Disney-Investor Nelson Peltz kritisiert "woke" Marvel-Strategie

Zwei der größten Hollywood-Studios feierten letztes Jahr das 100-jährige Jubiläum ihres Bestehens. Doch während Warner Bros. mit Barbie den kommerziell erfolgreichsten Film 2023 hatte, gab es bei Disney wenig Grund zum Feiern. Mit der Ausnahme von Guardians of the Galaxy Vol. 3 erfüllte kein anderer Disney-Film die Erwartungen an den Kinokassen, während Disney+ mehr als zehn Millionen Abonnenten verloren hat.

Was ist mit dem größten Unterhaltungskonzern der Welt passiert, der jahrelang mit seinen großen Marken Star Wars und Marvel die Kinocharts dominierte? Die Misserfolgsbilanz beuhruhigt Disneys Shareholder und eins ist klar: Konsequenzen müssen gezogen werden und Köpfe werden rollen.

Ein Krieg um die Zukunft von Disney tobt aktuell hinter den Kulissen, von dem die Normalverbraucher vorerst nichts mitbekommen. US-Milliardär und Hedgefonds-Manager Nelson Peltz, Vater der Schauspielerin Nicola Peltz ("Bates Motel"), besitzt über seine Firma Trian Partners mehr als 30 Millionen Anteile an Disney und ist höchst unzufrieden damit, wie es beim Haus von Micky Maus gerade läuft und denkt, er kann es besser. Als aktiver Investor versucht er aktuell, gemeinsam mit Disneys ehemaligem CFO Jay Rasulo zwei von zwölf Sitzen im Aufsichtsrat des Konzerns zu übernehmen und appelliert an die Investoren, ihn zu nominieren. Laut eigener Aussage möchte er Disney-CEO Bob Iger nicht absetzen, sondern ihm helfen.

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In einem Interview mit Financial Times ließ der 81-jährige Trump-Wähler auch durchblicken, was er an Disneys und speziell an Marvels Strategie auszusetzen habe: Es ist ihm alles zu "woke"! Damit rennt er natürlich bei Anti-Woke-Wutbürgern des Internets offene Türen ein. Doch was genau findet er "woke" an den neue Marvel-Filmen? Peltz richtet seinen Blick dabei speziell auf The Marvels und die beiden Black-Panther-Filme: (aus dem Englischen)

Warum braucht man einen Marvel-Film, in dem nur Frauen mitspielen? Nicht dass ich etwas gegen Frauen hätte, aber warum muss man das haben? Warum kann ich keine Marvels haben, die beides sind? Warum brauche ich eine komplett schwarze Besetzung? […] Ich würde noch nicht sagen, dass Kevin Feige als Präsident von Marvel Studios gefeuert werden sollte, aber ich hinterfrage seine Bilanz.

Dass The Marvels zum Prügelknaben von Marvel- bzw. Disney-Gegnern wurde, ist nichts Neues. Kratzen Eternals und Ant-Man and the Wasp: Quantumania an Marvels perfekter Fassade, brach sie mit dem massiven Flop von The Marvels an den Kinokassen, der weniger als jeder andere MCU-Film zuvor eingenommen hat, endgültig zusammen. Doch Black Panther? Der erste Film wurde zum ersten Superheldenfilm überhaupt, der als "Bester Film" bei den Oscars nominiert wurde. Beide Black-Panther-Filme spielten insgesamt mehr als zwei Milliarden US-Dollar ein, wurden für zwölf Oscars nominiert und haben vier davon gewonnen. Ob ein White-Panther-Film nach Peltz' Vorstellungen wohl besser abgeschnitten hätte?

Disney zögerte nicht, Peltz Aussage als fragwürdig und bedenklich zu kritisieren und als Grund, ihm keinen Sitz zu geben. Außerdem verwies das Studio darauf, dass Marvel-Filme bis heute knapp 30 Milliarden US-Dollar erwirtschaftet haben. Da kann man nicht klagen.

In einem Punkt stimmen Peltz und Bob Iger jedoch überein. So wie Iger letztes Jahr nach der Misserfolgsserie des Studios erklärte, dass die Macher bei Disney vor lauter Wertevermittlung das eigentliche Ziel – die Menschen zu unterhalten – aus den Augen verloren hätte, so sieht auch Peltz das als Hauptaufgabe der Filme und Serien:

Die Leute schauen sich einen Film oder eine Serie an, um unterhalten zu werden. Sie tun das nicht, um eine predigt zu bekommen.

Die besten Mainstream-Filme schaffen natürlich beides und können Unterhaltung und Anspruch miteinander verbinden, so wie Christopher Nolan das seit vielen Jahren schon vormacht.

Wie steht Ihr zu Peltz' Äußerungen? War The Marvels Euch "zu weiblich" und Black Panther "zu schwarz"?

Quelle: Financial Times

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