze ihr verkommenes Motelzimmer verwüstet (ein solches ausgestopftes Exemplar sieht man schließlich auch in Rubys Haus – vielleicht wollte Winding Refn hier nur „Katzenmenschen“ zitieren und/oder die biestigen Models mit diesen Tieren gleichsetzen), aber ihre in Wahrheit gar nicht freundlich gesinnten Freundinnen wollen nun das in sich tragen, was Jesse herausragen lässt. Nach der (Off-Screen-)Schlachtung wird Jesses Leib verspeist und in ihrem Blut buchstäblich gebadet (siehe „Blutgräfin“ Báthory). Dumm nur für die Mädels, dass der Dämon (oder was auch immer) scheinbar nicht jeden Körper akzeptiert und aus Ruby und Gigi von innen heraus Kleinholz macht. Lediglich Sarah wagt es in der Endszene, nachdem ihre Kannibalen-Crew bereits hinüber ist, ein ausgebrochenes Auge Jesses neben Gigis Leiche zu verschlingen.

Ob die auch mörderische Kraft sie als einzige verschont, lässt der Regisseur offen. Er schließt „The Neon Demon“ mit der Rückaufnahme einer jungen Frau (Jesse), die auf eine idyllische Wüstenlandschaft blickt – das Paradies erwartet sie nach der gezeigten Großstadthölle.

The Neon Demon 7
Nach dem Leichenschmaus – und vor dem Zerfall

Ohne Zweifel hat Nicolas Winding Refns Horrorsatire auch einen gewissen Inhalt zu bieten. Ich behaupte trotzdem, dass diese sich nur geheimnisvoll gebende und in der ersten Hälfte weitgehend nichtssagende Arbeit ohne ihre sehr abgehackte Montage, weniger überschießenden Stil und mit mehr Mut zu den Exploitation-Wurzeln auch als weiterer „Geschichten aus der Gruft“-Spielfilm hätte durchgehen können (da wäre Potential für eine Mordsgaudi gewesen). Sie setzt die Oberflächlichkeit von Models mit Puppen und – im extremsten Fall – sogar mit toten Körpern gleich und führt das Etwas, das aus einer „gewöhnlichen“ Schönheit einen Star macht, als eine Art bösen Geist ein. Ist nett, aber sicher nicht sonderlich genial. Und die Moral, dass man sich nicht ungestraft alles einverleiben darf, was einem nicht gehört, hätte auch der Crypt Keeper zum Schluss verkünden können. Man ist halt nicht immer, was man isst …

Was sind eure Gedanken zu „The Neon Demon“?


Trailer


Titelbild © The Glitchway

Kindergarten Cop 2: Dolph Lundgren im Interview und exklusiver Filmclip

0
Dolph Lundgren Interview zu Kindergarten Cop 2

Vor etwas über 25 Jahren spielte Arnold Schwarzenegger in Kindergarten Cop, seiner zweiten Komödie nach Twins – Zwillinge, einen knallharten No-Nonsense-Cop, der als Erzieher in einem Kindergarten undercover gehen musste. Seinen Humor bezog der Film aus der absurden Vorstellung, das Muskelpaket aus Conan und Terminator einer Bande schreiender Kinder als Erzieher gegenüberzustellen – und wurde damit zu einem der größten Hits von Arnies Karriere. Nachahmer des Prinzips gab es über die Jahre u. a. mit Jackie Chans Spy Daddy und Vin Diesels Der Babynator.

Kindergarten Cop 2 Dolph Lundgren Interview DVD CoverJetzt tritt der schwedische Hüne Dolph Lundgren, in Kindergarten Cop 2 (DVD-Cover links) das direkte Erbe von Arnie an und übernimmt die Rolle eines FBI-Agenten, der auf der Suche nach einem versteckten USB-Stick mit brisanten Informationen als Lehrer an einer elitären Grundschule anheuert und sich mit ähnlichen Problemen konfrontiert sieht, wie einst Arnie. Lundgrens Karriere umspannt etwa 30 Jahre und unzählige Actionfilme, doch Kindergarten Cop 2 ist tatsächlich seine allererste Hauptrolle in einer Komödie. Am 26. Mai bringt Universal Pictures das Sequel in unsere Läden und ich hatte die Gelegenheit, den Actionveteran, mit dessen Filmen ich aufgewachsen bin und der dank seinen Auftritten in den drei The-Expendables-Filmen in den letzten Jahren wieder mehr im Rampenlicht steht, zu seinem neusten Film zu interviewen und ihn auch über seine künftigen Projekte auszufragen. Unter dem Interview findet Ihr außerdem einen uns zur Verfügung gestellten exklusiven Filmclip zu Kindergarten Cop 2.

Filmfutter: Wie bist Du zu dem Film gekommen und hattest Du je Bedenken, in Arnolds Fußstapfen zu treten?

Dolph Lundgren: Es kam alles sehr schnell zustande. Ich habe das Rollenangebot nur wenige Wochen vor Drehstart bekommen und ich hatte tatsächlich Bedenken, ob ich den Film wirklich machen wollte. Aber dann las ich das Drehbuch und es war sehr gut, witzig und anders als der erste Film. Es hatte eine eigene Seele, also entschied ich mich, die Rolle zu spielen.

FF: Hast Du mit Arnold geredet, als Du die Rolle angenommen hast?

DL: Ich habe mit ihm erst gesprochen, nachdem ich die Rolle schon angenommen hatte. Er war sehr unterstützend und nett. Ich habe versucht, in seine wirklich großen Fußstapfen zu treten. Ich weiß nicht, ob ich es wirklich geschafft habe, aber ich hatte großen Spaß dabei, es zu versuchen.

FF: Humor scheint Dir leicht zu fallen. Sogar in Deiner Rolle als Gunnar in den Expendables-Filmen hast Du viele lustige Momente. Wie kommt es, dass Du nicht mehr Komödien in Deiner Karriere gemacht hast? Was er eine bewusste Entscheidung oder wurden sie Dir nicht angeboten?

DL: Ich denke, es ist eine Frage des Zeitgeists. Ich war als Schauspieler und Mensch lange Zeit nicht bereit dafür und man hat mir solche Rollen sowieso nicht angeboten. In meinen großen Filmen wie The Expendables versuche ich immer, meine Charaktere etwas spaßig zu gestalten. In jeder Szene versuche ich, auch etwas Leichtfüßiges und Humorvolles zu finden. Aber in letzter Zeit habe ich viel mehr humorvolle Rollen gespielt. Neben Kindergarten Cop 2 habe ich auch Werbevideos für National Geographic und Ford Motors gedreht, die auch etwas lustig waren. Ich denke, dass die Entwicklung jetzt in diese Richtung verläuft.

Dolph Lundgren Interview 1

FF: Wenn Du in einer Komödie spielst, befolgst du strikt das Drehbuch oder improvisierst Du auch?

DL: Sowohl als auch. Improvisieren kann toll sein, aber in diesem Film bin ich der ernste Kerl, der hauptsächlich auf lustige Situationen reagiert. Improvisation kann Spaß machen, aber wenn der Drehbuchautor wirklich gut ist, dann sollte man sich zunächst an das Skript halten.

FF: Man sagt häufig, dass Komödien anstrengender sind für einen Schauspieler als Action oder Dramen. Würdest Du zustimmen?

DL: Es kommt darauf an, wo deine Talente sind. Es ist schwierig, es verbraucht viel Energie. Man muss wirklich loslassen, sich fallen lassen und nicht zu viel darüber nachdenken. Bei Dramen hast Du die ganz bestimmten dramatischen Situationen und Action habe ich mein Leben lang gemacht, also fällt es mir leicht. Ich spiele Comedy-Rollen sehr gerne. Es ist erfrischend und ich würde gerne mehr davon machen.

FF: Wie war es für Dich, mit so vielen Kindern bei diesem Film zusammenzuarbeiten? Es ist nicht etwas, womit Du häufig zu tun hast.

DL: Es war schon eine Herausforderung und es hat eine Weile gedauert, bis ich mich daran gewöhnt habe, jeden Tag zum Set zu kommen und dort so viele Kinder zu sehen. Aber das Coole daran ist, dass sie so natürlich sind. Wenn man Szenen mit ihnen dreht, kann man einfach man selbst sein, in dem Moment drin, weil die Kinder es auch sind.

FF: Schaust Du selbst viele Komödien und welche Comedy-Stars bewunderst Du?

DL: Ich schaue eigentlich nicht viele Filme, vielleicht weil ich die ganze Zeit selbst welche drehe und meine Freizeit nicht auch noch mit Filmen verbringen will. Von den neueren Komödiendarstellern mag ich Jim Carrey und Will Ferrell ganz besonders, von den älteren finde ich Tony Curtis und Marilyn Monroe sehr lustig. Ich denke, dass manche Schauspieler, die keine komödiantischen Rollen spielen, trotzdem natürlichen Humor besitzen, wie beispielsweise Clint Eastwood. Er spielt hauptsächlich ernste Rollen, aber es gibt häufig etwas subtil Amüsantes an seinen Performances. Das bewundere ich wirklich, wenn ernste Rollen mit etwas Humor gespielt werden. Natürlich macht Arnold das auch sehr häufig.

FF: Nachdem Du nun Kindergarten Cop 2 gemacht hast – wenn du Arnies Rolle in einem weiteren Sequel zu einem seiner Filme übernehmen könnest, welcher wäre es?

DL: Ich denke, ich würde etwas nehmen, was wirklich spaßig war. Total Recall was großartig, also wäre das eine gute Wahl. Er wurde neu verfilmt, aber ich fand den ersten besser. Red Heat, in dem er den Russen spielte, war auch sehr unterhaltsam. Ich könnte auch natürlich immer den Terminator spielen (imitiert Schwarzeneggers Stimme). Ich komme wieder, ich komme wieder! (lacht) Ich meine, er hatte eine großartige Karriere und er ist ein sehr netter Mensch. Ich mag ihn sehr.

Dolph Lundgren Interview 2

FF: Du bist auch Produzent von Kindergarten Cop 2. In Vergangenheit hast Du Filme selbst produziert, geschrieben und inszeniert. Deine letzte Regiearbeit, Icarus, ist jedoch schon sechs Jahre her. Planst Du in absehbarer Zeit wieder Regie zu führen?

DL: Folgendes ist passiert: bei meiner letzten Regiearbeit hatte ich Schwierigkeiten mit den Produzenten. Sie nahmen mir den Film weg und ich war etwas sauer. Mir wurde klar, dass das nächste Mal, das ich Regie führe, ich auch produzieren will, sodass ich mehr involviert sein kann und mehr Entscheidungsgewalt habe. Also produzierte ich vor einigen Jahren einen Film, Skin Trade, und habe jetzt mehr Erfahrung damit. Es gibt momentan zwei Filme, bei denen ich vermutlich Regie führen werde. Einer davon ist ein Historienfilm, der in Schweden während des Ersten Weltkriegs spielt. Der Film ist auf Englisch, aber es ist dennoch sehr schwer, ihn finanziert zu bekommen. Das Drehbuch ist toll, wir arbeiten schon eine ganze Weile daran, und es wäre wirklich super, in Schweden drehen zu können. Ich hoffe, dass wir den Film nächstes Jahr machen. Der andere ist eine Komödie, die ich gerne inszenieren würde. Ich führe gerne Regie. Es ist herausfordernder als Schauspielerei, aber es scheint mir im Blut zu liegen.

FF: Apropos künftige Projekte: gibt es ein Update zum Fortschritt von The Expendables 4?

DL: Nein, leider nicht. Ich muss Stallone fragen und ich kam in letzter Zeit nicht dazu, weil er mit der Presse zu seiner Oscarnominierung (Anm. der Red.: für Creed – Rocky’s Legacy) beschäftigt war. Ich wollte, dass er gewinnt, aber leider hat er das nicht. Aber er gewann den Golden Globe. Ich schätze, dass wenn The Expendables 4 zustandekommt, dann wird es nächsten Sommer sein.

FF: Ein anderer Film von Dir, der über die Jahre zum Kult wurde, ist Dark Angel. Der Darsteller des Bösewichts aus dem Film, Matthias Hues, hat vor einiger Zeit angekündigt, dass eine Fortsetzung in Planung sei. Kannst Du dazu was sagen?

DL: Nein, ich weiß nichts davon, aber ich finde, dass e seine tolle Idee wäre. Ich schreibe mir das sofort auf. (lacht)

FF: Vielen Dank für das Interview!

________________________________________________________

Und hier ist noch der Filmausschnitt, der den sichtlich amüsierten Lundgren bei seinem Bewerbungsgespräch in der Schule zeigt.

Kindergarten Cop 2 wird hierzulande am 26. Mai auf DVD und Bluray veröffentlicht werden.

Fotos und Video © 2016 Universal Pictures

Film- und Serien-News