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Box-Office Deutschland: Suicide Squad ist klarer Sieger

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Suicide Squad Deutschland Box-Office

Quelle: Insidekino

Bevor sich der Hochsommer wieder über ganz Deutschland ausbreitet und die Kinosäle leert, gab es vergangenes Wochenende nach drei Wochen Animationsherrschaft einen Wachwechsel an der Spitze der deutschen Kinocharts. Dank zwei starken Neustarts ging die Gesamtbesucherzahl der Top 12 um 13% gegenüber dem vorigen Wochenende hinauf und erreichte etwa 1,43 Mio. Gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr gab es sogar einen Plus von 126%!

Das intensive Marketing hat sich für Warner auch hierzulande ausgezahlt. Trotz der überraschenden FSK16-Freigabe stürmte die Comicverfilmung Suicide Squad mit 576,000 Besuchern bis Sonntag die Spitze der hiesigen Kinocharts und ist nach Deadpool (dem übrigens weiterhin das beste Startwochenende des Jahres gehört) ein weiteres Beispiel dafür, dass wenn das Interesse vorhanden ist, auch eine höhere Altersfreigabe einen erfolgreichen Start nicht verhindern kann. Abzüglich sehr erfolgreicher Previews lockte Suicide Squad nahezu genau eine halbe Million Zuschauer über das Wochenende in 618 Kinos und erzielte einen Schnitt von 809 Besuchern pro Spielstätte. Es war der bislang sechstbeste Start des Jahres, vor Independence Day: Wiederkehr und The Jungle Book, aber knapp hinter The First Avenger: Civil War. Vorbei sind die Zeiten, in denen sich US-Comicverfilmungen in Deutschland noch schwer taten. Vier der sechs besten Startwochenenden des Jahres in Deutschland gehören vier aktuell DC- und Marvel-Adaptionen.

Suicide Squad startete 9% unter Batman v Superman (630,000 Besucher inkl. Previews) und 4% unter Civil War (598,000 Besucher inkl. Previews), ist jedoch dennoch als ein sehr großer Triumph zu werten – nicht nur wegen der Altersfreigabe, sondern auch weil die meisten (Anti)Helden des Films dem allgemeinen Publikum deutlich weniger bekannt sind als Batman, Superman, Iron Man oder Captain America. Daher ist der Überraschungserfolg am ehesten mit dem von Deadpool zu vergleichen und wurde durch cleveres, erfrischend freches Marketing erzielt und mit dem Versprechen von einer ganz neuen Sorte von Helden. So gelang Suicide Squad ein besseres Startwochenende in Deutschland als Guardians of the Galaxy vor fast genau zwei Jahren. Allerdings bedeutet das nicht, dass der Film auch dessen 1,8 Mio Besucher in Deutschland erreichen wird. Auch in den USA lief Suicide Squad deutlich besser an als Guardians, wird aber am Ende dessen Gesamtergebnis verfehlen. Man darf nicht vergessen, dass trotz seines fantastischen Starts Batman v Superman am Ende nur knapp mehr als 1,5 Mio Zuschauer einsammeln konnte. Ein gewisses Maß an Frontlastigkeit erwarte ich auch von Suicide Squad und zudem gehe ich davon aus, dass das Durchhaltevermögen schwächer sein wird als bei Mundpropaganda-Granaten wie Deadpool oder Guardians of the Galaxy. Mehr als 1,7 Mio Besucher traue ich dem Film deshalb nicht zu, doch auch das wäre natürlich ein sehr respektables Ergebnis und nahezu identisch zu Civil War.

Universals Pets musste zwar an seinem vierten Wochenende den Box-Office-Thron erstmals an einen Konkurrenten abtreten, fiel jedoch nur um winzige 16% auf 306,000 Besucher und belegt jetzt mit 2,682,000 verkauften Kinotickets Platz 4 der Jahres-Charts 2016 in Deutschland. Damit zog Pets bereits an dem vier Wochen vor ihm gestarteten Ice Age – Kollision voraus! vorbei. Pets liegt bereits 30% vor Ich – Einfach unverbesserlich 2, 16% vor Zoomania und 10% vor Pixars Alles steht Kopf im selben Zeitraum. Alles deutet darauf hin, dass er im Gegensatz zu diesen drei Beispielen die 4-Mio-Besuchermarke in Deutschland knacken wird. Das haben bislang nur 11 andere computeranimierte Filme vor ihm geschafft, zuletzt Minions (ebenfalls aus dem Hause Illumination/Universal). Bis zum Start von Findet Dorie Ende September kommt auf Pets so gut wie keine nennenswerte Konkurrenz um das Familienpublikum zu, was dem Film direkt in die Hände spielt. Wenn auch das Wetter mitmacht, könnte Pets sogar bis zu 4,5 Mio Zuschauer in Deutschland erreichen.

Platz 3 der Wochenendcharts ging an Jason Bourne, der mit 175,000 Besuchern (-39%) an seinem zweiten Wochenende seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 570,000 nach 11 Tagen brachte. Das sind 34% mehr als Das Bourne Vermächtnis im selben Zeitraum, jedoch weniger als alle Bourne-Filme mit Matt Damon. Dazu muss aber betont werden, dass Jason Bourne als erster Film der Reihe ab 16 Jahren freigegeben wurde, was sein Zielpublikum zumindest etwas einschränkt. Mit etwas Glück könnte Jason Bourne dennoch eine Million Besucher in Deutschland erreichen.

Der zweiterfolgreichste Neustart am Wochenende war der Familienfilm Conni & Co mit Til Schweigers Sprössling Emma in der Hauptrolle. Der Film lockte 103,000 Zuschauer in 573 Kinos und platzierte sich auf Rang 4. Einschließlich der Previews steht er bei 115,000 Besuchern und wird auf lange Sicht höchstwahrscheinlich etwa eine halbe Million Kinotickets verkaufen. Ein zweiter Teil ist bereits in Arbeit.

Schweinskopf al dente, die dritte Verfilmung eines Eberhofer-Krimis, fiel um einen Platz auf #5, gab jedoch lediglich um 12% gegenüber seinem Startwochenende nach. Geholfen haben dabei vermutlich auch die 20 zusätzlichen Kinos, die dem Film letztes Wochenende spendiert wurden, sodass er in insgesamt 169 (vorwiegend bayerischen) Lichtspielhäusern gezeigt wurde. Etwa 84,000 Zuschauer sahen den Film am Wochenende und brachten seine Gesamtbesucherzahl auf 241,000 nach 11 Tagen. Damit liegt der Film 22% vor Winterkartoffelknödel und 96% vor Dampfnudelblues  – seinen beiden Vorgängern – im selben Zeitraum. Insgesamt sollte Schweinskopf al dente mehr als eine halbe Million Besucher erreichen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, welche deutsche Fortsetzung am Wochenende gefloppt ist, welcher US-Indie die Erwartungen übertroffen hat und wie der Stand der Dinge bei Star Trek Beyond und Ice Age 5 ist.

Box-Office USA: Ben-Hur floppt, Sucide Squad bleibt die Nummer 1

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Ben Hur Box Office

Quelle: Boxofficemojo

Der Sommer neigt sich langsam dem Ende zu und an den US-amerikanischen Kinokassen äußert sich das in unspektakulären Zahlen für die meisten Filme, insbesondere für die Charts-Neueinsteiger. Keiner der drei neuen, breit gestarteten Filme konnte die Top 3 knacken und keiner dieser drei Filme wird in Nordamerika alleine seine Kosten wieder einspielen. Doch trotz dieser mangelhaften Konkurrenz (zusammengerechnet spielten die drei Newcomer keine $40 Mio ein) gingen die Umsätze der meisten älteren Filme durch Verluste von Kinos und Leinwänden dennoch deutlich zurück. Deshalb erreichte nur ein einziger Film mehr als $20 Mio von Freitag bis Sonntag. Insgesamt gab die Top 12 um 25% gegenüber dem letzten Wochenende nach und fiel auf $119,1 Mio. Verglichen mit dem selben Wochenende im Vorjahr, als Straight Outta Compton zum zweiten Mal gewann, ging es um ca. 30% hinauf.

Suicide Squad konnte trotz schwacher neuer Konkurrenz einen weiteren heftigen Rückgang nicht vermeiden und baute 52,1% gegenüber der Vorwoche ab. Mit $20,9 Mio belegte der Film dennoch zum dritten Mal in Folge souverän die Chartspitze und brachte sein Einspiel auf gewaltige $262,4 Mio nach nur 17 Tagen. Damit liegt der Film 6% vor Man of Steel im selben Zeitraum und sogar 18% vor Guardians of the Galaxy, dem früheren August-Startrekordträger. Allerdings wird Guardians of the Galaxy diese Differenz schnell überbrücken, denn bereits das dritte Wochenende des Marvel-Films lag deutlich über dem dritten Wochenende von Suicide Squad und so wird der Abstand zwischen den beiden schnell schrumpfen. Guardians spielte letztendlich knapp $333 Mio in Nordamerika ein. Suicide Squad wird dieses Endergebnis mit Sicherheit verfehlen. Dafür hielt sich Suicide Squad wieder einmal etwas besser als Batman v Superman, der an seinem zweiten Wochenende um 54,5% nachgab. Aktuell liegt der Streifen knapp 12% hinter dem Einspiel von Batman v Superman im selben Zeitraum, doch angesichts sehr schwacher, jugendfreier Konkurrenz in den nächsten Wochen, wird Suicide Squad etwas Boden gutmachen. So tragen beispielsweise vier der fünf breiten Neustarts, die ihn in den nächsten zwei Wochen in den USA und in Kanada erwarten, das restriktive R-Rating und treten damit nicht in direkte Konkurrenz mit Suicide Squad. Daher wird die Comicverfilmung problemlos $300 Mio in Nordamerika erreichen und sich irgendwo im Bereich von $310-315 Mio ansiedeln. Batman v Superman: Dawn of Justice spielte in Nordamerika zwar $330,4 Mio ein, kostete aber auch $75 Mio mehr und hatte ein deutlich größeres Startwochenende. Aus kommerzieller Sicht ist Suicide Squad deshalb der weitaus größere Triumph für Warner Bros. Nach Independence Day wird es außerdem der zweite $300-Mio-Hit für Will Smith in den USA.

Der steilste Drop in der Top 12 ging am Wochenende an die vulgäre Animationskomödie Sausage Party, die 54,8% ihrer Zuschauer vom Startwochenende verlor und weitere $15,5 Mio in die nordamerikanischen Kinokassen spülte. Mit einem Budget von nur $19 Mio und einem vorläufigen Gesamteinspiel von $65,5 Mio ist Sausage Party jetzt schon ein gewaltiger Hit für Sony und wird auf lange Sicht die $100-Mio-Marke überqueren. Gerade verglichen mit Seth Rogens Filmen wie Das ist das Ende und Bad Neighbors ist der Rückgang am zweiten Wochenende doch heftiger ausgefallen als erwartet, doch das schreibe ich hauptsächlich dem Hype durch das Marketing zu, der zu einer größeren Frontlastigkeit führte. Außerdem trat Sausage Party dieses Wochenende in direkte Konkurrenz mit dem Neustart War Dogs. Da vor Ende Oktober keine neue große Komödie in US-Kinos starten wird, gehe ich davon aus, dass Sausage Party sich über die kommenden Wochen erholen und etwa $110-120 Mio in Nordamerika erreichen wird.

Die Kriegsfilm-Komödie War Dogs vom Regisseur Todd Phillips eröffnete auf Platz 3 mit $14,7 Mio von 3258 Kinos und schrieb einen Schnitt von $4507 pro Location. Das Startwochenende konnte nicht mit den Erfolgen des Regisseurs wie Hangover ($45 Mio), Stichtag ($32,7 Mio), Starsky & Hutch ($28,1 Mio) oder Old School ($17,5 Mio) mithalten. Allerdings verkauft sich eine politisch geladene Komödie über Waffenhändler auch nicht so gut wie die früheren, auf den Massengeschmack zugeschnittenen Komödien von Phillips. Mit Jonah Hill und Miles Teller in den Hauptrollen hatte er auch nicht Kassenmagnete wie Robert Downey Jr., Vince Vaughn, Will Ferrell oder Ben Stiller vor der Kamera. Das Startwochenende ist also den gegebenen Voraussetzungen angemessen. Allerdings scheint der Film mit einem "B"-CinemaScore (äquivalent einer "2") keine herausragende Mundpropaganda zu haben, sodass ihm ein Endergebnis von $40-45 Mio winkt. Bei Produktionskosten in Höhe von $40 Mio ist das kein tolles Resultat, da ein Film wie War Dogs nicht auf nennenswerte Einspielergebnisse außerhalb von Nordamerika zählen kann.

Der Animationsfilm Kubo – Der tapfere Samurai startete mit $12,6 Mio von 3260 Spielstätten auf Platz 4 und erzielte einen Schnitt von $3868 pro Kino. Kubo war der (mit Abstand) am besten rezensierte Neustart am Wochenende, doch die Kinogänger haben sich mit Findet Dorie, Pets und Ice Age – Kollision voraus! offenbar in letzter Zeit an Animationsfilmen sattgesehen. Verglichen mit Coraline ($16,8 Mio), ParaNorman ($14,1 Mio) und Die Boxtrolls ($17,3 Mio) war es leider das schwächste Startwochenende für einen Film aus der Animationsschmiede Laika, doch der "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1") lässt auf ein langes Leben in den Kinos hoffen. Laikas ParaNorman startete ebenfalls Mitte August, vor vier Jahren, und spielte insgesamt fast das Vierfache von seinem Startwochenende ein. Auch Kubo könnte mit einem ähnlichen Multiplikator zwischen $45 Mio und $50 Mio landen. Da der Film jedoch (wie jeder der letzten drei Laika-Filme) $60 Mio kostete, kann man auch mit diesem (optimistischen) Ergebnis leider kaum zufrieden sein.

Auf Seite 2 gehen wir auf einen der größten Kinoflops des Jahres ein, Ben-Hur, und verraten Euch, wie viel Star Trek Beyond, Jason Bourne, Pets und Bad Moms bislang einsgespielt haben.

Box-Office USA: Suicide Squad bricht ein, bleibt aber die Nummer 1

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Box Office USA Suicide Squad Sausage Party

Quelle: Boxofficemojo

Trotz eines überraschend erfolgreichen Neustarts sanken die Einnahmen der Top 12 der nordamerikanischen Kinocharts um 28% gegenüber dem letzten Wochenende, lagen aber immerhin 16% über dem gleichen Wochenende im Vorjahr als Straight Outta Compton auf Platz 1 eröffnete. Mit dem nahenden Ende des Sommers erwartet uns demnächst eine ruhige Phase an den Kinokassen, bis zum Start von Marvels Doctor Strange im November und dem Beginn der Feiertags- und Oscar-Saison.

An der Spitze der Charts gab es keine Veränderung. Obwohl die DC-Comicadaption Suicide Squad um heftige 67,4% nachgab, verteidigte der Film den Box-Office-Thron mühelos mit $43,5 Mio an seinem zweiten Wochenende. Am Freitag verlor der Film knapp den Kampf gegen den Newcomer Sausage Party ($13,1 Mio vs. $13,5 Mio), erholte sich aber am Samstag und Sonntag wieder. Viel mehr Positives gibt es über dieses zweite Wochenendergebnis aber nicht zu berichten. Gerade der Rückgang ist ein klares Zeichen für extreme Frontlastigkeit und bestenfalls gemischte Mundpropaganda. Zwar konnte Suicide Squad den 69,1%-Drop von Batman v Superman an dessen zweitem Wochenende vermeiden, hielt sich aber nicht bedeutend besser. Zum Vergleich: Deadpool baute in der zweiten Woche 57,4% ab und der ebenfalls sehr frontlastige The First Avenger: Civil War fiel um 59,5%. Tatsächlich fiel Suicide Squad an seinem zweiten Wochenende sogar noch mehr als Green Lantern (66,1%) vor fünf Jahren und das ist vermutlich kein Vergleich, den Warner gerne ziehen möchte.

Doch natürlich hat Suicide Squad bereits mächtig Reibach gemacht. Nach zehn Tagen steht der Film bei $222,6 Mio, belegt damit Platz 8 der nordamerikanischen Jahres-Charts 2016 und liegt aktuell 6% vor Man of Steel im selben Zeitraum. Verglichen mit Batman v Superman: Dawn of Justice liegt Suicide Squad noch 15% zurück, doch dieser Abstand wird sich in den nächsten Wochen verringern. So mittelprächtig die Resonanz für den Film auch sein mag, die Tatsache, dass er der letzte große Actionblockbuster des Sommers ist, wird ihm ungemein helfen. Vier der sechs breiten Neustarts an den nächsten zwei Wochenenden tragen das nicht-jugendfreie R-Rating, sodass alle jugendfreien Filme kaum neue Konkurrenz bekommen werden. Auch davon wird Suicide Squad profitieren, weshalb ein Gesamteinspiel oberhalb von $300 Mio nicht angezweifelt werden sollte. Insgesamt wird der Streifen etwa $310-320 Mio in Nordamerika einspielen. Bei $175 Mio Budget ($75 Mio weniger als von Batman v Superman) kann sich Warner Bros. nicht beklagen, doch die Frage bleibt, wie viel kommerzielles Potenzial hier wohl auf der Strecke geblieben ist.

Der große Überraschungshit vom Wochenende war die derbe Animationskomödie Sausage Party von Seth Rogen. Mit lediglich $19 Mio budgetiert, gewann der Film den Freitag und belegte am Gesamtwochenende mit $34,3 Mio von 3103 Kinos den zweiten Platz der Charts. Dabei erzielte er einen Schnitt von $11042 pro Kino. Nach Bad Neighbors ist es der zweitbeste Start überhaupt für eine Komödie mit Seth Rogen und liegt 57% über dem Startwochenende von Bad Neighbors 2 im Mai. Der Erfolg ist vergleichbar mit Rogens Komödie Das ist das Ende, die vor drei Jahren mit $33 Mio in den ersten fünf Tagen anlief und insgesamt $101,5 Mio erreichte. Sausage Party wird das aller Wahrscheinlichkeit nach toppen. Obwohl der "B"-CinemaScore (äquivalent einer "2") nicht super aussieht, haben nahezu alle Rogen-Filme "B" oder "B+" bekommen, auch wenn sie danach durch tolles Durchhaltevermögen und starke Mundpropaganda glänzten. Sausage Party wird $105-120 Mio in US-Kinos erreichen und vielleicht eine Welle von nicht-jugendfreien Animationsfilmen lostreten.

Einen deutlich schwächeren Eindruck machte Disneys Elliot, der Drache mit $21,5 Mio auf Rang 3. Im Schnitt spielte er $5811 pro Kino in 3702 Lichtspielhäusern ein. Die Neuadaption des Familienklassikers Elliot, das Schmunzelmonster konnte keine große Begeisterung unter Kinogängern wecken. Die Enttäuschung ist vergleichbar mit der von Disneys BFG – Big Friendly Giant aus dem letzten Monat – jedoch mit dem wichtigen Unterschied, dass Elliot, der Drache nur $65 Mio und nicht $140 Mio kostete. So hat er immerhin eine Chance, seine Ausgaben wieder einzunehmen, auch wenn großer Profit ausbleiben wird. Mit der Ausnahme von Kubo – Der tapfere Samurai erwartet den Film bis Mitte September keinerlei Familienkonkurrenz und der "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1") verspricht sehr positive Mundpropaganda, sodass Elliot etwa $70-80 Mio in den USA und in Kanada einspielen sollte.

Jason Bourne profitierte davon, dass keiner der drei breiten Neustarts das actioninteressierte Publikum ansprach und erholte sich nach dem heftigen Rückgang in der Vorwoche mit $13,8 Mio (-38,2%) auf Platz 4. Nach 17 Tagen steht der vierte Bourne-Film mit Matt Damon bei soliden $127 Mio und hat jetzt schon Die Bourne Identität ($127 Mio) und Das Bourne Vermächtnis ($113,2 Mio) überholt. Allerdings liegt er auch 23% hinter Das Bourne Ultimatum und nur noch 2% vor Die Bourne Verschwörung im selben Zeitraum und wird in den kommenden Wochen immer weiter zurückfallen. Wie auch Suicide Squad und alle anderen PG-13-Filme wird er immerhin von der Lawine an R-rated-Veröffentlichungen in den kommenden Wochen profitieren und so ca. $165-170 Mio erreichen, nur knapp weniger als Die Bourne Verschwörung ($176,2 Mio). Bei Produktionskosten von $120 Mio und ordentlichen Umsätzen in der Übersee war das Sequel eine lohnenswerte Investition für Universal. Dennoch hat sich das Studio für die heiß erwartete Rückkehr von Paul Greengrass und Matt Damon zum Franchise vermutlich mindestens $200 Mio erhofft.

Unter den älteren Filmen war der klare Gewinner am Wochenende die Komödie Bad Moms, die um zwei Plätze auf Rang 5 fiel, dabei aber nur mickrige 18,9% abbaute. An seinem dritten Wochenende spielte Bad Moms $11,4 Mio ein und brachte sein vorläufiges Gesamteinspiel auf $71,4 Mio nach 17 Tagen. Bad Moms profitiert offensichtlich von sehr positiver Mundpropaganda. Schließlich ist es die erste R-rated-Komödie seit dem ersten Hangover vor sieben Jahren, die von den Zuschauern mit einem "A"-CinemaScore (äqivalent einer "1") bewertet wurde. Da gerade in puncto Frauenfilme bis zum Start von Bridget Jones’s Baby Mitte September keine Konkurrenz zu erwarten ist, wird Bad Moms mit weiteren fabelhaften Holds beeindrucken. Die $20 Mio teure Komödie mit Mila Kunis und Kristen Bell wird problemlos die $100-Mio-Marke knacken und $120-130 Mio in Nordamerika erreichen. Neben Pets und Deadpool ist der Film einer der größten Überraschungshits des Jahres.

Auf Seite 2 geht es um den phänomenalen Erfolg von Pets und die Box-Office-Enttäuschung von Ghostbusters.

Box-Office Deutschland: Pets wehrt Jason Bourne an der Spitze ab

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Pets Jason Bourne Box Office Deutschland

Quelle: Insidekino

Das Kinogeschäft in Deutschland gewinnt endlich wieder an Boden gegenüber dem Vorjahr, nachdem es während der Europameisterschaft hierzulande sehr finster aussah. Zwar ging die Gesamtbesucherzahl der Top 10 um 3% gegenüber der Vorwoche auf 1,27 Mio zurück, lag aber dennoch satte 25% über dem gleichen Wochenende im Vorjahr. Mit den Sommerferien in weiten Teilen der Bundesrepublik verteilen sich die Kinobesucher momentan über die ganze Woche und konzentrieren sich weniger auf die Wochenenden, sodass die Zuschauerzuwächse an Wochentagen hoch sind.

Die ungezogenen Haustiere von Pets haben die Spitze der deutschen Kinocharts weiterhin fest im Griff. Am dritten Wochenende in Folge gewann Universals Animationshit und gab lediglich um 17% gegenüber dem vorigen Wochenende nach. Weitere 365,000 Zuschauer sahen den Film in unseren Kinos und brachten die vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 2,219,000. Damit ist Pets bereits der sechste Film dieses Jahr, der in Deutschland mehr als 2 Mio Kinotickets verkauft hat und steuert mit großen Schritten auf die zweite Goldene Leinwand des Jahres (für mehr als 3 Mio Zuschauer) zu. Die erste ging dieses Jahr an Zoomania. Pets liegt aktuell stolze 25% vor Zoomania im selben Zeitraum und da Disneys Film bis dato fast 3,8 Mio Zuschauer in Deutschland erreicht hat, können wir mit Gewissheit davon ausgehen, dass Pets als erster Film des Jahres die 4-Mio-Besuchermarke knacken wird. Die Konkurrenz ist für Pets in den kommenden Wochen so gut wie nicht vorhanden. Der nächste nennenswerte Animationsfilm, Findet Dorie, startet erst am 29. September. Unter diesen Voraussetzungen kann man sogar von 4,5 Mio Besuchern für Pets ausgehen. Damit wäre er einer der 12 erfolgreichsten computeranimierten Filme aller Zeiten in Deutschland.

Jason Bourne belegte den zweiten Platz mit soliden 285,000 Besuchern von 528 Kinos und erzielte im Schnitt 539 Zuschauer pro Spielstätte. Es war das mit Abstand schwächste Startwochenende für einen Bourne-Film mit Matt Damon – 19% unter Die Bourne Verschwörung, 30% unter Die Bourne Identität und 43% unter Das Bourne Ultimatum. Immerhin lag der Start 43% über dem von Jeremy Renners Das Bourne Vermächtnis. Außerdem sollte man anmerken, dass Jason Bourne in 175 Kinos weniger anlief als Das Bourne Ultimatum. Insgesamt hat der Hype um die Bourne-Reihe deutlich nachgelassen. Das war auch schon an den Einspielergebnissen des Films in Nordamerika abzulesen. Mit Suicide Squad, Mechanic: Resurrection und Ben-Hur erwartet den Film viel actionreiche Konkurrenz in den nächsten Wochen, sodass er bestenfalls eine Million Besucher hierzulande erreichen wird. Damit läge er nur knapp hinter dem bislang besucherschwächsten Bourne-Film mit Damon. Der bisherige Tiefpunkt, Die Borune Verschwörung, kam bei uns auf etwa 1,1 Mio Besucher.

War der Start von Jason Bourne höchstens leicht enttäuschend, kam Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows katastrophal aus den Startlöchern – entsprechend seiner Box-Office-Performance in den USA. Das Sequel lockte nur 108,000 Zuschauer in 432 Kinos (im Schnitt 251 Besuchern pro Kino) und zählte bis Sonntag 118,000 verkaufte Tickets, einschließlich der Sneaks und Previews. Das waren 55% weniger als zum Start des Vorgängers vor zwei Jahren. Der letzte Film erreichte in Deutschland insgesamt 855,000 Besucher, der Nachfolger wird vermutlich nicht über 400,000 hinauskommen.

Der große Gewinner unter den Neustarts am Wochenende war ganz klar Schweinskopf al dente, die dritte Verfilmung der bayerischen Eberhofer-Krimis von Rita Falk. Der Streifen verbuchte 96,000 Zuschauer von nur 149 Kinos auf Platz 4 und schrieb mit 649 Zuschauern pro Kino den höchsten Schnitt der Charts. Inklusive Previews erreichte Schweinskopf al dente 111,000 Besucher bis Sonntag – 131% mehr als Dampfnudelblues (in 97 Kinos) und 29% mehr als Winterkartoffelknödel (in 132 Kinos) zum Start. Die Reihe scheint noch viel Potenzial nach oben in ihrer bayerischen Heimat zu haben. Dampfnudelblues und Winterkartoffelknödel erreichten beide mehr als eine halbe Million Zuschauer in Deutschland (bzw. hauptsächlich in Bayern) und das wird auch Schweinskopf al dente nicht verwehrt bleiben. Nach dem grandiosen Start erwarte ich mehr als 600,000 Besucher insgesamt.

Ice Age – Kollision voraus! rundete mit 87,000 Besuchern (-29%) die Top 5 ab und steht nach sieben Wochen in den Charts bei 2,560,000 verkauften Tickets. Zwar ist das sehr weit entfernt von den großartigen Zahlen seiner vier Vorgänger, die allesamt mehr als 6 Mio Zuschauer erreichten, doch immerhin hat sich der neue Ice Age nach dem miserablen Start gut erholt und hat jetzt eine reelle Chance auf 3 Mio Zuschauer, da er wie Pets von einem Mangel an Konkurrenz in den kommenden Wochen profitieren sollte. Mit Pets, Zoomania und Ice Age 5 wird bald die gesamte Top 3 der diesjährigen Jahres-Charts aus Animationsfilmen bestehen.

Auf Seite 2 erzählen wir Euch, wie es bei Star Trek Beyond und dem Dauerbrenner Ein ganzes halbes Jahr läuft.

Suicide Squad (2016) Kritik

Suicide Squad (2016) Filmkritik

Suicide Squad, USA 2016 • 123 Min • Regie: David Ayer • Mit: Will Smith, Margot Robbie, Viola Davis, Joel Kinnaman, Cara Delevingne, Jared Leto, Jai Courtney • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 18.08.2016 • Website

Handlung

Superman ist tot (jedenfalls bis die Justice League ihn nächstes Jahr wieder aus dem Grab holt). Ohne den allmächtigen, moralisch gefestigten Beschützer der USA und im Angesicht weiterer, potenziell apokalyptischer Bedrohungen, hat die zwielichtige Regierungsagentin Amanda Waller (Viola Davis) die zündende Idee, ein Spezialkommando, bestehend hauptsächlich aus inhaftierten Superschurken mit besonderen Fähigkeiten, zusammenzustellen, um sie als entbehrliche Kräfte gegen außergewöhnliche Gefahren einzusetzen. Die widerwilligen Mitglieder dieser sogenannten Task Force X werden mittels implantierter Nano-Bomben im Zaum gehalten. Die Schlimmsten der Schlimmsten, zu denen u. a. der ultrapräzise Auftragskiller Deadshot (Will Smith), Jokers durchgeknallte Freundin Harley Quinn (Margot Robbie) und der Feuerteufel El Diablo (Jay Hernandez) gehören, werden vom patriotischen und hinsichtlich des Vorhabens sehr skeptischen Special-Forces-Soldaten Rick Flagg (Joel Kinnaman) angeführt. Kaum bewilligt die Regierung das Programm, kommt es direkt zum ersten Einsatz, wenn eine von Wallers Rekrutinnen sich gegen sie wendet. Um die Welt vor der Vernichtung zu retten, müssen die Egoisten des Suicide Squads das Wohl anderer erstmals über ihr eigenes stellen. Bei diesem Himmelfahrtskommando funkt ihnen aber auch noch der Joker (Jared Leto) dazwischen…

Kritik

Suicide Squad (2016) Filmbild 2In einer genialen und sehr einprägsamen Szene am Ende von David Cronenbergs Thriller A History of Violence tritt William Hurts wutentbrannter Bösewicht auf seinen am Boden liegenden Handlanger ein und schreit "Wie kann man so etwas bloß versauen?!" Dieses Gefühl werden sicherlich auch einige Filmfans haben, wenn sie das Kino nach zwei zähen und bisweilen grotesk fehlgeleiteten Stunden des neuen DC-Comicabenteuers aus dem Hause Warner Bros. verlassen werden. Wie konnte das so sehr schief gehen? Mit unbeschränktem Zugriff auf alle DC-Charaktere (im Gegensatz zu Disney/Marvel), hätte Suicide Squad Das dreckige Dutzend unter Comicbuchverfilmungen werden können, und wie jeder DC-Fan weiß, hat das Universum einige wirklich großartige Bösewichte zu bieten. Sie als ein widerwilliges Team zusammenzustellen und in die Schlacht gegen ein noch größeres Übel zu schicken, liest sich eigentlich wie eine Blaupause für einen sehr unterhaltsamen Filmabend. Doch irgendwo zwischen David Ayers gewollt hipper Inszenierung und den vielen Köchen, die den Brei im Schnittraum endgültig verdorben haben, blieb die Unterhaltung auf der Strecke. Wie schon beim miserablen Fantastic-Four-Reboot aus dem letzten Jahr, wird es schnell offensichtlich, dass irgendwo auch noch eine andere Schnittfassung existiert. Dass in dieser jedoch ein beträchtlich besserer Film steckt, fällt angesichts der zahlreichen fundamentalen Verfehlungen von Suicide Squad schwer zu glauben.

Ganz so schlimm wie Fantastic Four ist Suicide Squad nicht, doch während sich beim ersteren weit im Voraus ein Rohrkrepierer abzeichnete, kommt die gewaltige Enttäuschung von Suicide Squad einem Schlag in die Magengrube gleich, insbesondere weil sich auch einige gute Ansätze erkennen lassen, mit denen die Macher so viel anzufangen wissen wie der Joker mit einem langweiligen Bürojob. Es wirkt so, als dachte man sich, es würde bereits ausreichen, diese illustren, aber letztlich größtenteils eindimensionalen Charaktere zusammenzubringen, sie mit minimaler Vorgeschichte auszustatten (die aber dennoch die erste halbe Stunde des Films einnimmt) und dann auf die Mission gegen austauschbare Gegner zu schicken, um bei den Fans für Beifall zu sorgen. Und weil es bei Guardians of the Galaxy schon so gut funktionierte, nehme man dazu doch noch einen coolen Soundtrack, in dem sich Eminems "Without Me" mit Stones’ "Sympathy for the Devil" und The White Stripes’ "Seven Nation Army" abwechselt. Doch während die Musik in Guardians of the Galaxy ein gut integrierter (und am Ende sogar emotionaler) Bestandteil des Films war, strotzt die Songauswahl von Suicide Squad nach kurzer Zeit vor wahlloser Beliebigkeit.

Suicide Squad (2016) Filmbild 1Gleiches gilt leider auch für die Handlung und die Figuren. Wenn Viola Davis mit der skrupelloseren Version ihres Charakters aus "How to Get Away with Murder" als Randfigur bereits das schauspielerische Highlight von Suicide Squad ist, dann sollte das einen zu Recht etwas stutzig machen. Davis’ nüchtern kaltschnäuzige Performance macht sie zum einzigen durchgehend überzeugenden und ausgearbeiteten Charakter im Film und lässt sie deutlich bedrohlicher wirken als die vermeintlichen, titelgebenden Superschurken, die sich sehr schnell als handzahm herausstellen. Wenn diverse Figuren im Laufe des Films die Zuschauer daran erinnern müssen, dass sie die Bösen seien, dann ruft das Tywin Lennisters Zitat aus Game of Thrones in Erinnerung: "Ein König, der sagen muss: 'Ich bin der König', ist kein richtiger König". Dem ist nichts hinzuzufügen.

Dabei ist die Besetzung zumindest teilweise durchaus gelungen. Will Smith, der klare Hauptdarsteller in diesem großen Ensemble, stellt im Film wieder sein Charisma zur Schau, das er schon lange in Filmen vermissen ließ, und zeigt, dass er immer noch in der Lage ist, große Blockbuster auf seinen Schultern zu tragen. Nur wirkt sein Deadshot zu keinem Zeitpunkt wie ein skrupelloser Killer und die Gewissensbisse plagen ihn bereits früh in dem Film. Margot Robbies Harley bekommt einen fantastischen Einstieg und später, gemeinsam mit Letos Joker, auch die ästhetisch schönste (bzw. die einzige schöne) Sequenz des Films, die Comicfans ein Lächeln auf die Gesichter zaubern wird. Sie ist auch der einzige Charakter, dem ein wenig Komplexität zugestanden wird, wobei man das Gefühl hat, dass ein Großteil der interessanteren Entwicklung auf dem Boden des Schnittraumes geblieben ist.

Suicide Squad (2016) Filmbild 3Dies merkt man vor allen an Jared Letos Joker. Wer sich nach seiner großen Präsenz im Marketing auf die Neuinterpretation des Clown Prince of Crime freut, wird nicht schlecht darüber staunen, dass die Rolle kaum mehr als ein längerer Gastauftritt ist. Die Hälfte seiner wenigen Szenen spielt sich in den Flashbacks ab, in der anderen Hälfte schnallt er einige Male kurz hinein, richtet ein wenig harmloses Chaos an und entschwindet wieder. Nach all den abgefahrenen Berichten über Letos verrückte Einfälle am Set und seine Einverleibung des Charakters, ist das Ergebnis nicht gerade berauschend. Um seinen Joker richtig beurteilen zu können, eignet sich Suicide Squad in der aktuellen Fassung kaum. Zwar sorgt er als einziger neben Robbie für etwas Energie in dem Film, interagiert aber so gut wie mit keinen anderen Hauptcharakteren und bleibt nach dem großen Trara um die Figur zu blass. Lobend kann man bestenfalls sagen, dass die Darstellung auf jeden Fall anders ist als bei allen bisherigen Joker-Schauspielern. Sein Joker wirkt deutlich weniger verrückt und unberechenbar als Ledgers und hat nicht die Erhabenheit von Nicholson, dafür aber ein überraschendes Maß an Sinnlichkeit. Im Prinzip liegt diese Version irgendwo zwischen einem extravaganten Zuhälter und einem Drogendealer, doch wer darauf wartet, dass den lange diskutierten Tattoos im Film noch die versprochene Bedeutung zukommt, wird sich wohl bis Jokers nächstem Auftritt gedulden müssen. Das ist aber letztlich egal, denn eigentlich hat er in dem Film auch nichts zu tun. Würde man alle seine verbleibenden Szenen herausnehmen, würde das den Handlungsverlauf überhaupt nicht beeinflussen.

Zu den anderen Figuren gibt es wirklich kaum etwas zu sagen, mit der Ausnahme von Jay Hernandez’ El Diablo. Dass er als ehemaliges Mitglied einer Straßengang eine größere Rolle bekommt, als man vielleicht vermutet hätte, liegt wahrscheinlich an der Affinität des Regisseurs für das Milieu (er schrieb das Drehbuch zu Training Day und inszenierte Street Kings). Wäre er doch nur dabei geblieben.

Suicide Squad (2016) Filmbild 4Geradezu lachhaft schlecht ist Cara Delevingnes allmächtige Schurkin The Enchantress. Wenn sich Delevingne, mit einem knappen Bikini bekleidet, bauchtanzend in einem CGI-Gewitter windet und dabei in einer fremdartigen Sprache knurrt, ist Bedrohlichkeit das letzte, das sie ausstrahlt. Dass hier fleißig bei Ghostbusters (!) abgeguckt wurde, hilft auch nicht gerade. Es gab weiß Gott in den letzten Jahren genug blasse Bösewichte in Comicfilmen, doch Enchantress und ihre motivlose Ich-will-die-Welt-vernichten-Masche grenzt schon beinahe an Parodie – wenn es doch nur nicht so ironiefrei wäre. Kinnamans Flagg und Enchantress’ menschliches Alter Ego June Moone haben weniger romantische Chemie miteinander als Superman und Lex Luthor. Somit fällt auch jegliche emotionale Komponente im Showdown zwischen den Guten Bösen und der Bösen flach. Die Geister schieden sich bei Jesse Eisenbergs Luthor, aber ob man seine Herangehensweise nun hasste oder liebte, ließ sie einen immerhin nicht kalt.

Auch wenn das Marketing die Zuschauer das gerne glauben lässt, Suicide Squad ist nicht lustig. Es ist ein Film, der seinen politisch inkorrekten Humor beispielsweise daraus bezieht, dass Slipknot (Adam Beach) einer Wärterin unvermittelt ins Gesicht schlägt, weil sie "zu vorlaut" sei oder dass der Grobian Boomerang (Jai Courtney in einem weiteren schlechten Blockbuster) ein pinkes Einhorn-Plüschtier mit sich trägt. Diese Elemente hier und da einzustreuen ist weder amüsant noch ist es Charakterentwicklung. Das sind lediglich weitere Symptome der Beliebigkeit des Films. Manche perfekte Steilvorlagen für potenziell lustige Momente werden hingegen nicht genutzt.

Suicide Squad (2016) Filmbild 5Ein chaotischer Schnitt, der den Film nach dem wackeligen, aber immerhin nicht uninteressanten Einstieg von einer belanglosen, lauten aber sehr unaufregenden Actionszene zur nächsten hasten lässt, Charaktere, mit denen man nicht mitfiebern kann und kompletter Verzicht auf Plot-Kohärenz oder interne Logik sind bereits keine guten Voraussetzungen. Was den Film aber hätte noch vor einem Desaster bewahren können, wäre gute Chemie zwischen den Team-Mitgliedern. Leider hielt man es offenbar nicht für wichtig, dieser auch etwas Raum zu lassen. Eine ruhige Sequenz, wenn die Charaktere sich eine Verschnaufpause in einer Bar gönnen, ist ein seltener Lichtblick und zeigt, was hätte sein können, wenn man die Figuren hätte etwas atmen lassen. Bei all den derben Sprüchen und infantilen Gags, hatte Deadpool ein echtes Herz und eine Seele. Die Seele von Suicide Squad muss man vielleicht in Katanas (Karen Fukuhara) mystischem Schwert suchen, denn im Film selbst ist sie nicht zu spüren.

Zack Snyders Batman v Superman: Dawn of Justice scheiterte an den großen Ambitionen seines Machers, doch es gab immerhin kaum Zweifel, dass Snyder eine umfangreiche Vision hatte, die er zum Besseren oder Schlechteren auch umsetzen durfte. Suicide Squad hat keine Ambitionen oder eine Vision; der Film scheitert auf eine ganz altmodische Art und Weise – an einem schlechten Drehbuch, konfuser Erzählung, schmerzhaft offensichtlichen Bemühungen, hip zu wirken, und vor allem an Langeweile.

Fazit

Autsch! Wenn Suicide Squad Warners subversive Reaktion auf das klassische Superheldenkino ist und die clevere Antwort auf die Anarchie von Guardians of the Galaxy und die Unverschämtheit von Deadpool, dann sehe ich schwarz für die Zukunft des DC-Kinouniversums. Denn trotz einiger wirklich gelungener Besetzungs-Coups bleibt der wichtigste Aspekt in David Ayers konfusem und schmerzhaft bemühtem Blockbuster auf der Strecke: der Spaß.

Trailer

Box-Office USA: Suicide Squad stellt neuen August-Startrekord auf!

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Suicide Squad Box Office

© Warner Bros. Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Das Kassengeschäft in Nordamerika boomt wieder. Dank dem gigantischen Start von Suicide Squad, verbesserte sich der Umsatz der Top 12 um 23% gegenüber der Vorwoche auf $221,3 Mio, und um gewaltige 84% gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Mission: Impossible – Rogue Nation Fantastic Four an der Chartspitze abwehrte. Es ist bereits das siebte Wochenende dieses Jahr, an dem das Einspiel der Top 12 mehr als $200 Mio erreichte und es wird mit Sicherheit nicht das letzte bleiben. Doch der Megastart von Suicide Squad hatte auch seinen Preis und führte dazu, dass gleich mehrere Filme, insbesondere natürlich andere Action-Blockbuster, um mehr als 50% nachgaben.

Die Beliebtheit von Comicverfilmungen heutzutage ist allgegenwärtig und dieses Jahr ist sie sichtbarerer denn je. Mit fantastischen $133,7 Mio von 4255 Kinos (im Schnitt $31418 pro Kino) eroberte Suicide Squad die Spitze der nordamerikanischen Kinocharts und stellte dabei den drittbesten Start des Jahres auf (nach Civil War, Batman v Superman und Findet Dorie). Gemeinsam mit Deadpool gehören Comicbuchadaptionen vier der fünf besten Starts des Jahres und diese Statistik spricht eigentlich für sich. Doch obwohl Suicide Squad die Höhen von Captain Americas und Supermans neuen Einsätzen verfehlte, ist dieses Startwochenende eigentlich noch beeindruckender. Wie auch im Falle vom Deadpool, haben wir es bei Suicide Squad (mit der Ausnahme des Jokers) nicht mit Ikonen der Popkultur wie Batman, Superman oder Iron Man zu tun. Es ist (ebenfalls wie bei Deadpool) dem fulminanten Marketing des Studios zu verdanken, dass Suicide Squad einen solchen Riesenstart hinlegte. Der Film versprach, sich von gewöhnlichen Comicadaptionen über strahlende Helden abzuheben, und das weckte so die Neugier der Kinogänger. Insbesondere unter Frauen kam deutlich mehr Interesse auf als bei Batman v Superman. Lag der Frauenanteil am Startwochenende des Kampfes der Giganten noch bei 31%, betrug er bei Suicide Squad ordentliche 46%. Das haben wir vermutlich Margot Robbies Harley Quinn und Jared Letos Auftritt als Joker zu verdanken.

Für Warner Bros. sollte Suicide Squad ein ähnliches Publikum abgreifen wie Marvels Guardians of the Galaxy, was sowohl der Vermarktung als auch dem identischen Starttermin zu entnehmen war. Die Rechnung ging auf und zwei Jahre nach dem Start von Guardians pulverisierte Suicide Squad dessen August-Startrekord von $94,3 Mio. Doch ob er auch dessen Gesamteinspiel von $333,2 Mio erreichen wird, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen. Trotz des tollen Starts sehen die künftigen Aussichten von Suicide Squad eigentlich weniger herausragend aus, wenn man sich die immense Frontlastigkeit am ersten Wochenende anschaut. Gelang dem Film am Freitag mit $64,9 Mio noch der drittbeste Starttag des Jahres (von dem $20,5 Mio auf Previews am Donnerstagabend entfielen), brach der Streifen am Samstag um 40,6% ein und setzte $38,6 Mio um. Im Vergleich: Guardians of the Galaxy spielte am ersten Tag zwar nur $37,8 Mio ein, fiel am Samstag aber nur um 18,1% auf $31 Mio. Natürlich ist Suicide Squad ein von den Fans so heiß erwarteter Film, dass von einem hohen Ausmaß an Frontlastigkeit auszugehen war. Doch nicht nur das wird eine Rolle spielen, sondern auch die schwächere Rezeption des Films. Mit einem "B+"-CnemaScore (äquivalent einer "2+") kam er bei den Zuschauern zwar besser weg als Batman v Superman (der eine "B" erhielt), doch gerade bei einer fangesteuerten Adaption wie diesen ist das keine herausragende Wertung. Die sehr schwachen Rezensionen werden auch niemanden überzeugen, den Film zu sehen, der nicht vorher schon Interesse daran hatte, während genau das bei Guardians of the Galaxy der Fall war. Ähnlich ging es dieses Jahr schon Batman v Superman: Dawn of Justice, der mit $166 Mio startete und insgesamt $330,4 Mio einspielte, also weniger als das Doppelte von seinem Startwochenende. Tatsächlich hat jener Film an seinem Starttag alleine fast ein Viertel seines Gesamteinspiels eingenommen. Wenn es Suicide Squad genau so ergeht, dann wird er in Nordamerika etwa $265-270 Mio erreichen. Ich erwarte allerdings besseres Durchhaltevermögen dank starken Werktagen in der Sommerzeit. Wenn sogar das Fantastic-Four-Reboot letzten Sommer sein Startwochenende mehr als verdoppeln konnte, wird dies auch Suicide Squad auf jeden Fall gelingen. Helfen wird ihm dabei auch die Tatsache, dass es der letzte große Sommerblockbuster des Jahres ist und er sogar den gesamten August über den Spitzenplatz halten könnte. Daher sollte der Film die $300-Mio-Marke passieren und mit $310-325 Mio vermutlich knapp hinter Batman v Superman und Guardians of the Galaxy landen. Für die $175-Mio-Produktion ist es ein sehr großer Erfolg. Es stellt sich jedoch die Frage, wie viel unausgeschöpftes Potenzial hier auf der Strecke geblieben ist. Denn wenn Suicide Squad ein wirklicher Publikumsliebling geworden wäre, hätte er mit Sicherheit auch locker $400 Mio gepackt.

Jason Bourne hatte unter dem Start von Suicide Squad deutlich zu leiden und da half ihm auch die positive Mundpropaganda mit einem "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-") nicht. Das Action-Sequel verlor 62,2% seiner Zuschauer vom Startwochenende und spielte weitere $22,47 Mio ein. Sein Gesamteinspiel beträgt $103,1 Mio nach zehn Tagen. Der Film hielt sich an seinem zweiten Wochenende schlechter als jeder andere Bourne-Film zuvor, einschließlich Das Bourne Vermächtnis. Sein vorläufiges Einspiel liegt bereits 22% hinter Das Bourne Ultimatum und nur noch 4% vor Die Bourne Verschwörung im selben Zeitraum, wobei er schon bald hinter den letzteren zurückfallen wird. Jason Bourne sollte sich in Ermangelung direkter Konkurrenz über die kommenden Wochen zwar erholen, doch es ist schon deutlich, dass die Rückkehr des Superagenten an den US-Kinokassen nicht ganz der große Hit sein wird, den sich Universal vermutlich erhoffte. Es sieht nach einem finalen Einspiel von etwa $155-165 Mio aus, inflationsbereinigt also deutlich hinter jedem Bourne-Film mit Matt Damon und gar nicht so weit vor Das Bourne Vermächtnis. Immerhin bescherte Jason Bourne Damon den 12. Film mit ihm in einer der Hauptrollen, der $100 Mio in den USA und in Kanada knacken konnte. Drei dieser Filme gehören der Ocean’s-Reihe an und vier dem Bourne-Franchise.

Die derbe Frauenkomödie Bad Moms hielt sich im Angesicht des Starts von Suicide Squad (und dessen verhältnismäßig hohen Frauenanteils am Publikum) außerordentlich gut und fiel lediglich um 41,2% auf $14 Mio am zweiten Wochenende. Dabei hielt sich die Komödie auf Platz 3 der US-Charts und steht jetzt schon bei $50,9 Mio. Nach nur zehn Tagen ist Bad Moms bereits der größte Erfolg des Studios STX Entertainment und hat noch einige sehr gute Wochen vor sich. Die Ensemblekomödie mit Mila Kunis, Kristen Bell und Christina Applegate verbuchte vergangenes Wochenende einen "A"-CinemaScore unter den Zuschauern, äquivalent einer "1". Es ist die höchste Wertung, die eine R-rated-Komödie in den USA seit dem ersten Hangover erhalten hat. Das spricht dafür, dass viele milde Drops noch folgen werden, insbesondere da dem Film bis zum Start von Bridget Jones’s Baby im September keine direkte Konkurrenz droht. Bad Moms sollte mindestens $90-100 Mio einnehmen, doch auch ein Ergebnis oberhalb der $100-Mio-Marke würde ich nicht ausschließen. Da der Film nur $20 Mio kostete, wird er sehr großen Profit abwerfen.

Auf Seite 2 bringen wir Euch auf den neusten Stand hinsichtlich der Einnahmen von Pets, Star Trek Beyond und Ghostbusters.

Lights Out (2016) Kritik

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Lights Out (2016) Filmkritik

Lights Out, USA 2016 • 81 Min • Regie: David F. Sandberg • Drehbuch: Eric Heisserer • Mit: Teresa Palmer, Gabriel Bateman, Maria Bello, Billy Burke, Alexander DiPersia • Kamera: Marc Spicer • Musik: Benjamin Wallfisch • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Warner Bros. • Kinostart: 4.08.2016 • Website

Lights Out (2016) Filmbild 1Vor drei Jahren hat David F. Sandberg einen netten kleinen Kurzfilm inszeniert, in dem ein in der Dunkelheit hausender Dämon eine junge Frau terrorisiert. Selbst Hollywood hat schließlich Wind von dem unter Genrefans beliebten Shorty gekriegt, weshalb der Regisseur seinen „Lights Out“ nun zu einer 81-minütigen Langversion aufblasen durfte. Horror-Goldesel James Wan (zuletzt mit „Conjuring 2“ selbst auf dem Regiestuhl) übernahm die Produktion, während Eric Heisserer beim Drehbuch Feder führte. Vor allem die Arbeiten von Letztgenanntem können bereits auf die mangelhafte Storyqualität des Films hindeuten, denn als ebenso öde, generisch und überflüssig wie „Final Destination 5“, das „A Nightmare On Elm Street“-Remake oder das „The Thing“-Prequel entpuppt sich leider auch „Lights Out“. Da wird so ziemlich jeder Schocker der jüngeren Vergangenheit aus der Mottenkiste gekramt, um die Ansammlung exzessiv lauter, inflationärer Jump Scares irgendwie unter eine sehr dünne Geschichte zu rühren. Den Grundstein legt Jonathan Liebesmans beliebiger „Der Fluch von Darkness Falls“ (2003), dazu noch etwas J-Horror-Mythologie und eine Extraportion Melodramatik für die vermeintliche Tiefe – fertig ist das neu getaufte Produkt mit Franchise-Ambitionen.

Lights Out (2016) Filmbild 2Im Grunde hat man bereits mit der Einstiegsszene alles gesehen: In einer Fabrik wird eine Angestellte Zeugin einer mysteriösen Erscheinung, die offensichtlich nur in der Dunkelheit existieren kann. Trotz Warnung zeigt sich ihr Chef Paul (Billy Burke) von der seltsamen Beobachtung wenig beeindruckt, was sich als nicht besonders schlaue Haltung erweisen soll. Im Dunkeln ist hier nicht bloß gut munkeln, sondern es erwartet einen darin auch der blitzschnelle Tod. Pauls nun alleinstehende Frau Sophie (Maria Bello) leidet schon lange unter Depressionen und isoliert sich in ihrem abgedunkelten Haus. Sie führt scheinbar Selbstgespräche, was in Genrestreifen ja generell suspekt ist, und verstört ihren kleinen Sohn Martin (Gabriel Bateman) mit ihrem Verhalten so sehr, dass dieser unter Schlafentzug leidet und schließlich bei seiner älteren Schwester Rebecca (Teresa Palmer) Zuflucht sucht. Als das lichtscheue Ungeheuer nun auch Rebecca attackiert und den Namen Diana auf den Boden kratzt, ist es an der Zeit, ihre bis zu diesem Punkt gemiedene Mutter zur Rede zu stellen: Offenbar besteht ein Zusammenhang zwischen deren psychischer Verfassung und der bösen Entität …

Lights Out (2016) Filmbild 3Eigentlich mag man einen derart oberflächlichen Reißer wie „Lights Out“ nicht nach dessen Logik beurteilen, doch wenn ein Film so sehr auf strikte Spielregeln für sein Monstrum besteht, stört es doch sehr, wenn er diese je nach Laune auch gerne mal dreist ignoriert. Warum kann der Dämon beispielsweise in einem hell erleuchteten Zimmer das Bein eines Protagonisten ergreifen und diesen unter das Bett zerren? Und warum verschwindet das Wesen unter Beleuchtung meist einfach, während es in späteren Szenen durch eine Taschenlampe Schaden nimmt? Natürlich ist schon die Story an sich kompletter Quatsch mit Soße, doch nicht einmal diesen Unsinn halten Autor und Regisseur bis zum Ende konsequent durch. Stattdessen gibt es obendrauf noch Familiendrama-Schmalz und Küchentisch-Psychologie („Der Babadook“ lässt grüßen), damit sich die Zuschauer zumindest etwas für die schablonenhaft gezeichneten Figuren interessieren. Unsympathisch sind diese zwar nicht, aber – wie der gesamte Film – reichlich egal: Die Tochter ist tough, ihr Freund Bret (Alexander DiPersia) ein treuer Kuschelrocker mit Hasenfuß und Bruderherz Martin das typische, schutzbedürftige Horrorfilm-Kind. Das klare Highlight in diesem ansonsten schwachen Einheitsbrei ist Maria Bello, die mit ihrem zwielichtigen Spiel mehr Unbehagen hinterlässt, als die zu schnell abgenutzte Spukgestalt. Bello und ihrem Filmsohn gehört dann auch die einzige wirklich gruselige Szene – gänzlich ohne lautes Getöse. Der Rest bleibt leider pures Terrorkino, dessen Effekt rasch verpufft, nachdem man die brachiale Herangehensweise des Regisseurs erstmal durchschaut hat.

Außerdem gibt es einige unfreiwillig komische Momente, ein atmosphärisches Setting, dem ich einen besseren Film gegönnt hätte, und ganz viel Genrekost von der Stange. Kalten Kaffee. Ob „Lights Out“ unter all den generischen Machwerken handwerklich einen Zentimeter herausragt, ist mir unterm Strich herzlich egal. Regisseur Sandberg soll als nächstes Projekt das Sequel zum belanglosen „Annabelle“ (2014) in Angriff nehmen. Das passt.

Licht aus. Gute Nacht.


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Ghostbusters (2016) Kritik

Ghostbusters (2016) Filmkritik

Ghostbusters, USA 2016 • 116 Min • Regie: Paul Feig • Mit: Kristen Wiig, Melissa McCarthy, Kate McKinnon, Leslie Jones, Chris Hemsworth, Neal Casey  • FSK: n.n.b. • Kinostart: 4.08.2016 • Deutsche Website

Handlung

Dr. Erin Gilbert (Kristen Wiig) und Dr. Abby Yates (Melissa McCarthy) sind eigentlich Freundinnen seit Kindheitstagen, interessiert am Paranormalen und haben gemeinsam ein Sachbuch verfasst, das die Existenz von Geistern postuliert. Dieses machte die beiden zum Gespött in der wissenschaftlichen Gemeinde. Während Abby ihrem Glauben treu blieb, kehrte Erin den Theorien und damit auch ihrer besten Freundin den Rücken. Mehrere Jahre vergehen und Erin steht kurz davor, einen Lehrstuhl an der prestigeträchtigen Columbia University von New York angeboten zu bekommen, als plötzlich ihr Buch auf Amazon auftaucht und droht, ihren Ruf als seriöse Wissenschaftlerin zu diskreditieren. Wutentbrannt konfrontiert sie Abby, die mittlerweile gemeinsam mit der exzentrischen wie genialen Nuklearingenieurin Holtzmann (Kate McKinnon) das Paranormale erforscht und offenbar kurz vor einem Durchbruch steht. Wie das Schicksal es so will, kommt dieser mit der Ankunft der mittlerweile skeptischen Erin. Nach einer hautnahen (und schleimigen) Begegnung mit einem Geist, glauben die drei an die größte Entdeckung ihres Lebens. Zu blöd, dass der Rest der Welt sie für Schwindler hält. Um es allen zu beweisen, müssen sie einen Geist einfangen. Dazu gründen sie das Institut für metaphysische Untersuchungen und gehen gemeinsam mit der U-Bahn-Angestellten Patty (Leslie Jones), ihres Zeichens Expertin für New Yorker Geschichte, auf Geisterjagd. Dabei kommt das Geisterjägerinnen-Quartett finsteren Vorkommnissen auf die Spur. Wenn New York am Rande einer Apokalypse steht, stellt sich dann allen die Frage: "Who you gonna call?"

Kritik

Ghostbusters 2016 Filmbild 1Ich bin sicherlich noch nicht so weit, mich als einen Veteran unter Filmfans zu bezeichnen, doch mehr als mein halbes Leben lang sind Filme mein größtes Hobby gewesen und sind mit der Zeit auch zu einem großen Teil meines privaten und beruflichen Lebens geworden. In all den Jahren ist mir kein anderer Film begegnet, dem noch Monate vor seinem Kinostart so viel Hass und Ablehnung entgegenschlug, wie Paul Feigs Remake von Ghostbusters, das kommenden Monat auch in unseren Kinos startet. Liest man manche Kommentare zum Film durch, könnte man meinen, er sei eine Adaption von "Mein Kampf" produziert vom Ku-Klux-Klan. Zumindest in gewissen Schichten wäre ein solcher Film vermutlich immer noch auf bessere Resonanz gestoßen als Ghostbusters. Die Hasstiraden reichten von genereller Ablehnung gegenüber jeglichen Remakes des beliebten Originalsfilms (verständlich) über leicht (?) misogyn angehauchte Anmerkungen, die unterstellten, Ghostbusters haben grundsätzlich nur Männer zu sein, bis hin zu ganz offenen Angriffen auf das Aussehen der Hauptdarstellerinnen des Films, was zwangsläufig die Frage aufwirft, ob der Hass auch so groß gewesen wäre, wenn alle Darstellerinnen dem Schönheitsideal Hollywoods entsprächen und regelmäßig die Cover von GQ, Vanity Fair oder Esquire zierten. Für gewöhnlich würde eine solche, hauptsächlich auf das World Wide Web beschränkte Kontroverse nicht den Einzug in meine Filmkritik finden, doch in diesem Fall erreichte sie solche Ausmaße, dass man schlicht nicht umhin kommt, sie anzusprechen.

Ghostbusters 2016 Filmbild 3Doch auch falls jemand hoffte, dass Ghostbusters die Mutter aller Remakes wird, den Hatern einen riesigen Mittelfinger zeigt und zu einem eigenständigen Meisterwerk wird, muss ich sie an dieser Stelle enttäuschen. Denn nach erfolgter Sichtung des Films, ist es mir rätselhafter denn je, wie ein so harmloser Film so viel Hass auf sich ziehen konnte. Denn genau das ist der neue Ghostbusters: harmlos. Das kann man als Kompliment in den Augen derer auffassen, die das Schlimmste befürchteten, oder auch als Vorwurf, denn der Geschlechtertausch der Protagonisten ist wirklich das mit Abstand größte Risiko, das die Macher auf sich genommen haben. Die Tatsache, dass es Frauen sind, spielt innerhalb des Films eine bestenfalls untergeordnete Rolle. Wer also eine feministische Botschaft über Frauen, die sich in einer von Männern dominierten Welt behaupten, erhofft (oder befürchtet), muss diese woanders suchen. Ghostbusters ist kein schlechter Film, aber er spielt sehr auf Nummer sicher. Es ist ironisch bis absurd, dass es Vorwürfe hagelte, der Film würde das Erbe des Originals und die Kindheiten vieler Filmbegeisterter vergewaltigen (ja, genau das Wort fiel des Öfteren im Kontext), denn das Original wird hier äußerst respektvoll behandelt. Manchmal bedeutet das liebevolle Verneigungen (die bis in die Szene nach dem Abspann hineinreichen), gelegentlich auch direkte Kopien. Sogar Ray Parker Jr.s Ohrwurm wird mindestens genau so viel wenn nicht mehr Platz eingeräumt wie Missy Elliotts neuem Song. Einen Preis für Originalität wird Ghostbusters nicht gewinnen, nicht einmal unter Blockbuster-Remakes. Doch was am Ende zählt, ist, dass der Film Spaß macht, und das hat er hauptsächlich seiner Besetzung zu verdanken.

Ghostbusters 2016 Filmbild 2Ausgerechnet der Aspekt des Films, um den sich der Großteil der Kontroverse dreht, ist auch die Rettung des ansonsten etwas redundant wirkenden Werks. Der erste Blick auf die Zusammenstellung der Figuren lässt vielleicht den Anschein erwecken, man hätte direkte Pendants zu Peter, Ray, Egon und Winston aus den Originalfilmen zusammengestellt. Wir haben schließlich auch hier die Skeptikerin, die kindlich begeisterte Glaubende, die sozial etwas ungeschickte Technikerin und die afroamerikanische Figur, die als letzte zum Team hinzukommt und mit dem wissenschaftlichen Geschwafel der anderen wenig anfangen kann. Mit Sicherheit haben sich Paul Feig und Katie Dippold bei ihrem Drehbuch von diesem Grundgerüst inspirieren lassen, doch Wiig, McCarthy, McKinnon und Jones lassen ihre Figuren sich auf eigene Weisen entfalten. Wem es vor einer schrillen McCarthy à la Brautalarm oder Taffe Mädels graut, kann unbesorgt sein, denn sie schraubt ihre laute Art für den Film deutlich runter. Sowohl McCarthy als auch Wiig spielen ihre Rollen zurückhaltend, etablieren aber schnell echte Freundinnen-Chemie miteinander. Leslie Jones’ Patty ist wirklich kein Vergleich zu Ernie Hudsons Winston. Hudson in allen Ehren, doch in Ivan Reitmans Filmen war Winston immer noch "der vierte Ghostbuster", dessen Persönlichkeit keine Rolle spielte. Nicht alle improvisierten Einlagen der "Saturday Night Live"-Komikerin zünden, doch der Charakter fühlt sich wie ein echtes und wertvolles Mitglied des Teams an.

Ghostbusters 2016 Filmbild 4Es ist aber Kate McKinnons Holtzmann (ja, sie hat auch einen Vornamen), mit der der Film für viele stehen oder eben fallen wird. Abgesehen von der Affinität für das Technische, ist keine Spur von Egon Spengler in ihr und das ist auch gut so. In jeder ihrer Szenen geht eine unbändige, sehr schräge Energie von ihr aus. Sie ist unvorhersehbar, sarkastisch, kokett und manchmal einfach nur durchgeknallt, als sei sie in einem Paralleluniversum zum Rest des Films. Manche Zuschauer wird sie auf die Palme treiben, für mich war McKinnon ein reiner Genuss. Der einzige, der mit ihr mithalten kann, wenn auch mit einer traditionelleren Performance, ist Chris Hemsworth als Kevin, der gutaussehende, aber grenzdebile Sekretär der Ghostbusters. Wer das mittelprächtige Vacation-Remake aus dem letzten Jahr gesehen hat, weiß um das komödiantische Talent des Marvel-Stars, doch hier bringt er es auf ein ganz neues Level und dieses erreicht im Abspann seinen Höhepunkt.

Wie die meisten bereits wissen, erwarten die Zuschauer Gastauftritte von nahezu allen Stars des Originalfilms. Diese wirken mal mehr, mal weniger aufgesetzt, wobei gerade die letzten beiden Cameos punkten. Leider geht auch die Rolle von Neal Casey, dem eigentlichen Bösewicht des Films, kaum über ein erweitertes Cameo hinaus, was schade ist, denn in seinen wenigen Szenen zeigt er durchaus Potenzial.

Ghostbusters 2016 Filmbild 5Während die meisten Lacher des Films auf die Konten von McKinnon und Hemsworth gehen, ist Ghostbusters durchweg amüsant, auch wenn das Zwerchfell nur selten stark beansprucht wird. Nach einem sehr guten Aufbau macht der Film gerade gegen Ende den Fehler, den Fokus mehr auf effektreiche, große Actionsequenzen gegen die Geister (der Marshmallow-Mann lässt grüßen) zu verschieben. Die Effekte sehen fabelhaft aus, das Geister-Design ist innovativ (aber natürlich wird auch hier an jeder Ecke dem Original behuldigt), doch damit kann man die Zuschauer im Jahre 2016 auch nicht mehr vom Hocker reißen, ebenso wenig wie mit größtenteils überflüssigem 3D. Man wünscht sich mehr Interaktion zwischen den Hauptdarstellerinnen, doch der Film spendiert stattdessen jeder Dame eine eigene Actionsequenz (und auch hier ist McKinnons Auftritt das große Highlight). Und dann ist der große Showdown beinahe abrupt vorüber und die Gefahr eines drohenden Weltuntergangs nie wirklich spürbar. Aber immerhin sind die vier Geisterjägerinnen wieder beisammen, sodass man als Zuschauer ihre Chemie weiter auskosten kann.

Fazit

Der neue Ghostbusters ist vermutlich der harmloseste Film aller Zeiten, um den es je eine große Kontroverse gab. Wenn man Paul Feigs unterhaltsamer Neuverfilmung etwas vorwerfen kann, dann ist es, dass sie zu sehr auf Nummer sicher spielt, keine Risken angeht, wenig Neues beisteuert und das Original auf einen sehr hohen Podest stellt. Die toll aufeinander eingespielte Besetzung, mit Kate McKinnon und Chris Hemsworth als Most Valuable Players,  rettet den Film vor der Mittelmäßigkeit.

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Box-Office Deutschland: Independence Day: Wiederkehr erobert die Spitze

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Independence Day Wiederkehr Box Office Deutschland

Quelle: Insidekino

Am ersten Wochenende nach dem Ende der Europameisterschaft hat sich das Kinogeschäft in Deutschland von der Flaute in den Vorwochen mächtig erholt. Dank dem Sommerferienbeginn in mehreren großen Bundesländern und etwas durchwachsenerem Wetter als am Wochenende davor, legten mehrere Filme gegenüber der Vorwoche zu. Die Gesamtbesucherzahl der Top 10 steigerte sich um 90% gegenüber dem vorigen Wochenende auf ordentliche 1,39 Mio, was aber immer noch 3% unter dem gleichen Wochenende im Vorjahr lag.

Independence Day: Wiederkehr kam in Roland Emmerichs Heimatland mit 464,000 Besuchern in 744 Kinos solide aus den Startlöchern, belegte die Chartspitze und erzielte einen Schnitt von 623 verkauften Tickets pro Spielstätte. Es war das fünftbeste Startwochenende des Jahres in Deutschland, haarscharf vor The Jungle Book, jedoch deutlich hinter Deadpool, Zoomania, Batman v Superman und The First Avenger – Civil War. Es war aber auch der zweitbreiteste Start des Jahres. Nur Ice Age 5 wurde zum Start in noch mehr Kinos aufgeführt. Einschließlich der bundesweiten Previews steht Independence Day: Wiederkehr bislang bei 515,000 Zuschauern in Deutschland. Nun kann man auf jeden Fall sagen, dass dieser Start nicht so enttäuschend ist wie in Nordamerika. Allerdings verblasst er auf jeden Fall verglichen zu seinem megaerfolgreichen Vorgänger, der vor 20 Jahren mit fast 1,92 Mio Besuchern zum Start den damaligen Startrekord von Jurassic Park zerschmetterte und am Ende auf mehr als 9 Mio Besucher in Deutschland kam. Wie es aussieht, wird es das Sequel nicht einfach haben, während seiner gesamten Laufzeit auf die Zahlen zu kommen, die der Originalfilm an seinem Startwochenende alleine schrieb. Mit Blockbuster-Konkurrenz von Star Trek Beyond, The Legend of Tarzan und Ghostbusters im Wochentakt erwarte ich kein besonders gutes Durchhaltevermögen. Mit etwas Glück wird Independence Day 2 1,8 Mio Zuschauer in Deutschland erreichen, könnte aber auch deutlich tiefer landen.

Ice Age – Kollision Voraus! profitierte mächtig vom Ferienstart und kinofreundlicherem Wetter und verbesserte sich an seinem dritten Wochenende um 32% gegenüber der Vorwoche. Es war der beste Besucheranstieg in der gesamten Top 10 und bescherte dem Film 378,000 Zuschauer von Donnerstag bis Sonntag, was für Platz 2 der Charts reichte. Insgesamt zählt Ice Age – Kollision voraus! 1,455,000 Zuschauer in den ersten 18 Tagen. Für die meisten Animationsfilme wäre das ein tolles Zwischenergebnis, doch die ersten vier Ice-Age-Filme haben im selben Zeitraum schon mehr als 4 Mio Besucher in die Kinos gelockt. Der Erfolgsabbruch ist sehr markant; die Ice-Age-Marke ist ausgelutscht. Mit den Ferien im Rücken hat Ice Age – Kollison voraus! noch mehrere gute Wochen vor sich, doch die Konkurrenz von Pets wird ihn Ende des Monats hart treffen. Deshalb gehe ich von insgesamt etwa 2,8 Mio Besuchern aus, 58% unter dem bislang am schwächsten besuchten Teil der Reihe.

Während Ice Age 5 in gewisser Hinsicht als Box-Office-Enttäuschung betrachtet werden kann, ist die Bestsellerverfilmung Ein ganzes halbes Jahr ein ganz großer Erfolg in Deutschland. In der vierten Woche legte der Film um 27% auf 192,000 Zuschauer zu und brachte seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 1,45 Mio. Damit hat die Romanze jetzt schon das Gesamtergebnis von Das Schicksal ist ein mieser Verräter getoppt und steuert klar auf mehr als 2 Mio Besucher zu. Sogar 2,5 Mio Zuschauer würde ich noch nicht ausschließen. Die Performance des Films erinnert stark an P.S. Ich liebe Dich, der 2008 knapp 2,15 Mio Besucher in Deutschland erreichte.

Der deutsche Fantasyfilm Smaragdgrün baute in der zweiten Woche 25% ab und erreichte 84,000 Besucher. Insgesamt hat der Film in den ersten 11 Tagen im Verleih 291,000 Deutsche in die Kinos gelockt – 22% vor Rubinrot, aber 12% hinter Saphirblau im selben Zeitraum. Auch das Endergebnis von Smaragdgrün sollte sich irgendwo zwischen den beiden einpendeln, bei etwa einer halben Million Zuschauer.

Die deutsche Cannes-Sensation Toni Erdmann startete mit 72,000 Zuschauern in nur 96 Kinos sensationell und erzielte den höchsten Kinoschnitt am Wochenende! Samt Sneaks und Previews kam Toni Erdmann bis Sonntag auf 81,000 Besucher. Zum Vergleich: der letzte von der Kritik sehr gefeierte deutsche Film, Victoria, startete letzten Juni mit 16,000 Zuschauern von 61 Kinos. Insgesamt erreichte Victoria knapp 392,000 Besucher in Deutschland. Ein ähnlicher Multiplikator würde für Toni Erdmann fast 1,8 Mio Zuschauer bedeuten. Ich gehe zwar nicht davon aus, dass das eintreffen wird, weil der Film gerade für den Massengeschmack doch etwas zu schräg sein könnte, doch der Hype, der dem Film in den Feuilletons zuteil wird, sollte ihn bis zur Millionenmarke tragen und das wäre schon ein gigantischer Triumph für das deutsche Kino und die Regisseurin Maren Ade.

Auf Seite 2 haben wir Updates zu den Besucherzahlen von Central Intelligence, Conjuring 2 und Angry Birds.

Star Trek Beyond (2016) Kritik

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Star Trek Beyond (2016) Filmkritik

Star Trek Beyond, USA 2016 • 122 Min • Regie: Justin Lin • Drehbuch: Simon Pegg, Doug Jung • Mit: Chris Pine, Zachary Quinto, Zoe Saldana, Idris Elba, Simon Pegg, Sofia Boutella, Karl Urban, John Cho, Anton Yelchin • Kamera: Stephen F. Windon • Musik: Michael Giacchino • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Paramount Pictures • Kinostart: 21.07.2016 • Deutsche Website

Star Trek Beyond (2016) Filmbild 1Die Reise in ferne Galaxien geht weiter: Nachdem er mit „Star Trek“ (2009) und „Star Trek Into Darkness“ (2013) den Kult um das Raumschiff Enterprise für ein neues Kinopublikum frisch aufbereitet hat, hat sich J.J. Abrams mit „Star Wars – Das Erwachen der Macht“ (2015) nun der dunklen Seite der Weltraumabenteuer zugewandt und den Regieposten bei „Star Trek Beyond“ dem Genre-Newcomer Justin Lin überlassen. Doch keine Sorge – zwar imponiert das Sequel mit einigen wahrhaft wilden Actionsequenzen, entpuppt sich aber entgegen der Filmografie Lins glücklicherweise nicht als 2 fast 2 furious. Der Abrams-typische Einsatz von Lens Flares erfolgt hier zwar nur noch rudimentär, doch sonst ist in diesem Filmuniversum auf den ersten Blick alles beim Alten geblieben. Mit einer sympathisch-heiteren Eröffnungsszene wirft Lin die Zuschauer direkt in ein adrenalinhaltiges Spektakel, in dem auch der Humor nicht zu kurz kommt. Dafür sorgt schon der britische Scotty-Darsteller Simon Pegg („Hot Fuzz“), der zusätzlich seine Duftmarke als Drehbuch-Koautor hinterlassen hat.

Star Trek Beyond (2016) Filmbild 2Dieses Mal erwartet die Crew um James T. Kirk (Chris Pine), Spock (Zachary Quinto), „Pille“ McCoy (Karl Urban), Lieutenant Uhura (Zoe Saldana), Sulu (John Cho), Chekov (nach seinem tragischen Tod das letzte Mal in seiner Rolle zu sehen: Anton Yelchin) und Scotty ein vermeintlich geradliniger Auftrag: Die Außerirdische Kalara (Lydia Wilson) hat ihre Schiffsbesatzung auf einem bislang unentdeckten Planeten verloren und bittet die Sternenflotte um Hilfe bei der Rettung. Schon vor der Ankunft wird Kirk und seinem Team klar, dass an der Mission etwas faul ist. Ein blitzschneller Angriff des Kriegers Krall (Idris Elba) zwingt die Überlebenden zur Bruchlandung auf der bergigen Oberfläche. Durch die brutale Attacke voneinander getrennt, muss die Crew zunächst wieder zueinander finden, um schließlich den Kampf gegen den Tyrannen aufzunehmen: Nur ein altes Artefakt an Bord der Enterprise fehlt Krall zur Fertigstellung einer fatalen biologischen Waffe. Zusammen mit der einheimischen Einzelgängerin Jaylah (Sofia Boutella) wird ein Plan zur Abwendung der Katastrophe geschmiedet …

Star Trek Beyond (2016) Filmbild 3Ok, eingefleischte Alt-Trekkies hatten ja bereits ihre Probleme mit Abrams' Vorgängern („Star Trek Into Darkness“ wurde von den Hardcore-Jüngern gar zum schlechtesten Eintrag in die Gesamtserie gekürt), und so ist es durchaus fraglich, ob diesen nun Lins stilistisch sehr ähnliche Arbeit besser schmeckt. Im Mittelpunkt stehen erneut die Schauwerte und atemlose Action, während man die Charaktere nach zwei Filmen bereits so verinnerlicht hat, dass sie ohne viele Zusatzinformationen aus dem Stand funktionieren. Zu Beginn werden einige mild-existenzielle Fragen angerissen, die sich aber im folgenden Feuerwerk schnell pulverisieren und zum Ende auch fast wieder vergessen sind. Dafür gibt es mit Jaylah (die Figur wurde übrigens angeblich von Jennifer Lawrences Performance in „Winter´s Bone“ inspiriert – daher der Name) eine nicht sonderlich originelle, aber dafür sehr effektive neue Kämpfernatur, und mit Krall einen wirklich kaltblütigen Bösewicht, der den Puls souverän in die Höhe treibt. Das mag jetzt alles erneut wenig mit dem intellektuellen Ansatz der „Star Trek“-Ursprünge zu tun haben, aber geschenkt: „Star Trek Beyond“ macht letztlich genauso viel Spaß wie seine zwei Prequels, wenn man über die eine oder andere Länge zum Schluss und ein wenig Abnutzungserscheinungen hinwegsieht.

Star Trek Beyond (2016) Filmbild 4Wenn man bedenkt, dass die meisten Hollywood-Franchises bereits ab Teil zwei irgendwie fad wirken, verfügt die aktuelle „Star Trek“-Reihe trotz bewährter Rezeptur immer noch über einen knackigen Touch. Möglicherweise liegt das daran, dass Initiator Abrams (wie auch bei den „Mission: Impossible“-Filmen ab Teil vier) in der Produzentenrolle weiterhin ein wachsames Auge auf die Qualität der Produkte hat und die Auswahl der Regisseure sorgfältig trifft. Justin Lin hat sich gegen alle Skepsis von vielen Fans und Kritikern als kompetenter Handwerker erwiesen, der den zahlreichen Höhepunkten eine bemerkenswerte inszenatorische Wucht zu verleihen vermag. Manchmal toppt er hier sogar Abrams, wenn man beispielsweise an eine von Beastie Boys-Klängen passend unterlegte, irrwitzige Sabotageaktion oder einen schweißtreibenden Zweikampf in einer mit künstlicher Gravitation ausgestatteten Stadt denkt. Zwischen all den lauten Gefechten dringt in diesem Abenteuer sogar kurz mal der Entdecker-Geist Gene Roddenberrys durch – der größte Teil der Handlung spielt sich immerhin in einer unbekannten Welt ab.

Insofern könnte „Star Trek Beyond“ die harten Gegner des ungeliebten Vorgängers vielleicht wieder etwas beschwichtigen. Und wenn nicht: Anhänger der jungen Sternenflotte wird dieser neue Eintrag ins Logbuch ganz sicher erneut begeistern. Mit Warp 4 zu Teil 4.


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