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The Program – Um jeden Preis (2015)

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The Program (2015) Filmkritik

The Program, FR/GB 2015 • 103 Min. • Regie: Stephen Frears • Mit: Ben Foster, Chris O’Dowd, Lee Pace, Jesse Plemons, Dustin Hoffman, Bryan Greenberg, Guillaume Canet • FSK: ab 0 Jahren  • Kinostart: 8.10.2015 • Deutsche Website

The Program (2015) Filmbild 1Dass Radsport und Doping irgendwie in Verbindung stehen, dürfte mittlerweile wohl jedem klar sein, und wer nicht jahrelang auf dem Mond gelebt hat, dürfte auch den Namen Lance Armstrong dort einordnen können. The Program – Um jeden Preis ist nun bereits der dritte Film, der sich mit dem Dopingskandal im Radsport auseinandersetzt und sich auf den "erfolgreichen" Fahrer als Epizentrum des Eklats bezieht. Erst vor knapp zwei Jahren gestand Armstrong das erste Mal öffentlich gedopt zu haben. Bis dahin war es jedoch ein langer Weg, verschwommen durch Lügen und Verleugnung von allen Seiten. The Program macht es sich auf keinen Fall einfach und hält somit großen Abstand davon, Armstrong blind zu dämonisieren. Mit Samthandschuhen wird der Betrüger natürlich auch nicht angefasst. Regisseur Stephen Frears (Philomena) ist stets bemüht, Armstrong von einer menschlichen Seite zu betrachten, seine Motivationen realistisch offenzulegen und einen nüchternen Blick auf seine Entwicklung zu erlauben.

The Program (2015) Filmbild 2Schon in der allerersten Szene des Films – Armstrong und Journalist David Walsh (Chris O’Dowd) spielen Tischfußball – merken wir, wie wichtig Gewinnen für ihn ist, und das in jeder Lebenssituation. Kurze Zeit später arg von seiner Krebserkrankung zurückgeworfen, wird seine Entscheidung zum Dopen sogar relativ nachvollziehbar, wenn auch in keiner Weise glorifiziert oder gerechtfertigt. An das moralische Denken wird durch David Walsh immer wieder appelliert. Der Journalist – übrigens Autor des Buches "Seven Deadly Sins", auf dem der Film basiert – wandelt sich über die Zeit zur Bezugsperson für den Zuschauer, während Lance Armstrong dagegen immer unsympathischer wird. Mit einer gruselig guten Performance, leistungstechnisch und von der Erscheinung her irgendwo zwischen den beiden Hauptakteuren in Foxcatcher, verkörpert Ben Foster (Lone Survivor) den langsam zerbrechenden Mann nahezu oscarreif. Foster ist das pumpende Herz unter dem ziemlich stringenten Erzählungskörper, der eigentlich nur die bekannten Punkte abklappert. Dabei mutet der Film manchmal fast schon dokumentarisch an, die meiste Zeit ist The Program jedoch ein relativ spannender Politthriller mit dramatischem Einschlag.

The Program (2015) Filmbild 3Fosters Leistung rettet auch darüber hinweg, dass man sich erzählerisch etwas zu sehr an Armstrong orientiert. Denn auch dem Debakel um Armstrongs Kollegen Floyd Landis (ebenfalls super: Jesse Plemons) hätte man sich durchaus intensiver widmen können, das Gleiche gilt für die Gesamtsituation des Radsports durch David Walsh. Letzterer Aspekt ist nämlich vor allem dann hochinteressant, wenn es um die Schuldsuche geht, die der Film lange nicht nur in den Dopingkreisen sieht. Denn dass die Fans ihren Sport verteidigen und die Leute hinter den Medien kein Risiko eingehen wollen, trägt ebenso zur Verschlimmerung bei. In diesen Momenten reißt The Program zudem ein immer noch hochaktuelles Thema an, greift es aber leider nie wirklich auf. Auch visuell hat der Film einige wunderschön eingefangene Rennszenen zu bieten. Und auch einen kleinen Witz, bei dem die Namen Matt Damon und Jake Geyllenhaal (oder war es doch Gyllenhaal) fallen.

Fazit

Wer sich mit der Geschichte rund um den skandalösen Radsportler Lance Armstrong nicht auskennt, wird sich trotzdem an Ben Fosters herausragender Leistung und anderen Kleinigkeiten erfreuen können. Auf alle anderen warten 103 Minuten spannender Spielfilm-Aufklärung im Politthriller-Gewand.

Trailer

Macho Man (2015)

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Macho Man (2015) Filmkritik

Macho Man, D 2015 • 98 Min • Regie: Christof Wahl • Drehbuch: Moritz Netenjakob • Mit: Christian Ulmen, Aylin Tezel, Axel Stein, Samuel Finzi, Dar Salim, Nora Tschirner, Peter Prager, Vladimir Burlakov • Kamera: Christof Wahl • FSK: ab 6 Jahren • Kinostart: 29.10.2015 • Deutsche Website

Macho Man (2015) Filmbild 1Bei The Interview sitzt Rapstar Eminem für eine Szene in der fiktiven Late-Night Show von James Franco, in Macho Man trifft Christian Ulmen im Stadion des 1. FC Köln auf Lukas Podolski und rast auf der Autobahn am Set von Alarm für Cobra 11 vorbei. Und auch ansonsten nimmt die Talfahrt der deutschen Komödie kein Ende. Dieses Jahr setzte man mit dem YouTuber-Film Kartoffelsalat sogar einen neuen Tiefpunkt. Dieser festigte sich nämlich auf dem ersten Platz in der Bottom 100 der amerikanischen Filmseite IMDb und untertrifft damit wertungstechnisch sogar Ulli Lommels cineastisches Verbrechen Daniel der Zauberer. Nimmt man das als Maßstab, kann Macho Man ja gar nicht so schlimm sein. Zumindest toben sich hier keine untalentierten Amateur-Videomacher aus. Schaut man aber einmal in die bisherige Laufbahn von Regisseur Christof Wahl, merkt man, dass er a) eigentlich Kameramann ist und unter anderem den deutschen Publikumserfolg Fack Ju Göhte gefilmt hat und b) als Co-Regisseur von Til Schweiger bei 1 ½ Ritter mitwirkte. Nun hat man wenigstens ein paar interessante Namen für den Cast herangezogen. Da entdeckt man zum Beispiel Dar Salim wieder, der letztes Jahr für Exodus: Götter und Könige bei Ridley Scott vor der Kamera stand und auch schon als Qotho in der HBO-Erfolgsserie "Game of Thrones" auftrat, Aylin Tezel, die sich seit 2012 immer mal wieder im "Tatort" wiederfindet und allen voran Christian "Herr Lehmann" Ulmen.

Macho Man (2015) Filmbild 2Letzterer spielt sich mehr oder weniger solide durch den Film, guckt schön verdutzt drein und beweist auch etwas Timing für die Gags. Peinlich wird es, wenn er sich zum titelgebenden Macho Man entwickelt, um seine Aylin (Aylin Tezel) zu beeindrucken. Dabei holt er sich Hilfe bei ihrem coolen Bruder Cem (Dar Salim), muss sich durch aberwitzige Situationen mit Aylins Familie schlagen und auch sein berufliches Leben wieder etwas stärker angehen. Spaß beiseite, davon gibt es nämlich wirklich wenig in Macho Man. Die rar gesäte Situationskomik lässt sich mit einem gut aufgelegten Publikum noch irgendwie belächeln, viel kann man aber auch nur verkrampft ertragen und der Rest verschwindet irgendwo dazwischen. Nachdem sich der Deutsche und die Türkin im Urlaub kennengelernt haben und wir über die plattesten Peniswitzchen schon mal hinweg sind – aber auch schon über den besten Gag des Films – verstärkt sich diese ethnische Differenzierung noch weiter und schlägt sich in den unfassbar biederen Stereotypen des Films nieder.

Macho Man (2015) Filmbild 3Macho Man entwickelt sich zu einem stumpfen und klischeebeladenen Culture-Clash, in dem sich Daniel etwas verirrt und unter den Ratschlägen des coolen Bruders Cem zum "geilen Frauenkenner" und Macho machen lässt. Dadurch verliert er aber das, was Aylin so an ihm geschätzt hat – den Softie-Daniel. Gähn. Sei du selbst und auch als 30-jähriger, verschwitzter Loser kriegst du noch die schönste Tänzerin aus deinem Hotel ab. Der erste Teil dieser Aussage wird genauso nett wie ausgelutscht und zudem nicht sonderlich hinnehmbar präsentiert. Der zweite Part nach dem ersten Hinsehen dazu auch noch äußerst bescheuert und lässt Macho Mans Botschaft passiv verkommen. Warum jemand diese Geschichte erzählen möchte, erschließt sich mir nicht.

Fazit

Macho Man ist wie ein abgelaufener Message-Tütenmilchreis, der zum dritten Mal fehlerhaft aufgewärmt wird und dabei jemand die ganze Zeit "Macho, Macho Man" summt. Ein wirklich guter Nazi-Gag, ein gerade noch annehmbarer Ulmen und wenn man Glück hat, ein Publikum, das ansteckend über jeden Blödsinn lacht, dann ist Macho Man… naja, immer noch sehr schlecht, aber wenigstens kein absolutes Desaster.

Trailer

Bond in Berlin – Am roten Teppich von Spectre

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Spectre Premiere

Spectre Premiere 1 Während am Montag die ersten deutschen Pressevorführungen zum neuen Bond liefen, feierte das 24. Abenteuer der ikonischen Doppelnull in London Premiere. Zeitgleich strömten die Fans in die ersten Vorführungen im Heimatland des Agenten und trieben die Umsätze wieder in Skyfall-Höhen (wir berichten). Der starke Vorgänger machte anscheinend auch vielen Fans in Deutschland wieder Lust, teilweise zwölf Stunden auf ihre Stars zu warten, so war die Premiere in Berlin sehr gut besucht. Als ich mich um 17:30 an die Press Line begab, musste ich schon einen großen Bogen um die Fanmassen machen, um überhaupt durchzukommen. Dementsprechend gut war aber auch die Stimmung im Berliner Sony Center und das Warten genießbar, beim Lauschen der eingespielten Titelsongs von Chris Cornells "You Know My Name" bis Sam Smiths "Writing’s On The Wall". Zwischendurch flimmerte noch der finale Trailer zum Film des Abends über den Wandbildschirm. In diesem kommen James Bond (Daniel Craig) und das gesamte MI6 ziemlich in Bedrängins, da der neue Kopf des Centre of National Security Zweifel am Doppelnull-Programm äußert und dieses einstellen möchte. Währenddessen muss James, konfrontiert durch seine Vergangenheit, auf eigene Mission gehen und kommt dabei der seltsamen Organisation Spectre auf die Schliche.

Spectre Premiere 1Ab 18:00 trudelte der bunte Mix aus eingeladenen Gästen ein. An der Fan Line war vor allem die YouTube-Gruppe bestehend aus den Jungs von Ape Crime, (LifeWith)Melina und Simon Desue gefragt. Während diese fleißig Autogramme gaben, zerrten wir uns ein paar andere Leute vor das Mikrophon und fragten sie für euch etwas über ihre Meinung zur Entwicklung der Bond-Filme und zu Spectre aus. Der deutsche Schauspieler Clemens Schick (Casino Royale) erzählte uns, dass er mit Bond erst richtig in Kontakt kam, als er selbst ein Teil davon wurde, obwohl er mit den alten Filmen aufwuchs. Dann wurde es eine Weile ruhig an unserem Stück des roten Teppichs, während Steven Gätjen durch den Abend leitete und die Promis für Fotos posierten. Nur Natascha Ochsenknecht und Andreas Bourani, den wir eigentlich fragen wollte, ob er nicht den nächsten Titelsong singen möchte, zischten kurz vorbei. Besonders gespannt waren wir auf ein Statement des langjährigen Bond- Fans und Komiker Oliver Kalkofe, der uns dann aber leider vergaß. Zum Ausgleich holten wir uns professionelle Meinungen von einigen Internet-Bekanntheiten aus dem Bereich der Filmkritik ein.

Spectre Premiere 2Über mehrere Dekaden etablierte sich der lakonische Agenten-Spaß mit charmantem Einschlag durch seinen Hauptcharakter in der Filmwelt. Die Kult-Variante wurde mit dem Reboot Casino Royale jedoch vorerst abgelegt und Bond der Zeit angepasst. Dominik Porschen von der Filmlounge erklärte, er gucke sich zuhause gerne die 70er-Sachen an, ist aber der Meinung, dass diese Version von Bond heutzutage im Kino zu sehen befremdlich und nicht mehr zeitgemäß wäre. „Ich habe halt keine Lust, 40 Mal das gleiche zu sehen“, sagte er und befürwortete den Wandlungschritt. MTV-Moderator und auch Star-Interviewer Patrice Bouédibéla (Patze Talks) kam buchstäblich im Jogginganzug und verglich auf unsere Frage hin die neue Bond-Ära mit dem Einzelauftritt von George Lazenby in Im Geheimdienst Ihrer Majestät, der schon damals mehr Härte und Ernst in einen Bond-Film brachte. Er wieß danach auch die Vorzüge der albereneren 007-Version auf: „Roger Moore fand ich toll, weil es auch lustig ist, weil er das alles auch mit einem Augenzwinkern gesehen hat.[…]Sean Connery kommt ins Zimmer und hat eine Frau, komplett in Gold eingelagert[…]es geht nie darum, wirklich bei der Realität zu bleiben.“, und stellte im Bezug auf den Wandel danach einen interessanten Vergleich zu Christopher Nolans Umgang mit Batman her, der der Comicfigur mit seiner Dark-Knight-Triolgie einen düsteren und realistischen Anstrich verlieh. Abschließend bezeichnete er den Craig-Bond so als nahbarer.

Spectre Premiere 3Zu Spectre konnte Dominik Porschen leider noch nichts sagen, dafür konnten wir den Moderator der grandiosen Show Kino+ des Twitch- und YouTube-Senders RocketbeansTV Daniel Schröckert kurz ausfragen. Neben Hoyte van Hoytemas (Interstellar) Kameraarbeit („nicht besser, aber in einer Liga [mit Roger Deakins' in Skyfall]") lobte er vor allem die Action und hob dabei, wie auch Patrice Bouédibéla, die ersten 15 Minuten, sprich die Einstiegsszene hervor. Beide mochten den Film sehr, Patrice glaubt aber er, dass er sich schwer tun wird, unter den Vergleichen zum starken Vorgänger. Zudem legte Daniel Schröckert auch ein paar Schwächen in der Balance zwischen Referenzen zu den alten Filmen und moderener Story offen, wie auch wir in unserer Kritik. Patrice bezeichnete Spectre (wahrscheinlich) aufgrund der angesprochenen Referenzen auch als klassischen Bond.

Spectre Premiere 4Den Bogen schließend fragten wir Daniel Schröckert abschließend nach seinem Empfinden zur Rückkehr zum Bond der alten Schule, nach nur drei Filmen (zählt man Skyfall dazu) und anfänglich Etablierung eines neuen Bond-Prinzips: „Es hat ja immer noch einen neuen Anstrich. Also es ist trotzdem nicht der gleiche Roger-Moore-Witz oder die gleiche Sean-Connery-Old-School-Coolness, sondern es ist einfach eine moderne, harte, schroffe, trockene Coolness und ich finde das passt ganz gut.“ Etwas später am Abend bekamen wir sogar die Chance, diese Frage noch weiter auszuführen und befragten die Produzentin Barbara Broccoli nach den Zukunftsplänen für das Franchise; welche stilistische Richtung in einem Nachfolger fortgesetzt wird, oder ob man die Reihe vielleicht sogar wieder neu aufsetzt, nachdem einige Pressestimmen verlauteten, Spectre fühle sich wie ein perfektes Ende der Geschichte an. Zudem steht eine weitere Zusammenarbeit mit Daniel Craig auch auf der Kippe. Eine klare Antwort bekamen wir leider nicht, sie hoffe nur, Daniel Craig bleibe noch, denn er wäre der perfekte Bond.

Spectre Premiere 5Kurz vorher waren nacheinander Christoph Waltz, Daniel Craig und Naomie Harris eingetroffen. Diese (vor allem Craig) kümmerten sich ausgiebig um die Fans und gaben kurze Statements bei Steven Gätjen ab, gaben aber nur wenigen Journalisten am Teppich ein Interview. So lief Christoph Waltz in schnellen Schritten an uns vorbei, Daniel Craig wurde in das Kino geschickt bevor er zu unseren Plätzen durchdringen konnte und Naomie Harris entschuldigte sich, da sie sonst zu spät zur Vorführung erscheinen würde. Eine trotzdem schöne Premiere am roten Teppich wurde dafür mit wiederholtem Einspielen des aktuellen Bond-Songs beendet, zu dem sogar das Musikvideo auf dem großen Bildschirm gezeigt wurde, bevor darauf eine Live-Übertragung aus dem Kinosaal gezeigt wurde, die jedoch nicht viel erschließen ließ.

Spectre startet am 5. November in den deutschen Kinos. Was wir von dem 24. Bond-Abenteuer genau hielten könnt Ihr noch einmal hier oder hier  in einer unserer beiden Filmrezensionen nachlesen.

Spectre (2015) – Zweite Meinung

Spectre (2015) Kritik 2

Spectre, GB/USA 2015 • 148 Min • Regie: Sam Mendes • Mit: Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Naomi Harris, Dave Bautista, Ben Whishaw • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 5.11.2015 • Website

Handlung

In seinem vierten Einsatz als unverwüstlicher, aber seit dem Reboot vor neun Jahren auch sehr menschlicher Superagent, jagt Daniel Craigs 007 einer Geheimorganisation hinterher, die sich SPECTRE nennt und die möglicherweise nicht nur eine Gefahr für die weltweite Sicherheit darstellt, sondern auch eine besondere Verbindung zu Bond selbst aufweist. Da aber das Doppelnull-Programm nach der Fusionierung des MI5 mit dem MI6 ein Auslaufmodell ist und der neue M (Ralph Fiennes) sich mit der Bürokratie des Übergangs und dem jungen, zielstrebigen neuen Oberchef Denbigh (Andrew Scott) herumschlagen muss, geht Bond kurzerhand (mithilfe seiner treuen Komplizen Moneypenny und Q) auf eigene Faust vor. Auf seiner Suche nach der Wahrheit und den Drahtziehern der Geheimorganisation begegnet er einem alten Feind (Jesper Christensen). Ausgerechnet dessen Tochter Madeleine Swann (Léa Seydoux), die dachte, dem gefährlichen Leben ihres Vaters längst entkommen zu sein, bringt Bond auf die Spur von SPECTRE. Doch ist der abgebrühte Agent bereit für die Wahrheit über seine Vergangenheit?

Kritik

Bei Daniel Craig als James Bond scheiden sich die Geister. Entweder man mag ihn und die neue, bodenständige Herangehensweise seiner Bond-Filme seit Casino Royale oder man tut es nicht. Für mich funktioniert der Ansatz sehr gut, denn ich hänge nicht sonderlich an der Bond-Ikonografie und die Frage, die sich mir bei jedem neuen Film stellt, ist nicht, ob es ein guter Bond-Film ist, sondern ob der Film an sich gut ist oder nicht. Unabhängig davon, wie man zu Craig selbst in der Rolle steht, hat sich längst der Konsens herausgebildet, der besagt, dass Ein Quantum Trost mit Abstand der schwächste seiner drei bisherigen Bond-Missionen ist, während Casino Royale und Skyfall jeweils unterschiedliche Stärken und Schwächen und ihre zahlreichen Befürworter haben..

Spectre Kritik 1Umso bedauernswerter ist es, dass ausgerechnet Ein Quantum Trost der erste Film ist, der sich als Vergleich zu Spectre aufdrängt. Nicht falsch verstehen, Spectre ist auf jeden Fall der bessere Film als Marc Forsters recht trost- und freudloser Beitrag zu James Bonds Erbe. So weiß Regisseur Sam Mendes im Gegensatz zu Forster immerhin wie man aufregende Action so inszeniert, dass der Zuschauer sie tatsächlich mitverfolgen kann. Den Bösewicht wird man vermutlich nicht schon eine Stunde nach der Aufführung vergessen und auch inszenatorisch ist Spectre dem vorletzten Bond überlegen. Und doch kommen Parallelen auf, die nicht nur damit beginnen und enden, dass wieder eine finstere (auch wenn diesmal dem Kanon zugehörige) Geheimorganisation im Mittelpunkt steht, deren Hauptquartier mitten in der Wüste steht und die durch gezielte Manipulationen die Geschicke der Welt lenkt. Von kleinen Details wie einem bestimmten Entscheidungsmoment am Ende des Films bis hin zur direkten Verknüpfung mit dem Vorgänger (und den beiden Filmen davor) fühlt sich Spectre zuweilen an wie (um die Worte eines geschätzten Kollegen zu nutzen) eine bessere Neuverfilmung von Ein Quantum Trost. Das ist nicht nur eine schlechte Sache, denn in seinem Ansatz, einen rachsüchtigen Bond auf eine persönliche Mission zu schicken, war Marc Forsters Film nicht verkehrt, litt jedoch unter einem unausgegorenen Drehbuch und einer missglückten Regie.

Spectre Kritik 2Diese Probleme vermeidet Spectre zum Glück größtenteils. Im Gegenteil, die Action bildet tatsächlich das Highlight des neuen Bond-Films, denn in dieser legt Sam Mendes noch eine Schippe gegenüber den Vorgängern drauf. Die Eröffnungssequenz in Mexico City während der farbenfrohen Parade zum Tag der Toten lässt den Zuschauer sofort in den Film eintauchen und Bond dabei begleiten, wie er eine exotische Schönheit (Stephanie Sigman) auf ein Hotelzimmer entführt, nur um von dort aus seine eigentliche Aufklärungsmission zu starten – alles in einer Aufnahme ohne Schnitte, wie es heutzutage trendy ist, aber dennoch immer zu erstaunen weiß. Natürlich mündet die Szene dann in explosive Action und einen wirklich spektakulären, atemberaubenden Kampf an Bord eines Hubschraubers über dem überfüllten Platz Zócalo, was zwar rückblickend nicht gerade nach einer guten Idee seitens 007 angesichts der möglichen Kollateralschäden beim Crash des Helikopters erscheint, worüber man jedoch vor lauter Spannung nicht nachdenkt. "Ich habe keine Zeit darüber nachzudenken" sagt Craigs Bond an einer Stelle in dem Film und das trifft im Idealfall auch auf den Zuschauer zu, denn wenn man sich erst einmal mit den Unstimmigkeiten und Logiklücken der Filme auseinandersetzt, gibt es kein Ende.

Spectre Kritik 3Im weiteren Verlauf des Films folgen noch zahlreiche ebenso meisterlich inszenierte Actionsequenzen und Verfolgungsjagden, bei denen Autos, Boote, ein Flugzeug und ein weiterer Helikopter zum Einsatz kommen – meist sogar in gemischter Kombination. Wirklich herausragend ist auch ein langer, brutaler Zweikampf zwischen Craigs Bond und Dave Bautista als stummer Handlanger Hinx, dessen körperliche Präsenz alleine aussagekräftig genug ist. Gerade in dieser Szene zeigt sich wieder erfreulich, was man schon bei Casino Royale gesehen hat – Craigs Bond ist kein übermenschlicher Superheld und seinen Gegnern nicht immer überlegen. Mehr als bei den letzten drei Filmen fühlen diverse Actionmomente nach klassischem Bond an, sodass auch in heiklen Situationen gelegentlich Platz für ein wenig Humor bleibt.

Spectre Kritik 4"Die Toten leben" verkündet der ominöse Schriftzug zu Beginn von Spectre und die Aussage ist durchaus bezeichnend für das Thema des Films. Der Weg von James Bond ist mit Leichen gepflastert, sowohl seiner Feinde als auch seiner Verbündeten, Freunde und Geliebten. Obwohl es hier aber keine wundersame Wiederauferstehung von Vesper Lynd, Le Chiffre oder Raoul Silva gibt, so hängen sie als düstere Schatten über den Ereignissen des Films, der sich Mühe gibt, alle Fäden zusammenzuführen. Wie schon bei Ein Quantum Trost wird es zu einer persönlichen Angelegenheit für Bond, doch wie auch bei jenem Film, enttäuscht auch Spectre mit mangelnder Emotionalität, insbesondere angesichts der Enthüllungen, die der Film uns präsentieren will. Nichts davon hat leider eine spürbare Wirkung und fühlt sich deshalb auch ein wenig beliebig an.

Spectre Kritik 5Es Judi Denchs M, die Bond mit einer Videobotschaft auch jenseits des Grabs auf eine weitere Mission zu Filmbeginn schickt. Diese winzige Szene erinnert einen daran, welch ein wichtiger Bestandteil Dench innerhalb der Bond-Reihe war, insbesondere bei Skyfall, und ihre Abwesenheit macht sich schmerzlich bemerkbar, auch wenn Fiennes als neuer M und Craig eine gute Chemie miteinander aufbauen. Ein überraschendes Highlight im Film ist Ben Whishaw als stets leicht genervter Q, der diesmal einen deutlich größeren und überraschend aktiven Part im Geschehen hat und für einige herrliche Momente sorgt. Das geht jedoch leider auf Kosten von Naomie Harris als Moneypenny, deren Einsatz nach dem ersten Akt kaum nennenswert ist. Sowohl Monica Bellucci als auch Léa Seydoux hinterlassen als sehr unterschiedliche Bond-Girls einen guten Eindruck, wobei Seydoux viel Verletzlichkeit und Zähheit an den Tag legt, im blau-grauen Seidenkleid eine traumhafte Figur macht, und tatsächlich Schwachstellen in Bonds harter Schale findet, aber leider keine wirkliche Chemie mit Craig aufbauen kann.

Eine große Bürde lastet dabei natürlich auf Christoph Waltz als neuer Bösewicht Franz Oberhauser, der in die Fußstapfen des genial schrillen Javier Bardem treten muss. Dass Waltz herrlich böse sein kann, weiß jeder, doch hier spult er eine Antagonistenrolle (mit der Ausnahme einer besonders fiesen Szene, die im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut geht) auf Autopilot ab und seine Motivation ist wirklich etwas hanebüchen aufgezogen. Enttäuschend ist auch, dass nach einem kurzen Auftritt im ersten Filmdrittel, der Zuschauer noch lange auf Waltz’ Rückkehr warten muss und dann ist es auch wieder schnell vorbei. Eine Fliege, die sich immer wieder auf den Projektor während der Vorführung setzte, hatte eine größere Rolle im Film, als Waltz. Schade, denn der Charakter hatte Potenzial.

Es ist jedoch, wie schon immer, Craigs Show und der Schauspieler fühlt sich in seiner Haut als Doppelnull wieder einmal sehr wohl. Bond-Puristen wird es freuen, dass Spectre näher an die alten Bond-Filme herankommt als Craigs bisherige Filme und damit sind nicht nur die zahlreichen Verweise gemeint, sondern auch der allgemein verspielte, sich zuweilen nicht zu ernst nehmende Ton und ein 007, der sich mittlerweile direkt einen geschüttelten, nicht gerührten Martini bestellt und immer wieder einen lockeren Spruch über die Lippen bringt. Sollte es tatsächlich sein finaler Film sein (und danach fühlt er sich auch wirklich an), dann ist die Verabschiedung durchaus gelungen.

Spectre Kritik 6Vielleicht ist es gerade diese Rückbesinnung auf das Klassische, die den Film in der langen Bond-Geschichte einfach nicht herausstechen lässt, im Gegensatz zu seinem Vorgänger, bei dem Sam Mendes noch mehr Risiken einging und einen wirklich ungewöhnlichen Film erschuf, der zugleich sein langes Erbe respektierte. Bei Spectre fühlt es sich mehr so an, als würde Mendes die To-Do-Checkliste der klassischen Bond-Elemente abhaken. Vermisst habe ich auch den Kameramann Roger Deakins, dessen unterkühlte Farbpalette und fantastisches Spiel mit Licht und Schatten manche Szenen von Skyfall so atemberaubend machte, dass man sie einrahmen wollte. Hoyte von Hoytema (Interstellar) sorgt für schön üppige Aufnahmen der zahlreichen Locations und wärmere Farben, lässt aber die Vision von Deakins Arbeit vermissen. Was auch irgendwie für den Film selbst gilt.

Fazit

Mehr eine etwas aufgebesserte Version von Ein Quantum Trost denn ein weiterer Casino Royale oder Skyfall: Spectre ist ein solider Franchise-Beitrag und ein akzeptabler (möglicher) Abschied von Craig als James Bond. Doch trotz der aufregenden Action, der Rückbesinnung auf sehr klassische James-Bond-Elemente und der Bemühungen, Craigs Amtszeit als James Bond eine Krone aufzusetzen, wird Spectre nur eine Fußnote in der langen, abwechslungsreichen Bond-Geschichte bleiben.

Trailer

Zu unserer ersten Spectre-Rezension geht es hier lang.

Box-Office Deutschland: Er ist wieder da und an der Spitze

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Er ist wieder da Box Office Deutschland

Quelle: Insidekino

Obwohl gleich sieben Filme vergangenes Wochenende sechsstellige Besucherzahlen in schrieben (was für ein breit aufgestellten Filmangebot spricht), ging es für die Top 10 mit 1,58 Millionen verkauften Tickets um 19% runter gegenüber der Vorwoche. Das lag hauptsächlich daran, dass keiner der drei breiten Neustarts wirklich zündete, sodass der Großteil der Besucher wieder einmal von den erfolgreichen Zweit-, Dritt- und Viertwöchlern kam. Gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr ging es immerhin um 58% hinauf. Es stellt sich langsam eine Ruhe vor dem Sturm (auch bekannt als Spectre) in den deutschen Kinos ein. Von schlechten Zahlen kann aber trotzdem keineswegs die Rede sein, die vergangenen Wochen haben uns nur zu sehr verwöhnt.

Es gab einen Wechsel an der Chartspitze, der eigentlich schon vorauszusehen war. Nach zwei Wochen als Zweitplatzierter stieg die Medien-Satire Er ist wieder da nach einem winzigen Rückgang von nur 19% auf und machte es sich auf der Pole Position der Charts bequem. Der Film eröffnete vor zwei Wochen über den Erwartungen, legte in der zweiten Woche sogar zu und profitierte letztes Wochenende auch sehr davon, dass Constantin ihm mehr als 140 neue Kinos spendierte, sodass Er ist wieder da mittlerweile 646 Lichtspielhäuser in Deutschland bespielt. Zum Start waren es noch lediglich 401. An seinem dritten Wochenende ereichte er weitere 326,000 Zuschauer und liegt bei insgesamt 1,369,000 gelösten Tickets in Deutschland. Damit ist Er ist wieder da bereits der siebte deutsche Film 2015, der mehr als eine Million Besucher für sich begeistern konnte. Beeindruckend ist, dass von diesen sieben Filmen fünf vom Constantin Filmverleih in unsere Kinos gebracht wurde. Mit Fack Ju Göhte 2 und Er ist wieder da hat der Verleih aktuell gleich zwei große Hits in der Top 5. Mit 12,4 Millionen verkauften Kinotickets ist Constantin aktuell der zweiterfolgreichste Verleiher des Jahres in Deutschland (der Spitzenreiter Universal ist mit 26,3 Millionen deutlich überlegen) und könnte am Ende das erfolgreichste Jahr des Verleihs seit 2004 verzeichnen.

Was die weiteren Aussichten von Er ist wieder da angeht, so erwarte ich, dass der Film noch in die Weihnachtszeit hinein gut laufen und bei den Open-Air-Veranstaltungen nächsten Sommer auch ein Revival feiern wird. Das wird ermöglichen, dass er letzten Endes mehr als 2,5 Millionen Besucher in Deutschland erreicht.

Pixars Alles steht Kopf musste den bislang höchsten Drop seit dem Kinostarts hinnehmen und verlor 35% gegenüber dem vorherigen Wochenende. Mit 281,000 neuen Besuchern belegte der Animationshit den 2. Platz der Wochenendcharts und steht bei knapp 2,44 Millionen Zuschauern nach 25 Tagen. Mittlerweile hat Alles steht Kops Cars hinter sich gelassen und wird kommendes Wochenende auch den ersten Toy Story überholen. Alles steht Kopf steht außerdem leicht vor WALL-E, jedoch auch ein wenig hinter Die Unglaublichen, Die Monster AG und Das große Krabbeln im selben Zeitraum. Jedoch ist die Differenz zu diesen Filmen nicht sehr groß und gerade über die Weihnachtszeit hat der Film die Gelegenheit, diese zu überbrücken. Außerdem wird die wahrscheinliche Oscarnominierung des Films ihm im späteren Verlauf noch helfen. Dazu kommen noch die Herbstferien in zahlreichen Bundesländern, die ermöglichen sollten, dass Alles steht Kopf innerhalb der nächsten 2-3 Wochen die 3-Millionen-Besuchergrenze knackt und als sechster Film von 2015 eine Goldene Leinwand erhält. Der Film steuert weiterhin auf ein Endergebnis von 3,5 Millionen Besuchern oder mehr zu.

Wie in der Vorwoche, landete Hotel Transsilvanien 2 auf Platz 3 der Charts und fiel um 34% gegenüber dem überraschend starken Start. Das Sequel lockte weitere 238,000 Besucher in die hiesigen Kinos und kann nach 11 Tagen 787,000 Besucher vorweisen, 15% mehr als Teil 1 im selben Zeitraum. Bereits kommendes Wochenende sollte der Film die Millionenmarke überqueren. Auf lange Sicht traue ich ihm etwa 1,5 Millionen Zuschauer zu, knapp 30% mehr als sein Vorgänger hatte. Für einen Film wie diesen ist das ein mehr als zufriedenstellendes Ergebnis.

Ridley Scotts Der Marsianer glänzt weiterhin durch tolle Mundpropaganda in Deutschland (und im Rest der Welt) und baute vergangenes Wochenende lediglich um 30% ab. Mit 174,000 Besuchern gelang ihm der Aufstieg auf Platz 4 der Kinocharts. In 18 Tagen wurde das Weltraumabenteuer bereits von 942,000 Menschen in Deutschland gesehen. Damit liegt Der Marsianer 10% vor Ridley Scotts Prometheus im gleichen Zeitraum und sogar 12% vor Gravity. Im Vergleich zu Christopher Nolans Interstellar hinkt er jedoch um 16% hinterher, doch sehr positive Resonanz und möglicher Oscar-Hype in den nächsten Monaten werden ihn noch eine Weile lang in den Charts behalten und die Differenz möglicherweise reduzieren. War zum Kinostarts noch nicht einmal sicher, ob Der Marsianer eine Millionen Zuschauer hierzulande erreichen wird, gehe ich momentan von nicht weniger als 1,5 Millionen aus.

Fack Ju Göhte 2 ist auch in der siebten Woche nicht runterzukriegen und rundete die Top 5 mit 171,000 Besuchern (-35%) ab. Das Comedy-Sequel erreichte einen neuen Meilenstein und passierte als fünfter Film in diesem Jahrzehnt die 7-Millionen-Zuschauermarke. Kurioserweise sind von den anderen vier Filmen zwei ebenfalls deutsche Produktionen (Fack Ju Göhte, Honig im Kopf) und eine französische (Ziemlich beste Freunde). Lediglich Skyfall hat es als einziger englischsprachiger Film ebenfalls über die Marke hinaus geschafft. Fack Ju Göhte 2 liegt immer noch mehr als 2 Millionen Besucher vor seinem Vorgänger im selben Zeitraum und in spätestens zwei Wochen wird er dessen Gesamtbesucherzahl endgültig hinter sich lassen. Außerdem fehlen Fack Ju Göhte 2 weniger als 5,000 Besucher, um die Gesamtzuschauerzahl von Til Schweigers Honig im Kopf zu übertreffen. Nach Umsatz hat er es bereits geschafft und ist mit €58,3 Mio auf Platz 16 der umsatzstärksten Filme aller Zeiten in Deutschland vorgerückt. Weniger als €7 Millionen trennen ihn von Der Schuh des Manitu und damit von sowohl dem höchsten Umsatz für einen deutschen Film alles Zeiten als auch vom Einzug in die All-Time Top 10. Es wird eine knappe Sache sein. Nach Besuchern sollte Fack Ju Göhte 2 auf lange Sicht mehr als 8 Millionen erreichen, wenn auch vielleicht erst nächsten Sommer.

Mit 161,000 Zuschauern von nur 315 Kinos startete Paranormal Activity – The Ghost Dimension, das finale Kapitel der "Found Footage"-Reihe, für einen Horrorfilm ganz solide auf Rang 6 und erreichte mit 512 Zuschauern pro Kino sogar den besten Schnitt am Wochenende, jedoch deutlich unter den Starts der letzten drei Filme des Franchises. Sogar gegenüber dem Ableger Paranormal Activity – Die Gezeichneten, der im Januar 2014 anlief, schnitt der neue Film um 33% schlechter ab. Der Start ist vergleichbar mit dem Startwochenende von Paranormal Activity 2, der es auf insgesamt 420,000 Zuschauer brachte. Allerdings sollte The Ghost Dimension schneller die Luft ausgehen, sodass ich nicht mehr als 400,000 für ihn erwarte.

Vin Diesel ist wohl doch kein großer Zuschauermagnet außerhalb der Fast-&-Furious-Filme, denn sein neustes Werk, The Last Witch Hunter, stieg nur auf Platz 7 der deutschen Charts mit 120,000 Zuschauern von 430 Kinos (was einen Schnitt von 280 Besuchern pro Location bedeutet) ein. Samt Previews waren es 131,000 bis Sonntag. Immerhin lief The Last Witch Hunter ein wenig besser als Riddick vor zwei Jahren an und wird vielleicht mit Halloween im Rücken auch dessen Gesamtbesucherzahl toppen und etwa 350,000 Zuschauer erreichen. Viel mehr sollte aber nicht drin sein.

Spectre (2015)

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Spectre (2015) Filmkritik Slider

Spectre, GB/USA 2015 • 148 Min • Regie: Sam Mendes • Drehbuch: Neal Purvis, Robert Wade, John Logan, Jez Butterworth • Mit: Daniel Craig, Christoph Waltz, Léa Seydoux, Monica Bellucci, Ralph Fiennes, Dave Bautista, Naomie Harris, Andrew Scott, Ben Whishaw, Stephanie Sigman • Musik: Thomas Newman • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Sony Pictures • Kinostart: 5.11.2015 • Website

Spectre (2015) Filmbild 1Vor neun Jahren verdiente sich James Bond nach vierjähriger Abstinenz erneut den Doppelnull-Status und hatte seinen Einstand mit Casino Royale. Martin Campbell setzte mit seinem Film nicht nur die Bond-Filmreihe neu auf, sondern auch den Charakter selbst. Er etablierte einen kühleren, härteren Agenten, der trotz wuchtiger Präsenz stark unter menschlicher Apathie litt und sich so schnell unsympathisch machte. In Ein Quantum Trost stülpte Marc Foster der nicht-mehr-so-charmanten Doppelnull trotz des emotional aufbrechenden Finales in Casino Royale wieder die Scheuklappen über und ließ ihn als rachsüchtigen Wüterich auf die Jagd gehen. Umso erfreulicher war es dann, dass Sam Mendes seinen Bond wieder deutlich charismatischer und cooler aufspielen ließ und auch an dessen menschlicher Seite interessiert war. Zum 50. Geburtstag zelebrierte er mit Skyfall zudem eine perfekte Mischung aus altem und neuem Bond. Rückblickend sieht es aber so aus, als ob dies nur ein schleichender Übergang gewesen ist.

Spectre (2015) Filmbild 2Nicht nur positionierte Mendes seine Charaktere wieder klassisch – machte M männlich, ließ Moneypenny zurückkehren – im 24. Bond-Abenteuer fühlt sich noch so einiges mehr nach vergangenen Zeiten an. Das mag den einen in nostalgische Hochgefühle versetzen, den anderen laut aufseufzen lassen – das ist aber egal, denn es funktioniert nicht gut. Wo sich das Filmgefühl sehr klassisch zeigen will, strebt der Plot ins Moderne. Der große Bösewicht ist hier die Überwachung, die nicht nur James Bond, sondern gleich das gesamte MI6 in Bedrängnis bringt. Letzteres allein wurde schon zigmal durchgekaut und versteht sich auch nicht mit dem angestrebten Ambiente. Dazu sind Bonds lakonische Sprüche und die immer ganz locker sitzenden Gags oft sehr angestrengt und kleine Verweise auf alte 007-Filme sehr unpassend in das Geschehen eingebunden.

Spectre (2015) Filmbild 4Dafür beginnt Spectre mit einem der beeindruckendsten Bond-Film-Prologe überhaupt. Erst serviert der Film uns eine One-Shot-Kamerafahrt durch den „Tag der Toten“ in Mexiko, es folgt eine hitzige Verfolgungsjagd, die in einen spektakulären Kampf an Bord eines fliegenden Hubschraubers mündet. Auch sonst steht Sam Mendes’ zweiter Bond ganz im Sinne des mexikanischen Feiertages. Während Sam Smiths grandioser "Writing’s On The Wall" läuft, zeigen sich die diesmal wieder relativ unspektakuläre Opening Credits als kleiner Rückblick auf die letzten drei Bond-Abenteuer. James muss sich mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen und infiltriert auf diesem Weg ein geheimes Treffen einer zwielichtigen Organisation, das alte und neue Wunden offenlegt. Zur Informationsbeschaffung legt er eben mal die frisch verwitwete Lucia Sciarra (Monica Bellucci) flach, die dem Agenten natürlich nicht widerstehen kann (ernsthaft?), nur um danach nie wieder aufzutauchen. Auch der Liebesakt mit dem zweiten Bond-Girl bekommt einen mehr als schwachsinnigen Aufbau; Léa Seydoux' (Blau ist eine warme Farbe) Figur kitzelt dafür immer wieder das nötige Quäntchen Menschlichkeit aus dem verblassten Kult-Agenten heraus (ähnlich wie Eva Green in Casino Royale).

Spectre (2015) Filmbild 3Der Ton, den Spectre danach anschlägt, ist lange nicht so düster wie im Trailer versprochen, macht das Agenten-Spektakel mit seiner leicht albernen Action aber durchaus unterhaltsam, da diese sich nicht zu ernst nimmt. Folglich können in der kultigen Schnee-Action, die die drei Vorgänger vermissen ließen, auch mal die Skier gegen andere Sachen eingetauscht und trotzdem über die eisige Glätte gerutscht werden. Auch Dave Bautista macht mit seiner immensen Physis dabei eine gute Figur. Den besten Auftritt hat jedoch Christoph Waltz (Inglourious Basterds), der zwar lange auf sich warten lässt, dann aber allen die Show stielt. Obwohl sein Auftreten als Bösewicht längst ausgelutscht sein müsste, schafft er es, mit seiner Performance einen mysteriösen und furchteinflößenden Widersacher aufbaut.

Fazit

Sam Mendes setzt im 24. Bond-Film etwas zu sehr auf die alte Schule und zieht seine perfekt ausgewogene Mischung aus Skyfall  damit ins Ungleichgewicht. Dafür lassen sich einige andere Zutaten weiterhin gut sehen und Christoph Waltz brilliert in seiner Schurkenrolle.

Trailer

Eine zweite Kritik zu dem Film findet Ihr hier.

The Last Witch Hunter (2015)

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The Last Witch Hunter (2015) Filmkritik

The Last Witch Hunter, USA 2015 • 106 Min • Regie: Breck Eisner • Drehbuch: Cory Goodman, Matt Sazama, Burk Sharpless • Mit: Vin Diesel, Rose Leslie, Elijah Wood, Michael Caine,  Ólafur Darri Ólafsson, Isaach de Bankolé, Julie Engelbrecht, Bex Taylor-Klaus • Kamera: Dean Semler • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Concorde • Kinostart: 22.10.2015 • Deutsche Website

The Last Witch Hunter (2015) Filmbild 2Wie lange Kaulder (Vin Diesel) nun eigentlich schon am Leben ist, erfährt man nie wirklich. Es müssen aber einige Jahre vergangen sein, seit der damals noch gut behaarte Hexenjäger die böse Hexenkönigin bekämpft hat und durch ihren Fluch unsterblich wurde. In einer vergangenen Zeit, als (anscheinend) in der Welt noch die Magie vorherrschte und bärtige Männer Hexen abschlachteten, alles etwas aussah, wie im dritten Hobbit-Film und Kaulders Leben noch in bester Ordnung war. Doch die Zeit blieb nicht stehen und so bekämpft der Unsterbliche (nun „Last Witch Hunter“) immer noch die magiemissbrauchenden Hexen und Hexer. Denn diese sorgen auch in der modernen, von Apple-Produktplatzierungen verseuchten Welt für Unruhe, bringen durch Unwissenheit manchmal fast ein Flugzeug zum Absturz, oder missbrauchen Zauber, um kleine Kinder in ihren vermieften Unterschlupf zu locken. Dafür hat Kaulder sich eine durchgeplante kleine Organisation aufgebaut, der auch Michael Caine als sein sechsunddreßigster Gehilfe, der Dolan Thirty-Six, angehört.

The Last Witch Hunter (2015) Filmbild 3Aus den relativ anspruchslosen Nebenrollen scheint der Schauspiel-Veteran seit einiger Zeit selten herauszukommen. Zumindest im Blockbuster-Geschäft war er auch in der jüngeren Vergangenheit nur in Nebenrollen zu sehen (Christopher Nolans Interstellar und Matthew Vaughns Kingsman – The Secret Service) und auch in The Last Witch Hunter gibt er nach einigen Minuten schon den Löffel ab; ist eigentlich nur MacGuffin für den Haupthandlungsstrang und wird davor lediglich zu Expositionszwecken missbraucht. Ähnlich eingeschränkt ergeht es Vin Diesel, der wieder einmal nicht aus seinem Fast-&-Furious-Rollenschema als Bad-Ass-Draufgänger ausbrechen möchte. Da wird soeben noch ein doch recht einfallsreiches Konstrukt einer modernen Fantasy-Welt errichtet, schon beschränkt sich der Film wieder auf Diesels Macho-Attitüde.

Dabei kann Regisseur Breck Eisner (The Crazies) nicht widerstehen, den Hexenjäger ein paar schmierige One-Liner aufsagen zu lassen und die Action fernab von magischen Auseinandersetzungen völlig übertrieben zu inszenieren. Bis auf den finalen Showdown, prügelt sich der Protagonist nämlich viel mit der Faust, was in einigen Momente gerade wegen Vin Diesels Standardauftreten sogar ganz amüsant ist, jedoch kein bisschen in diesen Film passt. Wenn die Pranke mit einer Handschelle angekettet ist, bricht sich der unsterbliche Kaulder nämlich kurzerhand die Finger und poliert dem Widersacher damit die Fresse, nachdem sich die Hand wieder gerichtet hat.

The Last Witch Hunter (2015) Filmbild 1Bis zu einem gewissen Zeitpunkt kann man sich das alles sogar noch als bewusst dick aufgetragenen Edel-Trash ansehen, die Grenze wird aber überschritten, wenn "Game of Thrones"-Wildling Rose Leslie (stilles Highlight des Films) den zauberhaften Kristall einer Hexe zertritt und diese danach zu einer alten CGI-Greisin zerfällt und die schlecht animierten Gammel-Zähne ein „Bitch“ herausdrücken. Ab da ist The Last Witch Hunter nur noch überzogenes Getue, viel Lärm um nichts und strohdoof. Das effektüberladene Finale wartet mit blöder Action, unorganischen Effekten und einer Schippe Pseudo-Pathos auf. Nein, das macht keinen Spaß.

Fazit

Wer sich The Last Witch Hunter als trashigen Hexen-Slasher-Streifen mit einem gewohnt machomäßigen Vin Diesel anschauen möchte, wird seinen Spaß haben, sollte aber auch nach der ersten Filmhälfte den Kinosaal verlassen. Danach geht selbst die Trash-Ader in diesem total öden und belanglosen Blockbuster unter. Nach diesem Film hat keiner gefragt und er bestätigt selbst, dass ihn keiner gebraucht hat.

Trailer

Box-Office USA – Knapper Sieg für Gänsehaut, Crimson Peak floppt

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Box Office USA Gänsehaut Crimson Peak

Quelle: Boxofficemojo

Obwohl am vergangenen Wochenende gleich drei große Neustarts mit viel Potenzial ins Rennen um die Gunst der Zuschauern in den nordamerikanischen Kinos geschickt wurden, schnitt keiner wirklich über den gemäßigten Erwartungen ab, sodass der Gesamtumsatz der Top 12 sich lediglich um 1,4% gegenüber der Vorwoche auf $111,6 Mio verbesserte. Verglichen mit dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als der Kriegsfilm Herz aus Stahl die Charts anführte, ging es um 8% runter. Es war ein insgesamt eher unaufregendes Wochenende. Nachdem Der Marsianer den Oktober mit bombastischen Zahlen eröffnet hatte, stellte sich im weiteren Verlauf die Ruhe vor dem Sturm ein, der uns im November und Dezember in Form von Spectre, Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2, Arlo & Spot und Star Wars: Das Erwachen der Macht erwartet.

In einem knappen Zweikampf um die Spitze der US-Kinocharts, ging das familientaugliche und mit der Nähe zu Halloween zeitlich perfekt abgestimmte Fantasy-Gruselabenteuer Gänsehaut als Sieger hervor. Der auf den beliebten gleichnamigen Büchern von R. L. Stine basierende Film mit Jack Black spielte von Freitag bis Sonntag $23,6 Mio von 3501 Kinos ein und erreichte damit einen soliden Schnitt von $6746 pro Kino. Mich erinnert der Start sofort an Pixels mit Adam Sandler, der mit $24 Mio aus den Startlöchern kam und mit knapp $79 Mio die Kinos verlassen wird. Sowohl Gänsehaut als auch Pixels hatten eigentlich Potenzial für mehr, denn beide nutzten Vorlagen, die ganze Generationen geprägt haben und haben Konzepte, die leicht zu vermarkten sind. In beiden Fällen wird es jedoch nur bei einem soliden, aber nicht überragenden Einspielergebnis bleiben. Gänsehaut hat den Vorteil, dass das Budget des Films mit $58 Mio knapp $30 Mio unter den Produktionskosten von Pixels liegt.

Interessanterweise konnte Gänsehaut nicht so sehr mit dem Nostalgie-Faktor punkten, sondern funktionierte vor allem wie ein Familienfilm. Etwa 59% der Kinogänger am Startwochenende des Films waren unter 25, 60% waren Familien. Bei seinem Publikum kam der Film sehr gut an und wurde mit einem "A"-CinemaScore bewertet (äquivalent einer "1"). Das deutet auf eine lange Laufzeit hin und gerade im Bereich der Familienfilme sind die nächsten beiden Wochenenden ganz leer. Daher sollte der Film auf jeden Fall mindestens $70 Mio in den USA erreichen und die Kinos vermutlich mit $75-85 Mio verlassen. Ob das für das geplante Sequel ausreicht, wird davon abhängen, wie gut der Film außerhalb von Nordamerika läuft.

Im Gegensatz zu Gravity hat Ridley Scotts Der Marsianer es nicht geschafft, die Nummer 1 der Charts zum dritten Mal in Folge zu beanspruchen und rutschte mit $21,3 Mio (-24,4%) auf Rang 2. Dabei hielt sich der Film deutlich schlechter als Gravity, der lediglich 30,5% an seinem dritten Wochenende verlor, aber besser als Interstellar, der um 45,8% nachgab. Mit dem vorläufigen Gesamteinspiel von $143,6 Mio ist Der Marsianer nach lediglich 17 Tagen bereits der dritterfolgreichste Film von Ridley Scott in den USA und hat trotz eines ähnlichen Startwochenendes das Gesamteinspiel von Prometheus längst hinter sich gelassen. Auch Scotts Hannibal ($165,1 Mio) und Gladiator ($187,7 Mio) wird er in den nächsten Wochen problemlos schlagen und mit Sicherheit als siebter Film von 2015 an der $200-Mio-Marke vorbeiziehen. Verglichen mit den beiden anderen Weltraum-Erfolgen der letzten Jahre, liegt Der Marsianer 15% hinter Gravity im selben Zeitraum, aber immerhin 18% vor Interstellar. Bis zur Ankunft von Spectre wird Der Marsianer von Blockbuster-Konkurrenz verschont bleiben und sollte sein Durchhaltevermögen in den kommenden Wochen entfalten. Ich vermute ein Gesamteinspiel von $205-210 Mio für den Film.

Steven Spielbergs vierte Zusammenarbeit mit Tom Hanks, Bridge of Spies – Der Unterhändler, landete am Wochenende mit $15,4 Mio von 2811 Kinos auf Rang 3 der Charts und schrieb einen Schnitt von $5468 pro Kino. Bei Namen wie Spielberg und Hanks ist das Startergebnis alles andere als überwältigend, doch das 140 Minuten lange Drama über ein Kapitel des Kalten Kriegs ist auch nicht gerade leicht an den Mann zu bringen, sogar mit Namen wie diesen. Hier wird auf Langlebigkeit an den Kinokassen gesetzt und nicht auf schnelle Mark. Als Spielbergs letzter Film, Lincoln, im November 2012 breit anlief, spielte er $21 Mio am Startwochenende ein. Das waren jedoch weniger als 12% seines finalen Einspielergebnisses, denn dank Oscar-Hype und positiver Mundpropaganda verbrachte Lincoln insgesamt zehn Wochen in der Top 10 der US-Charts und spielte insgesamt über $180 Mio ein.

Lincoln und Gefährten, die letzten beiden Filme von Spielberg, wurden zusammengerechnet für 18 Oscars nominiert. Angesichts sehr positiver Rezensionen und einer oscarfreundlichen Thematik, könnte auch Bridge of Spies eine wichtige Rolle im diesjährigen Oscar-Rennen spielen und das würde die Ausdauer des Films am Box-Office begünstigen. Knapp 89% der Besucher des Films am Startwochenende waren über 25, ganze 43% waren sogar über 50. Älteres Zuschauer rennen meist nicht sofort am Startwochenende eines Films ins Kino, was eine lange Laufzeit von Filmen mit einem solchen Zielpublikum ermöglicht. Die Zuschauer bewerteten den Film zudem mit einem "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"). Eine ähnliche Performance zu Argo ist vorstellbar. Jener Film startete im Oktober 2012 mit $19,5 Mio und spielte insgesamt $136 Mio ein. Bridge of Spies könnte also irgendwo im Bereich von $70-100 Mio landen, abhängig von der Stärke des Films im Oscar-Rennen. Letztendlich könnte sich der Film also als der umsatzstärkste von den Neustarts der vergangenen Woche entpuppen. Für die $40 Mio teure Produktion wäre das ein recht ordentliches Ergebnis und für Hanks sein dritter US-Hit in Folge nach Captain Phillips ($107,1 Mio) und Saving Mr. Banks ($83,3 Mio).

Sehr schwach und unter den meisten Erwartungen betrat Guillermo del Toros wunderschön gefilmter Gothic-Horrorfilm Crimson Peak die Bühne. Nur $13,1 Mio spielte der Film in seinen ersten drei Tagen von 2984 Kinos ein (im Schnitt $4405 pro Kino). Historische Horrorfilme sind vermutlich nicht ganz leicht dem meist recht jungen, horroraffinen Publikum zu verkaufen. Wiederum ist es auch nicht leicht, einem älteren Publikum einen Horrorfilm schmackhaft zu machen. Darin lag vermutlich das Problem von Crimson Peak. Es sieht leider ganz danach aus, als würde Crimson Peak del Toros umsatzschwächster breit gestarteter Film seit Mimic vor 18 Jahren sein. Da wird auch Halloween Ende des Monats kaum helfen, insbesondere da mit The Last Witch Hunter und Paranormal Activity: The Ghost Dimension kommendes Wochenende direkte Konkurrenz für Genrefans ansteht. Das mittelprächtige "B-"-CinemaScore (äquivalent einer "2-"), das die Zuschauer dem Film am Startwochenende vergaben, wird hinsichtlich der weiteren Laufzeit auch nicht gerade förderlich sein. Dem Film winken insgesamt bestenfalls $30-35 Mio. Angesichts von $55 Mio Produktionsjosten, sollte das Studio ganz stark auf bessere Ergebnisse aus der Übersee hoffen.

Hotel Transsilvanien 2 bewies wieder Standhaftigkeit, ging lediglich um 38,1% gegenüber der Vorwoche zurück und spielte weitere $12,6 Mio ein, womit er die Top 5 der Wochenendcharts abrundete. Nach vier Wochen steht das Animations-Sequel bei sehr guten $136,8 Mio in den USA und damit 15% vor dem Einspiel seines Vorgängers im selben Zeitraum. Insgesamt fehlen jetzt weniger als $12 Mio, um das Endergebnis des ersten Films zu übertreffen, was spätestens innerhalb der nächsten zwei Wochen eintreten sollte. Letztes Wochenende verlor Hotel Transsilvanien 2 mit Sicherheit viele seiner potenziellen Zuschauer an Gänsehaut. Ohne direkte Familienkonkurrenz in den nächsten beiden Wochen, sollte der Film eine sehr gute Zeit vor sich haben und ein finales Einspielergebnis von rund $170 Mio erreichen.

Box-Office Deutschland – Alles steht Kopf behauptet sich auf Platz 1

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Box Office Deutschland Alles steht Kopf Er ist wieder da

Quelle: Insidekino

Es war wieder einmal ein sehr besucherstarkes Wochenende an den deutschen Kinokassen, wobei der Ferienbeginn in mehreren Bundesländern dabei sicherlich auch eine Rolle gespielt hat. Von den fünf breit gestarteten Newcomern in den Kinocharts konnte eigentlich nur einer wirklich überzeugen, aber dafür hielten sich die älteren Filme gut bis sehr gut, sodass die Gesamtbesucherzahl der Top 10 gegenüber der Vorwoche abermals zulegen konnte, diesmal um 3% auf 1,96 Millionen. Gegenüber dem gleichen Wochenende 2014 ging es sogar um unglaubliche 59% hinauf. Ein großes Besucherplus ist dem aktuellen Kinojahr gegenüber 2014 auf jeden Fall sicher. Nur zwei Filme erreichten vergangenes Jahr mehr als 4 Millionen Besucher in Deutschland, dieses Jahr sind es bereits fünf und mit Mockingjay Teil 2, Spectre und Star Wars: Das Erwachen der Macht sind mindestens drei weitere im Anmarsch.

Trotz sehr direkter und erfolgreich gestarteter Konkurrenz seitens Hotel Transsilvanien 2 beeindruckte Pixars Alles steht Kopf mit einem hervorragenden Drop an seinem dritten Wochenende und zeigte, dass der Markt auf jeden Fall groß genug ist, um zwei sehr erfolgreiche Animationsfilme gleichzeitig unterzubringen. Nur 19% seiner Zuschauer vom letzten Wochenende verlor Alles steht Kopf und behauptete sich mit ca. 429,000 gelösten Tickets auf Platz 1 der deutschen Kinocharts. Nach 18 Tagen erreichte der Film damit als erstes Pixar-Werk seit sechs Jahren die 2-Millionen-Besuchermarke. Gleichzeitig zog der Film auch in die diesjährige Top 10 ein und belegte Rang 7, hinter Avengers: Age of Ultron, den er spätestens nächstes Wochenende ebenfalls hinter sich lassen wird. Mit seinen ziemlich genau 2 Millionen Besuchern liegt Alles steht Kopf bislang gleichauf mit WALL-E, der allerdings ein schwächeres drittes Wochenende hatte. Außerdem liegt er 4% vor Die Monster AG und 28% vor Oben im gleichen Zeitraum. Da Alles steht Kopf noch die gesamten Herbstferien in den meisten Bundesländern vor sich hat, sollte er den Abstand zu den beiden Filmen weiter ausbauen und auch an WALL-Es Endergebnis von 3,2 Millionen Besuchern vorbeiziehen. Es ist gut möglich, dass aufgrund recht schwacher Konkurrenz Alles steht Kopf noch die nächsten zwei Wochen den ersten Platz der Kinocharts belegen wird. Auch wenn Spectre ihn Anfang November ganz sicher von dieser Position verdrängen wird, wartet auf den Film erst mit Pixars eigenem Arlo & Spot Ende November wieder große direkte Konkurrenz. Zieht man all diese begünstigenden Faktoren in Betracht, ebenso wie die phänomenal positive Resonanz der meisten Besucher des Films, so ist eine Gesamtbesucherzahl von mehr als 3,5 Millionen dem Film so gut wie sicher und auch 4 Millionen werden von Tag zu Tag wahrscheinlicher, insbesondere wenn er sich noch in der Weihnachtszeit gut schlagen kann.

Der größte Konkurrent von Alles steht Kopf um die Chartspitze wird in den nächsten Wochen tatsächlich die deutsche Satire Er ist wieder da sein. Die Bestsellerverfilmung, die vergangenes Wochenende sehr gut aus den Startlöchern gekommen war, erhielt an ihrem zweiten Wochenende mehr als 100 neue Kinos und konnte gegenüber dem bereits guten Start sogar um 11% auf sage und schreibe 401,000 Zuschauer zulegen. Damit ist es offiziell: Constantin Filmverleih hat nach Fack Ju Göhte 2 einen weiteren, heimischen Volltreffer gelandet. Nach nur 11 Tagen steht Er ist wieder da bei etwas über 900,000 Zuschauern und wird im Laufe der Woche als siebter deutscher Film dieses Jahr die Millionenmarke erreichen. Angesichts der sehr positiven Entwicklung in seiner zweiten Woche, ist auch kein baldiges Ende der Erfolgssträhne den Film in Sicht. Wie schon in seiner Startwoche hatte er den besten Besucherschnitt von allen Filmen in der Top 20 erreicht, diesmal sogar mit noch deutlicherem Abstand zu Alles steht Kopf, der den zweitbesten Schnitt vorwies. Weniger als 2 Millionen Besucher ist für Er ist wieder da aktuell nicht zu erwarten. Ich vermute sogar, dass er an knapp 2,5 Millionen herankommen wird.

Hotel Transsilvanien 2 war ebenfalls einer der großen Gewinner am Wochenende. Das Animations-Sequel startete mit 362,000 Besuchern von 621 Kinos auf Platz 3 und erreichte einen Schnitt von 583 Besuchern pro Kino. Der Start wäre an sich schon solide genug, doch gerade angesichts der Charts-Dominanz von Alles steht Kopf ist er besonders bemerkenswert. Einschließlich zahlreicher Previews zählte Hotel Transsilvanien 2 415,000 Besucher bis Sonntag, ganze 60% (!) mehr als sein Vorgänger zum Start samt Previews vorweisen konnte. Wie in den USA wird Hotel Transsilvanien 2 also auch in Deutschland den ersten Film an den Kinokassen deutlich übertreffen. Auch hier werden die Herbstferien in den nächsten Wochen dafür sorgen, dass der Film sich gut halten wird. Teil 1 kam in Deutschland auf insgesamt etwa 1,16 Millionen Zuschauer. Beim zweiten Film werden es sicherlich nicht weniger als 1,5 Millionen sein. Vielleicht kann er sogar den diesjährigen Disney-Animationshit Baymax mit seinen 1,6 Millionen Besuchern toppen.

Fack Ju Göhte 2 rutschte um einen Platz runter auf #4 und lockte an seinem sechsten Wochenende weitere 265,000 Besucher (-27%) in die deutschen Kinos. Von jeglicher Konkurrenz zeigte sich der Comedy-Überblockbuster unbeeindruckt und schrieb tatsächlich ein besseres sechstes Wochenende als der erste Film. Mit fast 6,93 Millionen Besuchern flog Fack Ju Göhte 2 außerdem an Minions vorbei und ist nun der besucherstärkste Film des Jahres in Deutschland. Nur Star Wars: Das Erwachen der Macht hat jetzt noch die Chance, ihn von dieser Position zu verdrängen. Dafür werden sich die Sternenkrieger aber sehr ins Zeug legen und größere Erfolge vorweisen müssen als Episoden II und III. Fack Ju Göhte 2 liegt mittlerweile ganze 2,3 Millionen Besucher vor seinem Vorgänger im gleichen Zeitraum und hat fast 94% von dessen Gesamtbesucherzahl erreicht. Von allen deutschen Kinohits hat nur (T)Raumschiff Surprise über 30 Tage noch mehr Besucher gehabt (8,5 Millionen). Nach Umsatz ist Fack Ju Göhte 2 übrigens mit €56,4 Mio auf Rang 20 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten in Deutschland vorgerückt, nach Besuchern liegt er aktuell auf Platz 43, sollte jedoch früher oder später die Top 30 knacken. Ich gehe weiterhin von einer Gesamtbesucherzahl von mindestens 8 Millionen aus, spätestens wenn der Film nächsten Sommer in den Open-Air-Kinos wieder erfolgreich läuft.

Auch wenn er angesichts der vier Überflieger über ihm etwas in Vergessenheit zu geraten droht, hat auch Der Marsianer – Rettet Mark Watney ein sehr erfolgreiches zweites Wochenende hinter sich gebracht. Die positive Mundpropaganda zum Film scheint sich schnell zu verbreiten und so baute er lediglich 17% ab und erreichte etwa 249,000 Besucher von Donnerstag bis Sonntag. Nur Er ist wieder da hielt sich in der Top 10 noch besser. Nach 11 Tagen steht Ridley Scotts Film bei soliden 681,000 Besuchern, knapp 4% vor Prometheus im gleichen Zeitraum. Prometheus erreichte 1 Millionen Besucher am Ende seiner Laufzeit in Deutschland. Da Prometheus aber deutlich gemischtere Reaktionen bei seinem Publikum hervorrief und auch ein deutlich schwächeres zweites Wochenende hatte als Der Marsianer, wird Scotts neuster Film auch um einiges besser abschneiden. Der Rückgang von Der Marsianer an seinem zweiten Wochenende ist übrigens sehr vergleichbar mit den Drops von Gravity (-16%) und Interstellar (-17%) in der zweiten Woche. Wenn man davon ausgeht, dass Der Marsianer auch weiterhin einem ähnlichen Verlauf folgen wird, sollte der Film mit Matt Damon mindestens 1,4 Millionen Besucher bei uns erreichen.

Pixar Theory #3: Findet Nemo & Ratatouille

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Im letzten Teil unserer Pixar-Retrospektive haben wir einen Einblick in die Psyche von Spielzeugen und deren Verhältnis zur menschlichen Spezies bekommen. Über die Beziehung von Tieren zum Mensch geht es diesmal. Dabei folgen wir Marlin auf seiner Reise durch den Ozean, auf der Suche nach seinem Sohn Nemo, und begleiten die Gourmet-Ratte Rémy bei der kulinarischen Entdeckung von Paris.

Findet Nemo
2003Pixar Theory Findet Nemo Ratatouille 1

"Im Ozean finden wir heraus, dass Fische ziemlich fortgeschritten sind. Sie entwickeln eine Abneigung gegen die Menschen, die die ganze Welt verschmutzen, Fische fangen und diese einsperren."

Nach Merida und Die Unglaublichen reiht sich mit Findet Nemo der dritte, als "Bester Animationsfilm" von der Academy ausgezeichnete Pixar-Film in diese Retrospektive ein. Die Regisseure Andrew Stanton und Lee Unkrich, die zuvor schon zusammen an Das große Krabbeln arbeiteten, erschufen 2003 den ersten Animationsfilm, dessen Handlung sich nahezu komplett unter Wasser abspielt. Produzent John Lasseter (Regie: Toy Story) beschäftigte sich aus diesem Grund schon lange vor der Entstehung des Films mit Recherchen zur Unterwasserwelt, um diese detailgetreu darstellen zu können. Wahrscheinlich ist dies der Grund, warum Findet Nemo sich so toll anfühlt.

Eine dichte, ruhige, faszinierende und gleichzeitig einsame und bedrohliche Atmosphäre umgibt die wunderschönen Bilder von sich in allen Farben und Formen im tiefen Gewässer des Ozeans wiegenden Pflanzen. Thomas Newmans (American Beauty) perfekt nuancierter Filmscore begleitet und erzählt zugleich das feinfühlige Familiendrama in dem Film mit einer Leichtigkeit, die ihresgleichen sucht. Eine komplizierte Vater-Sohn-Beziehung entspringt einer tieftraurigen Prämisse und entwickelt sich im Eiltempo zu einem Roadtrip, auf dem ein überbesorgter Vater auf der einen Seite und ein rebellischer Jungfisch auf der anderen zu sich selbst finden. Ein toller Film, der sich dennoch nicht ganz rund anfühlt. Findet Nemo ist vielleicht ein bisschen zu rasant. Denn diese Kreativbombe von Film wirft doch etwas zu viele Ideen in einen Topf, die er in zu sehr angezogenem Tempo gerne alle abarbeiten möchte. Dies macht den Film kein bisschen weniger großartig, dafür aber kantig.

"Tiere beginnen neugieriger zu werden und sich menschliche Charakteristiken anzueignen."

Ratatouille
2007Pixar Theory Findet Nemo Ratatouille 2

"Rémy zeigt menschliche Züge. Außerdem sehen wir zum ersten Mal Interaktion zwischen Tier und Mensch, hier aber zum Zweck der Kontrolle über den Menschen. Rémys Ratten-Clan zeigt sich Menschen abgeneigt und empfindet ihnen gegenüber Furcht und Hass."

Brad Birds (Die Unglaublichen) zweiter Streich erweist sich als fantastischer und facettenreicher Film. 2007 startete Ratatouille in den Kinos und mit seichten 10 Jahren nahm ich im Rahmen einer Geburtstagsfeier meinen Sitz im Zoopalast in Berlin ein, um mir den Film anzusehen. Ob es nun das unscharfe Bild auf der Leinwand war, die sich daraus entwickelnde unruhige Stimmung, oder weil Ratatouille trotz des altbewährten „Für Jung und Alt“-Prinzips doch mehr für die herangewachsene Zuschauerschaft ausgelegt ist – Ratatouille hat mir damals so gar nicht gefallen. Und zwar so sehr, dass ich ihn jahrelang sogar als schlechtesten Pixar-Film (zusammen mit Cars) einstufte. Es ist nicht das erste Mal, dass ich dies im Zuge dieser Retrospektive tun muss: Ich nehme alles zurück!

Denn Brad Birds Animationsfilm erweist sich als fantastisches, vielschichtiges und zuckersüßes Abenteuer. Tollen Themen, wie Familie, Freundschaft und Träume, die zwar wirklich generationsübergreifend interessant sind, vielleicht aber doch etwas zu erwachsen behandelt werden, widmet man sich mit unglaublich viel Herz und Feingefühl. Und Ratatouille macht auch Spaß. Doch auch wenn die ersten zwei Drittel mit einigen kleinen Highlights aufwarten, fehlt dem Film am Anfang die überdurchschnittliche Originalität, das wirklich Besondere. Obwohl Ratatouille von der ersten Minute an ein wirklich toller Film ist, bewegt er sich „nur“ auf dem gewohnt hohen Pixar-Niveau. Die großen Ideen bleiben aus oder wollen sich nicht ganz in den eher bodenständigen Ton einfügen (Stichwort: Haar-Marionette). Doch alles ist vergessen, steuert der Film erst einmal auf die letzten 30 Minuten zu. In wahrer Perfektion wird jede einzelne Thematik liebevoll zu Ende geführt. Höhepunkt wird an Höhepunkt gereiht und ist dabei gleichzeitig herzzerreißend und -erwärmend.

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In der nächsten Ausgabe wird es nostalgisch und rührend: wir begegnen den Pixar-Filmen mit dem größten Tränenfaktor :Toy Story 3 und Oben.

Bisherige Ausgaben:

Pixar Theory #1: Merida & Die Unglaublichen
Pixar Theory #2: Toy Story & Toy Story 2

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