Justin Lins Regie-Ausstieg aus Fast X wird teuer für Universal

Stephen F. Windon und Justin Lin am Set von Fast & Furious 9 © 2021 Universal Pictures

Quelle: Variety

"Es fühlt sich an wie de Anfang von, äh, von einem epischen Ende."

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Diese Antwort gab Justin Lin Vin Diesel in einem Video (siehe unten), das Diesel am 20. April bei Instagram veröffentlicht hat, auf die Frage, wie es sich für ihn nach der ersten Drehwoche von Fast X alias Fast & Furious 10 anfühlt. Ob der sichtlich peinlich berührte und betretene Lin, der neben dem euphorischen Diesel so wirkt, als müsse er in Geiselhaft einen von seinen Entführern vorgegebenen Text aufsprechen, damals schon wusste, wie prophetisch seine Aussage war?

https://youtu.be/5-5lOtqDlok

Nur vier Tage später verließ Lin mitten während des Drehs den Regiestuhl des Finales des Franchises, das hauptsächlich dank ihm in seiner jetzigen Form existiert. Lin inszenierte den dritten, vierten, fünften, sechsten und neunten Teil der Actionreihe und machte aus einem Nischen-Franchise über illegale Autorennen ein globales Mainstream-Actionabenteuer, das bereits Milliarden an den Kinokassen gescheffelt hat. Eigentlich war Lin mit der Reihe nach Teil 6 fertig, doch Vin Diesel überzeugte ihn, zunächst für den neunten Film und später dann für den 10. und 11. als zweiteiliges Franchise-Finale zurückzukehren. Doch während die Familiengeschichte der Torettos Lins Interesse für Teil 9 noch entfacht hat, gingen die Vorstellungen des Filmemachers und des Studios (oder Diesels?!) beim zehnten Film auseinander, sodass Lin mit der altbewährten Begründung von "kreativen Differenzen" ausgeschieden ist. Er bleibt jedoch Produzent und Co-Autor des Films, sodass nicht der Anschein eines Zwists, wie zwischen Diesel und Dwayne Johnson, erweckt wurde.

Auch wenn der Ausstieg einvernehmlich gewesen sein soll, stellt er Universal vor eine große Herausforderung. Ein Ersatz muss möglichst schnell her, doch namhafte Regisseure sind nicht so kurzfristig verfügbar und werden sich wohl kaum darauf einlassen, ein Riesenprojekt wie dieses ohne gewisse Vorlaufzeit zu übernehmen. Andererseits will das Studio vermutlich auch keinem unerfahrenen Neuling das Finale eines der wichtigsten Franchises des Studios überlassen.

Jeder neue Regisseur müsste sich außerdem mit Vin Diesel und seinem Ego auseinandersetzen. Als Produzent und treibende Kraft der Reihe bestimmt er maßgeblich darüber, wie die Filme werden. Als er die erste Drehbuchfassung von Fast X bekommen hat und Jordana Brewsters Charakter Mia darin noch keine Rolle hatte, bestand er auf einer Änderung und sein Wunsch wurde prompt erfüllt.

Naheliegend währen natürlich Filmemacher, die bereits an der Reihe gearbeitet haben. Doch James Wan (Fast & Furious 7), F. Gary Gray (Fast & Furious 8) und David Leitch (Fast & Furious: Hobbs & Shaw) arbeiten aktuell an anderen Projekten und werden noch länger nicht verfügbar sein. 2-Fast-2-Furious-Regisseur John Singleton ist leider verstorben und Rob Cohen, der den ersten Teil gedreht hat, inszenierte seit 2018 keinen neuen Film mehr, nachdem ihm seine eigene Tochter 2019 vorgeworfen hat, sie als Kind sexuell missbraucht zu haben.

Die neueren Fast-&-Furious-Filme waren sehr teure Angelegenheiten. Die letzten drei Teile der Hauptreihe und das Spin-Off kosteten jeweils zwischen $190 Mio und $250 Mio. Das veranschlagte Budget für Fast X lag höchstwahrscheinlich im selben Bereich und wird jetzt jeden Tag höher. Während die Suche nach Lins Nachfolge fieberhaft läuft und das Studio bereits Gespräche mit potenziellen Kandidatinnen und Kandidatinnen führt, laufen die Second-Unit-Dreharbeiten in London weiter, doch der Hauptdreh pausiert. Cast und Crew müssen weiter für jeden Tag bezahlt werden, um sie an Bord zu behalten und laut Quellen aus unterschiedlichen Studios, die ebenfalls Regisseure nach Drehbeginn austauschen mussten, kostet die aktuelle Verzögerung Universal zwischen $600.000 und einer Million pro Tag. Darüber hinaus sind DarstellerInnen wie Jason Momoa, Charlize Theron und Brie Larson in große Franchises eingebunden und können nicht ewig warten, bis die Dreharbeiten weitergehen. Längere Verzögerungen werden ggf. spontane, kostenintensive Zeitplanänderungen erfordern.

Natürlich weiß Universal, wie wichtig Fast X und sein Sequel sind. Der Kinostart am 19.05.2023 in den USA (und einen Tag früher in Deutschland) soll weiterhin eingehalten werden. Deshalb ist der Druck besonders groß, einen angemessenen Ersatz möglichst schnell zu finden. Die Frage nach den genauen Gründen von Lins Ausstieg wird Filmfans und Industrie-Beobachter jedoch noch länger beschäftigen.

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