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Bridge of Spies: Der Unterhändler (2015)

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Bridge of Spies, US 2015 • 141 Min • Regie: Steven Spielberg • Drehbuch: Matt Charman, Ethan Coen, Joel Coen • Mit: Tom Hanks, Mark Rylance, Amy Ryan, Billy Magnussen, Domenick Lombardozzi, Alan Alda • Kamera: Janusz Kaminski • Musik: Thomas Newman • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Studiocanal • Kinostart: 26.11.2015 • Deutsche Website

Bridge of Spies: Der Unterhändler heißt Steven Spielbergs neueste Kooperation mit Tom Hanks, und gleich auch der erste Film, in dem der Hollywoodgigant wieder Regie führt, seit er 2012 mit Lincoln seinen letzten Oscarfavoriten ins Rennen schickte. 12 Nominierungen bekam das biografische Drama damals, 2 Trophäen konnte es am Ende auch sein Eigen nennen. Auch Bridge of Spies handelt wieder von historischen Ereignissen, diese sind jedoch sowohl zeitlich als auch thematisch noch um einiges aktueller als sie es in Lincoln waren. Während der Zeit des Kalten Krieges soll der amerikanische Anwalt James B. Donovan (Tom Hanks) sich der Verteidigung des Sowjetspions Rudolf Abel (Mark Rylance) annehmen und es schaffen die Übergabe seines Klienten gegen die zweier gefangener Amerikaner zu organisieren. Nicht nur, dass diese Aufgabe in den kommunismusängstlichen USA auf viel Unverständnis stößt, auch die aufstrebende DDR, die sich immer weiter von der Sowjetunion lösen will, setzt ihm dabei ein gravierendes Hindernis im Weg.

Bridge of Spies 2Was soll man schon sagen, Spielberg schafft es doch immer wieder seinen Stil gekonnt mit den Themen seiner Filme zu vereinen. In Bridge of Spies wirkt das Zusammenspiel von Humor und Dramatik zwar nicht immer harmonisch, doch es funktioniert zum großen Teil und trägt, sicherlich auch durch die Hilfe der beiden Coen-Brüder, zur guten Unterhaltung des Films bei. Etwas aufgedunsen mag die eine oder andere Stelle da schon einmal wirken, doch der narrative Flair des sehr kurzweiligen Films, der immer wieder beide Seiten des Konfliktes hinterfragen will, weiß solide darüber hinwegzudeuten. Es fühlt sich zwar nicht an, als wolle Spielberg mit diesem Film eine große Bewegung in Gang setzen und sich Richtung Best Picture-Nominierung vorkämpfen, doch als aufrichtiges Drama rund um die Verhandlungspolitik des Kalten Krieges setzt er sich durch.

Das liegt nicht nur am cleveren Drehbuch, sondern auch an Spielbergs Regiestil, der sich wie immer lebendig erzählend durch die Geschehnisse bewegt. Eine makellose Kameraführung gepaart mit einem subtilen Thomas Newman-Soundtrack runden die Atmosphäre ab. Visuell hält sich Bridge of Spies zu großen Teilen an den damals gängigen Spionagestil, stellt die Dinge die er betonen will meist kalt und abschreckend dar, schafft es aber gleichzeitig, sich ihnen zu nähern, anstatt Distanz zu ihnen aufzubauen. Einzig und allein eine relativ unschön animierte Szene eines Flugzeugabsturzes, die sich zu lange streckt, sticht hier etwas negativ hervor.

Bridge of Spies 1Positiv zeichnen sich dagegen die Darsteller immer wieder ab. Tom Hanks ist sympathisch, fast schon zu freundlich und wie immer grandios in dem was er tut. Zusammen mit der größten Überraschung des Films, Mark Rylance, macht er am meisten Spaß. Rylance schafft es durch seine punktierten Dialoge und seine ruhige und humorvolle Ausdrucksweise zu begeistern, sich vielleicht sogar noch einen Platz in der Nominierungsliste für die Besten Nebendarsteller zu sichern. Er ist es, der durch seine Auftritte zu Anfang und Ende des Films sowohl dem Hauptcharakter, als auch dem Zuschauer Kraft einzuhauchen vermag sowie Hoffnung und Menschlichkeit verbreitet. Am Ende sind sowohl seine Figur als auch die von Tom Hanks nur zwei alte Männer, die sicher nach Hause zu ihren Familien kommen wollen.

Fazit

Tom Hanks und Nebendarsteller Mark Rylance machen viel Spaß in diesem routinierten Polit-Drama. Bridge of Spies: Der Unterhändler ist ein gewohnt guter Spielberg-Film, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Trailer

Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 (2015)

Die Tribute von Panem Mockingjay Teil 2 (2015) Filmkritik

The Hunger Games – Mockingjay Part 2, USA 2015 • 137 Min • Regie: Francis Lawrence • Mit: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Julianne Moore, Donald Sutherland, Natalie Dormer, Sam Clafin, Elizabeth Banks, Philip Seymour Hoffman • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 19.11.2015 • Deutsche Website

Handlung

Der versuchte Mordanschlag auf Katniss (Jennifer Lawrence) als Symbolfigur der Rebellion durch hirnmanipulierten Peeta (Josh Hutcherson) ist zwar gescheitert, doch Peeta bleibt eine tickende Zeitbombe, die zwischen Realität und Wahnvorstellungen kaum unterscheiden kann. Der Bürgerkrieg in Panem ist an seinem Höhepunkt und der Sieg der Rebellen rückt in greifbare Nähe. Doch zwischen ihnen und dem langersehnten Frieden liegen das Kapitol und der heimtückische Präsident Snow (Donald Sutherland), der bereit ist, bis zum letzten Atemzug gegen die aufständischen Distrikte zu kämpfen. Katniss wird klar, dass der Krieg und das Sterben erst dann enden können, wenn Snow tot ist. Wenn die Distrikte zum finalen Schlag gegen das Kapitol ausholen, widersetzt sie sich den direkten Anweisungen der Rebellen-Präsidentin Coin (Julianne Moore) und zieht an der Seite von Gale (Liam Hemsworth) und Finnick (Sam Clafin) in die Schlacht. Jedoch soll ihre Truppe der eigentlichen Front fernbleiben und zu Propagandazwecken auf ihrem Vormarsch zu Snows Palast gefilmt werden. Aus diesem Grund und trotz seines labilen Zustands wird auch Peeta der Einheit zugewiesen. Allerdings verfolgt Katniss eigene Pläne und will sich bei der ersten Gelegenheit absetzen, um Snow selbst zu töten. Jedoch hat sie weder mit den perfiden Fallen gerechnet, die das Kapitol zu einer weiteren Hungerspiele-Arena gemacht haben, noch damit, dass sie längst zum Spielball auf dem Feld politischer Intrigen geworden ist.

Kritik

An diesem Punkt dürften die Fronten bereits klar sein. Wer sich bislang nicht auf die Tribute-von-Panem-Reihe einlassen konnte, keinen Gefallen an den bisherigen Filmen fand oder weiterhin dem Irrglauben anhängt, die Filme bzw. Bücher würden lediglich Battle Royale kopieren, wird auch durch den finalen Film nicht bekehrt werden. Auf alle Fans der Romantrilogie und deren Adaptionen wartet jedoch ein sehr zufriedenstellendes, mitreißendes Finale, das die Reihe zu einem konsequenten Ende bringt.

Die Tribute von Panem Mockingjay Teil 2 (2015) Filmbild 1Beim finalen Roman von Suzanne Collins’ Trilogie scheiden sich auch unter den Fans der Reihe die Geister. Die einen lieben den kompromisslos düsteren Ton, den das Buch anschlägt, die anderen vermissen den Nervenkitzel der Hungerspiele. Die Vertreter der ersten Fraktion dürfen sich auf eine Adaption freuen, die sehr eng an der Vorlage bleibt und zum Glück auch ihre düstersten und schonungslosesten Momente nicht ausspart. Auch wenn die mit Sicherheit finanziell motivierte Aufteilung des letzten Buchs in zwei Filme unnötig war, funktioniert sie überraschend gut. Hat sich bei Harry Potter seinerzeit der (trotzdem gute!) finale Film als ein zweistündiger Showdown ohne Anfang und Mitte angefühlt, bestehen beide Mockingjay-Teile als eigenständige Filme. War der erste Film noch eine eher ruhige Politsatire und eine Auseinandersetzung mit der posttraumatischen Belastung, die Katniss nach der Teilnahme an zwei Hungerspielen durchlebt, ist der Nachfolger letztlich nichts anderes als ein Kriegsfilm. In diesem wird nach dem gemächlich bedachten Tempo des Vorgängers wieder ordentlich aufs Gaspedal gedrückt, wenn Katniss und ihre Weggefährten von einer in ihrem grausamen Einfallsreichtum erschreckenden Falle des Kapitols in die nächste tappen. Insbesondere eine albtraumhafte Szene in den Abwasserkanälen treibt die Spannung an die Spitze, wenn Katniss’ Einheit von mutierten Monstern angegriffen wird. Die Szene verwandelt den postapokalyptischen Film blitzschnell in ein grausames Horrorszenario (The Descent lässt grüßen), das die hiesige FSK12-Freigabe an ihre äußersten Grenzen bringt. Außerdem merkt man an den großen Actionszenen auch, wie sehr die Budgets der Reihe seit Teil 1 angestiegen sind.

Die Tribute von Panem Mockingjay Teil 2 (2015) Filmbild 2So wie der Film die Reihe angemessen abschließt, wird auch die Charakterentwicklung von Katniss konsequent vorangetrieben und zu Ende geführt. Nachdem sie über vier Filme eine niederschmetternde Tragödie nach der anderen erleiden muss, töten muss und zusehen muss, wie ihre Freunde sterben, weigert sie sich nun endgültig, eine Marionette zu sein und vollendet so ihre Emanzipation – jedoch nicht ohne einen Preis dafür zu zahlen. Es ist eine besondere Leistung des Films, dass diese Entwicklung beim Zuschauer dennoch kein Hochgefühl auslöst, angesichts der Verluste, die Katniss auf dem Weg dorthin einstecken muss und der Traumata, die sie mit sich trägt. Darüber täuschen auch nicht die wenigen optimistisch gestimmten Szenen am Filmende hinweg, das übrigens ein wenig an das nicht enden wollenden Finale von Die Rückkehr des Königs bzw. den Harry-Potter-Epilog erinnert. Diese Wandlung der Figur ermöglicht Jennifer Lawrence natürlich wieder, ihre schier unerschöpfliche Bandbreite an Talent unter Beweis zu stellen. Sie war ursprünglich der Grund, weshalb die Reihe sich von den zahlreichen anderen Jugendbuchverfilmungen abheben konnte, und auch wenn mittlerweile auch viel mehr an den Filmen zu loben gibt, bleibt sie bis zum Ende ein unumstrittenes Highlight der Reihe.

Diesmal gehören die besten schauspielerischen Momente aber nicht nur ihr, sondern erstmals darf auch der bislang eher blasse Josh Hutcherson in seinen Szenen als psychisches Wrack glänzen. Seine Anwesenheit birgt stets ein gewisses Element der Unberechenbarkeit, denn man weiß nicht, wann er wieder durchdreht und sich gegen seine Gefährten, und vor allem gegen Katniss wendet. Dagegen hat Liam Hemsworth als Gale zwar wieder eine große Rolle, durchlebt jedoch keine sonderliche Entwicklung des Charakters. Das obligatorische Liebesdreieck zwischen den Protagonisten wirkt in dem Film nebensächlicher denn je und die meisten Momente, die dafür aufgewendet werden (zum Glück sind es nicht viele), wirken etwas verschwendet. Man könnte aber auch durchaus argumentieren, dass genau das in der Romanvorlage Absicht war, denn es ist nicht das Liebesglück von Katniss, das je im Mittelpunkt der Geschichte stand.

Die Tribute von Panem Mockingjay Teil 2 (2015) Filmbild 3Die Nebenbesetzung glänzt wieder bis in die kleinsten Gastrollen mit bekannten Namen und Gesichtern (Robert Knepper! Gwendoline Christie!), doch nur die wenigsten bekommen wirklich gute Momente. Jena Malone als Johanna, die im letzten Film nahezu gänzlich abwesend war, ist zum Glück eine davon und stiehlt in ihren wenigen Szenen sogar Lawrence kurz die Show. Donald Sutherland zieht den widerwärtigen aber stets souveränen Bösewicht bis zum Ende durch, während gerade der hochinteressante Charakter von Julianne Moore leider zu wenig Entwicklung bekommt im Verhältnis dazu, welche emotionale Gewichtung ihrem Charakter im Verlauf des Films zuteil wird. Bittersüß sind auch die letzten Momente, in denen wir Philip Seymour Hoffman auf der Leinwand bewundern dürfen, und sogar in diesen leisen Szenen kann er durch minimale Mimik zeigen, was für ein großartiger Schauspieler in ihm steckte. Jeffrey Wright, Elizabeth Banks und diverse andere absolvieren leider nicht mehr als kurze Cameos. Es ist jedoch bis zu einem Grad auch nachvollziehbar, denn es war schon immer die Geschichte von Katniss und Peeta und das bleibt sie bis zum Ende auch.

Die Tribute von Panem Mockingjay Teil 2 (2015) Filmbild 4Für eine Jugendbuchverfilmung, die sich an sehr große Massen richtet, ist die Grundstimmung von Mockingjay Teil 2 durchweg deprimierend. Der Film beginnt recht düster und steigt irgendwann in reine Trostlosigkeit ab. So gut die Kriegs- und Actionszenen auch gemacht sind, kein Sieg der Protagonisten wird gefeiert und jeder Moment, der bei den Zuschauern Begeisterung auslösen könnte, wird stattdessen von einer bitteren Note begleitet. Die Elemente der politischen Intrigen und der Mediensatire geraten zwar angesichts des Kampfes ums Überleben häufig in den Hintergrund, werden aber nie ganz vergessen und holen die Zuschauer (und Hauptcharaktere) am Ende mit einer tragischen Wendung wieder ein. Selten war Massenunterhaltung so düster und ein befriedigendes Finale einer Filmreihe zugleich auch so trostlos. Der Abschlussfilm besiegelt den Status von Die Tribute von Panem als eine Reihe, an der sich Young-Adult-Verfilmungen in den nächsten Jahren zu messen haben werden.

Fazit

Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 bleibt sehr nah an der Romanvorlage – samt allen ihren Stärken und Schwächen. Es ist ein schonungsloser, wenn auch nicht makelloser Film, der sich inmitten von effekteüberladenen Blockbustern etwas traut und sich nicht davor zurückschreckt, die Zuschauer trotz spannender Action von einer deprimierenden Szene in die nächste zu treiben, bis hin zu einem Finale, das im Hinblick auf die auslösenden Ereignisse aus dem ersten Film einer bitteren Ironie nicht entbehrt.

Trailer

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Wer an unseren Rezensionen zu den drei Vorgängerfilmen interessiert ist, findet sie hier:

Die Tribute von Panem – The Hunger Games
Die Tribute von Panem – Catching Fire
Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1

Box-Office Deutschland: "Spectre" führt mit dem zweitbesten Start 2015

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Box Office Deutschland Spectre Start

Quelle: Insidekino

Auch in Deutschland hat James Bond 007 – Spectre das Kinogeschäft mit großem Erfolg angekurbelt. Sogar ohne einen zweiten erfolgreichen Neustart – wie in den USA – reichte das Startwochenende von Spectre aus, um die Gesamtbesucherzahl der Top 10 um gewaltige 147% auf 2,41 Millionen zu erhöhen. Verglichen mit dem entsprechenden Wochenende aus dem Vorjahr lagen die Zahlen sogar um 157% besser. Im Angesicht dieses alles verschlingenden Mega-Starts mussten die meisten älteren Filme ordentlich Federn lassen. Das fällt nach den tollen Rückgängen in den Vorwochen diesmal besonders stark auf.

Spectre zog erwartungsgemäß riesige Zuschauermassen am Wochenende an und war alleine für fast 70% der Kinogänger in der Top 10 verantwortlich. Bis Sonntag hat Spectre, einschließlich groß angelegter, bundesweiter Previews am Mittwoch, genau 1,9 Millionen Zuschauer in die Kinos gelockt und ist jetzt schon der neunterfolgreichste Film des Jahres, vor Shaun das Schaf und Der Nanny. Von dieser Zahl stammen 220,000 Zuschauer von den Mittwochs-Previews, sodass er am regulären Wochenende knapp 1,68 Millionen Tickets lösen konnte. Das reichte locker für das zweitbeste Startwochenende des Jahres in Deutschland. Nur Fack Ju Göhte 2 schnitt mit 2,115 Millionen Besuchern in den ersten vier Tagen besser ab. In 857 Kinos erreichte der Film einen mächtigen Schnitt von 1962 Zuschauern pro Location. Nach Umsatz gelang Spectre mit €16,59 Mio sogar der viertbeste Start aller Zeiten (den Rekord stellte Fack Ju Göhte 2 dieses Jahr mit €17,73 Mio auf). Einschließlich der Previews am Mittwoch hat Spectre bereits €18,61 Mio bei uns eingespielt und wird auf jeden Fall unter den 25 umsatzstärksten Filmen aller Zeiten hierzulande enden.

Nach Besuchern reichte der Start von Spectre für Platz 27 unter den stärksten aller Zeiten in Deutschland aus, fast direkt hinter Ein Quantum Trost mit 1,69 Millionen Zuschauern. Allerdings muss man auch betonen, dass als Ein Quantum Trost gestartet ist, es noch nicht übliche Praxis war, die Previews aus dem Starrwochenende herauszurechnen, sodass Quantum am eigentlichen Wochenende (Donnerstag bis Sonntag) mit Sicherheit weniger Besucher hatte als Spectre. Bei all den positiven Meldungen muss man aber zugeben, dass Spectre auch in Deutschland schwächer als Skyfall startete, auch wenn die Differenz nicht so groß ist, wie in den USA. Skyfall lief vor drei Jahren mit 1,907,000 Zuschauern am Startwochenende an und hat samt Previews sogar 2,14 Millionen Besucher gehabt. Spectre startete also etwa 11% unter seinem Vorgänger. Auch nach Umsatz hatte Skyfall zum Start die Nase ganz knapp vorne und spielte am Startwochenende €16,64 Mio ein – bis heute der drittbeste Start aller Zeiten nach Einnahmen in Deutschland.

Wie in den USA lässt sich der schwächere Start von Spectre vor allem dadurch erklären, dass Skyfall einfach ein Ausreißer war, der perfekte Film zur perfekten Zeit. Insgesamt erreichte er 7,8 Millionen Zuschauer in den deutschen Kinos, mehr als jeder andere James-Bond-Film nach den Sechzigern. So weit wird Spectre sicherlich nicht kommen, aber nach allen sonstigen Maßstäben betrachtet, ist das Startwochenende des 24. James-Bond-Abenteuers grandios. Es dürfte ihm nicht schwer fallen, die Endergebnisse der ersten beiden Bond-Filme mit Craig zu schlagen: Casino Royale mit 5,5 Millionen Zuschauer und Ein Quantum Trost mit 4,7 Millionen. Sogar wenn er so wenig Durchhaltevermögen wie Ein Quantum Trost zeigt, wird er mindestens 5,3 Millionen Zuschauer bei uns erreichen, ich gehe jedoch von einer deutlich besseren Laufzeit in den Kinos aus. Am Ende sollten es tatsächlich zwei Goldene Leinwände und mehr als 6 Millionen Besucher in Deutschland werden, ausreichend für Platz 4 der deutschen Jahres-Charts (nach Fack Ju Göhte 2, Minions und vermutlich Star Wars: Das Erwachen der Macht). Das wäre auch mehr als jeder Bond-Film mit Pierce Brosnan verbuchen konnte.

Weit abgeschlagen auf Platz 2 landete die Polit-Satire Er ist wieder da, die erstmals nicht ihre Kinozahl erhöhte. Damit einhergehend (sowie mit der Konkurrenz von 007) erlitt der Film seinen bislang stärksten Drop und gab um 37% gegenüber der Vorwoche nach. Es wurden diesmal 162,000 neue Zuschauer erreicht und der Streifen steht weniger als 15,000 Besucher von der 2-Millionen-Marke in Deutschland entfernt, die er im Laufe der Woche überqueren wird. Für einen deutschen Film ohne Til Schweiger, Matthias Schweighöfer oder Elyas M’Barek in der Hauptrolle ist das beachtlich. Momenten kann man von mindestens 2,5 Millionen Zuschauern insgesamt für Er ist wieder da ausgehen, da er gerade während der Open-Air-Saison nächsten Sommer wieder ordentlich zulegen wird.

Rang 3 ging an Pixars Alles steht Kopf, der sich mit einem Rückgang von nur 25% besser hielt als jeder andere Film in der Top 10. Der Animationshit lockte weitere 143,000 Zuschauer in die deutschen Kinos und steht jetzt bei knapp 2,97 Millionen Besuchern, also ebenfalls kurz vor einem neuen Meilenstein. Noch diese Woche wird er als sechster Film von 2015 die 3-Millionen-Zuschauermarke erreichen und eine Goldene Leinwand erhalten, und zwar als erster Pixar-Film seit Oben. Mittlerweile hat Alles steht Kopf die Gesamtbesucherzahl von Toy Story 2 hinter sich gelassen und wird kommendes Wochenende auch Oben überholen. Die finalen Ergebnisse von WALL-E (3,24 Millionen) und Die Monster AG (3,32 Millionen) liegen ebenfalls in seiner Reichweite, da Alles steht Kopf gerade während der Weihnachtszeit wieder neuen Erfolg finden sollte. Ich glaube deshalb weiterhin an 3,5 Millionen Besucher für den Film oder gar mehr, wenn die Konkurrenz von Arlo & Spot ihm nicht zu sehr zusetzt.

Direkt hinter Alles steht Kopf platzierte sich in seiner vierten Woche Hotel Transsilvanien 2 mit 129,000 Besuchern (-28%) und hat mit insgesamt etwas über 1,25 Mio Besuchern nach 25 Tagen das Ergebnis seines Vorgängers (1,16 Mio) bereits übertroffen. Wie auch Alles steht Kopf hängt die Zukunft von Hotel Transsilvanien 2 stark davon ab, wie er sich gegen Pixars neusten Streich Arlo & Spot schlägt, doch in jedem Fall sollten 1,6 Millionen Zuschauer für ihn erreichbar sein.

Fack Ju Göhte 2 behauptete sich in der neunten Woche auf Platz 5 der Kinocharts mit 74,000 Zuschauern (39% weniger als am vorherigen Wochenende), die seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 7,473,000 erhöhten. Damit ist Fack Ju Göhte 2 bereits an seinem Vorgänger vorbeigezogen und steht auf Platz 32 der besucherstärksten Filme seit 1968 in Deutschland. Noch viel beeindruckender sieht es nach Einspiel aus. Erst als 14. Film überhaupt erreichte er in Deutschland mehr als €60 Mio Umsatz. Mit €60,8 Mio trennen ihn nur knapp €4,3 Mio davon, Der Schuh des Manitu zu toppen und in die All-Time Top 10 einzuziehen. Falls er das schaffen sollte, wird es auf jeden Fall ein langer und beschwerlicher Weg, es ist jedoch nicht ausgeschlossen. Wie auch bei Er ist wieder da, erwarte ich ein neues Aufleben des Films beim Open-Air-Kino nächsten Sommer, sodass er sich zumindest 8 Millionen Zuschauern in Deutschland nähern sollte.

Mr. Holmes (2015)

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Mr. Holmes, GB 2015 • 105 Min • Regie: Bill Condon • Drehbuch: Jeffrey Hatcher • Mit: Ian McKellen, Laura Linney, Milo Parker, Hiroyuki Sanada, Hattie Morahan, Thomas Kelmot • Kamera: Tobias Schliessler • Musik: Carter Burwell • FSK: n.n.b. • Verleih: Alamode Film • Kinostart: 24.12.2016 • Deutsche Website

Der Meisterdetektiv Sherlock Holmes ist mit Sicherheit eine der bekanntesten Romanfiguren aller Zeiten. Im späten 19. Jahrhundert schuf Sir Arthur Conan Doyle die ikonischen Kriminalgeschichten über den hochintelligenten Briten, die immer wieder aufs neue adaptiert wurden. Zuletzt erfreute sich der Ermittler aus der Londoner Baker Street durch die Guy Ritchie-Verfilmungen mit Robert Downey Jr. und die BBC-Serie mit Benedict Cumberbatch wieder an einem ganz neuen Bekanntheitsgrad, durch den auch junges Publikum den eigenwilligen Charakter erneut lieb gewann. In Mr. Holmes befinden wir uns im Jahr 1947, unser Protagonist ist inzwischen schon über 90 Jahre alt und hat sich längst aus seinem Geschäft zurückgezogen. Auf einem abgelegenen Landsitz verbringt er seine Zeit, einzig und allein von seiner Haushälterin Mrs. Munro, ihrem aufgeweckten Sohn Roger und seinen wohlgehüteten Zuchtbienen umgeben. Doch es gibt etwas, das dem Mastermind einfach keine Ruhe lassen will: Ein 30 Jahre alter Fall, dessen Aufklärung Holmes damals in den Ruhestand trieb, an den er sich jedoch einfach nicht mehr erinnern kann, ist es, der den alten Mann noch einmal dazu motiviert, sich mithilfe des neugierigen Roger in die Geschichten seiner Vergangenheit zu begeben.

Mr. Holmes (2015) Filmbild 1Schon immer war die Figur des Sherlock Holmes hoch polarisierend. Allerdings ist das, was Regisseur Bill Condon mit diesem Film aus dem Mythos des Privatermittlers macht, so noch nie da gewesen. Er schafft es, dem altbekannten Charakter sowohl ganz neue Seiten abzugewinnen als auch die Romanfigur gewissermaßen zu demontieren. Mr. Holmes will sich dem Menschen hinter der Geschichte widmen, nicht nur über ihn erzählen, sondern sich in ihn hineinversetzen und auf seinen Emotionen eingehen. Die Frage danach, was von einem übrig bleibt, wenn einmal der Zahn der Zeit an einem nagt und man nicht mehr sein eigener Herr ist, überschattet die gesamte Geschichte, die sich mit einem Menschen beschäftigt, der trotz all seiner Auszeichnungen am Ende nur ein einsamer alter Mann bleibt. Sicher nicht der erste Film, der die Fassade des Sherlock Holmes zum Bröckeln bringen will, doch so gut ist es noch keinem zuvor gelungen.

Sehr feinfühlig geht der Film auf Themen wie die Verzerrung der eigenen Identität und das nahende Lebensende ein und lässt seinen eigenen Holmes clever und humorvoll mit der bekannten Fiktion kollidieren. Auf einem Trip nach Japan wird er mit seiner Berühmtheit konfrontiert sowie auch mit seinem Alter. Er muss akzeptieren, dass sich sein Verstand, und die Welt wie er sie einmal kannte, spürbar verändert haben. In Hiroshima besucht er die Ruinen der von der Atombombe zerstörten Häuser auf, sinnbildlich für sein eigenes Denkvermögen, um aus der Asche eine besondere Pfeffersorte zu bergen, die ihm dabei helfen soll, seine kognitiven Fähigkeiten zurückzugewinnen. Doch wie sich später herausstellt, ist es weniger die seltene Pflanze, die ihm dabei hilft seines Gedächtnisses Herr zu werden, als die Hilfe des elfjährigen Roger, der entgegen den Willen seiner Mutter immer mehr zum guten Freund des alten Mannes wird.

Mr. Holmes (2015) Filmbild 2Der eigentliche Fall und die sich daraus ergebenden Erkenntnisse und Wendungen sind weniger überraschend, als sie der Film verkaufen will, doch Mr. Holmes begeistert vielmehr durch sein Porträt als durch eine spannende Geschichte. Aufrichtig und intelligent inszeniert Bill Condon seinen Holmes, der von einem großartigen Ian McKellen verkörpert wird. Der beigelieferte Score von Carter Burwell setzt sich angenehm melancholisch ins Ohr. Schon in Condons und McKellens erster Zusammenarbeit Gods and Monsters von 1998 beschäftigten sich die beiden mit den letzten Jahren einer einst berühmten Figur und ihren sehr schwierigen Beziehungen zu anderen Menschen. Damals war McKellen für einen Oscar als bester Hauptdarsteller nominiert und Bill Condon konnte den Preis für das beste adaptierte Drehbuch einheimsen. Auch in Mr. Holmes gelingt es den beiden wieder sehr gut, das Näherrücken des Todes und die mit ihm kommende Verzweiflung zu behandeln. Ian McKellen sollte für seine aufmürbende Performance auf jeden Fall mit einer weiteren Nominierung rechnen dürfen.

Fazit

Ian McKellen brilliert in einem Film, der sich einer legendären Romanfigur von einem ganz neuen Blickwinkel annähert. Mr. Holmes ist ein interessantes und nachdenkliches Charakterbild, das sich mit dem Unterschied zwischen einem Menschen und wie er nach außen hin dargestellt wird beschäftigt.

Trailer

Box-Office USA: Spectre startet deutlich schwächer als Skyfall

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Box Office USA Spectre

Quelle: Boxofficemojo

Wie schon letztes Jahr, starteten am ersten November-Wochenende in den USA ein großer Animationsfilm mit viel Box-Office-Potenzial und als Konkurrenz ein Realfilm-Blockbuster. Setzte sich letztes Jahr Disneys Baymax gegen Interstellar durch, war es diesmal natürlich das 24. James-Bond-Abenteuer Spectre, das die Oberhand gegen den starken Start von Die Peanuts behielt. Nach dem schwächsten Wochenende des Jahres pumpte das dynamische Duo neues Blut in die Venen der Kinocharts und sorgte für eine Verbesserung des Gesamtumsatzes der Top 12 um 148% auf $155,7 Mio. Damit wurde es sogar zum stärksten Wochenende seit Anfang Juli, als Minions die Chartspitze zum Start eroberte. Gegenüber dem vergleichbaren Wochenende im Vorjahr, an dem Interstellar und Baymax anliefen, ging es für die Top 12 um 6% hinauf. Doch obwohl die Zahlen der beiden Neustarts sich wirklich sehen lassen können, hat nur einer der beiden Filme die an ihn gestellten Erwartungen erfüllt bzw. vielleicht sogar übertroffen.

Spectre schoss mit $70,4 Mio von 3929 Kinos an die Spitze der US-Charts und schrieb einen Schnitt von $17,919 pro Kino. Von dieser Summe steuerten IMAX-Leinwände beachtliche $9,1 Mio bei. Auch wenn dieses Startwochenende auf den ersten Blick ziemlich solide erscheint, muss man aus der Perspektive der Box-Office-Erwartungen sagen, dass es doch ziemlich enttäuschend ist. Nicht viele haben erwartet, dass Spectre die Performance von Skyfall übertreffen würde, insbesondere was das Durchhaltevermögen des Films nach dem Release angeht, doch viele gingen zumindest von einem ähnlichen Startergebnis aus. Skyfall lief vor drei Jahren mit etwa $88,4 Mio an, und das von etwa 420 Kinos weniger als Spectre. Spectre startete 20% unter Skyfall, obwohl gerade nach der tollen Mundpropaganda des Vorgängers viele geglaubt haben, dass James Bond endlich auch in den USA zu den absoluten Mega-Franchises gehört. Immerhin nahm Skyfall in Nordamerika insgesamt $304,4 Mio ein, unglaubliche 81% mehr als der bis dahin erfolgreichste Bond-Film aller Zeiten in den USA, Ein Quantum Trost. In der Tat hat Skyfall nur 12 Tage gebraucht, um Ein Quantum Trost ($168,4 Mio) zu schlagen. Spectre sollte das zwar auch gelingen, jedoch wird er dafür deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen. Hatte Skyfall 2012 noch den fünftbesten Start des Jahres hingelegt, liegt Spectre aktuell lediglich auf Rang 7 von 2015 und wird mit Sicherheit von Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 und Star Wars: Das Erwachen der Macht auf Platz 9 verdrängt werden. Unter anderem starteten American Sniper ($89,3 Mio) und Fifty Shades of Grey ($85,2 Mio) dieses Jahr besser als Spectre und das Startwochenende von Pitch Perfect 2 schlug der neue Bond lediglich um weniger als $4 Mio.

Was besonders enttäuschend ist, ist die Tatsache, dass Spectre nur um 4% besser startete als Ein Quantum Trost. Zieht man zusätzlich Inflation in Betracht, so wurde Spectre sogar von noch weniger Zuschauern zum Start in den USA gesehen als Craigs zweiter Einsatz als Bond. Dabei verlief der Start beider Filme recht ähnlich. Spectre eröffnete am Freitag mit $27,4 Mio – 2% über Ein Quantum Trost und 8% unter Skyfall. Doch während Skyfall sich an seinem ersten Samstag um 11% auf $33,9 Mio verbesserte, fiel Spectre um 4,2% auf $26,3 Mio. Ein Quantum Trost gab seinerzeit ebenfalls um 4,4% an seinem Start-Samstag nach und erreichte $25,8 Mio. Am Sonntag spielte Spectre $16,7 Mio ein.

Es lässt sich nicht abstreiten, dass für das James-Bond-Franchise auch das eine deutliche Erfolgs-Steigerung gegenüber den Zeiten von Pierce Brosnan darstellt. Die vier Brosnan-Filme starteten im Schnitt mit etwa $33,5 Mio. Doch natürlich ändern sich auch die Budgets der Filme mit der Zeit. Kostete Stirb an einem anderen Tag noch $142 Mio, so gaben MGM und Sony für Spectre $245 Mio aus, was ihn nicht nur zum teuersten James-Bond-Film aller Zeiten macht (Skyfall kostete "nur" $200 Mio), sondern auch zum bislang zweitteuersten Film des Jahres (nach Avengers: Age of Ultron). Einschließlich der Werbeausgaben sollen sich die Kosten von Spectre sogar auf $375 Mio belaufen. Doch woran liegt es, dass Spectre trotz sehr optimaler Voraussetzungen (konkurrenzfreier Start, beliebter Vorgänger) hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist? Vermutlich ist die richtige Sichtweise, dass Skyfall vielmehr ein Ausreißer war und Spectre lediglich eine Rückkehr zu "regulären" Box-Office-Zahlen für James Bond darstellt. Skyfall hatte einfach deutlich mehr Hype zum Start gehabt als Spectre. Das lag einerseits am 50. Jubiläum von James Bond, aber auch an Adeles oscarprämiertem Song, der deutlich populärer war als Sam Smiths "Writing’s on the Wall". Außerdem überzeugten blendende Kritiken auch Zweifler, sich den Film im Kino anzuschauen, während die Reaktionen auf Spectre größtenteils eher lauwarm sind.

Wohin führt der Weg von Spectre jetzt? An eine ähnlich lange Laufzeit wie bei Skyfall ist nicht zu denken. Wenn der Film nach seinem Start genau so weiterläuft wie Ein Quantum Trost, wird er in den USA bei $176 Mio landen, knapp 42% unter Skyfall. Da Spectre jedoch von den Kinogängern mit einer "A-"-CinemaScore bewertet wurde (äquivalent einer "1-"), während Ein Quantum Trost mit "B-" ("2-") deutlich schlechter abgeschnitten hatte, kann man von besserem Stehvermögen ausgehen. Auch die Tatsache, das 78% der Spectre-Zuschauer über 25 Jahre alt waren, ist ein positives Zeichen für die Zukunft des Films, denn gerade dieses Publikum rennt meist nicht am ersten Wochenende in die Kinos, um einen neuen Film zu sehen. Spectre sollte bis Weihnachten noch ganz gut laufen und in den USA auf etwa $195-210 Mio kommen. Damit wäre er zwar locker der zweiterfolgreichste Bond überhaupt, würde aber dennoch mindestens 29% unter Skyfall landen.

Die Peanuts, die computeranimierte Adaption der klassischen Comicserie von Charles M. Schulz über Charlie Brown, ließ am Startwochenende bei 20th Century Fox die Sektkorken knallen. Obwohl der Film sich mit Rang 2 der Charts begnügen musste, legte er mit $44,2 Mio von 3897 Kinos (Schnitt von $11,342 pro Location) einen tollen Start hin, insbesondere angesichts der Produktionskosten von nur $99 Mio, was für einen größeren Animationsfilm heutzutage wirklich niedrig ist. Die "A"-CinemaScore-Wertung der Zuschauer (äquivalent einer "1") impliziert ein langes Leben des Films in den Charts, der jetzt immerhin drei konkurrenzfreie Wochen im Familienmarkt vor sich hat, bis Pixars Arlo & Spot ihm seine Zuschauer stiehlt. Zwar lag das Startwochenende von Die Peanuts 21% unter Baymax – Riesiges Robowabohu, der am gleichen Wochenende im Vorjahr anlief, doch Die Peanuts hatte auch nicht die Marketing-Maschine von Disney hinter sich, punktete vor allem mit dem Nostalgie-Faktor und kostete $66 Mio weniger als Baymax. Wenn er sich fortan an den Kinokassen genau so verhält wie Baymax, wird der Animationsfilm $178 Mio in den USA einnehmen, was ich als ein realistisches Ziel sehe. Der Streifen wird irgendwo zwischen $165 Mio und $185 Mio landen.

Es gab jedoch weiteren Grund zum Feiern für Fox. Zwar wurde Ridley Scotts Der Marsianer zum zweiten Mal von der Pole Position gestoßen und landete auf Rang 3, doch trotz gigantischer Konkurrenz seitens Spectre verlor das Weltraum-Abenteuer lediglich mickrige 22,5% seiner Zuschauer von der Vorwoche und spielte weitere $9,1 Mio von Freitag bis Sonntag ein. Damit hatte Der Marsianer erstmals ein besseres Wochenendergebnis gehabt als Gravity. Insgesamt liegt der Film jedoch mit $196,8 Mio Einspiel 15% hinter Gravity im gleichen Zeitraum. Dafür ist Der Marsianer an Interstellar bereits vorbeigezogen und ist auch Ridley Scotts umsatzstärkster Film in den USA geworden. Das Durchhaltevermögen des Films ist wirklich beachtlich. Über seine ersten sechs Wochen fiel er im Schnitt jeweils nur um 29,7% an jedem Wochenende. Dieser Schnitt betrug bei Gravity 31,1% im gleichen Zeitraum und 32,8% bei Interstellar. Der Marsianer ist zudem jetzt schon der siebterfolgreichste Film des Jahres in den USA und wird letztendlich sogar vor Spectre landen. Da sich vermutlich im Dezember und im Januar Oscar-Hype um den Film aufbauen wird, traue ich ihm mittlerweile ein finales Ergebnis oberhalb von $230 Mio in Nordamerika und einen sicheren Platz in der Top 10 des Jahres zu.

Auch nach Halloween und trotz direkter Konkurrenz um das Familienpublikum seitens Die Peanuts hielt sich Gänsehaut mit Jack Black wieder einmal recht gut und ging nur um 31,1% auf $6,8 Mio und den vierten Platz der Kinocharts zurück. Nach 24 Tagen hat der familientaugliche Gruselfilm $66,3 Mio eingespielt. Wie Die Peanuts, wird auch Gänsehaut erst am Monatsende neue Konkurrenz um sein Familienpublikum zu spüren bekommen. Das sollte ausreichen, um den Film auf ein Gesamtergebnis von etwa $85 Mio zu bringen.

Steven Spielbergs Bridge of Spies – Der Unterhändler rundete die Top 5 mit $5,8 Mio ab und baute lediglich 30,4% ab. Der Oscarkandidat ging erstmals mehr als 30% zurück. Nach 24 Tagen hat der Streifen bereits $54,7 Mio eingenommen. Mit der Oscar-Saison im Rücken wird Bridge of Spies mindestens $85 Mio in den USA einspielen und die letzte Spielberg/Hanks-Zusammenarbeit Terminal auf jeden Fall hinter sich lassen. Sollte der Streifen sich aber zu einem der Favoriten im Oscar-Rennen entwickeln, könnte er sogar $100 Mio erreichen.

Spectre: Starttag in Deutschland deutlich unter Fack Ju Göhte 2

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Spectre Start Deutschland

Quelle: Blickpunkt Film

Der vierte Einsatz von Daniel Craig als James Bond stellte vergangenes Wochenende in fünf europäischen Ländern neue Startrekorde auf, doch in Deutschland reicht es nicht einmal zum besten Start des Jahres. Natürlich kam auch Spectre mit seinen bundesweiten Previews am Mittwoch und gestern, am ersten offiziellen Starttag, sehr erfolgreich aus den Startlöchern, doch mit dem einheimischen Comedy-Überflieger Fack Ju Göhte 2 konnte er nicht ganz mithalten. Am Starttag sahen etwa 266,000 Kinogänger in Deutschland Spectre, während Fack Ju Göhte 2 am ersten Tag 403,000 Zuschauer hatte. Natürlich muss man bei Spectre noch dazu sagen, dass ein Teil der Nachfrage bereits durch massive Previews am Mittwoch abgebaut wurde, die geschätzte 220,000 Zuschauer anlockten. Trotzdem ist der Abstand zwischen Fack Ju Göhte 2 und Spectre zu groß, um ihn allein dadurch zu begründen.

Fack Ju Göhte 2 erreichte am Startwochenende 2,12 Millionen Besucher in Deutschland. An diese Zahlen wird Spectre sogar einschließlich der Mittwoch-Previews ziemlich sicher nicht herankommen. Viel eher sieht es nach etwa 1,8-1,9 Millionen am Wochenende (inkl. Previews aus). Damit würde Spectre zwar über Ein Quantum Trost (1,69 Mio) und Casino Royale (1,34 Mio) liegen, jedoch unter Skyfall, der samt Previews 2,14 Millionen Besucher vor drei Jahren für sich verbuchen konnte und mit 1,908,000 Besuchern am regulären Wochenende einen der 15 besten Starts aller Zeiten in Deutschland hinlegte. Nach Previews konnte Spectre mit Skyfall noch in etwa mithalten (220,000 vs. 228,000), sollte jedoch über das gesamte Wochenende etwas frontlastiger sein.

Insgesamt erreichte Skyfall in Deutschland 7,8 Millionen Zuschauer. So weit wird Spectre mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht kommen. Allerdings sollte er keine Probleme haben, die Gesamtbesucherzahl von Ein Quantum Trost (4,7 Millionen) zu übertreffen und vermutlich auch die von Casino Royale (5,5 Millionen).

Fack Ju Göhte 2 hat derweil diese Woche die Besucherzahlen seines Vorgängers (7,39 Millionen) in Deutschland übertroffen und steuert weiterhin auf deutlich mehr als 7,5 Millionen Zuschauer zu.

 

Pixar Theory #4: Toy Story 3 & Oben

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Pixar Theory Toy Story 3 Oben

Im letzten Teil unserer Retrospektive ging es mit Findet Nemo auf eine Reise durch den Ozean und mit Ratatouille auf kulinarische Entdeckungstour in Paris. Diesmal geht es im großen Toy-Story-Finale vom Kinderzimmer in den Kindergarten und in Oben weit über die Wolken hinaus. Das ein oder andere Tränchen bleibt dabei nicht aus.

Toy Story 3
2010Pixar Theory Toy Story 3 Foto

Drei Jahre später haben Spielzeuge schon eine Menge durchgemacht.

Toy Story 3 ist ganz anders und doch gleich. Vom Charme und der Leichtigkeit seiner Vorgänger hat er nichts verloren. Es ist immer noch ein Riesenspaß der Spielzeug-Gang zuzuschauen und doch ist der Film längst nicht mehr so bunt wie seine Vorgänger. Toy Story 3 ist ernster, düsterer, erwachsener. Man kann im Grunde sagen, dass die Reihe mit Andy gewachsen ist. Dieser ist nun kurz, davor aufs College zu gehen, das Schicksal der Spielzeuge dadurch ungewiss. Durch ein Missverständnis landen sie im Kindergarten "Sunnyside", der unter der Kontrolle des Teddybären Lotso und seiner gemeinen Truppe steht. Als Antagonist hängt er Stinky Pete (Toy Story 2) zwar meilenweit ab, an dessen Gruselfaktor reicht er trotzdem nicht heran. Dafür kriegt der nach Erdbeeren duftende Bär ordentlich Hintergrund spendiert, der in einer unglaublich starken Szene abgehandelt wird. Seine Motivationen sind dadurch nachvollziehbar und machen ihn unberechenbar. Vor allem seine Präsenz lässt den Kindergarten noch mehr wie ein Gefängnis wirken.

Regisseur Lee Unkrich, der das Franchise mit dem dritten Teil übernommen hat, ist natürlich immer darauf bedacht, den kindlichen Kern nicht zu vernachlässigen. Man hat also immer noch komplett überdrehte, bunte Szenen und viele Einfälle, an denen sich vor allem die Kleinen erfreuen können. Doch obwohl ich mein Herz immer noch mehr dem Vorgänger schenke, muss ich eingestehen, dass im zweiten Sequel viel mehr steckt. Wer hätte gedacht, dass ein Drama um die Verlust- und Existenzängste von Spielzeugen so herzzerreißend sein kann. Und zwar so sehr, dass einem auch mal die Tränen kommen können, wenn Andy sich von seinen alten Wegbegleitern verabschieden muss.

Oben
2011-2016Pixar Theory Toy Story 3 Oben Foto

Carl muss sein Haus wegen einer Firma aufgeben, die die Stadt expandieren lassen wollen. Diese ist dafür mitverantwortlich, dass die Umweltverschmutzung zunimmt, wodurch das Leben in naher Zukunft ausgelöscht wird. Außerdem findet Carl heraus, dass Tiere mit Menschen kommunizieren können.

Die Hälfte ist nun rum und wir sind nach Legenden, Superhelden, Kreativbomben, sprechenden Tieren und Spielzeug-Dramen nun beim (ironischerweise) bodenständigsten aller bisher erschienen Pixar-Filme angelangt. Das heißt natürlich nichts, denn auch dieser Film hat verrückte Ideen und sträubt sich gegen einige physikalische Gesetzte, aber hauptsächlich ist Oben ein gefühlvolles Drama. In dessen Mittelpunkt steht Carl Fredricksen, dessen herzzerreißende Liebesgeschichte im Prolog des Films in einer wunderschönen Montage zusammengefasst und vom melancholischen Score untermalt wird. Seine Frau stirbt und Carl verwandelt sich ungewollt in einen grummeligen alten Mann. Als er sich auf den Weg macht, dem Traum seiner geliebten Ellie nachzugehen, nimmt er durch ein Versehen den kleinen Russell mit auf die Reise in dem fliegenden Haus. Eine Reise, die schöner nicht eingefangen hätte werden können.

Oben ist der wahrscheinlich bestaussehendste Pixar-Film und auch der feinfühligste. Der Charakterentwicklung Carls wird sich sehr liebevoll gewidmet. Das Loslassen im Guten von alten Zeiten und das Annehmen neuer Abenteuer entwickelt sich zum zentralen Thema des Films. "That might sound boring, but I think the boring stuff is the stuff I remember the most", sagt Russell an einer Stelle des Films und fasst damit zusammen, was Carl realisieren muss, um nach vorne blicken zu können. Somit ist Oben eine Ode an die kleinen Momente im Leben, die die großen Lebensgeschichten ausmachen. Ein bisschen Pixar-Spaß noch Oben drauf: sprechende Hunde und ein riesiger Vogel namens Kevin sorgen neben Russell für einen Heidenspaß.

Jahre später beginnt der Aufstand von Tieren. Wer hat diesen Krieg wohl gewonnen?

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Das erfahrt Ihr natürlich im nächsten Teil. Schwer zu erraten ist es aber nicht, wenn wir Euch sagen, dass es das nächste Mal um die beiden Cars-Filme gehen wird.

Bisherige Ausgaben:

Pixar Theory #1: Merida & Die Unglaublichen
Pixar Theory #2: Toy Story & Toy Story 2
Pixar Theory #2: Findet Nemo & Ratatouille

Legend (2015)

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Legend, GB 2015 • 131 Min • Regie & Drehbuch: Brian Helgeland • Mit: Tom Hardy, Emily Browning, Taron Egerton, David Thewlis, Christopher Eccleston, Tara Fitzgerald, Paul Bettany • Kamera: Dick Pope • Musik: Carter Burwell • FSK: n.n.b. • Verleih: Studiocanal • Kinostart: 07.01.2016 • Website

Legend (2015) Filmbild 1Tom Hardy ist einer der ganz großen Gewinner, schauen wir uns einmal den derzeitigen Beliebtheitsgrad von männlichen Schauspielern in Hollywood an. Ein Film mit Hardy wird gewiss nicht automatisch gut, doch verleiht der Brite seinen Rollen oft einen ganz besonderen Charme und mit großen Filmproduktionen, wie zuletzt Mad Max: Fury Road (Trailer), hat er sich in die Herzen der Zuschauer gemurmelt. Was könnte also schöner sein, als ein Film mit Tom Hardy? Richtig: Ein Film mit zwei Tom Hardys! In Brian Helgelands neuem Kinostreifen Legend schlüpft der Alleskönner nämlich in die Rolle der Londoner Gangsterzwillinge Reggie und Ronnie Kray, die in den 60er Jahren die Unterwelt der englischen Hauptstadt fest im Griff hatten. In den Nachtklubs der Krays geht die Politik und Prominenz der Stadt ein und aus, obendrauf findet Reggie in der unscheinbaren Francis (Emily Browning) die Liebe seines Lebens. Klingt zu schön, um wahr zu sein? Ist es auch: Es dauert selbstverständlich nicht lange, da gerät die heile Ganovenwelt aus den Fugen, als sowohl rivalisierende Gauner als auch die Polizei sich mit den Krays anlegen.

Zugegeben, die originellste Story ist es nicht, die uns Helgeland hier auftischt, doch durch ihre Umsetzung, die viele gut gewählte Inspirationen geschickt vermischt, erwarten den Zuschauer weitaus mehr kleine Überraschungen, als man zu Anfang erwartet. Der überzeugendste Pluspunkt ist und bleibt aber Tom Hardys Darstellung der Kray-Brüder. In der Doppelrolle geht der Schauspieler imposant auf, spielt sowohl mit, als auch gegen sich selbst und übertrifft sich dabei immer wieder aufs Neue. Wie das Gerangel zweier Persönlichkeiten, gefangen in einem Körper, fühlt sich der Kampf der beiden Brüder an, die mit laufender Filmzeit immer öfter aneinandergeraten. In einem gleichlaufend explosiv aufbrausenden und doch auch verspielten Kampf zwischen den beiden gipfelt der Konflikt schließlich. Dies trägt zwar Folgen für die Beziehung der beiden, verwandelt den Film allerdings keineswegs ausschließlich in einen "Ich muss meine kriminelle Vergangenheit zurücklassen"-Streifen sondern verlangt von seinen Charakteren durchaus mehr Wandlungsfähigkeit.

Legend (2015) Filmbild 2Zwar fehlt an vielen Stellen die nötige Vorgeschichte, um sich wirklich um eine der Figuren zu sorgen, doch durch die überwiegende Vermeidung von überspitzten Mustern und die sehr glaubwürdig agierenden Schauspieler haben alle halbwegs präsenten Personen ihre Daseinsberechtigung und gestalten sich als erzählenswert. Emily Browning weiß besonders zu überzeugen, dafür, dass ihre Figur im Drehbuch eigentlich mimosenhaft wenig hergibt. Zerbrechlich soll sie dargestellt werden und so wird uns fest eingetrichtert, sie habe starke psychische Probleme, wirklich vertieft wird ihre Belastung allerdings nie. Doch auch ihr scheinbar herkömmliches Schema wird durch einige intelligente Kniffe von Helgeland gebrochen. Es ist belebend zu sehen, wie scheinbaren Klischeefiguren immer wieder eine Prise an neuem Wind eingehaucht wird.

Das liegt zu guter Letzt auch an der Atmosphäre, in die uns Legend hineintauchen lässt. Brian Helgeland erzählt uns eine Geschichte, die in der Kultur Londons inzwischen schon zu einer Art urbanen Legende geworden ist, das ganze sorgfältig verpackt in einem britischen Gangsterfilm, der hochgradig amerikanisch aussieht. Immer wieder brechen der ausgeflippte Soundtrack und die häufig markante und direkte Gewaltdarstellung die Stimmung des Films und schaffen es für neue unerwartete Spannungsbögen zu sorgen.

Fazit

Legend vermischt gekonnt den Stil des amerikanischen Gangsterfilms mit seinem britischen Flair. Durch einen doppelt überragenden Tom Hardy wird aus einer anfangs banalen Geschichte ein sehr spannender und kurzweiliger Thriller.

Trailer

Box-Office USA: Der Marsianer siegt zum 4. Mal, Neustarts floppen

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Box Office USA Der Marsianer Nummer 1

Quelle: Boxofficemojo

Die US-Kinocharts waren ein wahrlich trauriger Anblick vergangenes Wochenende. Wie auch in Deutschland traute sich in den USA kein Studio, einen vielversprechenden Film eine Woche vor dem Kinostart von Spectre in die Kinos zu bringen, sodass nur Filme an den Start gingen, deren finanzielles Scheitern eigentlich vorprogrammiert war. Aber sogar nach diesen niedrigen Maßstäben versagten die neuen Filme trotz Hochkaräter wie Sandra Bullock und Bradley Cooper in den Hauptrollen auf ganzer Linie und keiner schaffte es in die Top 5 der US-Charts, obwohl dazu lediglich $5,2 Mio nötig gewesen wären. Hinderlich war natürlich auch die Tatsache, dass Halloween dieses Jahr am Samstag, dem in der Regel Box-Office-stärksten Tag der Woche fiel und viele potenzielle Kinogänger an Halloween mit ihren Kindern auf die Jagd nach Süßem oder Saurem gehen anstatt ins Kino. Das wirkt sich in der Regel deutlich negativ auf Kinoumsätze des Tages aus und dieses Jahr war keine Ausnahme. Das Resultat war das mit Abstand schwächste Box-Office-Wochenende des Jahres, an dem die gesamte Top 12 nur $62,7 Mio einnahm. Die Umsätze lagen 34% unter dem vorherigen Wochenende und 22% unter dem Halloween-Wochenende im Vorjahr, als Ouija die Charts zum zweiten Mal in Folge anführte.

Der Marsianer verteidigte problemlos die Spitze der Kinocharts mit $11,7 Mio und legte mit einem Rückgang von nur 25,5% auch den besten Drop in der gesamten Top 12 hin. Damit belegte Der Marsianer bereits zum vierten Mal Platz 1 der US-Charts. In den letzten drei Jahren schafften das nur noch Fast & Furious 7 und Guardians of the Galaxy, wobei nur Fast & Furious 7 das an vier Wochenenden in Folge gelang. An seinem dritten Wochenende zog Der Marsianer gegen Gänsehaut den Kürzeren, eroberte aber nur eine Woche später den Box-Office-Thron zurück, auf dem er sich nun behauptete. Nach fünf Wochen hat der Streifen bereits $183,1 Mio eingenommen und es fehlen weniger als $5 Mio, bis er Gladiator überholt und zum erfolgreichsten Film von Ridley Scott in den USA wird. Es sind auch nur noch knapp $5 Mio bis zum Gesamteinspiel von Interstellar, den er noch im Laufe dieser Woche übertreffen wird. Verglichen mit einem anderen Weltraum-Megahit, Gravity, liegt Der Marsianer um 16% hinten. Natürlich hat Gravity schon sehr früh vom Oscar-Hype profitiert sowie von der Mundpropaganda, die von bahnbrechenden Effekten und einem unglaublichen 3D sprach.

Auch Der Marsianer hat sehr gute Mundpropaganda und ist zum ultimativen Crowd Pleaser der Herbst-Saison geworden. Wie es aussieht, wird kein anderer Oktober-Start dieses Jahr in den USA die $100-Mio-Marke knacken, während Der Marsianer schon bald an $200 Mio vorbeirauschen wird. Angesichts des großen Publikumserfolgs und der blendenden Kritiken wird langsam klar, womit viele im Vorfeld nicht gerechnet haben – auch Der Marsianer wird vermutlich eine Rolle bei den Oscars spielen, wenn auch vor allem bei den Nominierungen. Dieser zusätzliche Hype wird ihn im Dezember und Januar über Wasser halten und die Laufzeit des Films in den Kinos verlängern, sodass ich momentan von einem Gesamteinspiel in Höhe von $225-235 Mio in den USA ausgehe. Es sind $227,5 Mio nötig, um Das Bourne Ultimatum als Matt Damons größten US-Erfolg abzulösen und wenn der Film tatsächlich wichtige Oscarnominierungen erhält, halte ich das für absolut möglich. Ich vermute, dass uns in den nächsten Jahren noch viele weitere Weltraum-Blockbuster erwarten, denn Gravity ($274 Mio), Interstellar ($188 Mio) und nun auch Der Marsianer haben mehr denn je deren Box-Office-Potenzial bewiesen.

Der zweite Platz der Charts ging, wie in der Vorwoche, an den familientauglichen Gruselfilm Gänsehaut mit Jack Black. Diese baute um 36,4% auf $9,9 Mio ab und erreichte insgesamt $56,8 Mio nach 17 Tagen im Verleih. Angesichts der Popularität der "Gänsehaut"-Bücher und der großen Marketing-Kampagne, die Sony zum Film aufgezogen hat, hat das Studio vielleicht auf mehr gehofft, um ein neues Franchise zu starten, doch über das wahrscheinliche finale Ergebnis von $80 Mio kann sich Sony auch nicht beschweren. Ganz besonders freut es sicherlich Jack Black, für den Gänsehaut sein größter Realfilm-Hit seit Tropic Thunder vor sieben Jahren ist. Ob die Zahlen für den mit $58 Mio budgetierten Film ausreichen, um eine Fortsetzung zu rechtfertigen, wird sich erst nach den Einnahmen aus der Übersee zeigen. In Deutschland müssen wir uns noch bis Februar gedulden.

Auch auf dem dritten Platz gab es keine Veränderung zur Vorwoche. Steven Spielbergs vierte Zusammenarbeit mit Tom Hanks, Bridge of Spies – Der Unterhändler, ging nur um 26,4% gegenüber der Vorwoche auf $8,4 Mio zurück und steht bei $45,5 Mio nach 17 Tagen. Der Start des Films war alles andere als spektakulär, aber dank glänzenden Rezensionen, positiver Resonanz der Zuschauer und der eher älteren Zielgruppe, die nicht sofort die Kinos stürmt, um Filme zu sehen, die sie interessieren, hat sich Bridge of Spies seitdem sehr gut gehalten und bereits nahezu das Dreifache von seinem Startwochenende eingenommen. Zwar erzielt Bridge of Spies keine hohen Ergebnisse von Woche zu Woche und fliegt ein wenig unter dem Radar, doch der Film sollte während der Oscar-Saison eine Renaissance erleben und leise aber gut in den Januar hinein laufen. Aktuell erwarte ich ein Gesamteinspiel von mindestens $80 Mio in den USA, doch sollte Bridge of Spies zu einem ernsthaften Oscarkandidaten werden, dann sind auch $90 Mio oder mehr möglich.

Hotel Transsilvanien 2 verbesserte sich um einen Platz gegenüber der Vorwoche und belegte an seinem sechsten Wochenende #4 der Charts. Der Film spielte $5,9 Mio von Freitag bis Sonntag ein und erreichte ein vorläufiges Gesamteinspiel von $156 Mio. Das Gesamtergebnis seines Vorgängers hat er bereits hinter sich gelassen und das alleine ist schon als großer Erfolg zu werten, wenn man bedenkt, dass Animations-Sequels wie Kung Fu Panda 2, Drachenzähmen leicht gemacht 2 und Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2 in den USA allesamt weniger eingespielt haben als ihre Vorgänger. Mit direkter Konkurrenz von Die Peanuts im Anmarsch, wird Hotel Transsilvanien 2 recht bald von den Leinwänden verschwinden, doch davor sollte er noch $170 Mio erreichen.

Vin Diesel fiel mit The Last Witch Hunter um 52,6% und einen Platz auf Rang 5 und spülte weitere $5,2 Mio in die US-Kassen. Nach zehn Tagen hat der Horror-Actioner nur $19 Mio eingespielt, was angesichts der Produktionskosten von $90 Mio sehr schwach ist. Diesel bleibt also außerhalb von Fast & Furious kein Zugpferd. The Last Witch Hunter wird sich mit maximal $27 Mio aus den Kinos verabschieden und damit noch weniger einspielen als Riddick.

Im Rausch der Sterne mit Bradley Cooper war der erfolgreichste Neustart Wochenende, wobei es sehr weit hergeholt wäre, den Start als Erfolg zu bezeichnen. Von 3003 Kinos spielte der Film $5 Mio ein und erreichte einen schwachen Schnitt von $1666 pro Kino. Es war sogar der viertschlechteste Start eines Films in mehr als 3000 Kinos überhaupt. Nachdem das Jahr für Bradley Cooper mit dem Riesenerfolg von American Sniper sehr gut begonnen hatte, ist Im Rausch der Sterne nun sein zweiter Kino-Flop nach Aloha. Mehr als $12 Mio ist für den Streifen nämlich nicht drin und sogar bei seinem niedrigen $20-Mio-Budget wird er für das Studio Verluste einfahren.

Box-Office Deutschland – Top 5 unverändert, mit Hitler an der Spitze

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Box Office Deutschland Er ist wieder da Nummer 1

Quelle: Insidekino

Zum zweiten Mal in Folge hat kein Neustart es geschafft, in die Top 5 der deutschen Kinocharts vorzudringen. Im Gegenteil, diesmal blieb sogar die gesamte Top 7 unverändert zur Vorwoche. Das lag aber nicht daran, dass die Neustarts allesamt enttäuscht haben, sondern dass es eigentlich kaum nennenswerte breite Neustarts gab, da sich kein Verleih getraut hat, eine Woche vor Spectre ihre Filme ins Rennen zu schicken. Das Ergebnis waren recht milde Rückgänge am Halloween-Wochenende, aber auch dun Drop von 25% für die Gesamtbesucherzahl der Top 10 auf 1,18 Millionen. Es spricht aber Bände darüber, wie stark die Filme in den oberen Rängen der deutschen Charts aktuell sind, dass die Top 10 immer noch 28% höher als am gleichen Wochenende im Vorjahr lag.

Er ist wieder da hat wieder einmal seine Kopienzahl kräftig aufgestockt und spielte am Wochenende in 758 Kinos (112 mehr als in der Vorwoche und 357 mehr als zum Kinostart). Damit wurde er auf mehr Leinwänden gezeigt als jeder andere Film in Deutschland am Wochenende. Das sowie mangelnde Konkurrenz begünstigen natürlich wieder einen sehr milden Rückgang des Films. Er fiel lediglich um 22% auf 256,000 Zuschauer von Donnerstag bis Sonntag und verteidigte problemlos die Spitze der Kinocharts, die er erst eine Woche zuvor eroberte. Nach vier Wochen im Kino wurde Er ist wieder da bereits von etwa 1,737,000 Deutschen gesehen und hat damit die kuriose Ehre, die erfolgreichste deutsche Komödie seit Männersache vor sechs Jahren zu sein, in der nicht Til Schweiger, Matthias Schweighöfer oder Elyas M’Barek eine der Hauptrollen spielen. Zudem zog Er ist wieder da bereits an Der Nanny und Traumfrauen vorbei und belegt aktuell Rang 9 der deutschen Jahres-Charts 2015. Mit Schulferien im Rücken wird die Bestsellerverfilmung vermutlich bereits kommendes Wochenende die 2-Millionen-Marke überqueren. Mittlerweile gibt es auch keine Zweifel daran, dass er auf lange Sicht in Deutschland mehr als 2,5 Millionen Besucher erreichen wird. Für einen einheimischen Film ohne Megastars wie M’Barek oder Schweighöfer in der Hauptrolle, ist es ein beeindruckendes Ergebnis und mit den Open-Air-Vorstellungen nächsten Sommer könnte Er ist wieder da sogar an der 3-Millionen-Besuchermarke kratzen.

Platz 2 gehörte wieder Pixars Box-Office-Hit Alles steht Kopf, der mit 191,000 Zuschauern 32% unter der Vorwoche lag und über fünf Wochen bereits knapp 2,75 Millionen Zuschauer in deutsche Kinos locken konnte. Der Film liegt weiterhin vor WALL-E und Oben im gleichen Zeitraum, aber knapp hinter Das große Krabbeln und Die Monster AG. Das deutet eigentlich auf ein Gesamtergebnis von etwa 3,3 Millionen Zuschauern hin, doch gerade mit Weihnachten im Rücken und mit bevorstehendem Oscar-Hype, den ich für den Film vermute, glaube ich weiterhin an 3,5 Millionen oder mehr. Viel wird davon abhängen, wie gut Alles steht Kopf der direkten Konkurrenz des anderen Pixar-Films, Arlo & Spot, standhalten kann, der diesen Monat startet.

Hotel Transsilvanien 2 hielt sich an seinem dritten Wochenende etwas besser als Alles steht Kopf, was vermutlich Halloween zu verdanken ist. Das Animations-Sequel gab um 25% nach, löste weitere 178,000 Tickets und überschritt als 26. Film von 2015 die Millionenmarke nach Besuchern in Deutschland. Mit 1,055,000 Zuschauern nach 18 Tagen steht Hotel Transsilvanien 2 bereits kurz davor, seinen Vorgänger zu übertreffen und gerade dank Herbstferien in zahlreichen Bundesländern sollte der Film in den nächsten Tagen viel Erfolg genießen, bevor Arlo & Spot ihm gegen Monatsende die Zuschauer stehlen wird. Doch auch wenn Hotel Transsilvanien 2 ab jetzt wie ein Stein fällt, kann man seine Performance auf jeden Fall als erfolgreich werten. Insgesamt rechne ich mit etwa 1,6 Millionen Zuschauern, bevor er die Kinos endgültig verlässt.

Die Millionenmarke überschritt am Wochenende auch Ridley Scotts unterhaltsames Weltraum-Abenteuer Der Marsianer, das nur 28% seiner Zuschauer vom vorherigen Wochenende verlor und zusätzliche 125,000 Kinogänger für sich begeistern konnte. Nach 25 Tagen steht Der Marsianer damit bei 1,13 Millionen Besuchern und hat Prometheus als Scotts siebterfolgreichsten Film in Deutschland abgelöst. Sein nächstes Ziel ist Robin Hood, der hierzulande 1,52 Millionen Zuschauer hatte und angesichts des unglaublichen Durchhaltevermögens des Films, sollte auch das machbar sein. Aktuell liegt Der Marsianer 12% vor Gravity im gleichen Zeitraum und 13% hinter Interstellar, wobei sein Rückstand zum letzteren immer weiter schrumpft. Interstellar erreichte in Deutschland 1,7 Millionen Besucher und vorausgesetzt Spectre stiehlt Der Marsianer nicht sein komplettes Publikum, sollte Ridley Scotts Film es zumindest auf 1,6 Millionen verkaufte Tickets bringen.

Fack Ju Göhte 2 bleibt weiterhin ein Dauerbrenner. In der 8. Woche belegte die deutsche Komödie Rang 5 der Kinocharts mit 120,000 Besuchern (-30%) und hat insgesamt schon 7,36 Mio Zuschauer erreicht. Der Film zog damit an Ice Age und Men in Black vorbei und belegt nun Platz 34 der besucherstärksten Filme seit 1968 in Deutschland. Es fehlen nur noch knapp 30,000 Zuschauer bis er auch seinen Vorgänger toppt. Noch besser sieht es nach Umsatz aus. Mit €59,9 Mio belegt Fack Ju Göhte 2 in dieser Hinsicht sogar die All-Time #14, vor Star Wars – Episode I: Die dunkle Bedrohung und hinter Ziemlich beste Freunde. Langsam aber sicher wird Fack Ju Göhte 2 über die nächsten Wochen aus den Kinos verschwinden und für Newcomer Platz machen, doch langfristig erwarte ich trotzdem, dass er 8 Millionen Besucher in Deutschland erreichen wird, auch wenn es vielleicht erst nächsten Sommer mit den Open-Air-Aufführungen so weit sein wird.

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