White House Down (2013)

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White House Down (2013) Filmkritik

White House Down, USA 2013 • 131 Min • Regie: Roland Emmerich • Mit: Channing Tatum, Jamie Foxx, Maggie Gyllenhaal, James Woods, Jason Clarke, Richard Jenkins, Joey King • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 5.09.2013Deutsche Website

Handlung

Ex-Soldat John Cale (Channing Tatum) arbeitet als Bundespolizist in Washington, D.C. und ist für den Schutz des Sprechers des Repräsentantenhauses Eli Raphelson (Richard Jenkins) verantwortlich. Sein Traumjob ist aber ein anderer. Er möchte als Mitglied des Secret Service für den Schutz des Präsidenten zuständig sein. Mit etwas Hilfe einer guten Freundin bekommt er sogar ein Bewerbungsgespräch, zu dem er seine aus gescheiterter Ehe stammende Tochter Emily (Joey King) mitnimmt. Zu Johns Pech wird das Job-Interview von seiner ehemaligen College-Kommilitonin Carol Finnerty (Maggie Gyllenhaal) durchgeführt. Zwar erscheint er in vielerlei Hinsicht für die Stelle geeignet, Carol hält ihn aber für unzuverlässig und respektlos gegenüber der Autorität. Entrüstet, aber noch nicht bereit seiner Tochter die Wahrheit zu sagen, unternimmt er mit der für die US-Politik extrem begeisterten Emily eine Führung durch das Weiße Haus. Leider haben sich die beiden den falschen Tag ausgesucht, um das wichtigste Gebäude der Vereinigten Staaten zu besichtigen. Während der Tour wird auf das US-Capitol ein Bombenanschlag verübt. Gleichzeitig bringt eine mit der Politik des Präsidenten Sawyer (Jamie Foxx) unzufriedene Gruppe heimischer Terroristen, angeführt von dem kurz vor seiner Pensionierung stehenden Leiter (James Woods) des Personenschutzes des Präsidenten, das Weiße Haus in ihre Gewalt. Johns Tochter wird von ihm getrennt und gerät unter die Geiseln. Jetzt muss er beweisen, was in ihm steckt, denn nicht nur die Leben von Emily und dem Präsidenten stehen auf dem Spiel. Nach bester John-McClane-Manier, beginnt ein Ein-Mann-Kampf gegen die Terroristen.

Kritik

White House Down (2013) Filmbild 1„Dumm, laut, redundant“ – das sind Attribute, die heutzutage der Mehrheit von Actionblockbustern zugeschrieben werden, die nicht gerade von Christopher Nolan oder J.J. Abrams stammen. In den meisten Fällen trifft es auch zu. Doch während manche Filme vorgeben tatsächlich hochqualitative Unterhaltung zu bieten, stehen andere stolz zu eben diesen „Qualitäten“. So auch Roland Emmerichs White House Down. Nach Emmerichs mehr schlechtem denn rechten Ausflug in die Welt von Shakespeare-Verschwörungen mit Anonymus, kehrt der deutschstämmige Filmemacher zu dem zurück, womit ihm sein größter Erfolg gelang – der Zerstörung des Weißen Hauses. Es wird in White House Down sogar direkt auf Independence Day angespielt. Der Unterschied ist jedoch: während das von den Aliens in die Luft gejagte Weiße Haus 1996 bei den Kinogängern noch für Staunen und offene Münder sorgte, beeindrucken zahlreiche Explosionen in Washington heutzutage niemanden mehr. Nach einem Sommer, der sich durch Massenzerstörung besonders hervorgetan hat (Star Trek into Darkness, Man of Steel, World War Z, und Pacific Rim bestellen ihre Grüße), ist der Zuschauer an einem Punkt angelangt, an dem es schon etwas mehr benötigt als in Schutt und Asche gelegten Gebäude und Monumente, um die Aufmerksamkeit über 130 Minuten zu fesseln.

White House Down (2013) Filmbild 2Der Plot von White House Down würde auch letztes Jahr einem bekannt vorkommen, denn er folgt in die Fußstapfen von jedem der unzähligen Stirb-langsam-Möchtegerne der letzten 25 Jahre. Doch gerade dieses Jahr beschleicht einen ein Déjà-Vu. Terroristen im Weißen Haus, Präsident in Gefahr und ein einsamer Wolf gegen die bösen Jungs? Das gab’s schon in Olympus Has Fallen – Die Welt in Gefahr, mit Gerard Butler als John McClane-Klon und Aaron Eckart als den mächtigsten Mann der Welt. Klüger und origineller als White House Down war der Film von Antoine Fuqua auch nicht und hatte durch die Wahl der Nordkoreaner als Bösewichte mit einigen Rassismus-Vorwürfen zu kämpfen (White House Down ist dafür schon so politisch korrekt, dass es beinahe schmerzt). Olympus Has Fallen konnte dafür mit einer deutlich kürzeren Laufzeit und einer höheren Altersfreigabe punkten, die größeren Actionfilmen heutzutage leider verwehrt bleibt. Daraus entstand ein rasanter, brutaler und spaßiger Actionstreifen, der dem Zuschauer wenig Zeit zum Durchatmen und (zum Glück) zum Nachdenken übrig lässt. White House Down lässt hingegen die mittlerweile häufig gestellte Frage aufkommen, warum die Blockbuster heutzutage einem Zwang unterworfen scheinen, eine Mindestlänge von  über zwei Stunden aufzuweisen.

Eine weitere Gemeinsamkeit haben Olympus Has Fallen und White House Down – teilweise unausgereifte, arg unrealistisch aussehende Computereffekte. Doch während man diese Olympus Has Fallen aufgrund des nach Hollywood-Maßstäben niedrigen Budgets verzeiht, wundert man sich bei den $150 Mio Produktionskosten von White House Down, wohin das Geld geflossen ist. So teuer konnte der Fitnesstrainer von Channing Tatum nicht sein, oder?

White House Down (2013) Filmbild 3Tatum erweist sich derweil als einer der Retter des Films. Sein John Cale ähnelt dem großen, von Bruce Willis gespielten Actionheld-Vorbild noch mehr als Gerard Butler. Er teilt mit John McClane nicht nur den Vornamen, den Beruf und die Vorliebe für schmutzige, schweißdurchtränkte Feinrippunterhemden, sondern verfügt auch über einen ähnlich sympathischen Jedermann-Charme. Mit 21 Jump Street und Magic Mike hat Tatum letztes Jahr den Zweiflern (zu denen ich ebenfalls dazugehörte) bewiesen, dass er seinen Platz in Hollywood verdient hat. Seine Rolle in White House Down bringt sein Schauspiel zwar nicht gerade auf ein neues Level, doch sie schadet immerhin dem im letzten Jahr etablierten positiven Eindruck keineswegs. Mit Jamie Foxx, der mehr als nur eine Hommage an Obama darbietet, hat er den richtigen Partner an seine Seite gestellt bekommen, sodass der Film sich zuweilen mehr wie ein Buddy-Cop-Streifen anfühlt (wenn Danny Glover der Präsident wäre), denn wir ein Einer-gegen-alle-Szenario. In diesen Momenten kommt die alberne Seite des Films zum Vorschein, die spätestens in dem Moment alle daran erinnert, nichts von dem Gesehenen ernst zu nehmen, wenn der Präsident mit einer Bazooka herumfuchtelt. In dieser Hinsicht grenzt sich White House Down vom bitterernsten Olympus Has Fallen ab und entlockt dem Zuschauer dann doch den einen oder anderen Lacher, auch wenn viele Humorversuche einfach viel zu bemüht wirken.

White House Down (2013) Filmbild 4Die Gegenspieler von Tatum und Foxx kommen dafür leider ziemlich blass über die Bühne. James Woods, dessen Charakter Anleihen bei Ed Harris in The Rock nimmt, ist, nun ja, ein typischer James-Woods-Bösewicht. Wer überrascht ist, als Woods sich während des Angriffs auf das Weiße Haus als einer der Drahtzieher entpuppt, hat wohl nie einen Film mit ihm gesehen. Jason Clarke könnte hier genau so gut die Fortführung seiner Rolle des Folterknechts aus Zero Dark Thirty spielen. Die restliche Besetzung, allen voran Richard Jenkins und Maggie Gyllenhaal, bekommt erschreckend wenig Material, sodass man sich fragt, warum sich die Filmemacher überhaupt die Mühe gegeben haben, solche Hochkaräter an Bord zu holen.

Bei all den Längen und der mangelnden Originalität, bietet White House Down den nötigen Krawumm und einen Schuss Selbstironie, um anspruchslose Actionfans zu Genüge zu unterhalten. Dabei bleibt die Action dank der PG-13-Altersfreigabe blutleer und comichaft genug, um auch die Freundin ins Kino mitzunehmen. Diese erfreut sich sicherlich der häufigen Zurschaustellung von Tatums durchtrainiertem Körper und ist ohne Zweifel dafür dankbar, dass viel Geld an Tatums Fitnesstrainer geflossen ist. Wer braucht schon realistisch aussehende Effekte?

Fazit

White House Down ist nicht der beste Actionfilm des Jahres. Es ist nicht einmal der beste „Stirb-langsam-in-Weißen-Haus“-Film von 2013. Roland Emmerichs Gespür für großangelegte Actionszenen und das dynamische Duo von Channing Tatum und Jamie Foxx sorgen aber dafür, dass trotz unnötiger Überlänge, einiger fragwürdiger Spezialeffekte und asteroidengroßer Logiklöcher, der Film immer noch meilenweit besser ist als das letzte Stirb-langsam-Sequel. Eine höhere Altersfreigabe hätte dem Film allerdings gut getan.

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