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Sinister 2 kommt!

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Sinister 2 kommt

Quelle: Deadline

Sinister gehört für mich zu den stärksten Horrorfilmen des vergangenen Jahres und zeigte erneut, wie man ohne viel Effekthascherei effektiv nachhaltigen Schrecken erwecken kann. In dem Film ging es um einen Autor (gespielt von Ethan Hawke), der mit seiner Familie ein Haus bezieht, in welchem zuvor eine Familie Opfer grausamer Morde wurde. Dabei entdeckt er eine Reihe von Video-Tapes, die nahelegen, dass übernatürliche Kräfte daran beteiligt waren.

Bei einem Budget von nur knapp $3 Mio spielte Sinister weltweit fast $78 Mio ein. Klares Zeichen – ein Sequel muss her. Dieses wird wohl schon bald kommen, und zwar vom gleichen Team, das uns den ersten Film gebracht hat. Scott Derrickson und C. Robert Cargill schreiben erneut das Drehbuch. Ob Derrickson bei Sinister 2  wieder den Platz auf dem Regiestuhl einnehmen wird, ist noch unklar.

Star Trek Into Darkness: Deutscher Kinostart geändert!

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Von Fans wird J.J. Abrams' zweites Sternenabenteuer bereits sehnlichst erwartet – Filmfutter hat gute Nachrichten für diese: Anstelle des ursprünglich angesetzten Termins am 16. Mai, wird der hiesige Kino-Startschuss für "Star Trek Into Darkness" nun bereits am 9. Mai fallen! Und wenn die USA ihren Release nicht ebenfalls updaten, kommen die Deutschen jetzt eine ganze Woche früher in den Genuss von Kirk, Spock, Pille und Co.

Weil das eben so schön ist, gibt’s hier noch einmal den englischsprachigen Teasertrailer zum Spektakel:

Offizieller Inhalt:

Als Captain Kirk und die Besatzung der Enterprise auf die Erde zurückgerufen werden, finden sie ihre Heimat und die Sternenflotte in Trümmern wieder – zerstört von einer feindlichen Macht aus ihren eigenen Reihen.

Für Kirk beginnt nicht nur die Jagd nach einem dunklen, verräterischen Gegenspieler, sondern auch ein persönlicher Rachefeldzug in einer Welt, die sich im Ausnahmezustand befindet.

Dabei werden er und seine Mannschaft zu Schachfiguren in einem perfiden Spiel über Leben und Tod: Liebe wird auf die Probe gestellt, Freundschaften werden auseinandergerissen und Opfer müssen erbracht werden für die einzige Familie, die Kirk noch bleibt: seine Crew.


Quelle: Paramount Pictures

Box-Office Welt – Stirb langsam packt $100 Mio

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Box-Office Welt - 22.-24.02.2013 Zusammenfassung und Analyse

Quellen: The Hollywood Reporter, Rentrak

Es war ein eher ruhiges Wochenende außerhalb von USA/Kanada. Wie erwartet belegte Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben erneut die Spitze der Übersee-Box-Office-Zahlen. Dabei fiel er aber stark in fast allen Märkten, in denen er vorletztes Wochenende angelaufen war. Obwohl der Film am Wochenende Frankreich, Brasilien und Indien erreichte und in allen drei Ländern zumindest solide Zahlen schrieb, spielte er insgesamt am Wochenende $35,3 Mio außerhalb von Nordamerika ein. Davon entfielen $5,9 Mio auf Frankreich, seinen stärksten Markt am Wochenende. Eine solide Zahl, jedoch lag sie trotzdem etwa 15% unter dem Start von Stirb langsam 4.0. In Brasilien stieß er immerhin Hänsel und Gretel – Hexenjäger in der fünften Woche von der Spitze und legte mit $2,2 Mio den besten Start des Stirb-langsam-Franchises hin (8% besser als Stirb langsam 4.0). In Indien gab es für das Action-Sequel $1,4 Mio. Zieht man diese Neustarts ab, bedeutet das, dass er im Schnitt um 57% in seinen älteren Märkten abgebaut hat. Das Highlight darunter war Deutschland, wo er $3 Mio einspielen konnte und sein vorläufiges Gesamteinspiel auf $10,4 Mio brachte. In Russland fiel der Film zwar um heftige 61,1%, steht aber nach zusätzlichen $2,6 Mio am Wochenende bei $10,8 Mio und damit schon über dem Gesamteinspiel von Stirb langsam 4.0. In Japan fiel er um verhältnismäßig milde 35,4% auf $2,8 Mio und hat bereits $13 Mio eingespielt. Stirb langsam 4.0 hatte in gleichen Zeitraum allerdings $14,6 Mio vozuweisen. Noch stehen dem fünften Teil der Reihe zwei große Märkte bevor – Australien und China. Insbesondere auf China ruht viel Hoffnung, da der Markt in den letzten Jahren enorm gewachsen ist. Sollte der Film dort allerdings nicht deutlich über den Erwartungen laufen, so wird er wohl nicht das internationale Einspiel von Stirb langsam 4.0 ($249,7 Mio) erreichen. Momentan sieht es eher nach maximal $220 Mio aus, was sicherlich auch nicht schäbig ist, aber gemeinsam mit einem schwachen Lauf in den USA könnten dem Streifen $300 Mio weltweit verwehrt bleiben.

Nach der langen (und teilweise enttäuschenden) Odyssee am internationalen Markt, erreichte Der Hobbit – Eine unerwartete Reise letztes Wochenende sein finales Land – China. Dort nahm der Fantasy-Streifen am Wochenende tolle $18,1 Mio ein. Laut dem Verleiher, Warner Bros., war dies der viertbeste 3-Tages-Start aller Zeiten für einen US-Film in China. Damit kam Der Hobbit auf ein internationaes Gesamteinspielergebnis von $679,6 Mio. Nur 11 Filme waren international noch erfolgreicher, dsarunter aber auch Der Herr der Ringe – Die Rückkehr des Königs, der $742,1 Mio einnahm – und das vor neun Jahren und ohne 3D! Dem Prequel fehlen jetzt weniger als $20 Mio, um der vierte $1 Mrd-Hit von 2012 zu werden (nach Marvel’s The Avengers, Skyfall und The Dark Knight Rises). So viele gab es in einem einzigen Jahr noch nie! Spätestens in den nächsten zwei Wochen wird es soweit sein. Auch wird er als 9. Film überhaupt die $700 Mio-Grenze international überqueren. Der stärkste Makt des Films bleibt weiterhin Deutschland mit $92,6 Mio.

Les Misérables legte mit $9,1 Mio ein weiteres tolles Wochenende hin. Der stärkste Neustart war in Deutschland, wo er jedoch etwas enttäuschende $1,7 Mio einnahm. Insgesamt steht das oscarnominierte Musical international bei tollen $248,4 Mio! Weltweit fehlen ihm weniger als $5 Mio bis $400 Mio. Das Highlight schlechthin ist Japan. Dort hat der Film bislang $54,1 Mio eingenommen und befindet sich nach zehn Wochen (!) immer noch in der wöchentlichen Top 10! In Großbritannien nahm das Musical beinahe $57 Mio ein. In Südkorea sind es bislang etwa $39 Mio. So kommt mehr als die Hälfte des internationalen Einspiels von Les Misérables alleine aus diesen drei Ländern. In Frankrech ist der Film hingegen mit $1,6 Mio nach zwei Wochen völlig gescheitert. Nur noch Dänemark, Türkei und China liegen vor dem Film, der noch eine kleine Chance auf $300 Mio international hat, wenn die drei Oscarsiege ihm etwas helfen.

Django Unchained ergänzte sein internationales Gesamteinspiel durch weitere $8,9 Mio letztes Wochenende und brachte es auf $221,8 Mio. Dabei hat der Film große Teile von Asien noch gar nicht erreicht (wie Südkorea oder Japan). So hat er weiterhin noch eine Chance auf $450 Mio weltweit.

Ralph recht’s hat international bereits $241,5 Mio erreicht und nähert sich langsam der $500 Mio-Marke weltweit. Dazu fehlen dem Animationsfilm noch etwa $72 Mio.

Neue Meilensteine erreichten Gangster Squad und Flight. Beide überschritten am Wochenende die $50 Mio-Marke außerhalb von Nordamerika.

Hänsel und Gretel – Hexenjäger nahm international weitere $4,6 Mio ein und brachte sein Einspiel außerhalb von USA/Kanada auf $108,5 Mio. Dieses Wochenende startet der Fantasy-Actioner in Großbritannien, Deutschland, Spanien und Holland. Es sieht also aus, als könnte er international noch $200 Mio packen. Das bisherige unumstrittene Highlight bleibt für den Film Brasilien, wo er in fünf Wochen $21,1 Mio eingenommen hat und damit bereits mehr als Der Hobbit – Eine unerwartete Reise während seiner gesamen Laufzeit.

Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger erreichte am Wochenende $470 Mio international. Mit vier Oscars im Rücken, könnte er sich noch eine Weile in einigen Märkten halten und womögliche gerade noch $600 Mio weltweit einspielen. Das wäre phänomenal für den Film.

Silver Linings lief bislang relativ ruhig und unauffällig außerhalb von USA und Kanada, erreichte aber mittlerweile schon ganz respektable $60 Mio. Seine besten Märkte sind Spanien und Australien mit jeweils etwas über $9 Mio.

Emma Watson als neue Cinderella!

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Quelle: Variety

Hauptrollen in Film-Serien wie Harry Potter, Twilight oder Der Herr der Ringe sind für junge Schauspieler ein großer Segen, aber zugleich auch ein Fluch. Sie verhelfen Newcomern zu großen Erfolgen und verschaffen ihnen den Durchbruch. Zugleich ist es nach vielen Jahren bei einem Franchise schwierig, den Absprung zu schaffen und eine Karriere "danach" zu führen, die einen von der Rolle in der Film-Serie loslöst. Mit eben diesem Problem sind unter anderem Kristen Stewart und Robert Pattinson konfrontiert, doch bei keinem ist die Situation wohl so ausgeprägt, wie bei den drei Hauptdarstellern der Harry-Potter-Reihe. Daniel Radcliffe, Emma Watson und Rupert Grint haben die Rollen von Harry, Ron und Hermine in acht Filmen über zehn Jahre gespielt. Anstatt sich auf wohlverdienten Geld nach dem Ende des Franchises auszuruhen, arbeiten alle drei sehr fleißig daran, ihre Karriere in eine andere Richtung zu lenken und weiterzuführen. Insbesondere Daniel Radcliffe und Emma Watson haben dabei großen Erfolg. Erst letztes Jahr landete Radclife mit Die Frau im Schwarz einen soliden Hit, momentan steht er für Alexandre Ajas Horns vor den Kameras. Emma Watson überzeugte durch ihren kurzen Auftritt in My Week with Marylin und spielte eine der drei Hauptrollen in Vielleicht lieber morgen. Als nächstes ist sie in Sofia Coppolas The Bling Ring und Darren Aronofskys Noah zu sehen. Doch das sind allesamt eher kleinere Rollen oder größere Rollen in kleinen Filmen. Es scheint als stünde nun Watsons große Stunde bevor. Die britische Mimin ist in Verhandlungen um die Titelrolle im kommenden Cinderella-Film von Disney. Bereits an Bord ist seit November Cate Blanchett als die böse Stiefmutter. Die Regiezügel hält Kenneth Branagh in der Hand, der diese von Mark Romanek übernahm. Chris Weitz (About a Boy) überarbeitet momentan das Drehbuch.

Die fantastische Welt von Oz (2013)

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Oz The Great And Powerful, USA 2013 • 127 Min • Regie: Sam Raimi • Drehbuch: Mitchell Kapner & David Lindsay-Abaire • Mit: James Franco, Mila Kunis, Rachel Weisz, Michelle Williams, Zach Braff • Kamera: Peter Deming • Musik: Danny Elfman FSK: ab 6 Jahren • Verleih: Walt Disney Kinostart: 07.03.2013 • Website

 

Ozx1 Oz liegt am Ende des Regenbogens – oder vielleicht gar auf der anderen Seite der Kinoleinwand: Regisseur Sam Raimi nutzt alle Möglichkeiten der modernen 3D-Technik, um uns in seinem Fantasyabenteuer „Die fantastische Welt von Oz“ mitten in die von L. Frank Baum erdachte Zauberwelt zu entführen. Dieser Film basiert dabei jedoch nicht direkt auf einem Werk des berühmten US-Schriftstellers, sondern spinnt eine Vorgeschichte zu dessen Kinderbuch-Klassiker „Der Zauberer von Oz“ von 1900. Wir lernen zu Beginn den Zirkusmagier Oscar Diggs (James Franco), kurz Oz genannt, kennen, der irgendwo im tristen Kansas sein Publikum mit billigen Tricks bei der Stange hält – er verkauft Illusionen, aber zu wahrer Magie ist er nicht imstande. Auf der Flucht vor Verantwortung und einem aufgebrachten Pöbel, gerät sein Ballon in ein finsteres Unwetter, das sein Leben zwar verschont, aber ihn in eine eigentümliche Landschaft katapultiert. Von der Hexe Theodora (Mila Kunis) bereits sehnlichst erwartet, erfährt er, dass dieses bunte Reich seltsamerweise seinen Namen trägt und er womöglich der lang erwartete Zauberer sein könnte, der die dortige Smaragdstadt von dem Schrecken einer weiteren Hexe befreien soll. Anstelle des flinken Reichtums erwartet Oz ein Abenteuer voller Gefahren, neuer Gefährten und einer unerwarteten Wendung …

ozx2In einer Szene des Films berichtet Oz, was wahrer Zauber für ihn bedeutet. Er findet diesen beispielsweise in den Arbeiten von Thomas Edison, der die Welt mit der Erfindung des Kinetographen veränderte. An dieser Stelle schlägt das Werk einen sympathischen Bogen und offenbart seinen Zuschauern dabei seine eigene Intention: Es möchte uns mit allen verfügbaren Mitteln der Traumfabrik ins Staunen versetzen, uns ebenfalls in einem magischen Bann gefangen nehmen. Dazu beginnt der hier verantwortliche Kinomagier Raimi mit trister Schwarz-weiß-Gestaltung und einem beengten Normalbild (1,33:1), das sich erst nach der Ankunft von Oz in der surrealen Welt mit knalligen Farben füllt und zum mächtigen Cinemascope-Format (2,35:1) heranwächst. Durch die großen Augen von Oscar-Nominee James Franco („127 Hours“) erleben wir die Reise eines egoistischen Mannes, die ihn letztlich nicht bloß in eine neue Heimat, sondern ebenso zu einer neuen, selbstlosen Aufgabe führt. Die Geschichte hier ist bewusst einfach gestrickt, so dass „Die fantastische Welt von Oz“ trotz der einen oder anderen milden Horroreinlage (der Regisseur ist einst schließlich aufgrund seiner „Evil Dead“-Trilogie zu Weltruhm gelangt) ein vor allem visuell berauschendes Spektakel für Jung und Alt bereithält.

ozx3Doch trotz des wunderbaren Auftakts, der für die Zuschauer bereits mit dem liebevoll gestalteten Vorspann vielversprechend beginnt, und des cinephilen Finales, das erneut die bewegten Bilder als wahrhaft mächtiges Instrument etabliert, gibt es auch an dieser insgesamt unterhaltsamen und inszenatorisch beeindruckenden Arbeit Schwachstellen zu verkünden: So viel Spaß man nämlich anfangs mit all den menschlichen wie unmenschlichen Charakteren (am meisten werden neben dem charismatischen Oz sicherlich der von „Scrubs“-Star Zach Braff gesprochene, fliegende Affe Finley und die lebendige Porzellanpuppe China Girl im Gedächtnis haften bleiben), der aufwändigen 3D-Gestaltung und dem klassischen Märchenrahmen hat, so sehr leidet der Film im Mittelteil spürbar an erzählerischem wie innovativem Leerlauf. Sam Raimi ist stets dann voll in seinem Element, wenn er bei diesem Stoff over the top schießen darf und das manchmal etwas enge Hollywood-Korsett, das er spätestens seit seinen drei „Spider-Man“-Filmen kennt, genüsslich auszudehnen vermag. Konventionen, wie ein Auge auf das Zielpublikum und eine möglichst niedrige Altersfreigabe, standen ihm möglicherweise im Weg, um eine ganz persönliche Vision jener populären Fantasiewelt umzusetzen.

ozx4„Die fantastische Welt von Oz“ ist dabei sicherlich kein solch halbherziges Projekt wie etwa Tim Burtons phänomenal erfolgreiche Verfilmung von Lewis Carrolls „Alice im Wunderland“ (2010), aber auch hier hätte ein wenig mehr Mut zum Ausbruch aus altbekannten Strukturen nicht geschadet. Sicherlich, formal ist das alles sauber, doch der letzte Kick zum ganz großen Kinohighlight fehlt irgendwie. Das könnte eben daran liegen, dass sich der heraufbeschworene Leinwandzauber dann zu technisch, klinisch, perfekt anfühlt – es fehlt streckenweise an ablenkender Spontanität, so dass man schließlich doch die gespannten Drähte auf der Bühne wahrnimmt. Und das ist ein wenig schade, hätte doch gerade eine so grenzenlose Träumerei wie Baums Kreation einen noch viel ungezügelteren Ursprung verdient.

ozx5Bevor nun aber ein zu negativer Eindruck entsteht, sei abschließend noch einmal angemerkt, dass „Die fantastische Welt von Oz“ als potentieller Frühlingsblockbuster eine durchaus ansehnliche Figur macht. James Franco gelingt es, seinen Charakter eben nicht als typisch-aalglatten, strahlenden Helden zu interpretieren, sondern das Publikum aufgrund der schelmischen Darstellung bis zum Schluss in einer spannenden Ungewissheit bezüglich dessen edler Absichten zu lassen. Die Abenteuer, die sich jenseits des gelben Ziegelsteinweges zutragen, halten das, was man eben von einer solchen Großproduktion erwarten darf. Ja, Raimis Film ist ein Kompromiss zwischen einem kreativen Geist und wirtschaftlicher Kalkulation – das kann niemand abstreiten. Und so ist es auch mit „Der Herr der Ringe“, „Harry Potter“ und Co gewesen. Ein offenes Geheimnis. Hier kauft man ein Ticket, von dem man sich Spaß und ein paar eskapistische Stunden erhofft. Es funktioniert. Im ersten und letzten Drittel allerdings besser als im etwas dahindümpelnden, kraftlosen Mittelteil. Ein Gefühl von Kinomagie und ein zufriedenes Grinsen überkommen einen am Ende tatsächlich.

Vorhänge schließen sich, der Abspann läuft während diese im Hintergrund noch flattern. Dann plötzlich pluckert etwas aus den Lautsprecherboxen – Mariah Carey trällert uns ein Liedchen. Jetzt ist der Zauber wirklich vorbei und wir erheben uns von den Sitzen. Die einen etwas glücklicher als die anderen. Daran sind wahrscheinlich in erster Linie unterschiedliche Erwartungen schuld.


Trailer

"Ghost Movie ist keine Parodie" – Interview mit Marlon Wayans

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Marlon Wayans Interview

Zum deutschen Kinostart von Ghost Movie hatte ich die Gelegenheit mit Marlon Wayans, dem Drehbuchautor und Hauptdarsteller des Films zu sprechen. So unbeeindruckt ich von dem Film selbst auch war, so freute ich mich dennoch über die Gelegenheit mit dem Mann zu sprechen, der gemeinsam mit seinen Brüdern das gesamte Filmparodien-Subgenre mit Scary Movie äußerst erfolgreich (und witzig) wiederbelebt hat. Neben drei Sequels (der fünfte Film kommt noch dieses Jahr) zu diesem Film, wurden seitdem unzählige weitere Parodien (von Date Movie über Superhero Movie bis eben Ghost Movie) in die Kinos gebracht. Somit ist der Einfluss von Marlon Wayans und seinen Brüdern Keenen Ivory Wayans und Shawn Wayans nicht zu verleugnen.

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FilmFutter: Hi Marlon. Zunächst möchte ich Dir herzlich zum Erfolg von Ghost Movie gratulieren. Der Film ist ja ein richtiger Hit an den US-Kinokassen geworden.

Marlon Wayans: Ja, er hat $40 Mio hier eingespielt.

FF: Und das bei einem relativ geringen Budget, oder?

MW: Ja, es war ein sehr geringes Budget.

FF: Glückwunsch. Es ist sehr beeindruckend, wenn ein Independent-Film so erfolgreich läuft.

MW: Ja, er hat $1,7 Mio gekostet und $40 Mio eingespielt. Wenn ein Film hingegen $40 Mio kostet und nur $1,7 Mio einspielt, das ist gar nicht gut. (lacht)

FF: Das stimmt wohl! Wenn wir schon über großen Erfolg reden – deine Brüder Keenen Ivory und Shawn und Du, Ihr habt vor mehr als einem Jahrzehnt mehr oder weniger eigenhändig das gesamte Filmparodien-Genre wiederbelebt mit Scary Movie. Hattest Du je eine Ahnung, wie groß der Erfolg sein würde und wie lange dieser Trend danach andauern würde?

MW: Nein…nein, man macht es einfach. Die Leute mochten einfach unsere Sichtweise auf die Welt und die Filme. Wir waren ziemlich erfolgreich mit unserer Herangehensweise. Ich glaube also nicht, dass es so sehr das Genre selbst ist, das das Interesse der Zuschauer geweckt hat, sondern die Art, wie wir die Welt sehen.

FF: Seit Scary Movie gab es sehr viele ähnliche Filme. Natürlich die Fortsetzungen zu Scary Movie selbst, wobei Du nur noch beim ersten Sequel mitgemacht hast, aber auch eine Reihe weiterer Parodien wie Fantastic Movie, Disaster Movie, Date Movie usw. Auf eine Art hat sich dieses Subgenre bereits ausgespielt. Wieso wolltest Du also zu diesen Filmen zurückkehren mit Ghost Movie? Was an dem Film hat Dich gereizt?

MW: Ich denke die anderen haben es nicht richtig gemacht. Sie sind einfach auf den fahrenden Zug aufgesprungen, haben versucht eine Parodie zu drehen und dabei einfach nicht verstanden, dass man auch einen lustigen Film machen muss. Und ich habe einen lustigen Film gemacht. Ich war nicht so sehr damit beschäftigt, eine Parodie zu drehen, sondern einfach einen originellen und witzigen Film. Als wir den ersten Scary Movie gemacht haben, fand man den Film auch witzig, wenn man nicht all die Filme kannte, auf die darin angespielt wurde. Der Film war einfach witzig, weil es darin gute Charaktere und eine gute Geschichte gab. Es gab einfach viel witziges Zeug darin. Genau so wollte ich es bei Ghost Movie auch machen – eine originelle "Found Footage"-Komödie zu drehen und mich nicht so sehr darauf zu konzentrieren, eine Parodie zu drehen. Natürlich gibt es einige Momente im Film, in denen andere Filme parodiert werden. Aber Ghost Movie ist keine Parodie. Was toll ist an dem Film – es ist nicht die Art Film, bei der man Paranormal Activity oder Devil Inside unbedingt gesehen haben muss, damit er witzig ist.

FF: Ein anderer Trend, den ich bei vielen Parodien gemerkt habe ist, dass darin häufig einfach irgendwelche C-Promis vor die Kameras laufen und sich präsentieren. Es gibt aber keine richtige Story. Du versucht hingegen einen vollständigen, in sich geschlossenen Film zu präsentieren, mit einer Geschichte vom Anfang bis zum Ende und nicht nur eine Aneinanderreihung von Sketchen.

MW: Ja, wie ich gesagt hab: Sie machen eine schlechte Variante von dem, was wir tun. Was wir tun ist das, was wir immer tun. Es gibt bestimmte Muster und Formeln in unserer Familie, bestimmte Zutaten, die wir in unseren Filmen benutzen. Und die erste Zutat ist "Humor". Wir können komplett unbekannte Schauspieler nehmen und sie werden witzig sein. Als wir Scary Movie gemacht haben, gab es viele unbekannte Schauspieler in dem Film. Es gab einfach sehr viele witzige Leute und Charaktere. Wir haben uns damals nicht gedacht: "Hey, wir brauchen hier einen bekannten Namen und dort einen bekannten Namen!" Das nennen ich Gimmicks. Das sind schlechte Tricks und wir wollen keine Tricks. Wir wollen witzige Situationen und witzige Charaktere und deren Reaktionen sollen witzig sein.

FF: Das stimmt. Scary Movie besteht den Test der Zeit ganz gut, während fast alle anderen ähnlichen Filme es mit Sicherheit nicht tun. Nach mehr als zehn Jahren ist er immernoch sehr witzig.

MW: Danke! Das freut mich. Den ersten Scary Movie habe ich wirklich am liebsten gemacht, weil ich glaube, dass bei dem wir wirklich Zeit hatten, um das Projekt gut zu pflegen und zu entwickeln. Und dann wurden wir zu Teil 2 gehetzt. Der zweite Film ist immer noch witzig, aber er bestand mehr aus simplen Gags. Die Gags waren gut, aber ich glaube, dass wenn wir mehr Zeit gehabt hätten, wir einen besseren Film hätten machen können. Und so kam Ghost Movie sehr natürlich zustande. Ich habe mir einfach überlegt, dass ich gerne eine "Found Footage"-Komödie machen würde. Also fing ich an, mir Paranormal Activity, Devil Inside und ähnliche Filme anzuschauen. Sie haben mich dazu inspiriert, eine "Found Footage"-Komödie zu inszenieren. Ich habe mich nämlich gefragt: "Warum verhalten sich die Leute so dumm in diesen Filmen?" In Ghost Movie passiert es einem schwarzen Pärchen. Es ist aber nicht einfach irgendein schwarzes Paar, es ist die Sicht der Zuschauer, seien es weiße Zuschauer, schwarze Zuschauer, hispanische Zuschauer…alle reden auf die Leinwand ein: "Idiot, geh da nicht rein!". Genau das wollte ich erreichten, den Blickwinkel der Zuschauer bei solchen Filmen zu zeigen nd ich denke das ist mir mit Ghost Movie gelungen.

FF: Was die ersten beiden Scary Movie-Filme und Ghost Movie von vielen ähnlichen Filmen unterscheidet ist das R-Rating (Anm. der Red.: hohe Altersfreigabe in den USA, ab 17 Jahren). Wolltest Du vom Anfang an diese Freigabe für Ghost Movie oder ergab sich das einfach?

MW: Ich habe es nicht bewusst versucht. Ich habe einfach den Film das sein lassen, was er ist. Aber die hohe Freigabe erlaubt einfach mehr unverschämten Humor und ich glaube unsere Zuschauer sind reifer geworden seit Scary Movie. Die Scary-Movie-Serie ist für Kids, ich versuche jetzt ein etwas älteres Publikum anzusprechen. Wegen YouTube und des Internets im Allgemeinen…jugendfreie Komödien machen einfach weniger Spaß als welche mit einem R-Rating.

FF: Das stimmt! Könntest Du dir vorstellen, jemals wieder zum Scary Movie-Franchise zurückzukehren, wenn du die Freiheit hättest, Dein Ding durchzuziehen?

MW: Ich glaube damit sind wir durch. Die Leute, denen das Franchise gehört, die Weinsteins, und wir, die Wayans, haben einfach unterschiedliche Sichtweisen darüber, was ein gutes Deal ist. Das Franchise hat ihnen $1 Milliarde engebracht und sie sehen es dennoch nicht ein, uns daran so zu beteiligen, wie es verdient wäre. Ich glaube sie sehen nicht unseren Wert in Bezug auf die Filmreihe und so machen sie ihr Ding und wir unseres.

FF: Die Serie wurde schlechter, nachdem Ihr ausgestiegen seid…

MW: Oh, das wissen wir. Ich glaube sie haben die Zuschauer eine Weile lang an der Nase herumgeführt, aber ich glaube beim neuen Film werden die Zuschauer schon früh genug riechen, womit sie es zu tun haben und sich denken "Es riecht wie ein Scheißhaufen." Nicht so unser Film, Ghost Movie. Er ist witzig. Ich sage nicht, dass er dein Leben verändern wird, aber zumindest deine Stimmung. Es ist einfach ein lustiger Film.

FF: Bei Ghost Movie hast Du nicht mit einem deiner Brüder oder sonst jemandem aus deiner Familie zusammengearbeitet. Schaut man deine Filmografie an, so ist das doch eigentlich ungewöhnlich. Wie kam es dazu?

MW: Es passierte einfach. Meine Brüder waren mit einem anderen Projekt beschäftigt und ich mit diesem. Wir sind jetzt große Jungs. Manchmal machen wir etwas gemeinsam und manchmal auch nicht. Letztendlich sind wir aber eine Marke und machen alles im Namen der Wayans.

FF: Hättest Du Interesse daran, wieder eine dramatische Rolle zu übernehmen wie in Requiem for a Dream?

MW: Wenn mir eine tolle Rolle angeboten wird, würde ich das sehr gerne tun. Aber es muss eine sehr gute Rolle sein und ein guter Regisseur. Wie zum Beispiel Django (Anm.: in Django Unchained). In dem Film, jeder schwarze Kerl, der nicht Django ist, ist einfach ein Sklave. Ich wäre aber gerne der Sklave mit der Waffe. Tolle Rollen sind selten und wenn eine kommt, übernehme ich sie gerne. In der Zwischenzeit aber liebe ich es, Komödien zu machen. Wenn eine gute dramatische Rolle kommt, dann spiele ich sie, aber ich greife nicht nach den Oscars. Mich interessieren eher die Menschen des Alltags, die gerne lachen wollen, albern sind und wieder Kinder sein wollen.

FF: Das Richard-Pryor-Biopic, in dem Du die Titelrolle spielen solltest, wäre doch eine sehr gute Mischung. Es gäbe genug Comedy-Elemente, aber auch Dramatik. Kommt das Projekt voran?

MW: Ich weiß nicht, ob das noch zustande kommen wird. Momentan ist das Projekt in Warteschleife. Wenn es tatsächlich zustande kommt, werde ich mich dafür vorbereiten. Ich mache jetzt schon Stand-Up Comedy und reise damit um die Welt. Dadurch werde ich besser. Wenn also der Richard-Pryor-Film vor die Kameras gehen sollte, werde ich bereit sein. Das Schöne daran, dass ich die Rolle bekam, war, dass ich so auf die Bühne kam. Anfangs wollte ich diesen Teil nur sehr gut spielen, aber jetzt will ich als Stand-Up Comedian sehr gut sein. Deshalb bin ich jetzt schon dankbar für diese Rolle. Ich stehe jede Woche auf der Bühne und werde immer besser. Ich bin bald in Boston und im Mai geht es nach Australien.

FF: Komm doch auch nach Deutschland!

MW: Das fände ich toll. Ich war bereits einige Male in Deutschland. Ich würde gerne auf der Bühne in Deutschland stehen.

FF: Übrigens, ein Film von Dir, den ich persönlich sehr lustig finde, ist White Chicks. Der Film war auch finanziell sehr erfolgreich. Hättest Du Interesse, eine Fortsetzung dazu zu drehen?

MW: Wir denken darüber nach. Es ist viel Arbeit und sehr viel Makeup. Aber wir überlegen uns das ernsthaft, weil White Chicks einer meiner Favoriten ist, von den Filmen, die ich gemacht habe.

FF: Der erste war jedenfalls extrem witzig.

MW: Oh danke!

FF: Was war der letzte Film, den du richtig witzig fandest?

MW: The Campaign (dt. Titel: Die Qual der Wahl) mit Will Ferrell und Zach Galifianakis. Der Film war unglaublich witzig. Als er (Anm: Will Ferrells Charakter) das Baby schlug, kippte ich fast um vor Lachen. Das war einer der witzigsten Filme, die ich in letzter Zeit gesehen habe. Ich musste immer wieder zurückspulen. Will Ferrell bringt mich zum Lachen, ich mag ihn sehr.

FF: Noch eine Frage zu deinen Basketballfilmen: Du hast in den Neunzigern Above the Rim und Der Teamgeist gemacht…

MW: Ich bin ein furchtbarer Basketballspieler, einfach furchtbar.

FF: Aber Du schaust die NBA-Spiele (Anm: National Basketball League), oder?

MW: Ich liebe die NBA!

FF: Und deine Lieblingsmannschaft?

MW: Ich mag alle Mannschaften mit der Ausnahme der (Los Angeles) Lakers. Ich mag jede andere Mannschaft, sogar die (Memphis) Grizzlies.

FF: Hättest du vielleicht Interesse wieder einen Sportfilm zu machen?

MW: Wenn er gut oder witzig ist – auf jeden Fall! Momentan will ich Filme machen, die gut und witzig sind und bei denen ich selbst Spaß habe. Ich will mit guten Leuten arbeiten. Deshalb mache ich Stand-Up Comedy. Ich versuche besser zu werden. Ich will Menschen zum Lachen bringen, Lächeln auf die Gesichter zaubern. Das ist meine Aufgabe.

FF: Und dafür sind wir auch dankbar. Vielen Dank für das Interview Marlon!

3096 Tage (2013)

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Das deutsche Kinoplakat zu

3096, D 2013 • 109 Min • Regie: Sherry Hormann • Mit: Antonia Campbell-Hughes, Thure Lindhardt, Amelia Pidgeon, Dearbhla Molloy, Trine Dyrholm, Roeland Wiesnekker • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 28.02.2013 • Deutsche Website

 

Handlung

Wien, 2. März 1998. An diesem sonnigen Montagmorgen mag die zehnjährige Grundschülerin Natascha Kampusch (Amelia Pidgeon) so gar nicht gerne aus ihrem Bett. Nicht nur, dass sie noch sehr müde ist von ihren tänzerischen Darbietungen in der Stammkneipe ihres Vaters Ludwig (Roeland Wiesnekker) in der letzten Nacht. Nach einer Standpauke ihrer gestressten Mutter Brigitta (Trine Dyrholm) über die Unverantwortlichkeit von Nataschas getrennt von ihr lebenden Vaters, macht sich das geohrfeigte Mädchen auf den beschwerlichen Schulweg. Fernab fröhlich spielender Schulkameraden schleppt das dickliche Mädchen in dem von ihrer Mutter unvorteilhaft geschneiderten Kleid ihren Schulranzen zur Klasse. Als sie an einem weißen Lieferwagen mit verdunkelten Fenstern vorbeigeht, wird sie von einem Unbekannten gepackt, ohnmächtig geschlagen und unter einer Decke in dem Auto verschleppt. Als sie zu Bewusstsein kommt, findet sich Natascha in einem kargen, sechs Quadratmeter kleinen Kellerverlies wieder. Der arbeitslose Nachrichtentechniker Wolfgang Priklopil (Thure Lindhardt) hat sie entführt und will sie unter seinem Haus in einer bürgerlichen Wohnsiedlung gefangen halten. Während Nataschas Eltern, die Polizei und die Medien über ihr Verschwinden rätseln, beginnt für das trotzige, willensstarke Mädchen eine Leidensgeschichte – über 3096 Tage…

Kritik

Thure Lindhardt und Amelia Pidgeon in "3096 Tage" (2013)Dass 3096 Tage (oder kurz 3096 für den internationalen Markt), der fast auf den Tag genau 15 Jahre nach der Entführung Natascha Kampuschs in die hiesigen Kinos kommt, ganz ohne eine Einblendung auskommt, die darauf verweist, dass es sich bei der Handlung des Films um eine wahre Begebenheit handelt, spricht Bände über das breite Vorwissen und die ambivalente Erwartungshaltung des Publikums. Seit ihrer Flucht im August des Jahres 2006 hat die heute 25jährige Österreicherin einiges dafür getan, dass ihr Schicksal immer und immer wieder, samt der Preisgabe neuer Facetten über ihre sonderbare, immerhin achteinhalb Jahre währenden Beziehung zu Wolfgang Priklopil, erzählt wurde. Angefangen mit ihrem ersten langen Brief an die Weltöffentlichkeit am Tag nach der Flucht und dem ersten Fernsehinterview zwei Wochen danach bis hin zu ihrer 2010 veröffentlichten Autobiografie „3096 Tage“ und zahlreichen Auftritten in Talkshows und TV-Dokumentationen, hat Kampusch immer mehr neugierige Menschen an ihren Erlebnissen teilhaben lassen. Ihre Omnipräsenz gerade in den österreichischen Medien hat sie zu einer Persona non grata in ihrem Heimatland gemacht, deren Ruf sie so nur wiederholt schade. Ihr Opferdiskurs wird zunehmend angezweifelt und die Frage gestellt, ob es noch Traumaverarbeitung oder schon Darstellungssucht sei?

In diesem Kontext kann die erste von Kampusch genehmigte Spielfilmfassung ihrer Geschichte nur noch mehr Öl ins Feuer gießen. Basierend auf persönlichen Unterhaltungen mit der reservierten jungen Frau und eigener Recherche, machte sich 2010 Deutschlands Star-Produzent Bernd Eichinger daran, den heiklen Stoff fürs Kino aufzubereiten. Dem Mann, der als Autor und Produzent der international gefeierten Großproduktion Der Untergang (2004) bereits Debatten im Feuilleton um den arroganten Authentizitätsanspruch aufwendiger Historienfilme auslöste, schwebte ein klaustrophobisches, kammerspielartiges Zwei-Personen-Psychodrama vor – fernab des Medienechos und der Ermittlungsbemühungen während und nach dem Fall. Wie beim Untergang, der vornehmlich auf den Erinnerungen von Hitlers Sekretärin beruhte, sollte auch hier der subjektive Bericht in der Ich-Form einer Zeitzeugin als Grundlage für eine objektive wie einfühlsame Darstellung der Geschehnisse und die psychologisch plausible Erklärung der Figuren dienen. Als Eichinger Januar 2011 an einem Herzinfarkt verstarb, nahm seine Wahlregisseurin Sherry Hormann zusammen mit der renommierten Drehbuchautorin Ruth Thoma (Same Same But Different, 2009) das Projekt einige Monate später wieder auf und liefert ein eindringliches, unangenehmes Coming-of-Age-Drama.

Antonia Campbell-Hughes und Thure Lindhardt in "3096 Tage" (2013)Bekannt für ihre albernen Beziehungskomödien aus den 90ern (Irren ist männlich, 1996, Widows, 1998), empfahl sich Sherry Hormann jüngst mit Wüstenblume (2009) nach der Autobiografie des somalischen Models Waris Dirie als feinfühlige Chronistin schockierender Frauenschicksale unter patriarchaler Willkür. Basierend auf dem unvollendeten Drehbuch Bernd Eichingers, das Thoma mit Zuhilfenahme von Nataschas gleichnamiger Autobiografie „3096 Tage“, dem 2007 erschienenen Buch „Verzweifelte Jahre“ von Kampuschs Mutter Brigitta Simy über ihre Zeit der Trauer während der Entführung, und Polizeiberichten aus der Zeit fertigstellte, drehte Hormann nun ein handwerklich makelloses, spannend erzähltes und kraftvoll gespieltes Frauendrama, das sich leider nicht fernab seiner mannigfaltigen Metadiskurse denken lässt. Die titelgebenden 3096 Tage sind dabei zugleich die Dauer der Tortur, die Kampusch erleiden musste, als auch die vom Film in Form von Einblendungen zur Orientierung des Zuschauers verwendete Zeitkoordinate, die sich über 109 angespannte Minuten spannt, aber wie gefühlte drei Stunden wirkt. Der atmosphärisch dichte und in einer ungeheuren, schnörkellosen Intensität inszenierte Film changiert dabei zwischen Gefängnisfilm, Torture Porn und einer faszinierend abwegigen sadomasochistischen Love-Story.

Entgegen anderer Filme, deren Sujet von Natascha Kampuschs Fall indirekt inspiriert wurden und die in ihrer Umsetzung zu kühler Distanz und erhöhter Arthouse-Abstraktion tendieren (wie etwa Markus Schleinzers Michael, 2011), setzt Hormanns antimelodramatisch nüchterner Film auf die sachliche, ungeschönte, jedoch dezidiert nicht-voyeuristische Darstellung der Ereignisse aus der Perspektive seiner Protagonistin. Mit einem minimalen Einsatz von erklärender Musik, vielen lauten und bedrohlichen, mal realen, mal vom Opfer imaginierten Klängen auf der Tonspur, und einer beklemmenden, trügerisch biederen Bildsprache bringt die Filmemacherin den Zuschauern Kampuschs physische wie psychische Grenzerfahrungen näher. Eine Erfahrung, über die das Opfer in seinen bisherigen Berichten aber stets geschwiegen hat, ist die sexuelle Nötigung durch seinen Peiniger. Seinem großen Authentizitätsanspruch gerecht, scheut der Film auch hiervor nicht zurück, strauchelt aber darüber hinaus, aufgrund seiner unbedingten Objektivität und einer daher nicht vorhandenen erhellenden Perspektivierung der Tatsachen, eine Daseinsberechtigung für sich zu formulieren. Ob man nun den Film als bizarre Variation des Pygmalion-Motivs, als heroisches Überlebensdrama, oder als plumpes cautionary tale verstehen mag, hinterher ist man eigentlich nicht weiser als vorher.

Thure Lindhardt und Antonia Campbell-Hughes in "3096 Tage" (2013)So erweist sich 3096 Tage als ein äußerst zwiespältiges, gleichermaßen eindrucksvolles und aufwühlendes, wie ärgerliches und unbefriedigendes Kino-Highlight für den deutschen Film im noch jungen Kinojahr 2013. Eine sehr gute Besetzung internationaler Schauspieltalente, einschließlich der bemerkenswerten Kinodebütantin Amelia Pidgeon als junge Natascha, ein von seiner Ehefrau Sherry Hormann aus dem Vorruhestand gelockter Michael Ballhaus, dessen letzter elektrisierender Kameradienst für Martin Scorseses The Departed (2006) war, und eine sehr behutsam und gefühlvoll vorgehende Drehbuchautorin und Regisseurin arbeiten sich an einem Material ab, über das nicht wenige einen Mantel des Schweigens legen würden, weil es unfassbar oder auch bereits zu multimedial breitgetreten erscheint. Bleibt abzuwarten, in welch anderer Form diese grausige, noch mysteriöse Geschichte wiederkehren wird, denn das letzte Wort über Natascha Kampuschs Leben in Gefangenschaft vermag auch der Film nicht zu sprechen oder sprechen zu wollen.

 von Asokan Nirmalarajah

Trailer

https://youtu.be/9iQV1MqOYcs

Box-Office Deutschland – Kokowääh 2 gewinnt zum dritten Mal

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Box-Office Deutschland - 21.-24.02.2013

Quelle: Insidekino

Am Oscarwochenende schwächelten die Neustarts in den deutschen Kinos und ohne Ferien im Rücken hielten sich auch die älteren Filme trotz unbeeindruckender Konkurrenz nicht sonderlich gut. Nur zwei Filme in der gesamten Top 20 fielen weniger als 30% gegenüber der Vorwoche. Von den Auswirkungen des Oscar-Hypes auf die Holds war kaum etwas zu spüren. Nachdem die Top 10 also vorletztes Wochenende ein gewaltiges Plus gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr verzeichnet hatte, ging es letztes Wochenende für die Gesamtbesucherzahl der Top 10 um 13% runter von 2012.

Am dritten Wochenende in Folge führte Kokowääh 2, diesmal noch deutlicher als letzte Woche, die Charts an. Das Sequel von und mit Til Schweiger verlor 42% verglichen zur Vorwoche und lockte diesmal 311,000 Zuschauer in die Kinos, sodass er seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf knapp mehr als 1,75 Mio nach 18 Tagen bringen konnte. Auch wenn das immer noch fast 1,000,000 Zuschauer hinter dem 18-Tage-Ergebnis von Teil 1 liegt, gibt es hier wohl sonst keinen Grund zu klagen. Herr Schweiger ist erfolgreich wie eh und je und schafft es scheinbar ohne besondere Anstrengungen einen 2+ Mio-Zuschauerhit rauszuhauen, solange er in seiner "Comfort Zone" (sprich: lockere romantische Komödien) bleibt. Seine (weiblichen) Fans bleiben ihm sehr treu. Bereits kommendes Wochenende wird der Film mit Sicherheit 2 Mio Zuschauer knacken und auch 2,5 Mio werden kein Problem darstellen. Bis zur zweiten Goldenen Leinwand des Jahres ist es allerdings noch ein sehr weiter Weg. Kokowääh 2 könnte es noch bis dorthin schaffen, aber womöglich wird der Film dazu noch die Zahlen aus Open-Air-Vorstellungen im Sommer benötigen. Sicher erscheint nur momentan, dass der Film insgesamt mindestens 2,7 Mio Besucher für sich begeistern wird.

Noch schlechter hielt sich Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben, der in der zweiten Woche nach Besuchern wieder Platz 2 verteidigte und um 47% auf 279,000 Zuschauer fiel. Nach 11 Tagen steht das Action-Sequel nur noch weniger als 21,000 Besucher davon entfernt, die 1 Mio-Zuschauermarke zu knacken. Damit wäre Stirb langsam 5 bereits der vierte Film dieses Jahres in den deutschen Kinos, der mehr als 1 Mio Zuschauer in die Kinos locken konnte. Letztes Jahr gab es zu diesem Zeitpunkt nur einen (Ziemlich beste Freunde). Verglichen mit den anderen Stirb-langsam-Sequels zeigt der neue Film aber deutlich schnellere Ermüdungserscheinungen. Stirb langsam 4.0 lockte am zweiten Wochenende mit einem Rückgang von 40% 415,000 Zuschauer in die Kinos. Auch Teil 2 und Teil 3 wurden am zweiten Wochenende jeweils von mehr als 350,000 Kinogängern gesehen. Daran zeigen sich wohl einerseits die Frontlastigkeit des neuen Sequels andererseits velleicht aber auch ein deutlich schwächeres Mundpropaganda unter den Kinogängern. Dennoch liegt Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben immerhin vor dem zweiten Film im gleichen Zeitraum (dieser erreichte 910,000 Zuschauer in 11 Tagen). Stirb langsam 4.0 hatte nach dem zweiten Wochenende allerdings mehr als 1,5 Mio Besucher vorzuweisen (wobei er auch an einem Mittwoch gestartet wurde und somit einen Tag mehr hatte). Stirb langsam – Jetzt erst recht wiederum lockte in seinen ersten 11 Tagen mehr als 1,26 Mio Zuschauer in die Kinos. Der schwache Hold sollte dafür sorgen, dass der neue Stirb langsam 2 Mio Zuschauer nun sicherlich verpassen wird, doch es sieht immer noch danach aus, als könnte er zumindest 1,5 Mio Besucher erreichen. Gemeinsam mit Django Unchained bildet er also auch ein gutes Argument für die Stärke der FSK16-Filme an den Kinokassen.

Bronze ging letztes Wochenende an Django Unchained, der sich in der sechsten Woche mit einem Rückgang von 36% ziemlich gut hielt und weitere 155,000 Zuschauer für sich begeistern konnte. Bis dato haben fast 3,7 Mio Menschen den Film in den deutschen Kinos gesehen, was für fast jeden Film sehr gut wäre, für einen ab 16 Jahren freigegebenen Film einfach toll und für einen Western geradezu unglaublich ist. Dabei scheint er noch sehr weit vom Ende seiner Laufzeit entfernt zu sein und wird womöglich noch am Märzende unter den Top 10-Filmen zu finden sein. Außerdem sollte er spätestens im Sommer bei den Open-Air-Aufführungen wieder auftauchen und auch da noch einen guten Erfolg genießen. Dass Django Unchained hierzulande bereits Hits wie Inception, Ted, The Dark Knight Rises, Alice im Wunderland und bald auch alle Twilight-Filme überholt haben wird, zeigt seinen phänomenalen Erfolg erst recht auf. Bei 4 Mio Zuschauern, die er noch vor Ende März erreichen sollte, wird also lange nicht Schluss sein. Mindestens 4,2 Mio Besucher werden für den Quentin-Tarantino-Film zusammenkommen – genug um unter die zehn erfolgreichsten Filme dieses noch jungen Jahrzehnts zu kommen!

Der erfolgreichste Neuzugang der Woche war Les Misérables, der am Oscarwochenende trotz seiner acht Nominierungen nicht sonderlich stark aus den Startlöchern kam. Mit 140,000 Besuchern einschließlich Previews und 120,000 am regulären Wochenende (Donnerstag-Sonntag) wies er einen unauffälligen Schnitt von 318 Besuchern/Kino in seinen 377 Kinos auf. Dieser Start lag über denen von Chicago (112,000 Zuschauer) und Das Phantom der Oper (87,000 Zuschauer), wobei man anmerken muss, dass Chicago in etwa 160 Kinos weniger gestartet wurde. Zugleich startete Les Misérables schwächer als Musicals wie Sweeney Todd (143,000 Zuschauer), Moulin Rouge (249,000 Zuschauer) und Mamma Mia! (540,000 Zusachauer). Dass Les Misérables trotz Oscarunterstützung nicht noch besser angelaufen ist, könnte an vielerlei Gründen liegen, darunter die Überlänge des Films, aber auch die Tatsache, dass hier den ganzen Film lang (also auch die Dialoge) gesungen wird. Das hat das Publikum, welches die ganze Zeit auf das Lesen von Untertiteln angewiesen ist, wohl eher abgeschreckt.  Auf lange Sicht sollte der Film solide laufen, insbesondere da er mit drei Oscarsiegen am Sonntag zu den "größeren" Siegern gehört, doch ein großer Erfolg wie in vielen anderen Ländern wird dem Streifen hierzulande nicht beschert sein. Ein Endergebnis jenseits von einer halben Million Zuschauer wäre schon als durchaus positiv zu betrachten.

Die Top 5 wurde am Wochende von Fünf Freunde 2 abgerundet. Der deutsche Familienfilm verpasste 100,000 Besucher am Wochenende um denkbar knappe 43 Menschen und brachte seine momentane Gesamtbesucherzahl auf etwas mehr als 750,000 nach vier Wochen und damit fast 200,000 mehr als sein Vorgänger im gleichen Zeitraum. Noch vor Ende März wird Fünf Freunde 2 ebenfalls 1 Mio Zuschauer erreichen auf dem Weg zu einem Gesamtergebnis jenseits von 1,2 Mio. Der deutsche  Film hätte demnach alleine im ersten Quartal schon drei Millionhits vorzuweisen. Dabei hilft es dem Film ungemein, dass er im Familienbereich kaum Konkurrenz zu spüren bekommt.

Platz 6 ging an die Zombie-Romcom Warm Bodies, die einschließlich Previews und Sneaks knapp 101,000 Besucher für sich am Wochenende begeistern konnte. Am eigentlichen Wochenende waren es aber nur etwa 80,000. Ich erwarte hier kein langes Leben in den Kinos und alles oberhalb von 300,000 Zuschauern würde mich überraschen.

Der Schlussmacher büßte in seiner 7. Woche 47% seiner Zuschauer von der Vorwoche ein und landete mit 76,000 Beswuchern auf Rang 7 der Charts. Dabei erreichte der deutsche Kinoerfolg von Matthias Schweighöfer insgesamt nun mehr als 2,3 Mio Zuschauer. Schon bald wird der Film auch die 2,5 Mio-Marke passieren und sollte letzten Endes bei etwa 2,6-2,8 Mio landen. Momentan befinden sich in der Jahres-Top-10 von 2013 fünf rein deutsche Produktionen – besser könnte es für den deutschen Film kaum laufen.

Auf Platz 8 startete am Wochenende die Horror-Persiflage Ghost Movie, die mit 54,000 Besuchern in 346 Kinos einen mauen Schnitt von nur 146 Besuchern pro Kino schrieb. Dieser Start lag deutlich unter den vergleichbaren Parodien wie  Meine Frau, die Spartaner und ich, Date Movie oder Fantastic Movie. Wie allen diesen Filmen wird auch Ghost Movie kein langes Leben in den Charts wiederfahren. Bei maximal 150,000 Besuchern sollte für ihn Schluss sein.

Erneut erstaunte Steven Spielbergs Lincoln und baute fabelhafte 22% ab, womit er sich besser hielt als jeder andere Top-20-Film letztes Wochenende. Nach zusätzlichen 39,000 Zuschauer fehlen dem Film weniger als 4,000 Besucher bis zur 400,000-Marke. Damit dürfte er sich eine halbe Million Besucher endgültig gesichert haben, aber auch 600,000 liegen noch in seiner Reichweite, insbesondere nach dem Oscar für seinen Hauptdarsteller.

Hingegen legte Parker auf Platz 10 den schlechtesten Hold der Top 10 hin und fiel um hefitge 52% auf 35,000 Besucher. Immerhin hat das Jason-Statham-Vehikel mittlerweile fast 275,000 Besucher erreicht. Damit ist Parker jetzt schon der vierterfolgreichste Statham-Film hierzulande außerhalb seiner Expendables-, Crank– und Transporter-Franchises. Es sieht so aus als würde er die Charts relativ bald verlassen, insbesondere da die direkte Konkurrenz seitens Hänsel und Gretel – Hexenjäger ihm zu schaffen machen wird. Jedoch sollte es noch zumindest für 350,000 Besucher ausreichen.

Die 3D-Wiederaufführung von Findet Nemo ging am zweiten Wochenende um 39% zurück und verließ bereits die Top 10. Dabei erreichte sie immerhin 100,000 Besucher. Was aber noch wichtiger ist, ist dass Findet Nemo nach mehr als sechs Jahren Pause mit insgesamt 8,78 Mio Besuchern wieder er erfolgreichste computeraniminierte Film aller Zeiten ist in Deutschland.

Ritter Rost erreichte am Wochenende die 500,000-Zuschauermarke und schnitt damit jetzt schon besser ab als viele dem deutschen Animationsfilm zugetraut hätten. Auch 600,000 sind definitiv noch drin.

Einen neuen Meilenstein erreichte am Wochenende Der Hobbit – Eine unerwartete Reise, der nach 11 Wochen in den Kinos endlich 6,5 Mio Besucher erreicht hat und jetzt nur noch weniger als 170,000 Besucher davon entfernt ist, Ice Age 4 – Voll verschoben von Rang 3 der besucherstärksten Filme von 2012 zu stoßen. Mit den Double Features im Dezember sollte ihm das auch gelingen.

Auich Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger erreichte am Wochenende neue Höhen. Nach neun durchaus erfolgreichen Wochen in den Charts, hat der vierfach oscarprämierte Film von Ang Lee 2 Mio Besucher geknackt. Da der Film unter anderem für Beste Regie von der Academy ausgezeichnet wurde und insgesamt mehr Oscars bekam als jeder andere Film letzten Sonntag, wird ihn der Oscar-Hype in den kommenden Wochen vielleicht zu etwas frischem Wind verhelfen. Ich schließe momentan eine Gesamtbesucherzahl von 2,2 Mio nicht aus.

Trotz drei Oscarnominierungen und guter Kritiken startete der schwer verdauliche neue Film von Paul Thomas Anderson, The Master, mit lediglich 17,000 Zuschauern von 64 Kinos. Er wird es schwer haben, auch nur in die Nähe von 100,000 Besuchern zu kommen.

Schließlich gab es eine weitere positive Meldung für den deutschen Film. Die Vermessung der Welt von Detlev Buck erreichte letztes Wochenende endlich 600,000 Zuschauer.

Die Jagd (2012)

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Jagten, DK/S 2012 • 111 Min • Regie: Thomas Vinterberg • Drehbuch: Tobias Lindholm & Thomas Vinterberg • Mit: Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsen, Susse Wold, Lasse Fogelstrøm, Annika Wedderkopp • Kamera: Charlotte Bruus Christensen • Musik: Nikolaj Egelund FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Central Film/Wild Bunch Germany Kinostart: 28.03.2013

 

Das Thema Kindesmissbrauch ist nie ein leichtes, wenn es in einer Diskussion auftaucht. In seinem neuen Spielfilm „Die Jagd“ zeigt Thomas Vinterberg („Das Fest“) den Kindergärtner Lucas (Mads Mikkelsen), der sich mit einer ungeheuerlichen Anschuldigung konfrontiert sieht: Die kleine Klara (Annika Wedderkopp) gibt vor dessen Chefin an, er habe ihr sein nacktes Glied gezeigt. In der eingeschworenen, kleinen Gemeinde wird daraufhin der Prozess ohne den Angeklagten gemacht – die Schuld wird durch die Worte des Mädchens als bewiesen angesehen. Kinder lügen schließlich nicht. Oder etwa doch … ?

jagtenx1Ein Problem des bitteren Dramas ist zunächst, dass dem Regisseur keine zufriedenstellende Exposition gelingen will: Die Beziehungen der Figuren zueinander werden skizziert, an Konturen fehlt es allerdings. Wenn Vinterberg beispielsweise am Ende des Films hervorbringt, dass Lucas und Theo (Thomas Bo Larsen), Klaras Vater, seit ihrer Kindheit enge Freunde sind, überrascht dies doch sehr und mag nicht recht mit den vorherigen, emotional völlig unterkühlten Ereignissen harmonieren. Und wenn zu Anfang die gesamte Männerbande nackt im eisigen See badet und kurz darauf gröhlend die Bierkrüge erhebt, fühlt man sich eher an ein Sommerlager, nicht aber an freundschaftlichen Tiefgang erinnert. Anschließende Familienbilder lassen das Blut in den Adern gefrieren und auch sonst lädt hier wenig zum Aufenthalt im tristen dänischen Provinznest ein, in dem der Schrecken wieselflink seinen Lauf nimmt. Das ist in Ordnung, schließlich hat auch niemand im Vorfeld „Die Jagd“ als leichtverdaulichen Kinospaß angepriesen. Die Zuschauer sollen gefordert, schockiert, zum Denken angeregt werden – das ist Arthouse, nicht Tinseltown.

jagtenx2Ärgerlich ist es dann allerdings, wenn einen das präsentierte Geschehen nie wirklich packt und involviert. Wenn einen die ungekünstelten Aufnahmen schlicht kalt lassen, weil sich ihr Inhalt so fern und unwirklich anfühlt. Lucas ist ein Sympathieträger und wird von Mads Mikkelsen, der auf den letztjährigen Filmfestspielen von Cannes für seine Darstellung völlig zu Recht ausgezeichnet worden ist, spürbar natürlich verkörpert. Das, was ihm und später seinen Angehörigen (sein jugendlicher Sohn Marcus hält als einer der wenigen bedingungslos zu ihm) angetan wird, ist extrem grausam und hinterhältig. Doch wie konnte es überhaupt ohne jeglichen vorherigen Dialog zu so viel Hass gegen seine Person kommen? Wohlgemerkt von Menschen, die er – wie Vinterberg arg unglücklich vermittelt – bereits sein Leben lang kennt. Lucas leistet nie Widerstand und lässt sich herumschubsen, das ist sein Platz in der Gemeinde. Und riecht das nicht etwas stark nach ausgelutschtem Klischee in einem Film, der uns eigentlich ein Stück Wahrheit nahebringen möchte? Was sich dann letztlich anschließen soll, ist Lucas' Auferstehung als ein Mann, der für sich eintritt. Wenn nötig mit Gewalt. Kurz: Dogma 95 trifft auf Sam Peckinpahs „Straw Dogs“ (1971) – und diese Hochzeit mag nicht recht funktionieren.

jagtenx3„Die Jagd“, in dem Thomas Vinterberg nach seinem gefeierten „Das Fest“ ein weiteres Mal das Problem Kindesmissbrauch anschneidet, krankt vor allem daran, dass er etwas Abstraktes – die Hexenjagd auf ein unschuldiges Individuum durch den blinden, tobenden Mob – durch viele konkrete, in sich komplexe Faktoren auszudrücken versucht. Der Mob, das sind Personen, die wir mit Namen vorgestellt bekommen, die mit dem Protagonisten lachen und scherzen und eigene Geschichten besitzen. Eine Lüge wird in die Welt gesetzt, und was dann passiert, ist folgendes: Lucas wird über Nacht wie die Beulenpest gemieden. Seine ehemalige Vorgesetzte entflieht der verbalen Konfrontation gar, wie dem Angriff eines tollwütigen Hundes und auch andere Personen verhalten sich fast so eigenartig, als hätte eine „Invasion der Körperfresser“ stattgefunden. Diese Herde toleriert eines ihrer Schafe einfach nicht mehr, trotzt jeder Vernuft – jedem Anstand – und zerstört sein Leben. Ohne ihm überhaupt vorher in die Augen zu sehen. Der Beschuldigte ist von seiner Unschuld selbst natürlich überzeugt, deshalb reagiert er wohl nicht mit der nötigen Härte. Oder weil er einfach, wie bereits erwähnt, den Widerstand scheut. Er lässt es „passieren“.

jagtenx4Die interessanteste Figur in diesem leider frustrierend-zähen und fragmentierten Werk ist übrigens die von der jungen Annika Wedderkopp gespielte Klara. Das kleine Mädchen ist sich seiner Lüge zwar bewusst, dem Ausmaß dieser aber keineswegs. Es war eine kindliche Träumerei. Klara verirrt sich stets auf ihren Fußwegen, sie benötigt eine klare Linie, die sie führt. Das ist ein durchaus schönes Bild für die Verwirrung in ihrem Kopf – und dieses veranschaulicht obendrein auch, was Vinterbergs Film letztlich fehlt. An engagierten schauspielerischen Leistungen mangelt es nämlich nicht. In der finalen Szene fällt ein Schuss. Dieser soll wohl einfach für etwas stehen. Es ist die Schuld des Regisseurs, dass man im eigenen Kopf nun nach dem Schützen fahndet und die schlichte Bedeutung nicht einfach stehen lassen mag.


Trailer

 

The Conjuring – Trailer und Poster zu James Wans neuem Leinwandgrusel

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Just make it clap! Drei Jahre nach seinem Überraschungshit "Insidious" kehrt "Saw"-Schöpfer James Wan mit einer weiteren Genrearbeit auf die große Leinwand zurück: In der Warner Bros./New Line-Produktion "The Conjuring" spielen Patrick Wilson und Vera Farmiga ein Paar von Ermittlern in paranormalen Fällen, das in einem abgelegenen Farmhaus auf eine dämonische (und offensichtlich mit Vorliebe klatschende) Erscheinung trifft. Mit von der gruseligen Partie sind außerdem Ron Livingston, Lili Taylor und Mackenzie Foy. 

Da Wans treuer Weggefährte Leigh Whannell momentan vermutlich noch an der Vorlage zu "Insidious 2" feilt, zeichnen sich hier die Brüder Chad und Carey Hayes (u.a. die Dark Castle-Outputs "House of Wax", "The Reaping" und "Whiteout") für das mal wieder auf einer angeblich wahren Begebenheit beruhende Drehbuch verantwortlich. Und man wäre vielleicht äußerst skeptisch, würde der Regisseur eben nicht auf den Namen James Wan hören …

Ab dem 15. August dürfen sich furchtlose Kinogänger hierzulande ein Bild von dem Werk machen. Wir haben für euch zumindest schonmal den ersten Trailer, der fast schon als Horrorkurzfilm durchgehen könnte, und das Kinoposter.

Enjoy:

https://youtu.be/hNrTQxTOEUI

The Conjuring - Trailer und Poster
"Mist! – schon wieder vergessen, die Stromrechnung zu bezahlen!"

Quellen: comingsoon.net, joblomovienetwork

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