Home Blog Page 37

Verkaufsstart: The Tribe (2014)

0
The Tribe (2014) Filmkritik

Der Verkaufsstart von The Tribe (ab dem 18.03.2016 als DVD im Verleih von Rapid Eye Movies erhältlich) veranlasst die Redaktion von Filmfutter dazu, noch einmal die Aufmerksamkeit auf diesen leicht zu übersehenden Release zu richten.

Unser Fazit: Dieser Film hinterlässt Spuren. The Tribe ist ein schweres, hartes und höchst unangenehmes Stück Kino. Miroslav Slaboshipitsky zeichnet ein verstörendes Bild einer kranken Gesellschaft, in einer dunklen, einsaugenden Atmosphäre.

Film

The Tribe bildet den Startschuss der von Rapid Eye Movies in Leben gerufenen Filmreihe „Freie Radikale“, die seit dem 17.03.16 durch Phil Collins Tomorrow Is Always Too Long ergänzt wird. „Freie Radikale sind Fundstücke, die heftige Reaktionen hervorrufen. Sie berühren, irritieren, öffnen, befreien, um Neues entstehen zu lassen. Ohne die Herausforderung bleibt Kino eine Kunst ohne Verdrängungsdrang.“ The Tribe hält dieses Versprechen auf jeden Fall und brennt seine statischen Bilder mit voller Wucht in die Netzhaut des Zuschauers. Die Dunkelheit, die Miroslav Slaboshipitsky mit seinem Film heraufbeschwört wird einen auch nach dem Einschalten des Lichts nicht verlassen. Vor allem beeindruckend ist, dass der gesamte Film mit gehörlosen Darstellern und somit nur in Gebärdensprache gedreht wurde. Zudem verzichtet The Tribe auf Untertitel und wird so zu einem unvorhersehbaren Spiel mit den Erwartungen, ohne jemals undurchsichtig zu sein. Lasst euch mitnehmen auf einen Trip in eine triste Welt und eine Fahrt in menschliche Abgründe. Wer vor einem Kauf noch mehr wissen möchte, dem sei unsere ausführliche Kritik zu The Tribe hier empfohlen.

Technische Ausstattung

Als Rezensionsgrundlage dient die DVD-Version. Da The Tribe visuell recht anspruchsvoll ist, ist es schade, dass es keine Blu-Ray-Version gibt, die Bildqualität der DVD ist dennoch ausreichend. Auf der DVD befindet sich eine Trailershow mit ausgewählten Titeln des Verleihs, unter anderem der nächste Film der „Freie Radikale“-Reihe Tomorrow Is Always Too Long. Die Extras setzen sich aus dem Kinotrailer, einem aufschlussreichen Behind the Scenes und den Kurzfilmen Nuclear Waste, Diagnosis und Deafness zusammen.

Übersicht zur Veröffentlichung:

The Tribe (2014) CoverDVD:

Bildformat: 2,35:1 (16:9)

Ton: Gebärdensprache (Ukrainisch)

Bonus: Wendecover, Booklet, Trailershow, Behind the Scenes, Kinotrailer, Kurzfilme

Box-Office USA: Zoomania bleibt oben, Allegiant enttäuscht

0
Box Office USA Allegiant Zoomania

Quelle: Boxofficemojo

Es herrschte Ruhe vor dem Superheldensturm an den US-Kinokassen vergangenes Wochenende. Der größte Neustart der Woche, Die Bestimmung – Allegiant, hat nicht so gezündet, wie vom Studio erhofft, und Zoomania durfte zum dritten Mal die Spitze belegen, nachdem Deadpool davor schon drei Wochen in Folge Nummer 1 war. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch Batman v. Superman ab dem kommenden Wochenende drei Wochen lang den Box-Office-Thron innehaben wird. Insgesamt spielten die Top-12-Filme in den USA und in Kanada $119,1 Mio ein, 2% weniger als am vorherigen Wochenende und am selben Wochenende im Vorjahr, als Die Bestimmung – Insurgent deutlich besser eröffnete, als sein Nachfolger. Doch keine Sorge, die Fledermaus und der Mann aus Stahl werden für ordentlichen Aufschwung beim Kinogeschäft sorgen.

Wider Erwartungen belegte Zoomania auch am dritten Wochenende mit souveränem Abstand den Spitzenplatz der nordamerikanischen Kinocharts. Ohne jegliche direkte Konkurrenz gab der Animationshit lediglich um 25,9% nach und hatte damit den besten Drop in der gesamten Top 12. Zoomania spielte $38 Mio am Wochenende ein und hatte damit nicht nur das achtbeste dritte Wochenendergebnis aller Zeiten, sondern auch das umsatzstärkste dritte Wochenende überhaupt für einen Animationsfilm, noch vor Shrek 2. Außerdem hatte der Film ein besseres drittes Wochenende als Megahits wie The Dark Knight Rises, Iron Man 3 und Die Tribute von Panem – The Hunger Games, die mehr als das Doppelte von Zoomania zum Start eingespielt hatten. Das nenne ich Durchhaltevermögen!

Am Freitag unterlag Zoomania zwar mit $9,6 Mio Allegiant, der $11,9 Mio am Starttag einspielte, holte sich aber am Samstag und Sonntag locker den Spitzenplatz zurück. Am Sonntag überschritt Zoomania dann als zweiter Film dieses Jahr die $200-Mio-Marke in den USA und steht jetzt bei $201,8 Mio nach nur 17 Tagen! Der Film liegt aktuell 10% vor The LEGO Movie im selben Zeitraum, jedoch 18% hinter Alles steht Kopf und 23% hinter Minions, die beide deutlich besser gestartet waren. Der Abstand wird sich in den nächsten Wochen jedoch deutlich verringern, denn bis The Jungle Book Mitte April hat Zoomania keinerlei Konkurrenz ums Familienpublikum zu befürchten. Da The Jungle Book außerdem ebenfalls aus dem Hause Disney stammt wie Zoomania, wird Zoomania von dem Film möglicherweise sogar in Form von Double Features profitieren. Hat bislang noch jemand Zweifel an einem Gesamtergebnis von mehr als $300 Mio für Zoomania gehabt, dürften diese endgültig aus dem Weg geräumt sein. Viel eher steuert der Film mittlerweile auf $325-340 Mio in Nordamerika zu, wobei ich sogar $350 Mio nicht mehr ausschließen würde.

Den Gegenpol zu Zoomanias überragendem und alle Erwartungen übertreffendem Erfolg bildete am Wochenende der Neuzugang Die Bestimmung – Allegiant, der sehr deutlich zeigte, dass die besten Zeiten von Jugendbuchverfilmungen vorüber sind. Bereits Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 verbuchte mit knapp $282 Mio einen deutlichen Rückgang gegenüber seinem Vorgänger und wurde zum mit Abstand schwächsten Teil der Panem-Reihe nach US-Einspiel. Von dessen Zahlen kann Allegiant jedoch auch nur träumen. Das Sequel mit Shailene Woodley eröffnete mit $29,1 Mio von 3740 Kinos, erzielte dabei lediglich einen Schnitt von $7767 pro Kino und belegte den zweiten Platz der Kinocharts. Dass Lionsgate weniger Vertrauen in den Film hatte, zeigte sich bereits daran, dass er in weniger Kinos anlief als seine beiden Vorgänger. Doch sogar das Studio hat vermutlich nicht erwartet, dass der Film so dermaßen versagen würde. Auch wenn keine offiziellen Budget-Angaben vorliegen, sollte man von mindestens $100 Mio ausgehen, da sein Vorgänger Insurgent $110 Mio kostete und solche Franchises mit der Zeit meist nicht billiger werden.

Allegiant startete 47% unter Divergent und 44% unter Insurgent. Insurgent profitierte zwar von den höheren 3D-Eintrittspreisen, doch ein so heftiger Rückgang lässt sich dadurch alleine nicht erklären. Vielmehr ist jeglicher Hype, den dieses Franchise jemals hatte (immerhin spielten Teil 1 $151 Mio in Nordamerika ein und Teil 2 $130 Mio), scheint schlichtweg tot zu sein. Hinzu kommt die Wahrnehmung einer unnötigen Aufteilung des finalen Romans von Veronica Roths Trilogie in zwei Filme, die generell sehr gespaltene Reaktion der Fans auf das letzte Buch und überwiegend negative Rezensionen für den Film. Diese spiegelten sich auch in den Reaktionen der Zuschauer am Startwochenende. Diese bewerteten den Film im Schnitt mit einem "B"-CinemaScore (äquivalent einer "2"), während der erste Film mit "A" ("1") und der zweiten mit "A-" ("1-") bewertet wurden. All das spricht für eine kurze Verweildauer des Films in den Kinos, der maximal $65-75 Mio in Nordamerika einspielen wird und damit sogar noch weniger als das Maze-Runner-Sequel. Das Studio hat jetzt eine große Hürde für den finalen Film, Ascendant, der nächsten Sommer veröffentlicht werden soll und dessen Einnahmen vermutlich noch deutlich niedriger ausfallen werden. Das ist wohl die verdiente Strafe dafür, dass man die Fans mit dem zweiteiligen Finale melken wollte.

Himmelskind war schon das dritte christliche Drama in fünf Wochen, ließ sich aber davon nicht beirren und startete besser als die beiden anderen (Auferstanden und Der junge Messias). Der Film mit Jennifer Garner setzte $15 Mio von 3047 Kinos um, platzierte sich auf #3 und schrieb einen Schnitt von $4923 pro Kino. Einschließlich des Vorstarts am Mittwoch steht der Film bei $18,6 Mio nach fünf Tagen. Mit Ostern und extrem positiver Mundpropaganda ("A+"-CinemaScore, äquivalent einer "1+") im Rücken, steht dem Film noch eine vielversprechende Laufzeit bevor. Er könnte $550-60 Mio in den USA erreichen und wäre damit auf dem gleichen Level wie God is Not Dead und Son of God von 2014. Es wird der größte Erfolg für Jennifer Garner in der Hauptrolle seit langer Zeit sein.

Im Gegensatz zu seinem Quasi-Vorgänger Cloverfield, brach 10 Cloverfield Lane an seinem zweiten Wochenende nicht in sich zusammen, sondern profitierte vom Konkurrenzmangel und fiel nur um 49,4% auf $12,5 Mio. Das reichte für Platz 4 der Wochenendcharts aus. Sein zweites Wochenende war nahezu identisch zu dem von Cloverfield, obwohl Cloverfield mit etwa $15 Mio mehr gestartet war. 10 Cloverfield Lane brachte sein vorläufiges Gesamteinspiel auf $45,2 Mio und liegt aktuell 30% hinter Cloverfield, wobei der Abstand sich mit Sicherheit noch verringern wird. Ich gehe von insgesamt $65-70 Mio für den Film aus, was ihn zu einem sehr soliden Erfolg für Paramount macht.

Auf Seite 2 geht es weiter mit Deadpool, The Revenant und einem neuen Box-Office-Meilenstein für den Bond-Film Spectre.

High-Rise (2015) Kritik

0
High-Rise (2015) Filmkritik

High-Rise, USA 2015 • 112 Min • Regie: Ben Wheatley • Drehbuch: Amy Jump • Mit: Tom Hiddleston, Luke Evans, Jeremy Irons, Sienna Miller, Elisabeth Moss, James Purefoy, Sienna Guillory, Peter Ferdinando, Reece Shearsmith • Verleih: DCM • Kinostart: 30.06.16 • Deutsche Website

High-Rise (2015) Filmbild 1Mit High-Rise adaptiert Ben Wheatley (Sightseers) nach Steven Spielberg (Das Reich der Sonne) und David Cronenberg (Crash) und der untergegangenen Adaption The Atrocity Exhibition als vierter Regisseur einen J.G. Ballard-Roman als Langspielfilm. Dessen literarische Werke schildern oft den Zerfall sozialer Strukturen innerhalb dystopischer Weltuntergangsszenarien. Den Umkehrschluss beschreibt High-Rise, in dem der Zerfall der sozialen Strukturen und allem, was mit ihnen einhergeht, das Epizentrum einer sich ausweitenden Gesellschaftsdystopie bildet. Der Startschuss für den Anfang des Endes hat keine rationale Ursache, sondern wirkt wie vorbestimmt.

High-Rise (2015) Filmbild 2Das Gesellschaftsbild, das High-Rise entwirft, ist zum Scheitern verurteilt. Das Hochhaus, in das Hauptcharakter Dr. Robert Laing (Tom Hiddleston) einzieht, verkörpert in seiner gewiss etwas plakativen Struktur die gesellschaftliche Hierarchie. Unten in der Arbeiterklasse lebt Richard Wilder (Luke Evans) mit seiner schwangeren Frau (Elisabeth Moss) und seinen Kindern, in der Oberschicht findet sich Jane Sheridan (Sienna Guillory) mit ihrem kleine Sohn wieder, ganz an der Spitze wohnt natürlich Jeremy Irons als Architekt und Kopf der Nahrungskette Anthony Royal (ähnlich wie Lockführer Ed Harris in John-ho Bongs Snowpiercer). Irgendwo dazwischen, in der Mittelklasse bezieht gerade Laing seine neues Heim, in dem er sich eigentlich etwas Anonymität gewünscht hat.

High-Rise (2015) Filmbild 3 Hiddlestons Figur ist keine mit Ambivalenz oder emotionalem Potenzial, sondern eher eine Leitfigur, durch dessen Augen Ben Wheatley den von Ballard erdachten Mikrokosmos etablieren kann. Das High-Rise funktioniert scheinbar nach seiner eigenen Logik, bis man merkt, dass die Gegebenheiten, wie ein hauseigener Supermarkt, nicht Teil eines futuristischen Immobilien-Entwurfs sind, sondern dazu beitragen, den Geist einer gesamten Gesellschaft innerhalb einer Lokalität einfangen zu können. So stechen au  ch die wenigen herausgearbeiteten Charaktere in Laings Umfeld eher durch Charakteristiken ihrer gesellschaftlichen Gruppierung heraus, anstatt wirklich individuelle Personen zu sein.

High-Rise (2015) Filmbild 4Den schleichenden Zerfall und die nahende Apokalypse beschreibt Wheatley in einer dichten, poetischen Bildsprache, die den Worten Ballards nahe kommen dürfte – Laurie Roses Kameraarbeit erzählt in teils unglaublichen Bildern. Die Fassaden der Gesellschaft bröckeln wortwörtlich im Zerfall des High-Rise, dessen graue Farbe Laing zunehmend verschlingt. Dabei brüstet sich Amy Jumps Drehbuch nicht nur mit Plattitüden, sondern entlarvt das System unterschwellig als Illusion. In diesem ganzen Abwärtsstrudel scheint nur Luke Evans’ Charakter auch die Logik des von Ballard etablierten Systems, der auch wir als Zuschauer blind folgen, auch als das zu erkennen.

High-Rise (2015) Filmbild 5Ein großes Problem hat High-Rise jedoch. Die berauschende Sogwirkung, die solch eine Abwärtsspirale erzeugen kann, geht in der Länge der thematischen Ausschlachtung verloren. Zudem wird der finale Zustand, auf den der Zerfall hinausläuft, schon in der ersten Szene des Films vorweggenommen. Am Ende bleibt trotz all der Faszination auch ein Gefühl von Übersättigung zurück. Man könnte eine Äußerung von Jeremy Irons’ Charakter Royal in diesem Sinne fast selbstreflektiv verstehen, wenn er sich eingestehen muss, dass er sein Werk wohl mit zu vielen Elementen vollgestopft hat.

Fazit

High-Rise schildert in seinem einnehmenden Mikrokosmos den vorbestimmten Zerfall der Gesellschaft und kreiert dabei eine faszinierende Sogwirkung. Zum Ende hin geht dem Film in seiner etwas redundanten Weltuntergangs-Darstellung leider die Luft aus.

Trailer

Die 5. Welle (2015) Kritik

0
Die 5. Welle (2015) Filmbild 1

The 5th Wave, USA 2015 • 117 Min • Regie: J Blakeson • Drehbuch: Susannah Grant, Jeff Pinkner, Akiva Goldsman • Mit: Chloe Grace Moretz, Nick Robinson, Liev Schreiber, Maika Monroe, Alex Roe, Ron Livingston, Maria Bello, Maggie Siff, Zackary Arthur • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Sony • Kinostart: 14.01.2015 • Deutsche Website

Die 5. Welle (2015) Filmbild 1Nachdem die Hungerspiele 2012 filmisch den Startschuss für eine unaufhaltsame Welle an Young-Adult-Novellen und deren cinematische Übersetzung gab, brachte Francis Lawrence (Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2) zumindest diese Reihe im letzten Jahr zu einem Abschluss, die Flut zieht sich jedoch keinesfalls zurück. Positiv daran ist neben den ein oder anderen wirklich guten Ablegern, dass die dystopischen Teenie-Welten durchgehend starke Frauenfiguren etablieren. Auf der anderen Seite läuft das Thema in Sachen Fließbandarbeit schon wieder völlig aus dem Ruder. Hat sich erst mal ein Konzept bewährt, wird nach Formel gearbeitet, Ecken und Kanten der Vorreiter noch glatt gemacht und fertig ist der nächste Insurgent 1, 2, 3.1, 3.2 aus dem Baukasten der generischen Versatzstücke. Und dann kommt 2016 ein Film in die deutschen Kinos, der schlimmer ist, als jede vernichtende Welle, die eine plötzlich auftretende Alien-Rasse auf die Welt loslässt. Die 5. Welle ist nicht nur ein generischer Teenie-Flick, sondern eine Blockbuster-Frechheit. Die angesprochenen Aliens erscheinen mit ihrem Raumschiff, wie in District 9, plötzlich am Himmel und bringen Unruhe in das Leben der Bürger und lassen in uneinschätzbaren Abständen Wellen der Zerstörung los.

Die 5. Welle (2015) Filmbild 2Anfänglich geht nur die Elektronik verloren, schon kurz danach überfluten aber schon riesige Wellen die Zivilisation. Eine perfekte Vorlage um kurz der Zerstörungswut freien Lauf zu lassen und die typischen Bilder á la 2012 und Konsorten abzufeuern. Die 3. Welle lässt die Vogelgrippe in einem riesigen Maßstab ausbrechen und danach kommen anscheinend schon „die Anderen“ runtergestiegen. Irgen dwo dazwischen stirbt die Mutter der jungen Cassie (Chloe Grace Moretz), unserer Protagonisten, und kurz darauf kommt ihr Vater in einem Massakker um, das genau so bescheuert konstruiert ausbricht, wie Teddy MacGuffin Cassie von ihrem kleinen Bruder trennt. Die Suche nach ihm wird das zentrale Motiv des Films. Moretz wird von nun an von einem generischen Plotpoint zum nächsten geschubst. Hit-Girl ist längst Vergangenheit und langsam scheint durch, dass der Jungstar schauspielerisch wenig zu bieten hat, auch wenn das in diesem biederen Cast nicht wirklich auffallen möchte. Sogar die talentierten Teilnehmer, Liev Schreiber (Spotlight) und Newcomerin Maika Monroe (It Follows), scheinen deutlich lustlos, oder sind, wie letztere, einfach nur gnadenlos fehlbesetzt.

Die 5. Welle (2015) Filmbild 3Nichts ist wirklich gut inszeniert und kann über die Unoriginalität der Versatzstücke hinwegtäuschen bzw. aufgewärmte Massenkost schmackhaft machen. Technisch ist das alles unaufregend, bis auf ein paar teuer animierte money shots, die für die Trailer generiert wurden. Das Drehbuch spielt hier auch niemandem in die Karten und sorgt vor allem gegen Ende für unterirdischen Fremdscham und Kitsch. Nicholas Sparks wäre stolz und selbst Damon Lindelof (Prometheus) würde sich bei dem vertwisteten und sich selbst immer in Ecken drängenden Plot an den Kopf fassen. Das obligatorische Love-Triangle wird zum Ende noch deutlich angeteast und genau wie die ungefähr eine Million angehäuften Fragen und behämmerten Auflösungen faul auf Fortsetzung verschoben. Bitte nicht.

Fazit

Es ist schwer, ein gute Haar an Die 5. Welle zu lassen, aber selbst nach mehrtägiger Überlegung stellen sich immer nur wieder Kopfschmerzen ein, muss ich auch nur eine Sekunde dieses filmischen Verbrechens wieder gedanklich durchleben.

Trailer

Die Monster Uni (2013) Kritik

0
Die Monster Uni (2013) Filmkritik

Monsters University, USA 2013 • 104 Min • Regie: Dan Scanlon • Mit den Originalstimmen von: Billy Crystal, John Goodman, Helen Mirren, Steve Buscemi, Charlie Day • FSK: ab 0 Jahren • Kinostart: 20.06.2013 • Deutsche Website

Handlung

Mike Glotzkowski (Billy Crystal) hat schon seit der Grundschule nur einen Traum: er will einer der größten Erschrecker bei der Monster AG werden, die in nächtlichen Kinderzimmern Angst und Schrecken verbreiten und auf diese Weise die Monsterwelt mit Strom versorgen. Den dafür notwendigen Uni-Abschluss in der Schreckologie zu erreichen, ist nicht so einfach, wenn man, wie Mike, nicht furchteinflößend ist. Aber er lässt sich dadurch nicht entmutigen und beginnt hochmotiviert sein Studium an der Monster Uni. Was ihm an Größe, Unheimlichkeit und Gemeinheit fehlt, macht er durch ausdauerndes Lernen und einen unbeugsamen Optimismus wett. Trotzdem wird er von seinen Mitstudenten nur selten ernst genommen. Ganz anders sein Konkurrent Sulley (John Goodman). Dieser entstammt einer berüchtigten Schreckerfamilie und erregt allein durch sein imposantes Erscheinungsbild und seinen Namen Aufmerksamkeit bei Mitstudenten und Professoren. Sein ungehobeltes und arrogantes Benehmen tut sein Übriges dazu. Anstatt zu lernen, vergnügt sich Sulley lieber auf Partys und tritt einer Studentenverbindung bei. Anfangs können sich Mike und Sulley nicht ausstehen, doch als beide durch die Abschlussprüfung fallen und von der Dekanin Hardscrabble (Helen Mirren) vom Studium der Schreckologie ausgeschlossen werden, wendet sich das Blatt. Mike gibt nicht auf und will durch die Teilnahme an Schreckspielen beweisen, dass er als Erschrecker was taugt. Dazu tritt er der Studentenverbindung Omega Kreischma bei, die aus liebenswerten Losern besteht. Sollte sein Team gewinnen, dürfen alle Mitglieder wieder Schreckologie studieren. Da dem Team aber noch ein letztes Mitglied für die Teilnahme fehlt, wittert Sulley seine Chance und steigt ein. Um gegen alle Widerstände zu gewinnen, müssen Mike und Sulley fortan lernen, zusammenzuarbeiten und einander zu vertrauen…

Kritik

Die Monster Uni (2013) Filmbild 1Nachdem der Pixars Die Monster AG 2001 Kinderherzen höher schlagen ließ und auch Erwachsene in seinen Bann zog, kehren die Monster jetzt zurück auf die Leinwand – diesmal in 3D. Wie schon der Vorgänger, bietet auch Die Monster Uni Unterhaltung für Groß und Klein. Zugegeben, die Story ist nicht besonders tiefgründig. Vielmehr handelt es sich um eine typische College-Komödie, die die gängige Checkliste an Klischees bedient. Der bunte Monsterhaufen setzt sich aus coolen Typen, albernen Mädchen, heißen Schnecken, schüchternen Mauerblümchen, schrägen Außenseitern, zurückhaltenden Nerds mit Brille und zahlreichen anderen Charakteren zusammen, die für viel Abwechslung auf dem Campus sorgen. Auch die Moral, die der Film vermittelt, ist für Pixar-Fans nicht neu: Wenn du hart an dir arbeitest, kannst du jedes Ziel erreichen – wenn auch nicht immer auf dem direkten Weg. Denn am Ende kommt es doch anders als erwartet und so hält der Film noch die eine oder andere Überraschung bereit.

Für witzige Momente sorgen Gastauftritte einiger Charaktere aus dem ersten Teil. So ist Mikes Mitbewohner niemand anderes als der fiese Randy Boggs, der in Die Monster AG den beiden Protagonisten das Leben schwer macht. An der Uni wirkt er aber noch recht sympathisch. Was dem Film im Vergleich zu seinem Vorgänger jedoch eindeutig fehlt, ist die emotionale Komponente, für die im Vorgänger das kleine Menschenmädchen Buh sorgte. Keines der Monster kann so viel Warmherzigkeit vermitteln, wie dieses kleine Mädchen und ihr Verhältnis zu Sulley. Anstatt auf große Emotionen setzt Die Monster Uni also eher auf den Spaßfaktor und ist in dieser Hinsicht auch rundherum gelungen.

Grafisch kann der Film dafür gänzlich überzeugen, wie man es von Pixar nicht anders gewohnt ist. Jedes der aufwändig und einfallsreich gestalteten Monster besticht durch seinen ganz eigenen Charme, genau wie die farbenfrohe Monsterwelt. Mit viel Liebe zum Detail haucht Pixar der Monster Universität Leben ein und macht sie rein optisch zu einem wahren Meisterwerk.

Fazit

Die Monster Uni ist ein lustiger Film für Jung und Alt, der durch hervorragende visuelle Qualität besticht. An die Qualität seines Vorgängers und der ganz großen Pixar-Klassiker reicht er allerdings nicht heran. Dafür sieht es an der Gefühlsfront etwas zu mager aus.

Trailer

"Daredevil"-Star Charlie Cox im Interview: "Daredevil und der Punisher können nicht co-existieren"

0
Charlie Cox Interview Daredevil

Letzte Woche hatte ich die einzigartige Gelegenheit, nach Paris zu reisen und dort die Jon Bernthal, Élodie Yung sowie den Hauptdarsteller Charlie Cox zum Start der 2. "Daredevil"-Staffel zu interviewen.

Nach dem Interview mit Elektra-Darstellerin Élodie Yung geht es mit einem sehr interessanten Gespräch mit Charlie Cox weiter. Der große Durchbruch des Engländers hätte eigentlich 2007 kommen müssen, als er in der Hauptrolle von Matthew Vaughns Neil-Gaiman-Verfilmung Sternenwanderer (mein Lieblingsfilm von 2007!) zu sehen war. Doch leider ging der wunderbare Fantasystreifen an den Kinokassen unter und der Charlie Cox' Star schoss nicht so schnell in den Hollywood-Himmel, wie erhofft. Er bekam jedoch eine weitere Chance, als er einige Jahre später in Martin Scorseses Serie "Boardwalk Empire" als Nuckys Bodyguard und Fahrer Owen Sleater besetzt wurde. Es war vermutlich auch diese Rolle, die die Produzenten von "Marvel’s Daredevil" darauf gebracht hat, ihm die Rolle des blinden Superhelden anzuvertrauen. Cox brauchte nicht lange, um die Zuschauer Ben Afflecks Daredevil-Darbietung vergessen zu lassen und ihn als den definitiven Matt Murdock/Daredevil zu akzeptieren.

In unserem Interview sprachen wir über den Misserfolg von Sternenwanderer, die Herausforderungen von Daredevil in der zweiten Staffel, Superhelden im modernen Kontext und das sehr heiße Daredevil-Kostüm. das in einer bestimmten Szene seine Performance unabsichtlich verbesserte…

Filmfutter: Wie entwickelt sich Daredevil in der zweiten Staffel und was mochtest Du an seiner Entwicklung besonders?

Charlie Cox: Was ich an Daredevil liebe, ist, dass er seine inneren Fehler, sein Temperament und seine Sturheit besiegen muss. Zu Beginn dieser Staffel ist Matt arrogant und übermäßig selbstsicher und er wird sehr schnell auf den Boden der Tatsachen gebracht. Er muss um Hilfe bitten. Eins der größten Probleme unserer Gesellschaft ist, dass es jungen Männern wirklich fremd erscheint, zuzugeben, wenn sie Hilfe benötigen. Wir versinken zu schnell im machohhaften Gehabe, aber das ist nicht realistisch und nicht menschlich. Wir brauchen alle einander.

FF: Was ist die größte Herausforderung für Daredevil in dieser Staffel: der Punisher, Elektra oder seine Beziehung zu Karen?

CC: Ich denke in dieser Staffel geht es um die Summe all dieser Dinge. In der ersten Season hatte Daredevil nur ein einziges klares Ziel vor Augen und richtete seinen Fokus auf diesen einen Mann. Er glaubte, dass wenn er ihn drankriegen und vor Gericht bringen könnte, sich der Rest von alleine fügen würde. In dieser Staffel kommen die Probleme von allen Seiten auf ihn zu. Er muss sich mit Frank Castle, Elektra, den Iren, den Dogs of Hell, später auch mit The Hand und anderen Organisationen, die ich nicht erwähnen werde, herumschlagen. Seine Arroganz lässt ihn glauben, dass er an allen Fronten kämpfen könnte, dass er nachts als Daredevil und tagsüber im Gerichtssaal als Matt Murdock agieren könnte. Es überwältigt ihn schließlich und er verliert die Kontrolle. Dieses langsame Zerbröckeln seiner Selbstsicherheit und der Zusammenbruch seines Egos bis zu dem Punkt, an dem er erkennt, dass er Hilfe benötigt, sind seine Herausforderungen.

FF: Physisch scheint die Kampfszene im Treppenhaus in Folge 3 eine immense Herausforderung gewesen zu sein. Wie viele der eigenen Stunts konntest Du selbst ausführen?

CC: Es war sehr hart, aber es hat auch Spaß gemacht. Es ist eine Hommage an die Kampfszene im Hausflur in der ersten Staffel. Es ist fast genau ein Jahr später und ich war diesmal in der Lage, viel mehr davon selbst auszuführen. Ich habe trainiert, ich habe gelernt und ich wurde besser. Die Kampfszene in Staffel 1 wurde sehr früh zu Beginn der Dreharbeiten gedreht. Mein Stunt-Double Chris Brewster hat damals fast alles an meiner Stelle gemacht. Diesmal bin ich es selbst in vielen dieser Szenen. Die große Herausforderung war es, es im Kostüm zu tun. So cool der Outfit auch ist, mein Gott war es darin heiß! Dazu habe ich eine kleine Anekdote. Es gibt eine Szene in der vierten Folge, in der Frank Daredevil eine Geschichte aus seinem Leben erzählt. Es ist eine emotionale Szene für Jon (Bernthal) und ich erinnere mich, an dem Tag gedacht zu haben, dass meine Aufgabe als Schauspieler es sei, einfach zuzuhören. Als die Szene im Kasten war, kam einer der Produzenten auf mich zu und meinte, ich sei großartig darin gewesen. Ich meinte nur: "Moment, ich habe doch nicht gemacht, nur zugehört." Und er sagte: "Ja, aber genau im richtigen Moment hast du geweint. Es gab eine einzelne Träne , die deine Wange runterrollte." Ich konnte mich absolut nicht daran erinnern, also sah ich mir die Aufnahme an und er hatte tatsächlich Recht! Ich dachte, ich musste mich wohl wirklich emotional verbunden gefühlt haben. Aber dann fiel mir ein, dass bevor wir diese Szene drehten, ich Jon den Hügel hinauf tragen musste und ich dabei in dem Kostüm so unglaublich geschwitzt habe, dass ein wenig von dem Schweiß sich in der Maske sammelte und mein Gesicht runterlief, so dass es aussah, als hätte ich geweint. (lacht) Wenn das die Szene ist, die sie bei den Emmys spielen, dann ist sie komplett falsch! (lacht)

Charlie Cox Interview Daredevil 1

FF: Noch mehr als die erste Staffel fühlt sich die zweite Staffel wirklich anders an als das große Marvel-Kinouniversum. Die Serie ist düster, dreckig und weitgehend bodenständig. Ich finde das klasse, aber wie bringt man es unter einen Hut, dass der Realismus und die Moralfragen der Serie sich im gleichen Universum befinden, in dem Städte in die Luft gehoben werden und es einen sprechenden Waschbär gibt?

CC: Es ist toll, dass Du as so siehst, weil das die gesamte Idee dahinter war, diesen Charakter bei Netflix unterzubringen. Es gibt uns die Möglichkeit, wirklich komplexe und intelligente Themen und Konzepte zu erforschen und dabei einen düsteren Ton anzunehmen. Dafür lobe ich das Studio sehr. Ich glaube nicht, dass es eine einfache Entscheidung war, mit der alten Tradition zu brechen. Diese Tradition gab es auch aus einem sehr guten Grund, denn wenn man etwas mit Superhelden macht, dann ist das Letzte, was man tun will, Kinder und Jugendliche auszuschließen. Sie sind – oder waren zumindest – das größte Zielpublikum. Aber wenn man als Fan der Comics aufwächst, verliert man in der Regel nicht die Affinität für die Charaktere und die Freude, die man daran früher hatte. Man wächst aus so etwas nicht heraus. Und wenn man zu einer Comic-Convention geht, merkt man, dass von 130.000 Besuchern, 115.000 Erwachsene sind. Sie wachsen mit diesen Charakteren auf, sie lieben sie und sie bleiben ihnen wichtig. Das ist eine Serie für die Fans von Daredevil aus den Sechzigern, Siebzigern, Achtzigern oder sogar Neunzigern, die heute 40, 50 oder 60 sind. Sie wollen eine Serie sehen, die ihre Intelligenz nicht beleidigt. Ich sage nicht, dass die Marvel-Filme es tun, doch sie sind deutlich weniger explizit, was Gewalt angeht, und ihre Themen eignen sich für ein viel jüngeres Publikum.

FF: Indem der Punisher in der Serie die Bühne betritt, erforscht die Serie einige heikle Themen, wie das Bild des einsamen Schützen. Wenn man bedenkt, dass es eine US-amerikanische Serie ist, denkst du, dass es eine bewusste Entscheidung war?

CC: Ich denke, das muss sie gewesen sein. Eins der Themen, über die die Zuschauer nach der Serie hoffentlich reden werden, ist das Waffengesetz. Und dann, wenn The Hand später auftaucht, bringt das eine Reihe anderer Themen mit sich, die den Nerv treffen und aktuell sehr prävalent sind. Letzten Endes ist das Fernsehen aber eine Unterhaltungsform und im besten Fall kann man Themen behandeln, die die Menschen hoffentlich zum Nachdenken bringen. Aber es darf nicht unerträglich intellektuell sein. Es gibt einen schmalen Grat, auf dem man sich befindet. Manchmal wollen Leute einfach nur unterhalten werden, ohne dass man mit einer Botschaft auf sie einhämmert.

FF: Glaubst Du, dass es eine Welt gibt, in der der Punisher und Daredevil co-existieren können und jeder der beiden sein Ding durchzieht?

CC: Das ist eine großartige Frage, die man mir bislang nicht noch gestellt hat… (pausiert) Mein Instinkt sagt nein. Ich denke nicht, dass Matt weiter Daredevil bleiben kann, wenn Frank weiter so vorgeht, wie er es tut. In der Welt von unserer Serie ist es etwas, das Matt nicht ertragen könnte. Matt war in der Lage, mit sich selbst zu vereinbaren, was er ist und was er tut. Er hat mit seinen eigenen Dämonen aus der ersten Staffel Frieden geschlossen. Er konnte das tun, indem er sich eine klare Grenze setzte. Er würde nicht töten. Das ermöglicht ihm das zu tun, was er tut. Wenn Frank Castle aber existiert und essentiell die gleiche Person ist, die aber Menschen tötet, dann hat Karen Page Recht, wenn sie sagt, dass Daredevil solchen Leuten die Tür geöffnet hat. Ich denke nicht, dass Matt das akzeptieren könnte, denn es würde ihn zu Gott machen.

Auf Seite 2 geht es um Vincent D’Onofrios Wilson Fisk, die Ensemble-Serie "The Defenders" und Daredevils "Batman"-Stimme.

"Daredevil"-Star Élodie Yung im Interview: "Sie ist eine Soziopathin"

1
Elodie Yung Interview

Ob man Comicfan ist oder nicht, die bisherigen Filme und Serien des Marvel Cinematic Universe mag und mit Superhelden etwas anfangen kann – man kann schwer abstreiten, dass "Marvel’s Daredevil" eine der besten, erzählerisch dichtesten und am besten inszenierten neuen Serien des letzten Jahres war. Die positive Resonanz war sowohl unter den Marvel-Fans überwältigend als auch unter vielen Zuschauer, die zuvor mit der effektegeladenen, bunten Welt der Marvel-Kinofilme nicht viel anfangen konnten. Denn "Daredevil" blieb einerseits den Wurzeln der beliebten Figur sehr treu, hat aber auch die Superheldenelemente nie überbetont und war letzten Endes eine sehr atmosphärische Krimiserie mit faszinierenden Charakteren und grandiosen Actionsequenzen.

Für Netflix ein voller Erfolg, wurde natürlich schnell eine zweite Staffel in Auftrag gegeben, die schon morgen, am 18. März, weltweit veröffentlicht feiern werden wird. Die Vorfreude ist berechtigt, denn die ersten sieben Folgen der 13-teiligen Staffel setzen nahtlos an das Ende der ersten Season an und bringen die Serie sogar in noch dunklere Abgründe als die erste Staffel. Vincent D’Onofrios vielschichtiger Antagonist Wilson Fisk mag zwar nicht mehr dabei sein, doch zwei weitere bekannte Charaktere aus dem Comic-Kanon betreten die Bühne: der kompromisslose Punisher (Jon Bernthal) und die zwielichtige Elektra (Élodie Yung).  Letzte Woche hatte ich die einzigartige Gelegenheit, nach Paris zu reisen und dort die beiden Neuzugänge der Besetzung sowie den Hauptdarsteller Charlie Cox zum Start von Staffel 2 zu interviewen.

Den Anfang meiner Interviewreihe macht das Gespräch mit der bezaubernden Élodie Yung. Mit ihrer exotischen, sexy und leicht unnahbaren Ausstrahlung ist sie eine großartige Besetzung für Elektra gewesen. Ihre Anfänge hatte die französische Schauspielerin in einer Polizeiserie, der große Durchbruch kam aber als Hollywood rief. In David Finchers Remake Verblendung war sie in einer kurzen Rolle als Lisbeth Salanders Affäre Miriam Wu zu sehen, in G.I. Joe – Die Abrechnung stellte sie ihre Kampfkunst-Talente als Jinx eindrucksvoll unter Beweis. Elektra ist jedoch ihre bislang größte und interessanteste Filmrolle. In unserem Interview sprach sie über die Faszination mit der Figur, ihre Kampfkunst-Kenntnisse und die Wichtigkeit von interessanten Frauenrollen im Film und Fernsehen.

Filmfutter: Elektra ist der erste weibliche Badass-Charakter der Serie und sie ist nicht so nett und nahbar wie Claire oder Karen. Hattest Du ein Gefühl der Verantwortung, als du die Rolle gespielt hast?

Élodie Yung: Nun, es gibt natürlich eine Fangemeinde. Aber ich habe keine Last der Verantwortung auf mir gespürt. Ich war einfach nur begeistert, dass ich diese faszinierende Rolle bekommen habe. Elektra ist wirklich cool, aber Claire und Karen sind auf ihre Art auch sehr starke Frauen. Also hatte ich wirklich nicht die Verantwortung, die starke Frau der Serie zu sein. Es war ein Segen, diesen Part zu haben und ihn zu entdecken, als ich vorgesprochen habe und als wir gedreht haben. Ich denke, dass es wichtig ist, starke weibliche Figuren zu haben, aber diese Bezeichnung kann auch irreführend sein. Es geht nicht darum, obercoole, Badass-Frauen zu spielen. Was für mich wichtig ist, ist, dass der Charakter interessant ist und eine eigene Geschichte hat. Es ist wichtig, dass Frauen nicht nur als Freundinnen der männlichen Hauptcharaktere besetzt werden. Die Figur könnte sehr schwach sein, aber viele interessante Dimensionen haben. Ich will kein Vorbild sein, sondern nur simple Geschichten erzählen, die die Zuschauer berühren.

FF: Hast Du vor der Serie Comics gelesen oder Marvel-Filme gesehen?

EY: Ich bin nicht mit US-amerikanischen Comic aufgewachsen. Ich las Tim und Struppi, Asterix und Obelix und andere französische Comics, aber mit Marvel war ich überhaupt nicht vertraut. Ich habe auch nicht viele Superheldenfilme gesehen. Ich habe mir Iron Man angeschaut, weil ich Robert Downey Jr. toll finde. Es kann sein, dass ich einige andere gesehen habe, weil ich einige Schauspieler sehen wollte, aber generell war die Comicwelt nicht meine.

FF: Hast Du "Jessica Jones" gesehen?

EY: Ja, und ich fand die Serie sehr gut. Die Geschichte ist sehr fesselnd und der Bösewicht ist fantastisch. Ich denke, dass Marvel richtig gut darin ist, mehrdimensionale Charaktere zu erschaffen. Die Nebencharaktere könnten ihre eigenen Serien haben, weil sie so viele Geschichten zu erzählen haben. In "Daredevil" haben wir das. Karen hat ihre eigene Agenda. Sie ist nicht einfach nur eine Sekretärin, die von Matt Murdock verführt wird. Bei Foggy ist es genau so.

FF: Würde Elektra sich mit Jessica Jones verstehen?

EY: Wenn sie sie dazu ausnutzen könnte, etwas für sie zu tun, dann vermutlich ja. (lacht)

Elodie Yung Interview Daredevil 1

FF: Hast Du Jennifer Garners Performance als Elektra gesehen, bevor Du "Daredevil" gedreht hast?

EY: Nein, ich habe mich bewusst dagegen entschieden. Als ich am Remake von Verblendung gearbeitet habe, kannte ich den ersten schwedischen Film, den ich davor ganz normal im Kino sah. Als ich aber die Rolle von Miriam Wu bekam, die ursprünglich in der gesamten Trilogie auftreten sollte, wollte ich den zweiten und den dritten Film nicht sehen und ging stattdessen zurück zur Quelle, zu den Romanen. Ich denke, dass man seine eigene Version des Charakters erschaffen muss. Für Elektra habe ich die Comics gelesen, den Film nicht gesehen und das war’s auch schon.

FF: Stimmt es, dass Du beim Vorsprechen nicht einmal wusstest, um welche Rolle es ging?

EY: Ich hatte ehrlich keine Ahnung. Sie sagen einem nicht vorher, wofür man vorspricht. Wie gesagt, ich bin nicht mit den Comics aufgewachsen, ich habe nicht viele Marvel-Filme gesehen, also war ich im Prinzip ein unbeschriebenes Blatt. Es war sehr befreiend. Man fühlt sich nicht beurteilt. Man geht einfach in den Raum und drückt sich aus.

FF: Hast Du die Reaktionen der Fas auf deine Besetzung mitverfolgt und welche Reaktionen erwartest Du, nachdem sie die Serie sehen?

EY: Ich erwarte nichts im Leben. Alles ist eine Überraschung. Ich habe neuerdings einen Twitter-Account, aber damit muss ich erst einmal zurechtkommen. Ich bin optimistisch und liebe meinen Job. Hoffentlich werden sie Elektra so sehr mögen, wie ich es mochte, sie zu spielen.

FF: Was mochtest Du dabei am meisten?

EY: Ich konnte emotional ganz neue Seiten erforschen. Elektra hat so viele Facetten und sie ist so unvorhersehbar. Ihre Komplexität ist eine Goldgrube für eine Schauspielerin. Ich habe eine Zeitlang in ihr gelebt. Ich habe es geliebt, verschiedene Aspekte von ihr zu erforschen, sogar die wirklich dunklen… (flüstert) Ganz besonders die dunklen.

FF: Haben Aspekte Deiner eigenen Persönlichkeit die Darstellung der Figur beeinflusst?

EY: Wir wollten ihre Kälte erforschen. Ich bin nicht super kalt, auch wenn ich es sein kann. Im Gegensatz zu Elektra, würde ich immer sagen, was mir durch den Kopf geht. Elektra ist manipulativ. Ich denke nicht, dass meine Persönlichkeit sie groß beeinflusst hat. Elektra ist in der Lage zu lieben, meiner Meinung nach, und das bin ich auch, Deshalb habe ich die Beziehung zwischen Matt und ihr erforscht. Ich wollte nicht, dass sie die Böse ist oder die Badass-Heldin. Sie hat Fehler, Schwächen und Gefühle.

Auf Seite 2 geht das Gespräch weiter über Elektra Moral, den Unterschied des Charakters zum Punisher und die ihre spektakulären Actionszenen in der Serie.

The Danish Girl (2015) Kritik

0
The Danish Girl (2015) Filmkritik

The Danish Girl, DE/GB/USA 2015 • 120 Min • Regie: Tom Hooper • Drehbuch: Lucinda Coxon • Mit: Eddie Redmayne, Alicia Vikander, Ben Whishaw, Amber Heard, Matthias Schoenaerts, Emerald Fennell, Sebastian Koch • Musik: Alexandre Desplat • Verleih: Universal • Kinostart: 7.11.2015 • Website

The Danish Girl (2015) Filmbild 1

Mit Eddie Redmayne (Die Entdeckung der Unendlichkeit) und Tom Hooper tun sich in The Danish Girl gleich zwei Oscar-Preisträger zusammen. Schon 2012 stand Redmayne unter Hoopers Regie für das historische Musical Les Misérables vor der Kamera. Dieser bewies bereits zwei Jahre zuvor sein Können und ergatterte mit The King’s Speech die begehrte goldene Trophäe der Academy. Wir treten nun mal wieder in die Oscar-Saison ein und wo vor einem Jahr gerade beispielsweise The Imitation Game startete, platziert sich 2016 The Danish Girl. Dies ist nicht die einzige Parallele zu Morten Tyldums Homosexuellen-Drama. Auch in The Danish Girl begleiten wir mit Einar Wegener (Eddie Redmayne) eine wahre Person, die in den damaligen Umständen unter der eigenen sexuellen Neigung leiden muss.

The Danish Girl (2015) Filmbild 2

Im Gegensatz zu Alan Turing (Benedict Cumberbatch) in The Imitation Game bekommen wir aber den Übergang und die Entdeckung der Sexualität der Hauptfigur mit. Vom stets vorhandenen Sympathisieren mit der weiblichen Erscheinung bis zum Entscheid zur vollständigen Verwandlung sehen wir, wie Einar Wegener zu Lili Elbe wird. Dabei bekommen wir nicht nur die innere Tortur Einars/Lillis mit, sondern auch die Probleme der Ehefrau Gerda Wegener (Alicia Vikander), die ihren Lebenspartner zwar unterstützen möchte, damit aber auch den Verlust ihres Geliebten vorantreibt. Zur Verdeutlichung dieser inneren Konflikte, Probleme und Ängste brechen die Charaktere im gefühlten Zehn-Minuten-Takt in Tränen aus und Eddie Redmayne bemüht sich relativ erfolgreich Emotionen in sein monotones Auftreten zu bekommen, der Rolle zugutekommend spielt er auch seine feminine Seite authentisch aus und sieht in kompletter Montur zuweilen wirklich wie eine Frau aus. So wird ein Besuch im Erotikklub, in dem Redmayne als Lilli versucht, weibliche Bewegungen nachzuahmen, zum Gestikulations-Ballett statt zur potenziellen Lachnummer. Fast gleich auf heult sich aber auch die bezaubernde Alicia Vikander (Ex Machina) durch den Film. Das Schauspiel-Paar trägt die Handlung, dessen Verlauf weitestgehend eindeutig konstruiert ist, nichtsdestotrotz mit einigen starken Szenen aufwartet und in den Anfängen von Einars Verwandlung leicht esoterisch inszeniert ist.

The Danish Girl (2015) Filmbild 3Thematisch steht der Kurs unverkennbar auf Oscar, im Gegensatz leider zu The King’s Speech weiß Hooper seine Absichten nicht mehr unaufdringlich hervorzukehren, weswegen sich The Danish Girl zunehmend nach triefendem Oscar-Bait anfühlt; die Agenda hat, nicht mehr hauptsächlich einen wichtigen und guten Film zu inszenieren, sondern die begehrte Statue abzuräumen. Womit wir wieder bei den Parallelen zu The Imitation Game wären, der ebenfalls die typischen Oscar-Töne anstieß. Auch wenn sich Hoopers Film, besonders bezogen auf Körperlichkeiten, etwas mehr traut als sein geistlicher Bruder, geht auch dieser a) nicht in die Vollen und b) erweist sich im Endeffekt als ebenso glatt. Auch der Kitsch und die plakative Symbolik nehmen, nachdem sie anfänglich sehr gut in den Zeitgeist eingegliedert sind, in den letzten Minuten schnulzige Überhand. Was bis zum Ende bleibt sind die malerischen, gemäldegleichen Bilder, die Danny Cohen (The King’s Speech, Les Misérables) in teils märchenhaft schwebenden Kamerafahrten einfängt und Alexandre Desplats (The Imitation Game) ebenso märchenhaft klimpernder Score.

Fazit

Auch wenn der Kurs des Films offen klar ist und The Danish Girl etwas im schmalzigen Oscar-Sumpf einsinkt, wartet The Danish Girl mit einer inspirierenden Geschichte auf, dessen zunehmend unspektakulärer Verlauf durch seine Darsteller getragen wird. Redmayne heimst sich hiermit höchstwahrscheinlich eine weitere Nominierung ein und auch der Film selbst wird der Jury sicherlich noch in anderen Kategorien schmeichelhaft gefallen. Alexandre Desplat ist zudem eigentlich immer großartig, auch wenn der Score zu The Danish Girl keine großen, wiederkehrenden Motive hat, wie letztens erst The Imitation Game und Cohens malerische Bilder passen sich unverweigerlich schön in das altmodische Setting ein. Und um den Vergleich noch ein letztes Mal aufzugreifen: The Danish Girl ist der etwas schwächere Imitation Game von 2016.

Trailer

Anomalisa (2015) Kritik

0
Anomalisa (2015) Filmkritik

Anomalisa, USA 2015 • 90 Min • Regie: Charlie Kaufman, Duke Johnson • Drehbuch: Charlie Kaufman • Mit den Originalstimmen von: David Thewlis, Jennifer Jason Leigh, Tom Noonan • Musik: Carter Burwell • Kamera: Joe Passarelli • Verleih: Paramount Pictures • Kinostart: 21.01.2016 • Website

Anomalisa (2015) Filmbild 1Noch nie passte ein Charlie-Kaufman-Film in das hollywood’sche Standardkonzept und er selbst sieht eine gewisse Tragik in der Fließbandarbeit der Filmindustrie, bedauerlich nicht nur für die Zuschauerschaft und Filmemacher, sondern auch für unsere Gesellschaft, der so Substanzielles verwehrt bleibt. Man muss nicht einmal genau nachsehen, um diese Aussage für wahr erklären zu können, häufen sich doch die immer wiederkehrenden Filmmotive, die qualitative Arbeiten verdrängen. Ganz unrebellisch bildet sein neuester Film (wieder mal) eine Anomalie in der Filmlandschaft. So könnte der Titel, obwohl er sich im Verlaufe des Films erklärt, auch auf das Werk und seine Stellung interpretiert werden. Dort lernt der bekannte Buchautor Michael Stone (im Original gesprochen von David Thewlis) die Anomalie in seinem eintönigen, tristen Leben kennen, als er auf Geschäftsreise in einem Hotel nächtigend die schüchterne Lisa (Jennifer Jason Leigh) trifft. Diese besticht ihn durch ihre Eigenart und ihre Stimme. Bis auf Michael und Lisa verschwimmen die anderen Figuren nämlich durch sehr ähnliches Puppendesign und dieselbe Stimme (Tom Noonan) zu geistlosen Hüllen, um den psychischen Zustand des Hauptcharakters einzufangen.

Anomalisa (2015) Filmbild 2Ganz im Gegensatz zu den depersonalisierten Randfiguren stehen die überaus menschlich aussehenden Puppen. Noch nie sah Stop-Motion so real aus und war so detailliert in seiner Animation wie hier. Dafür engagierte Kaufman (Synecdoche, New York) extra Duke Johnson als Co-Regisseur, der durch seine Serie "Moral Orel" viel Erfahrung mit dieser Tricktechnik hat. Die Intention hinter dem Animationsstil des Films bleibt trotzdem deutlich, verleiht dem Film einen durchgehend depressiven Vibe und lässt die gewollt distanzierte Handhabung trotzdem nie leblos wirken. Die Charaktere sind immer glaubhaft und Joe Passarellis (Beatdown) unglaubliche Kameraarbeit haucht der Welt durch teilweise minutenlange Einstellungen Leben und Größe ein. Inhaltlich setzt sich Anomalisa wie schon Michel Gondrys oscarprämierter Vergiss mein nicht!, zu dem Kaufman ebenfalls das Drehbuch verfasste, mit Depression, Einsamkeit und dem Streben dieser zu entkommen auseinander und bietet auch hier wieder eine Flucht durch die Liebe an. Anomalisa ist dabei lange nicht so herzerwärmend wie Vergiss mein nicht!, hat das ebenso große Herz jedoch auch am richtigen Fleck und verliert sich trotz alledem nicht in einem Strudel grauer Depressionen. Dafür sorgen unter anderem auch die unaufdringlichen humoristischen Drehbuch-Einlagen.

Anomalisa (2015) Filmbild 3Die metaphorische Ebene bindet Kaufman auch hier wieder fast übergangslos in das Geschehen ein und lässt erneut die Grenzen zwischen Real- und Traumwelt verschwimmen. Der surrealistische Anstrich fühlt sich dabei durch die Stop-Motion-Optik nie deplatziert an. Die Bedeutungsebene ist dabei zwar nicht übermäßig zugänglich, von der Komplexität dieser und der Handlung selbst ist Anomalisa aber der bodenständigste und simpelste Kaufman bis jetzt. Trotzdem ist es schwer seine Gedanken zu diesem Film zu ordnen und klar zu formulieren. Anomalisa ist trotz seiner technischen Meisterleistungen ein Film, der sich primär durch seine Bildsprache artikuliert und durch die menschliche, ehrliche Geschichte und starke Charaktere brilliert.

Fazit

Anomalisa ist feinfühliges, bodenständiges Kunstkino, das trotz technischer Meisterleistungen das Gegenteil zu einem vordergründigen Technokraten-Film ist. Nie war ein Film mit Puppen menschlicher.

Trailer

Box-Office USA: Zoomania bleibt sehr stark an der Spitze

0
Box Office USA Zoomania 10 Cloverfield Lane

Quelle: Boxofficemojo

Nur einer der vier Neuzugänge an den nordamerikanischen Kinocharts weckten das Interesse der Kinogänger, sodass die Umsätze gegenüber der Vorwoche um 17% nachgaben und $121,9 Mio für die Top 12 erreichten. Mehr als 60% davon steuerten die beiden erfolgreichsten Filme bei. Verglichen mit dem selben Wochenende aus dem Vorjahr, als Cinderella die Charts im Sturm eroberte, gab es nahezu keine Veränderung.

Wie erwartet, gehörte der Spitzenplatz wieder Disneys Animationsstreich Zoomania, der nur 31,6% abbaute und weitere $51,3 Mio einnahm. Es ist ein hervorragender Drop für den Film. Nachdem ihm bereits der achtbeste Start aller Zeiten für einen Animationsfilm gelungen war, schaffte Zoomania jetzt sogar das fünftbeste zweite Wochenende für einen Animationsfilm. Nur Shrek 2, Shrek der Dritte, Toy Story 3 und Alles steht Kopf nahmen an ihrem zweiten Wochenende noch mehr ein. Zoomania hielt sich auch besser als die anderen großen Animationsfilme, die im März gestartet sind, wie Der Lorax, Monsters vs. Aliens und Ice Age 2 – Jetzt taut’s, die allesamt deutlich mehr als 40% an ihrem zweiten Wochenende verloren haben. In nur zehn Tagen hat Zoomania bereits großartige $144 Mio eingespielt und Kung Fu Panda 3 überholt, der seit sieben Wochen läuft. Zoomania liegt aktuell 31% vor Disneys Baymax im selben Zeitraum und 11% vor The LEGO Movie, der insgesamt knapp $258 Mio in Nordamerika einspielte. Zugleich hinkt er Die Monster Uni noch um 16% hinterher, wird den Abstand aber schon sehr bald verringern. Zoomania hat den Riesenvorteil, dass der Film noch einen ganzen Monat lang völlig konkurrenzfrei bleiben wird. Der nächste Film für die ganze Familie ist The Jungle Book, der erst Mitte April in den USA anläuft, der nächste große Animationsfilm kommt erst im Mai mit Angry Birds. Daher sollte man noch sehr Großes von Zoomania erwarten, der mit ziemlicher Sicherheit $300 Mio erreichen wird. Man kann mit einem Gesamteinspiel von $305-325 Mio rechnen.

Der einzige wirklich erfolgreiche Newcomer am Wochenende war 10 Cloverfield Lane. Das bis Januar noch völlig geheim gehaltene Quasi-Sequel zu Cloverfield nahm $24,7 Mio von 3391 Kinos ein und legte einen soliden Schnitt von $7285 pro Kino hin. Blendende Kritiken und eine sehr groß angelegte Marketingkampagne zeigten hier Wirkung, doch die Zuschauer waren weniger begeistert von dem Film und bewerteten ihn mit einem "B-"-CinemaScore (äquivalent einer "2-"). Immerhin war es eine Verbesserung gegenüber Cloverfields "C"-CinemaScore (äquivalent einer "3"). Im Gegensatz zu Cloverfield, dessen Zuschauer eher jung waren (55% unter 25), war das Publikum von 10 Cloverfield Lane deutlich älter. Etwa 68% der Zuschauer waren über 25. Bedenkt man, dass Cloverfield seinerzeit nur sehr gemischte Mundpropaganda hatte, niemand mit einem Sequel noch ernsthaft rechnete und das Budget von 10 Cloverfield Lane lediglich $13 Mio betrug, kann man diesen Start als großen Erfolg werten, auch wenn der erste Cloverfield vor acht Jahren mit $40,1 Mio deutlich besser anlief. Ich rechne mit einer recht kurzen Laufzeit für den Film, denn wie schon beim Vorgänger, ist die Resonanz der Zuschauer gemischt. Der erste Film spielte insgesamt nur das Doppelte von seinem Startwochenende ein. 10 Cloverfield Lane wird sich dank dem älteren Publikum vermutlich etwas besser halten, doch mit mehr als $55-65 Mio ist auch nicht zu rechnen.

Deadpool zeigte endlich Anzeichen einer sehr positiven Mundpropaganda und trotz recht direkter Konkurrenz von 10 Cloverfield Lane, hielt sich die Comicverfilmung am dritten Platz der Kinocharts mit $10,9 Mio und einem bemerkenswerten Rückgang von nur 34,6%. Bislang hat der Film $328,2 Mio in Nordamerika eingespielt und damit die ersten beiden Iron-Man-Filme überholt. Nach Umsatz ist Deadpool bereits die achterfolgreichste Marvel-Verfilmung überhaupt in Nordamerika. Es fehlen lediglich $5 Mio bis zum Endergebnis von Guardians of the Galaxy und $8,5 Mio bis Spider-Man 3. Spätestens kommendes Wochenende wird er beide toppen. Letzten Endes werden nur fünf Marvel-Filme mehr in den USA und in Kanada eingenommen haben als Deadpool: die beiden Avengers-Filme, die ersten beiden Spider-Man-Filme von Sam Raimi und Iron Man 3. Es ist ein unglaublicher Erfolg für den Film über einen Superhelden, der dem Mainstream längst nicht so geläufig ist wie Spider-Man, Batman oder die X-Men. Umso beeindruckender ist natürlich, dass er dies mit einem R-Rating geschafft hat. Mit Batman v. Superman: Dawn of Justice bekommt Deadpool Ende des Monats ernstzunehmende Konkurrenz, doch bis dahin wird er den Großteil seines Geschäfts bereits gemacht haben. Deadpool steuert weiterhin auf mehr als $350 Mio zu und wird höchstwahrscheinlich $355 Mio in Nordamerika erreichen.

Das Action-Sequel London Has Fallen zeigte sich an seinem zweiten Wochenende mehr von der Konkurrenz durch 10 Cloverfield Lane betroffen und ging um 49,9% gegenüber seinem Startwochenende zurück. Mit $10,8 Mio belegte London Has Fallen den 4. Platz der Charts, hielt sich aber immerhin etwas besser als sein Vorgänger, Olympus Has Fallen, der in der zweiten Woche um 53,4% nachgab. Nach zehn Tagen steht der Streifen bei $39 Mio, 29% weniger als Teil 1 im selben Zeitraum. Kommendes Wochenende wird der Actionfilm keine direkte Konkurrenz haben, doch wie auch Deadpool, wird die Ankunft von Batman v. Superman am Wochenende danach ihn hart treffen. Der Film steuert auf ein Endergebnis von $55-60 Mio zu.

Whisky Tango Foxtrot mit Tina Fey rutschte um einen Platz runter auf #5, gab um 37,4% nach und spülte weitere $4,7 Mio in die nordamerikanischen Kinokassen am Wochenende. Damit brachte die Satire ihr vorläufiges Gesamteinspiel auf $14,6 Mio. Es war ein recht guter Drop, doch es ist dennoch nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, denn bei einem $35-Mio-Budget ist der Erfolgszug für diesen Film längst abgefahren. In den kommenden Wochen wird Whisky Tango Foxtrot seine Leinwände an die Neuankömmlinge verlieren und mit etwa $24 Mio die Kinos verlassen.

Auf Seite 2 geht es weiter mit den drei weiteren Neustarts sowie den Updates zu den Einnahmen von The Revenant und Star Wars: Das Erwachen der Macht.

Film- und Serien-News