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Box-Office Deutschland: Deadpool und Dirty Grandpa bleiben unschlagbar

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Box Office Deutschland Deadpool Dirty Grandpa

Quelle: Insidekino

Gleich fünf Filme starteten vergangenes Wochenende in mehr als 100 Kinos in Deutschland, dennoch gab es wenig Bewegung in den deutschen Kinocharts. Die ersten vier Plätze blieben gegenüber der Vorwoche unverändert, mit Deadpool als klarem Spitzenreiter, und nur zwei dieser fünf Neustarts haben überhaupt einen Platz in der Top 10 ergattert. Aus diesem Grund gab die Top 10 vermutlich auch um 27% gegenüber der Vorwoche nach und lockte diesmal 1,49 Mio Zuschauer in die Kinos. Verglichen mit dem gleichen Wochenende im Vorjahr bedeutete das außerdem einen Rückgang von 36%. Doch wo es an vielen großen Überfliegern mangelte, beeindruckten die Charts in der Breite, denn um unter die Top 20 der Charts zu kommen, benötigte ein Film knapp 25,000 Besucher. Das sieht man auch nicht jedes Wochenende.

Deadpool belegte mit fantastischen 512,000 Zuschauern wieder Platz 1 der Charts und von Frontlastigkeit war bei der FSK16-Marvel-Verfilmung keine Spur zu sehen. Der Film verlor nur 28% seiner Zuschauer vom Startwochenende und auch das zweite Wochenende hätte bereits locker ausgereicht, um das bislang beste Startwochenende des Jahres vorzuweisen. Geholfen haben neben den tollen Reaktionen der Kinogänger auch die 105 zusätzlichen Kinos, die Deadpool nach seinem Überraschungsstart in der Vorwoche für sein zweites Wochenende erhalten hat. Nach 11 Tagen steht die Spaßgranate bei großartigen 1,5 Mio gelösten Tickets in Deutschland und hat damit bereits die Gesamtergebnisse von X-Men – Zukunft ist Vergangenheit, Thor – The Dark Kingdom und The Amazing Spider-Man 2 überholt. Mit etwas Glück könnte er bereits kommendes Wochenende die 2-Mio-Besuchermarke erreichen, was bislang nur sieben weiteren Filmen aus dem Hause Marvel gelungen war. Die sehr positive Mundpropaganda des Films macht sich auf jeden Fall bemerkbar und Deadpool hat jetzt schon mehr erreicht, als ihm viele vor dem Start als Gesamtergebnis zugetraut hätten. Es ist schon erstaunlich, dass die ersten zwei Filme von 2016, die in Deutschland mehr als 2 Mio Besucher erreichen werden, ab 16 Jahren freigegeben sind (The Revenant ist der zweite). Insgesamt steuert Deadpool auf mindestens 2,5 Mio Besucher in Deutschland zu, was mehr wäre, als die beiden Avengers-Filme hierzulande erreichen konnten. Falls der Film kommendes Wochenende jedoch wieder einen so großartigen Drop hinlegen kann, würde ich sogar in Richtung von 3 Mio Besuchern insgesamt tendieren. Unter Marvel-Filmen gelang das zuletzt Spider-Man 3 vor neun Jahren. Auf jeden Fall ist es sehr wahrscheinlich, dass Deadpool sich am Jahresende in Deutschland unter den zehn erfolgreichsten Filmen von 2016 wiederfinden wird.

Nicht minder beeindruckend war jedoch der Rückgang der Brachialkomödie Dirty Grandpa. Als der Film vergangenes Wochenende deutlich über den Erwartungen anlief, glaubten viele an den Valentinstag-Effekt, doch dieser erklärt nicht, wie der Film lediglich 22% an seinem zweiten Wochenende abgebaut hat. Den furchtbaren Kritiken zum Trotz scheint der Streifen bei den hiesigen Kinogängern gut anzukommen. Vielleicht ist aber Zac Efron auch weiterhin ein Kassenmagnet unter den mittlerweile erwachsenen High-School-Musical-Fans. Von Donnerstag bis Sonntag lockte der Film weitere 221,000 Besucher in die deutschen Kinos und brachte seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 596,000 nach 11 Tagen. Eine Million Besucher sind mittlerweile keine Möglichkeit mehr, sondern absolut sicher. Kommendes Wochenende wird ihm sicherlich die Konkurrenz von Der geilste Tag mit Matthias Schweighöfer und Florian David Fitz etwas zusetzen, doch ansonsten gibt es nicht viele Komödien am Horizont, die dem Film sein Publikum streitig machen werden. Mit etwas Glück sind also bis zu 1,2 Mio Zuschauern drin, was ebenfalls deutlich über dem erwarteten Rahmen liegen würde.

Platz 3 ging wieder an den vermutlich größten Überraschungserfolg des Jahres bislang. Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs verlor 29% gegenüber der Vorwoche und steht bei knapp 1,57 Mio Zuschauern nach fünf Wochen. Die Endergebnisse seiner beiden Vorgänger hat die Fortsetzung längst übertroffen und sollte insgesamt mindestens 2 Mio Kinotickets in Deutschland verkaufen. Der letzte deutsche Familienfilm, der diese Marke erreichen konnte, war Wickie und die starken Männer 2009. Hut ab an den Detlev Buck, der hier einen der größten Hits seiner Karriere ablieferte.

Unverändert belegte Die Wilden Kerle – Die Legende lebt Rang 4 mit 113,000 Zuschauern (-31%) und hat bis dato 322,000 Zuschauer begeistert. Damit liegt er 18% vor dem ersten Wilde-Kerle-Film von 2003 im gleichen Zeitraum, aber weit hinter allen dessen Fortsetzungen. Ob das Sequel/Reboot der Reihe auch das Endergebnis des Originals (knapp 960,000 Zuschauer) erreichen kann, ist momentan noch fraglich, denn mit Zoomania und Kung Fu Panda 3 wird er viel Konkurrenz ums Familienpublikum kommenden Monat haben. Wahrscheinlicher ist ein Endergebnis von etwa 800,000 gelösten Kinotickets. Es ist kein schlechtes Ergebnis für das Revival einer Reihe, die acht Jahre lang ruhte, aber ob das für einen weiteren Film ausreicht?

Auf Seite 2 verraten wir, wie die Coens-Komödie Hail, Caesar! zum Start abgeschnitten hat, welchen Meilenstein Quentin Tarantinos The Hateful 8 erreichte und geben auch ein Update zu den Besucherzahlen von Star Wars: Das Erwachen der Macht und Til Schweigers Tschiller: Off Duty.

Box-Office USA: Deadpool bleibt an der Spitze und knackt $200 Mio

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Deadpool 2 Rush Hour

Quelle: Boxofficemojo

Nach dem bärenstarken Start von Deadpool am vergangenen Feiertags-Wochenende in den USA, gingen die Einnahmen an US-amerikanischen Kinokassen dieses Wochenende erwartungsgemäß deutlich zurück. Kien Film unter den drei breiten Neustarts war übermäßig erfolgreich und die älteren Filme mussten zum Teil heftige Rückgänge hinnehmen. Es gilt allerdings zu bedenken, dass dadurch, dass letztes Wochenende der Sonntag Valentinstag und am Montag zusätzlich ein landesweiter Feiertag waren, die Umsätze vergangenes Wochenende besonders gut waren. Ohne diesen Polster ging das Gesamteinspiel der Top 12 um 43% auf $125,2 Mio zurück, doch im Vergleich zum selben Wochenende im Vorjahr, als Fifty Shades of Grey die US-Charts anführte, lag das Wochenende 17% darüber.

Mit großem Abstand zum zweitplatzierten Film gehörte die Spitze wieder der phänomenal erfolgreichen Marvel-Verfilmung Deadpool aus dem Hause 20th Century Fox. Der lose im X-Men-Universum verankerte, in den USA ab 17 Jahre freigegebene Spaß verlor dabei 57,4% seiner Zuschauer vom Startwochenende und spülte weitere $56,5 Mio in nordamerikanische Kinokassen. Letztes Wochenende stellte Deadpool locker einen neuen Startrekord für einen Film mit einem R-Rating auf. Sein zweites Wochenende alleine würde immer noch für Platz 12 unter dem besten R-rated-Starts aller Zeiten in den USA ausreichen. An diesem Wochenende spielte der Film mehr ein als Streifen wie Watchmen, Prometheus oder Wanted an ihren Startwochenenden. Außerdem lag sein zweites Wochenende auf dem gleichen Niveau wie das Startwochenende von X-Men: Erste Entscheidung und über den Starts von Wolverine – Weg des Kriegers und dem ersten X-Men-Film. Doch das sind nur einige der verdammt beeindruckenden Triumphe und Meilensteine des Films.

Nach nur zehn Tagen hat Deadpool bereits $236,9 Mio in den USA eingenommen und hat damit einen höheren Umsatz vorzuweisen als jeder andere X-Men-Film über deren gesamte Laufzeit. Dass einem Film über einen der im Mainstream weniger bekannten Marvel-Charaktere gelingen würde, ist schon beeindruckend für sich, doch dass der Film das ohne 3D-Aufschlag und mit einem restriktiven R-Rating geschafft hat, macht Deadpool zu einem der größten Überraschungserfolge an den Kinokassen der letzten fünf Jahre. Der Film ist jetzt schon auf Platz 12 der erfolgreichsten Marvel-Verfilmungen aller Zeiten in Nordamerika aufgestiegen und liegt vor den beiden Thor-Filmen und The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro. Nur neun Tage hat er benötigt, um die $200-Mio-Marke in den USA zu knacken und nach seinem überragenden zweiten Wochenende ist es bereits der sechsterfolgreichste Film aller Zeiten mit einem R-Rating in den USA. Nur noch Die Passion Christi ($370,8 Mio), American Sniper ($350,1 Mio), Matrix Reloaded ($281,6 Mio), Hangover ($277,3 Mio) und Hangover 2 ($254,5 Mio) liegen noch vor ihm. Bis Ende des Monats könnte er an den letzten drei dieser Filme vorbeiziehen. Ob er tatsächlich das seit 12 Jahren bestehende Rekord-Einspiel von Die Passion Christi toppen kann, wird sich noch zeigen, erscheint aber momentan noch etwas unwahrscheinlich. Das schmälert jedoch keineswegs die tolle Box-Office-Performance des nur $58 Mio teueren Films, denn niemand hat je erwartet, dass er überhaupt oberhalb von $250 Mio, geschweige denn über $300 Mio landen würde. Da dem Film bis Ende März, wenn Batman v. Superman: Dawn of Justice in die Kinos kommt, keine große Blockbuster-Konkurrenz ins Haus steht, wird Deadpool seinen Status als der absolute Must-See-Film in US-Kinos noch einige Wochen lang behalten und sollte sein Gesamteinspiel auf $330-350 Mio bringen. Damit wird er die Messlatte für die zahlreichen weiteren Comicbuchverfilmungen, die dieses Jahr in die Kinos kommen, recht hoch gelegt haben. Ein Platz unter den zehn erfolgreichsten Comic-Filmen aller Zeiten scheint ihm in den USA vorerst sicher.

Auch Platz 2 war weiterhin fest in der Hand von 20th Century Fox. In Ermangelung jeglicher neuer Konkurrenz für das Familienpublikum gab Kung Fu Panda 3 lediglich um 36,6% nach und hielt sich damit besser als jeder andere Film in der Top 12. Das Animations-Sequel spielte $12,5 Mio an seinem vierten Wochenende ein und steht jetzt bei insgesamt $117,1 Mio nach 24 Tagen. Der Film hatte ein besseres viertes Wochenende als die ersten beiden Panda-Filme, doch aufgrund eines deutlich schwächeren Starts liegt die Fortsetzung immer noch 35% hinter Teil 1 und 19% hinter Teil 2 im selben Zeitraum. Jetzt könnte die Aufholjagd zwar beginnen, doch übernächstes Wochenende startet schon Disney Zoomania in US-Kinos und sollte Kung Fu Panda 3 den Großteil seiner potenziellen Zuschauer stehlen. Ein weiteres konkurrenzfreies Wochenende hat der Film jedoch noch vor sich. Außerdem zeigte DreamWorks' Home letztes Jahr, wie gut ein Animationsfilm sich noch halten kann, wenn er die Top 10 erst einmal verlassen hat. Nach dem Start in März lief Home 2015 bis in den September hinein in den nordamerikanischen Kinos. Das sollte Kung Fu Panda 3 ermöglichen, etwa $140-150 Mio in den USA und Kanada zu erreichen, was nur 10-15% hinter seinem direkten Vorgänger liegen würde.

Der erfolgreichste Neustart war das Jesus-Drama Auferstanden, das $11,8 Mio von 2915 Kinos einspielte und dabei einen Schnitt von $4048 pro Kino hinlegte. Die erste Regiearbeit von Kevin Reynolds (Robin Hood – König der Diebe, Waterworld) seit zehn Jahren richtet sich ans US-amerikanische christliche Publikum, das bereits Filme wie Son of God ($59,7 Mio) und Den Himmel gibt’s echt ($91,4 Mio) zu Hits gemacht hat. An die Starts jener Filmen konnte Auferstanden nicht ganz anknüpfen, doch bei einem Produktionsbudget von $20 Mio und positiver Mundpropaganda ("A-"-CinemaScore, äquivalent einer "1-", bei einer Zuschauerumfrage) wird er für Sony recht profitabel werden. Im März kommt mit The Young Messiah und Miracles from Heaven sehr direkte Konkurrenz auf den Film zu, doch bis dahin wird Auferstanden den Großteil seiner Einnahmen bereits kassiert haben. Das die Zuschauer des Films hauptsächlich älter (89% über 25) waren, wird dem Durchhaltevermögen des Films helfen. Ich rechne mit einem Gesamteinspiel von $30-40 Mio in den USA.

Der von der Kritik gefeierte historische Horrorfilm The Witch, der in Sundance letztes Jahr den Regiepreis gewonnen hat, startete auf Rang 4 mit soliden $8,8 Mio von 2046 Kinos und erzielte im Schnitt $4301 pro Kino. Angesichts der Tatsache, dass das Studio A24 nur $1 Mio für die Vertriebsrechte des Films in den USA gezahlt hat, können sie mit einem ordentlichen Plus rechnen, auch wenn man die Marketingkosten später abzieht. Nach The Forest und The Boy ist The Witch bereits der dritte profitable Horrorfilm dieses Jahr. Für A24 war es der erste wirklich breite Start eines Films seit der Gründung des Studios vor drei Jahren und nach nur drei Tagen ist The Witch bereits deren vierterfolgreichster Film – nach Ex Machina, Spring Breakers und Raum. Während er die letzten beiden nach Gesamteinspiel problemlos übertreffen wird, wird er Ex Machinas $25,4 Mio wohl nicht erreichen. Obwohl die Kritik The Witch liebte, kam der Film bei den regulären Kinogängern gar nicht gut an. Diese vergaben ihm im Schnitt einen "C-"-CinemaScore (äquivalent einer "3-"). Der Film geht mehr in Richtung Arthouse-Horror, als viele Zuschauer erwarten, und wird maximal $20 Mio in den USA einspielen.

Die romantische Komödie How to Be Single mit dem Fifty-Shades-of-Grey-Star Dakota Johnson fiel um 54,1% und zwei Plätze auf Rang 5 und spielte an ihrem zweiten Wochenende $8,2 Mio ein. Nach zehn Tagen hat der Streifen bereits $31,7 Mio eingebracht und wird angesichts seines $38-Budgets langfristig ein Hit für Warner Bros., wenn auch nicht so schnell, wie das Studio vermutlich gehofft hat. Insgesamt sollte How to Be Single etwa $53 Mio in den USA umsetzen.

Auf Seite 2 geht es weiter mit den Updates zu den Einnahmen von Star Wars: Das Erwachen der Macht, The Revenant und den anderen Oscaranwärtern.

Midnight Special (2016) Kritik

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Midnight Special (2016) Filmkritik

Midnight Special, USA 2016 • 111 Min • Regie & Drehbuch: Jeff Nichols • Mit: Michael Shannon, Joel Edgerton, Kirsten Dunst, Adam Driver, Sam Shepard, Jaeden Lieberher • Kamera: Adam Stone • Musik: David Wingo • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Warner Bros. • Kinostart: 18.02.2016 • Website

Midnight Special (2016) Filmbild 1Mit "Take Shelter" (2011) und "Mud" (2012) hat Jeff Nichols zwei der feinsten Independent-Dramen der letzten Jahre abgeliefert. Das Science-Fiction-Abenteuer "Midnight Special" ist nun die erste von einem Major-Studio betreute Arbeit des Drehbuchautoren und Regisseurs. Selbst wenn ein Budget von rund 18 Millionen Dollar für heutige Verhältnisse eher Peanuts sind – für Nichols stellt dieses einen Quantensprung im Vergleich zu den vorherigen Produktionen dar. Doch bedingt mehr Geld auch eine größere Geschichte? "Midnight Special" präsentiert sich zunächst als offensichtliche Hommage an frühe Steven Spielberg-Klassiker wie "Unheimliche Begegnung der dritten Art" (1977) oder "E.T." (1982), jedoch mit dem Unterschied, dass Nichols seine Story gewohnt zurückhaltend ausrollt. Hier mag sich mancher Genrekenner an den Erzählstil eines John Carpenter erinnert fühlen, und in der Tat ist auch dessen gefühlvoller "Starman" (1984) ein angebrachtes Referenzwerk.

Midnight Special (2016) Filmbild 2Zwei Männer und ein Kind in einem verbarrikadierten Motelzimmer: Der Fernseher läuft und in den Nachrichten wird die verzweifelte Suche nach dem achtjährigen Alton (Jaeden Lieberher) geschildert. Seine als Entführer bezichtigten Begleiter sind in Wahrheit seine Beschützer – sein Vater Roy (Michael Shannon) und dessen Gefährte Lucas (Joel Edgerton). Auf der Flucht aus den Fängen einer fanatischen Sekte wird das Trio auch vom gesamten FBI und dem NSA-Mann Sevier (Adam Driver) erbarmungslos verfolgt. Ihr Ziel ist Roys Ex-Frau Sarah (Kirsten Dunst) und ein geheimer Ort, den das mit übersinnlichen Kräften ausgestattete Kind in Form von Koordinaten vermittelt hat. Doch was genau steckt hinter der Mission? Stellt Alton womöglich einen Erlöser oder vielleicht gar eine große Gefahr für die Menschheit dar?

Midnight Special (2016) Filmbild 3Der besondere Trick von "Midnight Special" ist der Punkt, an dem Jeff Nichols in seine Geschichte einsteigt. Für eine ausführliche Exposition bleibt keine Zeit, und so erfahren wir langsam mehr über die Protagonisten und ihre Hintergründe, während die Verfolgungsjagd bereits auf vollen Touren läuft. Ohne sich jedoch in aufbrausenden Actionspitzen zu verlieren, setzt das Werk auf sich gemächlich steigernde Spannung und zwischenmenschliches Drama. Auch wenn die filmischen Referenzen nahezu identisch sind, wählt Nichols einen ganz anderen Ansatz als beispielsweise J.J. Abrams' blockbustertaugliche Spielberg-Kollaboration "Super 8" von 2011. In beiden Arbeiten geht es um mysteriöse Ereignisse und eine Gruppe Menschen, die ins enge Feld zwischen diesen und der aggressiv in Aktion tretenden Regierung geraten. Während Abrams in seinem liebevoll in Szene gesetzten Abenteuer nicht nur sehr offensichtlich aus den Vorbildern zitiert, sondern auch die Auflösung des großen Geheimnisses mehr oder weniger aus den Archiven plündert, beendet Nichols "Midnight Special" mit einer kleinen Variation. Der Versuch, der eigentlich altbekannten Story einen Twist zu verleihen, mag ja prinzipiell löblich sein, hat aber bei mir nach dem zuvor reizvollen Thrill einen unangenehmen Beigeschmack hinterlassen.

Midnight Special (2016) Filmbild 4Ohne nun zu viel vorwegnehmen zu wollen: Der Vorgang des Sehens ist ein wichtiges Motiv im Film. Da ist etwas mit Altons Augen, aus denen gelegentlich blaue Lichtstrahlen schießen und die andere Protagonisten in ihren Bann ziehen. Alton nimmt außerdem sein Umfeld anders wahr. Die Möglichkeit, dass der Junge – wie die ominöse Sekte glaubt – die Kraft in sich trägt, die Menschen in eine bessere Welt zu führen, scheint nach diversen Vorfällen nicht ganz abwegig. Ich bin mir nur leider nicht sicher, ob Jeff Nichols' mit Spezialeffekten beladenes Finale nun einfach einen naiven Zauber oder vielleicht gar eine fragwürdige Ideologie transportieren soll. Zumal auch der konsequente Pragmatismus (ein Polizist wird kurzerhand niedergeschossen, weil er die Lokalisation des Wunderkindes preisgeben könnte), den die Gruppe zum Erreichen ihres Ziels anwendet, letztlich in keinem Maßstab mehr zu stehen scheint. Irgendwie verpufft die vorherige Erzählenergie während des audiovisuell durchaus beeindruckenden Endes, und man gewinnt den Eindruck, dass das ansonsten sympathische Vater-Sohn-Drama entweder hastig-pompös aufgelöst werden musste oder die Macher den Zuschauern hier doch unterschwellig etwas verkaufen wollten. Ersteres wäre ärgerlich, letzteres eine Schande.

Kehrt man nun aber an die Oberfläche zurück, so hält "Midnight Special" zu 80% genau die kleine Sci-Fi-Verfolgungsjagd parat, die der Regisseur wohl in erster Linie auch im Sinn gehabt hat. Nichols hat schon bei seinen zwei Vorgängern bewiesen, dass er vor allem ein Profi mit dichten Stimmungen und dem Umgang mit seinem auch hier durchweg großartigen Cast ist. Dass seine neueste Arbeit dennoch gegenüber "Take Shelter" und "Mud" ein Stück abfällt, ist wohl der Tatsache geschuldet, dass das Grundgerüst einfach zu vertraut ist und es der netten Retro-Story vergleichsweise an echter Tiefe fehlt. Stört man sich nicht an dem Ende, so bekommt man ein bewusst entschleunigtes Stück Genrekino in stilvollem Gewand geboten.


Trailer


Box-Office Deutschland: Deadpool startet phänomenal, Star Wars erreicht €100 Mio!

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Deadpool 2 Regie

Quelle: Insidekino

Wie erwartet brachten die Neustarts Leben in die deutschen Kinocharts. Nicht nur Deadpool hat das Publikum auch auf dieser Seite des Ozeans in Massen begeistert, auch die Zac Efron/Robert De Niro-Komödie Dirty Grandpa eröffnete deutlich über den Erwartungen. Nachdem Karneval vorletztes Wochenende das Kinogeschäft in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz insbesondere für Familienfilme gedämpft hatte, hielten sie sich diesmal trotz neuer Konkurrenz seitens der Wilden Kerle sehr gut. Insgesamt erreichten acht Filme sechsstellige Besucherzahlen, was für ein Februar-Wochenende wirklich beachtlich ist. Bemerkenswert ist auch, dass zum dritten Mal dieses Jahr die Charts von einem FSK16-Film angeführt wurden. Die Top-10-Filme lockten zusammengerechnet 2,03 Mio Besucher in die Kinos, 62% mehr als am Wochenende davor. Nichtsdestotrotz konnte letztes Wochenende es nicht mit dem vergleichbaren Wochenende aus dem Vorjahr aufnehmen, als Fifty Shades of Grey an der Spitze startete, und verzeichnete ein Minus von 8% gegenüber 2015.

Deadpool war vergangenes Wochenende auch in Deutschland in aller Munde. In gewisser Hinsicht war das Startwochenende des Films hierzulande sogar fast beeindruckender als der bereits wahnsinnig gute Start in den USA. Von Donnerstag bis Sonntag begeisterte Deadpool 714,000 Zuschauer in 523 Kinos und erreichte dabei einen Schnitt von 1365 Besuchern pro Kino. Einschließlich der Previews am Mittwoch steht die FSK16-Comicverfilmung mittlerweile bei großartigen 772,000 Besuchern. Es war das bislang beste Startwochenende des Jahres in Deutschland und eins der 20 besten Starts überhaupt für einen ab 16 Jahren freigegebenen Film. Nur fünf ab 16 Jahren freigegebenen Filme starteten in den letzten zehn Jahren hierzulande noch besser (Fifty Shades of Grey, I Am Legend, The Dark Knight, Django Unchained und 300). Doch das ist noch bei Weitem nicht das, was am hiesigen Start von Deadpool am meisten erstaunt. Vielmehr ist es die Tatsache, dass Deadpool das besucherstärkste Startwochenende einer Marvel-Verfilmung seit neun Jahren, also seit Spider-Man 3, gelungen ist. Mit anderen Worten: Deadpool hat trotz der hohen Altersfreigabe ein besseres Startwochenende gehabt als jeder Film des Marvel Cinematic Universe, einschließlich beider Avengers-Filme, Iron Man 3 und Guardians of the Galaxy. Es war zudem auch der beste Start einer Comicverfilmung überhaupt seit The Dark Knight Rises vor dreieinhalb Jahren. Innerhalb des X-Men-Universums starteten hierzulande lediglich die ersten beiden X-Men-Teile besser, vor 16 bzw. 13 Jahren.

Im schlimmsten Fall wird Deadpool einem ähnlichen Verlauf folgen wie 300, der 2007 ähnlich grandios startete, aber dann sehr schnell in sich zusammenbrach und insgesamt etwas weniger als 1,7 Mio Zuschauer erreichte. Das allein wäre schon deutlich mehr, als irgendjemand dem Film vor seinem Start zugetraut hätte. Doch neben hervorragender Mundpropaganda hat Deadpool auch den Vorteil, der einzige echte Blockbuster bis zum Start von Batman vs. Superman: Dawn of Justice Ende März zu sein. Deshalb sollte ist Endergebnis oberhalb von 2 Mio Zuschauern äußerst wahrscheinlich. Doch es ist gut möglich, dass Deadpool uns auch mit seinem Durchhaltevermögen so sehr überrascht, wie mit seinem Start, und sogar 3 Mio Zuschauer in Deutschland erreicht. Auch das wäre mehr als bei jeder anderen Marvel-Adaption seit Spider-Man 3 (dafür würden sogar 2,5 Mio schon reichen).

Im Schatten von Deadpool fällt der Erfolg der Brachialkomödie Dirty Grandpa auf Platz 2 der Charts zwar deutlich weniger auf, verdient aber ebenfalls Anerkennung, denn mit 282,000 Besuchern von 400 Kinos (im Schnitt 704 Zuschauer pro Kino) am regulären Wochenende hat auch kaum jemand gerechnet. In den USA hat der Film mit Zac Efron und Robert De Niro an den Kinokassen keinen großen Eindruck hinterlassen, in Deutschland funktioniert der Humor offenbar erheblich besser. Samt Sneaks und Previews hat der Film bis Sonntag sogar 319,000 Zuschauer erreicht. Es sieht ganz danach aus, als würde der Film auf lange Sicht die Millionenmarke in Deutschland toppen.

Eine weitere Erfolgsgeschichte am Wochenende war Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs. Das deutsche Familienfilm-Sequel ist wirklich nicht aufzuhalten und nach dem Faschings-Einbruch in der Vorwoche, verbesserte sich der Streifen an seinem 4. Wochenende sogar um 1% auf 187,000 Besucher und hat mit 1,409,000 Besuchern bis dato die Endergebnisse seiner beiden Vorgänger bereits übertroffen. Besonders beeindruckend ist auch, dass der vier Wochen alte Film sich gegen das Startwochenende von Die Wilden Kerle 6 durchsetzen konnte. Erst mit Disneys Zoomania kommt Anfang März neue direkte Konkurrenz auf dem Familienhit zu und auch diese wird der Film vermutlich gut verkraften können. Aktuell deutet alles auf eine Gesamtbesucherzahl von 2 Mio oder mehr hin. Damit hat kaum jemand gerechnet, insbesondere nach den recht ähnlichen Ergebnissen beider Vorgänger (1,16 Mio bzw. 1,29 Mio).

Rang 4 ging an einen weiteren Neustart. Die Wilden Kerle – Die Legende lebt konnte nicht an die großen Erfolge der späteren Filme der Originalreihe anknüpfen und kam mit 165,000 Zuschauern von 557 Kinos eher mittelprächtig aus den Startlöchern. Dabei erreichte er einen Schnitt von 296 Besuchern pro Kino. Einschließlich der Previews vor dem Kinostart wurde das Sequel/Reboot der erfolgreichsten deutschen Familienfilmreihe der letzten 20 Jahre von 182,000 Zuschauern bis Sonntag gesehen. Es war immerhin ein besserer Start als vom Originalfilm, der 2003 152,000 Besucher zum Start erzielte, lag jedoch weit hinter den Fortsetzungen. Auch mit gutem Durchhaltevermögen ist hier vermutlich nicht mit mehr als 850,000 Zuschauern insgesamt zu rechnen. Ob das für einen weiteren Film ausreicht?

The Hateful 8 fiel an seinem dritten Wochenende um vier Plätze und rundete die Top 5 mit 156,000 Besuchern (-30%) ab. Nach 18 Tagen wurden für den Film hierzulande bereits 945,000 Kinotickets erkauft. Damit liegt der Film zwar 25% hinter Inglourious Basterds im selben Zeitraum (und noch viel deutlicher hinter Django Unchained), aber immerhin 13% vor Kill Bill Vol. 1 und 17% vor Kill Bill Vol. 2. Außerdem hat er bereits das Endergebnis von Jackie Brown übertroffen. Spätestens morgen wird The Hateful 8 zum sechsten Tarantino-Film in Deutschland, der mehr als eine Million Zuschauer erreichen konnte. Insgesamt steuert The Hateful 8 auf etwa 1,35 Mio Zuschauer zu, was ein solides, wenn auch nicht überragendes Ergebnis für Tarantino ist. Bemerkenswert ist jedoch die Konsistenz des Regisseurs als Kassenmagnet hierzulande.

Auf Seite 2 gibt es ein Update zu Til Schweigers Tatort-Flop, Star Wars und dem Oscarfavorit The Revenant.

Box-Office Deutschland: The Hateful 8 siegt, Schweiger-Tatort floppt

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The Hateful 8 Tschiller Off Duty Box Office Deutschland

Quelle: Insidekino

Am Karnevals-Wochenende musste das Kinogeschäft trotz fünf breiter Neustarts ordentlich Federn lassen. Die Top-10-Filme lockten diesmal insgesamt 1,25 Mio Zuschauer in die Kinos, 25% weniger als am Wochenende davor, und gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr (das allerdings nicht von Fasching betroffen war), ging es um 2% hinab. Mit den Starts von Die Wilden Kerle – Die Legende lebt und Deadpool erwartet uns kommendes Wochenende ein ordentlicher Aufschwung an den Kinokassen.

Auf deutsches Publikum ist Verlass, wenn es um Quentin Tarantinos Filme geht. Nachdem The Hateful 8 zum Start nach Besucherzahlen noch überraschend den Kürzeren ziehen musste, hielt sich der FSK16-Western an seinem zweiten Wochenende verdammt gut und belegte diesmal den ersten Platz der Charts sowohl nach Umsatz als auch nach der Anzahl verkaufter Tickets. Der Film gab lediglich um 28% nach und lockte 224,000 neue Zuschauer in die Kinos. Damit steht er nach 11 Tagen im Verleih bei knapp über 700,000 Zuschauern und hat bereits das Gesamtergebnis von Death Proof überholt. Außerdem liegt The Hateful 8 9% vor Kill Bill Vol. 2, 19% vor Kill Bill Vol. 1 und 65% vor Jackie Brown im selben Zeitraum, allerdings auch 18% hinter Inglourious Basterds. Tarantinos Filme haben in der Regel sehr gutes Stehvermögen in den deutschen Kinos und sein neustes Werk scheint in dieser Hinsicht keine Ausnahme zu sein. Noch vor Monatsende wird The Hateful 8 die Millionenmarke überschreiten. Insgesamt winken dem Film mindestens 1,3 Mio Zuschauer. Natürlich ist das weit entfernt von Django Unchained (4,5 Mio) oder Inglourious Basterds (2,1 Mio), doch man muss auch bedenken, dass der Film keine Stars von Leonardo DiCaprios oder Brad Pitts Größe im Cast hat und durch seine langsame Erzählnatur weniger publikumsfreundlich ist. Deshalb kann man die hiesige Performance des Films durchaus positiv bewerten.

Platz 2 ging diesmal an Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs. Das Familien-Sequel litt offenbar stark unter den Karnevalsveranstaltungen und fiel um 44% auf 185,000 Zuschauer. Über das vorläufige Gesamtergebnis des Films nach drei Wochen kann man dennoch nur staunen. Als zweiter Film von 2016 und erster deutscher Film überquerte Bibi & Tina 3 die 1-Mio-Besuchermarke und steht bei ca. 1,11 Mio Zuschauern. Damit liegt er nach nur 18 Tagen kurz davor, seine beiden Vorgänger zu überholen. Dieses Wochenende wird sich zeigen, ob der Film auch der Konkurrenz von Die Wilden Kerle 6 standhalten kann, da aber jener Film sich eher an die Jungs richtet, werden beide vermutlich gut co-existieren können. Das dritte Kino-Abenteuer von Bibi und Tina sollte insgesamt mindestens 1,8 Mio Besucher einsammeln, doch auch 2 Mio sind weiterhin nicht auszuschließen.

Ein weiteres Box-Office-Highlight des noch jungen Kinojahres ist zweifelsohne The Revenant – Der Rückkehrer. Der brutale Oscarkandidat mit Leonardo DiCaprio baute lediglich 26% ab und kam auf weitere 177,000 Zuschauer. Als erster Film dieses Jahr erreichte er mehr als 2 Mio Besucher und steht jetzt bei 2,066,000 gelösten Tickets. Damit wurde er zum siebten DiCaprio-Film mit mehr als 2 Mio Besuchern in Deutschland und liegt mittlerweile sogar knapp vor The Wolf of Wall Street im selben Zeitraum. Da The Revenant deutlich mehr Oscar-Hype – sowohl für den Film als auch für DiCaprio – im Rücken hat, sind ihm 2,5 Mio Besucher insgesamt absolut sicher. Die Frage ist, wie weit er darüber hinaus noch gehen wird. Auch ohne den großen Oscarsieg für den Film kann man von etwa 2,6 Mio Zuschauern ausgehen. Wird er jedoch zum besten Film von 2015 gekürt, wird The Revenant die Goldene Leinwand für mehr als 3 Mio Zuschauer holen.

Wie auch Bibi & Tina 3 wurde Alvin und die Chipmunks – Road Chip an seinem zweiten Wochenende vom Karneval und der Konkurrenz seitens des Neustarts Robinson Crusoe deutlich getroffen. Das Sequel ging um 42% gegenüber seinem Startwochenende zurück, hielt sich aber mit 134,000 Besuchern immerhin an Platz 4 der Charts fest. Insgesamt wurde der Film hierzulande von 437,000 Kinogängern in seinen ersten 11 Tagen gesehen. Das sind 16% weniger als bei Teil 1, 30% weniger als bei Teil 3 und 53% weniger als bei Teil 2 im selben Zeitraum. Der Film wird sich in den kommenden Wochen zwar noch erholen, doch jegliche Chancen, auf ein ähnliches Ergebnis wie seine erfolgreichen Vorgänger zu kommen, hat er verspielt. Mit etwas Glück wird er knapp mehr als eine Million Zuschauer in Deutschland erreichen.

Überraschend gut startete auf Platz 5 der belgisch-französische Animationsfilm Robinson Crusoe, der 130,000 Zuschauer in 510 Kinos erreichte und einen Kinoschnitt von 254 Zuschauern über das Wochenende schrieb. Einschließlich der Previews zählte der Film 158,000 verkaufte Tickets bis Sonntag. Da der nächste Animationsfilm (Zoomania) erst im März startet, sollte Robinson Crusoe noch einen ganzen erfolgreichen Monat vor sich haben und am Ende bei 800,000 Zuschauern oder mehr landen.

Auf Seite 2 wenden wir uns dem Flop von Til Schweigers Tschiller: Off Duty zu und verraten, welcher Horrorfilm tatsächlich den besten Kopienschnitt unter allen Filmen am Wochenende erzielte.

Atemlos (1983) BluRay-Kritik

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Atemlos (1983) BluRay-Kritik

Breathless, USA 1983 • 100 Min • Regie: Jim McBride • Drehbuch: L.M. Kit Carson, Jim McBride • Mit: Richard Gere, Valérie Kaprisky, Art Metrano, William Tepper, John P. Ryan, James Hong • Kamera: Richard H. Kline • Musik: Jack Nitzsche • FSK: ab 16 Jahren • Vertrieb: Capelight Pictures • Kinostart: 28.10.1983 • Heimkinostart: 12.02.2016

Atemlos (1983) Filmbild 1Wenn man heilige Kühe antastet, erntet man in der Regel keine Lobeshymnen. Vielleicht bestenfalls lauwarme Kritiken, wenn es sich um Remakes anerkannter Filmklassiker handelt. Auch die 1983 veröffentlichte US-Neuumsetzung von Jean-Luc Godards "Außer Atem" (1960) ist zunächst eher moderat aufgenommen worden. Rein inhaltlich variiert Jim McBrides "Atemlos" seine Urquelle dann auch nur marginal, verlegt das Pariser Setting nach Kalifornien, macht aus dem französischen Ganoven einen Amerikaner und aus der amerikanischen Studentin eine Französin. So weit, so vis-à-vis. Es sind jedoch die Feinheiten, die dieser Adaption einen individuellen und frischen Touch verleihen. Die knurrige Coolness von Hauptdarsteller Jean-Paul Belmondo aus Godards Debütwerk wird in McBrides Version von einem feurigen Richard Gere ersetzt, der den stylischen Film selbstbewusst auf seinen Schultern hin und her schwingt.

Atemlos (1983) Filmbild 2Jerry Lee Lewis, Marvels Silver Surfer und vor allem die schöne französische Austauschstudentin Monica (Valérie Kaprisky) bestimmen das romantische Weltbild des Kleinganoven Jesse Lujack (Gere). Mit einem gestohlenen Porsche will er seine Angebetete in Los Angeles überraschen, doch die Fahrt von Las Vegas verläuft alles andere als glücklich und entwickelt sich zur Flucht: Nach einer wilden Verfolgungsjagd erschießt er versehentlich einen Polizisten mit einer gefundenen Waffe, und schon bald ziert sein Gesicht die Titelseiten der Zeitungen. Nun gilt es, Monica flink von seiner wahrhaften Zuneigung und einem Exil in Mexiko zu überzeugen. Die Zeit läuft und das Gesetz rückt Jesse immer dichter auf die Fersen, doch seine Geliebte zögert zunächst …

Atemlos (1983) Filmbild 3Auch wenn der Grundaufbau und teilweise sogar ganze Dialogpassagen direkt aus François Truffauts OrIginaldrehbuch zu "Außer Atem" entliehen worden sind, versprüht die Adaption im direkten Vergleich ein gänzlich anderes Feeling. Das zeigt besonders die Gestaltung der Endsequenz, die bei "Atemlos" vorzeitig abbremst und einfriert – eine bewusste Entscheidung, die Regisseur und Co-Autor McBride zugunsten des insgesamt optimistischen Tons trifft. Auch Jesse wählt – wie schon sein französischer Vorgänger – gemäß seinem Credo "Alles oder Nichts" das Nichts über das Leiden. Sein großes Idol ist die hier immer wieder auftauchende Comicfigur Silver Surfer, die die Erde so sehr liebt, dass sie trotz unendlicher Möglichkeiten an ihr festhält. In Jesses Fall bildet Monica seine Welt, und wenn er flieht, dann nur mit ihr zusammen. Diese popkulturelle Einbettung ist freilich etwas naiv und albern, aber gerade diese Herangehensweise verleiht dem Film seinen sympathisch-spleenigen Charme. So zählt auch Oscarpreisträger und Kultregisseur Quentin Tarantino "Atemlos" zu seinen Favoriten – und wer beispielsweise den auf seinem Drehbuch basierenden und von Tony Scott inszenierten "True Romance" (1993) sieht, kann einen gewissen Einfluss nicht leugnen.

Atemlos (1983) Filmbild 4Schwächeln tut "Atemlos" ein wenig in seiner zweiten Hälfte, wenn das obligatorische Polizeiaufgebot anrückt und Actionstandards bemüht werden. McBride ist – wie dann auch bei seinem fantastischen "The Big Easy" (1986) – in seinem Element, wenn er den Fokus auf seine Figuren legt und die Geschichte entspannt rocken und rollen lässt. Die verkrampft angezogene Spannungsschraube ist nicht wirklich seins. So ist man dann natürlich auch mehr daran interessiert, ob Monica sich letztlich für Geld und Karriere oder für ein Leben mit dem kriminellen Amor entscheidet, als an blauen Bohnen und der Flucht durch dunkle Gassen. Stichwort Monica: Zur Zeit des Erscheinens von "Atemlos" ist die schauspielerische Leistung der Newcomerin Valérie Kaprisky oft ein Punkt der Kritik gewesen. Zugegeben, die Französin liefert hier keine so versierte Leistung ab, wie Jean Seberg im Original. Doch Kapriskys sinnliche körperliche Präsenz wirkt nicht nur auf Richard Geres Charakter wie ein Aphrodisiakum. Überhaupt ist "Atemlos" ein elektrisierend-erotisches Abenteuer, wie es "Außer Atem“ seinerzeit gar nicht hätte sein dürfen. Es stellt sich also die Frage, was man von dieser verdrehten Liebesgeschichte erwartet: Einen weiteren Filmmeilenstein vermag McBride aus der Godard/Truffaut-Kollaboration nicht zu zaubern. Dafür aber eine massiv unterhaltsame, ästhetisch ansprechende Einbettung des Themas in den Zeitgeist der Achtziger.

Lasse ich die Relevanz des Originals außen vor, so spricht mich die US-Aufarbeitung tatsächlich mehr an. Das mag daran liegen, dass Richards Geres zügelloses Spiel, der Rock ’n' Roll-Vibe und die knackigen Bilder mehr in das Coolness-Verständnis meiner Generation passen. Seinen Kultstatus genießt "Atemlos" zumindest völlig zu Recht.


Information zur Heimkinoveröffentlichung

Ab dem 12. Februar 2016 ist Atemlos im Vertrieb von Capelight Pictures in deutscher und englischer Sprachfassung (mit wahlweise deutschen Untertiteln) als schön gestaltetes 3-Disc-Mediabook (inkl. DVD und BluRay des Hauptfilms) erhältlich.

Dieser Edition liegen folgende Extras vor:

Atemlos Mediabook• Booklet
• Trailer
• Bonus-BluRay Außer Atem von Jean-Luc Godard

 

 

(Mediabook-Cover © Capelight Pictures)


Trailer

https://youtu.be/_OV4zhOuTe8

Sisters (2015)

Sisters (2015) Beitragsbild

Sisters, USA 2015 • 118 Min. • Regie: Jason Moore • Drehbuch: Paula Pell • Mit: Tina Fey, Amy Poehler, Ike Barinholtz, Maya Rudolph, James Brolin, Dianne Wiest, John Leguizamo • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 11.2.2016 • Deutsche Website

Handlung

Maura (Amy Poehler) und Kate (Tina Fey) sind Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Während Kate schon in frühester Jugend eine Draufgängerin war, ließ Maura es lieber ruhiger angehen – sehr viel ruhiger, wie die Einträge in ihrem alten Tagebuch zeigen. Als ihre Eltern (Dianne Wiest, James Brolin) das Haus, in dem die beiden aufgewachsen sind, verkaufen wollen, kommt das für die beiden einer Katastrophe gleich. Sie treffen sich ein letztes Mal in ihrem alten Kinderzimmer und beschließen, mit einer Party ihrer alten Hütte gebührend Lebewohl zu sagen. Dass das Ganze eskalieren könnte, kommt ihnen bei den Planungen nicht in den Sinn. Egal, let’s get the party started.

Kritik

Sisters (2015) Filmbild 1Würde man in Hollywood die ideale Besetzung für ein Schwesternpaar suchen, wären Tina Fey und Amy Poehler  weit vorn mit dabei. Okay, rein optisch sind die beiden sehr gut voneinander zu unterscheiden, und eine mögliche Blutsverwandtschaft sieht man ihnen auch nicht an. Aber auf mentaler Ebene funktionieren sie nahezu identisch, also trifft es Schwestern im Geiste wohl ziemlich gut. Grund dafür dürfte ihre intensive Freundschaft sein, die bereits mehr als 20 Jahre währt. Sie macht es den Hauptdarstellerinnen besonders leicht, vorzugeben, sie verbände neben dem freundschaftlichen auch ein familiäres Band. Und dass den beiden das Ganze auch noch enorm viel Spaß macht, merkt man ihnen in jeder gemeinsamen Szene an. Schade nur, dass das allein nicht reicht.

Der Eindruck, dass Sisters eher wie eine Aneinanderreihung von Sketchen wirkt, findet seine Bestätigung bei einem genaueren Blick auf die Drehbuchautorin. Paula Pell schreibt seit 1995 für die äußerst populäre US-Comedyshow Saturday Night Live. Ihre Leidenschaft für Comedy hat sie nun versucht, in einem Filmdrehbuch zum Ausruck zu bringen. Das gelingt ihr jedoch nur bedingt. Die Gagdichte kann sich wirklich sehen lassen. Kaum wechselt eine Szene zu einer anderen mit neuem Setting, kommt es zu einem neuen Sketch. Doch genau da liegt das Problem. Nahezu jede Szene ist nach diesem Muster aufgebaut. Das wirkt angestrengt und lässt auch nur einen Bruchteil der Gags beziehungsweise Pointen zünden. Wenn man vorher noch den Trailer gesehen hat, in dem natürlich alle guten Stellen gezeigt werden, geht die Zündkraft weiter gen null.

Sisters (2015) Filmbild 2Auch die Handlung an sich hat ihre Macken. Der Anfang ist etwas zu schleppend geraten, der Schluss etwas zu moralisch. Mittendrin findet sich dann aber doch noch das gelungene Herzstück, in dem auch die Hauptdarstellerinnen konsequenter in ihren Rollen sind: die Party. Auch wenn einige Nebencharaktere hier und da stark an den Nerven zehren – allen voran Bobby Moynihan alias Alex -, macht die Party Spaß. Spätestens hier spürt man den derben Humor in seiner vollen Entfaltung. Wer das Comedyduo Fey und Poehler kennt, weiß ganz genau, was auf ihn zukommt. Dabei ist Sisters fast schon so klamaukig wie Stiefbrüder (2008) mit Will Ferrell und John C. Reilly. Der wirkt zwar ein ganzes Stück realitätsferner, doch das Niveau der Sprüche und Gags hält sich die Waage.

Pitch Perfect-Regisseur Jason Moore hat offensichtlich keine gute Idee gehabt, wie man die zahlreichen Sketche mit den beiden Comedystars in einen tollen Film verwandeln könnte. Vor allem die Schauspielführung ist ihm an vielen Stellen missglückt. Am besten kann man das an Tina Fey nachvollziehen. Dass sie eine Figur konsequent in all ihren Gemütslagen einen ganzen Film lang durchspielen kann, hat sie in anderen Komödien wie Date Night – Gangster für eine Nacht (2010) bewiesen. Doch in Sisters ist es ihr sichtlich schwergefallen. Zu oft wirkt sie von einer Szene zur nächsten wie ausgewechselt. Und auch das ist leider nicht der einzige Minuspunkt, der auf die Kappe von Regisseur Moore geht.

Fazit

Sisters ist ein Tina-Fey-und-Amy-Poehler-Film, der wie eine Folge Saturday Night Live mit den beiden und ein paar Nebenfiguren funktioniert. Ein zusammenhängender Film mit konstanter Comedyeinstreuung geht anders. Wenn die Gags mal zünden, macht es Spaß, das passiert aber zu selten. So taugt der Film lediglich als netter Anlass für einen Mädelsabend – zu Hause auf der Couch.

Trailer

Fotos: Universal Pictures

Deadpool (2016) Kritik

Deadpool (2016) Filmkritik

Deadpool, USA/CA 2016 • 108 Min • Regie: Tim Miller • Mit: Ryan Reynolds, Morena Baccarin, Ed Skrein, T.J. Miller, Gina Carano, Brianna Hildebrand • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 11.02.2016 • Deutsche Website

Handlung

Wade Wilson (Ryan Reynolds) ist kein Held. Der ehemalige Special-Forces-Mann lässt sich als Söldner für dubiose Aufträge anheuern. Der desillusionierte Zyniker hat niemanden in seinem Leben – bis er Vanessa (Morena Baccarin) trifft. In der sexy Prostituierten, die sich durch sein loses Mundwerk nicht abschrecken lässt, findet er eine Seelenverwandte und endlich die Hoffnung auf ein normales, glückliches Leben. Es ist aber kein Märchen, in dem sie dann glücklich bis ans Ende ihrer Tage lebten. Einige Zeit später wird bei Wade Krebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert. Damit Vanessa nicht mit ansehen muss, wie sein Körper ihn im Stich lässt und er aus dem Leben dahinsiecht, verlässt er sie. Doch dann macht ihm ein zwielichtiger Mann ein Angebot, das der verzweifelte Wade nicht ablehnen kann: er soll sich einem Experiment unterziehen, das ihm Superkräfte verleihen und ihn vom Krebs heilen wird. Um Vanessas Willen willigt der skeptische Wade ein. Tatsächlich wird er geheilt und erhält darüber hinaus Selbstheilungskräfte à la Wolverine. Doch die grausamen Versuche, denen er unterzogen wird, treiben ihn an den Rand des Wahnsinns und entstellen seinen Körper so sehr, dass Freddy Krueger beim Anblick zusammenzucken würde. Als er dazu noch erfährt, dass er als willenloser Söldner benutzt werden soll, kann er fliehen und hat nur noch ein Ziel vor den Augen: Rache an dem Mann (Ed Skrein), der ihm das angetan hat.

Kritik

Es gab mal eine Zeit, da waren großbudgetierte Comicbuchverfilmungen so selten wie Schnee in Florida. Zum Glück für Comicfans leben wir nicht mehr in dieser Zeit. Superhelden retten die Welt mittlerweile mehrmals im Jahr auf der Leinwand, reisen durch die Zeit, erleben intergalaktische Abenteuer und versammeln sich zu großen Super-Ensembles, die übermächtigen Bösewichten das Handwerk legen. Deadpool ist nicht so ein Film.

Deadpool (2015) Filmbild 1Das wird zu Filmbeginn nach mehreren Sekunden schon ersichtlich, wenn wir einen sich in Zeitlupe überschlagenden Geländewagen sehen, samt seiner malträtierten Insassen – mittendrin unser Antiheld Deadpool – während im Hintergrund Juice Newton fröhlich "Angel of the Morning" trällert und dazu der mit Abstand coolste Vorspann läuft, den man seit Jahren im Kino gesehen hat. Jetzt noch mehr zu verraten, wäre ein Verbrechen, doch es ist eine Szene, die innerhalb kürzester Zeit perfekt den Ton für den Rest des Films setzt und jeden Fan so breit grinsen lässt, bis die Backen schmerzen. Deadpool ist angekommen und er lässt sich nicht mehr so misshandeln, wie bei seinem ersten Leinwandauftritt in X-Men Origins: Wolverine. An jenen Film wird hier natürlich erinnert, ebenso wie an einige andere Fehlschläge von Ryan Reynolds, denn in bester Deadpool-Manier ist der Meta-Humor stets präsent und die Hauptfigur adressiert immer wieder die Zuschauer. Nicht falsch verstehen, man kann Deadpool auch ohne Vorwissen als bissigen, herrlich blutigen, actionreichen Spaß genießen. Doch wer die Comics kennt, mit Popkultur und Ryan Reynolds' Karriere vertraut ist, wird das Meiste aus diesem Film herausholen, der bei all seiner Respektlosigkeit den Fans den größten Respekt entgegenbringt. Die Fülle an Verweisen, Insider-Gags und augenzwinkernden Momenten ist so groß, dass Deadpool gerade für sie sehr hohen Wiederanschauungswert haben sollte. Manchmal wirken die Gags im Maschinengewehr-Tempo fast zu bemüht um die Gunst der Fans, doch dieses Gefühl hält zum Glück nie lange an und gehört zu den wenigen Mankos des Films.

Es scheint fast so, als sei es immer ein Traum von Ryan Reynolds gewesen, in einer Comicverfilmung mitzuspielen. An Anläufen hat es nicht gemangelt, an Erfolgen in dieser Hinsicht hingegen schon (was wiederum Humorstoff für den Film bietet). Blade: Trinity, Green Lantern, X-Men Origins und R.I.P.D. sind nicht gerade die Crème de la Crème des Genres. Sein fünfter Versuch ist der erhoffte Glücksgriff und der Film funktioniert auch nur so gut, weil Reynolds sich mit Herz und Seele der Figur verschreibt. Dass er eine gute Wahl für den Charakter ist, hat man schon im ersten Wolverine-Film in Ansätzen gesehen, doch hier darf er seiner verrückten Seite voller Hingabe freien Lauf lassen.

Deadpool (2015) Filmbild 2Natürlich werden von vielen zwangsläufig Parallelen zwischen Deadpool und Kick-Ass gezogen werden. Beide sind sehr blutige, anarchisch veranlagte Comicgeschichten, die den Superhelden-Mythos augenzwinkernd auf den Kopf stellen. Doch auch wenn beide Filme oberflächlich gesehen den gleichen Humor bedienen (und auch gleichermaßen viel Spaß machen), sind sie dennoch sehr unterschiedlich. Kick-Ass machte sich in breiten Pinselstrichen über das Superheldengenre und Comichelden lustig, während der Humor von Deadpool in vielen kleinen Details liegt, die man auch schnell verpasst, wenn man einen Augenblick lang wegschaut. Ein weiterer entscheidender Unterschied liegt in der Veranlagung der Protagonisten. Die Helden von Kick-Ass haben keine Superkräfte, wollen aber Gutes tun. Deadpool ist hingegen praktisch unsterblich, hat aber kein Interesse daran, ein Held zu sein und die Welt zu retten. Er will nur Rache an dem Arschloch, das ihm Leid zugefügt hat und mit etwas Glück sein Mädchen zurückgewinnen.

Deadpool (2015) Filmbild 3Der letzte Punkt ist auch ein weiterer Grund, weshalb Deadpool so gut funktioniert, denn in seinem Kern ist es auch die unkonventionellste und zugleich schönste Liebesgeschichte seit langem, die in einem Superheldenfilm erzählt wurde. In der Tat, unter all den Sprüchen, Gags und überaus brachialer Gewalt (lasst Euch durch die FSK16-Freigabe nicht täuschen!) schlägt auch das Herz eines Romantikers. Das ist Reynolds genau so wie Morena Baccarin zu verdanken. Als Vanessa ist sie zugleich schlagfertig, liebenswert und verdammt sexy. Ab der ersten Szene zwischen Reynolds und Baccarin sprühen die Funken und ihre (ebenfalls sehr unkonventionelle) Beziehungs-Montage gehört zu den Highlights des Films. Der Kinostart zum Valentinstag könnte also kaum passender sein.

Deadpool (2015) Filmbild 4Während Baccarin und Reynolds sich fabelhaft in ihren Rollen machen, hinterlässt Ed Skrein einen blassen Eindruck als generischer britischer Fiesling, der hauptsächlich dazu da ist, um die Geschichte voranzutreiben. Skrein hat den hämischen Gesichtsausdruck gut drauf, doch sein Charakter stellt nie einen ernstzunehmenden Gegner für Deadpool dar. Gina Carano hat als Handlangerin schauspielerisch zwar auch nicht mehr zu bieten, doch dafür bekommt sie eine tolle Actionszene im großen Showdown des Films. Deutlich besser kommen die beiden X-Men weg, die es in den Film geschafft haben. Colossus, eine gänzliche CGI-Kreation mit starkem russischem Akzent in der Originalfassung, ist als stoisch-naiver Saubermann der perfekte Kontrast zu Deadpool, den er dazu zu überreden versucht, sich seiner „Boy Band“ anzuschließen. Doch es ist Newcomerin Brianna Hildebrand, dessen Negasonic Teenage Warhead als mürrische Teenagerin ein richtiger Szenendieb ist, den wir künftig hoffentlich wiedersehen werden. Wie Fox allerdings vorhat, Deadpool in das bestehende X-Men-Universum früher oder später zu integrieren, liegt nach dieser kleinen, außergewöhnlichen Granate von einem Film außerhalb meiner Vorstellungskraft.

Deadpool (2015) Filmbild 5Was man bei Deadpool nicht erwarten sollte, neben einer traditionellen Heldengeschichte natürlich, sind allzu spektakuläre Actionszenen und viel Bombast. Die Geschichte bleibt recht schlank. Viel Zeit wird mit der großen Highway-Actionsequenz verbracht, die immer wieder von Flashbacks durchbrochen wird, und kaum ist sie vorbei, landet man schon beim großen Finale, bei dem dann doch noch etwas mehr in die Luft fliehen darf, jedoch vermutlich mit weniger Budget als Robert Downey Jr.s Gehalt für die kommenden Avengers-Filme. Man wünscht sich am Ende, noch mehr Zeit mit Deadpool verbringen zu können, doch die straffe, geradlinige Erzählweise, die der konkreten und simplen Zielsetzung unserer Hauptfigur entspricht, unterscheidet den Film auch erfrischend von den Riesenspektakeln wie Captain America: Civil War oder Batman v. Superman, die uns dieses Jahr erwarten. Wie anfangs gesagt – Deadpool ist nicht so ein Film. Eine klare Gemeinsamkeit gibt es aber: man sollte das Ende des Abspanns abwarten.

Fazit

Von seinem fantastischen Vorspann bis zum seinem verspielten Abspann (und sogar ein wenig darüber hinaus): Deadpool bietet 108 Minuten frechen, einfallsreichen, vergnügt anarchischen, fröhlich blutigen, sprücheklopfenden, konsequent durchgeknallten und überraschend romantischen Spaß, der der Vorlage großen Respekt zollt und Meta-Referenzen im Minutentakt raushaut. Nach mehreren Anläufen hat Ryan Reynolds endlich die Superheldenrolle seines Lebens gefunden.

Trailer

Goldene Kamera: Preisverleihung entlarvt sich mal wieder als Farce

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Am Samstagabend wurden in Hamburg bei der 51. Ausgabe der Goldenen Kamera wieder jede Menge Preise an Personen aus der Film- und Fernsehbranche verliehen. Ihr habt die Sendung nicht gesehen? Da habt ihr nicht wirklich viel verpasst. Alljährig selbstbeweihräuchern sich deutsche Stars für ihre Leistungen in den zumeist eindimensionalen, blutleeren und vor Wiederholung triefenden deutschen Weltkriegs- und DDR-Dramen, die von der eierlosen und vergreisten deutschen Filmförderung finanziert werden und seit jeher dem deutschen Genrefilm den Weg versperren. Die Sieger in den einzelnen Kategorien werden von einer gewiss hochqualifizierten Jury der Hörzu (ehemals Axel Springer-Verlag) auserkoren.

In der Kategorie bester deutscher Hauptdarsteller gewann Jörg Hartmann für seine Darbietung in der DDR-Dramaserie "Weissensee", als beste Hauptdarstellerin gewann Marion Simon für den Psychotrhiller "Silvia S. − Blinde Wut". Der ZDF-Fernsehfilm "Ein großer Aufbruch" über das sensible Thema Sterbehilfe bekam die goldene Kamera für den besten deutschen Fernsehfilm. Als beste Miniserie wurde mit "Deutschland 83" überraschenderweise erneut eine DDR-Dramaserie prämiert.

Bei den Preisverleihungen für die internationalen Kategorien behielt die Jury der Hörzu ihre bewährte Strategie der vergangenen Jahre bei: wer kommt, gewinnt! So erklärt sich auch, wie Gerard Butler die Auszeichnung als bester internationaler Darsteller gewinnen konnte, obwohl sein letzer Film aus dem Jahr 2013 datiert. Für welchen Film Butler letzlich ausgezeichnet wurde, erfährt man nämlich nicht. Er hat einfach gewonnen, weil er vorbeikam – eine übliche Praxis bei der Goldenen Kamera. Oder war die Jury etwa so gefesselt von Butlers letztem Leinwandauftritt in dem Actionthriller "Olympus Has Fallen" von vor drei Jahren, dass sie den Schotten kurzerhand (bzw. langerhand in Anbetracht der verstrichenen Zeit) mit dem Preis bedachten? Zugegeben, Butlers Rolle als Terroristen-Unschädlichmacher in jenem filmischen Meisterwerk, das ein völlig realistisches Szenario von einer Entführung des US-Präsidenten durch nordkoreanische Terroristen im weißen Haus zeichnet, war echt oscarverdächtig. Und trotzdem beschleicht mich der leise Verdacht, dass es vielleicht eher so ablief: der Hörzu-Praktikant telefoniert eine lange Liste von Hollywood-Agenten ab. Eine Absage reiht sich an die andere, und dann macht’s bei Nr. 86 schließlich klick: Gerard Butlers Agent versichert die Teilnahme seines Mandanten an der Zeremonie – freilich aber nur dann, wenn er auch den Preis erhielte.

Aber vielleicht ist das auch nur eine Verschwörungstheorie von mir und die Jury war tatsächlich sehr angetan von "Olympus Has Fallen". Oder hat man ihn gar rückwirkend für seine Traumleistung in "Tomb Raider 2" aus dem Jahr 2003 ausgezeichnet? Butlers Laudator Til Schweiger jedenfalls schwärmte in seiner Anrede von der gemeinsamen Zeit mit Butler während der Dreharbeiten zu der Videospieleverfilmung mit Angelina Jolie. Und falls die Jury in den nächsten Jahren keinen Hollywood-Star mehr finden sollte, kann man ja immer noch Til Schweiger den Preis hinterherwerfen, der nimmt garantiert den Hörer ab.

Nunja, zumindest bei den Damen gab man sich diesmal nicht der Lächerlichkeit bloß: Julianne Moore gewann den Preis als beste internationale Darstellerin, nachdem sie im vergangenen Jahr den wohlverdienten Oscar für ihre großartige Rolle im Alzheimer-Drama "Still Alice" einheimste. Geht doch. Den Ehrenpreis am denkwürdigen Abend gewann Hellen Mirren.

Hier geht’s zur kompletten Gewinnerliste

Box-Office Deutschland: The Hateful 8 unterliegt Bibi & Tina 3

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The Hateful 8 Box-Office Deutschland

Quelle: Insidekino

Zwei erfolgreiche Starts stoppten vergangenes Wochenende endlich die Talfahrt des deutschen Box-Office gegenüber dem Vorjahr und brachten die Gesamtbesucherzahl der Top 10 auf 1,58 Mio Besucher, was sowohl 8% über dem vorigen Wochenende als auch 8% über dem gleichen Wochenende im Vorjahr lag. Überraschenderweise blieb die Chartspitze der Charts weiterhin in deutscher Hand, womit das einheimische Kino den ersten wirklich großen Erfolg des Jahres verbuchen kann. Es ist gut möglich, dass mit dem Start von Til Schweigers Kino-Tatort dieses Wochenende die ersten beiden Plätze der Charts deutschen Filmen gehören werden.

Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs rutschte nach Umsatz an seinem zweiten Wochenende zwar auf Rang 3 der Kinocharts ab, verteidigte nach Besuchern aber überraschend die Spitze gegen Quentin Tarantinos The Hateful 8. Das lag weniger daran, dass The Hateful 8 unter den Erwartungen eröffnete und mehr an dem überraschend guten Rückgang des deutschen Familienfilms, der in der Vorwoche schon den mit Abstand besten Start der Reihe hinlegte. Bibi & Tina 3 gab am zweiten Wochenende nur um 12% nach und holte weitere 331,000 Fans der jungen Hexe in die Kinos. Damit liegt der Streifen nach 11 Tagen bereits bei 840,000 Besuchern in Deutschland. Allein das zweite Wochenende des Films war immer noch deutlich besser als die Startwochenenden der ersten beiden Bibi-&-Tina-Filme. Das aktuelle Gesamtergebnis liegt außerdem 127% vor dem ersten Bibi & Tina und 45% vor dem zweiten im gleichen Zeitraum! Die ersten beiden Filme erreichten 2014 jeweils 1,16 Mio und 1,29 Mio Zuschauer in Deutschland. Teil 3 wird diese Ergebnisse innerhalb der nächsten zwei Wochen vermutlich übertreffen. Zwar gibt es nächste Woche mit Die Wilden Kerle – Die Legende lebt gewissermaßen Konkurrenz um das Familienpublikum, doch der Fußballfilm spricht eher die Jungs an, während Bibi & Tina 3 weiterhin ein Monopol über die jungen weiblichen Kinogänger behalten darf. Deshalb erwarte ich für den Film noch eine sehr lange Laufzeit und insgesamt nicht weniger als 1,8 Mio Zuschauer, wobei sogar 2 Mio durchaus möglich sind. Auf jeden Fall wird Bibi & Tina 3 zum erfolgreichsten deutschen Familienfilm seit Wickie und die starken Männer vor sieben Jahren werden.

Währenddessen triumphierte The Hateful 8 klar nach Einspielzahlen, zog jedoch nach Besuchern knapp den Kürzeren. Von Donnerstag bis Sonntag sahen 313,000 Zuschauer den Film in 577 Kinos, wobei er mit 542 Zuschauern pro Kino auch den besten Kopienschnitt unter allen Filmen am Wochenende hatte. Einschließlich breit angelegter Preiews erreichte der Film bis Sonntag 351,000 Besucher. Für einen fast drei Stunden langen, FSK16-Western ohne große Namen wie Leonardo DiCaprio oder Christoph Waltz ist es ein ziemlich gutes Ergebnis, auch wenn es für Tarantino lediglich der viertbeste Start in Deutschland (nach Django Unchained, Kill Bill Vol. 2 und Inglourious Basterds) war, obwohl keiner seiner Filme zuvor so breit gestartet wurde wie dieser. The Hateful 8 ist deutlich weniger Mainstream-freundlich als Django Unchained und deshalb ist es kaum verwunderlich, dass der Start auch um einiges schwächer ausfiel. Im Gegensatz – es ist vor allem Quentin Tarantino als "Markenname" zu verdanken, dass der Film überhaupt so gut anlief. In der Regel halten sich Tarantinos Filme in Deutschland nach dem Start ziemlich gut (Kill Bill Vol. 2 war die einzige Ausnahme). Sollte The Hateful 8 fortan so laufen wie Django, wird er etwa 1,9 Mio Besucher bei uns erreichen, verhält er sich wie Inglourious Basterds, werden es sogar mehr als 2 Mio sein. Aber auch wenn er so läuft wie Death Proof, einer von Tarantinos "kleineren" Filmen, wird er immer noch etwa 1,5 Mio Besucher erreichen. Man kann also auf jeden Fall fest mit einem Endergebnis von mehr als einer Million Besucher rechnen.

Platz 3 ging am Wochenende an den Oscarkandidaten The Revenant – Der Rückkehrer, der sich mit einem 28%-Drop abermals bestens hielt und weitere 240,000 Zuschauer in die Kinos lockte. Nach vier Wochen steht der brutale Survival-Rache-Western bei mehr als 1,8 Mio Besuchern in Deutschland und wird kommendes Wochenende als erster Film von 2016 die 2-Mio-Besuchermarke überschreiten. The Revenant ist bereits Leonardo DiCaprios siebterfolgreichster Film in Deutschland und liegt nur noch 2% hinter The Wolf of Wall Street im gleichen Zeitraum. Langsam aber sicher überbrückt The Revenant die Differenz zwischen den beiden Filmen und wird schon bald die Nase vorne haben. Mit den Oscars und einem sehr wahrscheinlichen Sieg für DiCaprio noch vor sich, wird The Revenant mindestens 2,5 Mio Besucher in Deutschland einsammeln. Im allerbesten Fall, sollte er bei den Oscars den Hauptpreis gewinnen, sind auch 3 Mio Zuschauer als Endergebnis möglich.

Auf Seite 2 findet Ihr Box-Office-Updates zu Star Wars, Die 5. Welle und Creed.

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