The Price We Pay (2022) Kritik

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The Price We Pay (2022) Filmkritik

The Price We Pay, USA 2022 • 85 Min • Regie: Ryûhei Kitamura • Drehbuch: Christopher Jolley • Mit: Emile Hirsch, Gigi Zumbado, Stephen Dorff, Vernon Wells, Tyler Sanders, Tanner Zagarino • Kamera: Matthias Schubert • Musik: Aldo Shllaku • SPIO/JK: keine schwere Jugendgefährdung • Verleih: Tiberius Film • VoD-Start: 09.02.2023 • Deutsche Website

Ryûhei Kitamuras „The Price We Pay“ hat sich vor allem Robert Rodriguez' Kultstreifen „From Dusk Till Dawn“ als Vorbild für seinen Mix aus hartem Crime-Thriller und absurdem Grindhouse-Horror genommen. Im Gegensatz zum genannten Vampir-Splatter will der Ansatz hier aber nicht wirklich gelingen. Zunächst bekommen wir zu früh einen Vorgeschmack auf das Grauen, das uns eigentlich später überraschen sollte. Doch das ist nicht das Hauptproblem des B-Films: Es muss ja nicht immer ein mit Blutsaugern gefüllter Stripclub wie der Titty Twister sein, doch etwas mehr als den ziemlich drögen und ausgelutschten Schrecken, den uns Kitamura und sein Autor Christopher Jolley auftischen, darf man bei einem stumpf-unterhaltsamen Midnight-Movie schon erwarten. „The Price We Pay“ langweilt über weite Strecken schlicht, und das ist nicht gut.

The Price We Pay 1

Es beginnt an einer Raststätte, an der ein reichlich prolliger Fahrer seine weibliche Begleitung unter lautstarkem Protest rauswirft. Einige sinistre Gestalten in einem Truck beobachten die Situation und betäuben die Frau auf der Toilette. Einige Kilometer weiter rauben Cody (Stephen Dorff), Alex (Emile Hirsch) und dessen Bruder Shane (Tanner Zagarino) gerade ein Pfandhaus aus. Es kommt zu einer blutigen Schießerei, bei der Shane verletzt wird, und die drei Gangster entscheiden sich kurzerhand, die anwesende Grace (Gigi Zumbado) als Geisel zu nehmen. Auf der Flucht versuchen sie einer Polizeikontrolle zu entgehen und wählen den Weg durch das texanische Hinterland bis zu einer abgelegenen Farm. Texas? Farm? Richtig, uns steht ein Massaker bevor. Allerdings ohne Kettensäge und dafür mit einer Spule aus Stacheldraht. Einen hünenhaften Leatherface-Verschnitt gibt es später auch zu sehen, nachdem die Antihelden die Warnung des dort lebenden Danny (Tyler Sanders) ignorieren und Alex die Ställe durchsucht. Inzwischen ist der Truck vom Anfang ebenfalls angekommen und die Lage spitzt sich zu …

The Price We Pay 2

Mit seinem actionreichen Yakuza-vs-Zombies-Mix „Versus“ und der leider von Vertreiber-Seite völlig lieblos verwursteten, äußerst wilden Clive-Barker-Adaption „The Midnight Meat Train“ mit einem noch aufstrebenden Bradley Cooper in der Hauptrolle, hatte sich der japanische Regisseur Ryûhei Kitamura als Vertreter unprätentiöser, goriger Hardcore-Kost einst bei Genre-Fans empfohlen. Leider ist er nach dem provozierten Flop des letztgenannten Films nie wieder in den Genuss einer ähnlich packenden Vorlage oder der damaligen Produktionsstandards gekommen. Der unmittelbare Nachfolger „No One Lives“ war ziemliche Grütze und der Scharfschützen-Thriller „Downrange“ krankte an einem schlechten Skript mit dämlichen Charakteren. Trotzdem besteht weiterhin die Hoffnung, dass das frühere Energiebündel unter den richtigen Umständen wieder zur Hochform auflaufen könnte. „The Price We Pay“ ist jedoch leider nicht das Werk, das seine Karriere voran treiben wird. Zwar ist die Inszenierung für einen Film dieser Art solide ausgefallen, doch den einstigen visuellen Einfallsreichtum sucht man hier vergebens.

Wie bereits erwähnt, ist jedoch die ideenlose Vorlage der eigentliche Stolperstein: Stephen Dorff („Blade“) und Emile Hirsch („The Autopsy of Jane Doe“) geben sich als Gecko-Brüder-Kopie alle Mühe, ihren schablonenhaften Figuren etwas raues bis psychotisches Charisma zu verleihen, und auch Gigi Zumbado („Tone-Deaf“) macht aus ihrer Kontast-Rolle als eigentliche Heldin das Beste. Doch da es letztlich darauf hinausläuft, toughe 08/15-Dialoge rauszuhauen oder auf einer Liege festgeschnallt wahlweise zu fluchen oder zu flehen, macht sich beim vermeintlich saftigen Exploitation-Stück zunehmend Langeweile breit. Bis zum großen Genre-Twist, der eigentlich keiner ist, braucht es die Hälfte der Spielzeit. Erst recht dann ist das Resultat ernüchternd: Tausend Mal gesehen hat man das, was einem als großes Geheimnis im Untergrund aufgetischt wird. Ein wenig „Hostel“ oder „Turistas“ im „Texas Chain Saw Massacre“-Setting bekommt man geboten, ausgestaltet mit billigen Spezialeffekten und reichlich spannungsarm. Wenn da nicht die überaus nervige Moral über den Preis, den wir alle zahlen müssen (gemeint ist nicht die Lebenszeit beim Anschauen oder der kleine Obolus für den Stream) wäre, könnte man „The Price We Pay“ zumindest zugute halten, dass er sich selbst nie wirklich ernst nimmt.

The Price We Pay 3

Wer den Film jedoch scheinbar wirklich ernst genommen hat, ist die FSK, die der ungekürzten Version die Freigabe verweigert hat und daher mal wieder die Juristenkommission ran musste. Zwar gibt es hier sicher ein paar ausgedehnte Splatterspitzen zu begutachten, doch insgesamt ist „The Price We Pay“ im Vergleich zu einigen zuletzt durchgewunkenen Werken doch eher zahm ausgefallen. Vermutlich ist es das groteske Finale gewesen, in dem der in Troma-Manier verunstaltete Leatherface-Ersatz eine Überlebende mit seiner Sense über den Hof jagt und es zu zur blutigen Eskalation mit dem zuvor erwähnten Stacheldraht kommt, das den Jugendschützern ein besonderer Dorn im Auge gewesen ist. Genau diese Terror-Szene ist es jedoch, die den alten Kitamura reichlich spät doch nochmal kurz von der Kette lässt und „The Price We Pay“ am Ende zwar ein schlechter Film bleibt, es aber fast für ein Guilty Pleasure reicht.

Fast.


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