Aquaman: Lost Kingdom (2023) Kritik

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Aquaman and the Lost Kingdom, USA 2023 • 124 Min • Regie: James Wan • Mit: Jason Momoa, Patrick Wilson, Nicole Kidman, Yahya Abdul-Mateen II, Amber Heard, Dolph Lundgren, Temuera Morrison, Randall Park • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 21.12.2023 • Deutsche Website

Handlung

Auf den ersten Blick sieht das Leben von Arthur Curry alias Aquaman (Jason Momoa) nach einem wahrgewordenen Traum aus. Nach dem Sieg über seinen Halbbruder Orm (Patrick Wilson) sitzt er auf dem Thron des Unterwasser-Königreichs Atlantis. An Land zieht er mit seiner Frau Mera (Amber Heard) ihr gemeinsames Baby groß, das die Fähigkeit seines Vaters, mit den Meeresbewohnern zu sprechen, geerbt hat. Doch der Schein trügt. Die Politik langweilt Aquaman und ohne seinen verstorbenen Mentor Vulko überfordert ihn die doppelte Herausforderung als Herrscher über die sieben Meere und Familienvater. Lediglich bei gelegentlichen Scharmützeln mit Seepiraten oder bei einem (oder mehreren) Guinness mit seinem Vater (Temuera Morrison) kann er sich entspannen. Als dann Aquamans alter Gegner Black Manta (Yahya Abdul-Mateen II), der immer noch den Tod seines Vaters rächen will, mit mächtiger Technologie und einem geheimnisvollen schwarzen Dreizack wieder auftaucht und Atlantis und Arthurs Familie bedroht, ist er gezwungen, sich hilfesuchend an seinen inhaftierten Bruder Orm zu wenden. Widerwillig arbeiten sie zusammen, um Black Manta aufzuhalten, bevor er eine uralte Macht entfesselt, die die gesamte Welt vernichten könnte.

Kritik

Die (Vor)Weihnachtszeit im Dezember und die Tage zwischen Heiligabend und Silvester sind die besucherstärkste Zeit des Jahres für die Kinos. Sogar Filme, die schon seit Wochen laufen, können ihre Säle in der Zeit wieder brechend voll füllen. Es ist kein Zufall, dass Megahits wie Titanic, Der Herr der Ringe, Spider-Man: No Way Home, Titanic, beide Avatar-Teile und vier der letzten fünf Star-Wars-Filme im Dezember an den Start gingen und Milliarden an den Kinokassen scheffelten. Vor genau fünf Jahren war es Warners Aquaman, der zur ersten Wahl vieler Kinogänger in der Weihnachtszeit wurde. Wie ein Phönix stieg Jason Momoas wasserliebender Superheld aus der Asche des Justice-League-Fiaskos hinauf bescherte dem Studio einen Milliardenhit und die umsatzstärkste DC-Verfilmung aller Zeiten.

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Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass das zusammenhängende DC-Kinouniversum nur ein Jahr nach dem vorläufigen Tiefpunkt mit Justice League ihren nie wieder auch nur annähernd erreichten Höhepunkt feierte. Keine Frage, das Publikum liebte Aquaman. Nach einer Reihe von bierernsten und geradezu deprimierend düsteren Zack-Snyder-Filmen war Aquaman ein durch und durch unterhaltsamer Popcornfilm, wie er im Buche steht, dessen faszinierende, bildgewaltige Unterwasserwelten perfekt für die große Kinoleinwand waren. Aus einer Witzfigur der Popkultur machte Jason Momoa den coolsten und sexysten DC-Helden. Beste Voraussetzungen für das unausweichliche Sequel, würde man meinen.

Aquaman Lost Kingdom (2023) Filmbild 1Dass die Fortsetzung zu einer Comicverfilmung mit Milliardeneinspiel nicht automatisch auch ein Hit wird, führte Disneys The Marvels erst letzten Monat vor, als er zum größten Flop in der Geschichte des MCU wurde. Dass Aquaman: Lost Kingdom dieses Schicksal vermutlich vermeiden wird, liegt nicht an den (mageren) Erfolgsaussichten des Films, sondern vielmehr an der niedrigen Messlatte und der trostlosen Gesamtsituation des langsam dahinsiechenden DCEU. In den fünf Jahren seit dem ersten Aquaman ist Warners DC-Filmuniversum regelrecht implodiert, während die uneingeschränkte Begeisterung der Kinogänger für bunte große Comicverfilmungen in letzter Zeit Ermüdungserscheinungen gewichen ist. Seit im Januar ein komplettes Reboot des DCU ab 2025 unter der Leitung von James Gunn und Peter Safran angekündigt wurde und die verbleibenden, bereits abgedrehten Filme wie The Flash, Shazam! Fury of the the Gods und Aquaman: Lost Kingdom im Prinzip völlig irrelevant wurden, verflog bei vielen Fans auch das letzte bisschen Interesse an den Filmen. Anstelle des triumphalen Abschieds eines Filmuniversums, das immerhin ikonische Helden wie Wonder Woman, The Flash und Aquaman erstmals auf die Kinoleinwände gebracht und Batman und Superman zusammengeführt hat, kriecht das sterbende DCEU langsam und lustlos auf die Zielgerade zu.

Aquaman Lost Kingdom (2023) Filmbild 2Hat Warner für The Flash zumindest noch eine große Marketingskampagne aufgefahren und vergeblich versucht, den Film als einen Meilenstein unter Comicverfilmungen zu hypen, nur um letztlich trotzdem eine Bauchlandung hinzulegen, hat das Studio bei Aquaman: Lost Kingdom einfach aufgegeben. Obwohl der Film seit Ewigkeiten im Kasten ist, wurde der erste Trailer nur drei Monate vor Kinostart veröffentlicht. Nach Berichten über negative Testvorführungen, umfassende Nachdrehs, zahlreiche geschnittene Szenen, darunter mit beiden Batmans Ben Affleck und Michael Keaton, und der negativen Presse rund um Amber Heard, hat das Studio wohl beschlossen, den Schaden zu begrenzen und zu hoffen, dass James Gunn es besser hinkriegt als seine Vorgänger. Als dann auch noch auf eine große Weltpremiere mit dem roten Teppich verzichtet wurde und ich erfahren habe, dass der Film hierzulande nicht einmal eine Pressevorführung bekommen würde – etwas, was ich in den letzten zwölf Jahren bei keiner großen Marvel- oder DC-Verfilmung, einschließlich des grotesken Fantastic-Four-Reboots, erlebt habe – ahnte ich Schlimmes.

Aquaman Lost Kingdom (2023) Filmbild 3Vielleicht waren es diese extrem niedrigen Erwartungen, die ein schlimmeres Schlamassel als Suicide Squad oder Justice League befürchten ließen, die letztlich dafür sorgten, dass Aquaman: Lost Kingdom mich insgesamt erfreulich überrascht und über weite Strecken passabel unterhalten hat. Es ist sogar erstaunlich, wie wenig bemerkenswert der Film in jeder Hinsicht ist. Der 15. und letzte Film des DCEU ist weder ein spektakuläres Desaster noch ein nennenswertes Schlusswort, sondern eine leidlich kurzweilige, CGI-überladene Actionkomödie, die auf jegliche Verweise zu anderen Filmen oder Helden aus dem Universum verzichtet. Holte The Flash noch seine Justice-League-Kollegen Wonder Woman, Aquaman und Afflecks Batman vor die Kamera, spielt Aquaman: Lost Kingdom vom Anfang bis zum Ende ausschließlich in seiner eigenen Welt. Es ist offensichtlich, dass hier mehrfach die Schere angesetzt musste, um den Film an die veränderten Umstände anzupassen. Die Szenenübergänge und Plotentwicklungen wirken sprunghaft, das Tempo ist uneben.

Aquaman Lost Kingdom (2023) Filmbild 4Dennoch ist es schwer, den Film überhaupt nicht zu mögen, und das liegt hauptsächlich an seinen grundsympathischen Hauptdarstellern Momoa und Wilson, deren verbaler Schlagabtausch für beste Buddy-Chemie sorgt. Hat der erste Aquaman schon eine dicke Scheibe bei Marvels Thor abgeschnitten, werden die Thor/Loki-Parallelen im Nachfolger noch mehr ausgereizt. Wie erwartet, ist Amber Heards Rolle im Sequel deutlich reduziert, jedoch ist diese Entwicklung weitgehend sinnvoll in die Handlung eingearbeitet und fällt nicht sonderlich auf. Dafür gibt es diesmal noch mehr vom Bongo-trommelnden Oktopus Topo, der weitere verborgene Talente besitzt. Trotz größerer Rolle ist der talentierte Yahya Abdul-Mateen II als Black Manta leider wieder komplett verschwendet.

Der Film folgt haargenau dem Muster des ersten Films. Ein ungleiches Duo erlebt wilde Abenteuer an exotischen Locations in einem Wettlauf gegen die Zeit auf der Suche nach einem mächtigen Artefakt. Dabei bedient sich Regisseur James Wan schamlos bei Star Wars (Stichwort: Cantina-Szene) und vor allem bei Der Herr der Ringe. Man ersetze den schwarzen Dreizack durch den einen Ring, Pilou Asbæks Kordax durch Sauron und sein Königreich Necrus durch Mordor und schon hat man Mittelerde unter Wasser. Das ist aber vermutlich nur passend, nachdem mich schon die finale Unterwasser-Schlacht im ersten Aquaman positiv an Die Rückkehr des Königs erinnerte.

Aquaman Lost Kingdom (2023) Filmbild 5Mit einigen furchterregenden Kreaturen kann James Wan sein Faible für Horror auch in Lost Kingdom wieder ausleben. Ein weiterer gelegentlicher Minuspunkt dabei sind die Computereffekte. Haben die Visuals im ersten Aquaman mich noch umgehauen, leidet das Sequel in etlichen Szenen unter demselben Problem des unausgegorenen CGI wie viele andere Hollywood-Blockbuster und Comicadaptionen in letzter Zeit. Die visuellen Ideen sind dabei häufig gut, die Umsetzung nach heutigen Standards jedoch dürftig. Trotz des üppigeren Budgets wirkt Lost Kingdom außerdem irgendwie kleiner und visuell weniger ambitioniert als sein Vorgänger, was vermutlich u. a. den zahlreichen entfernten Szenen geschuldet ist. Endete der erste Film noch mit einer massiven Schlacht, ist das Ende von Aquaman: Lost Kingdom antiklimatisch und unaufregend, was andererseits auch eine gute Symbolik für das Ende des DCEU ist. Die Klimawandel-Message des Films ist gut gemeint, jedoch mit der Subtilität eines Vorschlaghammers eingearbeitet.

Aquaman Lost Kingdom (2023) Filmbild 6Wer den ersten Aquaman liebte, wird die Fortsetzung nicht hassen, denn sie erfüllt zumindest die Mindestanforderung eines actionreichen, humorvollen Filmabends ohne grobe Patzer. Als Abschlussfilm des Gesamt-DCEU ist er jedoch denkbar unbedeutend. Eine Abspannszene gibt es übrigens dennoch, aber irgendwelche Zukunfts-Teaser sollte man nicht erwarten.

Fazit

 

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