Bostoner Filmkritiker prämieren Beale Street und Melissa McCarthy

Links: KiKi Layne und Stephan James in Beale Street © 2018 Annapurna Pictures
Rechts: Melissa McCarthy in Can You Ever Forgive Me? © 2018 Fox Searchlight Pictures

Quelle: Boston Society of Film Critics

Während die meisten nordamerikanischen Filmkritikerverbände dieses Jahr Alfonso Cuaróns schwarzweißes Netflix-Drama Roma als besten Film des Jahres auszeichnen, sorgte die Boston Society of Film Critics (BSFC), ein Verband der Bostoner Filmjournalisten, der seit 1980 die besten Leistungen von Filmschaffenden kürt, für ein wenig Abwechslung und verlieh dem Film "nur" die Auszeichnung für seine Kamera. Den Hauptpreis gewann stattdessen Barry Jenkins' Nachfolger zu seinem Oscarsieger Moonlight, Beale Street. Das Drama gewann außerdem für seine Musik und den Preis für die "Beste Nebendarstellerin", der an Regina King ging. Brian Tyree Henry erhielt ebenfalls eine Nennung auf dem zweiten Platz der Nebendarsteller.

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Inwiefern ist das von Bedeutung für das Oscar-Rennen? Direkt gar nicht, denn Kritikerpreise haben mit den Oscars nichts zu tun, da unterschiedliche Gruppen von Wählern abstimmen. Indirekt hat sich aber über viele Jahre bewährt, dass die "Bester Film"-Gewinner der BSFC Awards bei den Oscars zumindest nominiert werden. Seit 2002 wurde jeder "Bester Film"-Gewinner der BSFC später für den Oscar in der Kategorie nominiert, mit der Ausnahme von WALL-E. Allerdings wurde WALL-E von den Bostoner Kritikern zusammen mit Slumdog Millionär ausgezeichnet, der wiederum bei den Oscars auch nominiert war und abräumte. Letztes Jahr waren die Bostoner Filmkritikerpreise auch der erste Hinweis darauf, dass Paul Thomas Andersons Der seidene Faden eine Oscarnominerung als Film erhalten könnte, obwohl der Film ansonsten in dem Rennen kaum aufgetaucht ist.

Ein weiterer großer Sieger der diesjährigen Preise des Bostoner Kritikerverbandes ist Nicole Holofceners Drama Can You Ever Forgive Me? Der Film erhielt Auszeichnungen für sein Drehbuch, für Richard E. Grant als "Bester Nebendarsteller" und für Melissa McCarthy als "Beste Hauptdarstellerin". In ihren Komödien spaltet McCarthy die Zuschauer und hat gleichermaßen Fans wie Hasser. Doch bereits in St. Vincent zeigte sie großes Talent in einer ernsten Rolle und als Fälscherin in der Verfilmung einer wahren Geschichte scheint sie in Can You Ever Forgive Me? die Leistung ihrer Karriere abzuliefern. Es sieht ganz danach aus, als könnte sie dafür ihre zweite Oscarnominierung (nach Brautalarm) erhalten.

Einer der überraschendsten Sieger war in Boston John C. Reilly, der für die Darstellung von Oliver Hardy in Stan & Ollie gewonnen und sich gegen Kritikerfavoriten Ethan Hawke (First Reformed) durchgesetzt hat.

Die komplette Liste der Sieger und Zweitplatzierten findet Ihr unten:

Bester Film

Beale Street
2. Platz – Shoplifters

Beste Regie

Lynne Ramsay (A Beautiful Day)
2. Platz – Yorgos Lanthimos (The Favourite)

Bester Hauptdarsteller

John C. Reilly (Stan & Ollie)
2. Platz – Ethan Hawke (First Reformed)

Beste Hauptdarstellerin

Melissa McCarthy (Can You Ever Forgive Me?)
2. Platz – Sakura Ando (Shoplifters)

Bester Nebendarsteller

Richard E. Grant (Can You Ever Forgive Me?)
2. Platz – Brian Tyree Henry (Beale Street) und Steven Yeun (Burning)

Beste Nebendarstellerin

Regina King (Beale Street)
2. Platz – J. Smith-Cameron (Nancy)

Bestes Ensemble

Shoplifters
2. Platz – The Favourite

Bestes Drehbuch

Nicole Holofcener & Jeff Whitty (Can You Ever Forgive Me?)
2. Platz – Tamara Jenkins (Private Life)

Bester Schnitt

Aufbruch zum Mond
2. Platz – The Other Side of the Wind

Beste Kamera

Alfonso Cuarón (Roma)
2. Platz – Łukasz Żal (Cold War – Der Breitengrad der Liebe)

Beste Filmmusik

Nicholas Britell (Beale Street)
2. Platz – Justin Hurwitz (Aufbruch zum Mond) und Jonny Greenwood (A Beautiful Day)

Bester Dokumentarfilm

Won’t You Be My Neighbor?
2. Platz – Three Identical Strangers

Bester Animationsfilm

Isle of Dogs
2. Platz – Chaos im Netz

Bester fremdsprachiger Film

Shoplifters
2. Platz – Cold War – Der Breitengrad der Liebe

Bester neuer Filmemacher

Bo Burnham (Eighth Grade)
2. Platz – Ari Aster (Hereditary – Das Vermächtnis)
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Hier findet Ihr die BFSC-Sieger von 2017, 2016, 2015, 2014 und 2013.

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