Quelle: Boxofficemojo
Ein Newcomer-Trio belegte am Wochenende die vordersten Plätze der nordamerikanischen Kinocharts und brachte die Kinokassen wieder zum Klingeln, auch wenn nur einer der drei Filme wirklich auf ganzer Linie überzeugen konnte. Zugleich sorgten die Neueinsteiger zum Teil für heftige Einbußen bei der Konkurrenz, die zudem auch noch Leinwände an die neuen Filme verloren. Gegenüber dem vorigen Wochenende legte das Einspiel der Top 12 um 12% auf $143,6 Mio zu, doch verglichen mit dem selben Wochenende im Vorjahr, als Jurassic World das beste Startwochenende aller Zeiten hingelegt hatte, ging es um deftige 46% runter.
Die zwar nicht überraschende, aber dennoch nicht minder beeindruckende Nummer 1 war am Wochenende das Horror-Sequel Conjuring 2, das in den ersten drei Tagen $40,4 Mio von 3343 Kinos einspielte und einen fantastischen Schnitt von $12087 pro Kino erzielte. Natürlich erscheint dieses Startwochenende im Angesicht von diesjährigen Monsterstarts von The First Avenger – Civil War oder Deadpool eher unaufregend, doch gerade für einen Horrorfilm, der auch noch das restriktive R-Rating trägt, ist es ein extrem gutes Startwochenende. In einem Jahr, in dem Sequels massenweise weit unter den Ergebnissen ihrer Vorgänger landen (wie X-Men: Apocalypse, Bad Neighbors 2 oder Alice im Wunderland: Hinter den Spiegeln), ist es bemerkenswert, dass Conjuring 2 nur 3% unter dem ersten Film anlief, der im Sommer 2013 mit $41,9 Mio aus den Startlöchern kam. Dazu muss man allerdings anmerken, dass der erste Conjuring zum Start auch in 440 Kinos weniger gespielt wurde und die Beliebtheit des Originalfilms, der sich nach dem gigantischen Start gut hielt und mit $137,4 Mio zu einem der erfolgreichsten Horrorfilme aller Zeiten wurde, zum erfolgreichen Start des Nachfolgers beigetragen hat. Bereits der lose Ableger Annabelle erzielte vorletztes Jahr einen $37-Mio-Start und ein Gesamteinspiel von $84 Mio.
Der Start von Conjuring 2 war nicht nur das mit Abstand beste Startwochenende eines Horrorfilms dieses Jahr, sondern der fünftbeste Horror-Start aller Zeiten in Nordamerika. Lediglich Paranormal Acitivty 3 ($52,6 Mio), der erste Conjuring ($41,9 Mio), Paranormal Activity 2 ($40,7 Mio) und das Reboot von Freitag der 13. ($40,6 Mio) setzten zum Start noch mehr um. Interessanterweise handelt es sich bei allen diesen Filme um Streifen mit einem R-Rating, was zeigt, dass Horrorfilme keineswegs jugendfrei sein müssen, um großen Erfolg zu haben. Das sollten sich Hollywood-Studios definitiv verinnerlichen.
Mit dem beiden Conjuring-Filmen und Insidious: Chapter 2 hat James Wan jetzt schon drei Horrorfilme inszeniert, die mit mehr als $40 Mio starteten. Das macht ihn zum unangefochtenen Erfolgsgaranten im Genre, insbesondere wenn man noch die kleineren, aber ebenfalls sehr bemerkenswerten Erfolge von Saw und dem ersten Insidious berücksichtigt. Conjuring – Die Heimsuchung war 2013 ein wahres Phänomen an den Kinokassen. Der Film erhielt sehr positive Kritiken und ungewöhnlich gute Mundpropaganda für einen Horrorstreifen. Doch ein beliebter Originalfilm garantiert im Horrorgenre keineswegs einen erfolgreichen Nachfolger. Ring 2 spielte beispielsweise nur 59% vom Gesamteinspiel seines Vorgängers ein, obwohl jener zu einem der beliebtesten Genrefilme der letzten 15 Jahre gehörte. The Grudge 2 baute sogar 65% gegenüber dem ersten Film ab. Diesem Schicksal wird Conjuring 2 offensichtlich entgehen, denn nicht nur ist der Start des Films sehr gut, seine Kritiken und seine Mundpropaganda sind ebenfalls positiv. Im Schnitt bewerteten die Zuschauer am Startwochenende Conjuring 2 mit einem "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-"). Da die Kinogänger Horrorfilme gerne verreißen, ist eine so positive Wertung ein sehr gutes Zeichen. Auch der erste Film wurde mit einem "A-" bewertet. Darüber hinaus zeigte der Film am Wochenende keine Anzeichen extremer Frontlastigkeit und fiel an seinem ersten Samstag sogar weniger als der Vorgänger. Was sich ihm jedoch in den Weg stellen wird, sind die Veröffentlichungen von The Neon Demon und The Shallows in zwei Wochen, die ebenfalls ein horroraffines Publikum anziehen werden. Nichtsdestotrotz sind $100 Mio so gut wie garantiert und es wäre der erste Horrorfilm seit seinem Vorgänger, der den Meilenstein erreichen würde. Auf lange Sicht sollte Conjuring 2 irgendwo zwischen $100 Mio und $115 Mio landen. Auch wenn das Budget mit $40 Mio doppelt so hoch war, wie bei Teil 1, wird der Film dennoch sehr großen Profit für das Studio einbringen. Nach Scream und Paranormal Activity scheint Hollywood ein neues sehr erfolgreiches Horror-Franchise gefunden zu haben! Ein dritter Film ist so gut wie sicher.
Ganz anders sah es beim Verhältnis Einspiel/Budget im Falle von Warcraft: The Beginning am Wochenende aus. Die Videospielverfilmung, die international sehr erfolgreich läuft (insbesondere in China), startete in den USA und in Kanada mit schwachen $24,2 Mio von 3400 Lichtspielhäusern und schrieb einen Schnitt von $7108 pro Kino. Da Universal üppige $160 Mio für den Film ausgab (und das schließt die Marketing-Kosten nicht einmal ein, die ebenfalls $100 Mio übersteigen), kann das Studio mit dem US-Einspiel kaum zufrieden sein. Tatsächlich war es nur der sechstbeste Start aller Zeiten für eine Videospieladaption – sogar hinter Resident Evil: Afterlife! Die Erklärung für den enttäuschenden Start liegt auf der Hand: gerade in Nordamerika haben die Spiele, insbesondere "World of Warcraft", seit 2010 kontinuierlich an Popularität verloren. Die Produktionsfirma Legendary erwarb die Filmrechte am Höhepunkt des WoW-Hypes, doch es ist, wie schon bei Angry Birds, einfach zu viel Zeit verstrichen. Zwar sind die Reaktionen der Kinogänger mit einem "B+"-CinemaScore (äquivalent einer "2+") positiv, doch angesichts des starken Fanandrangs am Startwochenende würde ich die Wertung im Hinblick auf das Durchhaltevermögen des Films außer Acht lassen. Wie die meisten Verfilmungen von Videospielen wird auch Warcraft mit Sicherheit frontlastig sein. Bereits am Samstag fiel der Film um knapp 27% gegenüber seinem Starttag. Eine baldige Erholung der Zahlen ist nicht in Sicht und ein Endergebnis im Bereich von $55-65 Mio erscheint wahrscheinlich. Es sieht ganz so aus, als würde Warcraft 90% seines weltweiten Einspiels außerhalb von Nordamerika beziehen. Das wäre einzigartig für eine US-Produktion.
Conjuring 2 war nicht die einzige Fortsetzung zu einem Überraschungserfolg aus dem Sommer 2013, die letztes Wochenende in die US-Kinos kam. Auf Platz 3 der Charts machte es sich Die Unfassbaren 2 mit $22,4 Mio von 3232 Kinos bequem (im Schnitt $6925 pro Kino). Allerdings schnitt das Sequel zum spaßigen Bühnenmagier-Thriller im Verhältnis deutlich schlechter ab als Conjuring 2. Die Fortsetzung startete 24% unter Die Unfassbaren – Now You See Me und zeigte sich mit einem kleinen Rückgang am ersten Samstag auch schon frontlastiger als der Vorgänger. Jener lief 2013 mit $29,4 Mio von 2925 Kinos an und legte in den darauffolgenden Wochen ein tolles Durchhaltevermögen an den Tag, sodass der Streifen am Ende großartige $117,7 Mio einspielte. Ein Sequel wurde schnell in Auftrag gegeben und vereint den Großteil des Casts aus dem Originalfilm. Mit der Besetzung von Daniel Radcliffe als neuen Antagonisten hoffte das Studio vermutlich auch auf die Fans des Harry-Potter-Darstellers. Vielleicht hat sein Einsatz auch einen deutlicheren Rückgang gegenüber dem Original verhindert, doch während jener noch $75 Mio kostete, gab Lionsgate für das Sequel etwa $90-100 Mio aus – und das ohne die Werbekosten, die zusätzlich hinzukommen. Der Verkauf der internationalen Vertriebsrechte deckte angeblich etwa 65% dieses Budgets bereits im Vorfeld ab, doch es liegt immer noch ein weiter Weg vor dem Film, bis Lionsgate auf schwarze Zahlen kommt. Mit einem "A-"-CinemaScore erhielt der Film trotz schwächerer Rezensionen immerhin die gleiche gute Zuschauerwertung wie sein Vorgänger. Nichtsdestotrotz bin ich davon überzeugt, dass Die Unfassbaren 2 kein annähernd so langes Leben in den Charts haben wird, wie Teil 1. Viel eher wird der Film sich mit einem Gesamteinspiel in Höhe von $60-70 Mio begnügen müssen.
Der Spitzenreiter der Vorwoche, Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows, fiel um drei Plätze und heftige 59,3% auf Rang 4 der Charts und $14,4 Mio an seinem zweiten Wochenende. Nach zehn Tagen hat die $135-Mio-Produktion etwa $60,6 Mio in Nordamerika erreicht und liegt bereits 49% hinter Teil 1 im selben Zeitraum. Da die Sommerferien in den USA erst jetzt langsam beginnen und der Film dank seinem Nostalgie-Faktor auf jeden Fall vom Vatertag kommendes Wochenende profitieren wird, sollte dieser Rückstand zumindest nicht beträchtlich größer werden. Noch hat der Film eine Chance, $100 Mio in Nordamerika zu erreichen und wird zumindest $95 Mio einnehmen. Das ist zwar bei weitem kein nennenswerter Erfolg und bedeutet vielleicht auch schon das vorläufige Ende des Franchises, doch es ist auch keine Total-Blamage wie beim neuen Alice im Wunderland.
Auf Seite 2 gibt es Neuigkeiten zum US-Einspiel der Comicverfilmungen X-Men: Apocalypse, The First Avenger – Civil War und Batman v Superman: Dawn of Justice.


If there’s somethin' strange in your neighborhood … who you gonna call? – selbstverständlich Lorraine und Ed Warren! Nach einem überaus erfolgreichen Einstand in James Wans
The Clashs „London Calling“ verlegt die Geschichte schließlich stilsicher in Englands Hauptstadt. Es sind jedoch nicht etwa Fish and Chips oder Mary Poppins, die die Warrens (wieder lassen Vera Farmiga und Patrick Wilson eine echte Chemie zwischen dem Paar entstehen) über den großen Teich locken, sondern das Schicksal der zerbrochenen Familie Hodgson, deren Tochter Janet (ein Highlight: Madison Wolfe), wie von einer übersinnlichen Macht geführt, schlafwandelt und mit der Stimme eines alten Mannes eigenartige Dinge von sich gibt. Ein übler Frosch im Hals wird ausgeschlossen und die Polizei vor Ort ist ratlos, als auf einmal sogar Gegenstände ein Eigenleben entwickeln. Zusammen mit einem kleinen Team wollen die Spezialisten herausfinden, was mit dem Mädchen nicht stimmt. Doch Lorraine ist besorgt: Eine dunkle Vision hat ihr den gewaltsamen Tod ihres Mannes vor Augen geführt – eine eindeutige Warnung davor, die Nachforschungen in dem Fall aufzunehmen?
Der sogenannte „Enfield-Poltergeist“, auf dem die Story basiert, gehört zu den bestuntersuchten paranormalen Phänomenen überhaupt – das erklärt vorsichtshalber auch nochmal eine Tafel im Abspann. Ausreichend Quellen halten die damaligen Geschehnisse jedoch auch für puren Hokuspokus und schreiben sie Streichen der beiden Hodgson-Töchter zu. „Conjuring 2“ nimmt selbstverständlich erneut die publikumswirksame Horror-Position ein, weshalb auch nur für einen Moment lang der Einfluss aus dem Jenseits kritisch in Frage gestellt wird. Im Verlauf werden Decken weggezogen, Objekte schwirren durch die Luft, Kruzifixe drehen sich um und eine mit CGI recht lächerlich in Szene gesetzte Entität aus einer Musikbox erschreckt die Protagonisten und vielleicht sogar zartbesaitete Zuschauer. Nach seinem wirklich effektiven Low-Budget-Schocker
Auf der Haben-Seite des Films stehen die diesmal noch sympathischer gezeichneten Figuren, die atmosphärische Arbeit von Kameramann Don Burgess (u.a. 




Die Farblehre des Jeremy Saulnier geht weiter: Auf „Blue Ruin“ (2014), das famose Zweitwerk des US-Regisseurs, folgt mit „Green Room“ ein Film, der der beruhigenden Wirkung seiner Titelfarbe nicht gerecht wird. Im Gegenteil. Wenn eine junge Punkband in einer abgelegenen Spelunke an eine organisierte Gruppe von Neonazis gerät, fliegen recht bald die Fetzen und der rote Lebenssaft verschmutzt das frische Grün. Wie schon bei dem Vorgänger, hält sich Saulnier bei der Darstellung hektischer Action allerdings zurück und lässt die Konfrontation langsam immer böser eskalieren. „Green Room“ ist ein klaustrophobisches Kammerspiel, das mit seinem Konzept vielleicht zuerst an John Carpenters Neo-Western „Assault – Anschlag bei Nacht“ (1976) erinnert. Im Angesicht eines weltweiten gesellschaftlichen Rechtsrucks, könnte auch das Thema des Films kaum aktueller sein. Doch leider arbeitet Saulnier hier nur geschickt mit der Form und nutzt den brisanten Inhalt lediglich als Zündstoff, der aus einem Gemisch von Stereotypen besteht. Trotz eines recht straffen Spannungsbogens wäre bei dieser Arbeit mehr drin gewesen. Aber dazu später mehr.
Provokation um jeden Preis: Wenn eine Band in einem Neonazi-Club gleich als Opener ein Cover des Dead-Kennedys-Songs „Nazi Punks Fuck Off“ zum Besten gibt, mag das den jugendlichen Leichtsinn beflügeln – aber es ist nicht wirklich schlau. So haben Sam (Alia Shawkat), Pat (Anton Yelchin), Reece (Joe Cole) und Tiger (Callum Turner), die als The Ain’t Rights (Die Nicht-Rechten) auf der Bühne stehen, das Wohlwollen des (nett ausgedrückt) politisch etwas anders orientierten Publikums gleich zu Beginn empfindlich auf die Probe gestellt. Es hilft der finanziell ausgebrannten Gruppe auch nicht besonders weiter, dass sie nach ihrem Gig im Warteraum (englisch: Green Room) auf eine Frauenleiche mit Messer im Kopf stößt. Die Aufregung über den Fund ist groß, doch das Ärgernis der anwesenden – offensichtlich für die Tat verantwortlichen – Rechtsradikalen ist umso größer. Zwar gelingt es den Punks, sich zusammen mit Amber (Imogen Poots), einer Freundin der Toten, in dem engen Raum zu verschanzen, doch die draußen lauernde Horde tobt und holt den diabolischen Clubbesitzer Darcy (großartig: Patrick Stewart) zur Krisenbewältigung dazu. Und der hat ein paar ruhige, aber dafür äußerst klare Worte für die Kids parat …
Jeremy Saulnier gelingt es hervorragend, die hoffnungslose Lage der Protagonisten in Bilder zu verpacken: Der Green Room ist eng, schmutzig und trist. Um den Bunker herum gibt es kilometerweit nur raue Natur, die dem Regisseur zusätzlich dabei hilft, die titelgebende Farbe in den Aufnahmen stilsicher dominieren zu lassen. Der Ausweg ist versperrt und neben der Band und Amber befindet sich noch ein überwältigter Nazi-Scherge mit im Raum, der den Puls der Figuren und Zuschauer zusätzlich erhöht. Der Regisseur und Drehbuchautor hat offensichtlich Spaß daran, die Situation gründlich und mit aller Ruhe aus dem Ruder laufen zu lassen: Es wird deutlich, dass die Angreifer etwas aus dem Green Room wollen, das sie vom wilden rücksichtslosen Losballern abhält. Auf der anderen Seite haben die Ain’t Rights zwar noch ihren winzigen Schutzort, aber sonst nichts für die Antagonisten anzubieten. Ein Deal scheint die einzige Option zu sein, um lebend aus dem Schlamassel zu gelangen – doch auch diese Möglichkeit bleibt für die eher pazifistisch veranlagte Gruppe sehr fraglich. Die aufgereihten Springerstiefel vor der Tür mahnen zur Skepsis. Im Verlauf werden noch diverse fiese Verletzungen durch Gewehre, Cutter-Klingen, Macheten und Bulldoggen verursacht, bevor der deftige Streit endgültig ausgetragen ist.
So intensiv die Inszenierung des altbekannten Die-drinnen-gegen-die-draußen-Schemas auch ist, so sehr krankt der Film an seinen insgesamt dünn gezeichneten und eigentlich austauschbaren Charakteren. Wenn man sich als Zuschauer politisch eher zwischen diesen sehr extremen Polen verortet, hat man eigentlich keine Chance, ernsthaft mit den Helden mitzufiebern (die kleenen Punker lassen schon am Anfang ihre Assi-Attitüde ganz schön raushängen) oder sie alternativ inniglich zu hassen. Der von "Captain Picard/Professor X" Patrick Stewart verkörperte Kopf der Bösewichte ist in seiner tatsächlich beängstigenden Selbstbeherrschung die ohne Zweifel charismatischste und auch faszinierendste Gestalt der Story. Und während sich der Rest fortschreitend gegenseitig dezimiert, fallen einem vielleicht noch die zumindest leicht ambivalente Amber und der dauerjammernde Pat auf. Letzterer trägt eine äußerst rührende Paintball-Geschichte vor, die aber am Ende ebenso belanglos bleibt, wie der peinliche Running Gag mit der Frage nach dem Lieblingskünstler der individuellen Bandmitglieder: Ja, es ist natürlich extrem witzig, wenn beinharte Musiker sich auf einmal zu Prince oder Madonna bekennen. Tatsächlich sind diese Punks selbst aber auch mehr Sum 41 oder Blink 182 als die Stooges. Mich zumindest hat der grausame Kampf lediglich handwerklich begeistert, während mich die Verluste in beiden Lagern emotional enttäuschend kalt gelassen haben.
Schade vor allem deshalb, weil Jeremy Saulnier mit seinen grobgeschnitzten Figuren deutlich Potential verschenkt, das man in einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Rechtsextremismus durchaus erhoffen konnte. Denn wie bereits erwähnt: Die Thematik ist aktuell mehr als spannend und dringlich – und Saulnier nach Bewertung des Vorgängerwerkes ein Autor, dem man auch im Genrekontext mehr Tiefe zutrauen darf. Eine Szene am Ende deutet zwar einen Zwiespalt in einem weiteren Charakter an, doch kommt das ein wenig dünn und spät. Vielleicht hätten hier besser nicht etwas stumpfe, kesse Punks auf noch stumpfere, grimmige Nazis (minus Patrick Stewart) treffen sollen, sondern ein Kollektiv, das in der Summe etwas näher an der Mitte liegt. Schließlich sind auch reine Wortgefechte zwischen Oppositionen in Talkshows in der Regel durchaus unterhaltsam anzusehen, aber leider auch wenig inspirierend oder gar problemlösend.
Transformers: Ära des Untergangs setzt fünf Jahre nach der Materialschlacht in Chicago an. Die Menschen haben kein Vertrauen mehr in die Autobots, denn von Seiten des CIA wird eine Menge dicker Luft produziert. Laut der Regierungsbehörde, angeführt von Harold Attinger (Kelsey Grammer), tragen die guten Autobots nämlich die Schuld an den Angriffen der böswilligen Decepticons. So wird kurzerhand Jagd auf Optimus Prime und seine Gefolgsleute gemacht. Dafür wurde ein eigenes Spezialkommando auf die Beine gestellt, die "Cemetery Wind"“-Einheit. Was die Menschen jedoch nicht wissen: Attinger selbst hat einen Pakt mit einem Vertreter einer weiteren Alien-Roboter-Rasse geschlossen. Lockhound, so sein Name, will Optimus auf jeden Fall gefangen nehmen und ist dafür ein temporäres Bündnis mit Attingers Einheit eingegangen.
Diese zwei Absätze stellen gerade mal einen Bruchteil der Story dar, wenn man sie denn so nennen möchte. In ca. 30-40 Minuten ist das Obrige abgehandelt und somit fragt man sich, wie denn die gut 160 Minuten Laufzeit zustande kommen. Wer die ersten drei Filme kennt, wird vermutlich flott auf die Antwort kommen. Eine Materialschlacht jagt die nächste, Blechschaden wird an Blechschaden gereiht. Alles wird lose von mehreren Handlungsfetzen zusammengehalten, die beliebig austauschbar sind, stellenweise jedoch etwas überladen wirken. Und trotzdem muss man (wieder) sagen: Der Film macht echt Spaß! Mittlerweile sollte jedem klar sein, dass es in den Transformers-Filmen nicht um Dramen oder Charaktertiefe geht, sondern einfach um bombastische Unterhaltung. Und wenn das einer kann, dann Michael Bay.
Ach ja, Menschen. Wie schon in den letzten Filmen hätte der Film an sich auch ohne Menschen auskommen können. Es ist immer wieder interessant, wie das "Drehbuch" Wege findet, die Hauptdarsteller an den Actionszenen teilhaben zu lassen. Nachdem Shia LaBeouf nun ausgedient hat, wurde mit Mark Wahlberg ein Hauptdarsteller gefunden, der zumindest von Beginn an eine leitende Persönlichkeit ausstrahlt. Wahlberg macht das Beste aus dem, was das magere Drehbuch hergibt, und ist dabei stets sympathisch, vor allem in den Kabbeleien mit dem Freund seiner Filmtochter. Die beiden liefern sich immer wieder nette Wortgefechte und das alles ist immerhin etwas erfrischender als die halbgaren Romanzen aus der ersten Trilogie. Kelsey Grammer ist als Gegenpol leider ziemlich eindimensional und hat in der Regel auch nur einen Gesichtsausdruck in petto. Viel variabler und vor allem viel interessanter ist da Stanley Tuccis Entwickler Joshua Joyce, der zumindest von der Inszenierung her ganz klar an Steve Jobs angelehnt ist. Ist er anfangs noch auf der dunklen Seite des moralischen Spektrums, so wird ihm von Minute zu Minute klarer, was er da eigentlich treibt und ist am Ende, wenn er mit Cade und Konsorten unterwegs ist, einfach nur noch herrlich anzusehen.















