Little Women räumt beim Verband der Bostoner Filmkritiker ab

Saoirse Ronan in Little Women © 2019 Sony Pictures

Quelle: Boston Society of Film Critics

Zwei Jahre nach ihrem Solo-Regiedebüt Lady Bird ist Indie-Queen Greta Gerwig mit ihrem zweiten Film zurück und versetzt die Kritiker wieder in Begeisterung. Ihre Literaturverfilmung Little Women, basierend auf dem vor 150 Jahren veröffentlichen Roman von Louisa May Alcott, gehört zu den bestrezensierten Filmen des Jahres und weist mit Saoirse Ronan, Emma Watson, Timothée Chalamet, Meryl Streep, Bob Odenkirk und Laura Dern eine phänomenale Besetzung auf. Nichtsdestotrotz ist der Film bislang eher unter dem Radar im Oscar-Rennen geflogen. Bei den Golden Globes gab es lediglich zwei Nominierungen, für Hauptdarstellerin Saoirse Ronan und Alexandre Desplats Filmmusik. Die Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild nominierte den Film schockierenderweise in keiner Kategorie, und bei den Kritikerpreisen dominieren abwechselnd Parasite, The Irishman und Marriage Story.

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Eine Ausnahme bilden die Preise der Boston Society of Film Critics (BSFC), eines Verbandes der Filmjournalisten aus Boston und der Umgebung. Dieser zeichnete Little Women gleich in vier Kategorien aus, darunter als "Bester Film". In drei weiteren Kategorien belegte er den zweien Platz. Seit 2014 hat kein anderer Film so gut bei der BSFC abgeschnitten. Natürlich hat der Film dort aber auch einen gewissen Heimvorteil, denn seine Handlung spielt im US-Bundesstaat Massachusetts, dessen Hauptstadt Boston ist.

Quentin Tarantinos Once Upon a Time in Hollywood gewann zwei Preise und landete in zwei weiteren Kategorien auf dem zweiten Platz. Die komplette Liste der diesjährigen Sieger findet Ihr unten:

Bester Film

Little Women
2. Platz – Porträt einer jungen Frau in Flammen

Beste Regie

Bong Joon-ho (Parasite)
2. Platz – Greta Gerwig (Little Women)

Bester Hauptdarsteller

Adam Sandler (Der schwarze Diamant)
2. Platz – Joaquin Phoenix (Joker)

Beste Hauptdarstellerin

Saoirse Ronan (Little Women)
2. Platz – Elisabeth Moss (Her Smell) und Mary Kay Place (Diane)

Bester Nebendarsteller

Brad Pitt (Once Upon a Time in Hollywood)
2. Platz – Joe Pesci (The Irishman)

Beste Nebendarstellerin

Laura Dern (Marriage Story)
2. Platz – Florence Pugh (Little Women)

Bestes Ensemble

Little Women
2. Platz – Once Upon a Time in Hollywood und Parasite

Bestes Drehbuch

Quentin Tarantino (Once Upon a Time in Hollywood)
2. Platz – Greta Gerwig (Little Women) und Marriage Story (Noah Baumbach)

Bester Schnitt

The Irishman
2. Platz – Der schwarze Diamant

Beste Kamera

Claire Mathon (Porträt einer jungen Frau in Flammen)
2. Platz – Robert Richardson (Once Upon a Time in Hollywood)

Beste Filmmusik

Alexandre Desplat (Little Women)
2. Platz – Emile Mosseri (The Last Black Man in San Francisco)

Bester Dokumentarfilm

Land des Honigs
2. Platz – Apollo 11 und Hail, Satan?

Bester Animationsfilm

Ich habe meinen Körper verloren
2. Platz – A Toy Story – Alles hört auf kein Kommando

Bester fremdsprachiger Film

Parasite
2. Platz – Porträt einer jungen Frau in Flammen

Bester neuer Filmemacher

Joe Talbot (The Last Black Man in San Francisco)
2. Platz – Mati Diop (Atlantique)
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Hier findet Ihr die BFSC-Sieger von 2018, 2017, 2016, 2015, 2014 und 2013.

Natürlich haben diese Auszeichnungen genauso wenig Einfluss auf die Oscars wie alle anderen Kritikerpreise. Allerdings zeichnet sich die BSFC durch eine ziemlich gute Trefferquote aus, was Oscarnominierungen angeht. Seit 2002 wurden lediglich zwei "Bester Film"-Gewinner der Bostoner Kritiker nicht für den Oscar in der Kategorie nominiert – WALL-E 2008 und Beale Street letztes Jahr. Auch die Auszeichnung für Saoirse Ronan ist ein gutes Zeichen. Seit 2004 gab es in der Kategorie nur eine Gewinnerin (Sally Hawkins für Happy-Go-Lucky), die später keine Oscarnominierung erhalten hat – und ihre Auslassung war damals ein großer Schock.

Adam Sandler konnte dank der BSFC nach der National Board of Review und dem New York Film Critics Circle für Uncut Gems einen weiteren großen Kritikerpreis gewinnen und setzte sich sogar gegen Joaquin Phoenix in Joker durch. Ich befürchte aber, dass Sandlers Performance genauso enden wird wie Ethan Hawkes in First Reformed dieses Jahr. Hawke räumte bei den Kritikerpreisen ab, wurde aber bei größeren Verleihungen wie den Golden Globes und der Screen Actors Guild ignoriert. Auch bei den Oscars gab es nur für das Drehbuch des Films eine Nominierung. So könnte es für Uncut Gems auch ausgehen. Die Hauptdarsteller-Kategorie ist sehr heiß umkämpft und für Sandler wird darin vermutlich kein Platz sein.

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