Pitch Perfect (2012)

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Pitch Perfect, USA 2012 • 112 Min • Regie: Jason Moore • Mit: Anna Kendrick, Anna Camp, Rebel Wilson, Brittany Snow, Skylar Astin, Elizabeth Banks • FSK: ohne Altersbeschränkung • Kinostart: 20.12.2012 • Deutsche Website

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Handlung

The Bellas ist eine nur aus Mädchen bestehende A-cappella-Gruppe an der Barden University. Angeführt von der übermotivierten und kontrollsüchtigen Aubrey (Anna Camp) ist es der größte Wunsch der Bellas die nationalen College-a-cappella Meisterschaften zu gewinnen. Ihre größten Gegner dabei sind die ebenfalls von der Barden University stammenden Treble Makers, eine rein männliche A-cappella-Gruppe, die schon diverse Meisterschaften für sich entscheiden konnte. Nach einem besonders peinlichen Auftritt von Aubrey im Finale der nationalen Meisterschaften sind The Bellas am Boden. Ein neues Konzept muss her, doch Aubrey will unbedingt an Traditionen festhalten. Von ihrer Mitstreiterin Chloe (Brittany Snow) überredet, wählen die beiden bei einem Vorsingen einen  bunt gemischten Haufen an Studentinnen, um die Gruppe neu zu formieren. Diese passen so gar nicht in die früher einheitlichen, sich am stereotypen Schönheitsideal orientierenden Bellas hinein, bringen dafür einiges an Talent mit sich mit. Darunter ist auch Beca (Anna Kendrick), die gegen ihren eigenen Wunsch und auf den ihres Vaters ans College gegangen ist, obwohl sie viel lieber in Los Angeles in der Musikbranche arbeiten würde. Ebenfalls von ihrem Vater angefeuert, schließt sie sich eher widerwillig den Bellas an und entdeckt dabei ein ungeahntes Talent. Ihre Vorstellungen von modernen A-cappella-Auftritten kollidieren mit den konservativen Ansichten von Aubrey. Die Sache wird auch nicht leichter, als sie Gefühle für Jesse (Skylar Astin) entwickelt, der ein Mitglied bei den Treble Makers, The Bellas Erzrivalen ist. Die Meisterschaften kommen immer näher und die Spannungen unter den Bellas wachsen…

Kritik

Pitch1Bereits im Film-Musical Grease von 1978 trällerten John Travolta und Olivia Newton-John sich durch die High School. Spätestens seit dem Erfolg der High School Musical-Filme und von Glee stehen Musiknummern und Gesangeinlagen im akademischen Setting wieder hoch im Kurs. Genau da knüpft Pitch Perfect auch an. Obwohl der Film von Jason Moore auf dem gleichnamigen Buch von Mickey Rapkin basiert, so hat er seine Existenz mit Sicherheit den beiden eingangs erwähnten Erfolgsgeschichten zu verdanken. Zugegeben, für viele Leser wird diese Prämisse nicht sonderlich verlockend wirken. Eine bunt zusammengewürfelte College-Truppe, die sich ihre Gedanken und Sorgen wegsingt, ein neues unkonventionelles Mädchen, das frischen Wind in die Sache bringt und nationale Meisterschaften mit einem scheinbar übermächtigen Gegner. Zu diesem Zeitpunkt haben wahrscheinlich die meisten Leser mit dem Y-Chromosom und diejenigen über dem Alter von 20 bereits aufgehört zu lesen. Das hat man ja alles schon gesehen und es war auch beim ersten Mal nicht sonderlich überzeugend. Wer das jedoch tut, dem entgeht ein ungemein witziger und beschwingter Film. Die Grundidee von Pitch Perfect mag dem Glee-Muster folgen, doch der Film vom  Debütregisseur Jason Moore hat mehr mit modernen  US-amerikanischen High School Klassikern wie Heathers und Girls United gemein. Das Drehbuch aus der Feder von Kay Cannon strotzt nur so von zitierfähigen Sprüchen und scheut sich durchaus nicht vor bösem Humor, wie man ihn sicherlich nicht in High School Musical erwarten würde. Natürlich spielen die Musik und das A-cappella-Singen immer noch eine große Rolle und wer dagegen absolut allergisch ist, wird’s wohl mit Pitch Perfect auch schwer haben. Man muss aber kein großer Fan der Gesangseinlagen sein, um den Film von vorne bis hinten genießen zu können.

Pitch PerfectEinen Beitrag hierzu leistet sicherlich die wundervoll aufgelegte Besetzung, die bis in die kleinsten Rollen perfekt ausgefüllt ist. Der entzückenden Anna Kendrick gelang mit ihrer oscarnominierten Performance in Up in the Air vor drei Jahren der große Durchbruch und zuletzt überzeugten sie in Nebenrollen in 50/50 – Freunde fürs (Über)leben und End of Watch. In Pitch Perfect beweist sie endgültig ihre Starqualitäten und dass sie einen Film auch als Hauptdarstellerin tragen kann. Dabei ist ihre Beca anders als die häufig eher schüchtern-süßen Mädels, die sie spielt. Hier ist sie bissig, eigensinnig und bringt eine gute Portion trockenen Humor mit, ohne jedoch arrogant oder unsympathisch zu wirken. Und nicht zu vergessen: sie kann richtig gut singen! Dennoch überschattet Kendrick keineswegs das restliche Ensemble der Bellas. Rebel Wilson, die ihre komödiantischen Improvisationsfähigkeiten bereits in Brautalarm und Die Trauzeugen unter Beweis gestellt hat, gelingt mit Pitch Perfect ein weiterer großer Sprung nach vorne in ihrer Karriere als eins der neuen Comedy-Gesichter Hollywoods. Ihrem Charakter, der sich selbst Fat Amy nennt „damit es die dürren Schlampen nicht hinter ihrem Rücken tun“, gehören die witzigsten Sprüche des Films und davon gibt es jede Menge. Eine besondere Erwähnung verdient auch Hana Mae Lee, eine beinahe stumme asiatische Sängerin der Bellas, die sich mit kaum verständlichem Flüstern ausdrückt und in allen ihren Szenen den anderen die Show stiehlt. Zuhören lohnt sich, sonst verpasst man den einen oder anderen schrägen und urkomischen Kommentar. Auch der Rest der Bellas kann mithalten, sei es Brittany Snows offenherzige Chloe oder Anna Camps überspannte Aubrey mit ihrem ganz besonderen Kontrollproblem. Amüsant sind ebenfalls die sarkastischen Kommentatoren der Meisterschaften, gespielt von John Michael Higgins und Elizabeth Banks, die den Film auch mitproduziert hat. Sicher, die meisten Charaktere hier sind Karikaturen, doch sie sind mit soviel Liebe und Einfallsreichtum geschrieben und mit solcher Hingabe von den Schauspielerinnen umgesetzt worden, dass man ziemlich schnell mit den Bellas mitfiebert.

Pitch2Die männlichen Charaktere ziehen in Pitch Perfect hingegen den Kürzeren und bekommen jenseits des üblichen Rivalenbilds und des typischen liebenswerten Romantic Interests für Skylar Astins Jesse kaum Charakterzüge zugeschrieben. Die Liebesgeschichte zwischen Jesse und Beca entwickelt sich ebenfalls nach einer 08/15-Vorlage, wobei die beiden tatsächlich etwas Chemie miteinander haben. Doch sowohl die Männer als auch die Liebesgeschichte stehen hier nie im Vordergrund. Die Bühne gehört, wie der deutsche Titelzusatz schon besagt, den Darstellerinnen der Bellas, die sich in gekonnt inszenierten Gesangsszenen die Seele aus dem Leib singen und sich aber auch mit derselben Leidenschaft und Hingabe anzicken, wenn die Aussichten schlecht sind. So gut die Komödie auch ist zwischen den A-cappella-Szenen, so unfair wäre es, nicht auch diese mit Lob zu versehen. Sowohl die Jungs von den Treble Makers als auch The Bellas geben sich diesen Szenen mit enorm viel Elan und Esprit hin und sorgen dafür, dass in den besten Momenten, diese Begeisterung wie ein Funke auf die Zuschauer übergreift, sodass man nach einer besonders gelungenen Vorstellung für einen Moment vergisst, dass man im Kinos sitzt und die Bellas mit einem Applaus belohnen will.

Große Überraschungen hält der Film dabei nicht bereit. Nach den ersten zehn Minuten weiß man, wie es ausgehen wird. Dass die 112 Minuten dennoch wie im Flug vergehen, dafür sorgen gut platzierte Gags, ein wie ein Uhrwerk zusammenspielendes Ensemble und tolle A-cappella-Szenen wie das „riff-off“ zwischen verschiedenen A-cappella-Gruppen der Uni. Nur die Kotz-Gags hätte man sich wirklich sparen können. Diese gehören einfach nicht in den Film hinein und schon gar nicht zweimal.

Fazit

Pitch Perfect ist nicht nur für Fans von Glee (wobei diese mit Sicherheit ihren Spaß haben werden). Wer Spaß hat an bissigen und federleichten College-Komödien mit einem Schuss Musik und Liebe hat, der sollte dem Film eine Chance geben.

Trailer