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Bürgerkrieg in Berlin – Am roten Teppich von The First Avenger: Civil War

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Civil War Premiere

The First Avenger: Civil War Premiere Bild 1

Am Potsdamer Platz in Berlin, wo sich vor knapp einem Dreivierteljahr noch gerade die Dreharbeiten dem Ende zuneigten, tut dies nun auch die Promo-Phase für den filmischen Startschuss in die dritte Phase des Marvel Cinematic Universe: The First Avenger: Civil War. Die Stimmung war schon gut angeheizt, als ich um 17:00 Uhr meinen Platz in der Press Line am roten Teppich einnahm. Wenn auch die etwas zusammengewürfelte Song-Playlist (von Klassik über The Hanging Tree bis Macklemore) für ein ständig wechselndes Ambiente sorgte, ließen sich die Fans die konstante Vorfreude nicht nehmen. Nicht einmal solche, die trotz sonnigen Wetters bereits seit mehreren Stunden auf ihre Idole warteten. Für Jubelanfälle sorgten zwischendurch immer wieder die eingespielten Trailer, die über die bombastische Soundanlage das gesamte Sony Center beschallten. Für Gänsehaut sorgte vor allem der erste Trailer mit seinem zerbrechlich-düsteren Grundton. Dieser macht sich bei den Avengers breit, nachdem diese von der Regierung mit der Verantwortung ihrer Kollateralschäden konfrontiert werden und die Socovia Accords, die die Avengers in ihrem Agieren unter Kontrollen stellen sollen. Dies sorgt für ordentlich Reibungsflächen innerhalb des Teams, wobei Ideologien und private Motivationen aufeinanderprallen und sich die Rächer-Initiative schnell entzweit sieht.

The First Avenger: Civil War Premiere Bild 2Ein Prämisse, die schnell zu einer unangenehm an Twilight erinnernden Kampagne führte. Ob man nun #TeamCap oder #TeamIronMan bevorzugt, ist bei näherer Betrachtung ziemlich hinfällig, trotzdem war dies die Standard-Frage der Premiere. Ob bei der Hauptmoderation oder in Einzelinterviews an der Pressline; die Frage nach dem Team sorgte schnell für Redundanz in den Gesprächen. Wahrscheinlich wurden auch noch interessantere Fragen gestellt, bei der Lautstärke konnten man jedoch wenig verstehen und ein Lippenlesen vom Bildschirm war aufgrund der hohen Fotowand auch nur schwer möglich. Amüsant war dafür, wie sich die seriöse und Klatsch-Presse bei den Interviews mit den Gästen einander dazwischenfunkten und stichelten. So langsam wurde die Gästeliste abgearbeitet, Nilz Bokelberg (livestreamte für die Marvel-Facebook-Page) und Dominik Porschen (YouTube: Filmlounge) animierten die Fans mit kleinen Schreiwettbewerben und kurz nach 19:00 war es dann soweit.

The First Avenger: Civil War Premiere Bild 3
© Marvel/The Walt Disney Company/Hanna Boussouar

Nacheinander trafen Regisseur Anthony Russo und die Darsteller Paul Bettany, Emily VanCamp, Daniel Brühl und Robert Downey Jr. ein. Letzterer bekam den größten Applaus und einen „Robert, Robert“-Chor zu hören – er genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. Während die ersten Interviews liefen, wurden die Journalisten darauf hingewiesen, aus Diskretionsgründen niemanden vom Filmteam auf die noch sehr frische Nachricht über den tragischen Verlust des legendären Musikers Prince anzusprechen. Frau VanCamp kümmerte sich nach wenigen Interviews schnell um die Fans und auch Robert Downey Jr. gab mehr Autogramme als Interviews. Anthony Russo führte lange Gespräche mit den Interviewern, wurde uns aber, wie auch Daniel Brühl, vor der Nase weggeschnappt. Schließlich stieß immerhin Paul Bettany (spielt die rotgoldene Sehkraft im Film) zum Online-Bereich vor. Wie er uns erzählte, kann er sich nicht mehr ganz an seinen letzten Aufenthalt in Berlin erinnern, obwohl es sich dabei um den Dreh von Gangster No. 1 handelte. Dort hatte er eine sehr gute Zeit, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. In seiner lockeren Art sprach der charmante Brite dann noch über seine Lieblingsszene, die er drehen musste (eine ruhige Szene, in der er mit Scarlett Witch kocht) und dass er wünschte, er könnte im echten Leben fliegen, damit er nie wieder einen Anschlussflug verpassen würde, „which I did.

The First Avenger: Civil War Premiere Bild 4Dann war es für die Außenstehenden auch schon wieder vorbei. Die Stars winkten noch ein letztes Mal gemeinsam vom Balkon des Kinos – Robert Downey Jr. verabschiedete sich mit Luftküssen – und begaben sich hinein.

 

The First Avenger: Civil War startet am 28. April in den deutschen Kinos. Was wir von dem dritten Captain-America-Film hielten, könnt Ihr noch einmal hier in unserer Filmrezension nachlesen.

The Boss (2016) Kritik

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The Boss (2016) Filmkritik

The Boss, USA 2016 • 99 Min • Regie: Ben Falcone • Drehbuch: Melissa McCarthy, Ben Falcone, Steve Mallory • Mit: Melissa McCarthy, Kristen Bell, Peter Dinklage, Ella Anderson, Kathy Bates, Tyler Labine •  FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 21.04.2016 • Website

The Boss (2016) Filmbild 1Melissa McCarthy (Taffe Mädels) ist momentan eine der gefragtesten, aber auch meistdiskutierten Comedy-Darstellerinnen und produziert Komödien wie am Fließband. Nachdem Paul Feigs (Brautalarm) Spy – Susan Cooper Undercover für viele ein schwungvoller Lichtblick in den McCarthy-Filmen war, ist The Boss wieder eine dieser Fließbandarbeiten. Mit Regisseur und Ehemann Ben Falcone verbrach sie 2014 schon Tammy – Voll abgefahren, der noch ein Stückchen unerträglicher war als das neue Werk, was The Boss jedoch kein bisschen besser macht. Es ist nicht einmal unbedingt an erster Stelle der Humor, der diesen Film so blöd und belanglos macht. Es ist diese Art tausendmal wiedergekäuter, generischer Klischee-Storys mit ätzend schmierigem "Wir haben uns doch alle lieb"-Happy-End und der "Familie ist das Wichtigste"-Botschaft. So lust- und einfallslos heruntererzählt, mit all den typischen Bausteinen und Stationen eines solchen Films, die noch nie gut waren. Das macht The Boss aus erzählerischer Sicht schon mal unglaublich belanglos und vorhersehbar. Wer einmal in seinem Leben eine Komödie gesehen hat, weiß ab der ersten Minute, wie sich das Ganze über die verbleibenden 98 quälend langen Minuten entwickeln wird.

The Boss (2016) Filmbild 2Der Humor ist natürlich auch wieder oberpeinlich, vulgär und oft nach dem immergleichen Gag-Schema aufgebaut, birgt in Momenten der maßlosen Übertreibung, in dem Sinne, wie es Vacation – Wir sind die Griswolds im letzten Jahr so konsequent durchzog, dann aber doch den einen oder anderen Lacher. Melissa McCarthy macht wieder eine auf quirlige Assi-Frau, dieses Mal als geldgeile Unternehmerin, die nie eine Familie hatte und nach einem Knastaufenthalt zu ihrer Ex-Assistentin (Kristen Bell) und ihrer Tochter (Ella Anderson) zieht. McCarthy ist nicht ungewohnt in diesem Setting, aber man fragt sich schon, warum Oscar-Preisträgerin Kathy Bates (Midnight in Paris) sich schon wieder ihre Filmografie mit einem Ben Falcone/Melissa McCarthy-Film vollsaut und der tolle Charakterdarsteller Peter Dinklage ("Game of Thrones") nach Pixels anscheinend auf der Schiene weiterfährt.

The Boss (2016) Filmbild 3Vielleicht kann man auch froh sein, denn Dinklage ist wenigstens noch ein wirklich sehr ertragbarer Teil dieses Films. Ein kleiner aber positiver Aspekt ist im Gegensatz zu allem anderen die in manchen Momenten äußerst feministische Agenda in The Boss. Und das nicht nur, weil die Hauptfiguren ausschließlich mit Frauen besetzt wurden. Dies findet zumindest so viel mitschwingende Präsenz, dass es einem auch nach dem hundertsten Schwanz-Witzchen noch nicht ganz kaputt gemacht wurde. Wenigstens besteht der "Humor" nicht mehr aus dem Körpergewicht von Melissa McCarthy, auch wenn sich dafür trotzdem oft nur plump über oberflächliche Merkmale von Personen lustig gemacht wird. Kreatives Gagschreiben scheint für McCarthy, Falcone und Steve Mallory, als dritten Drehbuchschreiber im Bunde, wohl nur der allerletzte Ausweg zu sein.

Fazit

The Boss ist kein Antifilm, sondern einfach nur richtig, richtig schlecht. Auch wenn sich den Ganzen hin und wieder ein leicht ungläubiger Lacher abringen lässt, so ist Ben Falcones zweite Komödie wieder nicht lustig. Vielleicht sollte er sich ein anderes Genre suchen. Aber dann würde wohlmöglich nur noch generischer Feel-Good-Müll unambitioniert heruntererzählt werden. Die Frage ist, ob das nicht sogar erträglicher anzusehen sein würde als ein weiterer Tammy – Voll abgefahren oder The Boss.

Trailer

The First Avenger: Civil War (2016) Kritik

The First Avenger Civil War (2016) Filmkritik

Captain America: Civil War, USA 2015 • 146 Min • Regie: Joe Russo, Anthony Russo • Mit: Chris Evans, Robert Downey Jr., Scarlett Johansson, Jeremy Renner, Elizabeth Olsen, Sebastian Stan, Anthony Mackie, Don Cheadle, Tom Holland, Paul Bettany, Emily VanCamp, Paul Rudd • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 28.04.2016

Handlung

Durch ihre Einsätze in New York und Sokovia haben die Avengers Millionen von Menschenleben gerettet, jedoch nicht ohne einige zivile Verluste. Nach dem Fall von S.H.I.E.L.D. fehlt den autonom operierenden Helden jegliche Rechtsgrundlage, was sie in den Fokus schärfster Kritik rückt. Als es bei einem Einsatz zur Ausrottung der Überbleibsel der finsteren Organisation HYDRA in Lagos zu einem tragischen Zwischenfall mit Kollateralschäden kommt, bringt dies den Fass zum Überlaufen. Entsprechend einer von 117 Ländern unterzeichneten Vereinbarung soll die Avengers-Initiative unter die Kontrolle der UN gestellt werden, die fortan entscheiden soll, wann und wo die Avengers eingesetzt werden. Wer nicht unterzeichnet, darf nicht länger unter dem Mantel der Avengers agieren. Der von Gewissensbissen und privatem Versagen geplagte Tony Stark alias Iron Man (Robert Downey Jr.) ist Feuer und Flamme für das sogenannte Sokovia-Abkommen, doch Steve Rogers/Captain America (Chris Evans) hat verständliche Zweifel, insbesondere nach der kürzlichen Aufdeckung der Unterwanderung der Regierung durch HYDRA. Die Angelegenheit wird noch komplizierter, wenn Captains Jugendfreund Bucky alias Winter Soldier (Sebastian Stan) wieder auf der Bildfläche auftaucht und für einen furchtbaren Terrorangriff verantwortlich gemacht wird. Während Steve an seiner Schuld zweifelt, wird Bucky  zum Töten freigegeben. Die Ereignisse spitzen sich zu und jeder Held muss sich entscheiden, wofür und an wessen Seite er oder sie steht.

Kritik

"Ich möchte mit Ihnen über die Rächer-Initiative reden." Mit diesen Worten von Samuel L. Jacksons S.H.I.E.L.D.-Leiter Nick Fury nach dem Abspann von Iron Man wurde vor acht Jahren das möglicherweise größte in sich geschlossene Film- und Serienuniversum geboren, das die Welt je gesehen hat. Dieses Universum hatte seitdem viele Höhen, einige (geringfügige) Tiefen, doch zwölf Filme und vier Serien nach Iron Man ist The First Avenger: Civil War, wie der dritte Captain-America-Film hierzulande bedauernswerterweise heißt, der beste Beweis dafür, dass Marvel trotz zahlreicher Erfolge nicht auf den Lorbeeren für die bewährte Formel ausruht, sondern diese weiterhin kalibriert und perfektioniert. Um es auf den Punkt zu bringen – Civil War ist der reifste und komplexeste Film von Marvel sowie deren bester, der auf der Erde spielt (ich schummele hier zugunsten des bislang ungeschlagenen Favoriten Guardians of the Galaxy).

The First Avenger Civil War (2016) Filmbild 1Wenn man dem Film überhaupt etwas vorwerfen kann, dann, dass er seine volle Wirkung auf die Zuschauer nur dann entfaltet, wenn sie sich in Marvels Kinouniversum stets auf dem Laufenden gehalten haben. Will man eine ernste, emotionsgeladene Geschichte erzählen, deren Protagonisten u. a. ein hundertjähriger Supersoldat, zwei Männer in Metallanzügen, ein als Panther verkleideter afrikanischer Prinz und zwei Helden, die sich Ameisenmann und Spinnenmann nennen, sind, läuft man mitunter Gefahr, in die Unglaubwürdigkeit oder gar ins Lächerliche abzugleiten. Dass es hier zu keinem Zeitpunkt dazu kommt, ist einerseits der gelungenen Figurenzeichnung zu verdanken, die die jeweiligen Motivationen gut beleuchtet und sehr nachvollziehbar macht sowie den Menschen stets vor seinem Super-Alter-Ego stellt. Andererseits funktioniert der Aufbau des Konflikts aber auch, weil die bisherigen Filme und Serien einen Rahmen geschaffen haben, in dem diese Charaktere glaubwürdig wirken. In gewisser Hinsicht ist Civil War also die direkte Konsequenz und die vorläufige Zuspitzung aller Ereignisse, die wir in Marvels bisherigen Filmen gesehen haben. Erst lernten die Zuschauer verschiedene Figuren dieser Welt kennen, verfolgten ihre Entwicklung mit, sahen wie sie zu einem Team zusammenwuchsen und Freunde wurden. Und wenn nun zwischen sie ein Keil getrieben wird und aus Freunden vielleicht nicht Feinde, aber auf jeden Fall Gegner werden, die auf unterschiedlichen Seiten eines Konflikts stehen, bei dem die Grenzen zwischen Richtig und Falsch verschwimmen, fühlt man mit den inneren Konflikten und der Zerrissenheit der Charaktere mit.

The First Avenger Civil War (2016) Filmbild 2Die Handlung von Civil War knüpft direkt an Age of Ultron an und man kann sich insbesondere angesichts der Fülle an Charakteren aus dem Marvel Cinematic Universe leicht dazu hinreißen lassen, den Film als ein inoffizielles Avengers-Sequel zu sehen. Wäre es so, dann wäre es der bislang beste Avengers-Film. Doch The First Avenger: Civil War verliert nie den Fokus auf die Titelfigur, dessen Desillusion mit der Regierung im scharfen Kontrast zu seinem Ruf als Amerikas strahlender Held, an dem bereits im letzten Film kräftig gerüttelt wurde, steht. Steves Freundschaft mit Bucky und seine Zerrissenheit hinsichtlich seiner Pflichten, Loyalitäten und Freundschaften spielen hier eine tragende Rolle und treiben die Handlung des Films voran. Captain America wird vermutlich nie der interessanteste Charakter von Marvels Kinouniversum sein und Chris Evans ist nicht der charismatischste Schauspieler, doch die Entwicklung, die der Charakter seit seinem ersten Auftritt durchgemacht hat, ist erstaunlich, und er ist eine Herzhälfte von Civil War. Die andere ist Robert Downey Jr., der im Film seine beste Marvel-Performance seit dem ersten Iron Man abliefert. Von den flotten Sprüchen und der arroganten Überheblichkeit ist nur noch wenig übrig. Obwohl er gemeinsam mit den Avengers die Welt bereits zweimal gerettet hat, fühlt sich Tony Stark keineswegs als großer Held oder als Gewinner. Beide Figuren folgen ihren Gewissen, versuchen das Richtige zu tun und haben gute Argumente für ihre jeweilige Position. Wenn zwischen ihnen unvermeidlich die Fäuste fliegen, fiebert man nicht nur mit einem der beiden mit, sondern fühlt auch die Tragik des Konflikts. Erst vor wenigen Wochen traten bereits zwei eigentlich gut gesinnte Comic-Titanen auf der Leinwand gegeneinander an. Doch während sowohl der Kampf zwischen Batman und Superman als auch zwischen Captain America und Iron Man mit großer Intensität inszeniert sind, hat der letztere Konflikt das deutlich größere emotionale Gewicht dahinter und die bessere Vorbereitung. (es wird das einzige Mal bleiben, dass ich Parallelen zwischen den beiden Filmen ziehe, versprochen!)

The First Avenger Civil War (2016) Filmbild 3Regisseure Joe und Anthony Russo erschufen mit The Return of the First Avenger einen mit Paranoia und Angst vor Regierungsüberwachung gefüllten Thriller im Superheldenfilm-Gewand und feierten damit einen beeindruckenden Einstand in Marvels Universum. In Civil War legen sie noch eine Schippe drauf. Die Ernsthaftigkeit des Vorgängers wird hier mit einem größeren Spaßfaktor und einem deutlich gewachsenen Ensemble balanciert, womit sich die beiden bestens für die Regie des anstehenden Avengers: Infinity War-Zweiteilers qualifizieren. Fast jeder Held bekommt hier seinen Moment im Rampenlicht. Ein überraschend großer Fokus wird auf Elizabeth Olsens telekinetisch begabte Wanda gelegt, die mit dem Ausmaß ihrer Kräfte und der Gefahr, die von ihnen ausgeht, zu kämpfen hat und von Gewissensbissen geplagt wird. Währenddessen muss sich Scarlett Johanssons Natasha zwischen ihren Freunden und dem, was sie für richtig hält, entscheiden, und das philosophierende, synthetische Superwesen Vision (Paul Bettany) sucht die Menschlichkeit in sich. Paul Rudds Auftritt als Scott Lang alias Ant-Man hat eher den Charakter einer längeren Gastrolle, doch man ist umso dankbarer für ihn und Tom Hollands Spider-Man, die die spannungs- und emotionsgeladene Stimmung auflockern und damit verhindern, dass der Film in einer zu aufgesetzt wirkenden Ernsthaftigkeit versinkt. Wenn es eine Schwachstelle im Ensemble gibt, dann am ehesten Don Cheadles Rhodes/War Machine, der hier wenig mehr ist als Tonys Ja-Sager und eine schwächere Version von Iron Man.

The First Avenger Civil War (2016) Filmbild 4Man kann und sollte über den Film nicht reden, ohne seine zwei großen Neuzugänge im Marvel-Universum zu erwähnen. Tom Holland und Chadwick Boseman behaupten sich als Spider-Man und Black Panther fantastisch neben dem bereits etablierten Cast und könnten nicht unterschiedlicher sein. Boseman repräsentiert die Ernsthaftigkeit des Films und spielt die Rolle mit der nötigen Würde, Weisheit, aber auch gelegentlichen Hitzköpfigkeit eines jungen Mannes mit einer großen Verantwortung und einer sehr persönlichen Vendetta, der er außerhalb der Teams Cap und Iron Man nachgeht. Neben Iron Man, Captain America und dem Winter Soldier hat er vielleicht sogar die größte Rolle in dem Film und meistert sie mit solcher Bravour, dass man nicht einmal auf die Idee kommt, zu hinterfragen, wieso er eine solche Kraft besitzt, die ihn mit Captain America und Co locker mithalten lässt. Doch es wird zweifellos Tom Hollands Peter Parker/Spider-Man sein, über den die meisten in den Wochen nach dem Kinostart reden werden. Sollten noch irgendwelche Zweifel hinsichtlich seiner Besetzung oder der Idee eines weiteren Spider-Man-Darstellers bestanden haben, werden sie nach diesem Film gänzlich verfliegen. Sein Peter Parker ist die bislang vorlagengetreuste Darstellung des nerdigen, hyperaktiven, überbegeisterten und nonstop sprücheklopfenden (an einem Punkt wird er ermahnt, dass man beim Kämpfen normalerweise weniger reden sollte) Teenagers, die man im Kino gesehen hat. Sobald er die Bühne betritt, stiehlt er die Show und obwohl seine Rolle im Film gar nicht mal so klein ist, wünscht man sich noch viel mehr von ihm. So wie The Avengers den Hulk in den Augen vieler Fans und Kinogänger "rehabilitiert" hat, schafft Civil War das mit Spider-Man und zeigt wieder einmal, dass Marvel mit den eigenen Charakteren am besten umzugehen weiß. Das macht wirklich Lust auf seinen eigenen Film, der nächsten Sommer in die Kinos kommt.

Ein weiterer Franchise-Neuling ist Daniels Brühl Helmut Zemo, der einzige echte Antagonist des Films. Sein bislang nahezu gänzliches Fehlen in der Marketingmaschine entspricht seinem subtilen, aber dennoch wirkungsvollen und leise bedrohlichen Auftritt. Brühls Zemo steht vielleicht nicht so sehr im Vordergrund wie die meisten bisherigen Marvel-Schurken und hat keine Superkräfte, keine Maske und keinen coolen Namen wie Red Skull oder Ronan der Ankläger, doch sein Charakter ist neben Vincent D’Onofrios Wilson Fisk der menschlichste Bösewicht aus dem Marvel Cinematic Universe, dessen anfangs undurchsichtige Agenda zwar nicht furchtbar originell, aber sehr nachvollziehbar ist.

Ganz ohne Makel ist der Film nicht, auch wenn diese neben den zahlreichen positiven Aspekten nebensächlich sind. Die romantische Annäherung zwischen Steve und Emily VanCamps Sharon Carter wirkt erzwungen, um den Comicfans zu gefallen, und wird so schnell fallen gelassen, wie sie angegangen wird. Stirnrunzeln rufen auch Momente hervor, in denen eine Figur sagt, sie werde niemanden töten, und Sekunden später Polizisten mit einem Stahlbolzen durch die Wand schleudert. Diese augenscheinliche Immunität gegen schwere (oder jegliche) Verletzungen zeiht sich auch durch den großen Kampf der beiden Superheldentruppen hindurch.

The First Avenger Civil War (2016) Filmbild 5Wer sich übrigens wundert, weshalb die Actionszenen des Films bislang keine Erwähnung fanden, sollte sich keine Sorgen machen, denn die Action ist die beste, die in einer Comicverfilmung jemals zu sehen war. An dieser Stelle muss man anmerken, dass die Second-Unit-Regisseure des Films, Chad Stahelski und David Leitch, mit John Wick einen der besten Actionfilme der letzten Jahre abgeliefert haben und der Action in Civil War ihren Stempel aufgedrückt haben. Schon die erste Mission der Avengers, bei der sie Frank Grillos entstellten Bösewicht Rumlow alias Crossbones dingfest machen sollen, ist ein rasantes Actionfeuerwerk, das in seiner rauen Umsetzung und Präzision an die Bourne-Reihe erinnert. Insbesondere Anthony Mackies Falcon bekommt so einige seiner bislang besten Szenen. Doch der in jedem Trailer beworbene Höhepunkt ist natürlich die große Konfrontation zwischen den beiden Lagern am Leipziger Flughafen. Perfekt getrickst, strotzt die Sequenz vor Einfallsreichtum und Energie. Wer es aufregend fand, wie die Avengers in ihren letzten beiden Filmen als Team zusammen kämpften, wird noch größere Augen machen, wenn die Helden ihre unterschiedlichen Kräfte gegeneinander einsetzen. Dabei merkt man, wie viel interessanter es ist, wenn der Kampf nicht gegen austauschbare gesichtslose und nicht sonderlich starke Gegner ausgetragen wird. Neben der Begeisterung über die atemberaubend inszenierte Action, die so einige Überraschungen parat hält, die das Marketing zum Glück nicht verraten hat, merkt man auch, dass man keiner Seite die Niederlage wünsch und such das ist ein Geniestreich der Macher.

Dadurch, dass dieser große Showdown bereits in der Mitte des Films stattfindet, wird mit der üblichen Struktur solcher großen Comic-Blockbuster gebrochen, die die größte Schlacht in der Regel für den letzten Akt aufgewahren. Das Finale überzeugt auch bei Civil War, auch wenn es andere, intimere Akzente setzt, als man vielleicht erwarten würde. Durch diese Verlagerung der Höhepunkte und die sehr fokussierte Erzählweise, die immer wieder mit guten Charaktermomenten oder kleineren Actionszenen überzeugt, fühlt sich Marvels längster Film an wie deren kürzester, an dessen Ende man das Gefühl hat, ein großartiges Staffelfinale gesehen zu haben und voller Vorfreude die nächste Staffel erwartet. Vielleicht ist Marvels Kinouniversum ja auch genau das – das eine sehr teuere Serie, die sich auf der Leinwand abspielt und langsam aber sicher auf ihr großes Finale hinarbeitet.

Fazit

Mit der Finesse eines erfahrenen Zirkuskünstlers jonglieren die Macher von The First Avenger: Civil War mit einem guten Dutzend Charaktere, räumen nahezu allen von ihnen ihren Platz im Rampenlicht ein, verlieren dabei aber nie den Fokus auf den Kern der Geschichte, die sich präzise wie ein Uhrwerk entfaltet und eine Schicht nach der anderen freigibt. Wieder einmal balancieren Regisseure Joe und Anthony Russo schwindelerregende Action und klassische Superheldenmomente mit komplexen Fragestellungen und Themen wie Freundschaft, Verlust, Rache, Konsequenzen und Verantwortung. Die einzigen Gewinner dieses Bürgerkriegs sind die Zuschauer.

Trailer

The Neon Demon geht mit erstem Trailer an den Start

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Quellen: comingsoon.net, Movieclips Trailers

The Neon Demon Trailer PosterMit seinem vielversprechenden, aber letztlich nur ultraprätentiösen „Drive“-Nachfolger „Only God Forgives“ hat der dänische Kultregisseur Nicolas Winding Refn nicht nur mich, sondern etliche Filmfreunde und Kritiker bitter enttäuscht. Dabei sollte eigentlich bereits seit dessen Mystery-Thriller „Fear X“ (2003) und dem mystischen Vikinger-Abenteuer „Walhalla Rising“ (2009) klar sein, dass der Regisseur auch gerne mal völlig quer gegen ein einigermaßen konventionelles Storygerüst schießt und sogar mit Freude sein Publikum vor den Kopf stößt. So sehr ich Winding Refns frühe „Pusher“-Trilogie, seine ganz eigenwillige Charakterstudie „Bronson“ (2009) und natürlich das hypnotische Neo-Noir-Meisterwerk „Drive“ (2011) mag, so wenig kann ich auf der anderen Seite – abgesehen von den fantastischen Bildern – mit seinen wahlweise unnötig sperrigen oder selbstverliebten Arbeiten anfangen.

Maximal stylisch muten die Vorabeindrücke von „The Neon Demon“, dem ersten Horrorprojekt des passionierten Genreliebhabers, an, der uns in das Schattenreich von L.A. entführt. Der mit u.a. Elle Fanning, Jena Malone, Keanu Reeves und Christina Hendricks besetzte Film soll seine Premiere bei den diesjährigen Filmfestspielen von Cannes feiern und zu einem späteren Zeitpunkt über Koch Media auch hierzulande veröffentlicht werden – wann und ob für den Release die große Leinwand oder das Heimkino angedacht sind, ist zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Da ich Nicolas Winding Refns Werk trotz der letzten Ernüchterung natürlich weiterhin schätze, bin ich bereits sehr gespannt, wie der streng individuelle Filmemacher nun wohl den Begriff Horror definieren wird. Ein gewöhnlicher Geister-Grusler oder Teenie-Slasher steht uns hier ganz sicher nicht ins Haus. Sollte sich „The Neon Demon“ inhaltlich abermals als Flaute herausstellen, darf man sich dennoch schon jetzt auf den frischen visuellen Stil freuen, den uns nun der erste US-Trailer (dort übrigens vertrieben über Amazon Studios) vor Augen führt:

Inhalt:
„Die Ankunft der schönen Jesse sorgt in der gefühlskalten Model-Welt von L.A. für einiges Aufsehen: Einige vom Schönheitswahn besessene Frauen gieren nach der Jugend und Lebenskraft der Aufsteigerin – um jeden Preis …“

Box-Office Deutschland: How to Be Single verdrängt Batman v Superman von Platz 1

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Box Office Deutschland How to Be Single BvS

Quelle: Insidekino

Warmes Frühlingswetter hat Deutschland endlich erreicht und zusammen mit dem Ende der Osterferien in den meisten Bundesländern ergab sich eine ungünstige Konstellation für die Kinobetreiber. Das Ergebnis was das bislang besucherschwächste Wochenende des Jahres, an dem die Top-10-Filme lediglich etwa 850,000 Zuschauer anlockten, 10% weniger als in der Woche davor. Gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als der übermächtige Fast & Furious 7 noch die Charts anführte, ging es um 37% runter. Nahezu jeder Film in der Top 20 verlor mehr als 40% gegenüber der Vorwoche, aber immerhin erreichten vier Filme sechsstellige Besucherzahlen.

Einen Wachwechsel an der Spitze der Kinocharts gab es nicht nur in Nordamerika, sondern auch bei uns, jedoch blieb Platz 1 weiterhin fest in Warners Hand. Nachdem Batman v Superman schon in seiner zweiten Woche den Box-Office-Thron nur noch sehr knapp gegen den Megahit Zoomania verteidigen konnte, verdrängte die Komödie How to Be Single den Superheldenstreifen endgültig von der Spitze. Mit knapp 207,000 Besuchern von 377 Kinos schrieb der Film am regulären Wochenende (Donnerstag bis Sonntag) einen sehr starken Schnitt von 548 Zuschauern pro Kino. Dank sehr gut besuchten Previews und Sneaks hat der Film bis Sonntag insgesamt 253,000 Tickets verkauft. Der Erfolg des Films, der in den USA mit knapp $47 Mio Einspiel nur mäßig lief, zeigt, wie gerne deutsche Kinogänger Komödien im Kino sehen. Das konnte man dieses Jahr bereits bestens anhand des Überraschungserfolgs von Dirty Grandpa hierzulande beobachten. Für das überwiegend weibliche Zielpublikum von How to Be Single gibt es in den kommenden Wochen eigentlich wenig Konkurrenz, sodass eine ordentliche Laufzeit folgen sollte. Ein Gesamtergebnis von mehr als 800,000 Zuschauern ist nicht unwahrscheinlich und sogar eine Million würde ich dem Film zutrauen.

Zoomania belegte, wie schon in der Vorwoche, den zweiten Platz der deutschen Kinocharts. Allerdings fiel der Film an seinem sechsten Wochenende im Verleih im Angesicht des Ferienendes und des schönen Wetters um 44%. Es war der bislang heftigste Drop von Disneys Animationshit. Ansonsten gibt es über Zoomania jedoch nur Positives zu berichten. Am Wochenende lockte er weitere 145,000 Zuschauer in die deutschen Kinos und überschritt damit als erster Film von 2016 die 3-Mio-Besuchermarke, wofür es auch die erste Goldene Leinwand des Jahres gab. Insgesamt hat der Film in Deutschland schon etwa 3,064,000 Kinotickets verkauft und ist damit auf Platz 25 der besucherstärksten computeranimierten Filme in Deutschland aufgestiegen. Im direkten Vergleich mit dem letztjährigen Pixar-Hit Alles steht Kopf liegt Zoomania um 3% vorne im selben Zeitraum, und das nach einem besseren Wochenendergebnis. Dabei startete Zoomania eigentlich schwächer als Pixars Film, hielt sich jedoch dank grandioser Mundpropaganda sehr gut. Alles steht Kopf erreichte in Deutschland etwa 3,44 Mio Zuschauer. Zoomania sollte es also problemlos auf 3,5 Mio bringen und vielleicht sogar noch etwas darüber hinaus, abhängig davon, wie hart The Jungle Book ihn dieses Wochenende treffen wird.

Der Start von The Huntsman & The Ice Queen auf Platz 3 zeigte eindeutig, das die Nachfrage nach einem Sequel zu Snow White and the Huntsman (insbesondere ohne Snow White) sehr gering war. Der Film enttäuschte mit schwachen 132,000 Zuschauern von 595 Kinos und erzielte einen Schnitt von nur 222 Besuchern pro Kino. Im Vergleich; der Vorgänger startete 2012 mit 389,000 Zuschauern von 618 Kinos und erreichte in Deutschland insgesamt 1,66 Mio Besucher. Angesichts der Starts von Gods of Egypt und The Jungle Book, die beide direkte Konkurrenz zum Fantasyfilm darstellen, wird The Huntsman & The Ice Queen möglicherweise nicht einmal ein Viertel der Besucher von Teil 1 packen. Momentan sieht es für den Film nach maximal 450,000 Zuschauern aus.

Auf Seite 2 geht es weiter mit den Updates zu den Besucherzahlen von Batman v Superman, Deadpool und Star Wars: Das Erwachen der Macht.

The Witch (2015) Kritik

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The Witch (2015) Filmkritik

The Witch: A New-England Folktale, USA/GB/CA/BR 2015 • 92 Min • Regie & Drehbuch: Robert Eggers • Mit: Anya Taylor-Joy, Ralph Ineson, Kate Dickie, Harvey Scrimshaw, Ellie Grainger, Lucas Dawson • Kamera: Jarin Blaschke • Musik: Mark Korven • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Universal Pictures • Kinostart: 19.05.2016 • Deutsche Facebook-Seite

The Witch (2015) Filmbild 1Ein rabenschwarzes und überaus böses Stück Genrekino serviert uns der junge Robert Eggers mit „The Witch“. Der erst 32-jährige Regisseur und Drehbuchautor hat mit seinem Erstling bereits auf dem Sundance Filmfestival 2015 den Preis für die "Beste Regie" in Empfang nehmen dürfen, während die internationale Presse sein Werk frenetisch feiert. Zu Recht. Nach all den „besten Horrorfilmen seit Jahren“, die in Wahrheit doch nur ausgelutschte Ideen ein wenig variieren und modern aufpeppen, schlägt Eggers einen anderen Weg ein: Er konzentriert sich zunächst voll auf seine Figuren und das Drama, lässt dabei nur sehr langsam und subtil das Grauen in die im Zentrum stehende Familie schleichen und beschwört letztlich dann mit aller Konsequenz die Hölle auf der Leinwand herauf. Billige Schocks und literweise Blut sind seine Sache nicht – eine erstickend dichte Atmosphäre und ein symbollastiges, intelligentes Konzept dafür umso mehr. In der versierten Ausarbeitung lassen sich hier gar Vergleiche mit großen Meistern wie Stanley Kubrick („Shining“), Nicolas Roeg („Wenn die Gondeln Trauer tragen“) oder William Friedkin („Der Exorzist“) ziehen, doch tatsächlich erinnert „The Witch“ am ehesten an einen finsteren Albtraum, den Ingmar Bergman nie geträumt hat.

The Witch (2015) Filmbild 2Im Neuengland des Jahres 1630 hat religiöser Stolz zum Ausschluss von William (Ralph Ineson) und dessen Familie aus der Kolonie-Gemeinde geführt. Isoliert am Rande der riesigen Wälder sucht der Siedler mit seiner Frau Katherine (Kate Dickie) und ihren fünf Kindern nach einem Neuanfang. Doch dieser entpuppt sich als äußerst schwer: Das Getreide auf dem Feld verdirbt und der Hunger zerrt an ihnen. Als das Baby Samuel unter der Aufsicht der Ältesten Thomasin (eine echte Entdeckung: Anya Taylor-Joy) spurlos verschwindet und die Kinder Mercy (Ellie Grainger) und Jonas (Lucas Dawson) ein seltsames Spiel mit dem Ziegenbock Black Phillip treiben, beginnen die fundamentalistischen Eltern an der Reinheit der Familie zu zweifeln. Etwas Teuflisches scheint ihren innersten Kreis durchbrochen zu haben und nährt sich nun an den entstehenden Konflikten …

The Witch (2015) Filmbild 3Wie beim Häuten einer Zwiebel gelangt man stetig näher an den morbiden Kern der Geschichte. Vielschichtig und hintergründig verpackt Eggers seinen Albtraum aus der Vergangenheit – aus einer Zeit, in der Hexen und der Beelzebub noch ernsthaft Angst und Schrecken unter den Menschen verbreitet haben. So wirken die wohldosierten übersinnlichen Elemente des Films (dass das Fantastische hier mitwirkt, wird schon früh im Verlauf herausgestellt) im Kontext der bitteren Familientragödie besonders verstörend und nachhaltig. Wer das Übel in sich trägt, oder ob dieses vielleicht von außen zugeführt worden ist, wird sich erst am Gänsehaut erzeugenden Ende herauskristallisieren. Wenn man die Charaktere genau studiert, wird man schnell zu dem Schluss kommen, dass hier niemand wirklich ohne Sünde verbleibt – sei es der ignorante Hochmut des Vaters, das sexuelle Verlangen des heranwachsenden Caleb (Harvey Scrimshaw) nach der verbotenen Frucht oder das gehässige Spiel der Kinder. Und immer wieder: Lügen. Am eindringlichsten führt das Werk dann auch vor Augen, dass erst das Auseinanderrücken einer Einheit den Platz für das wachsende Unheil bereitet. Im flackernden Kerzenlicht verdrängt die Angst langsam alle Hoffnungen und der starre Glaube wirkt als ein Werkzeug der Zerstörung. Durch das triste Familienporträt bricht eine Kraft, die zugleich verführerisch Freiheit verheißt und mit hinterhältiger Grausamkeit die heiligen Grundfesten erschüttert.

The Witch (2015) Filmbild 4Ob „The Witch“ mit seinem durchaus gehobenen Anspruch auch gewöhnliche Kinogänger oder Fans beinharter Horrorkost in seinen diabolischen Bann zu ziehen vermag, darf allerdings angezweifelt werden. Der Regisseur nähert sich dem Genre von der Arthouse-Flanke und präsentiert einen naturalistischen Film, der dem heutigen Publikum vermutlich zu sehr zwischen den Stühlen sitzt: Zu ungemütlich für die einen, zu zahm für die anderen. Wer nicht bereit ist, sich auf eine in der modernen Kinolandschaft einzigartige Arbeit einzulassen, die tatsächlich allen gängigen, plump erfolgsorientierten Konventionen trotzt, wird sich zwischen den hypnotisch-ruhigen Kameraeinstellungen, dem authentischen Altenglisch im O-Ton und den grotesken Ausbrüchen eher ungeduldig im Sessel hin- und herdrehen. Und dass man nach dem Abspann noch zur Interpretation der Geschehnisse eingeladen ist, macht es für manche auch nicht einfacher.

Aufgeschlossene Filmfreunde finden hier jedoch ein kleines Meisterwerk vor, das sich mit seinen herausragenden Darstellern und der liebevollen Ausstattung sogar der in der Regel horrorscheuen Academy empfehlen könnte. „The Witch“ ist für mich die beste und intensivste US-Horrorproduktion seit dem enorm einflussreichen „Blair Witch Project“ (ja, auch mit Hexen) von 1999 – ein Schaudermärchen mit Nachwirkung. Und Robert Eggers gehört nach diesem geschmackvollen und selbstbewussten Debüt jetzt schon zu den vielversprechendsten Regie-Newcomern der Gegenwart.


Trailer


Veteran (2015) Kritik

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Veteran (2015) Filmkritik

Beterang, KR 2015 • 123 Min • Regie: Seung-wan Ryoo • Drehbuch: Seung-wan Ryoo • Mit: Jeong-min Hwang, Hae-jin Yoo, Dal-su Oh, Woong-in Jeong, Shi-hoo Kim, Ah In Yoo, Kil-Kang Ahn, Young-chan Song •  FSK: ab 16 Jahren • Heimkinostart: 10.6.2016 • Website

Veteran (2015) Filmbild 1Detektiv Seo Do-cheol (Jeong-min Hwang) hat Spaß an seinem Job und biegt die Regeln auch gerne mal wie er will, damit er sich ausleben kann. Genauso überdreht wie der Veteran seines Jobs ist auch der Film selbst, vor allem in seinen ersten Minuten. Auch wenn Veteran beständig in seinem lockeren Ton ist, erschafft sich Regisseur Seung-wan Ryoo (The Berlin File) einen uneinschätzbaren Konglomerat von Film. Als Do-cheol zu Beginn eine kriminelle Bande umdreht und den Rüpeln in einer Garage ordentlich die Geschlechtsteile quetscht, zeigt sich Veteran als spaßige Action-Komödie. Die Action ist solide choreographiert, zieht seinen Reiz aber mehr aus den komödiantischen Elementen. An dynamischen Kämpfen ist man aus dem asiatischen Raum dann doch weitaus besseres gewohnt.

Veteran (2015) Filmbild 2Schon im nächsten Actionsetpiece an einem Hafen, wo Do-cheol mit seinen Kollegen die kriminelle Organisation eines russischen Gangstersbosses in die Enge treibt, deutet er die sich nähernde Kriminalfilm-Thematik an. Jedoch nicht bevor sich die Polizisten eine bescheuert-komische Verfolgungsjagd mit den Gangstern liefern, bei der Veteran sein größtes Talent offenbart: Visuelle Comedy. Ein Aspekt, der für den Rest der Laufzeit leider vernachlässigt wird. Während seiner Investigation rutscht Do-cheol immer mehr in kriminelle Gefilde ab, die bald auch beginnen, sein Privatleben zu bedrohen. Am Kopf der Machenschaften steht der psychopathische Jung-Millionär Jo Tae-oh (Ah In Yoo). Mit sadistischen Psychospielchen und Machtdarbietungen versucht er alle anderen einzuschüchtern, was bei Do-cheol genauso wenig gelingt wie beim Zuschauer. Ah In Yoo ist trotz offensichtlicher Bemühtheit relativ solide, jedoch in einem überaus generischen Rollen-Korsett gefangen. Als Crime-Thriller funktioniert Veteran auch wegen des Antagonisten weniger gut, als noch zu Beginn. Mehr als solide inszeniertes, unanstrengendes Abarbeiten ist der Film nicht und baut sich zu langsam sein vertwistetes Gerüst aus Subplots auf.

Veteran (2015) Filmbild 3Erst in der finalen Entwirrungsphase bringt Ryoo mit dem Zusammenlaufen der Fäden wieder etwas Dynamik in seine Geschichte. Sympathisch dekonstruiert er vermeintlich kalkulierbare Situationen und verdreht sie hin zu verspielten Sketch-Momenten. Auch der Showdown zwischen Do-cheol und Jo Tae-ho weckt den zwischenzeitlich schläfrigen Charakter des Films wieder etwas auf, doch geht Veteran mit seinen insgesamt 123 Minuten bis dahin schon viel zu lang. Für das Genre-Werk, das Veteran sein möchte, hätte man nicht mehr als kurzweilige 90 Minuten gebraucht, in denen man sich, statt ein überambitioniertes Konstrukt aufzubauen, mehr auf die eigentlichen Stärken konzentrieren hätte können. Die etablierten Plotstränge müssen zwangsläufig zu Ende erzählt werden, was leider zu viel Zeit beansprucht und damit auch noch die erzählerischen Schwächen in den Mittelpunkt rückt.

Fazit

Der Festival-Liebling Veteran ist in seiner lockeren Stimmung nie anstrengend mitzuerleben, plustert sich aber mit einer eher mäßigen und viel zu langen Crime-Story auf, anstatt sich mit Fokus auf seinen Stärken voll und ganz zu einer unterhaltsamen Action- Comedy aufzubauen. Die komödiantischen Aspekte beherrscht Regisseur Seung-wan Ryoo nämlich am besten – vor allem durch den vorwiegend super funktionierenden Anteil an visuellen Gags. Die gehen zudem auch in einer Synchronisation nicht verloren.

Trailer

 

Danger 5: Review zur bekloppten Comedyserie mit Hitler

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„ … and of course kill Hitler!“

So und nicht anders beendet „The Colonel“ die Ansprache an sein Helden-Team Danger 5. Nicht nur, dass er einen Adlerkopf trägt und keinen Drink ablehnt. Nein, er ist auch der Kopf einer Truppe, die sich für den Weltfrieden einsetzt, der ständig durch das Stehaufmännchen Adolf Hitler ins Wanken gebracht wird.

Danger 5 ist eine australische Serie aus dem Jahr 2012 und 2014 und umfasst bisweilen zwei Staffeln, die sich um die Missionen der irrwitzigen Agenten drehen. Während in der ersten Staffel der Charme der 60er Jahre eingefangen wird, nutzt die zweite den Trashfaktor der 80er. Johnny Hitler in der Highschool? Ein Highlight!

Und das alles ist Spidermans Schuld! Wie Spiderman? Ja, Spiderman!

Die australischen Filmemacher Dario Russo und David Ashby kreierten 2007 die skurrile Webserie „Italian Spiderman“. Ein italienischer Macho, der die Frauenwelt vor dem Bösen beschützt. Mit Pornobalken über den Lippen, versteht sich. Ursprünglich wollte der australische Sender SBS daraus eine Serie in Auftrag geben. Aber leider kamen ihm die Rechte dazwischen. So durften Russo und Ashby kein finanzielles Projekt daraus machen und bekamen die Aufgabe, sich drei Serienkonzepte auszudenken. Die beste Idee würde der Sender produzieren. Und das war Danger 5!

Die erste Staffel beinhaltet 6 Folgen und beginnt mit der Entführung des Pariser Eiffelturms. Der soll Teil eines Geschenks an Adolf Hitler sein und führt Danger 5 in sein abgelegenes Versteck in den Bergen, wo eine Geburtstagsfeier zu seinen Ehren stattfinden soll. Hier muss sich Danger 5 als Tanzgruppe verkleiden, um Hitler ausfindig zu machen. In der zweiten Folge jagt das Team dann Nazi-Dinosaurier. Das ist mit Abstand meine Lieblingsfolge der ersten Staffel!

12884450_10153701657658768_815263723_nIn der zweiten Runde wird es, wie schon im Trailer erwähnt, persönlich! Wo die erste Staffel mehr in sich abgeschlossene Episoden beinhaltet, führt die zweite den tragischen Tod einer Figur ein, die Danger 5 dazu bringt, in 7 Folgen Rache zu nehmen. Wer ist Schuld? Natürlich Hitler! So müssen sie ihn ausfindig machen und schreiben sich sogar in einer Highschool ein, um den Führer endlich dingfest zu machen. Die zweite Staffel ist definitiv verrückter und so finden sich Danger 5 sogar in einer Nazi-Zukunft wieder oder werden zu den Power Rangers.

Nicht dass der Inhalt dieser Serie schon herausstechend genug wäre. Nein, sogar die Art, wie Russo die Folgen drehte, ist ein weiteres Alleinstellungsmerkmal. Ich fühlte mich irgendwie an "Thunderbirds" und "Team America" erinnert. Nur eben mit echten Menschen.

Die komplette Serie wurde nie an originalen Schauplätzen gedreht. Jedes Set wurde im Studio aufgebaut und nach dem Dreh wieder abgebaut, um für das nächste Set Platz zu machen. Außenaufnahmen oder Verfolgungsjagden wurden mit Modellen gedreht. Keine Big-Budget-Miniaturmodelle, sondern sehr simple Bauten, die als solche auch erkannt werden wollen. Ein Stil, der sich mit den Echtaufnahmen im Studio zu einer kuriosen Mischung ergibt und einfach nur unterhält! Sicher, mehr etwas für den Liebhaber, als den gewöhnlichen Zuschauer.

Beide Staffeln gibt es in Deutschland zu kaufen. Leider nicht mit deutscher Synchronisation, sondern im Originalton mit deutschen Untertiteln. Da die Nazis aber in jeder Folge eine gewichtige Rolle spielen, wird zum großen Teil auch Deutsch gesprochen! Eine Übersetzung würde der Serie auch schaden, meiner Meinung nach.

Mir haben die beiden Staffeln nicht immer durchweg gefallen. Wo die ersten paar Folgen jeder Staffel noch durch eine direkte Erzählstruktur und einer klaren Idee überzeugen, wird es mir später immer etwas zu lächerlich und wirr. Aber das ist nur mein persönliches Empfinden. Jeder sollte sich selber ein Bild machen! Es lohnt sich definitiv.

Leider ist noch keine dritte Staffel der Serie angekündigt. Es wäre aber schade drum, wenn man hier nicht anknüpft. Ich bin mir aber sicher, dass Russo und Ashby mit ihrer Produktionsfirma „Dinosaur“ auch in Zukunft einige Perlen über unseren Fernseher flimmern lassen. Ich freue mich jedenfalls drauf!

Autor: Johannes Schärfke

The Huntsman & The Ice Queen (2016) Kritik

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The Huntsman and The Ice Queen (2016) Filmkritik

The Huntsman: Winter’s War, USA 2016 • 114 Min • Regie:  Cedric Nicolas-Troyan • Mit: Chris Hemsworth, Charlize Theron, Emily Blunt, Jessica Chastain, Nick Frost, Sophie Cookson • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 7.04.2016Deutsche Website

Handlung

Die böse Königin Ravenna (Charlize Theron), der durch die Snow Whites Schwert ein Ende gesetzt wurde, hatte einst eine jüngere Schwester namens Freya (Emily Blunt). Diese Schwester wurde durch einen bitterbösen Verrat, der ihr den Glauben an die Liebe, nahm zur Eiskönigin, die in einem zurückgezogenen winterlichen Palast lebte. Jahrelang schickte sie ihre Handlanger los, um Kinder aus den Fängen ihrer Eltern zu "befreien" und sie dann zu ihrer eigenen Armee der Huntsmen auszubilden. Einer dieser Huntsmen ist Eric (Chris Hemsworth), der später an Snow Whites Seite kämpfen soll. Während seiner Zeit in Freyas Festung verliebt er sich in seine Mitstreiterin Sara (Jessica Chastain) und bricht damit das höchste Gesetz in Freyas Königreich, wofür beide bittere Konsequenzen tragen müssen…

Einige Jahre später, nachdem Ravenna gefallen ist, schickt Freya die Huntsmen los, um den magischen Spiegel in ihren Besitz zu bringen. Doch auch Eric ist mit ein paar wenigen Begleitern auf der Suche nach dem begehrten Artefakt. Es entbrennt ein Wettrennen, bei dem nicht immer klar ist, wer auf wessen Seite kämpft.

Kritik

Snow White and the Huntsman aus dem Jahre 2012 war bei weitem kein schlechter Film, blieb jedoch schon hinter den Erwartungen vieler Zuschauer zurück. Ein gut aufgelegtes Ensemble schaffte es dem Film etwas mehr Tiefe zu verleihen und hebte die aus Versatzstücken anderer Fantasyfilme zusammengeschusterte Geschichte doch noch über den Durchschnitt. Der Film war alles in allem also erfolgreich genug, um einen zweiten Teil in Auftrag zu geben, der die märchenhafte Welt um Snow White und den Huntsman erweitert.

The Huntsman and the Ice Queen (2016) Filmbild 1Der Titel verrät jedoch schon sofort, dass eine Hauptfigur des ersten Teils nicht mehr mit von der Partie ist. Snow White (im ersten Teil verkörpert von Twilight-Star Kristen Stewart) wurde in den Ruhestand geschickt und so darf der ohnehin viel sympathischere Huntsman Eric (Chris Hemsworth) den Löwenanteil der Geschichte schultern. Alleine damit gelingt der Fortsetzung schon etwas, das im Vorgänger weniger geglückt ist: Sie erzählt eine neue Geschichte. Das Märchen um Schneewittchen kennt nun wirklich so gut wie jeder und auch wenn Snow White and the Huntsman eine gänzlich neue Interpretation der eigentlichen Geschichte war, so bewegte man sich dennoch auf allseits bekanntem Terrain.

Dabei fungiert The Huntsman & the Ice Queen sowohl als Sequel als auch als Prequel, denn wir erfahren im ersten Drittel endlich, wie Eric zum Huntsman wurde und seine Frau verlor. Doch nicht nur Eric bekommt eine kleine Origin-Story spendiert: Auch die Freyas Verwandlung von Tavennas liebevollen kleinen Schwester zur herzlosen Eiskönigin wird gekonnt angerissen.

The Huntsman and the Ice Queen (2016) Filmbild 2Nach dem Rückblick in die Vergangenheit macht der Film einen Sprung in die Zukunft. Ganze sieben Jahre werden überbrückt, in denen sich unter anderem die Geschichte um Snow White aus dem ersten Teil abgespielt hat. In kürzester Zeit wird der Grundpfeiler des neuen Abenteuers gelegt und dann geht es auch schon los. Eric und seine Mitstreiter – unter anderem die Zwerge Nion und Gryff (Nick Frost und Rob Brydon) machen sich auf die Suche nach dem Zauberspiegel, der aus Snow Whites Königreich entwendet wurde. Die daraus resultierende Handlung ist eine kurzweilige Reise durch die Märchenwelt, die das Rad nicht neu erfindet, aber trotzdem gut zu unterhalten weiß. Wie auch schon im ersten Teil hat man immer wieder das Gefühl, das alles schon einmal in ähnlicher Form in anderen Filmen gesehen zu haben. Da die Schauplätze aber allesamt recht flott hintereinander abgearbeitet werden, hat man gar nicht genug Zeit, um sich über solche vermeintliche Mängel Gedanken zu machen. Zuschauer, die den ersten Teil nicht gesehen haben, werden dem Gezeigten ohne große Probleme folgen können und die, die ihn kennen, bekommen eine schöne Fortsetzung erzählt.

Die Kulissen sind, wie auch schon im ersten Teil, stimmig und passen gut zur Story. Allerdings hätten dem Film mehr Kontraste zwischen den unterschiedlichen Locations gut getan, denn bei einigen Szenen hat man das Gefühl, man hält sich an den gleichen Orten auf wie schon im ersten Teil. Einzig und allein die winterliche Festung der Eiskönigin Freya will nicht wirklich in das Gesamtbild passen. Das Schloss wirkt – und das klingt nun eigentlich doch wieder passend – sehr kalt. Ein wenig mehr Liebe zum Detail hätte da vielleicht doch geholfen. Wenig auszusetzen gibt es an den einfallsreichen Computereffekten des Films, was jedoch wenig überraschen sollte – Regiedebütant Cedric Nicolas-Troyan war schließlich auch für die oscarnominierten Effekte aus dem Vorgänger verantwortlich.

The Huntsman and the Ice Queen (2016) Filmbild 3Die Schauspieler machen ihre Arbeit der gegebenen Materie entsprechend gut. Chris Hemsworth spielt Eric extrem sympathisch und verschmitzt und hat den einen oder anderen guten Spruch in den Mund gelegt bekommen (ein Highlight ist der selbstironische Kommentar, während Eric versucht die Festung der Eiskönigin zu "erklimmen"). Man kann getrost sagen, dass es die beste Entscheidung war, die Fortsetzung auf seinen Charakter zu fokussieren. Charlize Theron darf als Ravenna noch einmal zeigen, wie gut sie darin ist, böse zu sein. In der Fortsetzung wirkt sie sogar nochmal eine Ecke fieser als zuvor, was dem Film sehr gut tut. Die beiden Neuzugänge Emily Blunt und Jessica Chastain passen sehr gut in ihre jeweiligen Rollen. Blunts Darstellung der Freya zeigt einmal mehr, wie wandlungsfähig sie sein kann. Diese Eiskönigin hat so gar nichts mit Elsa aus dem Animationshit Die Eiskönigin zu tun. Jessica Chastain wurde mit ihren etwas härteren Gesichtszügen perfekt für die Rolle der Kriegerin Sara gecastet. Nur in einigen Szenen, in denen sie mit Chris Hemsworth flirten darf, will der romantische Funke nicht so wirklich überspringen.

Frost und Brydon sind für die meisten heiteren Momente des Films verantwortlich und bekommen im Laufe des Abenteuers zwei weibliche Zwerge an die Seite gestellt. Die Chemie innerhalb dieses Quartetts ist äußerst stimmig und lockert die Stimmung immer wieder auf.

Wem der erste Teil gut gefallen hat, der wird auch mit der Fortsetzung bestens bedient sein und bekommt eine neue Geschichte aus alten Versatzstücken präsentiert, die insgesamt fast schon wie ein kleiner Fantasy-Roadtrip wirken. Die durchweg sympathische Riege der Schauspieler zieht einen die ganze Zeit über in ihren Bann und am Ende wünscht man sich fast, dass man noch ein paar Minuten mehr mit den Helden auf der Leinwand verbringen darf.

Fazit

The Huntsman & the Ice Queen macht zwar insgesamt die gleichen Fehler wie sein Vorgänger, ist aber in vielen Bereichen auch besser geworden. Die Verlagerung des Fokus auf Eric und seine Vorgeschichte war eine sehr gute Idee und die Neuzugänge im Ensemble bringen den nötigen frischen Wind in die Märchenwelt.

Trailer

Steve Jobs (2015) DVD-Kritik

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Steve Jobs, USA 2015 • 122 Min • Regie: Danny Boyle • Drehbuch: Aaron Sorkin • Mit: Michael Fassbender, Kate Winslet, Jeff Daniels, Seth Rogen, Katherine Waterstone, Michael Stuhlbarg, Perla Haney-Jardine • FSK: ab 6 Jahren • Verleih: Universal • Heimkinostart: 24.03.16 • Deutsche Website

Steve Jobs (2015) Filmbild 11984, 1988, 1998. Macintosh, NeXT, iMac. 16mm, 35mm, digital. Drei Akte, drei Präsentationen, ein Mann. Keine Dämonisierung, keine Beschönigung. Steve Jobs kriegt sein Fett weg (und das ordentlich), aber Danny Boyle (Trainspotting) sowie Drehbuchautor Aaron Sorkin (The Social Network) haben nicht die Intention, ein eindimensionales Bild zu zeichnen. Die Figur auf und hinter der Bühne wird studiert. Steve Jobs begreift und hinterfragt das Faszinosum Steve Jobs, ergründet die Psyche seiner Figur und zeichnet damit ein vielseitiges und vor allem menschliches Bild der Person hinter dem Mythos. Geschäftsmann, Visionär, Arschloch, Egozentriker, Vater. Es ist vor allem die letzte Persönlichkeitsspalte, die einen roten Faden durch den Dreiakter zieht. Es ist die Beziehung zu seiner Tochter, die Steve Jobs immer wieder fordert und auf den Boden zurückholt. Lisa (Ripley Sobo, Makenzie Moss, Perla Haney-Jardine) kitzelt die menschliche Seite aus dem abgehobenen Mann heraus und lässt ihn daran wachsen.

Steve Jobs (2015) Filmbild 2Es gibt wohl keinen besseren Mann als Danny Boyle, um ein Sorkin-Drehbuch umzusetzen. Sein prägendes Stilmittel der visuellen Dauerstimulation (z.B. in Sunshine) führt zu einer absoluten Reizüberflutung, in absoluten Dialogfilmen wie Steve Jobs ergibt es jedoch eine perfekte Symbiose mit dem Drehbuch. Während Aaron Sorkins meisterliche Dialogzeilen wie Pistolenschüsse aus den Mündern der allesamt oscarwürdigen Darsteller schießen, hält die kräftige Bildsprache zusätzlich bei der Stange. Mit einer unglaublichen Präzision porträtiert Sorkin das Innenleben der Charaktere, ohne sich jemals auf faule Exposition zu verlassen. Boyles Symbolik ist da oft etwas oberflächlicher, dafür immer raffiniert in das gegebene Setting integriert. Sein Genie steckt vor allem im Dirigat des Gesamtpakets. Es ist die technische Perfektion; der flüssige, durchgeplante Ablauf in jeder einzelnen Szene, der Steve Jobs wie aus einem Guss wirken lässt. Steve Jobs elektrisiert, pulsiert und entfesselt eine unglaubliche Sogwirkung. Dialoge, wie der Streit zwischen Jeff Daniels und Michael Fassbender (die das unglaubliche Darsteller-Ensemble anführen), gehören wahrscheinlich mit zu den besten Wortgefechten aller Zeiten.

Steve Jobs (2015) Filmbild 3Daniel Pembertons Score setzt ganze Szenen unter Strom, enthusiasmiert und fesselt, Kameramann Alwin H. Küchler (Wer ist Hanna?) fotografiert ein posterwürdiges Bild nach dem anderen und Cutter Elliot Graham (Milk) puzzelt sich eine kohärente und überaus stimmige Bilderflut zusammen. Durch den unkonventiollenen Aufbau der Biographie muss Steve Jobs außerdem keine generischen Stationen abarbeiten. Alle drei Akte spielen, ausgenommen von integrierten Rückblicken, vor einer Produktpräsentation, die einen Meilenstein in Jobs Karriere bildet und deren Werdegang somit übersichtlich skizziert. Es ist fast schon etwas erschöpfend, zwei Stunden fast durchgängig audiovisuell so eindringlich stimuliert zu werden. Aber wenn Steve Jobs als die erschaffene Figur am Ende im Rampenlicht steht und dabei als Vater Steve Jobs seine Tochter anguckt, endet Steve Jobs auf einer flackernden Gänsehaut-Endnote und entlässt zufriedenstellend in den Abspann.

Fazit

Meisterhaftes Dialogfeuerwerk, einnehmendes Biopic und überragendes Ensemble-Kino ohne Verschnaufpausen, zwischen Genie und Wahnsinn. Danny Boyle und Aaron Sorkin ergeben eine perfekte Symbiose.


Informationen zur Veröffentlichung

Ab dem 24. März 2016 ist Steve Jobs im Verleih von Universal Pictures in deutscher, englischer und türkischer Sprachfassung auf DVD und Blu-Ray erhältlich.

Neben dem Hauptfilm liegen der DVD- und Blu-Ray-Veröffentlichung folgende Extras vor:

Steve Jobs (2015) Cover
• Making-Of

 

 

 

(DVD-Cover ©Universal Pictures)


 

Trailer

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