Mulan, USA/CA/HK 2020 • 115 Min • Regie: Niki Caro • Mit: Liu Yifei, Donnie Yen, Jason Scott Lee, Gong Li, Jet Li, Tzi Ma • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart Disney+-Veröffentlichung: 4.09.2020 (als VIP-Zugang)/4.12.2020 (für alle Abonnenten) • Disney+-Website
Handlung
Hua Mulan (Liu Yifei) ist die älteste Tochter des ehrbaren, aber in die Jahre gekommenen Kriegers Hua Zhou (Tzi Ma). Mulan hat das heiratsfähige Alter bereits erreicht, doch die Partnervermittlung, um die sich ihre besorgten Eltern bemühen, klappt nicht so recht, weil sich die eigensinnige junge Frau nicht gerne den steifen Traditionen ihrer Kultur beugt, die vorschreibt, wie sich eine anmutige junge Chinesin zu benehmen hat. Viel lieber jagt sie einem entlaufenen Huhn hinterher oder übt Bogenschießen. Die Sorge um Mulans Ehe wird jedoch zweitrangig, als der skrupellose Rouran-Krieger Bori Khan (Jason Scott Lee) ins chinesische Reich einfällt und mit Hilfe der Hexe Xian Lang (Gong Li) eine Stadt nach der anderen in seine Gewalt bringt, mit dem Ziel, den Kaiser von China (Jet Li) aus Rache an seinem besiegten Vater höchstpersönlich zu töten. Um Bori Khan Widerstand zu leisten, wird jede Familie in China per kaiserlichen Erlass dazu aufgefordert, einen Mann für die Armee bereitzustellen. Als einziges männliches Mitglied seiner Familie, muss Hua Zhou trotz seiner schlechten körperlichen Verfassung antreten, wohlwissend, dass er vermutlich nicht zurückkehren wird. Das will Mulan nicht zulassen, und riskiert ihr Leben und die Ehre ihrer Familie, indem sie nachts kurzerhand das Familienschwert einpackt und sich als Zhous Sohn Hua Jun getarnt zum Dienst meldet. Durch ihre Disziplin, Stärke und Mut steigt sie in der Gunst ihres Befehlshabers Commander Tung (Donnie Yen) auf, der sie sogar mit seiner Tochter verkuppeln will. Doch die Gefahr, als Frau enttarnt, entehrt und hingerichtet zu werden, schwebt die ganze Zeit ein Damokles-Schwert über ihr.
Kritik
Disneys Realverfilmung von Mulan wird immer einen besonderen Platz in meiner Erinnerung haben, denn es war die letzte Pressevorführung, die bei uns stattgefunden hat, bevor Corona das Leben im März zum Stillstand gebracht hat. Mehr als fünf Monate nach dem geplanten Kinostart wird ab morgen jeder mit einem Disney+-Abo gegen eine Zusatzgebühr die Gelegenheit haben, einen der vermutlich bildgewaltigsten Filme des Jahres auf seinem Smartphone zu genießen.
Es ist schwierig, eine Rezension zum neusten Streich aus dem Hause Disney ohne diesen Seitenhieb zu beginnen. Die opulente Optik der prächtigen Kostüme, der detailreichen Ausstattung und der mitreißend choreografierten Schlachten und Kämpfe, die in der Tradition des klassischen Wuxia-Kinos stehen (man denke an jüngere Vertreter wie Tiger and Dragon oder Hero), ist die größte Stärke des Films, der sein 200-Millionen-US-Dollar-Budget beeindruckend zur Geltung bringt.

Doch die bedauerliche, wenn auch wirtschaftlich durchaus nachvollziehbare Entscheidung, Mulan abseits der Lichtspielhäuser auszuwerten, soll dem Film nicht nehmen, dass er neben Aladdin zu den besten unter Disneys Realverfilmungen gehört. Mein Problem mit den bisherigen Neuadaptionen der Disney-Klassiker ist, dass den meisten von ihnen die Magie der Vorlage fehlt. Filme wie Der König der Löwen oder The Jungle Book sahen toll aus, waren aber absolut seelenlos. Auch Mulan kann den Zauber des Zeichentrickfilms nicht einfangen, will es aber auch nicht. Im Gegensatz zu den jüngsten Disney-Neuverfilmungen verzichtet Regisseurin Niki Caro auf die Songs der Vorlage und die besonders phantastischen Elemente wie den Drachen Mushu zugunsten einer realistischeren Adaption der Legende. Dementsprechend hat Mulan auch als erste Disney-Realverfilmung eine PG-13-Freigabe in den USA erhalten, und diese ist nicht unbegründet. Obwohl in den Schlachten natürlich kein Gemetzel stattfindet, wirken die Kämpfe und die vielen Toten sehr real.



Fazit
Niki Caros Mulan ist weniger eine direkte Adaption des musikalischen Zeichentrickfilms von 1998, sondern vielmehr eine realistischere, aber auch etwas fantasielose Verfilmung einer der bekanntesten chinesischen Legenden. Als eine Hommage an das traditionelle Wuxia-Kino ist der Film ein toll choreografiertes, opulentes optisches Feuerwerk mit einer starken Heldin, das durch die Auswertung bei Disney+ hierzulande leider nicht die Gelegenheit bekommen wird, seine größte Stärke gebührend zur Geltung zu bringen.


[…] ? FONTI: l’immagine è stata presa dal sito filmflutter.com (https://www.filmfutter.com/mulan-2020/) […]