Regisseur erklärt, weshalb John Wick 4 und 5 doch nicht direkt nacheinander gedreht wurden

Keanu Reeves in John Wick 4 © 2022 Lionsgate

Quelle: Comicbook

In der Geschichte des Kinos gab es schon viele Filmproduktionen, meist aufeinander aufbauende Sequels, die entweder parallel oder unmittelbar nacheinander gedreht wurden. Solche simultanen oder unmittelbar ineinander übergehende Produktionen haben natürlich viele logistische Vorteile. Man muss sich nicht erneut an die Zeitpläne und andere Verpflichtungen des Casts und der Crew anpassen, man muss nicht zweimal an dieselben Orte reisen, wenn dort Szenen für mehr als einen Teil gedreht werden müssen, die ganze Infrastruktur ist schon vorhanden und Kosten können so eingespart werden. Auch aus der Sicht der Veröffentlichungspläne hat das gewisse Vorteile, wenn das Studio keine lange Pause zwischen den Kinostarts der Filme haben möchte.

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Die frühsten Beispiele für solche Back-to-back-Produktionen reichen in die dreißiger Jahre zurück. In der jüngeren Filmgeschichte sind u. a. Zurück in die Zukunft 2 und 3, Matrix Reloaded und Matrix Revolutions, Pirates of the Caribbean 2 und 3, Flags of Our Fathers und Letters From Iwo Jima und natürlich die Herr-der-Ringe– und Hobbit-Trilogien am Stück entstanden.

Vor ziemlich genau zwei Jahren wurde angekündigt, dass auch John Wick 4 und 5 direkt hintereinander gedreht werden würden. Die ersten drei Filme der Reihe waren große Erfolge für das Studio, wobei jede Fortsetzung deutlich mehr eingespielt hat als ihr jeweiliger Vorgänger. Es gab also jeden Grund zu glauben, dass sich direkt zwei weitere Sequels lohnen würden. Allerdings wurde dieses Vorhaben gut ein halbes Jahr später aufgegeben und man konzentrierte sich ausschließlich auf John Wick: Kapitel 4, der nach mehreren Verschiebungen am 23.03.2023 in unsere Kinos kommen soll. Dessen Regisseur Chad Stahelski hat jetzt in einem Interview erklärt, weshalb er sich doch gegen zwei Sequels auf einmal entschieden hat: (aus dem Englischen)

Es scheint mir, dass die anderen Franchises, die es versucht haben, sich einfach angefühlt hätten, als hätten sie die gleiche Sache noch mal gemacht, oder? Als hätte es keine neuen Einflüsse gegeben. Manchmal braucht man diese kreative Atempause, um sich frischen Scheiß auszudenken. Sonst habe ich Druck, zwei Filme zu machen anstatt einen wirklich guten. Ich bin einfach nicht so klug. Ich bin nicht so clever. Ich bin nicht so gut als Regisseur, um meine Vision Jahre in die Zukunft zu projizieren und zwei großartige Filme zu machen.

Ich bin schon fucking glücklich, wenn mir ein großartiger Akt gelingt, ganz zu schweigen von zwei großartigen Filmen. Der Film verändert sich und die John Wicks sind sehr organisch, weil wir von den Drehorten abhängig sind. Das also zu planen, zehn Locations über einen Zeitraum von zwei Jahren, ist hart. Und ich denke, dass man die Fans auch damit betrügt. Man bekommt mich nicht in meiner Topform. Man bekommt mich nach 200 Drehtagen, wenn wir total kaputt sind. Die Choreografen wiederholen sich. Man ist gelangweilt.

Ich wechsle Choreographen und rotiere die Stuntteams bei buchstäblich jedem Film und wir versuchen immer, in kreativer Hinsicht besser zu werden. Und wir versuchen uns selbst zu toppen. Ich denke, es wäre gegenüber unserer Fangemeinde unfair und gegenüber den Filmen unfair, es zu Gunsten von Effizienz, ob finanzieller oder kreativer Effizienz, und so zu verausgaben. Lieber mache ich einen, gönne mir eine Pause, reiße mich zusammen, analysiere unsere Fehler und entscheide, was funktioniert hat und was nicht.

Das ergibt durchaus Sinn und rechtzeitige Einsicht, dass sich diese Produktionsweise gegen das Sequel auswirken könnte, ist löblich. In Vergangenheit waren die zweiten Filme solcher Simultan-Produktionen häufig – wenn auch nicht immer – tatsächlich qualitativ und kommerziell etwas schwächer als die ersten, siehe eben Matrix Revolutions oder Zurück in die Zukunft 3.

Dass John Wick: Kapitel 5 trotzdem kommen wird, bezweifle ich nicht. Der Hype für das Franchise ist ungebrochen groß, der bei der Comic-Con letzten Monat veröffentlichte Teaser verspricht ein großes Spektakel und Keanu Reeves ist weiterhin Feuer und Flamme für die Rolle und hat schon erklärt, er sei bereit, sie so lange zu spielen, wie die Zuschauer ihn darin sehen wollen. Außerdem wird die John-Wick-Welt demnächst mit einer Prequelserie über Ian McShanes Charakter Winston und dem Spin-Off-Film Ballerina mit Ana de Armas ausgebaut.

John Wick ist übrigens nicht das einzige Franchise in letzter Zeit, dessen Pläne, zwei Fortsetzungen direkt nacheinander zu drehen, doch verworfen wurden. Auch Halloween Kills/Halloween Ends und die nächsten beiden Mission: Impossible-Filme waren zunächst als unmittelbar aufeinanderfolgende Produktionen geplant, wurden aber doch mit einer Pause dazwischen gedreht.

Freut Ihr Euch auf weitere John-Wick-Filme oder denkt Ihr, dass das Franchise so langsam enden sollte.

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