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Hardcore (2015) Kritik

Hardcore (2015) Filmkritik

Hardcore Henry, USA/RU 2015 • 90 Min • Regie: Ilya Naishuller • Mit: Sharlto Copley, Haley Bennett, Danila Kozlovsky, Tim Roth • FSK: n.n.b. • Kinostart: 14.04.2016 • Deutsche Website

Handlung

Henrys Tag fängt denkbar beschissen an. Ohne jegliche Erinnerungen, die Fähigkeit zu sprechen und mit zwei fehlenden Gliedmaßen wacht er in einem Hi-Tech-Labor auf und wird von einer bildschönen Frau (Haley Bennett) begrüßt. Sie stellt sich als Estelle vor, seine Ehefrau, und schraubt ihm prompt ein kybernetisches Bein und einen ebensolchen Arm an. Henry ist jetzt mehr Maschine als Mensch, aber immerhin lebt er. Von da an geht es abwärts – auch im wahrsten Sinne des Wortes. Wenn schwerbewaffnete Spezialeinheiten, angeführt vom telekinetisch begabten Oberfiesling Akan (Danila Kozlovsky) das Labor stürmen und Henry offenbar an den Kragen wollen, können Estelle und er sich in letzter Sekunde retten, indem sie sich mittels einer Rettungskapsel aus dem hoch über den Wolken schwebenden (?) Labor absetzen. Doch am Boden angelangt, werden sie schon erwartet. Akans Söldner entführen Estelle und Henry kann nur mit knapper Not entkommen. Dabei merkt er jedoch, dass sein neuer Körper ihn mit Fähigkeiten ausstattet, von denen sogar Liam Neeson in der Taken-Reihe nur träumen könnte. Henry setzt Himmel und Hölle in Bewegung, um seine Frau zu retten und erhält dabei Hilfe vom mysteriösen, wandlungsfähigen und sehr todesresistenten Jimmy (Sharlto Copley).

Kritik

Hardcore (2015) Filmbild 1Gute Videospielverfilmungen sind so schwer zu finden wie eine gute Nicholas-Sparks-Adaption. Erstlingsregisseur Ilya Naishuller zeigt mit Hardcore, dass man gar keine Spielvorlage braucht, um einen nahezu perfekten Ego-Shooter-Film abzuliefern. Es ist in der Tat die mit Abstand beste Videospielverfilmung, die auf keinem Videospiel basiert und mehr muss man über den Film eigentlich auch nicht wissen. Die Erste-Person-Perspektive, bei der die gesamte Handlung sich durch die Augen der Hauptfigur entfaltet, wird von der ersten bis zur letzten Sekunde des Films konsequent durchgezogen und mit viel Einfallsreichtum ausgereizt. Dadurch, dass unser Protagonist im Gegensatz zu Elijah Wood im Maniac-Remake keine Stimme hat, wird er im Prinzip zu einem Avatar für den Zuschauer reduziert. Lediglich einige sehr spärlich eingesetzte (und offen gesagt überflüssige) Erinnerungsfetzen erinnern den Zuschauer daran, dass er nicht selbst mitten im Actiongeschehen steckt. Ansonsten funktioniert die Perspektivenübernahme fantastisch und noch nie hat ein Film so sehr darum gebettelt, durch das Oculus Rift erlebt zu werden.

Hardcore (2015) Filmbild 2Machen wir uns nichts vor, die Ego-Shooter-Perspektive alleine erfindet das Actiongenre nicht neu. Es ist ein Gimmick, genau so wie 3D oder "Found Footage". Doch in diesem Fall ergänzt sich das Gimmick bestens mit der hyperaktiven Natur des Films. Wem das Tempo von The Raid oder John Wick etwas zu gemächlich war, wird hier nicht enttäuscht. Bereits im Vorfeld wurden Vergleiche zwischen Crank und Hardcore gezogen und diese sind nicht verkehrt. Hardcore ist Crank versetzt mit einem Cocktail aus Ritalin, Koks und LSD und steigert sich ebenfalls in puncto Absurdität von Szene zu Szene, ohne jedoch die eigene Albernheit zu vergessen. Sobald die Action im Film nach fünf Minuten einsetzt, stellen sich hauptsächlich zwei Fragen: wie viel Schaden kann Henrys Körper vertragen und wie viel Schaden kann er seinen Gegnern zufügen? Die Antwort auf diese beiden Fragen ist gleich: viel! Bereits beim Vorspann des Films werden den FSK-Zensoren dicke Schweißtropfen über die Stirn laufen, im weiteren Verlauf wird es noch viel heiterer. Köpfe explodieren, Gliedmaßen werden abgehackt, Knochen gebrochen, Körper geschreddert, Hände zerrissen und Henrys unaufhaltsame Ein-Mann-Armee lässt Chuck Norris in Ehrfurcht erstarren.

Hardcore (2015) Filmbild 3Hardcore ist mit Sicherheit kein Film für Jedermann. Wer von seinen Filmen mehr als das absolute Knochengerüst von einer Handlung und mehrdimensionale Charaktere erwartet, sollte um Hardcore einen weiten Bogen mache, ebenso wie jeder, bei dem schon gewöhnliche wackelige Kamera Übelkeit auslöst. Die ADHS-Action und die Ego-Shooter-Perspektive werden auf Manche mit Sicherheit schnell ermüdend wirken, insbesondere da der Film mit seinen Verschnaufpausen nicht sehr großzügig umgeht. Wer jedoch einen auf die reinste Essenz reduzierten Actionfilm sucht, sollte bei Hardcore voll auf seine Kosten kommen. Das Moskauer Setting setzt den Look des Films von anderen Actionstreifen deutlich ab (so wie einst Johannesburg bei District 9, der hier sowieso als Vorbild diente) und wer der russischen Sprache mächtig ist, wird den einen oder anderen lustigen Moment erwischen, der allen andere vermutlich entgeht. Dafür, dass die knochenbrecherische Action nicht zu eintönig wird, sorgen pechschwarze Humorspritzen. Für einen Großteil davon ist Sharlto Copley verantwortlich, der einige nennenswerte Darsteller des Films, der dafür zur Höchstform aufläuft. Ob als britischer Old-School-Soldat, kiffender Hippie, koksender Freier, Obdachloser oder schüchterner Wissenschaftler (ja, es macht im Kontext des Films alles irgendwie Sinn), ist die Begeisterung, mit der er seine Rolle(n) spielt, beinahe ansteckend, und erinnert uns daran, dass eigentlich jeder Film durch den Einsatz des südafrikanischen Schauspielers nur verbessert werden kann. Für die restliche überbordende Absurdität sorgen Nutten mit Katanas, Actionszenen mit Panzern und Feuerwerfern und Danila Kozlovsky als ein Over-Over-the-Top Antagonist, der ein vergessener Sprössling der Targaryen-Familie aus "Game of Thrones" sein könnte.

Fazit

So abgenutzt dieser Satz auch klingen mag: bei Hardcore ist der Titel auch Programm. Wer sich an der Videospielästhetik, der aufs nötigste Minimum reduzierten Handlung, fehlender Charakterentwicklung und einer gehörigen Portion Shaky Cam nicht stört und auf ultrabrutale, zum Teil sehr einfallsreiche Action ohne Verschnaufpausen steht, wird hier vom Vorspann bis zum Abspann bestens bedient. Die Ego-Shooter-Perspektive wird auf manche Zuschauer auf Dauer ermüdend wirken, doch die unbändige Energie der Macher ist jederzeit zu spüren und bitterböser bis absurder Humor sowie ein grandios aufspielender Sharlto Copley sorgen für ausreichenden Ausgleich.

Trailer

Box-Office USA: Zoomania startet gigantisch, Deadpool erreicht $300 Mio!

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Deadpool Zoomania Box Office

Quelle: Boxofficemojo

Vergangenes Wochenende ließen Disney Animationsstreifen Zoomania und das Action-Sequel London Has Fallen in Nordamerika die Kinokassen klingeln. Beide ergänzten sich gut als Kontrastprogramm und brachten zusammengenommen fast $100 Mio ein. Insgesamt erwirtschafteten die Top-12-Filme der US-Kinocharts $146,9 Mio am Wochenende – eine Steigerung von 52% gegenüber de Vorwoche und 88% verglichen mit dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Chappie mit enttäuschenden Zahlen an der Spitze eröffnete.

Disneys Zoomania war nicht nur der eindeutige Sieger am Wochenende, sondern mit einem fantastischen Start von $75,1 Mio eine unglaubliche Erfolgsgeschichte für Disney. Wäre da nicht die phänomenale Box-Office-Performance von Deadpool, wäre Zoomania mit Sicherheit die größte Überraschung dieses noch jungen Jahres. In 3827 Lichtspielhäusern erzielte der von der Kritik gefeierte Animationsstreifen einen sehr starken Schnitt von $19614 pro Kino. Zoomania gelang tatsächlich das achtbeste Startwochenende aller Zeiten für einen Animationsfilm, noch vor Für immer Shrek und Die Unglaublichen, das zweitbeste Startwochenende eines Original-Animationsfilms (nach Alles steht Kopf) und der beste Start aller Zeiten für einen Disney-Animationsfilm, der nicht aus Pixars Schmiede kam. Darüber hinaus war es das viertbeste März-Startwochenende aller Zeiten in Nordamerika (nach Die Tribute von Panem – The Hunger Games, Alice im Wunderland und Die fantastische Welt von Oz).

Vor zwei Jahren startete The LEGO Movie ebenfalls im ersten Quartal mit vergleichbaren $69,1 Mio und erreichte insgesamt $257,8 Mio. Allerdings sollte Zoomania die Zuschauer weniger spalten und alles deutet auf universelle Beliebtheit des Films hin. Die Zuschauer vergaben ihm am Wochenende einen "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"). Außerdem erwartet Zoomania bis Ende April keinerlei animierte Konkurrenz in den Kinos. Auch in puncto Familienfilme sieht es bis The Jungle Book Mitte April in Nordamerika sehr mager aus. Die perfekten Umstände ermöglichen Zoomania mehrere Wochen freie Fahrt in den Kinos. Sollte der Film sich ähnlich halten wie The LEGO Movie, wird er $280 Mio in den USA erreichen. Viel wahrscheinlicher ist jedoch eine Laufzeit wie bei Die Croods. Mit dessen Multiplikator würde Zoomania bei mehr als $320 Mio landen. Zwar könnte Zoomania etwas frontlastiger sein, doch an $300 Mio führt mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit kein Weg vorbei. Disney kann mit einem finalen Ergebnis von $300-325 Mio rechnen. Es wäre erst der zehnte Animationsfilm überhaupt, der die $300-Mio-Marke erreichen würde (wenn man die Inflation außer Acht lässt). Das Jahr fängt für Animationsfilme schonmal gut an und wir haben noch sichere Hits wie Pets und Findet Dorie vor uns.

Das Action-Sequel London Has Fallen landete mit $21,6 Mio von 3490 Kinos (im Schnitt $6199 pro Kino) weit abgeschlagen auf Rang 2. Erwartungsgemäß waren 55% der Zuschauer Männer und 74% älter als 25. Das Sequel zu Olympus Has Fallen – Die Welt in Gefahr eröffnete 29% unter seinem Vorgänger, der in knapp 400 Kinos weniger anlief und auch 13% unter dem sehr ähnlich angelegten White House Down. Olympus Has Fallen war eine kleine Überraschung an den Kinokassen vor drei Jahren. Der Film startete nicht nur über den Erwartungen, er hielt sich gut und erreichte insgesamt $98,9 Mio in Nordamerika. Doch obwohl die Zuschauer das Original mochten, kehrten viele offenbar nicht für die Fortsetzung zurück. Immerhin kostete sie mit $60 Mio Produktionsbudget $10 Mio weniger als Teil 1, was für Sequels zu Erfolgsfilmen eigentlich ungewöhnlich ist. Dennoch ist der Start für den Nachfolger eines beliebten Films etwas enttäuschend. Das Konzept des US-Präsidenten als Geisel und eines Stirb-langsam-Szenarios im Weißen Haus war für die Zuschauer interessanter, als ein recht generischer Actionfilm, in dem eine Ein-Mann-Armee durch London von Terroristen gehetzt wird. Wie der erste Film, erhielt auch London Has Fallen einen "A-"-CinemaScore von den Kinogängern am Startwochenende (äquivalent einer "1-"). Mit dessen Durchhaltevermögen würde er $70 Mio an den Kinokassen in den USA und in Kanada erreichen, doch weil es ein Sequel ist, erwarte ich mehr natürliche Frontlastigkeit. Deshalb sollte London Has Fallen nicht mehr als $55-60 Mio erreichen. Zu seinem Vorteil wirkt sich jedoch aus, dass bis Batman v. Superman: Dawn of Justice keine direkte Action-Konkurrenz auf den Film zukommt.

Deadpool musste gleich um zwei Ränge absteigen und platzierte sich mit $16,7 Mio (-46,2%) auf #3 der US-Wochenendcharts. Offenbar hat London Has Fallen ihm als Konkurrenz ums erwachsene Publikum etwas zugesetzt. Beschweren kann sich 20th Century Fox über die bisherige Performance des Films jedoch wirklich nicht. An seinem 23. Tag erreichte er $300 Mio. Das gelang ihm schneller als Megahits wie Spider-Man 3, Minions oder Alice im Wunderland. Noch nie hat ein Film mit einem R-Rating (US-Altersfreigabe ab 17 Jahren) diese Barriere so schnell durchbrochen. Der bisherige Rekordträger Die Passion Christi benötigte dafür 29 Tage. Nach 24 Tagen steht Deadpool jetzt bei $311,5 Mio und steuert weiterhin zielsicher auf mehr als $350 Mio zu. Der R-rated-Rekord von Die Passion Christi ($370,8 Mio) wird bestehen bleiben, doch zumindest American Sniper wird Deadpool auf lange Sicht überholen. Deadpool ist bereits die zehnterfolgreichste Marvel-Verfilmung aller Zeiten in Nordamerika und liegt 24% vor Guardians of the Galaxy im selben Zeitraum. Allerdings fällt er auch schneller, sodass dieser Vorsprung sich in den nächsten Wochen etwas verringern wird. Die nächste nennenswerte Konkurrenz erwartet Deadpool Ende des Monats mit Batman v. Superman, wobei es zu dem Zeitpunkt keine große Rolle mehr spielen wird. Deadpool wird die Kinos mit sehr starken $350-355 Mio verlassen.

Die Satire Whiskey Tango Foxtrot mit Tina Fey spielte $7,4 Mio von 2374 Kinos auf Rang 4 der Charts ein. Nach dem großen Erfolg mit Sisters ($87 Mio) ist der Start von Whiskey Tango Foxtrot eine Enttäuschung für Fey, insbesondere angesichts der Produktionskosten in Höhe von $35 Mio, die noch keine Marketingausgaben beinhalten. Der "B"-CinemaScore (äquivalent einer "2") wird auch nicht helfen und der Film wird seine Leinwände schnell an die neuen Filme in den kommenden Wochen verlieren. Mehr als $19-21 Mio sind nicht drin.

Der epische Flop Gods of Egypt stürzte in der zweiten Woche um drei Plätze und 63,2% auf Rang 5 der Charts und $5,2 Mio von Freitag bis Sonntag. Nach zehn Tagen kann Alex Proyas $140-Mio-Fantasykatastrophe lediglich $23 Mio vorweisen. Es wird nicht lange dauern, bis der Film gänzlich aus allen US-Kinos verschwindet und das wird er mit kaum mehr als $30 Mio Gesamteinspiel tun.

Auf Seite 2 geht es weiter mit den Einspiel-Updates zu Kung Fu Panda 3, Star Wars: Das Erwachen der Macht und den Oscargewinnern The Revenant und Spotlight.

Thief – Der Einzelgänger (1981) BluRay-Kritik

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Thief - Der Einzelgänger (1981) BluRay-Kritik

Thief, USA 1981 • 125 Min • Regie & Drehbuch: Michael Mann • Mit: James Caan, Tuesday Weld, James Belushi, Robert Prosky, Willie Nelson, Dennis Farina • Kamera: Donald Thorin • Musik: Tangerine Dream • FSK: ab 18 Jahren • Vertrieb: OFDb Filmworks • Kinostart: 27.08.1981 • Heimkinostart: 11.03.2016

THIEF 4„I am the last guy in the world that you wanna fuck with.“ – Wer mit Frank Geschäfte machen will, sollte sich auf klare Regeln gefasst machen. Frank ist der Hauptprotagonist in Michael Manns Spielfilmdebüt „Thief – Der Einzelgänger“ und wird von einem James Caan verkörpert, der in seiner gesamten Karriere wohl nie besser gewesen ist. Caan spielt nicht nur, er lebt und leidet seine Figur, die nach jahrelanger Haft eine bessere Existenz aus dem Stand erschaffen will. Das führt dann direkt zu der wohl intensivsten Szene in einem gänzlich meisterhaften Werk. Natürlich, es geht darin um Kriminalität und Gewalt – aber eben auch um Gefühle und einen brennenden Ehrgeiz. Denn Frank will die Kellnerin Jessie (Tuesday Weld). Er möchte sie nicht, er will sie. So kommt es schließlich, dass er sie nach einem unglücklich gelaufenen Date in seinen Wagen zerrt und verbal attackiert. Normalerweise dürfte solch ein brutales Verhalten das Entstehen jeder Beziehung sofort im Keim ersticken. Doch Frank schafft es – und dieser Moment in einem kleinen Diner ist pure Kinomagie. Nicht etwa weil er in besonders schöne Bilder getaucht worden ist, sondern weil man diese eigentlich absurde Situation tatsächlich abkauft. Das liegt auch an Michael Manns Drehbuch, vor allem aber am wirklich großen Schauspiel.

THIEF 7Ein paar Schritte zurück: Frank betreibt einen Gebrauchtwagenladen, doch die wahre Gabe des Ex-Sträflings liegt im Knacken von Safes. Gelernt hat er das im Gefängnis von seinem Leidensgefährten Okla (gespielt von Country-Legende Willie Nelson), der für ihn so etwas wie einen großer Bruder darstellt. Während Okla seine Strafe noch absitzen muss, arbeitet Frank an der Verwirklichung seines persönlichen American Dream. Dieser schließt Erfolg, Reichtum und eine eigene kleine Familie ein. Fixiert hat Frank seine präzisen Vorstellungen auf einem Foto, auf dem auch das Bild seines inzwischen sterbenskranken Mentors prangt. Er will Okla aus dem Knast holen und gleichzeitig mit der unfruchtbaren Jessie eine gemeinsame Zukunft aufbauen. Um beide Ziele möglichst schell zu erreichen, geht der eigentlich strikt selbstständige Dieb einen Pakt mit dem Teufel ein: Eine Handvoll krimineller Projekte erhält er von dem Gangsterboss Leo (Robert Prosky) zugewiesen. Als Gegenleistung wird Okla vorzeitig auf freien Fuß entlassen und dem frischen Paar winken Geld und ein Adoptivsohn. Doch der Deal mit dem organisierten Verbrechen verläuft nicht wirklich wie geplant – und Frank sieht endgültig rot …

THIEF 10„Thief“ ist ein frühes Projekt des heutzutage besonders mit teurem Krawall-Kino assoziierten Megaproduzenten Jerry Bruckheimer (u.a. „Top Gun“, „The Rock“). Und ein Gespür für aufregende Newcomer mit einem individuellen Stil hat dieser bereits in seinen Anfangstagen bewiesen. Manns Film ist jedoch weit mehr als nur ein schick ausschauender Heist-Thriller: Der spätere Regisseur solcher Meilensteine wie „Heat“ (1995), „Insider“ (1999) oder „Collateral“ (2004) legt Wert auf eine möglichst authentische Schilderung des kriminellen Metiers und hat hier auf die Beratung des realen Juwelendiebs und Autoren der Buchvorlage „The Home Invaders“, John Seybold, zurückgreifen können. So gestalten sich die Einbrüche auch nicht als flink abgehandelte Actionszenarios, sondern als sorgfältig und detailliert inszenierte Coups. Dieser hautnahe Blick aus der Perspektive der Unterwelt ist hochinteressant und spannend. Der Nervenkitzel erwächst nicht etwa aus inflationären Schießereien oder Verfolgungsjagden, sondern aus der starken Bindung an die charismatische Titelfigur und der Frage, ob diese ihr ambitioniertes Ziel letztlich erreichen wird.

THIEF 3Nicht zuletzt ist „Thief“ auch die starke Charakterstudie eines Mannes, der verlorene Zeit wiedergutzumachen versucht. So steht der Thriller ganz in der Tradition nahezu aller Arbeiten Michael Manns: Der „Miami Vice“-Schöpfer konzentriert sich nie bloß auf einen blanken Plot, sondern führt auch vor Augen, wie das Kernthema das Leben der Protagonisten auch außerhalb ihrer Profession beeinflusst. Wenn „Heat“ das große Epos des Crime-Genres darstellt, so darf man „Thief“ als dessen pure Essenz betrachten – hier rückt der Regisseur lediglich weniger Figuren in den Mittelpunkt. Frank ist ein ambivalenter Sympathieträger; gerade seine unbedingte Zielstrebigkeit löst eine ungeheure Faszination aus. Vielleicht weil er sich als Prototyp der Do-it-yourself-Mentalität manifestiert und mit seinen starren Ansichten offensichtlich nicht nur Erfolge in der Geschäftswelt erzielen kann, sondern auf seine individuelle Weise sogar zwischenmenschliche Konflikte zu lösen vermag. Wer nicht durch Worte zu überzeugen ist, wird eben mit Gewalt zum Umlenken gezwungen. Für Kompromisse gibt es in seinem Traumgerüst keinen Platz, und der ursprüngliche deutsche Kinotitel „Der Einzelgänger“ ist mehr als zutreffend. Trotz seines Freundes Okla und seiner lang ersehnten Kleinfamilie gilt für Frank weiterhin: Er gegen den Rest der Welt. Alles oder nichts. Und der sehr blutige Showdown zieht dann einen klaren Schlussstrich.

„Thief“ ist ein brillantes Stück Neo-Noir-Kino und immer noch die Blaupause für das Werk eines einflussreichen modernen US-Regisseurs. Bevor Michael Mann jedoch weitere Erfolge in Hollywood feiern durfte, legte er nach dieser Großtat mit dem kruden Fantasyhorror „Die unheimliche Macht“ (1983) den bisherigen Tiefpunkt seiner Karriere nach.


Information zur Heimkinoveröffentlichung

Ab dem 11. März 2016 ist Thief – Der Einzelgänger im Vertrieb von OFDb Filmworks in deutscher und englischer Sprachfassung (mit wahlweise deutschen Untertiteln) als schön gestaltete 5-Disc-Collector´s Edition (inkl. DVDs und BluRays der verschiedenen Fassungen des Hauptfilms) erhältlich.

Dieser Edition liegen folgende Extras vor:

THIEF Artwork• Director’s Cut-Fassung
• Original-Kinofassung
• Special Director’s Edition (’95)
• Audiokommentar von Michael Mann und James Caan
• Audiokommentar von Prof. Dr. Marcus Stiglegger
• Isolierte Musik- und Effektspur
• Featurette: "The Directors: Michael Mann"
• "Stolen Dreams" – Neues Interview mit James Caan
• "Hollywood USA: James Caan" – Episode der französischen TV-Serie „Ciné regards“ über den Schauspieler James Caan
• "The Art of the Heist" – Analyse des Films mit Schriftsteller und Kritiker F.X. Feeney
• Kinotrailer
• Filmposter

(Artwork © OFDb Filmworks)


Trailer


Box-Office USA: Deadpool führt wieder mit gutem Vorsprung

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Box Office USA Deadpool 3. Wochenende

Quelle: Boxofficemojo

An den nordamerikanischen Kinocharts hieß es vergangenes Wochenende: Deadpool zum dritten! Drei gefloppte Neustarts sorgten am Oscar-Wochenende dafür, dass trotz solider Rückgänge für die älteren Filme der Gesamtumsatz der Top 12 um 23% nachgab und sich auf lediglich $96,5 Mio belief. Da aber auch vor genau einem Jahr keine neuen Filme es zu bemerkenswerten Erfolgen brachten, lag die Top 12 abermals 3% über dem vergleichbaren Wochenende von 2015, als Will Smith mit Focus die Charts anführte.

Mit genau so wenig nennenswerter Konkurrenz wie am vorherigen Wochenende verteidigte Deadpool den Spitzeplatz der Charts mit einem beträchtlichen Vorsprung gegenüber dem zweitplatzierten Film. Nachdem Deadpool nach dem phänomenalen Startwochenende in der zweiten Woche reichlich Federn lassen musste (da er keinen Valentinstag oder einen Feiertag am Montag als Einnahmen-Polster hatte), stabilisierte sich die nicht-jugendfreie Marvel-Verfilmung an ihrem dritten Wochenende und spülte weitere $31,1 Mio (-44,9%) in die nordamerikanischen Kinokassen. Nach nur 17 Tagen steht Deadpool bei unglaublichen $285,3 Mio. Damit zog er an Matrix Reloaded vorbei und ist bereits der dritterfolgreichste Film mit einem R-Rating in den USA. Nur noch Die Passion Christi ($370,8 Mio) und American Sniper ($350,1 Mio) haben trotz der hohen Altersfeigabe noch mehr eingenommen. Zumindest letzteren hat Deadpool weiterhin im Visier. Außerdem hat der Film jetzt schon die Gesamteinspielergebnisse von Marvel-Hits wie The Amazing Spider-Man und The Return of the First Avenger in den USA und in Kanada übertroffen sowie die Einspielzahlen von jedem bisherigen X-Men-Film. Deadpool ist auf Platz 10 der umsatzstärksten Marvel-Adaptionen in Nordamerika vorgedrungen und wird als nächstes Iron Man 2 ($312,3 Mio) im Rückspiegel sehen. Kommendes Wochenende wird der Streifen die $300-Mio-Marke überqueren. Vor dem Kinostart haben viele dem Film nicht einmal die Hälfte dieser Summe in Nordamerika zugetraut.

Aktuell liegt Deadpool 28% vor Guardians of the Galaxy im selben Zeitraum und 1% vor Spider-Man 3. Beide haben zwischen $330 Mio und $340 Mio in den USA eingenommen, sodass das finale Ziel von Deadpool jenseits dieses Bereichs liegt. Deadpool wird vermutlich kein so herausragendes Durchhaltevermögen haben wie Guardians of the Galaxy im späteren Verlauf seiner Performance, doch der Vorsprung ist jetzt schon groß genug, dass er für ein Gesamteinspiel von $350-360 Mio ausreichen sollte. Auch mehr wären drin, wenn er Ende des Monats nicht auf die Konkurrenz von Batman v. Superman: Dawn of Justice treffen würde. Auf jeden Fall erwartet uns, wenn alles vorüber ist, vermutlich einer der fünf erfolgreichsten Filme des Jahres in Nordamerika sowie die sechsterfolgreichste Marvel-Verfilmung aller Zeiten.

Platz 2 ging an den Flop Gods of Egypt. Das Fantasyabenteuer vom Regisseur Alex Proyas eröffnete mit unterirdischen Kritiken und spielte nur $14,1 Mio von Freitag bis Sonntag von 3117 Kinos ein, was einen Schnitt von nur $4531 pro Kino bedeutet. Bei einem Budget von $140 Mio bedeutet das auf den ersten Blick ein komplettes Desaster, doch zum Glück hat Lionsgate die Kosten durch die großen Steuererlässe am Drehort Australien und die internationalen Verkäufe des Films minimiert. Das Studio behauptet sogar, dass die endgültigen Ausgaben für den Film lediglich $10 Mio betrugen. Jedoch lässt diese kreative Buchhaltung skeptisch dreinblicken. Außerdem hat das Studio weitere $50 Mio für das Marketing des Films in Nordamerika ausgegeben und nicht einmal diese Summer wird der Film wieder einspielen können. Das Startergebnis von Gods of Egypt liegt weit unterhalb von vergleichbaren Fantasy-Epen wie Kampf der Titanen ($61,2 Mio) oder sogar dem nicht-jugendfreien Immortals ($32,2 Mio). Das passiert, wenn man einen uninspirierten Trailer veröffentlicht, mit Computergrafiken, die aus den Neunzigern stammen könnten und Stars, die eigentlich keine Kassenmagnete sind. Das Zielpublikum des Films war offenbar hauptsächlich älter und männlich, denn 56% der Besucher zum Start waren Männer und 62% über 25. Da London Has Fallen kommendes Wochenende das gleiche Zielpublikum anvisiert (und dabei definitiv der erfolgreichere Gerard-Butler-Film von den beiden sein wird), erwartet Gods of Egypt ein schneller Absturz an den Kinokassen. Das "B-"-CinemaScore (äquivalent einer "2-"), spricht auch nicht gerade für tolle Resonanz unter den Zuschauern. Mit $30-35 Mio wird Gods of Egypt aus den US-Kinos verschwinden.

Kung Fu Panda 3 genoss sein letztes konkurrenzfreies Wochenende in den Kinos mit $8,9 Mio auf Rang 3 und verlor nur 28,9% seiner Zuschauer von der Vorwoche. Nach fünf Wochen steht das DreamWorks-Sequel bei $128,4 Mio in Nordamerika und damit etwa 16% hinter seinem Vorgänger im selben Zeitraum. Die Ankunft von Zoomania dieses Wochenende bedeutet allerdings ein Ende der Schonzeit, doch es ist gut möglich, dass Kung Fu Panda 3 sich danach wieder erholt und, wie letztes Jahr Home, bis in den Sommer hinein noch unterhalb der Top 10 gut läuft. Auf jeden Fall erwarte ich ein Gesamteinspiel von etwa $145 Mio. Nach der fünfjährigen Pause zwischen dem zweiten und dem dritten Film ist es ein angemessenes Ergebnis.

Das Jesus-Drama Auferstanden gab um 42,3% nach und fiel um einen Platz auf #4. An seinem zweiten Wochenende spielte der Film $6,8 Mio ein und brachte sein vorläufiges Gesamteinspiel auf $22,5 Mio nach zehn Tagen. Mit Miracles from Heaven und The Young Messiah kommt diesen Monat viel direkte Konkurrenz um das christliche Publikum auf den Streifen zu, jedoch sollte er gerade zu Ostern etwas zulegen. Deshalb traue ich dem $20 Mio teuren Film ein Endergebnis von $35-40 Mio zu.

Auf Seite 2 geht es weiter mit den beiden Neustarts Triple 9 und Eddie the Eagle sowie Updates zum Einspiel von Star Wars: Das Erwachen der Macht und den Oscarfilmen wie The Revenant und Spotlight.

Box-Office Deutschland: Der geilste Tag knapp vor Deadpool

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Box Office Deutschland Der geilste Tag Deadpool

Quelle: Insidekino

Es ging weiter abwärts an den deutschen Kinocharts vergangenes Wochenende. Obwohl die neue Nummer 1 wirklich gut aus den Startlöchern kam, gab es einfach nicht genug breite Neustarts, um die Rückgänge der älteren Filme auszugleichen. Deshalb baute die Top 10 14% ab und lockte zusammengerechnet nur noch 1,28 Mio Menschen in die deutschen Kinos. Gegenüber dem gleichen Wochenende 2015 verbuchte die Top 10 einen Rückgang von 35%. Mit der Ankunft von Disneys Zoomania sollte das Box-Office kommendes Wochenende jedoch wieder kräftig zulegen.

An der Spitze der deutschen Kinocharts gab es einen Wechsel, auch wenn das Endresultat denkbar knapp war. Mit 343,000 Besuchern von 650 Kinos setzte sich die deutsche Komödie Der geilste Tag gegenüber Deadpool durch und schrieb einen ordentlichen Schnitt von 527 Besuchern pro Spielstätte. Samt bundesweiter Previews im Vorstart steht der Film sogar schon bei etwa 399,000 verkauften Kinotickets. Der größte Verkaufsfaktor des Films war die kombinierte Zugkraft der Hauptdarsteller Florian David Fitz und Matthias Schweighöfer. Für Schweighöfer, der spätestens seit Friendship! vor sechs Jahren ein bewährter Kassenmagnet in Deutschland ist, war es der drittbeste Start seiner Karriere (wenn man nur seine Hauptrollen berücksichtigt). Nur Schlussmacher und Vaterfreuden liefen noch besser an. Außerdem startete der Film deutlich besser als die letzte Regiearbeit von Florian David Fitz, Jesus liebt mich. Generell haben deutsche Komödien und Komödien mit Matthias Schweighöfer im Besonderen eine lange Laufzeit in den Kinos. Der Nanny startete letztes Jahr beispielsweise mit 347,00 Besuchern (inkl. Previews) zum Start und endete mit etwa 1,66 Mio Zuschauern in Deutschland. Vor zwei Jahren lief Frau Ella mit nur 257,000 Zuschauern samt Previews an, erreichte letzten Endes aber 1,24 Mio Besucher. Bei Der geilste Tag wird sich das nicht anders verhalten, weshalb das starke Startwochenende auf ein Endergebnis jenseits von 1,5 Mio Zuschauern hindeutet. Sollte er sich so gut halten, wie meine beiden genannten Beispiele, wird er sogar mehr als 1,9 Mio Zuschauer erreichen. Es wird der achte Film mit Matthias Schweighöfer in der Hauptrolle sein, der mehr als eine Million Besucher in Deutschland erreichen wird.

Obwohl er den Thron an seinem dritten Wochenende abgeben musste, lief es für die Marvel-Verfilmung Deadpool dennoch prächtig. Die FSK16-Spaßbombe verlor nur 37% gegenüber ihrem zweiten Wochenende und lockte diesmal weitere 323,000 Zuschauer in unsere Kinos. Dabei wurde die Anzahl der Kinos um 40 weitere aufgestockt und belief sich diesmal auf 668. Demnach spielte nur Bibi & Tina 3 in noch mehr Kinos am Wochenende in Deutschland. Nach 18 Tagen hat Deadpool bereits ca. 1,956,000 Zuschauer hierzulande für sich begeistern können und war damit erfolgreicher als alle X-Men – Der letzte Widerstand und sogar Iron Man 3. Kommendes Wochenende wird Deadpool an X-Men 2 (2,09 Mio Besucher) vorbeiziehen und könnte sogar schon das Endergebnis von Marvel’s The Avengers (2,25 Mio) toppen. Insgesamt steuert Deadpool mittlerweile auf jeden Fall auf mehr als 2,5 Mio Besucher zu, was mehr als das Doppelte von dem ist, was ihm viele vor dem Start zugetraut hätten. Mindestens 2,75 Mio Besucher sollten hier zusammenkommen, doch mit viel Glück sind sogar 3 Mio und damit eine Goldene Leinwand möglich. Immerhin wird Deadpool keine große direkte Konkurrenz bis zum Start von Batman v. Superman: Dawn of Justice Ende des Monats haben.

Einen wirklich hervorragenden Drop hatte letztes Wochenende die Komödie Dirty Grandpa, die nur um 25% nachgab und sich mit 165,000 Besuchern auf Rang 3 der Charts platzierte. Insgesamt wurde der Film von fast 800,000 Zuschauern in Deutschland bereits gesehen und wird schon bald mühelos die Millionenmarke erreichen. Zac Efron und Robert De Niro sind offenbar noch gute Zuschauermagnete in Deutschland, wobei ich vermute, dass gerade Efron für den Erfolg des Films hierzulande verantwortlich ist. Mit Der Spion und sein Bruder bekommt Dirty Grandpa nächste Woche endlich Comedy-Konkurrenz, bis dahin sollte er jedoch weiterhin sehr gut laufen. Als Gesamtergebnis winken dem Streifen etwa 1,2 Mio Besucher.

Obwohl es keine neue Konkurrenz um das Familienpublikum am Wochenende gab, verlor Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs dennoch 38% seiner Zuschauer vom vorherigen Wochenende und fiel mit 83,000 Zuschauern auf Platz 4 der Charts. Bis dato wurden für die Fortsetzung etwa 1,66 Mio Tickets in Deutschland gelöst und es sieht immer noch ganz danach aus, als würde der Film 2 Mio Besucher in Deutschland erreichen, es sei denn Zoomania setzt ihm kommendes Wochenende stark zu.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie viele Besucher mittlerweile The Revenant, The Hateful 8 und Star Wars: Das Erwachen der Macht gesehen haben und wie der Oscargewinner Spotlight bei uns gestartet ist.

Verkaufsstart: The Hallow

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Für mich gehörte „The Hallow“, das Spielfilmdebüt des Musikvideoregisseurs Corin Hardy, zu den besten Genrearbeiten des vergangenen Jahres. Nun hat das hierzulande auf dem Fantasy Filmfest aufgeführte Creature-Feature das Horrorrad wahrhaftig nicht neu erfunden, aber die britische Produktion punktet mit einer ungemein dichten Atmosphäre und – vor allem in Anbetracht des überschaubaren Budgets – tollen handgemachten Spezialeffekten.

„Der beste Film, in dem jemals ein Pilz einen Automotor lahmgelegt hat“ (unsere Langkritik gibt es hier) hat inzwischen auch in Übersee für Aufsehen gesorgt und wurde u.a. vom Hollywood Reporter und dem Fanzine Fangoria in hohen Tönen gelobt. Ich prophezeie dem Newcomer Hardy bei kluger Projektwahl schon jetzt echte Karrierechancen in der Traumfabrik Hollywood: Der Mann versteht sein Handwerk und vor allem das Genre bestens.

Horrorfreunde, die den Fantasy Filmfest-Einsatz und limitierten Kinostart des Films verpasst haben, können sich die Gruselmär aus den großen dunklen Wäldern ab dem 24. März in die eigenen vier Wände holen. MFA+ bringt „The Hallow“ dann als DVD, Blu-Ray und nachkonvertierte 3D-Blu-Ray in den hiesigen Verkauf.

Neben dem ungekürzten Film in deutscher und englischer Ausführung liegen außerdem folgende Extrafeatures vor:

• 3 Clips "Behind The Scenes"-Footage
• 2 Filmtrailer
• Trailershow

The Hallow BluRay


Trailer

(Artwork © MFA+Filmdistribution)

Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten (2015) Kritik

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Brooklyn (2015) Filmkritik

Brooklyn, CA/GB/IE 2015 • 100 Min • Regie: John Crowley • Drehbuch: Nick Hornby • Mit: Saoirse Ronan, Domhnall Gleeson, Emory Cohen, Julie Walters, Emily Bett Rickards, Jim Broadbent, Aine Ni Mhuiri, Gary Lydon, Nora-Jane Noone • Musik: Michael Brook • Kamera: Yves Bélanger • FSK: ab 0 Jahren • Verleih: 20th Century Fox • Kinostart: 21.01.2016 • Website

Brooklyn (2015) Filmbild 1Wir schreiben die 1950er Jahre, Amerika ist weiterhin das Symbol für einen Neuanfang mit Zukunft. Der Mittelpunkt, wie schon in der Hochzeit der Immigration Jahre zuvor: New York. Mit dem Schiff vorbei an der Freiheitsstatue und mit etwas Glück auch durch die Immigrantenschleuse hinein in das neue Leben. So begibt sich auch Eilis (Saoirse Ronan) aus dem heimatlichen aber doch sehr eingefahrenen Irland, das ihr keine Alternativen und vor allem keine Zukunft bietet, über den Ozean und lässt dabei ihre Mutter und Schwester zurück. Ohne dabei großartig den Zeigefinger auf die Probleme der Immigranten zu richten, zeichnet Brooklyn ein sehr nüchternes, glaubhaftes Bild, mit einer immer vorsichtig nostalgischen Note.

Brooklyn (2015) Filmbild 2Die Entwicklung Eilis' trägt Saorise Ronan (Grand Budapest Hotel) nach ihren vorher ausschließlich jugendlichen Rollen mit einer zunehmenden Reife, von den anfänglichen Startschwierigkeiten und dem Heimweh bis zur ersten großen Liebe, dem Italo-Amerikaner Tony (Emory Cohen). Deren romantische Beziehung entwickelt sich angenehm subtil, bevor sich Eilis nach einem tragischen Vorfall zurück nach Irland begeben muss. Tony, der sehnsüchtig auf die Rückkehr seiner Geliebten wartet, steht nun stellvertretend für das neue Leben in Amerika, mit dem Eilis nun abermals in Konflikt kommt. Denn kaum in der Heimat angekommen, wird sie mit Jim Farrell (Domhnall Gleeson) verkuppelt und Eilis steht nicht nur zwischen zwei Männern, sondern auch zwei Leben. Den beiden Lebensvarianten, zwischen denen sich Eilis letztendlich entscheiden muss, widmet sich Regisseur John Crowley äußerst geduldig. Still beobachtend, aber immer nah genug, um nicht emotional taub zu sein, lässt er Eilis’ Konflikt immer nachvollziehbar erscheinen.

Brooklyn (2015) Filmbild 3Ein offenes Ende hätte ihn wohl am besten beschlossen, aber ohne etwas Hollywood-Schmalz kommt man in der Oscar-Saison dann doch nicht aus und der Romanvorlage ist es wohl auch geschuldet. Dafür kommt der Film in seinem überaus altmodischen Stil wenigsten die meiste Zeit ohne den großen Kitsch aus und setzt stimmungsmäßig eher auf lockere Wortgefechte, bei denen vor allem Julie "Mrs. Weasley" Walters (Harry-Potter-Reihe) toll austeilt. Am meisten punkten kann Brooklyn aber mit seinem Setting, das er oft stimmig in Szene zu setzen weiß, ohne sich dabei überschwänglich aufzudrängen. Es ist klassisch und schick, wird aber auch etwas zu wenig erforscht – das Hauptaugenmerk liegt eben ununterbrochen auf dem Konflikt der Hauptfigur.

Fazit

Brooklyn ist ein unaufdringlich romantischer und im guten Sinne altmodischer Film, der ohne Hollywood-Ende eine größere Poesie hätte entfalten können. Trotz traurig-dramatischer Elemente ist er eher ein lockeres Unterhaltungsdrama mit kecken Sprüchen, ruhigen Bildern und einer sehr guten Hauptdarstellerin – vor allem aber Kino, das sich trotz eines älteren Zielpublikums nicht dem jüngeren verschließt.

Trailer

Oscars 2015: Abschließende Gedanken und Tipps

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Oscars 2015 Tipps

Die große Fete steigt bald! Heute Nacht werden in Los Angeles die 88. Academy Awards verliehen (die Jahreszahl im Artikeltitel ist übrigens nicht falsch, sondern bezieht sich traditionsgemäß auf das Jahr, aus dem die nominierten Filme stammen). Tiefkühlpizza und Red Bull stehen schon bereit, denn für einen Filmfan wie mich, der seit 15 Jahren die Oscars live verfolgt, ist die Ausstrahlung natürlich ein Muss.

Bevor es jedoch so weit ist, werfe ich einen ausführlichen Blick auf alle 24 Kategorien, in der heute Nacht Filme ausgezeichnet werden, und versuche vorherzusagen, wer die Preisträger sein werden. Wer die Oscar-Saison seit Dezember genau mitverfolgt hat, hat sicherlich gemerkt, wie uneinheitlich diese Saison war. Zu Beginn war Spotlight der deutliche Favorit, doch wie schon bei Boyhood letztes Jahr, war der erste Eindruck der Kritikerpreise trügerisch. Erstmals seit über zehn Jahren gab es unterschiedliche Gewinner bei allen drei großen Industrie-Prädiktoren: der Regiegewerkschaft DGA (The Revenant), der Produzentengewerkschaft PGA (The Big Short) und dem Ensemble-Preis der Schauspielergewerkschaft SAG (Spotlight), während ein ganz anderer Film die meisten technischen Preise dominierte (Mad Max: Fury Road). Einen glasklaren Favoriten gibt es im Vorfeld des Rennens jedoch nicht, man kann lediglich sagen, dass der Sieger einer der ersten drei genannten Filmen sein wird (sorry, Mad Max). Es ist aber, wie schon vor zwei Jahren, durchaus möglich, wenn nicht gar wahrscheinlich, dass der Gewinner des Oscars für den "Besten Film" nicht die meisten Oscars des Abends gewinnen wird. Diese Ehre wird vermutlich Mad Max zuteil werden. Dieser konkurriert übrigens in jeder seiner zehn Kategorien mit The Revenant. In vielen davon wird es auch eine knappe Sache sein, was den Sieg angeht.

Unten verrate ich meine Tipps in allen Kategorien und erkläre, wie ich zum jeweiligen Schluss komme (hier findet Ihr die Nominierungen zum Nachlesen):

BESTES MAKEUP & HAIRSTYLING

Dieser Preis könnte leicht an Mad Max: Fury Road oder The Revenant gehen, doch da Mad Max in dieser Kategorie bereits deutlich mehr Preise abgestaubt hat, ist es auch mein Tipp. Falls The Revenant hier gewinnt, wäre es auch ein deutliches und frühes Zeichen dafür, wie gut der Film bei der Academy ankommt und würde seine Siegeswahrscheinlichkeit in der Hauptkategorie erhöhen.

Tipp: Mad Max: Fury Road
Persönlicher Favorit
: The Revenant – Der Rückkehrer

BESTE VISUELLE EFFEKTE

Eine interessante Statistik besagt, dass ein Film in der Effekte-Kategorie deutlich bessere Chancen hat zu gewinnen, wenn er auch als "Bester Film" nominiert ist. Das letzte Mal, dass ein Film für seine Effekte gegen einen "Bester Film"-Kandidaten gewonnen hat, liegt 45 Jahre zurück. Das macht Mad Max: Fury Road und The Revenant zu klaren Favoriten. Beide würden die Auszeichnungen auch durchaus verdienen, doch ich erwarte eine kleine Überraschung, die sich gegen den bestehenden Trend auflehnt. Ich denke nicht, dass Star Wars: Das Erwachen der Macht, der erfolgreichste Film aller Zeiten in Nordamerika, der ein beliebtes Franchise zum neuen Leben im Kino erweckte, ganz leer ausgehen wird und hier sind seine Chancen vermutlich am besten. Eine Auszeichnung für die Effekte wäre auch eine Anerkennung dafür, dass J.J. Abrams und sein Team im Gegensatz zu den Prequels weniger auf digitale Effekte setzten und mit viel Handgemachtem arbeiteten (natürlich nicht in dem Ausmaß wie Mad Max, aber dennoch). Bei der Visual Effects Society räumte der Film bereits ab und setzte sich gegen Mad Max durch. Gleiches erwarte ich bei den Oscars auch.

Tipp: Star Wars: Das Erwachen der Macht
Persönlicher Favorit
: Star Wars: Das Erwachen der Macht

BESTER TONSCHNITT

Es ist eine weitere Kategorie, in der Mad Max: Fury Road, The Revenant und Star Wars in einem knappen Rennen gegeneinander liegen. Doch die technische Dominanz von Mad Max sollte hier zum Tragen kommen, In dieser Hinsicht sehe ich den Film ähnlich wie Gravity, der die meisten technischen Oscars gewonnen hat, in der Hauptkategorie aber letztlich versagte.

Tipp: Mad Max: Fury Road
Persönlicher Favorit
: Star Wars: Das Erwachen der Macht

BESTER TON

Die beiden Ton-Oscars werden gelegentlich aufgespalten (wie letztes Jahr zwischen Whiplash und American Sniper), sodass es vorstellbar ist, dass The Revenant oder Star Wars hier gewinnen. Aber ich gehe mit Mad Max: Fury Road auf Nummer sicher.

Tipp: Mad Max: Fury Road
Persönlicher Favorit
: Star Wars: Das Erwachen der Macht

BESTE FILMMUSIK

Es ist endlich Zeit für Morricone endlich seinen allerersten Oscar (vom Ehren-Oscar abgesehen) zu gewinnen, und was könnte perfekter sein, als ihn ihm für einen Western-Score zu geben?

Tipp: Ennio Morricone (The Hateful 8)
Persönlicher Favorit
: Ennio Morricone (The Hateful 8)

BESTES FILMLIED

"Writing’s on the Wall" gewann bei den Golden Globes, doch in dieser Kategorie gab es schon immer viel Diskrepanz zwischen den Oscars und den Globes. Ich denke, dass Lady Gagas "Til It Happens to You" aus The Hunting Ground die Nase vorne hat, weil der Song zu einem thematisch wichtigen Film (Doku über sexuellen Missbrauch an US-Universitäten) gehört. Allein die Tatsache, dass Gagas Auftritt bei den Oscars von US-Vizepräsident Joe Biden angekündigt werden wird, spricht Bände…

Tipp: "Til It Happens to You" (The Hunting Ground)
Persönlicher Favorit
: "Writing’s on the Wall" (Spectre)

BESTE KOSTÜME

In der Regel gewinnen historische Filme und Fantasyfilme in dieser Kategorie (wie Marie Antoinette, Elizabeth – Das Goldene Königreich oder Alice im Wunderland). Das würde dieses Jahr stark für Carol, Cinderella oder The Danish Girl sprechen. Doch ich denke, dass viele Wähler Mad Max: Fury Road in den meisten technischen Kategorien ankreuzen werden, sodass er auch hier gewinnen sollte. Bei den BAFTAs und der BFCA tat er es bereits.

Tipp: Mad Max: Fury Road
Persönlicher Favorit
: Carol

BESTES SZENENBILD

Sowohl die BFCA als auch die BAFTAs zeichneten Mad Max: Fury Road in dieser Kategorie aus, die Oscars werden folgen und den unvergleichlichen Look des Films prämieren.

Tipp: Mad Max: Fury Road
Persönlicher Favorit
: Mad Max: Fury Road

BESTE KAMERA

So schade es für Roger Deakins und seine 13. Nominierung (für Sicario) auch ist – dieser Oscar geht zum dritten Mal in Folge an Emmanuel Lubezki. Wer The Revenant gesehen hat, weiß auch, dass er ihn verdient.

Tipp: The Revenant – Der Rückkehrer
Persönlicher Favorit
: The Revenant – Der Rückkehrer

BESTER SCHNITT

In dieser Kategorie ist es ein Dreier-Rennen zwischen The Big Short, Mad Max: Fury Road und The Revenant. Der Sieg hier wird früh den Gewinner in der "Bester Film"-Kategorie bestimmen, da der Schnitt-Oscar mit dieser eng verknüpft ist. Gewinnt The Revenant, so hat er den Hauptpreis sicher. Gewinnt Mad Max: Fury Road, dann geht der Oscar höchstwahrscheinlich ebenfalls an The Revenant, denn um wirklich eine Chancen als "Bester Film" zu haben, muss The Big Short hier gewinnen. Beim Cutter-Verband gewannen The Big Short und Mad Max, dank der Aufteilung in Subkategorien "Drama" und "Komödie". Bei den Oscars wird sich Mad Max vermutlich durchsetzen. Der Film hat kaum Chancen in den großen zwei Kategorien (Regie und Film), doch in den technischen Kategorien wird die Academy ihm die Wertschätzung entgegenbringen, die er verdient.

Tipp: Mad Max: Fury Road
Persönlicher Favorit
: The Big Short

Auf Seite 2 gegen wir u. a. auf die Drehbuch- und Kurzfilm-Kategorien ein.

Erschütternde Wahrheit (2015)

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Concussion, US 2015 • 122 Min • Regie & Drehbuch: Peter Landesman • Mit: Will Smith, Alec Baldwin, Albert Brooks, Gugu Mbatha-Raw, David Morse, Luke Wilson, Arliss Howard, Mike O’Malley • Kamera: Salvatore Totino • Musik: James Newton Howard • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Sony Pictures • Kinostart: 18.02.2016 • Deutsche Website

Der brillante Pathologe Dr. Bennett Omalu entdeckt als Erster bei einem Profisportler das Phänomen der CTE – ein durch Sport verursachtes Hirntrauma. Der Film zeigt seinen Kampf, diese Wahrheit an die Öffentlichkeit zu bringen. Dabei führen Omalus Nachforschungen zu einer gefährlichen Auseinandersetzung mit einer der mächtigsten und meistgeliebten Institutionen der Welt: der NFL. Die Sportart, die ganz Amerika beherrscht, wird angegriffen von einem einzelnen Mann, der seine Stimme erhebt, um etwas zu verändern.

Erschütternde Wahrheit Filmbild 1Erschütternde Wahrheit behandelt eine extrem wichtige Thematik, die viel zu lange totgeschwiegen und geheim gehalten wurde. Den wenigsten wird sie ein Begriff sein, und noch weniger werden glauben, wie jung sie eigentlich noch ist. Das Ziel, diese Angelegenheit durch den Film weiter an die Öffentlichkeit zu rücken, ist bemerkenswert und sollte unterstützt werden. Auch deswegen fühlt sich der Film nicht wirklich an, als wollte er seinen Fokus darauf setzen seine Geschichte erzählenswert wiederzugeben, sondern eher wie ein Aufruf, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Viele dokumentarische Aspekte fließen ein und lassen ihn noch authentischer wirken.

Will Smith selbst beteuert, dass der Film tief greift und sich weiter traut als die meisten Filme. Genau das tut er aber bedauerlicherweise eben nicht. Im Gegenteil, Peter Landsman wagt es nicht, sich wirklich versiert mit seiner Materie auseinanderzusetzen und seine Kritik bis zum Ende konsequent durchzuziehen. Es ist eben kein starker und kompromissfreier Film, sondern einer, der sich selbst in Zaum hält. In diesem Aspekt erinnert er sehr an Kill The Messenger, den Film, für den Landsman zuvor das Drehbuch beisteuerte. Er könnte wirklich gut sein, wenn er nicht so wahnsinnig darauf versessen wäre, in Richtung Oscars zu schielen und möglichst gut ins Schema zu passen. Durch diesen Akt vernachlässigt man viel zu stark den eigentlichen Film, der es leider nie schafft den Zuschauer richtig zu greifen, und mit in seine Geschichte zu ziehen.

Erschütternde Wahrheit Filmbild 2Smiths Performance an sich ist gut, wenn auch etwas überanstrengt. Es fühlt sich wenig natürlich an, und mehr so, als wolle er es endlich wieder allen beweisen, was ihm teilweise ja auch gelingt. Der Cast wird von Albert Brooks und Alec Baldwin sehr gut ausgefüllt. Doch die weibliche Nebenrolle, dargestellt von Gugu Mbatha-Raw, ist nichts weiter als ein eindimensionales Abziehbild einer uninspirierten Klischeefigur. Wenn sich unser Protagonist mal wieder nicht wohl in seiner Haut fühlt und an seinen Taten, an seinen Plänen zweifelt, sieht sie im kurz in die Augen, sagt ihm, dass alles gut wird, und hat somit ihren Zweck im Film erfüllt.

Peter Landsman will uns die ganze Zeit erzählen, wie unamerikanisch Dr. Bennet Omalu ist, und wie amerikanisch er trotzdem handelt. Gleichzeitig eine der größten amerikanischen Ideale anzugreifen und patriotisch sein zu wollen funktioniert überhaupt nicht gut und fühlt sich unsauber an. Vielleicht ist sein Film somit kein wirklich spannendes Drama, doch man muss ihm zugutehalten, dass die Thematik, mit der er sich auseinandersetzt, neu und interessant ist und uns gut erklärt wird, sodass wir selbst kaum glauben können, wie frisch diese Geschichte doch noch ist. Eine Story, die zu verrückt scheint, um wahr zu sein und uns mal wieder zeigt, wie grausam unsere Welt doch ist, wenn es um die Interessen großer Firmen geht.

Fazit

Erschütternde Wahrheit will uns eine wichtige Wahrheit naheführen, tut das aber alles andere als auf eine erschütternde Art und Weise. Der Film fühlt sich zu langweilig und nichtssagend an, obwohl seine Thematik spannend ist.

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Triple 9 (2016) Kritik

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Triple 9 (2016) Filmkritik

Triple 9, USA 2016 • 115 Min • Regie: John Hillcoat • Drehbuch: Matt Cook • Mit: Casey Affleck, Kate Winslet, Woody Harrelson, Aaron Paul, Chiwetel Ejiofor, Anthony Mackie, Norman Reedus, Gal Gadot • Kamera: Nicolas Karakatsanis • Musik: Atticus Ross, Claudia Sarne, Leopold Ross, Bobby Krlic • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Wild Bunch Germany • Kinostart: 5.05.2016 • Website

Triple 9 (2016) Filmbild 1John Hillcoat interessiert sich für die Entwicklung von Zivilisationen. In seinem grimmigen Aussie-Western "The Proposition" (2005) betrachtete der Regisseur die Entstehung einer solchen, während er in der bedrückenden Cormac McCarthy-Adaption "The Road" (2009) die Endzeit heraufbeschwor. Seine jüngsten Arbeiten, das Prohibitions-Drama "Lawless" und aktuell "Triple 9", widmen sich Zeiträumen zwischen diesen zwei Zuständen. Es geht um Gesellschaften, in denen auf dem Papier zwar klare Regeln herrschen, die sich aber dennoch nicht sauber in weiss und schwarz oder gut und böse einteilen lassen. Die Schwarzbrenner-Brüder in „Lawless“ verstoßen selbstverständlich gegen bestehende Gesetze, stellen sich jedoch als moralisch gefestigter als der sadistische Deputy heraus. Auch in "Triple 9" liegen Chaos und Ordnung nah beieinander, wenn Cops für das Recht einstehen und zugleich schwere Straftaten begehen.

Triple 9 (2016) Filmbild 2Es ist der erste Einsatz für den Gesetzeshüter Chris Allen (Casey Affleck) in einem der gefährlichsten Bezirke Atlantas. Abgehackte Köpfe und ständige Bandenkriege stehen auf der Tagesordnung. Der idealistische Frischling wird dem mürrischen Marcus Belmont (Anthony Mackie) als Partner aufgedrückt – ohne dass Chris etwas von der sinistren Nebentätigkeit seines neuen Anleiters ahnt: Zusammen mit einer Gruppe weiterer Cops begeht Marcus im Auftrag der russischen Mafiabraut Irina Vlaslov (so hat man Oscar-Preisträgerin Kate Winslet noch nie gesehen) riskante Banküberfälle. Erst als der Crew als Ablenkungsmanöver bei einem besonders brenzligen Raubzug die Begehung eines "999" – in den USA der Code für einen Polizistenmord – vorschwebt, soll sich der korrupte Untergrund frontal mit den sauberen Dienstmarken kreuzen. Ein Opfer wird gefordert, und lediglich Polizeisergeant und Chris' Onkel Jeffrey Allen (Woody Harrelson) kommt dem teuflischen Plan auf die Schliche. Doch nicht nur die unbefleckten Cops geraten unter Feuer – auch zwischen dem organisierten Verbrechen und seinen Handlangern kommt es zu Spannungen mit tödlichen Folgen. Wem kann man noch vertrauen?

Triple 9 (2016) Filmbild 3In nur knapp zweistündiger Laufzeit entwirft John Hillcoat hier ein bemerkenswert komplexes Gerüst, das nicht nur einen primären Crimeplot beinhaltet, sondern auch eine Vielzahl an Figuren mit zum Teil weitreichenden Beziehungskonstellationen vorstellt. So vollführt der von Oscar-Nominee Chiwetel Ejiofor verkörperte Kopf der kriminellen Cops sein schmutziges Handwerk nicht etwa, weil ihm die Mafia ein Vermögen anbietet, sondern weil er familiär an die Organisation gebunden ist und sich sein kleiner Sohn in deren Fängen befindet. Deshalb mag man als Zuschauer seine Entscheidungen zunächst noch nachvollziehen können, bis mit der Ausarbeitung des titelgebenden "999" eine abscheuliche Grenzüberschreitung stattfindet. Der Gesetzes-Kompass wird lediglich von Chris und dessen Onkel Jeffrey gehalten. Letzterer wirkt dann wie die abgewrackte und verbrauchte Version seines noch von frischem Tatendrang erfüllten Neffen – auch der aufrechte Weg fordert scheinbar seinen Tribut. Obwohl die toughe Action und nervenzerrende Spannung von Beginn an auf einem hohen Niveau gehalten werden, lässt sich Hillcoat genügend Zeit für eine soziale Bestandaufnahme der Charaktere und ein Kurzportrait des brutalen Milieus: Die Großstadt ist ein Dschungel, und wenn man an den falschen Ecken nicht vorsichtig ist, kann jeder Tag der letzte sein.

Triple 9 (2016) Filmbild 4"Triple 9" ist John Hillcoats bislang modernster Blick in die Abgründe unserer Gesellschaft. Der tatsächlich weitgehend unvorhersehbare und atmosphärisch dicht inszenierte Thriller mag zunächst wie ein Mix aus zwei Dekaden Genrekost anmuten. Doch irgendwo zwischen Michael Manns Heist-Epos "Heat" (1995), dem South-Central-Straßentrip "Training Day" (2001) und Martin Scorseses oscarprämierten Undercover-Thriller "Departed – Unter Feinden" (2006) findet der Regisseur die richtige Ballance und fügt der eigentlich altvertrauten Ballade von guten und schlechten Cops interessante Akzente hinzu. Seine Vision ist düster, dreckig und absolut kompromisslos. Für Erholung sorgen dagegen einige überraschend skurrile Zutaten (Stichwort: La Koscher Nostra), die den zynisch-brutalen Schlag in die Magengrube erträglicher machen. So ist "Triple 9" sicher keine x-beliebige Kost für den entspannten Actionabend, doch die Eintrittskarte lohnt sich. Auch wenn am Ende doch wieder etwas stoisch Standards abgehandelt werden.

Hillcoats Film ist ein besserer Crime-Reißer als beispielsweise Ben Afflecks zu glatter und zahmer "The Town" (2010): Er romantisiert seine Antihelden und deren Taten keinesfalls, sondern stellt sie als ambivalente Individuen mit gewaltbereitem Naturell heraus. Ohne zu den Größen des Genres aufsteigen zu können, macht der wuchtige und mit einem absolut hochkarätigen Cast aufwartende "Triple 9" vieles richtig. Ein intensives Gefühl von Bedrohung packt kräftig zu und hält einen bis zum Schluss im Schwitzkasten.


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