Logan, USA 2017 • 137 Min • Regie: James Mangold • Mit: Hugh Jackman, Patrick Stewart, Dafne Keen, Stephen Merchant, Boyd Holbrook, Richard E. Grant, Doris Morgado, Elizabeth Rodriguez • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 2.03.2017 • Deutsche Website
Handlung
Es ist das Jahr 2029 und Mutanten gehören weitgehend der Vergangenheit an. Der einstige X-Men-Held Wolverine (Hugh Jackman) nennt sich nur noch Logan, gehört zu den letzten seiner Art, ist nur noch ein Schatten seiner Selbst und fristet ein bemitleidenswertes Dasein in El Paso als Chauffeur für Jungeselinnenabschiede und partywütige Teenager. Seine Heilungskräfte lassen langsam nach und wenn er sich nicht gerade volllaufen lässt, kümmert er sich gemeinsam mit dem sonnenscheuen Mutanten Caliban (Stephen Merchant) um den in die Jahre gekommenen Charles Xavier (Patrick Stewart), dessen fortschreitende Demenz ihn zu einer tickenden Zeitbombe macht und dessen Anfälle alle Lebewesen in seiner Umgebung in Lebensgefahr bringen. Logan träumt nur noch davon, ein Boot zu kaufen, auf dem Xavier und er ihre letzten Tage in Frieden verbringen können. Alternativ trägt er auch immer eine Adamantium-Kugel bei sich, falls sein Leid unerträglich werden sollte. Doch die erhoffte Ruhe bleibt Logan nicht vergönnt. Eines Tages läuft ihm die kleine Laura (Dafne Keen) in die Arme, hinter der einige finstere Gestalten her sind, angeführt vom kaltblütigen Söldner Donald Pierce (Boyd Holbrook). Widerwillig und auf Drängen seines Mentors Xavier hin wird Logan zum Beschützer des Mädchens. Um Laura an einen sicheren Ort zu bringen, muss Logan ein letztes Mal den Helden in sich finden und Wolverine heraufbeschwören. Doch auch die Kleine kann gut auf sich aufpassen und hat mehr mit Logan gemeinsam, als ihm lieb wäre.
Kritik


Jackman darf sich jedoch nicht nur emotional in der Rolle mehr austoben denn je, sondern auch in den bodenständigen und sehr blutigen Actionszenen. Dieser Wolverine wird endlich von der Leine gelassen und darf das R-Rating des Films in vollen Zügen ausleben. Gab es in X-Men: Apocalypse nur einen Vorgeschmack darauf, gerät Wolverine in Logan mehr als einmal in den von seinen Fans lange erwarteten Berserker-Modus, in dem geschlitzt und gehackt wird, was das Zeug hält. Hier wird nicht mehr weggeschnitten, wenn Wolverine in Rage gerät. Köpfe und Gliedmaßen fliegen durch die Gegend und roter Lebenssaft färbt das staubige Ambiente des Films.

Trotz ihrer stark variierenden Qualität (jeder hat allerdings zumindest einige Pluspunkte), gehört jeder Wolverine-Film einem eigenen Genre an. War X-Men: Origins noch hauptsächlich ein Superheldenfilm nach der klassischen X-Men-Formel, inszenierte James Mangold Wolverine – Weg des Kriegers als einen Gangsterstreifen mit exotischem Setting, in dem Mutanten eigentlich Nebensache waren. Logan erhöht wieder die Mutantenquote, wirkt jedoch noch bodenständiger als sein Vorgänger. Es ist im Grunde ein düsterer Western (der jedoch auch gut proportionierten Humor einsetzt), eine Tatsache, aus dem der Film keinen Hehl macht, indem er Mein großer Freund Shane zitiert. Großflächige Actionsequenzen und CGI-Bilderflut weichen hier einer intimeren, kleineren Charakterstudie und einem Road Movie, bei dem das schräge Trio Charles, Logan und Laura zu einer Familie zusammenwachsen, die alle drei nie hatten.
Logan bleibt jedoch leider nicht ohne Makel, die ihn davon abhalten, zum Magnum Opus der X-Men-Reihe zu werden, und diese finden sich weitgehend bei den Antagonisten des Films wieder. Holbrooks Widersacher macht zwar anfangs einen vielversprechenden Eindruck, kann sich aber nie als ein ernstzunehmender, geschweige denn interessanter Bösewicht etablieren. Das gilt noch weniger für Richard E. Grant als skrupelloser Wissenschaftler und Holbrooks Auftraggeber oder ihre gesichtslosen Söldner, die als Kanonenfutter für Logan und Laura herhalten. Auch als Wolverine dann auf einen wirklich gefährlichen Gegner trifft, hat das leider nicht den möglicherweise erhofften Wow-Effekt, vermutlich weil man eine solche Konstellation (ohne mehr zu verraten) bereits in einem anderen Film vor nicht allzu langer Zeit gesehen hat. Außerdem hätte dem Film ein etwas strafferer Schnitt nicht geschadet, um Leerlauf im Mittelteil zu vermeiden, bei dem sich weder die Handlung noch die Charaktere nennenswert fortbewegen. Doch von diesen Schönheitsfehlern abgesehen, setzt Logan einem der größten filmischen Superhelden unserer Zeit ein würdiges Denkmal und endet mit der vielleicht einprägsamsten Einstellung der gesamten X-Men-Reihe.
Fazit
Mehr ein grimmiger Western, denn ein Superheldenfilm: Logan ist zwar nicht das erhoffte Epos der X-Men-Reihe à la The Dark Knight und leidet an einigen Schwächen in puncto Drehbuch und Antagonisten, doch der Film bringt den Charakterbogen seiner Hauptfigur, der vor 17 Jahren in X-Men begann, perfekt zu Ende. In seinem neunten Auftritt als Wolverine schafft es Hugh Jackman, dem ruppigen Einzelgänger neue Tiefe zu verleihen und erinnert uns alle daran, wieso wir ihn in dieser Rolle auf Anhieb liebten. Doch es ist Newcomerin Dafne Keen, der das größte Lob gebührt und die den Franchise-Veteranen Jackman und Stewart furios die Show stiehlt.

