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Deepwater Horizon (2016) Kritik

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Deepwater Horizon (2016) Filmkritik

Deepwater Horizon, USA 2016 • 108 Min • Regie: Peter Berg • Drehbuch: Matthew Sand, Matthew Michael Carnahan • Mit: Mark Wahlberg, Dylan O’Brien, Kurt Russel, John Malkovich, Kate Hudson, Gina Rodriguez, James DuMont, Stella Allen •  FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 24.11.2016 • Deutsche Website

Deepwater Horizon (2016) Filmbild 1Die amerikanische Flagge weht im Höllenfeuer des Kapitalismus, die Bohrinsel Deepwater Horizon steht in Flammen. Diejenigen, die sich retten konnten, kauern öl- und dreckverschmiert auf einem Rettungsboot und beten zusammen: „[…] deliver us from evil.“ Der Kapitalismus ist der Antagonist in Peter Bergs (Battleship) wütendem Aktivisten-Katastrophenfilm, Personen wie John Malkovichs (Warm Bodies) Mitarbeiter des britischen Mineralölunternehmens BP Donal Vidrine seine vom Film dämonisierte Inkarnation. Als eine Gruppe von Arbeitern zu Beginn des Films mit einem Hubschrauber zur Bohrinsel gebracht wird, fallen Bemerkungen zur übermenschlichen Natur der künstlichen Insel inmitten des Golfes von Mexiko. In ihr sieht der Film eine weitere Ausführung des Gotteskomplex der Menschen, die sich nicht nur in die Natur einmischen, sondern sie sich zu eigen machen wollen. Doch wie am 20. April 2010 schlägt die Natur zurück.

Deepwater Horizon (2016) Filmbild 2Beim gemeinsamen Familienfrühstück von Cheftechniker der Deepwater Horizon Mike Williams (Mark Wahlberg) deutet das braune Gold der Getränkeindustrie bereits das bevorstehende Unglück an, als die Kleine Sydney (Stella Allen) beim Versuch, die Funktion einer Bohrinsel mit Stift und Cola-Dose zu demonstrieren, eine Zuckerwasser-Fontäne auslöst. Düsteres Foreshadowing, spielerische Exposition und emotionale Unterfütterung der Charaktere bestimmen die flotte erste Hälfte vor der Katastrophe. Mit einfachen Handgriffen bringt Peter Berg alles in Position, um den Zuschauer emotional in seine anklagende Position gegenüber dem gierigen Konzern BP zu involvieren, die aus Sparmaßnahmen wichtige Sicherheitstests vernachlässigten. Am deutlichsten ist die Zahnrad-Mechanik von Deepwater Horizon spürbar, wenn Mike Williams den Zuschauern nach seinem Eintreffen auf der Bohrinsel gewissermaßen eine kleine Führung gibt. Die Geographie der verwinkelten Metallkonstrunktion wird entflechtet, die wichtigsten Schauorte mit einem kleinen Subplot abgetastet und den Arbeitern Gesichter gegeben. Elf Menschen kamen bei dem Unglück auf der Deepwater Horizon 2010 ums Leben, nach Mike Williams, der maßgeblich daran beteiligt war, dass diese Zahl nicht noch höher ist, möchte Peter Berg vor allem diesen Gesichtern Gewicht geben.

Deepwater Horizon (2016) Filmbild 3Schon fast auf die Minute genau geht die Bombe zur Halbzeit des Films hoch. Bis sich die ersten Geretteten einige Zeit später aber in zu Beginn erwähnter Szene im Rettungsboot befinden und Deepwater Horizon in seinen letzten Minuten im Schockzustand statt heroischem Heimkehren das befreite Aufatmen verwehrt und stattdessen reichlich Klöße in die Hälse pflanzt, suhlt sich der Film den nahezu kompletten zweiten Akt in reichlich uninteressanten Katastrophenbildern. Der Score brummt, die Kamera wackelt, die Leute rennen durch vernebelte, rötlichen Bilder der Zerstörung. Stirbt ein Charakter, hat man sein Gesicht wenigstens schon einmal gesehen, er ist keine identitätslose Hülle – der Schlag in die Magengrube bleibt während des fortlaufenden audiovisuellen Durcheinanders trotzdem aus.

Fazit

Deepwater Horizon ist emotional berechnendes Katastrophen-Kino, dessen generischer Charakter ihm erst im zweiten Akt zur Last fällt. Durch seine bemerkenswerten Cast ist Peter Bergs Film in seinen Charaktermomenten gut anzusehen, verliert sich in der zweiten Hälfte jedoch zu sehr in einer redundanten Katastrophen-Ästhetik, bevor das erschütternde Ende für einen letzten Lichtblick sorgen kann.

Trailer

Box-Office Deutschland: Phantastische Tierwesen bleibt an der Spitze

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Box Office Deutschland Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

© 2016 Warner Bros. Pictures

Quelle: Insidekino

Vielleicht lag es an der Eröffnung der Weihnachtsmärkte in weiten Teilen Deutschlands und der dazu passend einsetzenden winterlichen Temperaturen, denn am vergangenen Wochenende war nicht sonderlich viel los in den deutschen Kinos. Keiner der vier breiten Neustarts vermochte wirklich zu überzeugen und für die meisten älteren Filme ging es dennoch überraschend steil bergab. Das Ergebnis: Nur 1,22 Mio Besucher für die Top 10 der deutschen Kinocharts, 32% unter der Vorwoche und 20% unter dem gleichen Wochenende im Vorjahr. Gegen 2015 hat dieses Box-Office Jahr in Deutschland einfach keine Chance.

Der klare und konkurrenzlose Sieger war wieder Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind. Mit 532,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag (-36%) gelang dem Fantasyfilm sogar einer der mildesten Rückgänge in der gesamten Top 10, was vermutlich daran lag, dass es der einzige große Eventfilm ist, der aktuell in den deutschen Kinos läuft. In 11 Tagen konnte Phantastische Tierwesen bereits insgesamt 1,655,000 Besucher in Deutschland verbuchen. Das reicht jetzt schon für Platz 13 unter den besucherstärksten Filmen des Jahres in Deutschland und mit €16,9 Mio liegt er sogar auf Platz 10 nach Umsatz. Allerdings sind es immer noch weniger verkaufte Kinotickets als sieben der acht Harry-Potter-Filme alleine an ihren Startwochenenden in die Kinos lockten. Phantastische Tierwesen hat die Goldene Leinwand und damit mehr als 3 Mio Zuschauer weiterhin fest im Blick und sollte bis zum Start von Rogue One – A Star Wars Story am 15. Dezember auch weitgehend ungestört laufen. Mit etwas Glück sind auch 3,3 Mio Besucher vorstellbar. Für die Top 5 des Jahres wird es aber vermutlich nicht reichen.

Der zweitplatzierte Film blieb ebenfalls unverändert. Willkommen bei den Hartmanns gab in der vierten Woche um 42% nach und begeisterte weitere 234,000 Zuschauer in unseren Kinos. Damit knackte die deutsche Komödie als 8. Film dieses Jahr die 2-Mio-Besuchermarke und ist mit 2,06 Mio gelösten Tickets auch schon der erfolgreichste deutsche Film 2016. Lediglich Wolfgang Petersens mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer und Michael "Bully" Herbig stark besetzte Komödie Vier gegen die Bank könnte Hartmanns diesen Status noch streitig machen. Die Integrationskomödie steuert weiterhin auf 3 Mio Besucher in Deutschland zu, doch nach dem überraschend heftigen Drop vergangenes Wochenende wird sie wohl nicht viel weiter darüber hinausgehen. Auf jeden Fall hat der Film bereits über den Erwartungen abgeschnitten und Hollywood-Blockbuster wie The First Avenger: Civil War und The Jungle Book in kurzer Zeit hinter sich gelassen.

Denis Villeneuves intelligentes Science-Fiction-Drama Arrival war der erfolgreichste Neueinsteiger am Wochenende mit 139,000 Besuchern von 397 Kinos. Dabei erzielte der Film einen Schnitt von 350 Zuschauern pro Lichtspielhaus. Einschließlich der Sneaks und Previews steht Arrival bereits bei 159,000 Besuchern. Ich erwarte durchweg positive Mundpropaganda für den Film, sodass er mindestens eine halbe Million Besucher in Deutschland erreichen sollte. Falls der erhoffte Oscar-Hype für den Film eintritt, sind auch möglicherweise 700,000 Tickets drin.

DreamWorks' Trolls sank um einen Platz und 41% auf Rang 4 und 66,000 Besucher an seinem sechsten Wochenende. Insgesamt kann der Film bis dato 993,000 Besucher vorweisen und wird kommendes Wochenende als 27. Film dieses Jahr die Millionenmarke erreichen. Über die Weihnachtszeit hinweg sollte Trolls noch gut laufen und die Kinos dann im Januar mit etwa 1,25 Mio Besuchern langsam verlassen.

Abgerundet wurde die Top 5 durch Pettersson & Findus – Das schönste Weihnachten überhaupt, der in den Charts um einen Platz nach oben kletterte und sich besser hielt als jeder andere Top-20-Film. Pettersson und Findus lockten weitere 48,000 Besucher (-27%) in die hiesigen Kinos und brachten die vorläufige Gesamtbesucherzahl ihres Films auf 294,000. Bis zum Jahresende wird der Streifen noch sehr gut laufen und sollte auf lange Sicht mehr als 600,000 Besucher erreichen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie Florence Foster Jenkins, Deepwater Horizon und Bad Santa 2 gestartet sind und geben Euch ein Update zu Doctor Strange.

Underworld: Blood Wars (2016) Kritik

Underworld Blood Wars (2016) Filmkritik

Underworld: Blood Wars, USA 2016 • 91 Min • Regie: Anna Foerster • Mit: Kate Beckinsale, Theo James, Lara Pulver, Tobias Menzies, Charles Dance, Bradley James • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 1.12.2016 • Deutsche Website

Handlung

Selene (Kate Beckinsale) macht schwere Zeiten durch. Die einstige "Todeshändlerin", eine Elite-Kriegerin der Vampire im Kampf gegen die Lykaner, hat alles verloren: ihren Mentor Viktor, den sie nach seinem Verrat eigenhändig tötete, ihre große Liebe Michael, der spurlos verschwunden ist, und deren gemeinsame Tochter Eve, die sie vor sich und dem Rest der Welt verstecken musste, damit ihr Blut nicht als Waffe im immerwährenden Krieg zwischen Vampiren und Lykanern eingesetzt wird. Beide Seiten in diesem Konflikt sind hinter Selene her. Die Vampire wollen sie für den Mord am Ältesten Viktor richten, die Lykaner, neuerdings unter der Führung des mächtigen Marius (Tobias Menzies), hoffen, über Selene an ihre Tochter heranzukommen und durch ihr Blut in dem Krieg die Oberhand zu gewinnen. Selenes einzige Verbündete sind David (Theo James), dem sie einst mit ihrem eigenen Blut das Leben rettete und ihn ebenfalls immun gegen das Sonnenlicht machte, und sein Vater Thomas (Charles Dance). Doch verzweifelte Zeiten erfordern verzweifelte Maßnahmen. Wenn die Existenz des letzten großen Vampirzirkels durch die wachsende Armee der Lykaner bedroht wird, erteilt der Rat der Vampire Selene eine Begnadigung. Als Gegenleistung soll sie die jungen Vampirsoldaten für den Kampf gegen die Lykaner ausbilden. Nach anfänglichem Zögern nimmt Selene die Einladung an, doch sie ahnt nicht, dass sie lediglich als Spielball der Machtintrigen benutzt wird und Verrat an jeder Ecke lauert…

Kritik

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 1"Als hätte ich eine Serienfolge aus einer Serie gesehen, die ich sonst nicht schaue." Diesen Satz hörte ich kurz nach der Vorführung von Underworld: Blood Wars von einem Kollegen und es fällt schwer, ihm zu widersprechen. Das wird erst recht dadurch verdeutlicht, dass das Sequel mit einem "Was bisher geschah"-Zusammenschnitt beginnt, der mit Ausschnitten aus dem ersten, zweiten und vierten Film (Teil 3 war ein Prequel) und einem Voiceover von Kate Beckinsale deren Handlung rekapituliert. Die Macher waren sich wohl dessen bewusst, dass sogar die eingefleischten Fans der Horror-Actionreihe – und niemand sonst wird sich in die Vorstellungen des Films verirren – nach deren fünfjährigen Abwesenheit von den Leinwänden Schwierigkeiten haben könnten, sich an die Vorgeschichte zu erinnern. Alle anderen werden nach dieser Zusammenfassung erst Recht das Gefühl haben, ein Buch in der Mitte aufgeschlagen zu haben.

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 2Nach diesem Prolog verschwendet der Film keine Zeit, um seinen Zuschauern das zu zeigen, wofür sie ihre Eintrittskarten gekauft haben, und steigt direkt in eine Actionszene ein, in der Selene auf einem Motorrad vor ihren Verfolgern flieht. Es ist die erste von sehr vielen flotten, aber weitgehend austauschbaren Actionsequenzen in dem Film, die allesamt die energische Inszenierung von Len Wiseman, der bei den ersten beiden Filmen der Reihe Regie führte, vermissen lassen. Es mangelt an jeglichen Bemühungen, die Zuschauer mit neuen Ideen zu beeindrucken. Die Action kommt diesmal mit etwas weniger Zeitlupe, aber wieder mit gewohntem Maß an überwiegend computergeneriertem Gemetzel und der für die Reihe leider häufig typischen Billigoptik daher. Dass sich die Effekte der transformierten Lykaner auch nach über einem Jahrzehnt kaum verbessert haben, ist in der Zeit des photorealistischen CGI ein Dorn im Auge. Das 3D geht sogar einen Schritt zurück gegenüber dem letzten Film und fällt kaum auf.

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 3Erstlingsregisseurin Anna Foerster knüpft stilistisch nahtlos an die Vorgängerfilme an, taucht das Bild in düstere blauschwarze Töne und lässt alle Szenen innerhalb des Vampirzirkels wie den feuchten Traum eines Goth-Teenagers aussehen, schafft es jedoch leider nicht, dem Franchise ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Es ist also business as usual im Land der Vampire und Lykaner, in dem Menschen wieder einmal nicht zu existieren scheinen, nachdem sie im letzten Film noch eine entscheidende Rolle spielten und Jagd auf beide Spezies machten. Diesen Umstand ignoriert Underworld: Blood Wars bequemerweise. Immerhin beantwortet der Film endlich die Frage nach dem Verbleib von Michael (Scott Speedman), der in den ersten beiden Filmen noch eine Schlüsselfigur war und überhaupt erst die Handlung der Reihe in Gang setzte, nur um danach kurzerhand zu verschwinden. Ob er dies jedoch zur Zufriedenheit der Fans macht, darf angezweifelt werden. Noch unbefriedigender ist der Umgang mit Selenes Tochter Eve, in Awakening von India Eisley gespielt, um die sich zwar gefühlt ein Drittel aller Dialoge im Film drehen, die aber faktisch keine Rolle spielt.

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 4Hauptdarstellerin Kate Beckinsale ist einer der wenigen Lichtblicke der Fortsetzung. In vertrauter enger Lederkluft und mit zwei Wummen ausgestattet, strahlt sie die gleiche Coolness und Souveränität in der Rolle aus, wie in ihrer allerersten Szene in Underworld vor 13 Jahren. Sie ist der Hauptgrund, weshalb sich das Franchise überhaupt so lange gehalten hat, und muss hier verzweifelt gegen One-Liner und Dialogzeilen aus dem Handbuch der Klischeetexte ankämpfen. Es hilft auch nicht, dass ihr Gegenüber in den meisten Szenen, Theo James, die Ausstrahlung und das Charisma eines alten Schuhkartons besitzt. Charles Dance spielt den uralten, erhabenen und mit allen Wassern gewaschenen Vampir wiederum so routiniert, als wäre er noch am Set von "Game of Thrones". Ihnen allen stiehlt jedoch Lara Pulver ("Sherlock") als intrigante Vampirin Semira die Show, die mit ihrer natürlichen sexy Ausstrahlung jeden Raum füllt, den sie betritt, und ein weitaus interessanterer Charakter ist, als Tobias Menzies’ 08/15-Superwolf.

Underworld Blood Wars (2016) Filmbild 5

Das größte Problem von Underworld: Blood Wars sind jedoch weder die Schauspieler noch die stellenweise immer noch unterhaltsame Action, sondern das Drehbuch des Films, das den Anschein erweckt, als sei es erst parallel zu den Dreharbeiten geschrieben worden. Nach dem weitgehend für sich alleine stehenden vierten Teil Underworld: Awakening, versucht der fünfte Film der Underworld-Saga die Mythologie der Reihe krampfhaft weiterzuführen, obwohl sie eigentlich mit dem zweiten Film ganz rund abgeschlossen wurde. Dabei haut der Streifen den Zuschauern in seiner 90-minütigen Laufzeit einen (mal mehr, mal weniger sinnfreien) Twist nach dem anderen um die Ohren und enthält mehr Deus-ex-machina-Momente als es sich ein ganzes Franchise leisten kann, geschweige denn ein einzelner Film. Die Gesinnungen einiger Charaktere wechseln nach Belieben, ein neues übernatürliches Element wird ohne jegliche Erklärung eingeführt und es wird an einen längst vergessenen Charakter aus dem ersten Film angeknüpft, um die Geschichte in erwünschten Bahnen voranzutreiben. Dabei macht sich der Film nicht die Mühe, sich an die eigenen aufgestellten Regeln zu halten. Mal können sich Charaktere aus dem Griff ihres Gegners befreien, indem sie sich einfach wegteleportieren, mal können sie es nicht. Mal unterliegt ein Charakter dem anderen lange im Kampf, nur um dann plötzlich mühelos zu siegen. Und wozu ist es eigentlich nötig, Selene immer wieder nach dem Versteck ihrer Tochter zu befragen, wenn der Film uns zig Male daran erinnert, dass Vampire die gesamten Erinnerungen einer anderen Person lesen können, wenn sie nur einen Tropfen von deren Blut kosten? Von einem Film über Vampire und Werwölfe erwarte ich keinen Realismus à la Ken Loach, sehr wohl aber, dass die interne Logik eingehalten wird. Hier ist das nur der Fall, wenn es den Machern gerade passt.

Fazit

Underworld und Underworld: Evolution waren spaßige B-Movies mit einer coolen Actionheldin, die eine neue und interessante Welt und Mythologie erschufen, diese aber auch bis zu einem verdienten Happy End ausschöpften. Drei Filme später versucht Underworld: Blood Wars, diese Welt mit halbgaren, schlecht durchdachten Ideen und ohne jegliche Rücksicht auf interne Logik zu erweitern, weiß aber dennoch dank seiner coolen Hauptdarstellerin und netten Actionsequenzen leidlich zu unterhalten.

Trailer

Box-Office USA: Phantastische Tierwesen entthront Doctor Strange

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Phantastische Tierwesen Box Office USA

© 2016 Warner Bros. Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Obwohl die neue Nummer 1 der nordamerikanischen Kinocharts mit dem zehntbesten Startwochenende des Jahres aus den Startlöchern kam, blieb der Gesamtumsatz der Top 12 mit $149,2 Mio identisch zur Vorwoche. Das lag hauptsächlich daran, dass das vorige Wochenende durch den Nationalfeiertag am Freitag (Veterans Day) "gepolstert" war und vielen Filmen sehr milde Rückgänge ermöglichte. Mit der großen Konkurrenz durch Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind und ohne den Feiertags-Effekt, büßten die meisten Filme mehr als die Hälfte ihres Einspiels von der Vorwoche ein. Gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 eröffnete, sank die Top 12 um 10%.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind legte einen soliden Start an der Spitze hin, übertraf aber mit $74,4 Mio keine Erwartungen. In 4144 Kinos erzielte der Fantasyfilm einen Schnitt von $17954. Das Startwochenende gibt nicht wirklich Grund zum Klagen für Warner Bros., doch auch Jubelrufe sollten ausbleiben. Trotz Hilfestellung durch Inflation und 3D eröffnete Phantastische Tierwesen dennoch unter jedem Harry-Potter-Film. Vor fast genau 15 Jahren kam Harry Potter und der Stein der Weisen in die US-Kinos und brach damals mit $90,3 Mio den bisherigen Startrekord. Inflationsbereinigt wären das heute etwa $137,4 Mio. Der Start von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind ist gerade einmal der zehntbeste des Jahres, hinter Filmen wie Doctor Strange oder Zoomania. Natürlich konnte man nicht den gleichen Zuschaueransturm erwarten wie bei Harry Potter, denn schließlich hat das Prequel keine gemeinsamen Charaktere oder Geschichten mit der Reihe um den Zauberlehrling, doch das ändert nichts daran, dass Warner $180 Mio in den Film investierte (ohne Marketingausgaben) und damit mehr als in die ersten fünf Harry-Potter-Filme, die zwischen $100 Mio und $150 Mio kosteten. In Nordamerika alleine wird Phantastische Tierwesen seine Ausgaben nicht wieder einnehmen können (da nur 55% vom Einspiel an das Studio zurückgeht), doch zum Glück gelang dem Film international ein starker Auftakt.

Die Mundpropaganda für den Film scheint sehr positiv zu sein, wenn man nach dem "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1") urteilt, den die Zuschauer ihm am Startwochenende vergaben. Die Zuschauer des Films waren mit 65% über 25 überwiegend älter (vermutlich v. a. mittlerweile erwachsene Harry-Potter-Fans), sodass er kommendes Wochenende nicht zu sehr in direkte Konkurrenz mit Disneys Animationsfilm Vaiana treten sollte. Erst Rogue One – A Star Wars Story wird eine direkte Bedrohung für ihn darstellen. Folgt Phantastische Tierwesen dem gleichen Verlauf wie der ebenfalls im November gestartete Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 1, wird er etwa $176 Mio in den USA und in Kanada einspielen, verhält er sich eher wie Harry Potter und der Feuerkelch, werden es $210 Mio. Letztlich wird er vermutlich irgendwo dazwischen landen, bei etwa $190-210 Mio. Kommendes Wochenende wird uns dann verraten, wie gut die Chancen des Films auf $200 Mio sind.

Platz 2 ging am Wochenende an Marvels Blockbuster Doctor Strange, der nach einem überraschend milden Rückgang in der Vorwoche diesmal ohne Feiertag im Rücken und mit direkter Konkurrenz um heftige 58,7% auf $17,8 Mio fiel und nach 17 Tagen bei $181,6 Mio steht. Es ist ein fabelhaftes Zwischenergebnis, denn Doctor Strange hat bereits die Gesamteinnahmen von Thor, Ant-Man und Captain America: The First Avenger übertroffen. Außerdem liegt der Film 8% vor Thor – The Dark Kingdom, obwohl beide nahezu identisch gestartet sind. Darüber hinaus liegt Doctor Strange nur 9% hinter The Return of the First Avenger im selben Zeitraum und sollte den Abstand dank Thanksgiving (traditionell eine sehr ertragreiche Zeit für die Kinobesitzer) verringern. Doctor Strange nimmt Kurs auf ein finales Gesamteinspiel von etwa $235-245 Mio und ist damit neben Guardians of the Galaxy der größte Überraschungshit aus dem Marvel Cinematic Universe. Kaum jemand traute diesem nur mäßig bekannten Charakter einen so großen Hit zu. Auch weltweit läuft es für Dr. Stephen Strange prächtig, denn sein Film steuert auf mehr als $700 Mio zu.

Auch DreamWorks' Trolls fiel ohne Feiertag etwas drastischer als man es sonst erwarten würde und erreichte $17,4 Mio (-50,1%) auf Platz 3. Nach 17 Tagen steht der Animationsfilm bei $116,2 Mio – 17% vor Die Peanuts – Der Film und 6% vor Megamind im selben Zeitraum. Beide starteten ebenfalls am ersten November-Wochenende mit nahezu identischen Zahlen zu Trolls, hielten sich jedoch deutlich schlechter. Der größte Test kommt mit dem Start von Disneys Vaiana auf Trolls noch zu. Die Feiertage sind allerdings eine Zeit, in der mehrere Familienfilme erfolgreich co-existieren können, sodass Trolls immer noch $160-165 Mio in Nordamerika einspielen sollte. Für ein Sequel sollte das vermutlich reichen.

Denis Villeneuves Science-Fiction-Drama Arrival erhielt nach dem starken Start in nur 2317 Kinos überraschenderweise lediglich 18 neue Lichtspielhäuser an seinem zweiten Wochenende spendiert und fiel um 49,6% auf $12,1 Mio. Damit brachte der Film sein vorläufiges Einspiel auf $43,7 Mio nach zehn Tagen. Offensichtlich spricht sich die Enttäuschung vieler Zuschauer rum, dass Arrival kein actionreicher Alieninvasions-Blockbuster ist, den sich einige nach den Trailern vermutlich erhofft haben. Mit der nahenden Oscar-Saison wird sich Arrival zwar stabilisieren, doch die Frage ist, ob es früh genug passieren wird. Jegliche Chancen auf $100 Mio dürften allerdings aus dem Fenster sein. Mittlerweile gehe ich von insgesamt $75-80 Mio aus.

Auf Seite 2 geht es weiter mit den Updates zu Mel Gibsons Hacksaw Ridge, Ang Lees Die irre Heldentour des Billy Lynn und dem Ben-Affleck-Thriller The Accountant.

Box-Office Deutschland: Phantastische Tierwesen schafft zweitbesten Start des Jahres

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Phantastische Tierwesen Box Office Deutschland

© 2016 Warner Bros. Pictures

Quelle: Insidekino

Trotz eines wirklich starken Starts an der Spitze und teilweise beeindruckender Rückgänge älterer Filme, zog das vergangene Wochenende an den deutschen Kinocharts wieder den Kürzeren gegenüber dem Vorjahr. Die Gesamtbesucherzahl der Top 10 steigerte sich zwar um 30% gegenüber der Vorwoche auf 1,79 Mio, lag aber immer noch 21% unter dem gleichen Wochenende von 2015, an dem der finale Panem-Film einen Millionenstart hingelegt hatte.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind eröffnete mit 827,000 verkauften Kinotickets am regulären Wochenende (Donnerstag bis Sonntag) und erzielte in 767 Kinos einen Schnitt von 1078 Besuchern pro Kino. Das reichte für das zweitbeste Startwochenende des Jahres. Lediglich Findet Dorie hatte noch mehr Besucher zum Start. Mit etwa €8,6 Mio war es außerdem das erfolgreichste Startwochenende des Jahres nach Umsatz, was der Film seinem Überlängenzuschlag und einem geringeren Anteil an Kindern unter den Zuschauern (und damit an günstigeren Tickets) zu verdanken hatte. Da der Film bereits den gesamten Mittwoch lang bundesweite "Previews" hatte, zählte er bis Sonntag insgesamt 911,000 Zuschauer. Wäre der Film normal am Donnerstag gestartet und den großen Andrang der Kinogänger nicht bereits im Vorfeld etwas abgebaut, wäre ihm womöglich auch der besucherstärkste Start des Jahres gelungen.

So lobenswert und leicht über den Erwartungen der Start des Films auch ist, so muss auch gesagt werden, dass er deutlich unter allen Harry-Potter-Starts liegt. Sogar Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil 2, der am schwächsten in Deutschland gestartete Film der Reihe, erzielte mit knapp über 1,6 Mio Besuchern fast das Doppelte an gelösten Tickets zum Start wie Phantastische Tierwesen. Eine nahtlose Übertragung des Hypes um den Zauberlehrling auf das Prequel ist nicht gelungen, doch während die Zuschauerzahlen der Harry-Potter-Filme mit den Jahren gesunken sind (Der Stein der Weisen hatte bei uns noch 12,6 Mio Besucher, Die Heiligtümer des Todes Teil 2 nur noch 6,5 Mio), könnten sich die Sequels zu Phantastische Tierwesen möglicherweise verbessern, wenn das Franchise an Beliebtheit gewinnt. Die sehr positive Mundpropaganda für den ersten Film spricht jedenfalls dafür. Phantastische Tierwesen wird bis zum Start von Rogue One – A Star Wars Story keine große Konkurrenz haben und sollte auch weniger frontlastig sein als die Harry-Potter-Filme, die nach den Riesenstarts häufig schnell abstürzten, sodass eine Goldene Leinwand mit mehr als 3 Mio Besuchern dem Film sicher sein sollte. Auch ein Endergebnis von 4 Mio Zuschauern sollte man nicht ausschließen, wenn der Film vom Weihnachtsgeschäft profitieren kann.

Gänzlich unbeeindruckt vom Riesenstart des Fantasyfilms zeigte sich die deutsche Integrationskomödie Willkommen bei den Hartmanns, die sich diesmal zwar mit dem 2. Platz der Charts begnügen musste, aber lediglich um 16% nachgab und weitere 408,000 Besucher in die Kinos lockte. Nach nur 18 Tagen steht der Film mit Florian David Fitz und Elyas M’Barek bei fantastischen 1,709,000 Zuschauern und belegt bereits Platz 12 der hiesigen Jahres-Charts, nur knapp hinter Der geilste Tag (1,72 Mio). Kommendes Wochenende wird Willkommen bei den Hartmanns zum 8. Film dieses Jahr mit mehr als 2 Mio Besuchern (letztes Jahr gab es insgesamt 11). Auch die 3-Mio-Marke wird Willkommen bei den Hartmanns locker packen, vermutlich sogar noch vor Jahresende.  Aktuell rechne ich mit insgesamt etwa 3,5 Mio Zuschauern, doch auch hier sind 4 Mio weiterhin vorstellbar.

DreamWorks' Trolls hielt sich an seinem 5. Wochenende wieder hervorragend und kletterte sogar um einen Platz nach oben auf Rang 3. Der Animationsstreifen gab lediglich um 9% nach, begeisterte weitere 111,000 Kinogänger und steht jetzt bei 916,000 Zuschauern in Deutschland. Nach einem eher unauffälligen Start entwickelte sich der Film zu einem echten Renner und steuert auf mindestens 1,3 Mio Besucher in Deutschland zu. Wie weit er es darüber hinaus schaffen wird, kommt darauf an, wie erfolgreich Universals Sing in zwei Wochen bei uns anlaufen wird.

Marvels Doctor Strange fiel um zwei Plätze auf Rang 4 und baute 46% ab. Kein Film in der Top 10 wurde so stark von Phantastische Tierwesen getroffen wie Doctor Strange und so ist auch zu erklären, dass er den steilsten Drop in der Top 10 aufwies. Bei seiner vorläufigen Gesamtbesucherzahl von knapp über 1,3 Mio nach vier Wochen kann sich Disney aber nicht beklagen. Doctor Strange liegt nur noch 2% hinter Thor – The Dark Kingdom im selben Zeitraum und holt mit Riesenschritten auf. Spätestens in zwei Wochen sollte er am 2. Thor-Film vorbeiziehen und am Ende gar nicht so weit entfernt von Marvels Blockbuster The First Avenger: Civil War (1,73 Mio Besucher) landen. Ich traue Doctor Strange ein Gesamtergebnis von etwa 1,6 Mio Zuschauern zu.

Auch Jack Reacher: Kein Weg zurück rutschte um zwei Plätze runter und belegte den 5. Platz der deutschen Wochenendcharts. Das Action-Sequel mit Tom Cruise gab um 41% nach und verpasste mit 98,000 Besuchern nur knapp sechsstellige Besucherzahlen. Nach 11 Tagen zählt der Film 326,000 Besucher in Deutschland, 25% weniger als sein Vorgänger im selben Zeitraum. Allerdings sollte die Fortsetzung in den nächsten Wochen nicht so heftig abstürzen wie Teil 1 und insgesamt recht ähnliche 500,000 Besucher erreichen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, welcher Top-10-Film gegenüber der Vorwoche sogar zulegen konnte und wie sich Findet Dorie, Bridget Jones' Baby, Girl on the Train und Jim Jarmuschs Paterson am Wochenende schlugen.

Box-Office USA: Doctor Strange bleibt oben, Arrival startet gut

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Doctor Strange Arrival Box Office USA

Links: Doctor Strange © 2016 Walt Disney Pictures
Rechts: Arrival © 2016 Sony Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Am Wochenende nach den turbulenten Präsidentschaftswahlen war vielen US-Amerikanern nach Ablenkung und passenderweise war der Freitag ein nationaler Feiertag (Veterans Day), sodass die Kinos besonders voll waren und die meisten Filme sich deutlich besser hielten als erwartet. Ohne die ganz großen Neustarts wie Doctor Strange und Trolls in der Vorwoche, gab die Top 12 dennoch um 18% nach und setzte insgesamt $149,3 Mio um. Gegenüber dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Spectre zum zweiten Mal Platz 1 der Charts belegte, war dies ein starkes Plus in Höhe von 55%.

Doctor Strange verteidigte mühelos den Spitzenplatz der nordamerikanischen Kinocharts. Die Marvel-Verfilmung profitierte einerseits von sehr positiver Mundpropaganda ("A"-CinemaScore, äquivalent einer "1") und andererseits vom Veterans Day. Was kann einen außerdem besser von der tristen Realität des Wahlergebnisses ablenken als ein fantastischer, berauschender Trip in fremdartige Dimensionen. An seinem zweiten Wochenende spielte Doctor Strange $43 Mio ein und damit nur 49,5% weniger als zum Start. Nach dem ersten Iron Man und Thor ist Doctor Strange erst die dritte (von insgesamt 14) Marvel-Cinematic-Universe-Film, der an seinem zweiten Wochenende einen Rückgang von 50% oder mehr vermeiden konnte. Sogar sehr beliebte Hits wie Guardians of the Galaxy und The Avengers fielen in der zweiten Woche erst einmal um 55,3% bzw. 50,3%, bevor sie sich in den darauffolgenden Wochen stabilisierten. Auch wenn der Drop natürlich durch den Feiertag am Freitag begünstigt wurde, ist er dennoch bemerkenswert. Nach zehn Tagen in den Kinos hat Doctor Strange bereits sehr starke $153 Mio eingespielt und liegt 44% vor Ant-Man, 28% vor Thor und 5% vor Thor – The Dark Kingdom im selben Zeitraum. Außerdem hat sich der Abstand zwischen Doctor Strange und dem deutlich besser gestarteten The Return of the First Avenger auf nur 4% verringert.

Es ist offensichtlich, dass Doctor Strange ganz schnell zu einem der beliebtesten Solofilme aus dem MCU avanciert ist. Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind wird ihm kommendes Wochenende natürlich die Zuschauer und die IMAX-Leinwände streitig machen, doch spätestens über Thanksgiving wird sich der Film wieder erholen. Zu seinem Vorteil ist es, dass nach Phantastische Tierwesen bis zum Start von Rogue One – A Star Wars Story keine weiteren potenziell großen Realfilm-Blockbuster in die Kinos kommen werden, sodass Doctor Strange insbesondere in der ersten Dezemberhälfte freie Fahrt haben wird. Noch vor Ende dieses Monats sollte Doctor Strange $200 Mio erreichen und je nachdem, wie er sich im Angesicht von Rogue One hält, kann man von einem finalen Gesamteinspiel von $235-250 Mio ausgehen, was bei einem Produktionsbudget von $165 Mio sehr gut ist. Weltweit hat Doctor Strange bereits eine halbe Milliarde US-Dollar eingenommen und steuert auf mehr als $700 Mio zu.

Der größte Gewinner am Wochenende war aber nicht Doctor Strange, sondern der zweitplatzierte Film, Trolls. DreamWorks' Animationsstreifen fiel um mickrige 24,9% auf $35 Mio und steht bei $93,9 Mio nach zehn Tagen im Verleih. Obwohl alle drei Filme ähnlich gestartet sind, liegt Trolls jetzt schon 14% vor Die Peanuts – Der Film und 6% vor Megamind im selben Zeitraum sowie fast gleichauf mit DreamWorks' letztem Originalhit Home. Zwei große Hürden erwarten Trolls in den nächsten Wochen – das Harry-Potter-Prequel Phantastische Tierwesen und Disneys großer Animationsfilm Vaiana, die beide ebenfalls um das Familienpublikum von Trolls buhlen werden. Zum Glück für den Film können während der Weihnachtszeit mehrere familientaugliche Filme erfolgreich co-existieren, doch zunächst erwarten ihn vermutlich etwas stärkere Drops. Insgesamt wird Trolls etwa $150-160 Mio in Nordamerika einspielen.

Einen wirklichen guten Start legte Denis Villeneuves Sci-Fi-Film Arrival auf Platz 3 der Wochenendcharts hin. Obwohl der Film nur in 2317 Kinos gestartet wurde, spielte er von Freitag bis Sonntag $24,1 Mio ein und schrieb einen Schnitt von $10390 pro Spielstätte. Es ist offensichtlich, dass Paramount den Film nicht wie einen Blockbuster à la Interstellar oder Gravity ins Rennen schickte, sondern wie einen Prestigefilm und Oscaranwärter, weshalb die Anzahl der Kinos für einen Film wie diesen uncharakteristisch niedrig erscheint. Diese Strategie erinnert sehr an Paramounts Start von Flight mit Denzel Washington im November 2012. Flight durfte zunächst auch nur in 1884 Kinos anlaufen und spielte zum Start dennoch kräftige $24,9 Mio ein. Über die zwei folgenden Wochen wurde Flight in mehr als 700 zusätzliche Kinos expandiert, hielt sich dadurch gut und erreichte am Ende (auch dank Washingtons Oscarnominierung) $93,8 Mio. Ein ähnlicher Verlauf könnte auch die Box-Office-Performance von Arrival nehmen. Die Zuschauerwertungen für den Film sind eher gemischt ausgefallen, mit einem CinemaScore von "B" (äquivalent einer "2"). Das liegt vermutlich daran, dass viele einen actionreichen Alien-Invasionsfilm erwarteten und stattdessen ein ruhiges Science-Fiction-Drama bekamen. Nichtsdestotrotz werden sehr positive Kritiken dem Film helfen, ebenso wie seine wahrscheinlichen Oscarnominierungen. Der $47 Mio teure Film mit Amy Adams sollte $85-100 Mio in Nordamerika einspielen, vorausgesetzt er bekommt über die nächsten Wochen genug neue Kinos.

Platz 4 ging am Wochenende an den am breitesten gestarteten Newcomer Almost Christmas. Der hauptsächlich an ein afroamerikanisches Publikum gerichtete Film mit Danny Glover und Gabrielle Union spielte $15,1 Mio von 2376 Kinos ein (im Schnitt $6370 pro Kino). Da Almost Christmas nur $17 Mio (ohne Marketingausgaben) kostete, ist es ein passabler Start, liegt jedoch leicht unter den Erwartungen. Vergleichbare Filme wie The Best Man Holiday ($30,1 Mio) und This Christmas ($18 Mio) liefen in den letzten Jahren besser an. Der Film wurde im Schnitt mit einem "A-"-CinemaScore bewertet (äquivalent einer "1-"), doch Filme wie Almost Christmas sind häufig von Natur aus eher frontlastig, sodass man nicht mehr $40-45 Mio erwarten sollte.

Mel Gibsons Hacksaw Ridge war natürlich der perfekte Film, um am Freitag vom Veterans Day zu profitieren und gab am Gesamtwochenende lediglich um 30% nach. Etwa $10,6 Mio flossen an seinem zweiten Wochenende in die Kinokassen und der Film kletterte auf ein vorläufiges Gesamteinspiel von $32,1 Mio nach zehn Tagen. Die Mundpropaganda des Films ist sehr gut und mit potenziellen Oscaraussichten wird er nicht schnell aus den Charts verschwinden. Ein Gesamteinspiel in Höhe von $60-70 Mio ist sehr wahrscheinlich. Der Film wird mindestens das Vierfache von seinem Startwochenende einnehmen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie gut sich Ben Afflecks Hit The Accountant und die Bestselleradaption Girl on the Train am Wochenende gehalten haben und wie Naomi Watts' Psychothriller Shut In aus den Startlöchern gekommen ist.

Box-Office Deutschland: Willkommen bei den Hartmanns steigert sich!

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Willkommen bei den Hartmanns Besucher

© 2016 Warner Bros. Deutschland

Quelle: Insidekino

Nur ein breiter Neustart hat es vergangenes Wochenende in die Top 10 der deutschen Kinocharts geschafft, doch es war dennoch viel los in den Kinos. Gleich drei Filme erreichten einen neuen Meilenstein und passierten die Millionenmarke nach Besuchern, sodass dieses Jahr bislang insgesamt 25 Besuchermillionäre vorweisen kann. In den letzten fünf Jahren bewegte sich die Gesamtzahl von Millionenhits zwischen 27 und 35 pro Jahr und mit Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, Vaiana, Sing, Rogue One und Vier gegen die Bank am Horizont, sollte 2016 auf mindestens 30 kommen. Außerdem wurde Tschick nach acht Wochen Herrschaft endlich als Spitzenreiter der deutschen Arthouse-Charts abgelöst. Insgesamt lockten die Top-10-Filme 1,37 Mio Besucher in die Kinos, 16% weniger als vor einer Woche. Gegenüber dem Vorjahr verlor die Top 10 33%.

Der große Gewinner am Wochenende war wieder einmal die Integrationskomödie Willkommen bei den Hartmanns, die sich schnell zu einem echten heimischen Blockbuster entwickelt. Nachdem die Kinozahl des Streifens mit Elyas M’Barek, Florian David Fitz und Heiner Lauterbach um 70 (auf insgesamt 656) aufgestockt worden war, legte der Film an seinem zweiten Wochenende sogar um 4% zu und begeisterte weitere 487,000 Kinogänger. Damit verteidigte der Film nicht nur souverän die Chartspitze,, sondern knackte auch mühelos die Millionenmarke und steht bei etwa 1,135,000 Zuschauern nach 11 Tagen. Dadurch ist Willkommen bei den Hartmanns jetzt schon der dritterfolgreichste deutschsprachige Film des Jahres und wird in den nächsten zwei Wochen an Der geilste Tag (1,72 Mio) und Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs (1,99 Mio) vorbeifliegen. Bis zum Start von Vier gegen die Bank Ende Dezember hat Willkommen bei den Hartmanns keine direkte Konkurrenz zu befürchten, da Phantastische Tierwesen, Arrival und das Star-Wars-Spin-Off Rogue One auf ein anderes Zielpublikum abzielen. Eine Goldene Leinwand mit mehr als 3 Mio Besuchern ist Willkommen bei den Hartmanns so gut wie sicher und ein Endergebnis von rund 3,5 Mio verkauften Tickets ist wahrscheinlich. Für Elyas M’Barek wird Willkommen bei den Hartmanns zu seinem größten Erfolg abseits der Fack-Ju-Göhte-Filme werden und zeugt wieder einmal von der Zugkraft des Stars. Doch auch die Prämisse des Films, die perfekt das aktuelle politische Klima einfängt, hat entscheidend zum Erfolg des Streifens beigetragen.

Platz 2 ging wieder an Doctor Strange, der sich für eine Marvel-Verfilmung außergewöhnlich gut von Woche zu Woche hält, an seinem dritten Wochenende nur 33% abbaute und 194,000 Zuschauer in die deutschen Kinos lockte. Auch Doctor Strange überquerte die 1-Mio-Besuchermarke am Wochenende und steht aktuell bei knapp 1,14 Mio Zuschauern. Doctor Strange hat bereits die Gesamtbesucherzahlen von Iron Man 2 (1,01 Mio) und Thor (1,12 Mio) übertroffen, obwohl er ähnlich wie letzterer gestartet ist. Doctor Strange liegt nur noch 6% hinter Thor – The Dark Kingdom im selben Zeitraum und holt schnell auf. Außerdem liegt er 10% hinter Guardians of the Galaxy und 17% hinter The First Avenger – Civil War. Neben der positiven Mundpropaganda ist vermutlich auch der für "Sherlock" bekannte und beliebte Hauptdarsteller Benedict Cumberbatch für den überraschenden Erfolg des Films hierzulande verantwortlich. Mittlerweile kann man von etwa 1,6 Mio Besuchern als wahrscheinliches Endergebnis ausgehen. Damit wird er an dem deutlich besser gestarteten Batman v Superman (1,53 Mio) vorbeiziehen und könnte sogar Suicide Squad (1,6 Mio) toppen.

Tom Cruise gelang mit seinem Action-Sequel Jack Reacher –  Kein Weg zurück ein passabler Start auf Rang 3 mit 166,000 Besuchern von 508 Kinos und einem Schnitt von 328 gelösten Tickets pro Spielstätte. Einschließlich bundesweiter Previews und Sneaks erreichte Jack Reacher 2 181,000 Besucher bis Sonntag. Dieser Start liegt 34% unter dem des ersten Jack Reacher. Dieser stürzte allerdings schnell nach seinem Start und verschwand nach wenigen Wochen komplett aus den Charts. Insgesamt sahen 2013 etwa 532,000 Kinogänger Jack Reacher. Die Konkurrenz-Situation sieht beim Nachfolger etwas besser aus, sodass wir mit einem größeren Durchhaltevermögen und insgesamt wieder etwa einer halben Million Besuchern rechnen dürfen. Die Starpower von Tom Cruise hat in Deutschland deutlich nachgelassen. Während seiner gesamten Karriere erreichten 20 seiner Filme hierzulande mehr als eine Million Besucher, seit 2011 gelang dies jedoch ausschließlich seinen Mission: Impossible-Filmen, während Oblivion, Edge of Tomorrow und Jack Reacher daran scheiterten.

Auf Seite 2 geht es weiter mit dem großen Erfolg von Trolls, einem neuen Meilenstein für Bridget Jones' Baby, der neuen Nummer 1 der deutschen Arthouse-Charts und Besucher-Updates zu Inferno, Bad Moms und Die Insel der besonderen Kinder.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) Kritik

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) Filmkritik

Fantastic Beasts and Where to Find Them, USA/GB 2016 • 133 Min • Regie: David Yates • Mit: Eddie Redmayne, Katherine Waterston, Dan Fogler, Alison Sudol, Colin Farrell, Ezra Miller, Carmen Ejogo, Samantha Morton • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 17.11.2016 • Deutsche Website

Handlung

Der im Umgang mit seinen Mitmenschen ungeschickte Magizoologe und (Zauber)Tierschützer Newt Scamander (Eddie Redmayne) widmet sein Leben der Erforschung, Rettung und Erhaltung von magischen Geschöpfen sowie der Aufklärung seiner zaubernden Zeitgenossen darüber, dass viele dieser gefürchteten und unliebsamen Wesen lediglich missverstanden sind und Schutz bedürfen. Mit seinem alten Endlos-Koffer, der ganze Habitate mit seltenen, gefährdeten und gelegentlich auch gefährlichen Zauberwesen beherbergt, die Newt auf seinen Expeditionen rund um die Welt aufgelesen hat, trifft er 1926 in New York ein. Durch eine unglückliche Verkettung von Missgeschicken und Verwechslungen kommt Newt sein Koffer kurzzeitig abhanden, einige von dessen Bewohnern büchsen aus und stiften in Big Apple Chaos. Gerade in dem für seine rückschrittlichen Zaubergesetze bekannten Land, konnte dies zu keinem ungünstigeren Zeitpunkt passieren. Der in Europa spurlos verschwundene dunkle Zauberer Grindelwald, die mit ihm möglicherweise in Verbindung stehende Zerstörungswelle durch eine geheimnisvolle Macht in New York und die Hetze durch die fanatischen Zweiten Salemer setzen die US-amerikanische Zauberergemeinde unter enormen Druck. Die Enthüllung der Existenz von Zauberern und Hexen könnte einen katastrophalen Krieg mit den regulären Menschen (genannt No-Maj) auslösen. Gemeinsam mit der in Ungnade gefallenen Aurorin Tina (Katherine Waterston), ihrer gedankenlesenden Schwester Queenie (Alison Sudol) und dem liebenswürdigen No-Maj Jacob (Dan Fogler) versucht Newt die entflohenen Zauberwesen wieder einzusammeln, während der gnadenlose Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung, Percival Graves (Colin Farrell), ihnen dicht auf den Fersen ist. Schon bald erkennt das ungleiche Quartett, dass die größte Gefahr in New York nicht von Newts Geschöpfen ausgeht…

Kritik

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) Filmbild 1Fünfeinhalb Jahre nachdem bei der Harry-Potter-Saga (vorerst) der letzte Vorhang im Kino gefallen ist, gelingt Autorin (und hier Drehbuchdebütantin) J.K. Rowling und Regisseur David Yates mit Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind eine nahezu reibungslose Rückkehr in die magische Welt, die die Kinogänger erstmals vor 15 Jahren erblickten. Die vermutlich größte und lobenswerteste Leistung der Macher liegt darin, dass die Zuschauer des Films schnell in ein wundervolles Universum eintauchen, das sich gleichermaßen vertraut und dennoch neu anfühlt. Sobald das graue Warner-Bros.-Logo auf der Leinwand erscheint, begleitet von den magischen Klängen von John Williams’ "Hedwig’s Theme", läuft vermutlich den meisten Fans ein wohliger Schauer über den Rücken. Die Existenz einer magischen Parallelwelt benötigt keiner Einführung mehr, sondern wird als selbstverständlich wahrgenommen. Die Standard-Zaubersprüche und die grundlegenden Regeln der Zauberwelt sind allen Kennern der Harry-Potter-Bücher und –Filme bekannt, das rege Namedropping von Dumbledore bis Lestrange sorgt für das Gefühl einer größeren, zusammenhängenden Welt. Doch es wird nach Newts Ankunft in New York schnell klar, dass weder er noch der Film Harry Potter 2.0 sind, was sich unter anderem in James Newton Howards wundervoll peppiger, von der Jazz-Ära, in der der Film spielt, geprägter Filmmusik widerspiegelt. Auch das das Setting in den hektischen Straßen von Manhattan, in einem Land, das von der Prohibition und der Nachkriegszeit gezeichnet ist, könnte kaum verschiedener sein zum geregelten Schulalltag von Hogwarts, der sich komplett innerhalb einer magischen Welt abspielte. In Phantastische Tierwesen sind die Zauberer die Außenseiter, die die ganze Zeit mit der Furcht vor der Entdeckung durch die Muggel No-Maj leben und sich in den Schatten bewegen müssen.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) Filmbild 2Yates, der bei den vier letzten Harry-Potter-Streifen Regie geführt und sich mit der Zeit immer besser in die Welt eingefunden hat, ist hier wieder in seinem Element. Gemeinsam mit der Crème de la Crème von Effektkünstlern, Ausstattern, Kostümdesignern (die dreifach oscarprämierte Colleen Atwood brilliert mit einer Kombination aus exzentrisch zauberhafter und zeitgenössisch stylischer Kleidung), Tontechnikern und Makeup-Spezialisten erweckt er Rowlings reges Vorstellungsvermögen zum spektakulären Leben. Insbesondere die zahlreichen, sehr kreativ gestalteten titelgebenden Tierwesen bieten einen unvergesslichen Anblick. Auch einige Geschöpfe, die es nie aus den Harry-Potter-Romanen in die Filme geschafft haben, bekommen hier endlich ihren Auftritt, allen voran der knuddelige diebische Niffler, der wie eine Kreuzung aus einem Maulwurf und einem Schnabeltier aussieht und gleich in zwei Szenen allen die Show (und die Juwelen) stiehlt. Wenn Newt und Jacob in einer bemerkenswerten Sequenz den magischen Koffer betreten und in nur wenigen Schritten von einem Ökosystem zum nächsten spazieren, während ein aufwendig gestaltetes Zauberwesen nach dem anderen durchs Bild huscht, kommt man als Zuschauer kaum aus dem Staunen heraus. Auf einer tieferen Ebene spielen, wie schon in Rowlings Romanen, Sozialkommentare und Allegorien auch in ihrem Drehbuch eine wichtige Rolle und richten sich hier hauptsächlich gegen die Missstände in den USA. Themen wie Todesstrafe (in einer überraschend grimmigen Szene), Segregation und fundamentalistisch religiöser Wahn werden gekonnt aufgegriffen.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) Filmbild 3Doch nachdem der Film die Zuschauer eine Zeitlang verzaubert, setzt in der zweiten Filmhälfte immer mehr die Ernüchterung ein, denn man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass obwohl die Macher Vieles richtig gemacht haben, etwas Entscheidendes fehlt, die besondere Zutat in dem Zaubertrank, der die besten Harry-Potter-Filme ausmachte. Das auffälligste Problem ist, dass Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind eigentlich zwei Filme beinhaltet. Der eine davon ist ein unterhaltsames, familiengerechtes Abenteuer à la Nachts im Museum, bei dem Newt und seine Begleiter die entlaufenen Tierwesen einfangen. Der andere schlägt einen düsteren Ton an und stellt den übergreifenden Handlungsbogen über Grindelwald und die Konflikte zwischen den No-Maj und den Zauberern dar, der das Fundament für die künftigen Filme der Reihe legen soll. Beide Plots verlaufen die meiste Zeit parallel zueinander und kommen nie organisch zusammen, sondern werden gegen Ende mehr als holprig zusammengebracht. Hier zeigen sich die Schwächen von Rowling als Drehbuchautorin. Ihre große Stärke lag schon immer in ihrer schier unerschöpflichen Fantasie und die meisten Harry-Potter-Romane zeichneten sich durch zahlreiche Nebenhandlungen aus, die in Romanform auch gut funktionierten. Bei der filmischen Umsetzung ging es immer darum, die Geschichten auf ihre Essenz herunterzuarbeiten – eine Herausforderung, die nach den ersten beiden Harry-Potter-Filmen auch gut bewältigt wurde. Als Skript-Autorin fehlt Rowling noch der klare Fokus aufs Wesentliche, der einen in sich kohärenteren Film ermöglicht hätte. Am deutlichsten werden die Probleme beim großen Finale, das auch dank einigen vorhersehbaren Twists und einer computergenerierten Zerstörungswut, die langsam zur Spezialität von Warner zu werden scheint, zum schwächsten Moment des Films verkommt.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) Filmbild 4Die vielen unausgereiften Nebenhandlungen des Films, wie die eines von Jon Voight gespielten Zeitungsmagnaten, oder der fanatischen Zweiten Salemer, angeführt von einer furchteinflössenden Samantha Morton, gehen leider auf Kosten dessen, was die Harry-Potter-Welt auch immer ausgemacht hat – gute Charaktere. Eddie Redmayne ist kein unsympathischer, aber ein reichlich blasser Held, und der schauspielerische Modus Operandi des Oscargewinners besteht (wie in diversen seiner anderen Filme) hauptsächlich darin, peinlich berührt zu schauen, den Augenkontakt zu vermeiden und meistens verlegen zu wirken. Lediglich einige kurze Andeutungen auf seine Vergangenheit (zweifellos gesäte Samen für die Sequels) lassen aufhorchen. Katherine Waterston, die erst letztes Jahr in Inherent Vice begeisterte, verbringt den Großteil des Films mit ernster oder trister oder tristernster Miene und bleibt leider auch sträflich unterentwickelt. Die vermutlich erhoffte Chemie zwischen ihr und Redmayne kommt nie auf und die beiden haben nicht die Ausrede der drei Harry-Potter-Kids, die im ersten Film zwar nicht gerade Glanzleistungen ablieferten, aber auch gänzlich unerfahrene Schauspieler waren.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind (2016) Filmbild 5Erheblich besser schneidet das zweite "Paar" im Film ab. Die relative Newcomerin Alison Sudol ist eine wahre Entdeckung als Queenie. Zuckersüß, behütet und zunächst noch leicht naiv wirkend, bringt sie die nötige Energie in die häufig trägen Interaktionen der Darsteller. Es ist eine wahre Freude, ihr beim Gedankenlesen zuzusehen. Dan Fogler ist als No-Maj der Gruppe ein ganz neues Element in diesem Filmuniversum. Mit großen Augen erlebt er als durch und durch liebenswerter, einfacher Kerl die ihm bislang verborgen gebliebene magische Welt und steht damit stellvertretend für alle Zuschauer und Leser, die sich einst in J.K. Rowlings Schöpfungen verliebten. Durch die ungewöhnliche Perspektive und das Setting in New York wird die magische Welt einerseits in unserer mehr verankert und andererseits wird der Kontrast zwischen dem Alltäglichen und dem Außergewöhnlichen, mit dem die Harry-Potter-Romane die Leser ursprünglichen in ihren Bann zogen, verstärkt.

Neben einem bemerkenswerten Auftritt von Ron Perlman als Goblingangster war es das auch mit den Lichtblicken im Cast. Colin Farrell spielt das Arschloch, wie es im Buche steht, und der meist großartige Ezra Miller scheint 95% seiner Screentime kurz davor zu stehen, in Tränen auszubrechen, und wird nicht der Rolle gerecht, die ihm im Film zugeschrieben wird.

Phantastische Tierwesen weiß zu unterhalten, gelegentlich zu verzaubern und manchmal sogar zu erstaunen, aber man kann und sollte ihm auch seine diversen Makel vorwerfen. Es tut jedoch gut, sich in Erinnerung zu rufen, dass auch der erste Harry-Potter-Film der mit Abstand schwächste der gesamten Reihe war, sodass meine Hoffnungen auf eine bessere Zukunft der Reihe weiterhin Bestand haben. Schließlich haben auch die Harry-Potter-Macher aus ihren Fehlern gelernt und beendeten das erste Franchise auf einem Höhepunkt.

Fazit

Aller Anfang ist schwer: wie einst Harry Potter und der Stein der Weisen leidet auch Phantastische Tierwesen an einigen Kinderkrankheiten eines Films, der einerseits eine eigenständige Geschichte erzählen soll, andererseits aber auch unter Druck steht, den Grundstein für eine mehrteilige Filmreihe zu legen. Beide Zielsetzungen kommen sich gegenseitig immer wieder in die Quere, was den Erzählfluss stört und die Entwicklung potenziell interessanter Charaktere, mit einigen Ausnahmen, zu Gunsten der zahlreichen Nebengeschichten in den Hintergrund geraten lässt. Dafür blüht der Film in allen technischen Aspekten auf, sprudelt vor Einfallsreichtum und erschafft eine fantasievolle Welt, die sich zugleich vertraut und neu anfühlt. Hoffentlich können die (aktuell vier geplanten) Fortsetzungen auf dieser soliden Basis aufbauen und die Schwächen des Anfängers ausmerzen, wie es auch den Harry-Potter-Sequels nach und nach gelungen ist.

Trailer

Verkaufsstart: High-Rise

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Basierend auf J.G. Ballards Kultroman beschwört der britische Regie-Aufsteiger Ben Wheatley („Kill List“, „Sightseers“) in seiner äußerst zynischen wie bissigen Leinwand-Dystopie „High-Rise“ den Zerfall unserer Gesellschaft. Als Sinnbild steht ein ultrastylisches Hochhaus, das die verschiedenen Klassen in sich vereint – wer unten lebt, gehört zu den sozialen Verlierern, während sich der wohlhabende Architekt (Jeremy Irons) im obersten Stock von dem Pöbel isoliert. Dazwischen bezieht der Arzt Dr. Lang (Tom Hiddleston) eine neue Wohnung und gerät schließlich mitten in das Chaos, das nicht bloß die Werte der Bewohner, sondern sogar das Anwesen selbst zum Bröckeln bringen soll.

Ursprünglich als Material für Nicolas Roeg („Wenn die Gondeln Trauer tragen“, „Der Mann der vom Himmel fiel“) gedacht, legt Wheatley ein interessantes, wenn auch durchaus sperriges Werk vor, dem in unserer Langkritik bereits eine „faszinierende Sogwirkung“ zugeschrieben worden ist. Im Gegensatz zu David Cronenbergs Totalausfall „Cosmopolis“ wird hier die metaphorische Beschreibung eines Zerfallprozesses in entsprechend wilde Bilder verpackt, die einen anfangs betören und zum Ende anwidern, aber bestimmt nicht kalt lassen.

Nach seiner Auswertung bei den diesjährigen Fantasy Filmfest Nights und dem regulären Kinostart, ist „High-Rise“ ab dem 18. November auch im Heimkino erhältlich.

Neben dem Film in deutscher und englischer Ausführung liegen der DVD und Blu-ray folgende Extras vor:

• Featurette: „Vom Roman zum Film“
• Interviews mit Cast und Crew

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Trailer

(Bildmaterial © DCM)

Box-Office Deutschland: Willkommen bei den Hartmanns startet durch

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Willkommen bei den Hartmanns Box Office Deutschland

© 2016 Warner Bros. Deutschland

Quelle: Insidekino

Nach einer sehr langen Zeit sorgte endlich wieder eine deutsche Produktion für Aufschwung an den hiesigen Kinokassen. Dank einem überraschend robusten Start von Willkommen bei den Hartmanns und den durch das kalte, kinofreundliche Wetter begünstigten milden Rückgängen der meisten Filme steigerte sich die Gesamtbesucherzahl der Top 10 vergangenes Wochenende um 16% gegenüber der Vorwoche und erreichte 1,62 Mio. Verglichen mit dem gleichen Wochenende im Vorjahr lagen die Besucherzahlen dennoch 33% niedriger.

Die Integrationskomödie Willkommen bei den Hartmanns traf auf Anhieb den Nerv der deutschen Bevölkerung und startete mit fantastischen 506,000 Besuchern (inkl. Sneaks und Previews) richtig durch. Mit 469,000 Zuschauern am regulären Wochenende (Donnerstag bis Sonntag) eroberte der Film die Spitze der deutschen Kinocharts. In 586 Kinos erzielte der Streifen einen Schnitt von 800 verkauften Tickets pro Kino. In einem für das deutsche Kino verhältnismäßig schwachen Jahr gelang Willkommen bei den Hartmanns nicht nur das beste Startwochenende eines deutschsprachigen Films, sondern auch gleich der achtbeste Start des Jahres, noch vor Independence Day: Wiederkehr, The Jungle Book und Doctor Strange. Warners Film war außerdem die erste deutsche Nummer 1 (wenn man die Co-Produktion Civil War nicht mitzählt) seit Der geilste Tag im Februar, der ebenfalls aus dem Hause Warner stammte. Lediglich zwei rein deutsche Produktionen erreichten dieses Jahr mehr als eine Million Zuschauer in Deutschland: Bibi & Tina – Mädchen gegen Jungs (2 Mio) und Der geilste Tag (1,7 Mio). Willkommen bei den Hartmanns sollte die beiden problemlos übertreffen.

Seinen sehr starken Start hat Willkommen bei den Hartmanns nicht nur der Flüchtlingsthematik zu verdanken, die seit Monaten die Medien dominiert. Man sollte nicht die Zugkraft der Besetzung außer Acht lassen. Mit Florian David Fitz (der auch in Der geilste Tag mitspielte) und Elyas M’Barek hat der Film zwei der aktuell größten deutschen Filmstars im Angebot. Für das ältere Publikum gibt es hingegen die Veteranen Heiner Lauterbach und Senta Berger. Außerdem gab es schon länger keine große Komödie mit einer breiten Zielgruppe in den Kinos und Willkommen bei den Hartmanns kam daher genau zur richtigen Zeit. Für gewöhnlich haben deutsche Komödien eine lange Lebensdauer in den Kinocharts. Der geilste Tag startete mit knapp 400,000 Besuchern (einschließlich der Previews) im Februar und erreichte bislang insgesamt 1,72 Mio. In Ermangelung jeglicher großen Komödien für den Rest des Monats wird sich Willkommen bei den Hartmanns mindestens genau so gut halten, sodass ich ihm ein Gesamtergebnis von etwa 2,5 Mio Zuschauern zutraue. Aber auch 3 Mio und eine Goldene Leinwand liegen im Bereich des Möglichen. So oder so wird M’Barek nach Türkisch für Anfänger (2,4 Mio Besucher), Fack Ju Göhte (7,4 Mio Besucher), Männerhort (1,2 Mio Besucher), Traumfrauen (1,7 Mio Besucher) und Fack Ju Göhte 2 (7,7 Mio Besucher) seinen sechsten Millionenhit in Deutschland in nur vier Jahren haben.

Obwohl sich Marvels Doctor Strange in der zweiten Woche von den Hartmanns geschlagen geben musste, hielt sich die Comicverfilmung erstaunlich gut und baute lediglich 21% vom Startwochenende ab. Der Streifen begeisterte etwa 289,000 weitere Zuschauer in Deutschland und brachte seine Gesamtbesucherzahl auf tolle 867,000 nach nur 11 Tagen. Damit hat Doctor Strange bereits die Gesamtergebnisse von Iron Man (818,000), The Return of the First Avenger (823,000) und Ant-Man (547,000) übertroffen. Außerdem liegt der Film trotz eines ähnlichen Starts bereits 30% vor Thor im selben Zeitraum und nur 10% hinter Thor – The Dark Kingdom (zum Start betrug die Diskrepanz noch 30%). Kommendes Wochenende wird Doctor Strange zum 23. Film mit mehr als einer Million Besuchern dieses Jahr. In puncto Blockbuster besteht seine direkte Konkurrenz dieses Jahr nur noch aus Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind und Rogue One – A Star Wars Story. Das sollte Doctor Strange eine gute Laufzeit bis in die Weihnachtszeit hinein ermöglichen, sodass der Film am Ende mehr als 1,5 Mio Besucher in Deutschland erreichen könnte. Für einen Originalfilm aus dem Marvel Cinematic Universe ist es ein beeindruckendes Ergebnis.

Bronze ging am Wochenende an DreamWorks' Trolls, der um 5% zulegte und mit 149,000 gelösten Tickets um zwei Plätze nach oben in den Charts kletterte. Der Film hat nach 18 Tagen im Verleih bereits 646,000 Besucher eingesammelt und steuert ganz klar auf mehr als eine Million zu. Da die nächste animierte Konkurrenz Sing erst im Dezember startet, könnte es Trolls sogar bis 1,2 Mio schaffen.

Bridget Jones' Baby fiel vergangenes Wochenende hingegen um zwei Plätze auf Rang 4 und war einer der wenigen Filme, die von der Ankunft von Willkommen bei den Hartmanns deutlich getroffen wurde. Das Sequel gab um 32% nach und begeisterte weitere 136,000 Kinogänger in Deutschland. Seine Gesamtbesucherzahl steht bei 910,000 nach 18 Tagen und kommendes Wochenende wird die Millionenmarke auch hier fallen. Bridget Jones' Baby wird voraussichtlich 1,3 Mio Zuschauer in Deutschland erreichen, was ein solides Ergebnis darstellt, aber auch deutlich unter den beiden Vorgängern (4,29 Mio und 2,27 Mio) liegt.

Findet Dorie rutschte um einen Platz runter auf #5, verlor aber nur 17% der Zuschauer vom vorigen Wochenende. Das Pixar-Sequel verkaufte weitere 134,000 Kinokarten in Deutschland und seine Gesamtbesucherzahl beläuft sich auf 3,55 Mio nach sechs Wochen. Dorie ist der 20. computeranimierte Film, der in Deutschland mehr als 3,5 Mio Besucher erreichen konnte. Am Wochenende überholte er u. a. seine Pixar-Vorgänger Alles steht Kopf und Die Unglaublichen. Mit 4 Mio Zuschauern als Ziel weiterhin fest im Blick, sollte Findet Dorie spätestens in drei Wochen endlich auf Platz 1 der deutschen Jahres-Charts 2016 aufsteigen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, welche neuen Meilensteine Tschick, The Purge: Election Year und Ice Age – Kollision voraus! erreichten und wie es um die Dan-Brown-Verfilmung Inferno steht.

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