Gefühlt Mitte Zwanzig (2014) Kritik

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While We’re Young, USA 2015 • 94 Min. • Regie: Noah Baumbach • Mit: Ben Stiller, Naomi Watts, Adam Driver, Amanda Seyfried, Charles Grodin, Adam Horovitz, Maria Dizzia • FSK: ab 0 Jahren • Kinostart: 30.07.2015 • Deutsche Website

Gefühlt Mitte Zwanzig (2014) Filmbild 1Scheidungskinder, Geschwister, Hipster. Noah Baumbach widmet sich in seinen Filmen meistens einer bestimmten Menschengruppe. Ohne diese Art von Mensch jedoch in seiner Darstellung universell zu pauschalisieren, konzentriert er sich auf ein bestimmtes Fragment dieser Gruppierung. Dabei stellt er immer heraus, dass es sich dabei um eine individuelle Portätierung handelt, die, wenn er den Fokus auf jemand anderen aus derselben Gruppierung legen würde, komplett unterschiedlich aussehen könnte. In Gefühlt Mitte Zwanzig erzählt Baumbach die Geschichte des Pärchens Josh (Ben Stiller) und Cornelia (Naomi Watts) in ihren Mittvierzigern, die sich in ihrem erwachsenen Freundeskreis aufgrund ihrer Kinderlosigkeit langsam nicht mehr wohl fühlen. Als sie das junge Hipster-Pärchen Jamie (Adam Driver) und Darby (Amanda Seyfried) kennenlernen, geraten sie in eine Midlife-Crisis, die sie auseinander zu bringen droht.

Gefühlt Mitte Zwanzig (2014) Filmbild 2Jamie und Darby brennen nämlich noch füreinander und genießen das Leben, während sich bei Josh und Cornelia mit der Zeit die Routine eingeschlichen hat. „Der Rom-Urlaub ist schon sechs Jahre her?“, bemerkt Josh in einer Szene. Ein kleiner Augenblick des Erschreckens, der nicht nur den eintönigen Alltag der beiden beschreiben soll, sondern auch auf die Gefühlswelt aller (oder der meisten) Erwachsenen Mitte 40 anspielt. Genau aus diesem „Man, ich werd' alt“-Ressort schöpft Noah Baumbach die meiste Zeit seine Gags. Es sind Situationen, die sich fast schon nach Klischee anfühlen, ihren Witz aber aus der Ehrlichkeit ihres Ursprungs ziehen. Denn Baumbach – selbst in seinen Mittvierzigern – nimmt uns allen bekannte Alltagssituationen, die man (wenn man jung ist) von seinen Eltern, von sich selbst, oder sogar schon von seinen Kindern kennt. Zwar zünden nicht alle Gags und die großen Lacher bleiben aus, aber ein Lächeln kitzelt der Film trotz immer hervor. Vor allem aber merkt man hier, dass Gefühlt Mitte Zwanzig eben nicht nur die Altersgruppe seiner Protagonisten als Zielpublikum anvisiert.

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Gefühlt Mitte Zwanzig (2014) Filmbild 3Zum komplett gegensätzlichen Hipster-Pärchen findet man weniger einen Draht. Dies ist aber auch nicht unbedingt nötig, denn Jamie und Darby sind nicht als Sympathieträger für die jüngeren Kinogänger gedacht. Sie machen den Kontrast zwischen den beiden Generationen deutlich, und vor allem die Ironie, die sich in unserer so übertechnologisierten Zeit langsam ergibt. Während sich Josh Tag für Tag damit abmüht, mit der technischen Entwicklung mitzuhalten, fängt Jamie wieder an, seine Tische selbst zu bauen. Auf der anderen Seite sieht man jedoch, wie schon ein Baby ein Smartphone bedient und alte, weise Menschen eben… alt und weise sind. Wie man schon merkt, sind es etwas extreme Beispiele, mit denen man ironischen Witz aus diesem Zustand holen möchte, und auch kann es zuweilen etwas nerven, wenn Beispiel für Beispiel mit fast schon penetrantem Fingerzeigen abgearbeitet wird. Trotzdem kann man Gefühlt Mitte Zwanzig in seiner unaufgeregten Inszenierung kein Stück böse sein.

Ben Stillers Josh ist übrigens Dokumentarfilmemacher und so darf gegen Ende auch noch ein kleiner Diskurs über das Filmemachen geführt werden. Alles natürlich im Rahmen der Generationen-Prämisse und ohne, dass sich Noah Baumbach je ein eindeutiges Urteil erlaubt.

Fazit

Gefühlt Mitte Zwanzig ist eine sympathische, ehrliche und bodenständige Komödie mit ein paar natürlichen Schönheitsfehlern, die sich dem heutigen Generationenunterschied und ihrer Ironie auf eine Weise nähert, die nicht nur Leute in ihren Mittvierzigern ansprechen wird.

Trailer

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