Streaming-Dienste sind für Filmstudios und Fernsehsender ein Fluch und ein Segen zugleich. Einerseits sind sie spätestens seit der Pandemie zur massiven Konkurrenz geworden – nicht nur um die Gunst der Zuschauer, sondern dank ihrer großzügigen Budgets, hoher Gagen und dem Versprechen kreativer Freiheit auch um Filmemacher und Schauspieler:innen. Andererseits profitieren Studios und TV-Sender auch von der Lizensierung ihrer Filme und Serien an Streamer wie Netflix und Amazon. Doch es gibt einen weiteren positiven Nebeneffekt der Streaming-Dienste: Sie ermöglichen Zuschauern, Serien zu entdecken, die sie zuvor im linearen Fernsehen verpasst haben. So waren die Einschaltquoten der zweiten "Riverdale"-Staffel bei The CW beispielsweise deutlich höher als die der ersten, weil viele Zuschauer:innen die Serie im Sommer zwischen den Staffeln bei Netflix entdeckt und sie später bei The CW weitergeschaut haben. Auch die Zuschauerzahlen der finalen "Breaking Bad"-Staffel sind regelrecht explodiert, weil viele die ersten vier Seasons bei Netflix nachgeholt haben.
Auch nach ihrem Ende kann eine Serie dank Netflix und Co. viele neue Fans finden. Das beste Beispiel dafür war die Anwaltsserie "Suits", die 2023 – vier Jahre nach dem Ende ihrer Erstausstrahlung – zum größten Serienhit des Jahres in den USA wurde. Im Sommer 2023 sind alle neun Staffeln der leichtfüßigen Serie erstmals bei Netflix in den USA gelandet und der Anklang der Zuschauer:innen war enorm. Vier Monate lang dominierte "Suits" die Streaming-Charts in den USA und brach sogar Streaming-Rekorde von Netflix-Hits wie "Stranger Things" und "Wednesday". Die Neugier auf Meghan Markles letzte Rolle, bevor sie Teil der britischen Royals wurde, gepaart mit dem starken Suchtpotenzial der kurzweiligen und leicht zugänglichen Serie, machten "Suits" zum Binge-Highlight der US-Amerikaner.
Man musste kein geschäftlicher Visionär sein, um vorherzusagen, dass dieser späte Erfolg die Rechteinhaber auf den Plan rufen würde. Noch im selben Jahr hat der Medienkonzern NBCUniversal mit der Entwicklung einer neuen Serie aus dem "Suits"-Universum begonnen, die wieder vom "Suits"-Schöpfer Aaron Korsch stammen sollte. Im Gegensatz zum gefloppten Spin-Off "Pearson" mit Gina Torres, sollte die neue Serie jedoch nicht von einem der etablierten Charaktere handeln, sondern im neuen Setting spielen. Anknüpfungspunkte an die Originalserie sollte es jedoch geben.
Eineinhalb Jahre später war es dann schließlich soweit. Im Februar feierte "Suits LA" bei NBC – und nicht wie die Originalserie beim USA Network – Premiere. Wie der Titel schon nahelegt, spielt die neue Serie nicht in New York City, sondern in Los Angeles. "Arrow"-Star Stephen Amell verkörpert darin den ehemaligen Bundesstaatsanwalt Ted Black, der nach L.A. zieht und sich der Kanzlei seines ehemaligen Partners Stuart Lane (Josh McDermitt aus "The Walking Dead") anschließt, um Hollywoods Elite zu vertreten. Doch Stuart verrät seinen alten Freund, verrät die Kanzlei und nimmt die besten Anwälte und wichtigsten Mandanten mit sich mit. Nun liegt es an Ted, die Kanzlei durch diese Krise zu führen.
Maggie Grace ("Lost"), Sofia Pernas ("Blood & Treasure – Kleopatras Fluch") und Victoria Justice (Fun Size) spielen wiederkehrende bzw. Gastrollen in der neuen Serie, während Patton Oswalt ("King of Queens") und der inzwischen leider verstorbene John Amos ("Roots") als Teds Celebrity-Klienten sich selbst verkörpern. Um die Fans der Originalserie zu ködern, gibt es auch ein Wiedersehen mit mehreren vertrauten Gesichtern, darunter Gabriel Macht, der als gerissener "Suits"-Anwalt Harvey Specter, den eine gemeinsame Vergangenheit mit Ted verbindet, in mehreren Folgen zurückkehrt. Auch Gastauftritte von Rick Hoffman als Louis Litt und David Costabile als hinterlistiger Daniel Hardman sind vorgesehen.
Genützt hat das alles nichts. Die Reaktionen auf die ersten "Suits LA"-Folgen sind bestenfalls verhalten und die Einschaltquoten bislang miserabel. Es scheint, als würde die Beliebtheit der Originalserie alleine nicht ausreichen, um den Erfolg mit einem neuen Ableger zu wiederholen. "Suits" hatte das gewisse Etwas, vermutlich auch dank des Sympathieträgers Mike, das der neuen Serie fehlt.
Ab morgen könnt Ihr Euch von der Qualität selbst überzeugen: MagentaTV hat die exklusiven deutschen Streamingrechte an "Suits LA" erworben und wird am Gründonnerstag, den 17. April, die ersten sechs Folgen auf einen Streich veröffentlichen. Die restlichen sieben Episoden der ersten und möglicherweise einzigen Staffel werden wöchentlich erscheinen. Zusätzlich plant Telekoms Streaming-Plattform, die komplette Originalserie im Sommer zu veröffentlichen, allerdings gibt es dazu noch keinen konkreten Termin.
Unten findet Ihr den deutschen Trailer und das Serienposter zu "Suits LA":