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Box-Office USA: Doctor Strange und Trolls sind ein starkes Duo

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Trolls Doctor Strange Box Office USA

Rechts: Doctor Strange © 2016 Walt Disney Pictures
Links: Trolls © 2016 20th Century Fox

Quelle: Boxofficemojo

Die Dürre an den US-Kinokassen ist endlich vorüber. Seit Suicide Squad vor drei Monaten angelaufen ist, hat kein einziger Film es geschafft, sogar $150 Mio in den USA und Kanada einzuspielen und Clint Eastwoods Sully nahm als einziger mehr als $100 Mio ein. Vergangenes Wochenende sind gleich zwei Filme gestartet, die aller Wahrscheinlichkeit nach beide jeweils mehr als $150 Mio in die nordamerikanischen Kinokassen spülen werden. Die drei breiten Neueinsteiger in die Charts, die problemlos die vordersten drei Plätze der Kinocharts für sich beanspruchten, waren für etwa 80% der Gesamteinnahmen der Top 12 verantwortlich und haben dem Box-Office die lange überfällige Adrenalinspritze verpasst. Insgesamt legte die Top 12 um 135% (!) gegenüber dem vorigen Wochenende zu und erwirtschaftete $183 Mio. Es war das umsatzstärkste Wochenende an den nordamerikanischen Kinocharts seit dem ersten August-Wochenende. Verglichen mit dem gleichen Wochenende im Vorjahr, als Spectre auf Platz 1 eröffnete, ging es um 21% hinauf.

Wie erwartet, hat Marvels Doctor Strange, der 14. Film aus dem ultraerfolgreichen Marvel Cinematic Universe den Spitzenplatz der nordamerikanischen Kinocharts souverän erobert. Von Freitag bis Sonntag spielte die Comicverfilmung grandiose $85,1 Mio von 3882 Kinos ein und erzielte einen Schnitt von $21911 pro Kino. Den Start des einzigen bisherigen November-Starts von Marvel, Thor – The Dark Kingdom ($85,7 Mio), verfehlte der Streifen um weniger als 1%. Es war das achtbeste Startwochenende des Jahres und das zehnbeste für einen Film aus dem Marvel-Universum von Disney. Das mag vielleicht auf den ersten Blick nicht so beeindruckend wirken, doch wenn man sich die Zahlen näher anschaut, wird deutlich, dass Doctor Strange für Marvel ein Box-Office-Triumph auf jeder Ebene ist.

Zunächst einmal war es der 14. Nummer-1-Start für den Comic-Riesen, womit die Erfolgssträhne ungebrochen bleibt. Doctor Strange gelang außerdem der drittbeste Start eines Disney/Marvel-Films, der kein Sequel ist. Die ersten Filme haben es in der Regel schwerer, weil sie die Charaktere erst etablieren müssen. Gerade eine im Mainstream weniger bekannte Figur wie Stephen Strange sollte es eigentlich nicht einfach haben, doch mittlerweile zieht Marvel als Marke mehr als die eigentlichen Charaktere. So ist auch zu erklären, wie Doctor Strange um 30% besser gestartet ist als der erste Thor ($65,7 Mio) und um 31% besser als Captain America: The First Avenger ($65,1 Mio). Außerdem liegt das Startwochenende satte 49% über dem Start von Ant-Man ($57,2 Mio) letzten Sommer. Dass mittlerweile auch Filme über die in der Popkultur deutlich weniger bekannten Charaktere als Captain America oder Thor locker einen Start über $80 Mio aus dem Ärmel schütteln können, spricht dafür, dass die Erfolgsformel des Studios besser funktioniert denn je und man sich keine Sorgen machen muss, dass die Einnahmen beträchtlich zurückgehen werden, wenn sich irgendwann die Stammspieler wie Robert Downey Jr. als Tony Stark oder Chris Evans als Captain America aus diesem Filmuniversum zurückziehen werden. Der Nachwuchs steht bereit und Doctor Strange hat ein sehr vielversprechendes Fundament für ein neues Franchise gelegt.

Für den Film kam natürlich auch der perfekte Sturm aus günstigen Umständen zusammen. Neben der bewährten Beliebtheit der Marke Marvel und den gewohnt positiven Rezensionen betrat Doctor Strange auch einen völlig leeren Markt, der schon lange nach einem großen Blockbuster mit Massen-Appeal an alle Zuschauerschichten durstete. Suicide Squad war tatsächlich der letzte solche Film und er liegt bereits drei Monate zurück. Seitdem wurden die US-Kinos mit Dramen und Thrillern für ältere Zuschauer überschwemmt, die sich im September und Oktober gegenseitig auffraßen, sodass keiner sein volles Potenzial entfalten konnte. Auch die Zuschauer von Doctor Strange waren zu 58% älter als 25, dennoch sprach der Film ein jüngeres Publikum deutlich mehr an als Sully, Die glorreichen Sieben oder The Accountant. Nicht geschadet hat sicherlich auch die beträchtliche Fangemeinde des britischen Hauptdarstellers Benedict Cumberbatch, der sich dank seiner Hauptrolle in BBCs "Sherlock" und seiner oscarnominierten Performance in Imitation Game mittlerweile auch in Nordamerika großer Beliebtheit erfreut.

Kommendes Wochenende hat Doctor Strange mehr oder wenige freie Fahrt an den Kinokassen, bevor er sich an seinem dritten Wochenende gegen Warners Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind zur Wehr setzen müssen wird. Sehr positive Mundpropaganda (die Zuschauer vergaben ihm im Schnitt einen "A"-CinemaScore, äquivalent einer "1") sollte die natürliche Frontlastigkeit des Comic-Films teilweise ausgleichen und dafür sorgen, dass er nicht wie ein Felsbrocken stürzen wird. Folgt Doctor Strange dem genauen Verlauf des zweiten Thor-Films, wird er etwa $205 Mio in Nordamerika erreichen. Da es sich hierbei jedoch nicht um eine Fortsetzung handelt (die für gewöhnlich frontlastiger sind), die Reaktionen der Zuschauer positiver ausgefallen sind und Phantastische Tierwesen auch geringere Konkurrenz darstellen wird als der mit $158 Mio gestartete Die Tribute von Panem – Catching Fire, der Thor – The Dark Kingdom an dessen drittem Wochenende das Leben schwer machte, wird Doctor Strange vermutlich $210-230 Mio in Nordamerika erreichen. Damit wird er zum ersten Film dieses Jahr, der in Nordamerika in den Umsatz-Bereich zwischen $200 Mio und $300 Mio fallen wird. Mit $165 Mio Produktionskosten trägt der Film auch eins der niedrigeren Budgets aus Marvels Kinouniversum.

Eine sehr starke Nummer 2 lieferte am Wochenende DreamWorks Animations' Trolls. Der auf der Puppenreihe der Zaubertrolle beruhende Film spielte $46,6 Mio von 4060 Kinos ein und schrieb einen Schnitt von $11473 pro Spielstätte. Wie Doctor Strange wurde auch Trolls mit einem "A"-CinemaScore von den Kinogängern bewertet, was für seine langfristigen Aussichten sehr vielversprechend ist. Der Start des Films liegt über denen von Bee Movie ($38 Mio), Die Peanuts – Der Film ($44,2 Mio) und Megamind ($46 Mio), die allesamt ebenfalls am ersten November-Wochenende angelaufen sind. Alle diese Filme hatten nach Animationsfilm-Maßstäben kein besonders tolles Durchhaltevermögen, doch Trolls macht den Anschein, ein großer Publikumsliebling zu sein und könnte es sogar schaffen, neben Disneys Vaiana, der am Thanksgiving-Wochenende anlaufen wird, erfolgreich zu co-existieren. Wenn Trolls den gleichen Multiplikator haben wird wie Die Peanuts, wird er $137 Mio erreichen, liegt er näher an Megamind, so sind knapp $150 Mio drin, und wenn er sich so gut hält wie Bee Movie, dann sogar $155 Mio. Man kann also guten Gewissens von einem Gesamteinspiel im Bereich von $150-160 Mio ausgehen – mit Potenzial für mehr. Bei einem Produktionsbudget von $125 Mo ist es ein sehr solides Ergebnis. Während Doctor Strange vom einem leeren Markt für Teenager und junge Erwachsene profitierte, wirkte es sich zu Gunsten von Trolls aus, dass es der erste große und für die Massen interessante Animationsfilm seit Pets im Juli war. Eigentlich sollte Warners Bros.' Störche – Abenteuer im Anflug diese Lücke im September füllen, doch der Film zündete nicht und das Familienpublikum sehnte sich geradezu nach einem neuen Hit. Dafür spricht auch, dass 52% der Zuschauer des Films am Startwochenende jünger waren als 25.

Obwohl er weit abgeschlagen auf Rang 3 landete, feierte auch Mel Gibsons Kriegsfilm Hacksaw Ridge – Die Entscheidung einen guten Einstand mit $15,2 Mio von 2886 Kinos (im Schnitt $5264 pro Kino). Das Startwochenende ist nahezu gleichauf mit dem von Gibsons letzter Regiearbeit Apocalypto ($15 Mio) vor zehn Jahren. Jedoch ist Hacksaw Ridge ein viel zugänglicherer Film, der sich auch trotz des Überangebots für sein Zielpublikum bei den älteren Zuschauern gut durchsetzen konnte. Etwa 88% der Besucher des Films waren über 25 und 47% sogar über 50. Gerade die letzteren, die für gewöhnlich zum kritischsten Segment unter den Kinogängern gehören, bewerteten den Film extrem positiv. Mit einem "A"-CinemaScore und starken Rezensionen gesegnet und als potenzieller Oscarkandidat positioniert, wird der $40 Mio teure Film eine lange Laufzeit in den Charts hinlegen. Da der kommende Freitag in den USA Veterans Day ist, kann man von einem ungewöhnlich guten Rückgang am zweiten Wochenende des Films rechnen. Insgesamt wird Hacksaw Ridge etwa $50-60 Mio in den USA und in Kanada erreichen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie die älteren Filme in den Charts abgeschnitten haben, darunter The Accountant, Inferno, Girl on the Train, Suicide Squad und Jack Reacher: Kein Weg zurück.

Box-Office USA: Inferno floppt gewaltig, verfehlt zum Start die Spitze

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Inferno Box Office USA

© 2016 Sony Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Mit nur einem breiten Neustart, der auch noch mächtig enttäuschte, war das Halloween-Wochenende sehr ruhig an den nordamerikanischen Kinokassen. Die Top-12-Filme spielten insgesamt $78 Mio ein, 31% weniger als in der Vorwoche, aber immer noch 24% mehr als am gleichen Wochenende im Vorjahr. Es war die Ruhe vor dem Sturm, bevor das starke Duo aus Doctor Strange und Trolls kommendes Wochenende die Charts aufmischen wird.

Nachdem Tyler Perrys Horrorkomödie Boo! A Madea Halloween vorletztes Wochenende schon Tom Cruise in die Schranken gewiesen hat, gelang dem 7. Madea-Film diesmal die ultimative Überraschung und er setzte sich gegen Tom Hanks' Dan-Brown-Adaption Inferno durch. Boo! fiel um lediglich 39,6% an seinem zweiten Wochenende und spülte $17,2 Mio in die US-Kinokassen. Nach zehn Tagen steht der Film bei insgesamt $52,6 Mio. Für sein Studio Lionsgate ist es der erste Film dieses Jahr, der zwei Wochen an der Spitze verbringen konnte. Der verhältnismäßig milde Drop ist extrem ungewöhnlich für einen Tyler-Perry-Film. In der Regel fallen seine Madea-Filme, in denen er in einem Fatsuit die Titelfigur spielt, um etwa 50-60% an ihrem zweiten Wochenende. Dass Boo! A Madea Halloween sogar einen 40%-Rückgang vermeiden konnte, spricht für den starken Crossover-Appeal des Films und einen Mangel an Optionen für jüngere Zuschauer. Machen Afroamerikaner meist einen Großteil der Zuschauer seiner Filme aus, betrug ihr Anteil am zweiten Wochenende von Boo! lediglich 38%. Das erklärt, wie sich der Film so gut halten konnte. Der Streifen hat jetzt schon zwei Madea-Filme (Tyler Perry’s Diary of a Mad Black Woman und Tyler Perry’s A Madea Christmas) überholt und wird auch alle anderen bis auf Madea Goes to Jail ($90,5 Mio) toppen. Aufgrund seiner Thematik und des Titels wird der Film vermutlich stark abbauen, sobald Halloween vorüber ist, doch es sollte trotzdem für ein Gesamteinspiel von $70-75 Mio reichen. Da Boo! nur $20 Mio kostete, ist es der mit Abstand größte Erfolg für Lionsgate dieses Jahr und ein Grund für das Studio, unzählige weitere Filme von Tyler Perry zu produzieren. Elf seiner Filme haben mehr als $50 Mio in Nordamerika eingenommen und keiner kostete mehr als $20 Mio.

Während Tyler Perry und Lionsgate ihren zweiten Box-Office-Sieg in Folge feiern durften, legte Sonys Inferno einen ganz armseligen Start auf Platz 2 der US-Charts hin. Vorbei sind die Zeiten, in denen Dan-Brown-Verfilmungen für Kontroversen sorgten und großen Medienhype heraufbeschworen. Der dritte Auftritt von Tom Hanks als Robert Langdon schnappte sich zwar am Freitag mit $5,6 Mio die Spitze, verlor am Gesamtwochenende mit $14,9 Mio von 3576 Kinos und einem schwachen Schnitt von $4156 pro Spielstätte. Es ist wohl eins der enttäuschendsten Startwochenende aller Zeiten für ein großes Sequel. Um es in Perspektive zu setzen: The Da Vinci Code – Sakrileg spielte 2006 alleine am Starttag $28,6 Mio ein. Bei Illuminati waren es vor sieben Jahren $16,5 Mio. Das Startwochenende von Inferno liegt 81% (!!) hinter dem von The Da Vinci Code und 68% hinter Illuminati. Das Sequel wird insgesamt weniger einspielen als seine beiden Vorgänger alleine in ihren ersten drei Tagen umgesetzt haben.

Bereits durch die Performance des Films in Deutschland zeichnete sich ab, dass Inferno deutlich schlechter laufen würde als die ersten beiden Langdon-Filme mit Hanks, doch einen so miserablen Start hat wohl kaum jemand erwartet. Das Interesse der US-Kinogänger an der Figur ist offenbar gänzlich verflogen und scheinbar reicht auch Tom Hanks' Starpower, die kürzlich erst Clint Eastwoods Sully zu einem Riesenhit gemacht hat, nicht aus, um Kinogänger für den Film zu begeistern. Für den Schauspieler wird Inferno zu einem seiner größten Flops in Nordamerika. Die extrem schwachen Kritiken (die ältere Kinogänger und damit das Zielpublikum von Inferno definitiv beeinflussen) haben dem Film sicherlich geschadet, ebenso wie das starke Überangebot an Filmen mit einem ähnlichen Zielpublikum. Alleine im Oktober richteten sich Girl on the Train, The Accountant und Jack Reacher: Kein Weg zurück mehr oder weniger an die gleichen Zuschauer, ebenso wie Sully, Die glorreichen Sieben und Deepwater Horizon, die im September angelaufen sind. Da blieb nur noch wenig Raum für eine Romanverfilmung, die ohne jeglichen Hype in die Kinos kam.

Inferno wurde von den Zuschauern mit einem "B+"-CinemaScore positiv bewertet (äquivalent einer "2+"), doch auf seine weitere Laufzeit wird das wohl kaum Auswirkungen haben. Insgesamt wird der Film etwa $37-42 Mio in den USA und in Kanada einnehmen. Für Ron Howard ist Inferno nach Im Herzen der See ($25 Mio), Rush ($26,9 Mio) und Dickste Freunde ($48,5 Mio) bereits der vierte Film, der in Nordamerika schlecht läuft. Sony dürfte mit der Investition allerdings nicht ganz unzufrieden sein. In weiser Voraussicht halbierte das Studio das Budget von Illuminati für den Nachfolger Inferno, sodass der Film überraschend magere $75 Mio kostete. In Nordamerika ist er zwar ein großer Flop, doch international läuft es gut genug, sodass Sony am Ende die Ausgaben wieder einspielen wird. Nichtsdestotrotz würde ich nicht mit einer baldigen filmischen Umsetzung von "Das verlorene Symbol" rechnen.

Jack Reacher: Kein Weg zurück geriet ins direkte Kreuzfeuer von Inferno und brach am zweiten Wochenende um 57,9% ein. Mit $9,6 Mio fiel er um einen Platz auf Rang 3 und erreichte $39,8 Mio nach zehn Tagen. Das Action-Sequel liegt jetzt schon 10% hinter seinem eigentlich schwächer gestarteten Vorgänger im selben Zeitraum. Inferno hat zwar kein Feuer der Begeisterung an den Kinokassen entfacht, doch sein Zielpublikum überschnitt sich direkt mit dem von Jack Reacher. Etwa 90% seiner Zuschauer am Startwochenende waren über 25. Bei Jack Reacher 2 waren es vergangenes Wochenende 88%. So erklärt sich der tiefe Fall. Da Doctor Strange kommendes Wochenende ein sehr breites Publikum ansprechen wird, wird auch er Jack Reacher vermutlich hart treffen, sodass der Film schon bald aus den Charts verschwinden wird. Insgesamt sollte die Fortsetzung $55-60 Mio in Nordamerika einspielen, was bei einem $60-Mio-Budget nicht sonderlich gut ist. Immerhin sieht die Performance des Films neben Inferno viel besser aus.

Auf Seite 2 findet Ihr u. a. Updates zu den Einspielergebnissen von The Accountant, Die Insel der verlorenen Kinder und Die glorreichen Sieben.

Box-Office Deutschland: Doctor Strange startet erwartungsgemäß solide

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Doctor Strange Box Office Deutschland

© 2016 Walt Disney Pictures

Quelle: Insidekino

Obwohl mit dem Marvel-Blockbuster Doctor Strange ein starker Neueinsteiger die Spitze der deutschen Kinocharts an sich gerissen hat, sorgte das Ende der Herbstferien in den meisten Bundesländern am Wochenende für etwas heftigere Drops, als man es in den letzten Wochen gewohnt war und die Gesamtbesucherzahl der Top 10 sank um 10% gegenüber der Vorwoche auf knapp 1,4 Mio. Dafür ging es für die Top 10 erstmals seit langer Zeit gegenüber dem entsprechenden Wochenende im Vorjahr wieder hinauf, und zwar gleich um 18%.

Wie erwarte schoss die neue Marvel-Verfilmung Doctor Strange am Wochenende an die Spitze der deutschen Kinocharts und löste Findet Dorie nach vier Wochen endlich ab (Disney dürfte es Recht sein, denn beide Filme gehören dem Verleih). Mit 365,000 Zuschauern von Donnerstag bis Sonntag erzielte der Film einen Besucherschnitt von 655 in seinen 557 Kinos. Einschließlich bundesweiter Previews vom Mittwoch steht Doctor Strange aktuell bei 398,000 Zuschauern. Es ist ein solider Start, doch kein überragender und erinnert uns wieder einmal eindrucksvoll daran, dass Comicbuchverfilmungen in Deutschland einfach nicht den gleichen Stellenwert haben wie in den USA. Obwohl die Akzeptanz und die Popularität der Comic-Filme aus dem Hause Marvel in den acht Jahren seit dem ersten Iron Man deutlich gestiegen sind, ist das hiesige Potenzial dieser Filme dennoch begrenzt, es sei denn es handelt sich um größere Events wie die Avengers-Filme oder Civil War. Ansonsten erwartet die meisten ein Standard-Ergebnis im Bereich von 1-1,5 Mio Besuchern und im diesen Bereich wird sich auch Doctor Strange ansiedeln.

Das Startwochenende des Films lag auf dem Niveau des ersten Thor-Films, der 2011 mit 367,000 Zuschauern (inkl. Previews) aus den Startlöchern kam und insgesamt knapp über 1,1 Mio Kinotickets in Deutschland verkaufte. Zu einem der zehn besten Startwochenenden des Jahres in Deutschland hat es für Doctor Strange nicht gereicht. Immerhin wird Doctor Strange Ant-Man locker schlagen, der hierzulande nur knapp mehr als eine halbe Million Zuschauer in die Kinos locken konnte. Mit Allerheiligen im Rücken und ohne jegliche nennenswerte Konkurrenz bis zum Start von Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind in zwei Wochen, sollte sich Doctor Strange besser halten als Thor und voraussichtlich etwa 1,4 Mio Zuschauer erreichen.

Nach einem etwas enttäuschenden Start in der Vorwoche hielt sich Bridget Jones' Baby an seinem zweiten Wochenende besser als jeder andere Top-10-Film und gab lediglich um 23% nach. Weitere 201,000 Zuschauer sahen die Fortsetzung und brachten deren vorläufige Gesamtbesucherzahl auf ordentliche 671,000. Auch dieser Film hat vorerst keine direkte Konkurrenz zu befürchten und wird schon bald mühelos die Millionengrenze überschreiten. Insgesamt erwarten Bridget Jones' Baby etwa 1,3 Mio Besucher in Deutschland.

Die Dan-Brown-Adaption Inferno fiel um 35% und landete mit 191,000 Zuschauern auf Rang 3 der Wochenendcharts. Mit insgesamt 1,104,000 Zuschauern wurde Inferno nach 18 Tagen zum 22. Besuchermillionär 2016 in Deutschland, doch gegen The Da Vinci Code – Sakrileg und Illuminati, die im gleichen Zeitraum bereits 4,25 Mio bzw. 2,96 Mio Zuschauer hatten, sieht das Zwischenergebnis wirklich erbärmlich aus. Mehr als 1,7 Millionen Tickets wird Inferno vermutlich nicht verkaufen, bevor der Film die deutschen Kinos verlässt. Für Tom Hanks wird es immerhin sein größter Erfolg hierzulande seit Illuminati sein.

Pixars Findet Dorie stürzte um drei Plätze auf #4 der Charts und verlor dabei 45% seiner Zuschauer vom vorigen Wochenende. Obwohl weder Warners Störche noch Universals Kubo – Der tapfere Samurai einen guten Eindruck am Wochenende hinterlassen haben, stahlen beide Neustarts Findet Dorie vermutlich trotzdem viele Zuschauer, wodurch sich der starke Rückgang erklären lässt. Am Wochenende begeisterte der Animationshit weitere 162,000 deutsche Kinogänger und brachte seine Gesamtbesucherzahl auf sehr gute 3,332,000 nach fünf Wochen. Mittlerweile hat Findet Dorie Pixar-Hits wie Oben, WALL-E und Die Monster AG überholt. Als nächstes wird er an Alles steht Kopf (3,47 Mio) und Die Unglaublichen (3,5 Mio) vorbeiziehen. Nachdem es mit Trolls und Störche in den letzten Wochen konkurrenztechnisch Schlag auf Schlag ging, erwartet Findet Dorie kommendes Wochenende Pettersson und Findus – Das schönste Weihnachten überhaupt und damit eine weitere Alternative für die Familien. Spätestens in der Weihnachtszeit sollte sich der Pixar-Film jedoch wieder stabilisieren. Ein finales Ergebnis von mehr als 4 Mio Besuchern sieht für den Film immer noch sehr wahrscheinlich aus, doch er wird es wohl nicht viel weiter schaffen. Es sollte aber dennoch reichen, um zumindest eine kurze Zeit auf Platz 1 der Jahres-Charts 2016 zu verbringen, bevor entweder Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind und/oder Rogue One – A Star Wars Story ihn wieder verdrängen.

DreamWorks' Trolls fiel um 37% und einen Platz auf 142,000 Zuschauer und die 5. Chartposition am Wochenende. Nach 11 Tagen kann der Animationsfilm 427,000 gelöste Tickets vorweisen und setzte sich klar gegen den Neustart Störche durch. Mit viel Mühe und Not sollte Trolls im Dezember oder Januar die Millionenmarke in den deutschen Kinos knacken.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie die Bestsellerverfilmung Girl on the Train hierzulande aus den Startlöchern gekommen ist und wie Tim Burtons Die Insel der besonderen Kinder sowie der deutsche Arthousehit Toni Erdmann bislang abgeschnitten haben.

Box-Office Deutschland: Findet Dorie und Inferno vor Bridget Jones

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Findet Dorie Inferno Bridget Jones Baby Box Office

Links: Findet Dorie (2016) © Walt Disney Pictures
Mitte: Bridget Jones' Baby (2016) © Studiocanal
Rechts: Inferno (2016) © Sony Pictures

Quelle: Insidekino

Danke sage und schreibe sechs breiten Neustarts, von denen fünf in mehr als 250 Kinos angelaufen sind, war wieder etwas mehr los in den deutschen Kinos am Wochenende. Die Gesamtbesucherzahl der Top 10 legte um 12% gegenüber der Vorwoche zu und erreichte etwa 1,54 Mio. Verglichen mit dem entsprechenden Wochenende im Vorjahr ging es allerdings um 2% runter.

An der Doppelspitze der Kinocharts gab es am Wochenende trotz massiver Konkurrenz keine Veränderung. Pixars Findet Dorie behauptete sich nach Besuchern haarscharf vor Inferno an der Spitze und belegte damit den 1. Platz der Charts zum vierten Mal in Folge. Die hauseigene Comicverfilmung Doctor Strange wird den Animationshit kommendes Wochenende aller Wahrscheinlichkeit nach ablösen. Kaum mehr als 1000 verkaufte Tickets trennten Dorie und Inferno am Wochenende. Das Sequel lockte weitere 294,000 Zuschauer in die deutschen Kinos, 29% weniger als am vorigen Wochenende. Mit insgesamt 3,084,000 Zuschauern nach vier Wochen gab es für Findet Dorie die erst dritte Goldene Leinwand (für mehr als 3 Mio Besucher) des Jahres. Interessant ist, dass die vier besucherstärksten Filme von 2016 in Deutschland allesamt Animationsstreifen sind (Zoomania, Pets, Findet Dorie und Ice Age – Kollision voraus!). Im direkten Vergleich liegt Findet Dorie momentan 33% vor Zoomania und 15% vor Pets im selben Zeitraum. Im Gegensatz zu den beiden wird Findet Dorie auf lange Sicht auch 4 Mio Zuschauer in Deutschland erreichen. Das gelang zuvor lediglich zwei weiteren Pixar-Filmen (Findet Nemo und Ratatouille) sowie nur 11 computeranimierten Filme überhaupt (zuletzt Die Eiskönigin). Wie weit Findet Dorie über die 4-Mio-Marke hinausgehen wird, wird davon abhängen, wie gut er die Konkurrenz von Störche und dem neuen Pettersson-und-Findus-Film in den kommenden Wochen verkraften wird. Ein Platz in der Jahres-Top-3 sollte Dorie aber definitiv sicher sein.

Die Dan-Brown-Verfilmung Inferno hielt sich nach ihrem mittelprächtigen Start sehr solide, gab nur um 28% nach und verkaufte an ihrem zweiten Wochenende 293,000 Tickets in Deutschland. Nach Umsatz war Inferno wieder die Nummer 1 der deutschen Kinocharts. Insgesamt sammelte Ron Howards Film bislang 834,000 Besucher in Deutschland ein und wird spätestens kommendes Wochenende zum 22. Besuchermillionär 2016 (letztes Jahr hatten wir insgesamt 33 Filme mit mehr als einer Million Zuschauern). Dennoch ist die Performance schwer zu loben, wenn man bedenkt, dass Inferno nach 11 Tagen immer noch deutlich weniger Zuschauer in die Kinos gelockt hat als seine beiden Vorgänger alleine an ihren Startwochenenden (1,45 Mio für The Da Vinci Code – Sakrileg und 1 Mio für Illuminati). Kommendes Wochenende wird Inferno es mit direkter Konkurrenz  von Girl on the Train zu tun haben, der auf ein ähnlich erwachsenes Publikum abzielt. Deshalb wird der Film auch nicht mehr als 1,7 Mio Besucher in Deutschland erreichen, also weniger 40% der Gesamtbesucherzahl von Illuminati und gerade einmal 30% von The Da Vinci Code. Der Hype um Dan Brown und Robert Langdon ist offenbar vorüber.

Das späte Sequel Bridget Jones' Baby landete mit 260,000 Besuchern von 603 Kinos auf Platz 3 der Charts, erzielte aber mit 432 Zuschauern pro Spielstätte knapp den besten Besucherschnitt am Wochenende. Zum Wochenendergebnis kamen auch massive Zahlen aus Sneaks und bundesweiten Previews des Films hinzu, sodass Bridget Jones' Baby insgesamt 353,000 Zuschauer bis Sonntag zählte. Nichtsdestotrotz liegt dieser Start deutlich unter denen der ersten beiden Bridget-Jones-Filme mit Renée Zellweger. Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück erreichte 2001 phänomenale 4,3 Mio Besucher in Deutschland (und toppte im selben Jahr sogar Shrek und Die Mumie kehrt zurück). Bridget Jones – Am Rande des Wahnsinns verbuchte drei Jahre später immerhin fast 2,3 Mio Zuschauer in Deutschland. Wie bei Tom Hanks' Robert Langdon ist das Interesse an den neuen Missgeschicken und romantischen Abenteuern der tollpatschigen Londonerin Bridget Jones abgeflacht, sodass der dritte Film deutlich kleinere Brötchen backt. Es ist vermutlich aber auch die Abwesenheit von Hugh Grant im dritten Film, die das Interesse an der Fortsetzung dämpfte. Bridget Jones' Baby sollte einen ähnlichen Verlauf hinlegen wie Bad Moms und voraussichtlich 1,4 Mio Zuschauer in Deutschland erreichen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie der bunte DreamWorks-Animationsfilm Trolls, Ben Afflecks Actionthriller The Accountant und das Horror-Sequel Ouija: Ursprung des Bösen bei uns gestartet sind, und wie sich Tim Burtons Die Insel der besonderen Kinder gegen die geballte Konkurrenz geschlagen hat.

Doctor Strange (2016) Kritik

Doctor Strange (2016) Filmkritik

Doctor Strange, USA 2016 • 115 Min • Regie:  Scott Derrickson • Mit: Benedict Cumberbatch, Chiwetel Ejiofor, Tilda Swinton, Mads Mikkelsen, Rachel McAdams, Benedict Wong • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 27.10.2016 • Deutsche Website

Handlung

Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) ist ein brillanter, aber überheblicher Neurochirurg, der sein Luxusleben aus schnellen Autos, einer geräumigen Penthouse-Wohnung auf Manhattan und prestigeträchtigen wissenschaftlichen Vorträgen in vollen Zügen genießt, bis zu jenem verhängnisvollen Tag, an dem er bei einem verheerenden Autounfall die Kontrolle über sein wertvollstes Werkzeug verliert – seine Hände. Auch nachdem er sein ganzes Vermögen in experimentelle Behandlungsmethoden investiert hat, bleiben die schweren Nervenschäden an seinen Händen bestehen. Strange versinkt in Depressionen und Selbstmitleid und sogar seine hübsche Kollegin und ehemalige Liebschaft Christine (Rachel McAdams) kann ihn nicht aufmuntern. Erst die Begegnung mit einem wundersam geheilten Patienten (Benjamin Bratt), den Strange einst als hoffnungslosen Fall abgelehnt hat, verleiht dem Arzt wieder Hoffnung, sodass er sich auf eine Reise nach Nepal begibt. Dort spürt er eine mächtige, keltische Mystikerin (Tilda Swinton) auf, lediglich bekannt als The Ancient One, die ihn nach anfänglichem Widerwillen unter ihre Fittiche nimmt und ihm eine Welt eröffnet, die seine Vorstellungskraft bei Weitem übersteigt. Auf der Suche nach einer Heilung findet Stephen Strange seine wahre Berufung: den Schutz der Menschheit als Zauberer. Die erste Bedrohung, in Form von The Ancient Ones ehemaligem Schüler Kaecilius (Mads Mikkelsen), lässt nicht lange auf sich warten. Doch zu welchem Opfer ist Strange bereit?

Kritik

Doctor Strange (2016) Filmbild 1Während Warner Bros. bei den DC-Comicadaptionen immer noch nach einer bewährten Erfolgsformel sucht, haben Marvel und Disney ihre schon längst raus: freier, aber dennoch respektvoller und im Geiste treuer Umgang mit den Comicvorlagen, makelbehaftete, aber letztlich grundsympathische Protagonisten, meist recht frische Gesichter in den Hauptrollen, namhafte Schauspielveterane und Charakterdarsteller in den Nebenrollen, spektakuläre Action, ein ordentlicher Schuss Humor, etwas Tragik und Drama, ohne jedoch zu sehr ins Düstere abzugleiten, und Verweise bzw. Referenzen zum restlichen Universum, ohne dass diese auf Kosten der Eigenständigkeit des jeweiligen Films gehen. Es gibt einen kleinen Spielraum zum Ausprobieren und Experimentieren, doch insgesamt wird eher auf Nummer sicher gespielt, im besten Wissen, was die Zuschauer gerne sehen wollen. Und genau das bekommen sie auch, weshalb das Studio einen Riesenhit nach dem anderen abliefert und Marvel als Marke bei vielen Kinogängern als Gütesiegel gesehen wird. Auf lange Sicht ist eigentlich niemand vor einem großen Ausrutscher sicher, doch Marvels neustes Abenteuer Doctor Strange ist definitiv keiner.

Doctor Strange (2016) Filmbild 2Der 14. Film im Marvel Cinematic Universe und der zweite Eintrag in Phase Drei des besagten Universums bedient sich ausgiebig der eingangs erwähnten Erfolgsformel und zeigt wieder einmal, dass sie immer noch bestens funktioniert. Vieles fühlt sich mittlerweile vertraut an, jedoch nicht auf eine redundante, sondern auf eine wohlig familiäre Art und Weise, denn man taucht immer wieder gerne in dieses magische Universum ein. Benedict Cumberbatch ist perfekt besetzt als arrogantes Genie, das nach einem einschneidenden Erlebnis seine Läuterung und Bestimmung findet. Das klingt stark nach Robert Downey Jr. im ersten Iron Man und die Parallelen sind natürlich da, doch Stephen Strange ist anders genug angelegt, sodass sich kein Déjà-Vu-Erlebnis einstellt. Frönte Tony Stark noch einem ausschweifenden Lebensstil und behandelte alle seine Mitmenschen von oben herab, beschränkt sich Stranges Arroganz hauptsächlich auf sein Expertisenfeld. Seine Emotionen und seine Menschlichkeit sind deshalb nicht so tief unter einer Schicht von Überheblichkeit vergraben und kommen in seiner Verzweiflung schnell zum Vorschein.

Doctor Strange ist eine sehr klassische Origin Story. Wir lernen Strange vor dem Unfall kennen, wir folgen ihm auf die Suche nach seiner Heilung, wir erleben seine anfänglichen Zweifel und später seinen Wandel. Wir sehen seine Rückschläge, wenn er bei The Ancient One in Lehre geht, seine ersten Erfolge und großen Triumphe – in einer obligatorischen Trainingsmontage, die viel Spaß macht. Dann taucht natürlich Mads Mikkelsens Bösewicht auf, weckt neue Selbstzweifel bei Strange, zeigt sich zunächst als unüberwindbarer Gegner und so weiter. Wer genug Marvel-Filme gesehen hat, kann sich eigentlich den gesamten Handlungsverlauf, der zwar die eine oder andere kleine Überraschung enthält, aber nichts, was wirklich aus dem Rahmen fällt, leicht ausmalen.

Doctor Strange (2016) Filmbild 3Doch es ist nicht die Geschichte, die ein wenig an eine erwachsene Version von Harry Potter erinnert, mit Ideen, die man sich bei Inception geliehen hat, die Doctor Strange zum besten irdischen Origins-Film des Marvel-Kinouniversums seit Iron Man macht. Es ist der psychedelische, visuelle Wirbelsturm, den Regisseur Scott Derrickson und sein Team von Effektespezialisten hier auf die Leinwand zaubert, der die Comicverfilmung zu einem unvergesslichen Kinoerlebnis macht und dem ersten MCU-Film, bei dem ich guten Gewissens die 3D-Fassung ans Herz legen kann. Hat man außerdem noch die Gelegenheit, den Film in einem IMAX-Kino zu sehen, sollte man diese auf jeden Fall nutzen, denn die trippigen Bilder, die hier heraufbeschworen werden, verleihen dem Film einen einzigartigen Look unter allen bisherigen Marvel-Streifen und sorgen für die bislang innovativsten Actionszenen des Comic-Universums. Diese wären vielleicht noch bahnbrechender, hätte man nicht Vergleichbares schon in Christopher Nolans Inception gesehen, doch die Maßstäbe der sich in Prismen auflösenden und drehenden Städte sorgen dennoch für einen Wow-Moment nach dem anderen. Was dem Film also vielleicht inhaltlich an Originalität fehlt, macht er in puncto Umsetzung mehrfach wieder wett. Die Wahl von Scott Derrickson als Regisseur stimmte mich im Vorfeld eher skeptisch, da ich nur einen seiner bisherigen Filme (Sinister) durchweg gelungen fand, doch er behauptet sich hier mit großer Bravour und hat auf jeden Fall eine Zukunft im großen Blockbusterkino. Gerade seine Wurzeln im Horrorkino kommen in einigen, wirklich abgefahrenen Szenen des Films überraschend deutlich zum Vorschein.

Doctor Strange (2016) Filmbild 4Die Marvel-Formel ist nicht ohne Schwachpunkte und zwei davon werden auch in Doctor Strange wieder deutlich. Zum einen ist da der gewohnt blasse Bösewicht, was, mit wenigen Ausnahmen, auch schon zum Markenzeichen der MCU-Filme geworden ist. Es liegt keineswegs an der Performance des "Hannibal"-Stars Mads Mikkelsen, doch in einem Film über unzählige Dimensionen ist der Charakter erschreckend eindimensional, nicht ausgereift und seine Überzeugungen zu wenig, nun ja, überzeugend. Das andere Manko ist Rachel McAdams’ weibliche Hauptfigur. Es ist schade, dass mit einer Darstellerin von McAdams’ Kaliber die Figur dennoch kaum über ein generisches ehemaliges (und künftiges) Love Interest hinausgeht. Deutlich besser schlägt sich Tilda Swinton, deren ätherische, beinahe androgyne Ausstrahlung, die stille, aber immense Macht, die dem Charakter innewohnt, sehr gut zum Ausdruck bringt. Eine sehr interessante Figur ist auch Chiwetel Ejiofors Mordo – in den Comics ein Erzfeind von Doctor Strange – dessen harte Prinzipien und schleichende Desillusionierung mit seiner Welt gekonnt die Samen für seinen künftigen, düsteren Werdegang säen. Zu erwähnen ist außerdem Benedict Wong als Wong, Wächter der mystischen Bibliothek, dessen Interaktionen mit Cumberbatch für einige der amüsantesten Momente des Films verantwortlich sind. Doch es ist letztlich kein Mensch, sondern der eigensinnige Umhang der Levitation, der in Doctor Strange allen heimlich die Show stiehlt und inmitten einer rasanten Actionszene für die heitersten Momente des Films sorgt.

Doctor Strange funktioniert super als eigenständiger Film und auch wenn man noch nie eine Marvel-Verfilmung zuvor gesehen hat, kann man dieses rasante und nach heutigen Verhältnissen mit unter zwei Stunden Laufzeit sehr flott erzählte Abenteuer ohne Einschränkungen genießen. Alle, die ein Auge auf das große Ganze haben, können sich aber auf die Einbindung ins Gesamtuniversum durch einige subtile Verweise und natürlich die obligatorischen Abspannszenen freuen.

Fazit

Hier treffen Inception und Harry Potter aufeinander: Doctor Strange ist ein wahrlich spektakulärer Beitrag zum immer wachsenden Marvel Cinematic Universe. Während die Plotentwicklung und die Figurenkonstellation einem mittlerweile vertraut vorkommen und der Hauptschurke wieder einmal eine recht blasse Nummer bleibt, ist der Film visuell wie kein anderer von den bisherigen Marvel-Adaptionen. Scott Derricksons Film besticht durch einen trippigen Look und atemberaubend opulente Bilder, die nicht nur einen Kinobesuch, sondern sogar den 3D-Aufpreis rechtfertigen. Als arroganter und später geläuterter Held ist Benedict Cumberbatch zudem perfekt besetzt.

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Jack Reacher: Kein Weg zurück (2016) Kritik

Jack Reacher Kein Weg zurück (2016) Filmkritik

Jack Reacher: Never Go Back, USA 2016 • 118 Min • Regie: Edward Zwick • Mit: Tom Cruise, Cobie Smulders, Danika Yarosh, Robert Knepper • FSK: n.n.b. • Kinostart: 10.11.2016 • Deutsche Website

Handlung

Nachdem der ehemalige Militärpolizist und für die Gerechtigkeit kämpfende Vagabund Jack Reacher (Tom Cruise) der Vorgesetzten seiner alten Einheit, Major Susan Turner (Cobie Smulders), aus der Ferne dabei geholfen hat, einen Menschenhändler-Ring zu zerschlagen, macht er sich auf den Weg nach Washington D.C., um sie endlich persönlich kennenzulernen und ein Blind Date abzustauben. Bei seiner Ankunft staunt Reacher nicht schlecht, als er in ihrem Büro stattdessen Colonel Morgan (Holt McCallany) vorfindet, der ihn darüber aufklärt, dass Major Turner wegen Spionageverdachts verhaftet wurde. Da Reacher stets einen sechsten Sinn für die Wahrheit hat, glaubt er keine Sekunde an ihre Schuld und stellt eigene Recherchen an, wodurch auch er ins Kreuzfeuer eines dubiosen privaten Militärunternehmens mit weit reichenden Verbindungen gerät. Zu allem Überfluss soll Reacher auch der Vater der kleinkriminellen Teenagerin Samantha (Danika Yarosh) sein. Schon bald sind Reacher, Turner und Samantha auf der Flucht vor kaltblütigen Killern, während sie versuchen, herauszufinden, weshalb Turner aus dem Weg geräumt werden sollte und wer die beiden Soldaten getötet hat, die sie nur kurze Zeit vor ihrer Verhaftung nach Afghanistan entsandte, um Untersuchungen über das besagte Militärunternehmen anzustellen.

Kritik

Jack Reacher Kein Weg zurück (2016) Filmbild 1Trotz des Zusatztitels Kein Weg zurück findet Tom Cruise als Lee Childs unfehlbarer Romanheld Jack Reacher seinen Weg zurück auf die Leinwände, doch seinem zweiten Auftritt fehlen der Elan, die Rasanz und die auf die Essenz reduzierte Inszenierung des Vorgängers. Bevor Jack Reacher im Januar 2013 das neue Kinojahr einläutete, waren die Erwartungen an den Actionthriller verhältnismäßig niedrig. Davon abgesehen, dass Tom Cruise nicht im Entferntesten der in den Romanen beschriebenen Physis des 1,96 m großen und über 100 Kilo schweren Reacher entsprach, wirkte der Film von seinem nichtssagenden Titel bis zu seiner faden Vermarktung wie ein Actionthriller von der Stange, den man normalerweise in der Videothek (damals gab es noch Videotheken!) unter den Neuerscheinungen von Steven Seagal oder Dolph Lundgren erwarten würde. Umso angenehmer war die spätere Überraschung, dass der so generisch aussehende Film sich als ein grundsolider, geerdeter und von Christopher McQuarrie sehr dicht inszenierter Actionthriller entpuppte. Hochwertige, aber nicht auf Spektakel zugeschnittene Actionfilme wie Jack Reacher sieht man heutzutage nur noch selten im Kino und der Film war eine erfrischende Abwechslung zu den Blockbustern, bei denen jede Actionsequenz die vorherige an Opulenz und Maßstab zu überbieten versucht. Zudem zeigte Cruise in der Rolle wieder einmal, weshalb er einst zum größten Star Hollywoods aufgestiegen ist. Alles, was seinem Reacher an äußerer Ähnlichkeit zur Romanfigur fehlte, machte er mit immenser, körperlicher Ausstrahlung wieder wett. Wenn Jack Reacher im Film gesagt hat, dass man sich lieber nicht mit ihm anlegen sollte, hat man es ihm sofort abgenommen.

Viel häufiger kommt es eigentlich vor, dass ein Film spektakulär vermarktet wird, das Endprodukt sich aber kaum von vergleichbaren Streifen unterscheidet. Jack Reacher bewies, dass einer generischen Werbekampagne ein wirklich guter Film folgen kann. Auch der Filmtitel und die Werbekampagne des Sequels sehen nach Fließbandware aus und leider ist der Film selbst diesmal genau so uninspiriert und schwunglos, wie viele es beim ersten Teil befürchtet haben. Jack Reacher: Kein Weg zurück ist kein schlechter Film. Er ist kurzweilig genug für knapp zwei Stunden anspruchslosen Eskapismus, den man am besten in den eigenen vier Wänden an einem faulen Sonntagabend genießt, langfristig jedoch genau so wenig einprägsam wie die Direct-to-DVD-Produktionen der Herren Lundgren, Cage oder Van Damme.

Jack Reacher Kein Weg zurück (2016) Filmbild 2Regisseur Edward Zwick, der die Zügel von McQuarrie übernahm, hat mit Filmen wie Last Samurai (auch mit Tom Cruise) und Blood Diamond mehr als ausreichend bewiesen, dass er sein Handwerk besteht und die in der Regel komplexen männlichen Hauptfiguren seiner Filme gut in Szene setzen kann. Seiner Regie bei Jack Reacher: Kein Weg sind keine groben Schnitzer vorzuwerfen. Sie ist solide, routiniert, entbehrt jedoch jeglichen individuellen Fingerabdrucks des Regisseurs. Vielleicht ist Jack Reacher als Figur einfach zu makellos und zu eintönig für seine Sensibilitäten, weshalb der Film der Figur quasi eine Familie wider Willen auf den Hals zwingt. Jedoch erweist sich gerade diese Entscheidung als fehlgeleitet, denn die zielgerichtete, brutale Effizienz des Einzelgängers Reacher machte einen Teil seiner Faszination im ersten Film aus. Durch die Bürde von Begleitern, nimmt man der Figur etwas von ihrem Biss. Das liegt nicht an den jeweiligen Darstellern. Als Frau, die sich ihr Leben lang in einer Männerwelt behaupten musste, ist Smulders’ Turner ein gutes Gegenstück zu Reacher und macht sich in den Actionszenen, die ihr in den Marvel-Filmen leider bislang verwehrt geblieben sind, sehr gut. Auch Danika Yarosh ("Heroes: Reborn") als aufmüpfige, unangepasste Teenagerin ist sympathisch. Doch der Film macht wenig aus den beiden Rollen, sodass sie letztlich nur davon ablenken, was man eigentlich sehen möchte: Jack Reacher, der die bösen Jungs aufmischt.

Leider gibt es an der Schurkenfront noch weniger Positives zu berichten. Jack Reacher verkloppt viele austauschbare Söldner, von denen einer ganz besonders stark, fies und unsympathisch ist (Patrick Heusinger), doch weder er noch die von Robert Knepper gespielte Karikatur des bösen Big Boss können mit der exzentrischen, aber gelungenen Besetzung von Werner Herzog im Originalfilm oder sogar mit Jai Courteneys eiskaltem Killer mithalten. Ich hätte nicht gedacht, dass eines Tages der Moment kommen würde, in dem ich Jai Courteney vermissen würde, aber man wird immer wieder eines Besseren belehrt. Was dem Film im Gegensatz zum Vorgänger auch fehlt, sind schauspielerische Schwergewichte wie Robert Duvall und Richard Jenkins, die ihm mehr Gravitas verliehen.

Jack Reacher Kein Weg zurück (2016) Filmbild 3Abgerundet wird dieses mittelmäßige Erlebnis durch ein Drehbuch, das den Anschein erweckt, Mitte der Neunziger geschrieben worden zu sein. Von einem Film wie diesen erwartet man kein oscarreifes Drehbuch, aber wenn man die meisten Dialogzeilen der in Plattitüden und One-Linern sprechenden Charaktere immer wieder vorausahnen kann, bevor sie überhaupt ausgesprochen werden, dann merkt man, dass der Film drumherum einen einfach nicht genug in seinen Bann zieht, dass einem solche Mängel auffallen. Gleiches gilt auch für die zahlreichen, zum Teil gravierenden Logikbrüche. Viele der besten Blockbuster der letzten Jahre (wie Skyfall oder The Dark Knight) haben auch solche Momente; der Unterschied ist, dass die Inszenierung so gut ist, dass einem die Ungereimtheiten häufig erst hinterher auffallen. Wenn man sich bereits während des Films damit ablenkt, darüber nachzudenken, weshalb Smulders’ Charakter aus bester Schussposition den Bösewicht nicht tötet, der kurz davor ist, Reacher den Garaus zu machen, dann hat der Film ein Problem.

Jack Reacher Kein Weg zurück (2016) Filmbild 4Fans von kompetenter Actionunterhaltung oder von Lee Childs Romanen (die für sich akzeptieren konnten, dass Cruise optisch der Vorlage nicht entspricht) sollten bei Jack Reacher: Kein Weg zurück dennoch auf ihre Kosten kommen. Es gibt zwar keine so einprägsamen Momente wie den Scharfschützenangriff aus der Eröffnungssequenz des ersten Films oder dessen rasante Autoverfolgungsjagd, doch die virtuos inszenierte Verfolgungsjagd durch die Halloween-Parade in New Orleans versprüht die Energie, die sich in dem Film sonst häufig vermissen lässt, und die Nahkampfszenen mit Tom Cruise haben die gleiche brutale Effizienz und Präzision wie im Vorgänger. Der stets zuverlässige Cruise ist der Rettungsring des Films. Er knurrt, rennt, springt, stürzt, teilt aus und steckt ein, was das Zeug hält, und seine sehr souveräne, subtil bedrohliche Ausstrahlung ("You are very intense", stellt seine Vielleicht-Filmtochter in einer Szene treffend fest)  macht ihn wieder einmal zur überraschend perfekten Besetzung für Reacher. Es ist nur schade, dass Cruise als Produzent des Films für seine allererste Fortsetzung außerhalb der Mission: Impossible-Reihe einen so durchschnittlichen, anonymen Film abgenickt hat. Wenn Jack Reacher nach seinem zweiten Film keinen Weg mehr zurück in die Kinos findet, könnte ich damit gut leben. Auf die neue Mission von Ethan Hunt freue ich mich hingegen sehr.

Fazit

Jack Reacher: Kein Weg zurück ist ein routiniert, aber auch ausdruckslos inszenierter Actionthriller vom Fließband, den auch die souverän agierenden Tom Cruise und Cobie Smulders kaum über den Durchschnitt heben können. Mit seiner simplen Verschwörungsgeschichte, austauschbaren, fies dreinblickenden Schurken und Dialogen, die zur Hälfte aus Plattitüden bestehen, wirkt der Film wie ein Relikt aus den Neunzigern: kurzweilig genug, um keine Zeitverschwendung zu sein, jedoch ohne jegliche Alleinstellungsmerkmale, die ihn aus der grauen Masse ähnlicher Streifen herausragen lassen.

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Box-Office USA: The Accountant mit Ben Affleck startet solide

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Box Office USA The Accountant

© 2016 Warner Bros. Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Es war ein weiteres Wochenende ohne große Highlights an den nordamerikanischen Kinokassen und es sieht ganz so aus, als würden uns bis zum Ende des Monats keine Überraschungshits mehr erwarten. Tatsächlich wird dieser Oktober aller Voraussicht nach der erste seit 2008 sein, der keinen $100-Mio-Hit hervorbringen wird. Es wirkt fast so, als würden die Massen auf den Start von Marvels Doctor Strange warten, der am ersten November-Wochenende in die US-Kinos kommen wird. Die Top-12-Filme setzten vergangenes Wochenende zusammengerechnet $88,9 Mio um, 7% weniger als eine Woche zuvor und 20% weniger als am vergleichbaren Wochenende im Vorjahr, als Gänsehaut auf Platz 1 startete.

Es gab wieder einen Wechsel an der Chartspitze, jedoch hat sich dennoch nicht viel verändert. Ein nicht-jugendfreier Thriller kam an die Stelle einer anderen und spielte fast exakt genau so viel ein, wie sein Vorgänger vor einer Woche. Es war Ben Afflecks The Accountant, der mit $24,7 Mio von 3332 Kinos (im Schnitt $7416 pro Spielstätte) Girl on the Train ablöste, welcher am vorigen Wochenende mit $24,5 Mio startete. Beide Filme haben sogar fast identische Budgets. Während Girl on the Train $45 Mio kostete, gab Warner Bros. $44 Mio für The Accountant aus. Trotz der Ähnlichkeiten ist das Startwochenende von The Accountant auf jeden Fall positiver zu werten, denn im Gegensatz zu Girl on the Train hatte der Film keine riesige Fangemeinde eines Bestsellers im Rücken, der sich millionenfach verkauft hat. Warner Bros. stellte eine starke Marketingkampagne auf die Beine und Affleck hat in Vergangenheit mit Argo, Gone Girl und The Town bereits mehrere beliebte R-rated-Kinohits abgeliefert, sodass seine Präsenz sicherlich ein Grund für viele Zuschauer war, den Film zu sehen. Obwohl die Kritiken zum Film eher mittelmäßig ausfielen, haben die Zuschauer ihn geliebt und vergaben im Schnitt einen "A"-CinemaScore (äquivalent einer "1"). Das ist eine viel bessere Wertung als Girl on the Trains "B-" (äquivalent einer "2-"), Gone Girls "B" (äquivalent einer "2") und The Towns "B+" (äquivalent einer "2+"), sodass The Accountant noch eine gute Laufzeit vor sich haben sollte. Doch auch dieser Film leider mit Sicherheit unter einem Überangebot an Filmen für ältere Zuschauer. Etwa 86% der Besucher des Films am Startwochenende waren älter als 25 (58% waren Männer). Damit zielt der Film auf das gleiche Publikum ab wie Sully, Die glorreichen Sieben und Deepwater Horizon in den Wochen davor und Jack Reacher: Kein Weg zurück sowie Inferno in den kommenden Wochen. Unter anderen Umständen hätte der Film möglicherweise an der $100-Mio-Marke kratzen können, nun wird er aber eher $80-90 Mio erreichen. Doch auch damit wird er vermutlich zum umsatzstärksten Film des Monats in Nordamerika.

Girl on the Train bekam die direkte Konkurrenz durch The Accountant und die durchwachsene Mundpropaganda zu spüren und fiel um 50,1% auf $12,2 Mio, was für Platz 2 der Wochenendcharts reichte. Nach zehn Tagen steht der Thriller bei $46,8 Mio und damit bereits 40% hinter Gone Girl im selben Zeitraum. Girl on the Train spielt trotz des Riesenerfolgs des Romans offensichtlich in einer anderen Liga mit und wird die Kinos mit maximal $70-75 Mio verlassen. Immerhin wird es für Emily Blunt der erfolgreichste Film werden, in dem sie die alleinige Hauptrolle spielt.

Kevin Hart bewies wieder einmal, dass er im Moment einer der beliebtesten Comedians in den USA ist. Sein Stand-up-Comedyfilm Kevin Hart: What Now? spielte am Wochenende $11,8 Mio von 2567 Kinos auf Rang 3 ein und erzielte einen Schnitt von $4584 pro Kino. Es war das beste Startwochenende aller Zeiten für einen Stand-up-Film, knapp vor Spike Lees The Original Kinds of Comedy ($11,1 Mio). Das Startwochenende alleine machte What Now? zum siebterfolgreichsten Stand-up-Film aller Zeiten in Nordamerika. Allerdings muss man das ein wenig relativieren, denn kein Stand-up-Film vor ihm lief in mehr als 1500 Kinos ein, geschweige denn in über 2500. Keiner war bislang ein so großes Mainstream-Event. Vor drei Jahren lief Kevin Harts Stand-up-Film Kevin Hart: Let Me Explain mit $10 Mio von nur 876 Mio an, sodass die Steigerung trotz fast 1700 zusätzlicher Kinos nicht sonderlich groß ist. Die Mundpropaganda scheint positiv zu sein, wie der "A-"-CinemaScore (äquivalent einer "1-") nahelegt, doch ein Film wie dieser wird von Natur aus frontlastig sein, sodass wir mit $29-32 Mio Gesamteinspiel rechnen können. Das würde den Film auf das gleiche Niveau bringen wie Let Me Explain, jedoch weit entfernt von Eddie Murphy Raw, der seit nunmehr 19 Jahren mit $50,5 Mio der umsatzstärkste Stand-up-Comedyfilm aller Zeiten ist, sogar wenn man das Einspiel nicht um die Inflation bereinigt.

Auf Seite 2 gehen wir auf die Einspielergebnisse von Tim Burtons Die Insel der besonderen Kinder, Antoine Fuquas Die glorreichen Sieben, Clint Eastwoods Sully und dem Harry-Potter-IMAX-Marathon ein.

Box-Office Deutschland: Inferno und Findet Dorie teilen sich den Spitzenplatz

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Findet Dorie Inferno Box Office

Links: Inferno © 2016 Sony Pictures
Rechts: Findet Dorie © 2016 Walt Disney Pictures

Quelle: Insidekino

Alles deutet aktuell darauf hin, dass wenn dieses Jahr vorüber ist, die Besucherzahlen in den deutschen Kinos ein dickes Minus gegenüber 2015 aufweisen werden. Trotz eines großen Neustarts und der Unterstützung durch Herbstferien lag die Gesamtbesucherzahl der Top 10 vergangenes Wochenende wieder einmal deutlich unter dem Vorjahr, diesmal um 30%. Insgesamt 1,38 Mio Tickets wurden für die Top-10-Filme am Wochenende gekauft, 2% weniger als am vorigen Wochenende. Beim heißen Zweikampf um den Spitzenplatz der deutschen Kinocharts gab es zwei Sieger. Während Findet Dorie wieder einmal nach Besuchern die Flossen vorne hatte, setzte Inferno dank Überlängezuschlägen und ohne Kinderrabatte etwas mehr Geld um (€3,7 Mio vs. €3,5 Mio).

Findet Dorie verteidigte am regulären Wochenende nach Besuchern die Pole Position mit 413,000 gelösten Tickets, nur 28% weniger als am zweiten Wochenende des Films. Mit fast exakt 2,6 Mio Besuchern nach 18 Tagen belegt das Pixar-Sequel bereits Platz 6 unter den meistbesuchten Filmen des Jahres in Deutschland und schon bald wird er an Deadpool (2,71 Mio), The Revenant (2,82 Mio) und Ice Age – Kollision voraus! (2,89 Mio) vorbeiziehen. Sobald dies geschehen ist, werden die vier bislang erfolgreichsten Filme des Jahres in Deutschland allesamt Animationsstreifen sein. Obwohl Findet Dorie weit hinter seinem Vorgänger im selben Zeitraum zurückliegt, hat er immerhin 47% mehr Besucher als Zoomania im selben Zeitraum und 17% mehr als Pets erreicht. Eine finale Gesamtbesucherzahl von mehr als 4 Mio ist der Fortsetzung absolut garantiert. Dieses Wochenende kommt mit der direkten Konkurrenz seitens Trolls ein echter Test auf den Film zu, doch wie schon Alles steht Kopf und Hotel Transsilvanien 2 letztes Jahr, werden wohl auch diese beiden Filme trotz des gleichen Zielpublikums nebeneinander bestehen können. Am darauffolgenden Wochenende erwartet die beiden außerdem noch Warner Bros.' Störche – Abenteuer im Anflug. Wenn Störche und Trolls jedoch nicht zünden, dann ist der Weg frei für Findet Dorie, mehr als 4,5 Mio Zuschauer in Deutschland zu erreichen.

Der Hype um Dan Brown und seine Robert-Langdon-Romane scheint in Deutschland passé zu sein. Inferno, der dritte Ron-Howard-Film mit Tom Hanks als Langdon, startete mit 407,000 Zuschauern von 662 Kinos und erzielte mit 616 Zuschauern pro Spielstätte den besten Besucherschnitt am Wochenende, doch das Startergebnis verblasst verglichen mit den Startwochenenden von The Da Vinci Code – Sakrileg (1,45 Mio) und Illuminati (1 Mio) vor zehn bzw. sieben Jahren. Beiden Filmen gelang nicht nur eins der jeweils besten Startergebnisse ihrer Jahre, sondern sie endeten auch beide in der Top 5 von 2006 bzw. 2009. The Da Vinci Code erreichte insgesamt fast 5,7 Mio Besucher und landete auf Rang 3 unter den erfolgreichsten Filmen seines Jahres, während Illimunati mit 4,6 Mio auf Platz 5 von 2009 kam. Es würde mich sehr wundern, wenn Inferno es auch nur in die Nähe der Top 10 schaffen würde, geschweige denn der Top 5. Die geballte Konkurrenz aus Bridget Jones' Baby, Girl on the Train und Doctor Strange wird dem Film über die nächsten beiden Wochenenden viele Zuschauer kosten, sodass er auch im besten Szenario nicht über 1,8 Mio Besucher hinausgehen sollte. Das würde aktuell noch für Platz 10 der Jahres-Charts reichen, doch Filme wie Rogue One – A Star Wars Story und Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind stehen uns noch bevor und werden mit Sicherheit erfolgreicher sein. Immerhin wird Inferno Tom Hanks seinen 16. Film in Deutschland mit mehr als einer Million Besuchern bescheren.

Tim Burtons Die Insel der besonderen Kinder hielt sich in der zweiten Woche hervorragend, gab lediglich um 24% nach und lockte weitere 156,000 Zuschauer in die deutschen Kinos. Nach 11 Tagen beläuft sich die Gesamtbesucherzahl des Films auf knapp 463,000. Dank Herbstferien darf Fox weiterhin auf eine Million Besucher in Deutschland kommen, doch auch wenn es mit der magischen Grenze nicht klappt, mindestens 900,000 sollten schon drin sein.

Die Komödie Bad Moms verkaufte an ihrem vierten Wochenende weitere 114,000 Kinotickets (-31%), belegte Rang 4 und wurde zum 21. Besuchermillionär dieses Jahr. Insgesamt wurde Bad Moms bislang von etwa 1,015,000 Kinogängern in Deutschland gesehen. Damit hat der Film auch schon den ähnlich gestarteten How to Be Single überholt und schielt auf ein Gesamtergebnis von etwa 1,35 Mio. Natürlich wird viel davon abhängen, wie stark Bridget Jones' Baby ihm dieses Wochenende zusetzen wird, denn schließlich haben beide Filme ein sehr ähnliches Zielpublikum. So oder so ist Bad Moms hierzulande, ebenso wie in den USA, ein großer Erfolg.

Sausage Party fiel um 37% und einen Rang auf 87,000 Besucher und Platz 5 der Wochenendcharts. Die vulgäre Animationskomödie steht bei 287,000 Besuchern nach elf Tagen und sollte etwa eine halbe Million Zuschauer in Deutschland erreichen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, welche neuen Meilensteine Tschick und Nerve erreicht haben und wie weit es Disneys Zoomania, der immer noch in zahlreichen Kinos läuft, mittlerweile gebracht hat.

Swiss Army Man (2016) Kritik

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Swiss Army Man, US 2016 • 97 Min • Regie & Drehbuch: Dan Kwan, Daniel Scheinert • Mit: Paul Dano, Daniel Radcliffe, Mary Elizabeth Winstead, Antonia Ribero, Timothy Eulich, Richard Gross, Marika Casteel • Kamera: Larkin Seiple • Musik: Andy Hull, Robert McDowell • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: A24 • Kinostart: 13.10.2016 • Website

swiss-army-man-bild-1Auf dem Sundance Filmfestival liefen die Menschen in Scharen aus dem Kino, da sie mit dem infantilen Humor von Swiss Army Man nichts anzufangen wussten. Dabei schafft es kaum ein Film wie dieser hier, seinen Witz so gekonnt mit einer jugendlich melancholischen Tragik zu verbinden. Aus der Albernheit des Fäkalhumors wird ein einzigartiges Erlebnis, eine Reise, die sich ungepflegt mit dem Außenseitertum junger Menschen und dem kindlichen Wunsch nach Anerkennung beschäftigt. Im Film verfolgen wir Hank (Paul Dano), der auf einer einsamen Insel gestrandet ist, und sich das Leben nehmen will, als plötzlich ein Körper namens Manny (Daniel Radcliffe) an den Strand gespült wird. Die vermeintliche Leiche wird für Hank zum Lebensretter und die beiden begeben sich auf eine Wanderung zurück in die Zivilisation.

Aus Albernheit wird in Swiss Army Man eine Begabung. Hanks innerste Seite erblickt in Form von Leiche Manny das Licht der Welt, nachdem sie längst gestorben ist. Sie wird mit jedem Moment lebendiger, in dem Hank entdeckt, dass er sie braucht, um weiterzumachen, verfällt aber schnell auch in Unverständnis für die sie umgebende Welt, da sie und ihre Fähigkeiten in der Zivilisation als abstoßend angesehen werden. Manny nimmt immer weiter Hanks Gefühlszustände an und macht sich auch seine Sehnsüchte zu eigen. Der Durst nach Liebe und Anerkennung hat Hank schon längst abgestumpft, während er Manny immer weiter antreibt. Es sind die elementaren Begierden, welche Hank in den Tod trieben und Manny zum Leben erweckten.

swiss-army-man-bild-2Warum so viele Menschen glauben, nichts mit diesem Film anfangen zu können? Weil sie es ganz einfach nicht billigen wollen, dass ein Film, der furzt, spuckt und der Erektion einer Leiche folgt, den Anspruch hat Kunst zu sein. Doch auch aus Blödsinn kann Großes hervorgehen, wenn man richtig davon Gebrauch macht und den kurzsichtigen Zuschauer damit in die Irre führt. Swiss Army Man ist keine stumpfe Komödie, sondern ein Film, der ganz klar einen Menschen mit Behinderung in seinen Mittelpunkt rückt und sich an seiner Andersartigkeit erfreut. Hank reitet auf Manny, er trinkt aus ihm und er lässt sich von ihm den Weg zurück aus der Einsamkeit zeigen. Kurz: Er wird von Manny am Leben gehalten. Die schlichte Borniertheit, die dem Film aufgrund des Transports seiner Botschaft entgegenkommt, kann durchaus auch als Folge eines sozialen Experiments betrachtet werden. Warum kann man sich nicht auch an dieser Andersartigkeit erfreuen, anstatt sie blind verurteilen bzw. ignorieren zu wollen?

Und selbst wenn der eigene Horizont nicht so leicht gewillt ist, die inneren Schranken einzureißen, so kann man sich immer noch problemlos an den tollen Performances von Daniel Radcliffe und Paul Dano sattsehen, oder dem wahnsinnig atmosphärischen A-cappella-Soundtrack lauschen, den die beiden zusammen mit Andy Hull und Robert McDowell für den Film aufgenommen haben. Kaum ein Score kann dieses Jahr mit solch lauten Schreien, solch leise flüsternden Stimmen und solch klarem Choralgesang mithalten. Natürlich ist das auch trashig. Swiss Army Man ist kein High-Budget-Film, was sich auch in seiner Optik des Öfteren abzeichnet, doch sie ist konstant glaubwürdig und charmant. Man muss diesen Film nicht lieben, doch man darf ihm nicht absprechen, dass er mehr ist als heiße Luft, die aus dem Gesäß von Daniel Radcliffe kommt.

Fazit

Swiss Army Man ist einer der kreativsten, witzigsten, traurigsten und schönsten Filme des Jahres. Man sollte ihn nicht als oberflächlich zurückgeblieben abstempeln, sondern seine ungeschliffene Magie akzeptieren und versuchen, sie in sich aufzunehmen.

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Arrival (2016) Kritik

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Arrival (2016) Filmkritik

Arrival, USA 2016 • 116 Min • Regie: Denis Villeneuve • Drehbuch: Eric Heisserer • Mit: Amy Adams, Jeremy Renner, Forest Whitaker, Michael Stuhlbarg, Mark O’Brien, Tzi Ma • Kamera: Bradford Young • Musik: Jóhann Jóhannsson • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Sony Pictures • Kinostart: 24.11.2016 • Deutsche Website

Arrival (2016) Filmbild 3Denis Villeneuve kann toll inszenieren. Wenn – wie im Fall des Drogenkrieg-Thrillers „Sicario“ (2015) – noch ein spannendes Drehbuch dazukommt, endet die Verbindung von Inhalt und Form in einem mehr als packenden Gesamtwerk. Bei „Arrival“, der neuesten Arbeit des kanadischen Regisseurs, geht die Rechnung leider überhaupt nicht auf. Die Vorlage stammt diesmal aus der Feder von Eric Heisserer („Lights Out“) und beschreibt den Kontakt zwischen der Menschheit und einer außerirdischen Lebensform. Wer nun an Roland Emmerich und seinen Blockbuster „Independence Day“ (1996) denkt, liegt voll daneben, denn tatsächlich entpuppt sich der Stoff als durchweg stilles Science Fiction-Drama im Stil eines M. Night Shyamalan („Signs – Zeichen“). In diesem Fall ist die Referenz jedoch keinesfalls als Lob zu verstehen, denn „Arrival“ langweilt und nervt mit seiner penetranten Holzhammer-Botschaft, halbfertigen Charakteren und einer dauermelancholischen Stimmung ganz gehörig.

Arrival (2016) Filmbild 2Durch ein Krebsleiden hat die Übersetzerin Dr. Louise Banks (Amy Adams) ihre junge Tochter verloren, und noch immer zerrt der Verlust an ihr. Bis zu dem Tag, an dem zwölf muschelförmige Gebilde über verschiedenen Regionen des Planeten erscheinen und eine offensichtlich extraterrestrische Spezies mit den Menschen zu kommunizieren versucht. Leider sind die Laute der Ankömmlinge mit keiner bekannten Sprache zu vergleichen, weshalb der Militär-Colonel Weber (Forest Whitaker) nun Louise und den Physiker Ian Donnelly (Jeremy Renner) um Hilfe bittet. Zusammen versuchen sie, eine Konversationsbasis zu schaffen und herauszufinden, was die krakenähnlichen Wesen auf der Erde suchen. Sind sie Freund oder Feind?

Arrival (2016) Filmbild 1Nein, „Arrival“ ist ganz sicher nicht der erste Film, in dem die Frage aufgeworfen wird, wie die Menschheit im Fall einer Alien-Begegnung reagieren würde – nicht zuletzt Steven Spielberg hat die Situation bereits mehrfach durchgespielt. Umso bedauerlicher ist es, dass Villeneuve und Heisserer kaum Innovation oder Spannung aus dem Grundthema herauskitzeln können. Natürlich muss man kein Genie sein, um zu erkennen, dass die Außerirdischen hier vor allem metaphorisch für das Andere und Unbekannte stehen. Insofern darf man wohl auch annehmen, dass den Regisseur an der dürftigen Story vor allem der recht aktuelle politische Subtext interessiert haben dürfte – denn letztlich geht es um Probleme der Verständigung (auch unter Menschen) und brennende Konflikte unter den Weltmächten. China und Russland bekommen ihr Fett weg, während Adams und Renner mit einer Tafel vor dem Abbott und Costello getauften Kraken-Duo hocken und sich bemühen, ihre Schrift mit den kryptischen Zeichen der Wesen in Zusammenhang zu bringen. Das Problem: Möglicherweise werden einzelne Worte falsch interpretiert und „Waffe“ bedeutet in der fremden Sprache schlicht „Werkzeug“.

Arrival (2016) Filmbild 4Während der Film relativ zügig Fahrt aufnimmt und das erste Aufeinandertreffen der Hauptfiguren mit den wenig beeindruckend gestalteten Kreaturen nicht zu lange auf sich warten lässt, muss man leider feststellen, dass „Arrival“ nach einem intensiven Einstieg in das Flugobjekt ziemlich kraftlos auf der Stelle tritt und einen der vermeintliche Wettlauf gegen die Zeit (beziehungsweise gegen die kriegerischen Launen Chinas und Russlands) reichlich kalt lässt. Es wird gekritzelt und dechiffriert, gekritzelt und dechiffriert, mit dem Colonel und dem Agenten Halpern (Michael Stuhlbarg) gestritten und wieder gekritzelt und dechiffriert. Klingt spannend? Ist es nicht. Obendrauf gibt es massig Rückblenden, die Louise mit ihrer Tochter zeigen, und ein furchtbar bedeutungsschwangeres Ende, in dem Zukunft und Vergangenheit ineinanderfließen. Wie eine Klammer umschließt Max Richters Stück „On the Nature of Daylight“, das zuvor genial von Martin Scorsese in seinem Thriller „Shutter Island“ (2010) eingesetzt worden ist, das atmosphärisch bedrückende Werk. Die Bilder von Kameramann Bradford Young („A Most Violent Year“) sind dabei so trist und düster geraten, dass man die Apokalypse auch ohne vernichtende Explosionen vor dem geistigen Auge erahnt. Abgesehen von Amy Adams' Figur, deren Leid durch den Tod der Tochter man durchaus nachempfinden kann, sind sämtliche Charaktere leider äußerst grob geschnitzt, und es bleibt unverständlich, warum sich hochkarätige Namen wie Jeremy Renner, Forest Whitaker oder Michael Stuhlbarg hier so unter Wert verkaufen.

Es mag natürlich sein, dass sich andere Zuschauer von der Kommunikations-Thematik überaus fasziniert zeigen – mir hat das dröge und teils ärgerlich prätentiöse Alien-Geflüster allerdings nur die pure Lethargie beschert.


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