T2: Trainspotting, GB 2017 • 117 Min • Regie: Danny Boyle • Drehbuch: John Hodge • Mit: Ewan McGregor, Ewen Bremner, Jonny Lee Miller, Robert Carlyle, Kelly Macdonald, Shirley Henderson, Anjela Nedyalkova • Kinostart: 16.02.2017 • FSK: ab 16 Jahren • Deutsche Website
20 Jahre nachdem Renton (Ewan McGregor) seine Heroin-Gang zu "Born Slippy" um 16.000 Pfund erleichterte und mit der Hoffnung auf ein besseres Leben ins Ende des Films wanderte, kehrt er zurück. Nach einem Zusammenbruch auf dem Laufband im Fitnessstudio und damit einhergehenden harten Aufschlag bricht zwar nicht seine Schädeldecke aber vorerst der Film in mehrere Einzelteile. Bevor sich die Wege von Renton, Spud (Ewen Bremner), Sick Boy (Jonny Lee Miller) und Begbie (Robert Carlyle) wieder kreuzen, postet Danny Boyle (Slumdog Millionär) erst einmal einzelne Status-Updates in den Film #whathaveyoubeenuptofor20years. Die Welt um die Charaktere herum ist mittlerweile noch zerfallener als in Trainspotting. Sick Boy, im fortgeschrittenen Alter nun unter seinem richtigen Namen Simon unterwegs, unterhält einen spärlich besuchten Pub inmitten von abgerissenen Häusern und versucht sich nebenbei als Erpresser, Begbie sitzt mit 20 Jahre lang angestauter Wut seit den damaligen Ereignissen im Knast und Spud hat sich in einem verwahrlosten Hochhaus mit Müllberg-Skyline eingerichtet, wo er sich gerade mit einer Plastiktüte über dem Kopf die Luft und von der Welt abschneiden will, als Deus ex Machina Renton die Wiedervereinigung einleitet.
T2 Trainspotting ist nicht nur für Fans des 1996er-Kultfilms ein nostalgischer Trip, Danny Boyles Sequel trieft in seiner melancholischen Midlife-Crisis nur so vor dem Blick zurück. In seinem alten Zimmer blättert Renton wehmütig durch seine Platten, Spud erscheint die 20 Jahre jüngere Version seines Freundes auf der Straße, über die dieser in der Eröffnungsszene von T1 vor der Polizei floh und beide trauern unerfüllten Träumen nach. In Momenten wie Rentons bedrückender Heimkehr, einer allen Schmerz ausdrückenden Umarmung mit seinem Vater, ist T2 Trainspotting genau die tragische Ergänzung über Vergänglichkeit und Reue, die seinem großartigen Vorgänger würdevoll neue Facetten hinzufügt. Um die Aufarbeitung seiner Charakter-Beziehungen konstruiert Drehbuchautor John Hodge (Trance – Gefährlicher Erinnerung) nur leider eine den Großteil des Films einnehmende, entzaubernde Weitererzählung, die Begbie seine ehemaligen Mitstreiter durch den Plot jagen lässt. Dass für diese Wandlung zum Antagonisten nicht einfach ein dreistelliger Pfund-Betrag der Grund ist, sondern sich wie auch anfänglich bei Sick Boy vor allem Frust über vernachlässigte Loyalität gegenüber einem Freund äußert – also nicht Geld sondern Freundschaft der Knackpunkt ist – wirkt nicht nur sehr eingeschoben, mehr als dies durch nostalgische Aufnahmen aus Kindheitszeiten zu untermauern, fällt dem Film dazu auch nicht ein.
Die drei zuletzt genannten Charaktere bleiben bis auf wenige Szenen, bei denen sich schonungslos auf Ereignisse aus Teil 1 bezogen wird, sowieso recht blass. Im Gegensatz dazu kann sich Ewen Bremners (Snowpiercer) Spud über eine interessante Entwicklung freuen und die Erzählung zumindest für einige Momente an sich reißen. Dieser fängt im Laufe des Films an, all seine alten Erlebnisse schriftlich festzuhalten, um am Ende gewissermaßen zum Autor dieser neuen zu werden. Am Ende wäre es Spuds Stimme, die die Geschichte erzählt, nur ohne Voice-Over, sagte Danny Boyle bei der Berlinale-Pressekonferenz.
Fazit
Zumindest Danny Boyles dauerstimulierende Power-Inszenierung wird auch in T2 Trainspotting wieder in elektrisierenden Werbebildern und Montagen entladen und wirft einen tollen neuen "Choose life"-Monolog ab, ist aber aufgrund des Drehbuchs wie so oft bei Danny Boyle in den Zwischenräumen wieder verhältnismäßig wenig mitreißend. Dies bis auf die Perfektion zu verdichten, schafft man vielleicht nur mit einem Sorkin-Skript.


In einem in bleiches, ekliges Rosa getauchten Zimmer, das mit Möbeln eingerichtet ist, die aussehen, als wären sie einmal in einem Wes-Anderson-Film benutzt worden und danach jahrelang im Lager eines Second-Hand-Shops eingestaubt, stellt eine ältere, üppige nackte Frau einem Mann die Angebote an Menschen auf, mit denen er im Hinterzimmer seinen Trieben nachgehen kann. Nach einem Auswahl-Fotobuch mit kleinen Jungen und einem mit deformierten Menschen schlägt sie ihm die junge Laura vor. Die Kamera fliegt förmlich durch den Raum, als diese den Raum betritt und anfängt zu singen, bevor sie dem zu Tränen gerührten Mann ins Zimmer folgt. Dort weint auch sie, Tränen bleiben jedoch aus, denn Laura hat keine Augen. Eduardo Casanovas verstörendes Drama ist durchzogen vom Absurden und Melodramatischen und so unangenehm wie das eine lange Haar, das dem Gegenüber aus der Warze wächst und die gesamte Aufmerksamkeit beansprucht. 77 Minuten, in den man sich so unwohl in seiner eigenen Haut fühlt wie die auf verschiedene Arten unangepassten Charaktere , denen Casanova folgt, in ihrer.
Im 4. Kapitel von Heinz Emigholz' Streetscape-Reihe wird es persönlich. Auch wenn er, wie er selbst sagt, der verbalen Sprache weniger vertraut, besteht sein autobiographischer Film aus einem einzigen fortlaufenden Dialog. Durch eine lose Einteilung in Wochentage zusammengehalten springen John Erdman als Filmregisseur und Jonathan Perel als Analytiker in einem assoziativen Fluss durch die verschiedensten architektonischen Werke Berlins und Urugays. Neben dem selbstreflektiven Dauergespräch über Emigholz' persönliches Leben, seine Philosophie über das Filmemachen und die Verbindung zwischen beidem stehen die poetischen Aufnahmen der Bauwerke und Umgebung. Aus den natürlichen Umgebungsgeräuschen entwickelt sich eine eigene meditative Melodie. Dialog und Bild funktionieren in Streetscapes [Dialogue] ergänzend und getrennt voneinander. Die Hallen, Treppen, Wände erzeugen ein ganz eigenes Stimmungsbild, dasndurch das Gesprochene aber noch um zusätzlich Ebenen erweitert und zum Subtext für den Dialog wird. Dieser wiederum beschreibt in seinem abstrakten Duktus oft eher eine Suche nach dem, was Emigholz eigentlich ausdrücken möchte und was durch die visuelle Eben vervollständigt wird.
Schon die Titelsequenz von Oren Movermans (The Messenger – Die letzte Nachricht) Romanadaption The Dinner suggeriert, dass besagtes Dinner unter keinem guten Stern steht. Wie ernst die Situation allerdings ist, lässt der Film lange im Hintergrund. Wenn die Stimmung am Tisch eines feinen Restaurants zu einem späteren Zeitpunkt im Film endgültig dahin ist, blicken sich dort vier geplagte Gesichter an: Der Kongressabgeordnete Stan (Richard Gere), seine jüngere Frau Katelyn (Rebecca Hall), Stans Bruder Paul (Steve Coogan) und dessen Frau Claire (Laura Linney). Bis dahin wandelt sich der Film von einem schwarzhumorigen Familiendrama zu einer bösen Gesellschaftskritik, unterbrochen durch unzählige Flashbacks. Als Aperitif serviert Moverman noch ein schwarzhumoriges Familiendrama, als Digestif eine böse Gesellschaftskritik. "We’re gonna talk tonight", sagt Richard Gere und es klingt fast wie eine Drohung.

2013 feierte ein deutscher Film auf dem Filmfest München seine Premiere, der sich selbst als
Alles beginnt so friedlich. Die ersten körnig lichtüberfluteten Bilder, anfänglich untermalt von einer New York Groove singenden Emily Browning (
Auf Grund der Koordinierung der Vorführungen blieb am zweiten Tag auf der Berlinale keine Zeit mehr für weitere Filme, dafür sei ein Highlight vom vorigen Tag erwähnt, das etwas abseits zu finden war. Die jährlich parallel zur Berlinale veranstaltete 
Zum 75. Geburtstag von Rainer Werner Fassbinder will die deutsche Filmlandschaft Originalität: Ein Remake von Fassbinders Die bitteren Tränen der Petra von Kant. Wenige Tage vor Drehbeginn ist Regisseurin Vera (Judith Engel) immer noch dabei, die komplexe Rolle der Petra von Kant zu besetzten. Der Sender und seine ausführende Hand Manfred (Stephan Grossmann) sitzen ihr bereits im Nacken, die Teamkollegen zweifeln bereits und der Proben-Anspielpartner springt plötzlich ab, als gerade die nächste Darstellerin zum Casting ankommt. So chaotisch, wie die Situation ist, stürzt sich auch die dokumentarische Kamera in das die Tour de Force, die Film über Film macht. Von plakativen Rollenzuweisungen, nach denen Manfred den Kommerzzwang der Industrie und Vera den Freigeist der Kunst repräsentieren, arbeitet sich Regisseur und Drehbuchautor Nicolas Wackerbarth in seinem fein konstruierten Meta-Werk durch die Facetten des so komplexen und disparaten Vorganges des Filmemachens und schafft letztendlich auch, das Werk Fassbinders durch sein ganz eigenes Kunststück zu beschreiben.
Die meisten Filme auf dieser Welt kann man dafür kritisieren, zu wenig Isabelle Huppert (
Sehr oft erzählen Filme von Leuten aus einer sozialen und ethnischen Unterschicht, einer schlechten Gegend, die von Gangs, Drogen und Gewalt unsicher gemacht wird, entweder Geschichten einer hoffnungslosen Abwärtsspirale, perspektivloser Tristesse, Tod und Knast oder in glorifizierter Form vom Gangster-Leben, es-raus-schaffen durch die harten Methoden, die das harte Leben bietet. Mit Dayveon vereint Amman Abbasi diese Komponenten zu einem ambivalenten Bild. Der titelgebende Dayveon (Devin Blackmon) ist voller Frust und Wut, nachdem sein großer Bruder erschossen wurde. Er lebt nicht mehr bei seinen Eltern, sondern seiner Schwester Kim (Dontrell Bright) und dessen Freund, die versuchen, im dauerbrodelnden Wespennest anständig über die Runden zu kommen. Doch Dayveon beginnt, auf die Falsche Bahn zu kommen, besitzt eine Waffe und wurde gerade mit brutalem Prügel-Ritual als ein Mitglied der Bloods-Gang aufgenommen.
Die 67. Berlinale eröffnend, erzählt Regisseur Etienne Comar in seinem Debütfilm die Geschichte von Jazzpionier Django Reinhardt, oder zumindest den geschichtlich wichtigsten Teil davon. Im besetzten Frankreich von 1943 spendet der Mann mit dem Schnauzer und der deformierten Hand mit seinem „Zigeuner-Swing“ Licht in dieser dunklen Zeit. Wenn Django Reinhardt die ersten Töne spielt scheint für kleine Momente Frieden einzukehren. Diese Ruhen im Sturm unterstreicht die zurückgenommene Inszenierung der Musikeinlagen, die Songs eigentlich immer durchspielen lässt und jeden Saitenzupfer auskostet.
Um der aufstrebenden „Negermusik“ aus den USA entgegenzuwirken, möchten die Deutschen Django auf eine Deutschlandtournee schicken. Das alles natürlich unter absurden Auflagen, deren Drastik in einer späteren Szene des Films geradezu satirische Maße annimmt. Welche Gefahr eine solche Tournee darüber hinaus birgt, ist nur grob abschätzbar. Um Django herum spitzt sich die Situation schnell zu. Menschen werden entführt und ermordet. Auch Django, der bisher größtenteils unberührt blieb und sich sicher fühlte, wird zunehmend involviert. Die Ermordung eines blinden Gitarristen, der ihn in seiner Jugend inspirierte, fordert erstmals nicht nur einen persönlichen Verlust, sondern beschreibt zudem auch den ersten (indirekten) Angriff auf seine Kunst. Die Pariserin Louise de Klerk (Cécile de France) will ihm helfen, in die Schweiz zu fliehen und bringt ihn Nahe der Grenze unter. Unter den anderen Flüchtlingen dort wird er als Held angesehen. „Ich bin nur ein Zigeuner wie ihr. Ich mache nur Musik“, erwidert er, als ihm das einer sagt. Die Rolle des Friedenskämpfers scheint ihm ebenso wenig zuzusagen wie die der Propaganda-Marionette. Von beiden Seiten fühlt er sich instrumentalisiert. Leider ist auch der Film mehr an der politischen Idee des Django interessiert, als an dem Menschen dahinter.
Szenen, die die Person Django Reinhardt zeichnen verlaufen schnell im Sande und auch solche, die anderweitig die Menschen hinter dem Wikipedia-Eintrag erkunden, finden sich lediglich in Nuancen und werden vom Thron überschattet, der dem gebürtigen Belgier gebaut werden soll. Durch eben Szenen, wie man sie in einem solchen Biopic erwartet. Als Django doch noch von den Nazis gefunden wird und auf einem Fest auftreten soll, widersetzt er sich den strengen Vorgaben des uniformierten Bösen, nach denen er nicht einmal zum Rhythmus mit dem Fuß wippen darf, bringt die Feine Gesellschaft mit seinen Solos zum Durchdrehen und zerstört damit die Ordnung der Nazis in einem Mikrokosmos, womit er sich letztendlich doch entschließt, als Kämpfer zu agieren. Der Krieg habe also doch auch ihn verändert, bemerkt Louise später, denn er zwingt die Menschen, Position zu beziehen.
Als John Wick 2014 in die Kinos kam, waren die Erwartungen an einen neuen Actionfilm mit Keanu Reeves eher gemäßigt. Die Geschichte um einen tödlichen Profi, der aus dem Ruhestand zurückkehrt und sich auf einen Rachefeldzug begibt, klang zu vertraut, um sich besonders große Hoffnungen auf ein außergewöhnliches Filmerlebnis zu machen. Reeves hat sich in den Jahren nach seiner Matrix-Zeit auch nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Zum Glück war den ehemaligen Stuntleuten Chad Stahelski und David Leitch bei ihrem Regiedebüt durchaus bewusst, dass sie mit ihrer Geschichte auf ausgetretenen Pfaden wandeln würden, sodass sie alle ihre Bemühungen stattdessen darauf fokussierten, ein atemloses Actionfeuerwerk ins Leben zu rufen und Keanu Reeves eine neue ikonische Rolle auf den Leib zu schreiben. Mission: erfüllt. Als John Wick stieg Reeves gleich neben Tom Cruises Vincent (Collateral) und Jean Renos Léon (Léon – Der Profi) unter die ganz großen Auftragskiller der Filmgeschichte auf. Mit einer auf das nötigste Minimum reduzierten Handlung (Gangster töten seinen Hund und stehlen sein Auto, John tötet alle und jeden, die dafür verantwortlich oder dumm genug sind, sich ihm in den Weg zu stellen), war John Wick ein Destillat der reinen Action-Essenz, das auf jegliche Prätentionen oder einen größeren Überbau verzichtete und dafür die furiosesten Actionszenen der letzten Jahre neben The Raid enthielt. Aufgepeppt wurde der Film zudem durch die Erschaffung einer beinahe mythisch wirkenden kriminellen Unterwelt, in der mit Goldtalern bezahlt wird, spezielle Hotels für Kriminelle existieren und bestimmte Regeln gelten, die man auf keinen, keinen Fall brechen darf.
Die Parallelen zu The Raid gehen weiter, denn auch John Wick erhält nun ein Sequel, bei dem das Motto "Mehr ist mehr" gilt. Es gibt mehr Action, mehr Blut, mehr Leichen, mehr exzentrische Nebencharaktere, mehr Rituale und eine längere Laufzeit. Viele Action-Sequels scheiterten in Vergangenheit eben an diesen Ambitionen, dem Vorgänger unbedingt noch einen draufsetzen zu wollen, doch wie schon bei The Raid 2 funktioniert dieser Ansatz bei John Wick: Kapitel 2 nahezu problemlos. Trotz seiner zweistündigen Laufzeit bleibt das Tempo stets hoch und wenn wir nicht gerade John Wick dabei zusehen, wie er mehr Kopfschüsse austeilt als bei "Call of Duty" (wobei seine Gegner immer brav auf seinen geschützten Oberkörper schießen), lernen wir die fremde und faszinierende Welt von Kriminellen und Assassinen noch näher kennen. Um den Film genießen zu können, setzt er jedoch voraus, dass man sich auf seine eigene Realität, die mit unserer in etwa so viel zu tun hat wie Matrix, einlässt, und akzeptiert, dass Straßenmusiker auch mal eine Knarre in ihren Geigen verstecken, dass jeder Obdachlose in New York augenscheinlich ein Profikiller ist oder zumindest für sie arbeitet, und dass man in der New Yorker U-Bahn mitten in einer Menschenmenge Schüsse (mit Schalldämpfer) auf einander abfeuern kann, ohne dass es den Passanten auffällt. Nimmt man das letztlich hin, wird man mit einem Actionspektakel belohnt, das mit dem ersten Film nicht nur mithalten kann, sondern diesen zuweilen auch übertrifft.
Tatsächlich gehört jeder nennenswerte Charakter in diesem Film entweder der kriminellen Unterwelt an oder weiß von ihr Bescheid. An gewöhnlichen Menschen hat John Wick: Kapitel 2 kein Interesse. Dafür erwarten uns noch mehr geheimnisvolle, illustre Nebenfiguren, die häufig im Kontrast zum stoisch determinierten Protagonisten stehen. Als pflichtbewusster Bodyguard mit einem nachvollziehbaren Motiv ist Common ein würdiger Gegenspieler für John Wick und die beiden haben im Film gleich zwei brutale Kampfszenen, die die Herzen von Actionfans höher schlagen lassen sollten. Das australische Model Ruby Rose macht als stumme Killerin eine deutlich bessere Figur als in ihren Actionrollen in xXx: Die Rückkehr des Xander Cage oder dem neuen Resident Evil. Sehr willkommen ist die Rückkehr von Ian McShane als Hotelbetreiber Winston, eine Schlüsselfigur in der kriminellen Unterwelt, sowie Lance Reddick als sein mysteriöser Concierge Charon. Und wenn dann der Manager des italienischen Ablegers des Continental-Hotels in Erscheinung tritt, wird der Auftritt vielen Filmfans mit Sicherheit ein breites Grinsen auf die Gesichter zaubern. Die uninteressanteste Figur bleibt tatsächlich Scamarcios Schurke, doch er ist schließlich nur ein Mittel zum Zweck, um John Wicks tödliches Potenzial zu entfesseln.
Der Mann, der alles zusammenhält, ist natürlich der offensichtlich vor Jahren in den Jungbrunnen gefallene Keanu Reeves und der Streifen setzt ihn noch besser in Szene als der Vorgängerfilm. Sein John Wick ist nicht mehr einfach nur ein Killer. Er ist ein Engel des Todes, ein Künstler in seinem Metier. Seine Kunst ist die des Tötens, seine Werkzeuge sind Schusswaffen, Messer, Autos, sein Körper und, in einer großartigen Szene, auch ein Bleistift. Ja, ein gottverdammter Bleistift! In diesem Film gehen mehr Tote auf sein Konto als Jason Voorhees im gesamten Freitag-der-13.-Franchise für sich beanspruchen kann und wenn uns das offene Ende eins verspricht, dann dass er gerade erst warm gelaufen ist. Wenn Kapitel 3 das Potenzial erfüllt, das das Finale des zweiten Films in Aussicht stellt, dann steht uns der Höhepunkt der John-Wick-Saga noch bevor.
Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe ist ein Film, der sein Zielpublikum gut kennt. Das sollte er auch, denn nachdem sich Romanautorin E.L. James während des Drehs zum ersten Film mit Regisseurin Sam Taylor-Johnson und Drehbuchschreiberin Kelly Marcel zerstritten hat, weil sie versuchten, aus ihrer dürftigen Vorlage mehr herauszuholen, war diesmal James’ Ehemann Niall Leonard dafür verantwortlich, die nicht ganz Nobelpreis-verdächtige Prose zu einem Skript umzuarbeiten. Bei seinem ersten Film seit zehn Jahren stellte Regisseur James Foley (Verführung einer Fremden) sein routiniertes Handwerk ausschließlich in die Dienste der Vorlage, ohne auch nur den Hauch einer Bemühung, eine Vision umzusetzen oder dem Film seinen eigenen Stempel aufzudrücken. Dass die kreative Kontrolle beim Sequel noch mehr in den Händen von James lag, ist vermutlich ein Segen für die zahlreichen Fans der Romane, raubt dem Film jedoch auch den letzten Reiz gegenüber allen Außenstehenden. Jegliche Bemühungen, die der Vorgängerfilm unternommen hat, um aus Johnsons Anastasia eine dreidimensionale, selbstbestimmte und zunehmend couragierte Figur zu formen, die im Laufe der Geschichte zu sich selbst findet, werden hier zugunsten einer romantischen Wunscherfüllung fallen gelassen. Wen interessiert schon ein starker Charakter, wenn man romantische Segeltörns, leidenschaftliche Liebesbekundungen, große Maskenbälle und sexy Spielereien in einem Aufzug haben kann?
Der Sex bleibt natürlich für viele die Hauptattraktion und nimmt im zweiten Film an Häufigkeit, wenn auch nicht an Intensität gegenüber dem Vorgänger deutlich zu. Auch wenn es wieder einmal hauptsächlich Johnson ist, die ihren nackten Tatsachen in die Kamera halten muss, widmet sich immerhin eine ausgedehnte Workout-Szene, die in ihrer Schamlosigkeit als Fan Service kaum zu übertreffen ist, Jamie Dornans wohlgeformtem Adonis-Körper. Wer sich aber in diesen Film ins Kino verirrt hat, wird sich darüber nicht beschweren. Jedoch wirken die Sexszenen im Film viel zu durchkalkuliert und funktional, um prickelnde Erotik versprühen. Jeglicher Anschein der Spontaneität geht verloren, wenn man das Gefühl hat, dass Sexszenen in einer gewissen Frequenz kommen müssen, um die Fans bei Laune zu halten. Man merkt die sichtlichen Bemühungen, den Zuschauern den Eindruck zu vermitteln, Voyeure bei etwas Verbotenem zu sein, ohne sich zugleich zu weit aus dem Mainstream-Fenster zu lehnen. Es gibt ein wenig Fesselspielchen hier, einige Klapse auf den Po da, Lustkugeln kommen zum Einsatz und Nippelklemmen werden vorgeführt (allerdings nur an einem Zeigefinger!), doch dafür, dass die "Shades of Grey"-Reihe SM-Praktiken salonfähig gemacht haben soll, wirkt der Film wie der zahmste Sofcore-Porno aller Zeiten. "Du hast mir wehgetan und das törnte dich an!" wirft Anastasia Christian in einer Szene empört vor. Moment, ist das nicht genau die Definition von Sadomaso-Sex?! Mit seiner erschreckend simplen Küchenpsychologie, die postuliert, dass Christians Lustgewinn darin besteht, Frauen zu bestrafen, die seiner an einer Drogenüberdosis verstorbenen Mutter ähnlich aussehen, tut der Film den echten Liebhabern der SM-Praktiken wirklich keinen Gefallen, indem er diese als Menschen mit einem Knacks in der Psyche darstellt, der hier durch Anastasia langsam geheilt wird. Fesseln, Peitschen und Knebeln sind ja schön und gut, doch man braucht sie alle nicht mehr, wenn man die wahre Liebe gefunden hat. Und der Traummann ist natürlich umso traumhafter, wenn er, nach eigener Aussage im Film, alle 15 Minuten $24.000 verdient.
Doch während man sich über die fragwürdigen Botschaften des Films streiten oder die trashigen Dialoge und bemühte Erotik belächeln kann, ist das größte Vergehen des Films, dass er schlicht langweilig ist. Die zweistündige Laufzeit fühlt sich doppelt so lang an, alle Konflikte und Probleme, die die Protagonisten bewältigen müssen, bleiben belanglos. Der Plot wirkt episodenhaft und man kann sich des Gefühls nicht erwehren, dass alle Plot-Entwicklungen lediglich dazu dienen, um die Zeit zwischen den durchgetakteten Sexszenen zu füllen. Nimmt man diese heraus, bleibt neben einer handwerklich soliden Inszenierung (großes Lob an die Kamera und die Kostüme) nur ein blasses, dröges Romantik-Drama von der Stange. Die Neuzugänge Bella Heathcote als verschmähte Ex-Loverin und insbesondere 9½ Wochen-Veteranin Kim Basinger als Christians "Mrs. Robinson" haben Potenzial, werden aber vom Drehbuch sträflich unterfordert und auf oberflächliche Gastauftritte reduziert, die genau so konsequenzlos bleiben wie der beliebig wirkende Hubschrauberabsturz, der mit dem gleichen Ausmaß an Spannung gehandhabt wird wie ein platter Fahrradreifen. Eric Johnsons lüsterner Lektor, der klischeehafte Inbegriff eines sexuell übergriffigen Chefs, schneidet kaum besser ab. Seinen Höhepunkt erreicht Fifty Shades of Grey – Gefährliche Liebe mit der im Marketing sehr präsenten Maskenball-Szene, aber auch nur, weil diese Stanley Kubricks Eyes Wide Shut in Erinnerung ruft und auf diese Weise daran erinnert, dass es auch gute Erotikdramen gibt. Dieser Film ist keins.

Die ca. 20 Jahre alte Kylie (Morgana O`Reilly) ist eine Rotzgöre mit Punkrock im Blut. Leider verläuft ihr Raubzug bei einem Geldautomaten so gar nicht Punkrock. Alles läuft schief und sie wird vom Gericht zu Hausarrest verdonnert. Daheim bei ihrer brabbelnden Mutter Miriam (Rima Te Wiata) soll sie die Strafe verbüßen. Von Kylie als Humbug abgestempelter Aberglaube der Mutter, dass das Haus verflucht sei, scheint sich als real zu entpuppen. Was läuft in dem Haus ihrer Kindheit schief? Kylie ist fest entschlossen, sich der Sache anzunehmen. Dabei bekommt sie Hilfe von dem Typen, der ihr die richterlich verordnete Fußfessel angebracht hat (Amos, gespielt von Glen-Paul Waru).
In Housebound gibt es vor allen Dingen dann etwas zu lachen, wenn Regisseur Gerard Johnstone angestaubte Genre-Konventionen durch kleine, aber effektvolle Tricks entstaubt. Publikumserwartungen werden unterwandert, dann wieder auf angenehm, innovative Weise bestätigt. Man muss nicht alles ad-absurdum kehren, nur um die Lacher auf seiner Seite zu haben. Eine respektierende Verbeugung mit neuem Geschmack auf altbewährter Rezeptbasis tut genauso gut seine Wirkung. Stromausfälle gehören bei so einem Unterfangen per se dazu. Wie damit filmisch allerdings umgegangen wird, ist fast schon Sitcom-verdächtig und somit gehört die dunkle Szene Kylies dauerlabernden Mutter. Die Charaktere von Kylie und ihrer Mutter sind ohnehin Marken für sich. Kylie ist eine frische Alternative zur kreischenden, passiven Konsumentin, die sich non-stop erschrecken lässt. Sie ist grenzenlos abgefuckt. Die gute Lady haut auch drauf. Ihre Mutter scheint zwischendurch einen akuten Datenstau zu erleiden und redet ungefiltert drauf los. Zusammen ergeben die beiden ein brauchbares Buddy-Movie-Paar.
Sind die Lach- und Gruselmomente gut abgestimmt, finden sich leider auch Längen bei der Ausgestaltung, der doch recht schmalen Geschichte (trotz Fußfessel würde doch jeder wegrennen, oder? Aber hey, egal!). Natürlich wollen Kylie und Amos wissen, ob der unheimliche Nachbar hinter all dem steckt. Diese Irrwege tun dem Film, der eigentlich in Richtung Horror-Partyabend-tauglich geht, nicht gut. Leider sind die Horrorelemente nicht haarig genug, um den Film in diesem Punkto das Label „Horror“ auch wirklich zuzusprechen. Der Film funktioniert viel eher als Dunkelhumor mit Slapstick (zum Glück kein alberner Klamauk) und Gruselfaktor. Trotzdem sind die mit Kylies angepisster Haltung zersetzte erste Hälfte und sich andeutenden – letztlich unbedeutenden – Nebenhandlungen irgendwann genug und man möchte, dass es endlich mal mehr und schneller etwas zu sehen gibt. Gegen Ende gelingt es dem Film dann wieder an Fahrt aufzunehmen und einen mehr als soliden Abgang hinzulegen. Etwas zu grobkörnig gemixt, aber für Sympathisanten des Fantasy Filmfests ist es en gros ein gelungener Beitrag.







