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Box-Office Deutschland: Rogue One bleibt an der Spitze, Disneys Vaiana enttäuscht

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Vaiana Box Office Deutschland

Links: Rogue One: A Star Wars Story © 2016 Walt Disney Pictures
Rechts: Vaiana © 2016 Walt Disney Pictures

Quelle: Insidekino

Die Feiertage lagen dieses Jahr nicht nur für die Arbeitnehmer denkbar ungünstig, sondern auch für die Kinobetreiber, die wegen Heiligabend ausgerechnet an einem Samstag, den besucherstärksten Tag der Woche, die Pforten ihrer Kinos bereits früh schließen mussten oder erst gar nicht aufgemacht haben. Und vom ersten Weihnachtstag am Sonntag gibt es auch weniger Nutzen als an einem anderen Wochentag. So ist auch zu erklären, weshalb nahezu alle Filme in den deutschen Charts vergangenes Wochenende teilweise stark nachgelassen haben und keiner der Neustarts einen sehr guten Eindruck hinterlassen konnte. Doch sogar angesichts dieser "mildernden" Umstände war der Start von Disneys Vaiana eine klare Enttäuschung.

Rogue One: A Star Wars Story verbrachte natürlich auch sein zweites Wochenende unangefochten an der Spitze der deutschen Kinocharts und lockte weitere 451,000 Besucher (-55%) in die Kinos. Es war der steilste Drop unter allen Filmen der Top 10, doch angesichts der großen Fallhöhe und der natürlichen Frontlastigkeit des Blockbusters ist das keine Überraschung. Nach 11 Tagen im Verleih zählt Rogue One bereits knapp 1,817,000 gelöste Tickets in Deutschland, womit er auf Rang 12 unter den erfolgreichsten Filme des Jahres aufgestiegen ist – bereits vor The First Avenger: Civil War und Batman v Superman: Dawn of Justice. Nach Umsatz belegt Rogue One mit €20,9 Mio bereits Rang 9 der Jahres-Charts. Allerdings hat Rogue One bislang immer noch weniger Besucher eingesammelt als der Vorgänger Das Erwachen der Macht alleine an seinem Startwochenende hatte. Kommendes Wochenende sollte Rogue One den Spitzenplatz höchstwahrscheinlich wieder verteidigen und obwohl Silvester das Kinogeschäft am Samstag wieder weitgehend lahmlegen wird, werden die meisten Filme erfahrungsgemäß kommendes Wochenende wieder zulegen. Rogue One wird da keine Ausnahme sein. Bereits in den nächsten zehn Tagen sollte der Film die 3-Mio-Marke in Deutschland überschreiten und auch 4 Mio Besucher wird er problemlos schaffen. Insgesamt erwarten das Star-Wars-Spin-Off bis zu 4,5 Mio Zuschauer in Deutschland.

Universals Sing fiel in der dritten Woche um 48% auf 164,000 Besucher, hielt sich aber gerade noch auf Platz 2 der Wochenendcharts. Mit 1,079,000 verkauften Kinotickets bis Sonntag hat Sing als 29. Film dieses Jahr die Millionenmarke geknackt. Das Konzept von Tieren, die bekannte Chart-Hits zum Besten geben, scheint bei den Kinogängern sehr großen Anklang zu finden und Sing steuert auf ein Gesamtergebnis von mindestens 2,5 Mio zu. Sogar direkte Konkurrenz von Disneys Vaiana hat er wirklich gut überstanden.

Während Vaiana in Nordamerika drei Wochen lang die Spitze der Kinocharts belegte, reichte es in Deutschland mit nur 160,000 Besuchern von 575 Kinos gerade einmal für Rang 3 zum Start. Auch der Schnitt von 278 Besuchern pro Spielstätte ist nicht sonderlich bemerkenswert. Da die Thematik des Films weniger ansprechend für die deutschen Zuschauer ist als die klassischen Märchenstoffe von Rapunzel und Die Eiskönigin und das Startwochenende wegen Heiligabend denkbar ungünstig war, waren die Erwartungen an den Erfolg des Films nicht sehr hoch, doch dass er zum Start weniger als ein Drittel der Startwochenenden von Die Eiskönigin und Rapunzel erreichte, ist dennoch eine schwere Enttäuschung. Jene beiden Filme verbuchten samt Previews jeweils mehr als 600,000 Zuschauer zum Start. Vaiana steht inkl Previews bei 207,000 Besuchern bis Sonntag. Geradezu schockierend ist es, dass Vaiana sogar Sing in dessen dritten Woche nicht schlagen konnte. Es ist eins der besucherschwächsten Startwochenenden überhaupt für einen Film von Walt Disney Animation. Dank den Feiertagen und Weihnachtsferien wird sich Vaiana in den kommenden Wochen sehr gut halten, doch mehr als 1,8 Mio Zuschauer wird er vermutlich dennoch nicht erreichen.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind, Willkommen bei den Hartmanns sowie die Newcomer Vier gegen die Bank, Allied – Vertraute Fremde und Nocturnal Animals am Wochenende abgeschnitten haben.

Vier gegen die Bank (2016) Kritik

Vier gegen die Bank, DE 2016 • 96 Min • Regie: Wolfgang Petersen • Mit: Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael Bully Herbig, Jan Josef Liefers, Thomas Heinze, Antje Traue, Alexandra Maria Lara • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 25.12.2016 • Deutsche Website

Handlung

Chris (Til Schweiger), Max (Matthias Schweighöfer) und Peter (Jan Josef Liefers) waren einst sehr erfolgreich in ihren Berufen. Doch die fetten Zeiten sind vorbei und mittlerweile befinden sie sich auf einem absteigenden Ast, haben jedoch noch große Träume für ihre Zukunft. Chris, ein ehemaliger Boxer mit langsam schwindendem Sehvermögen, möchte ein eigenes Sportstudio aufmachen. Werbeprofi Max, der nach einem Wutausbruch, nachdem er bei der Beförderung wieder übergangen wurde, von seinem alten Job gefeuert wurde, möchte eine eigene Werbeagentur gründen. Peter war ein einst ein erfolgreicher Serienstar, dessen Ruhm mittlerweile längst verblasst ist, und der für Mindestgagen in Studentenfilmen mitspielt, sodass er vom wohl verdienten Ruhestand träumt. Die Erfüllung ihrer Träume ist dank gut angelegten Ersparnissen zum Greifen nahe – bis ihre Konten plötzlich leergefegt sind. Der Schuldige ist schnell ausgemacht: der neurotische Anlagenberater Tobias (Michael Bully Herbig) hat sich scheinbar verspekuliert und ihr ganzes Geld in den Sand gesetzt. Doch als sie sich den schüchternen Loser, der wegen des Fiaskos seinen Posten in der Bank verloren hat, vorknöpfen, stellen sie fest, dass der eigentliche Übeltäter der Bankdirektor Schumacher (Thomas Heinze) ist, der Tobias reingelegt hat, um den unliebsamen Mitarbeiter loszuwerden. Mit Hilfe des Insiders Tobias, reift in den drei Betrogenen der Plan heran, Schumachers Bank um ihr Geld zu erleichtern. Doch die Bank zu überfallen, ist nur die halbe Miete, denn ungeschoren davonzukommen wird angesichts der hartnäckigen und zielstrebigen Ermittlerin Elisabeth Zollner (Antje Traue) nicht so einfach sein…

Kritik

Vier gegen die Bank (2016) Filmbild 1Dank seinem weltweiten Erfolg mit Das Boot, für den Wolfgang Petersen selbst zwei Oscarnominierungen erhielt, avancierte der einstige "Tatort"-Regisseur mit Hits wie In the Line of Fire, Air Force One und Der Sturm neben Roland Emmerich zu einem der erfolgreichen Hollywood-Exporte Deutschlands. Nach dem Kinoflop Poseidon nahm sich der Filmemacher eine zehnjährige Auszeit und kehrt jetzt mit Vier gegen die Bank wieder in die Kinos zurück. Das Medienecho war verständlicherweise groß, als letztes Jahr angekündigt wurde, dass Petersen 35 Jahre nach Das Boot erstmals wieder in deutscher Sprache drehen würde und für die Neuverfilmung seines eigenen Fernsehfilms aus dem Jahre 1976 auch noch eine hochkarätige Starbesetzung aus Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Michael Bully Herbig und Jan Josef Liefers für die Hauptrollen engagierte. Dass der Film daraufhin als deutsches Ocean’s Eleven angepriesen wurde, lag selbstverständlich auf der Hand. Es ist nur zu schade, dass Petersens Inszenierung genau so anonym bleibt wie bei einem x-beliebigen Fernsehfilm, lediglich mit einer deutlich namhafteren Besetzung. Diese agiert leider die meiste Zeit so, als würde man sie bei einem gut bezahlten Urlaub filmen. Einen ähnlichen Vorwurf könnte man durchaus auch Steven Soderberghs Ocean’s-Reihe machen, doch seine Filme erhebten die Gelassenheit und Lockerheit zur eigenen Kunst und punkteten mit Elan, Stil und purer, unverfrorener Coolness. Diese sucht man bei Vier gegen die Bank vergeblich, während der Film von einer nicht sonderlich unüberwindbaren Hürde für seine Hauptfiguren zur nächsten dahinplätschert.

Vier gegen die Bank (2016) Filmbild 2Der Triumph der Underdogs gegen die böse, böse Bank ist gerade in heutiger Zeit ein Thema, das durchaus Anklang bei den Zuschauern finden sollte. Deshalb birgt der Film auch trotz seiner weitgehend lustlosen Inszenierung einen gewissen Unterhaltungswert. Dieser wäre jedoch vermutlich erheblich größer, hätte der Streifen dem Zuschauer wirklich Gründe gegeben, mit den besagten Underdogs mitzufiebern, doch das dünne Skript geht bei der Figurenzeichnung und Etablierung der Handlung nie über das nötigste Minimum hinaus. Nach etwa 20 Minuten wurden alle Hauptcharaktere in kurzen Vignetten vorgestellt, übers Ohr gehauen und planen ihre Rache. Das Drehbuch tut seinen Darstellern keinen Gefallen, doch diese holen auch selten das meiste davon heraus. Obwohl unter Cineasten immer wieder gerne gegen Til Schweiger, Matthias Schweighöfer und zuweilen auch Bully geschimpft wird, lässt sich schwer abstreiten, dass jeder von ihnen in Vergangenheit auch schon gute Leistungen abgeliefert hat, und ihren Status als beliebteste Schauspieler Deutschlands haben sich die drei auch hart erarbeitet. Ob als arroganter Werbefuzzi, prolliger Boxer, schräges Nervenbündel oder abgehalfterter Schauspieler – die Rollen wurden für die vier Hauptdarsteller präzise, aber auch ein wenig einfallslos zugeschnitten, sodass hier niemand seine eigene Komfortzone verlassen muss. Dementsprechend leisten sie auch weitgehend Dienst nach Vorschrift, was nur in wenigen Fällen für die erhofften Lacher sorgt. Gerade der in der Regel zuverlässige Jan Josef Liefers spielt hier ausgesprochen unmotiviert, während Alexandra Maria Lara als Ehefrau seines Charakters die vermutlich undankbarste größere Rolle im Film hat. Lediglich Bully schafft es trotz der karikaturhaften Gestaltung seiner Figur einen guten Eindruck zu hinterlassen, indem er mit seinen Marotten gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen nervig und sympathisch lustig wandelt. Das eigentliche schauspielerische Highlight des Films ist allerdings Antje Traue (Man of Steel), die mit ihrer sexy und kraftvollen Ausstrahlung jeden Raum füllt, den sie betritt. Leider unterminiert der Film im dritten Akt auch die zuvor etablierte Intelligenz ihrer Polizistin.

Wenn man das Gefühl hat, dass in die Verfassung einer Filmkritik mehr Gedanken geflossen sind, als in die Geschichte des dazugehörigen Films, ist es selten ein gutes Zeichen, doch ein Film scheitert nie gänzlich an seinem Plot. In Vier gegen die Bank haben jedoch alle Beteiligten gleichermaßen daran zusammengearbeitet, den Unterhaltungswert stets knapp oberhalb der Schwelle zur Langeweile zu halten. Jegliche Bemühungen, die Protagonisten interessant oder sympathisch zu gestalten oder ihnen wirklich spannende Herausforderungen in den Weg zu stellen, lasen sich schmerzlich vermissen.

Fazit

Trotz seiner hochkarätigen Namen vor und hinter der Kamera ist Wolfgang Petersens Vier gegen die Bank eine Krimikomödie vom Reißbrett, bei der fast allen Beteiligten das Desinteresse anzumerken ist, mehr als das Nötigste zu tun, um ihr Publikum zu unterhalten. Vergleiche mit Ocean’s Eleven sind hier zwar naheliegend, schmeicheln dem Film aber in direkter Gegenüberstellung wenig.

Trailer

Box-Office Deutschland: Bestes Startwochenende 2016 für Rogue One

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Box Office Deutschland Rogue One: A Star Wars Story

© 2016 Walt Disney Pictures

Quelle: Insidekino

Nach einem seltenen Plus der Besucherzahlen in Deutschland gegenüber 2015 in der Vorwoche, ging es vergangenes Wochenende erwartungsgemäß gegenüber dem Vorjahr runter, denn der Start von Rogue One: A Star Wars Story konnte natürlich nicht mit dem enormen Startwochenende von Das Erwachen der Macht mithalten. Insgesamt lockten die Top-10-Filme knapp 1,89 Mio Zuschauer in hiesige Kinos, was einen Anstieg von 50% gegenüber dem vorigen Wochenende bedeutete, doch verglichen zum Vorjahr ging es um 33% runter.

Es war sehr knapp, doch Rogue One: A Star Wars Story hat es geschafft: mit etwa 1,001,000 Besuchern von Donnerstag bis Sonntag legte das Spin-Off den ersten (und höchstwahrscheinlich einzigen) Start mit mehr als einer Million Besucher dieses Jahr in den deutschen Kinos hin. Dabei schlug Rogue One mühelos Findet Dorie als den am besten gestarteten Film 2016. Für den besten Besucherschnitt pro Kino hat es nur knapp nicht gereicht. In 762 Lichtspielhäusern erzielte Rogue One einen Schnitt von 1313 Zuschauern pro Kino. Nur Deadpool hatte unter den breiten Starts dieses Jahr mit 1365 pro Kino einen noch besseren Schnitt vorzuweisen. Noch beeindruckender war der Start nach Umsatz, denn dank 3D- und Überlängenzuschlägen spielte der Film €11,8 Mio am Wochenende in, was eins der 30 umsatzstärksten Startwochenenden aller Zeiten in Deutschland bedeutete. Im direkten Vergleich zu Star Wars – Das Erwachen der Macht hinkt Rogue One in Deutschland jedoch viel deutlicher hinterher als in Nordamerika. Lag der neue Film dort zum Start nur 37% unter dem ersten Wochenende seines Vorgängers, sind es in Deutschland 53%. Wie schon in den USA war der Film über das Wochenende jedoch deutlich weniger frontlastig als Das Erwachen der Macht. Das bedeutet, dass ein geringerer Anteil von seinen Besuchern am Gesamtwochenende ihn bereits am Starttag sah (22% anstelle von 26% bei Das Erwachen der Macht).

Rogue One wird dafür sorgen, dass 2016 nicht zum ersten Box-Office-Jahr in 50 Jahren werden wird, in dem kein einziger Film mehr als 4 Mio Besucher in Deutschland erreichen konnte. Dennoch ist die Gesamtbilanz sehr schwach, denn es ist seit 1989 auch nicht mehr passiert, dass nur ein einziger Film diese Marke knacken konnte. Wenn sich Rogue One ab jetzt genau so hält wie Das Erwachen der Macht, wird er etwa 4,2 Mio Zuschauer in Deutschland erreichen, doch wie schon bei seinem Startwochenende, erwarte ich auch langfristig weniger Frontlastigkeit und ein Gesamtergebnis in Höhe von etwa 4,5 Mio Besuchern.

Platz 2 ging an den Spitzenreiter der Vorwoche, Sing, der um lediglich 18% nachgab und mit 314,000 Besuchern an seinem zweiten Wochenende seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 815,000 nach 11 Tagen im Verleih brachte. 2016 war ein sehr gutes Jahr für Animationsfilme in Deutschland (aktuell sind die vier besucherstärksten Filme des Jahres allesamt animiert) und auch Sing sieht nach einem fast sicheren Kandidaten für die Jahres-Top-10 aus. Natürlich wird er bereits kommendes Wochenende direkte Konkurrenz von Disneys Vaiana bekommen, doch in der Weihnachtszeit gibt es immer Platz für mehrere große Familienfilme und Sing wird in den Januar hinein noch gut laufen. Ich rechne mit mindestens 2,5 Mio Besuchern insgesamt, doch es würde mich auch nicht wundern, wenn er an der 3-Mio-Marke kratzt.

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind fiel in seiner 5. Woche um einen Platz und 41% auf Rang 3 und 157,000 Besucher von Donnerstag bis Sonntag. Insgesamt hat das Harry-Potter-Prequel bis dato 2,773,000 Zuschauer in die deutschen Kinos gelockt und nähert sich mit sicheren Schritten der ersten Goldenen Leinwand (für mehr als 3 Mio Besucher) für einen Realfilm dieses Jahr. Mit etwas Glück könnte Phantastische Tierwesen die 3-Mio-Marke noch vor Jahresende erreichen. Auf lange Sicht erwarten den Film mindestens 3,3 Mio Besucher, bevor er die Kinos verlässt.

Auf Seite 2 beschäftigen wir uns u. a. mit den deutschen Box-Office-Ergebnissen von Willkommen bei den Hartmanns, Arrival, Doctor Strange und der neuen Nummer 1 der deutschen Arthouse-Charts.

Assassin’s Creed (2016) Kritik

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Assassins Creed (2016) Filmkritik

Assassin’s Creed, GB/FR/HK/USA 2016 • 115 Min • Regie: Justin Kurzel • Drehbuch: Michael Lesslie, Adam Cooper, Bill Collage • Mit: Michael Fassbender, Marion Cotillard, Jeremy Irons, Brendan Gleeson, Michael K. Williams, Charlotte Rampling • Kamera: Adam Arkapaw • Musik: Jed Kurzel • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: 20th Century Fox • Kinostart: 27.12.2016 • Deutsche Website

Assassins Creeed (2016) Filmbild 1Die Spielfilmadaption des populären Ubisoft-Games "Assassin’s Creed" erzählt von einem Apfel, der den freien Willen der Menschheit in sich trägt. Bei diesem Exemplar handelt es sich um jene sündige Frucht aus dem Garten Eden – nur dass sie in dem Fantasy-Abenteuer aus Metall besteht und grün leuchten kann. Ich vermute, an dieser Frucht hätten sich Adam und Eva die Zähne ausgebissen. Wie dem auch sei: Moderne Wissenschaftler sind ganz darauf versessen, das Stück in ihren Besitz zu bringen. Um das zu erreichen, müssen sie lediglich die Nachfahren der Hüter dieses Schatzes ausfindig machen. Eine technische Innovation macht es nämlich möglich, sich in deren DNA zu hacken, in der die Erinnerungen der Ahnen gespeichert sind, und so durch die nicht ganz freiwilligen Probanden in ein früheres Zeitalter zu schlüpfen. Klingt irgendwie komisch und verworren? Ist es auch. Allerdings hätte dieser Ansatz durchaus Spaß machen können, hätte der begabte Newcomer-Regisseur Justin Kurzel („Macbeth“) bei seinem ersten Großprojekt den dramaturgischen Aufbau besser im Griff gehabt. Vielleicht hat das Elend ja auch bei dem schwachen Drehbuch begonnen. An seinen Darstellern, den wuchtigen Bildern und dem pulsierenden Score liegt es zumindest nicht, dass „Assassin’s Creed“ nach einem soliden Start zum freien Fall ohne Sicherheitsnetz ansetzt.

Assassins Creeed (2016) Filmbild 2Callum "Cal" Lynch (Michael Fassbender) hat einen Zuhälter ermordet und bekommt dafür vom Staat die Todesspritze spendiert. Doch anstatt Cal zu töten, erwacht er kurz darauf in einer mysteriösen Einrichtung. Die Wissenschaftlerin Sofia (Marion Cotillard) klärt den erstaunten Kriminellen über die Hintergründe seiner unerwarteten Begnadigung auf: Sein entfernter Vorfahre Aguilar de Nerha (ebenfalls Fassbender) gehörte den Assassinen an, die im Spanien des 15. Jahrhunderts gegen die Anhänger des mächtigen Templerordens kämpften. Sofia geht davon aus, dass man Cal erfolgreich in den Geist Aguilars versetzen kann, der möglicherweise den Aufenthaltsort des begehrten Apfels kennt. Die Trips in die gefährliche Vergangenheit gelingen, doch die Prozedur scheint das Versuchskaninchen stetig zu verändern: Der Insasse wird langsam selbst zum Assassin …

Assassins Creeed (2016) Filmbild 3Während die Szenen in der Gegenwart noch durchaus Fortschritt in der Geschichte erkennen lassen, tritt Kurzels Film stets völlig auf der Stelle, wenn sich Cal an die flexible Maschine koppelt und sich auf Aguilars Pfad begibt. Zugegeben, die Gestaltung des alten Spaniens besitzt durchaus ihre Reize, nur leider lässt „Assassin’s Creed“ den Zuschauern keine Minute Zeit, die damalige Umgebung zu erkunden oder die dortigen Figuren zumindest im Ansatz kennenzulernen. Action, Action und nochmals Action lautet das Credo dieser hautnahen Rückblicke – und so wird geprügelt, getreten, erstochen und erschlagen als ob es kein Morgen mehr gäbe. Was hier im Text vielleicht einen Adrenalinrausch erhoffen lässt, entpuppt sich auf der Leinwand leider als monotones und auf die Dauer arg ermüdendes Getümmel. Ein anwesender Kenner der Game-Reihe merkte nach der Vorführung an, dass die präsentierten, blutleeren Kämpfe keinesfalls die Kraft der Vorlage widerspiegeln. Ich verlasse mich in dieser Hinsicht auf seine Auskunft. Das Hauptproblem ist allerdings das völlige Ausbleiben einer Identifikationsfigur. Während die Geschichte Aguilars nur den Schauwerten dient und einem dessen Schicksal herzlich egal ist, bleiben leider auch Cal und Sofia völlig blass – da können selbst Hochkaräter wie Fassbender und Cotillard nichts mehr aus ihren eindimensionalen Charakteren reißen. Ich bin mir nicht sicher, ob man die Handlung in der Gegenwart oder die in der Vergangenheit kräftiger hätte ausbauen müssen, in der präsentierten Fassung versinkt „Assassin’s Creed“ zumindest in einem gänzlich uninspirierten Brei.

Assassins Creeed (2016) Filmbild 4Kommen wir nun zu einem spannenden Punkt des ansonsten frustrierend zerfahrenen Werkes: Der Gegenstand des Apfels mag albern klingen und auch albern aussehen, doch der Gedanke, dass die progressive Wissenschaft den Willen der Menschen von den engen Ketten der Religion und Politik befreien möchte, ergibt Sinn. Freilich mit Vorsicht, wenn man an die Gefahren der sich immer weiter entwickelnden künstlichen Intelligenz denkt. Schade, dass der Film diese Thematik gar nicht länger verfolgen will, sondern mit der Figur von Sofias Vater Rikkin (Jeremy Irons) eine Wende nimmt und als Standardware mit enttäuschendem Antiklimax endet. Auch hier wurde ich informiert, dass man als Anhänger des Spiels an der Produktion durchaus Freude haben kann. Als Zuschauer ohne spezifische Kenntnisse der Materie hilft mir das jedoch kaum weiter. Übrigens gibt es in der High-Tech-Einrichtung neben Cal noch weitere Insassen, die unter anderem von Michael K. Williams („The Wire“) und Callum Turner („Green Room“) verkörpert werden und ebenfalls Teilnehmer des Programms sind. Im Film taugen sie lediglich für ein paar schräge Momente und als Vorboten für ein potentielles Sequel.

Wer schon immer herausfinden wollte, wie ein gewagter Mix aus „The Da Vinci Code“, „Matrix“, „Nikita“, „300“ und „Einer flog über das Kuckucksnest“ aussehen könnte und/oder ein Fan des Videospiels ist, kann „Assassin’s Creed“ ja gerne mal antesten. Ich mag meine schicken Bilder und wummernden Klänge allerdings lieber zusammen mit einer packenden Story.


Trailer


Box-Office USA: Rogue One schreibt gigantische Zahlen zum Start

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Rogue One A Star Wars Story Box Office

© 2016 Walt Disney Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Der Start des neuen Star-Wars-Films sorgte für das ertragreichste Wochenende an den nordamerikanischen Kinokassen seit dem ersten August-Wochenende, als Suicide Squad an den Start ging. Dank dem Riesenstart des neuen Disney-Blockbusters ging der Gesamtumsatz der Top 12 um 173% nach oben und erreichte gewaltige $204,1 Mio von Freitag bis Sonntag, wobei mehr als 75% davon allein aufs Konto von Rogue One: A Star Wars Story gingen. Gegenüber dem Vorjahr, als Star Wars – Das Erwachen der Macht den bisherigen Startrekord in Nordamerika zertrümmerte, ging es um 33% runter, was aber auch zu erwarten war.

Auch wenn es keine neue Episode ist: wenn Disney einen Star-Wars-Film in die Kinos bringt, muss sich die Konkurrenz warm anziehen. Wie beliebt Star Wars ist, zeigte natürlich letztes Jahr Star Wars: Das Erwachen der Macht, als der Film zum Start etliche Rekorde brach. Doch in gewisser Hinsicht war Rogue One der wichtigere Film für Disney. Dass Das Erwachen der Macht eine sichere Bank sein würde, stand gänzlich außer Frage. Doch von Rogue One hing es ab, ob das Star-Wars-Franchise langfristig auch abseits der Hauptgeschichte kommerziell erfolgreich sein kann und die Antwort der Kinogänger am Wochenende war ein lautes "Ja!". Insgesamt $155,1 Mio spielte der Film von Freitag bis Sonntag von 4157 Kinos ein und erzielte einen fantastischen Schnitt von $37309 pro Spielstätte. Nur 38% seines Einspiels stammten jedoch von 3D-Vorführungen; etwa $19 Mio entfielen auf über 400 IMAX-Kinos.

Es ist das drittbeste Startwochenende des Jahres (hinter The First Avenger: Civil War und Batman v Superman) sowie das zwölftbeste aller Zeiten (knapp hinter Die Tribute von Panem – Catching Fire). Es ist zudem der mit Abstand (in beide Richtungen) zweitbeste Dezember-Start aller Zeiten in den USA. Kaum zu glauben, dass vor Das Erwachen der Macht, der letztes Jahr mit $248 Mio aus den Startlöchern kam, der Dezember-Startrekord dem ersten Hobbit-Film mit nur $84,6 Mio gehörte. Diesen brach Das Erwachen der Macht bereits an seinem Starttag. Die Starts der beiden Star-Wars-Filme räumen mit dem lange bestehenden Vorurteil auf, dass Blockbuster keine Riesenstarts im Dezember erzielen können. Wenn man einen Film mit großem Event-Status in die Kinos bringt, werden die Zuschauer auch die Kinos stürmen. Schließlich startete jeder der letzten drei Filme, die schließlich zum erfolgreichsten Film aller Zeiten in Nordamerika wurden (Titanic, Avatar und Das Erwachen der Macht), im Dezember, jedoch gelang dies den ersten beiden Filmen vor allem dank einer langen Laufzeit, während die 7. Star-Wars-Episode lediglich 20 Tage benötigte, um Avatar in Nordamerika zu toppen.

So weit wird Rogue One natürlich nicht kommen, doch alleine schon die Tatsache, dass der Film nur 37% unter Das Erwachen der Macht gestartet ist, ist bemerkenswert. Dabei lagen seine Previews noch 49% unter denen von seinem Vorgänger und der Starttag lag 40% darunter. Diese positive Entwicklung, bei der der Abstand zwischen den beiden immer kleiner wird, zeigt, dass Rogue One deutlich weniger frontlastig ist als Das Erwachen der Macht. Da der Ausgang des Films mehr oder weniger bekannt ist, ist die Angst vor Spoilern deutlich geringer, sodass viele Fans auch etwas länger warten, bevor sie sich den Film im Kino anschauen. Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass Rogue One sich über seine verbleibende Laufzeit schlechter halten wird als Das Erwachen der Macht. Jener nahm an seinem Startwochenende etwa 26,5% von seinem nordamerikanischen Gesamteinspiel ein. Wenn es sich bei Rogue One genau so verhalten wird, steuert er auf insgesamt $585 Mio in den USA und in Kanada zu.  Geringere Frontlastigkeit bedeutet aber, dass er sogar gute Chancen auf mehr als $600 Mio in Nordamerika hat. Das gelang bislang nur fünf Filmen (Das Erwachen der Macht, Avatar, Jurassic World, Titanic und Marvel’s The Avengers). Auf jeden Fall wird er die Jahres-Charts 2016 problemlos toppen (aktuell angeführt von Findet Dorie mit $486,3 Mio) und mindestens den 6. Platz unter den umsatzstärksten Filmen aller Zeiten in Nordamerika erreichen. Dazu reicht es nämlich, wenn er $534,9 Mio von The Dark Knight übertreffen kann. Mit den Feiertagen und sehr positiver Mundpropaganda ("A"-CinemaScore, äquivalent einer "1") im Rücken, wird ihm das keine Schwierigkeiten bereiten. Rogue One ist der endgültige Beweis dafür, dass Star Wars das beliebteste Franchise aller Zeiten in Nordamerika ist und dass Disney noch viele Jahre lang von ihm profitieren können wird.

Auch weltweit eroberte Rogue One souverän die Chartspitzen. In 54 Ländern am Wochenende gestartet (etwa 71% aller seiner Märkte), spielte das Spin-Off $135 Mio außerhalb von Nordamerika ein. Letztes Jahr lief Star Wars – Das Erwachen der Macht mit $281 Mio international an (allerdings war Südkorea schon von Anfang an dabei, während Rogue One dort noch nicht gestartet ist). Die besten Ergebnisse erzielte der Film in Großbritannien ($21 Mio), Deutschland ($12,5 Mio), Australien ($10,8 Mio) und Frankreich ($10 Mio), wobei sie durch die Bank deutlich unter den Starts von Episode VII lagen. Insgesamt sollte Rogue One international mühelos $550 Mio erreichen und weltweit deutlich mehr als $1 Milliarde.

Aug Seite 2 beschäftigt sich unsere Analyse mit den restlichen Filmen der Top 12, darunter Disneys Vaiana, Phantastische Tierwesen, Doctor Strange und Oscarfavorit La La Land.

Sieben Minuten nach Mitternacht (2016) Kritik

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A Monster Calls, ES/USA/GB/CA 2016 • 108 Min • Regie: Juan Antonio Bayona • Drehbuch: Patrick Ness • Mit: Lewis MacDougall, Felicity Jones, Liam Neeson, Sigourney Weaver, Geraldine Chaplin, Toby Kebbell • Kamera: Óscar Faura • Musik: Fernando Velázquez • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: StudioCanal • Kinostart: 4.05.2017 • Deutsche Website

Emotionale Distanz ist J.A. Bayonas Sache nicht. Schon bei seiner Gruselperle „Das Waisenhaus“ (2007) und der von mir wenig geschätzten Tsunami-Tragödie „The Impossible“ (2012) hat der spanische Regisseur seine gefühlsbetonten Geschichten in dramatische Bilder verpackt und mit intensiven Streicherklängen auf die Spitze getrieben. Jetzt hat er sich mit „Sieben Minuten nach Mitternacht“ das gleichnamige Dark-Fantasy-Buch von Patrick Ness vorgeknöpft, bei dem er an seinem nicht sonderlich subtilen Konzept festhält. Herausgekommen ist ein starkes, teils wunderschönes und teils todtrauriges, Märchen für Groß und Klein, das unter seiner atmosphärischen Aufmachung – erneut gilt hier besondere Anerkennung für die Leistungen von Bayonas ständigen Begleitern, dem Kameramann Óscar Faura („The Imitation Game – Ein streng geheimes Leben“) und dem Komponisten Fernando Velázquez („Crimson Peak“) – angenehm viel Herz und Tiefgang besitzt. Wie in den beiden Vorgängern spielt eine Mutterfigur eine wichtige Rolle, doch im Zentrum steht der kleine Conor (Lewis MacDougall), der in der verletzlichsten Phase seines Lebens vor einem scheinbar unbezwingbaren Ereignis steht.

Sieben Minuten Nach MitternachtZu alt, um ein Kind zu sein und zu jung, um ein Mann zu sein, ist Conor an seiner Schule ein gepeinigter Außenseiter. Was ihn jedoch weit mehr bewegt und innerlich zerreißt, ist der Zustand seiner Mutter (Felicity Jones): Sie leidet an Krebs im Endstadium und die neu angesetzten Therapien zeigen keinen Erfolg. Conor muss stets denselben Albtraum durchleben, in dem seine Welt zerfällt und seine Mum einen Abgrund hinabzustürzen droht. Als sie nach einem Zusammenbruch ins Krankenhaus eingeliefert wird, soll er bei seiner strengen und ungeliebten Großmutter (Sigourney Weaver) wohnen. Völlig verzweifelt und mit der Situation überfordert, ruft der Junge unbewusst ein baumartiges Monster (Liam Neeson) herbei, das ihm drei Geschichten erzählen will. Die vierte danach soll Conors eigene werden …

Sieben Minuten nach Mitternacht„Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist ein Film, dessen Ausgang von Beginn an determiniert ist. Wichtig ist der Weg dorthin und die Charaktere, die das intime Drama formen. Nur auf den ersten Blick ist Conor der artige und tadellose Sohn: Je mehr wir über ihn erfahren, desto mehr erkennen wir, welche dunklen aber zutiefst menschlichen Schluchten sich in ihm auftun. „Werde ich nicht bestraft?“ – diese Frage stellt er im Verlauf des Films mehrfach. Da ist eine Schuld, die nur er verspürt, die aber wie ein Schatten über all den kleinen und großen Schandtaten schwebt, die er im Verlauf begehen soll. Die Komplexität von Individuen wird in den einzelnen, farbenfroh gestalteten Geschichten des Monsters illustriert. Jede endet anders als es der Junge angenommen hätte, weshalb er irgendwann frustriert aufgibt. Natürlich steckt hinter diesen Erzählungen ein Gleichnis, dessen wahrer Kern für Conor zunächst verschlossen bleibt. Wie bereits die Genre-Meisterwerke „Paperhouse“ (1988) von Bernard Rose und „Pans Labyrinth“ (2006) von Guillermo del Toro, behandelt auch Bayona in seiner Arbeit eine im Fantasy-Format präsentierte, klassische Coming-of-Age-Story. Es geht um einen universellen Schmerz, den jeder in ähnlicher Form wohl schon einmal in seiner Jugend verspürt hat – um das Gefühl, ohne jeden Ausweg hoffnungslos verloren zu sein.

Sieben Minuten nach MitternachtBesonders nachhaltig ergreift einen hier übrigens die Beziehung zwischen Conor und seiner Großmutter. Was erst als kalte Abneigung erscheint, bröckelt langsam auf, ohne je das Eis auf gezwungen kitschige Weise zu brechen. Das Ende von „Sieben Minuten nach Mitternacht“ ist rührend, ohne jedoch den Druck auf die Tränendrüse zu arg zu strapazieren. Die Momente, in denen man kurz schlucken muss, sind vielleicht nicht die, auf die wir lange vorbereitet worden sind, sondern folgen erst im Anschluss an das Unvermeidliche. Liam Neeson, der dem Monster im Original seine Stimme leiht, ist übrigens spät noch einmal selbst zu erblicken – ein kleines, magisches Extra in einem bewegenden Film.

Ich mochte die stimmungsvolle Inszenierung, die durch die Bank großartig agierenden Schauspieler und die monströsen wie auch zurückhaltenden Elemente der Geschichte. Und selbst wenn der Regisseur gelegentlich etwas dick aufträgt: Bei einem derart berauschenden Leinwand-Zauber darf man auch das mal.


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Rogue One: A Star Wars Story (2016) Kritik

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmkritik

Rogue One: A Star Wars Story, USA 2016 • 133 Min • Regie: Gareth Edwards • Mit: Felicity Jones, Diego Luna, Riz Ahmed, Donnie Yen, Ben Mendelsohn, Forest Whitaker, Mads Mikkelsen • FSK: ab 12 Jahren • Kinostart: 15.12.2016 • Deutsche Website

Handlung

In einer weit weit entfernten Galaxie tobt der Krieg zwischen der Rebellen-Allianz und dem galaktischen Imperium seit vielen Jahren, der die Ressourcen und Nerven beider Seiten strapaziert. Um den Widerstand endgültig zu zerschlagen, baut das Imperium eine Superwaffe, den Todesstern, der ganze Planeten auf einen Schlag vernichten kann. Durch Bodhi (Riz Ahmed), einen abtrünnig gewordenen Piloten des Imperiums, bekommen die Rebellen Wind vom Planetenkiller. Um mehr in Erfahrung zu bringen, benötigen sie jedoch die Hilfe der jungen Kriminellen Jyn Erso (Felicity Jones), die sie zu diesem Zweck aus der Gefangenschaft des Imperiums befreien. Jyns Vater Galen (Mads Mikkelsen) war maßgeblich an der Konstruktion des Todessterns beteiligt und soll Bodhi mit einer geheimen Botschaft an seinen früheren Freund Saw Gerrera (Forest Whitaker) geschickt haben. Saw, ein gesundheitlich angeschlagener Veteran der Klonkriege, hat Jyn einst gerettet und zur Kämpferin ausgebildet. Nun soll sie den Rebellen-Spion Cassian Andor (Diego Luna) zu Saw bringen. Was Cassian und Jyn in seinem Unterschlupf auf dem Planeten Jedha erfahren, setzt einen Plan in Gang, bei dem sie und ihre mutigen Begleiter alles riskieren, um der Rebellion gegen die Übermacht des Imperiums eine neue Hoffnung zu geben.

Kritik

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmbild 1Abgesehen davon, dass es der erste Star-Wars-Film seit zehn Jahren war (vom The-Clone-Wars-Animationsfilm mal abgesehen), lag der besondere Reiz von Das Erwachen der Macht letztes Jahr darin, dass sogar die größten Fans des von George Lucas ins Leben gerufenem Universums, die jedes imperiale Raumschiff-Modell im Schlaf benennen könnten und wissen, wer Commander Gree oder Captain Roos Tarpals sind, genau so wenig Ahnung hatten, wie sich die Geschichte entwickeln und wohin sie führen würde, wie jeder andere Kinogänger. Erstmals seit 32 Jahren ging die Geschichte um den galaktischen Kampf zwischen Gut und Böse im Kino vorwärts. Gareth Edwards’ Rogue One: A Star Wars Story hat diesen Vorteil nicht, denn die Haldung des Films bringt die Zuschauer zurück in eine Zeit, in der Imperator Palpatine und sein Schüler Darth Vader das Imperium noch mit eiserner Hand führen, noch bevor sich Luke Skywalker seine Bestimmung als Held der Galaxie offenbart hat. Es ist ein Zeitraum, der aktuell auch in der Animationsserie "Star Wars Rebels" behandelt wird. Der Drahtseilakt, eine Geschichte in diesem Setting zu erzählen, besteht darin, dass einerseits eine spannender Plot um etwas gesponnen werden soll, dessen Ausgang die Fans längst kennen (Spoileralarm: der Diebstahl der Baupläne gelingt und Luke Skywalker jagt den Todesstern in die Luft). Andererseits bewegen sich die Macher stets auf dünnem Eis und müssen innerhalb gegebener Parameter arbeiten, denn es gibt Legionen von Fans, die jede Inkonsistenz mit dem bestehenden Kanon auseinandernehmen würden.

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmbild 2Diese Gratwanderung meistern Edwards und seine Drehbuchautoren mit Bravour. Rogue One ist eine natürliche Ergänzung der Star-Wars-Saga, die sorgfältig größere und kleinere bekannte Elemente einbaut. Wie ein fehlendes Puzzlestück füllt der Film eine Lücke, die vorher gar nicht bewusst wahrgenommen wurde, und wirkt rückblickend so, als wäre er schon immer Teil der Saga gewesen. Dabei entwickelt der Film jedoch auch eine eigenständige Geschichte und greift ein Thema auf, das in den bisherigen Star-Wars-Filmen nie im Vordergrund stand, jedoch längst überfällig war. Rogue One setzt sich direkt mit den Auswirkungen auseinander, die ein zermürbender Krieg auf Menschen hat. Wenn wir Diego Lunas Cassian erstmals treffen, tötet er kaltblütig einen Informanten. Es bleibt nicht die letzte fragwürdige Aktion der Rebellen und der Film wirft (manchmal auch explizit) Fragen auf, wie weit man im Kampf für eine noble Sache gehen darf und sollte, und wo eigentlich die Grenze zwischen dem Vorgehen des Imperiums und dem der Rebellen verläuft. Es sind dieses Thema und der insgesamt düstere und dreckige Ton des Films, die Rogue One zum vielleicht erwachsensten aller Star-Wars-Filme machen.

Doch es ist immer noch Star Wars und nicht Apocalypse Now, und der Spaß kommt auch hier nicht zu kurz. Humor wird in genau der richtigen Menge eingesetzt und geht meist aufs Konto von Cassians Droiden K2-SO, dessen unbewusst trocken sarkastischen Kommentare Alan Tudyk mit absoluter Perfektion zum Ausdruck bringt und damit allen seinen Co-Stars die Show stiehlt. Es wird nicht lange nach Kinostart dauern, bis K2 zum Liebling vieler Fans avancieren wird, und ich würde sogar so weit gehen, ihn als bislang coolsten Star-Wars-Droiden zu bezeichnen (sorry, BB-8, C3 und R2!).

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmbild 3Die menschlichen Charaktere kommen nicht alle so gut weg. Zwar ist keiner von ihnen bloß Mittel zum Zweck, um die Handlung voranzubringen, die meisten aus dem Rogue-One-Team bleiben jedoch sträflich unterentwickelt. Alle Figuren sind so interessant angelegt, dass man mehr von ihnen sehen und erfahren möchte, doch viele kommen letztlich zu kurz, insbesondere Donnie Yen als blinder Mönch Chirrut Îmwe mit einer besonderen Verbindung zur Macht und Jiang Wen als sein Gefährte Baze. Immerhin haben beide einige wirklich eindrucksvolle Actionszenen in dem Film und Yens Martial-Arts-Talent kommt zum Einsatz und wird nicht – wie bei den Stars aus The Raid in Das Erwachen der Macht – verschwendet. Jeder Charakter bekommt hier einen heldenhaften Moment im Rampenlicht, doch richtige Charakterbögen sind letztlich nur Jyn und Cassian vorbehalten, wobei letzterer der interessantere Charakter von den beiden ist. Seine Wandlung vom kaltschnäuzigen, raubeinigen Soldaten zum Helden, der seine Menschlichkeit und sein Mitgefühl durch seine Begegnung mit Jyn zurückerlangt hat, ist überzeugender als Jyns Entwicklung von einer abgeklärten und desillusionierten Einzelgängerin zur Vollblut-Rebellin und Kämpferin für das Gute. Man wünscht sich einfach mehr Szenen aus ihrem Leben, bevor sie in diesen Kampf hineingezogen wird. Das liegt keineswegs an Felicity Jones’ schauspielerischer Leistung, sondern daran, dass das Drehbuch die Geschichte von einem großen Setpiece zum nächsten hetzt. Auch Hauptbösewicht Orson Krennic, der ambitionierte Leiter des Todesstern-Bauprojekts, ist eine sehr interessante und von Ben Mendelsohn mit Fiesheit aber auch einer Spur Verzweiflung im Kampf um Anerkennung gespielte Figur, die ebenfalls der Handlungsorientierung des Skripts ein wenig zum Opfer fällt.

Rogue One A Star Wars Story (2016) Filmbild 4Was in Rogue One nicht zu kurz kommt, ist die Action, die hier in wirklich atemberaubenden Bildern eingefangen wurde und uns daran erinnert, wieso wir überhaupt ins Kino gehen. Mit seiner langen, spektakulären und ideenreichen Raumschlacht sowie der temporeichen Action am Boden wird der gesamte dritte Akt die Fans begeistern. Sowohl emotional als auch visuell ist das große Finale eine absolute Meisterleistung und schließt mit Szenen ab, bei denen Fans nicht aus dem Grinsen kommen werden. Regisseur Gareth Edwards zeigte bereits mit Godzilla, dass er Bilder von zerstörerischer Schönheit auf die Leinwand zaubern kann, die einem den Atem stocken lassen, und auch in Rogue One gibt es solche Aufnahmen, die Ehrfurcht vor der Macht des Todessterns einjagen, bei denen man aber auch nicht aus dem Staunen kommt. Doch es gibt auch einen ganz bestimmten Einsatz von bahnbrechenden Computereffekten in dem Film, der gleichermaßen aufzeigt, wie weit das CGI mittlerweile gekommen ist und wo es aber noch an seine Grenzen stößt. Das Ergebnis wird die Zuschauer, und insbesondere Star-Wars-Fans, spalten, und hat auch mich aus dem Fluss des Films rausgerissen.

Man kann sich vielleicht darüber streiten, ob die Geschichte von Rogue One wirklich einen eigenen Film verdient, doch er fühlt sich nie überflüssig an, sondern wie ein Teil eines großen Ganzen. Dafür sorgen zahlreiche Verweise, Referenzen, mal größere und mal kleinere Gastauftritte und natürlich Darth Vader. Der Auftritt des Sith-Lords in dem Film ist kurz, doch er hält, was er verspricht und viel mehr. Dieser Vader ist brutal, effizient, furchteinflössend und eine echte Naturgewalt. Mag sein, dass seine Szenen Fanservice in seiner reinsten Form sind, doch sie sind so verdammt cool, dass das niemanden kümmern sollte.

Fazit

Rogue One fügt sich nahtlos in den bestehenden Star-Wars-Kanon ein. Obwohl sein Ausgang im Grunde von Anfang an klar ist, ergänzt der Streifen die bekannten Geschichten mit interessanten neuen Details und Figuren, wobei letzteren etwas mehr Entwicklung nicht geschadet hätte. Doch die größte Leistung von Gareth Edwards’ Film besteht darin, dass er den Krieg zwischen dem Imperium und den Rebellen von seiner bislang düstersten Seite zeigt und die Grenzen zwischen Gut und Böse zumindest etwas verwischt.

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Die irre Heldentour des Billy Lynn (2016) Kritik

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Billy Lynn’s Long Halftime Walk, USA/GB/CN 2016 • 112 Min • Regie: Ang Lee • Drehbuch: Jean-Christophe Castelli • Mit: Joe Alwyn, Kristen Stewart, Chris Tucker, Garrett Hedlund, Vin Diesel, Steve Martin • Kamera: John Toll • Musik: Mychael Danna, Jeff Danna • FSK: ab 12 Jahren • Verleih: Sony Pictures • Kinostart: 2.02.2017 • Deutsche Website

die-irre-heldentour-des-billy-lynn-8Der deutsche Titel von Ang Lees neuester Regiearbeit „Die irre Heldentour des Billy Lynn“ lässt eine schlechte Actionkomödie aus den Achtzigern erwarten. Tatsächlich aber schildert der auf dem gleichnamigen Roman von Ben Fountain basierende Film die Erlebnisse eines jungen Soldaten nach seiner Rückkehr aus dem Irak. Begrenzt auf einen kurzen Handlungszeitraum und ständig fragmentiert durch Rückblenden, konzentriert sich der zweifache Oscar-Preisträger Lee („Life of Pi – Schiffbruch mit Tiger“) einerseits auf die psychischen Schäden, die der Krieg bei den Überlebenden verursacht, und nimmt andererseits genüsslich – aber leider nicht sonderlich subtil – den American Way of Life aufs Korn: Während die Kompanie in der sandigen Hölle blutige Gefechte überstehen musste, findet in der Heimat anschließend ein auf andere Weise grausiger Vermarktungskampf statt.

die-irre-heldentour-des-billy-lynn-4So lernen wir den neunzehnjährigen Titel- und auch Kriegshelden Billy Lynn (Newcomer Joe Alwyn erinnert in seiner ersten Spielfilmrolle angenehm an die ersten Schritte von Tobey Maguire oder Jake Gyllenhaal) kennen, als er sich mit seinem Sergeant Dime (Garrett Hedlund), dem Medienprofi Albert (Chris Tucker) und seiner Kompanie auf dem Weg zu einem großen Football-Spiel befindet. Die Heimreise ist nur eine Zäsur, eine Halbzeit, denn nach einem mutigen Einsatz als Helden gefeiert, sollen die Schicksale der Männer in den USA vor laufenden Kameras zelebriert – und ausgeschlachtet – werden. Über Rechte für eine Kinoadaption wird diskutiert, und während Feuerwerke abgefackelt werden und Cheerleaderinnen sowie Popacts eine heitere Show für das Publikum versprechen, bricht in Billy und seinen Kameraden der vergangene Schrecken vor dem geistigen Auge erneut durch …

die-irre-heldentour-des-billy-lynn-7„Die irre Heldentour des Billy Lynn“ ist ein seltsamer, aber auch bemerkenswerter Film. Zwischen existenziellem Drama und offensichtlicher Satire pendelnd, verliert das Werk im Verlauf immer wieder den Fokus. So geht es schließlich nicht mehr nur um das Innenleben des – beziehungsweise der – Protagonisten, sondern am Rande auch um religiöse bis esoterische Fragen oder eine kritische Perspektive auf den Irakkrieg. In den Mittelpunkt rückt immer mehr die Diskrepanz zwischen der fragwürdigen Sicht der Zivilbevölkerung auf die fernen Kämpfe und den tatsächlichen Schicksalen der unmittelbar Beteiligten. Während der Verlust ihres gefallenen Vorgesetzten Shroom (Vin Diesel) der Gruppe noch tief zusetzt, wird sie wie ein Haufen Kinder respektlos durch das Medienspektakel gescheucht. Hier kommt es schließlich zu gefährlichen Eskalationen, wenn die Grenze zwischen unverarbeiteten Traumata und der Realität verwischt und sich die Soldaten blitzartig erneut im Gefecht wähnen. Das Thema des posttraumatischen Stresssyndroms wird vehement von Billys fürsorglicher Schwester Kathryn (Kristen Stewart) hervorgebracht, die ihren Bruder dringend von der Rückkehr in den Irak abbringen will. Ang Lee gelingt es zwar, die einzelnen Kernpunkte seines Films deutlich zu vermitteln, aber der Wechsel zwischen tragischen und komischen Momenten ist teils so abrupt, dass dem Publikum eine fast schon stakkatoartige emotionale Flexibilität abverlangt wird. Wenn der Abspann läuft, bleibt ein interessantes Mosaik, aber kein homogenes Gesamtbild. Es bleibt die Entscheidung Billys über seine Zukunft und ein stechender Blick auf eine aalglatte Oberfläche.

die-irre-heldentour-des-billy-lynn-1Der für mich spannendste Aspekt von „Die irre Heldentour des Billy Lynn“ ist übrigens der Blickwinkel von der Filmindustrie, die ja schließlich tatsächlich jedes spektakuläre Ereignis und jede herausragende Persönlichkeit so schnell wie möglich und egal mit welchen Mitteln am liebsten direkt in einen oscarträchtigen Heuler umwandeln will. Solch ein polierter Schmachtfetzen ist Ang Lees Arbeit zum Glück nicht. Und auch wenn der renommierte Regisseur schon weit involvierendere Resultate abgeliefert hat, ist seine eigenwillige Vision durchaus erfrischend.

Technische Anmerkung: Obwohl der Film in 3D mit einer Frequenzrate von 120 Bildern pro Sekunde aufgenommen worden ist, verfügen weltweit kaum Kinos über eine Möglichkeit dieser Wiedergabe. Die aufgeführte 2D-Standardversion fällt in wenigen Szenen, vor allem während schneller Schwenks, unangenehm auf, ist aber ansonsten gut ansehbar.


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Box-Office Deutschland: Top 3 unverändert

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Box Office Deutschland Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind

Links: Willkommen bei den Hartmanns © 2016 Warner Bros. Deutschland
Mitte: Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind © 2016 Warner Bros. Deutschland
Rechts: Arrival © 2016 Sony Pictures Germany

Quelle: Insidekino

Obwohl drei Filme in jeweils mehr als 350 Kinos vergangenes Wochenende an den Start gingen, darunter die erste Zusammenarbeit zwischen Regisseur Clint Eastwood und Superstar Tom Hanks sowie die Verfilmung eines deutschen Kinderbuchklassikers, blieb die Top 3 der deutschen Kinocharts unverändert. Generell glänzten die Top-10-Filme angesichts der schwachen Neustarts durch tolle Rückgänge, sodass nur ein Film unter den ersten zehn mehr als 40% seiner Besucher vom vorigen Wochenende verlor. Insgesamt ging es für die Top 10 um 17% gegenüber der Vorwoche runter auf 1,02 Mio verkaufte Tickets. Verglichen zum gleichen Wochenende im Vorjahr ergab sich ein Minus von 10%.

Zum fünften Mal in Folge gehörte die Nummer 1 der deutschen Kinocharts Warner Bros. Das Harry-Potter-Prequel Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind gewann auch an seinem dritten Wochenende das Rennen um die Zuschauergunst und knackte als 9. Film dieses Jahr die 2-Mio-Besuchermarke. Am Wochenende lockte der Fantasyfilm weitere 386,000 Zuschauer (-28%) in die deutschen Kinos und brachte seine vorläufige Gesamtbesucherzahl auf 2,18 Mio nach nur 18 Tagen im Verleih. Spätestens jetzt ist sicher, dass der Film 3 Mio Besucher und damit eine Goldene Leinwand erreichen wird – vermutlich erst als zweiter Realfilm dieses Jahr (ich gehe davon aus, dass Rogue One: A Star Wars Story ihm zuvorkommen wird). In der Weihnachtszeit wird Phantastische Tierwesen noch sehr gut laufen und sollte auf lange Sicht mindestens 3,3 Mio Besucher in Deutschland erreichen.

Willkommen bei den Hartmanns gab in der 5. Woche lediglich um 24% nach und zählte 177,000 Zuschauer von Donnerstag bis Sonntag. Damit brachte er seine Gesamtbesucherzahl auf 2,319,000. Kommendes Wochenende könnte die deutsche Komödie bereits 2,5 Mio Besucher erreichen. Ein Endergebnis oberhalb von 3 Mio Besuchern ist immer noch sehr wahrscheinlich, doch es wird vermutlich erst im Januar so weit sein.

Denis Villneuves Sci-Fi-Perle Arrival fiel um 22% an ihrem zweiten Wochenende und begeisterte weitere 108,000 Kinogänger in Deutschland. Insgesamt wurden bereits 321,000 Tickets für den Film in seinen ersten 11 Tagen gelöst. Wenn der Film im Oscar-Rennen erwartungsgemäß viele Nennungen erhalten wird, wird er mindestens 600,000 Besucher in Deutschland verbuchen, wenn nicht gar mehr.

Der erfolgreichste Neustart am Wochenende war Underworld: Blood Wars. Der am breitesten gestartete Teil des Franchises lief mit nur 77,000 Zuschauern von 442 Kinos (Besucherschnitt von 173) schlechter als jeder bisherige Underworld-Film an. Der Start lag heftige 64% unter dem Startwochenende von Underworld: Awakening vor knapp fünf Jahren, obwohl jener Film in etwa 50 Kinos weniger an den Start ging. Die Reihe ist nicht gerade für herausragendes Durchhaltevermögen bekannt, sodass Blood Wars vermutlich sehr schnell von der Bildfläche verschwinden wird, mit nicht mehr als 250,000 Besuchern in Deutschland. Dabei erreichte bis dato jeder Teil der Reihe, in dem Kate Beckinsale mitgewirkt hat, rund 600,000 Besucher.

Clint Eastwoods Sully zeigte einerseits, dass der oscarprämierte Meisterregisseur hierzulande nicht die Zugkraft besitzt wie in den USA und andererseits, dass Tom Hanks auch nicht mehr der Kassenmagnet von einst ist. Der Oscarkandidat erzielte nur 64,000 Besucher von 358 Kinos und erreichte einen Schnitt von 180 Besuchern pro Spielstätte. Einschließlich der Sneaks und Previews steht der Film bei 73,000 Zuschauern. Wenn der Film bei den Oscars wichtige Nominierungen erhält, könnte er bis zu 300,000 Besuchern erreichen, doch mehr sind auch dann nicht drin.

Auf Seite 2 findet Ihr Box-Office-Updates zu Jack Reacher: Kein Weg zurück, Marvels Doctor Strange und Pixars Findet Dorie.

Box-Office USA: Disneys Vaiana bleibt stark an der Spitze

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Vaiana Box Office

© 2016 Walt Disney Pictures

Quelle: Boxofficemojo

Obwohl in Vergangenheit schon Kinoerfolge wie Last Samurai, Im Fadenkreuz und Krampus am Wochenende nach Thanksgiving starteten, machten Hollywood-Studios dieses Jahr wieder einmal den Fehler, das Wochenende zu meiden, und schickten keinen Hitkandidaten ins Rennen. Als Ergebnis was es vergangenes Wochenende besonders ruhig in den nordamerikanischen Kinos und es gab wenig Bewegung in der Top 10. Der Gesamtumsatz der Top 12 halbierte sich im Vergleich zur Vorwoche und erreichte $87,6 Mio. Auch lag er 3% unter dem post-Thanksgiving-Wochenende im Vorjahr, als Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 zum dritten Mal in Folge die Charts anführte.

Platz 1 ging an Disneys neusten Streich Vaiana. Der Animationsfilm hielt sich angesichts der Umstände recht gut und gab nur um 50,1% gegenüber seinem Startwochenende nach. Damit spielte der Film $28,3 Mio an seinem zweiten Wochenende ein und steht bei insgesamt $119,8 Mio nach 12 Tagen in den Kinos. Obwohl der Drop auf den ersten Blick für einen Animationsfilm recht heftig aussieht, ist es normal, dass Familienfilme am Wochenende nach Thanksgiving stark nachgeben. Genau genommen hielt sich Vaiana sogar besser als Die Eiskönigin, Rapunzel und Toy Story 2, die nach Thanksgiving um jeweils 53,1%, 55,7% und 51,6% fielen. Der solide Rückgang spricht für sehr positive Mundpropaganda, was angesichts des zum Start vergebenen "A"-CinemaScores (äquivalent einer "1") nicht überraschen sollte. Disney hat einen weiteren Hit abgeliefert.

Vaiana liegt aktuell 24% vor Rapunzel, 3% vor Toy Story 2 und 11% hinter Die Eiskönigin im selben Zeitraum. Die ertragreiche Weihnachtszeit wird dafür sorgen, dass der Film locker über die $200-Mio-Grenze hinausgehen wird. Allerdings wird die Konkurrenz im Dezember hart sein. Diese wird einerseits mit Rogue One: A Star Wars Story aus eigenem Hause kommen und andererseits von Universals/Illuminations Animationsfilm Sing kurz vor Weihnachten ausgehen. Beide werden an den Kinokassen gut abräumen und Vaiana mit Sicherheit einige Zuschauer kosten. Zum Glück gehen sehr viele Menschen über die Weihnachtstage in die Kinos, sodass mehrere erfolgreiche Familienfilme in der Zeit co-existieren können. Deshalb sollte Vaiana auf insgesamt $235-255 Mio kommen. Es wird ein knapper Dreikampf zwischen Vaiana, Doctor Strange und Phantastische Tierwesen um den 10. Platz der Jahres-Charts in den USA werden (die ersten neun Plätze werden von Filmen mit jeweils mehr als $300 Mio Einspiel belegt werden).

Phantastische Tierwesen und wo sie zu finden sind belegte auch in der dritten Woche Rang 2 und spielte $18,1 Mio von Freitag bis Sonntag ein. Damit brachte das Harry-Potter-Prequel sein vorläufiges Gesamtergebnis auf $183,1 Mio nach 17 Tagen und liegt nur noch 4% hinter dem bislang umsatzschwächsten Harry-Potter-Streifen (Harry Potter und der Gefangene von Askaban). Dabei startete Phantastische Tierwesen noch deutlich unter allen Harry-Potter-Filmen, hielt sich aber gerade an seinem zweiten Wochenende außerordentlich gut und hat jetzt schon einen höheren Multiplikator zwischen seinem Start- und seinem Gesamtergebnis erreicht als die letzten beiden Harry-Potter-Filme. Mit etwas Glück könnte Phantastische Tierwesen bereits kommendes Wochenende als 11. Film von 2016 die $200-Mio-Marke in Nordamerika erreichen. Wie weit er danach kommen wird, hängt davon ab, wie lange er seine Kinos und Leinwände behalten kann. Kommendes Wochenende hat er mit dem Start der R-rated-Komödie Office Christmas Party noch freie Bahn, doch mit Rogue One, Assassin’s Creed, Passengers und Sing erwartet ihn im Dezember viel Konkurrenz. Er wird die Kinos vermutlich mit etwa $240-250 Mio verlassen, was ein besseres Durchhaltevermögen bedeuten würde als bei jedem Harry-Potter-Film, mit der Ausnahme des ersten. Das wiederum spricht für gute Mundpropaganda und legt nahe, dass der nächste Teil noch besser abschneiden könnte. Insgesamt kann Warner Bros. mit der $180-Mio-Investition zufrieden sein, insbesondere da der Film weltweit auf mehr als $750 Mio zusteuert.

Um zwei Plätze nach oben, auf Rang 3, ging es für den von der Kritik gefeierten Science-Fiction-Film Arrival mit Amy Adams. Paramount spendierte dem Film 473 zusätzliche Kinos, was seine Kinozahl auf insgesamt 2915 brachte. Das half vermutlich dabei, den mildesten Rückgang in der gesamten Top 10 zu erzielen. Arrival sank lediglich um 36,6% auf $7,3 Mio und brachte sein vorläufiges Einspiel auf $73 Mio nach vier Wochen. Angesichts des $47-Mio-Produktionsbudgets ist Arrival ein Erfolg und hat noch viel Potenzial, wenn er im Oscar-Rennen eine größere Rolle spielen wird, was aktuell wahrscheinlich erscheint. Mit Passengers erwartet ihn im Dezember natürlich direkte Science-Ficiton-Konkurrenz, doch Golden-Globe- und Oscarnominierungen sollten das Stehvermögen des Films fördern, sodass er nun doch $100 Mio erreichen und sich bei $105-110 Mio einpendeln sollte.

Robert Zemeckis' Spionagedrama Allied – Vertraue Fremde hielt sich nach einem etwas enttäuschendem Start ganz gut und gab um 44,4% auf $7 Mio nach. Damit belegte Allied wieder den 4. Platz der US-Charts und steht nach 12 Tagen bei $28,9 Mio. Doch auch ein guter Rückgang ändert nichts daran, dass das Zwischenergebnis für einen Film von Zemeckis, mit der Starpower von Brad Pitt und einem Budget von $85 Mio sehr zu wünschen übrig lässt. Allied richtet sich an ein erwachsenes Publikum und wird sich vermutlich in den nächsten Wochen auch gut halten (solange er seine Kinos nicht zu schnell verliert), doch sogar dann wird er maximal $53 Mio in Nordamerika einspielen und muss sich auf ein viel besseres Einspielergebnis aus dem Ausland verlassen, um überhaupt seine Kosten wieder einzunehmen.

Marvels Doctor Strange fiel um 51,3% und zwei Plätze auf $6,8 Mio und Rang 5 der Wochenendcharts. Mit $215,5 Mio ist die Comicverfilmung bereits an dem etwas besser gestarteten Thor – The Dark Kingdom vorbeigezogen und schielt jetzt auf ein Gesamteinspiel von etwa $240 Mio, vorausgesetzt Rogue One wird den Film zum Start nicht komplett vernichten. So oder so bleibt Doctor Strange ein absoluter Box-Office-Volltreffer für Disneys Marvel Cinematic Universe, der weltweit an der $700-Mio-Marke kratzen wird.

Auf Seite 2 verraten wir Euch, wie sich Bad Santa 2, Mel Gibsons Hacksaw Ridge und die Oscarkandidaten Manchester by the Sea und Jackie am Wochenende schlugen.

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