Oscarnominierungen 2020: Analyse der Gewinner, Verlierer und Überraschungen

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Verlierer

Jennifer Lopez – Vor den Nominierungen galt Lopez mit ihrem Auftritt als selbstbewusste clevere Stripperin in Hustlers als größte potenzielle Konkurrentin von Laura Dern um den Nebendarstellerin-Oscar. Seit der Weltpremiere des Films gab es großen Oscar-Hype rund um Lopez' Performance, die unumstritten die beste ihrer Karriere ist. Die Filmkritikerverbände von Los Angeles, Washington, Seattle und San Francisco zeichneten sie als "Beste Nebendarstellerin" aus. Die Schauspielergewerkschaft SAG, die Golden Globes und die Critics' Choice Awards nominierten sie in der Kategorie. Nur bei den BAFTAs verpasste sie eine Nominierung, was vermutlich ein Zeichen für ihre geschwächten Oscarchancen war.

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A24 und Amazon Studios – A24 ist das Independent-Studio schlechthin für anspruchsvolle, prestigeträchtige Filme. Mit Moonlight gelang A24 schon früh der große Wurf und der Oscar für den besten Film. Mit Lady Bird punktete A24 zumindest bei den Nominierungen. Letztes Jahr brachte das Studio eine Reihe gefeierter Filme in die Kinos, wie Midsommar, Der Leuchtturm, The Farewell, Waves, The Souvenir und Der schwarze Diamant. Gerade letzterer tauchte auf vielen Bestenlisten auf und Hauptdarsteller Adam Sandler wurde als ernsthafter Kandidat für eine Oscarnominierung gehandelt. Am Ende gab es für das Studio jedoch eine einzige Oscarnominierung – für die Kamera von Der Leuchtturm. Mit nur einer einzigen Nominierung musste sich auch Amazon begnügen (für Die Wütenden – Les Misérables). Filme wie The Report, Honey Boy oder die Doku One Child Nation wurden komplett ignoriert.

My Name Is Dolemite – Dass Eddie Murphy es in einer sehr kompetitiven Kategorie schwer haben würde, war zu erwarten. Aber dass der Film nicht einmal eine Nominierung für seine Kostüme erhalten konnte, ist überraschend.

Wir – Vor zwei Jahren wurde Jordan Peeles Horrorthriller Get Out für vier Oscar nominiert und gewann den Drehbuch-Preis. Trotz vergleichbar positiven Kritiken, großem Box-Office-Erfolg und einer herausragenden Lupita Nyong’o gab es für Peeles zweite Regiearbeit keine einzige Nominierung. Die Filmkritiker von New York, San Francisco, San Diego und Washington haben Nyong’o für ihre Performance ausgezeichnet, die Schauspielergewerkschaft SAG hat sie nominiert. Auch dass Michael Abels' eindringliche Musik nicht nominiert wurde, ist eine Schande.

Rocketman – Ein Jahr nachdem die deutlich schwächere Musiker-Filmbiografie Bohemian Rhapsody vier Oscars gewonnen hat, hätte das Elton-John-Musical mehr als nur eine Song-Nominierung verdient.

Überraschungen

Die Eiskönigin II – Der Vorgänger hat zwei Oscars gewonnen und das Sequel ist der umsatzstärkste Animationsfilm aller Zeiten. All das hat dennoch nicht für eine Nominierung als "Bester Animationsfilm" gereicht.

Apollo 11 – Die kommerziell erfolgreichste und optisch beeindruckendste Doku des letzten Jahres hat eine (hochverdiente) Nominierung verpasst. Das ist geradezu schockierend.

Corpus Christi für "Bester internationaler Film" – Mit der zweiten Nominierung in Folge rückt Polen in der Kategorie nun vor Deutschland mit insgesamt zwölf nominierten Filmen. Corpus Christi tauchte während des Oscar-Rennens kaum auf, während der senegalesische Beitrag Atlantique viel häufiger erwähnt wurde. Die Academy gab dem polnischen Drama jedoch den Vorzug.

Fun Facts

John Williams hat für Star Wars – Der Aufstieg Skywalkers seine 52. (!!) Oscarnominierung erhalten – sechs davon für Star-Wars-Episoden. Nur noch vier fehlen ihm bis zum All-Time-Rekord von Walt Disney höchstpersönlich.

– Thomas Newman hat für 1917 zum 15. Mal nominiert. Gewonnen hat er bislang noch nie.

Alexandre Desplat wurde zum 11. Mal innerhalb von 13 Jahren für seine Filmmusik (für Little Women) nominiert.

– Martin Scorseses Regie-Nominierung ist seine neunte. Damit ist er der meistnominierte lebende Regisseur und nur William Wyler wurde mit zwölf Nennungen häufiger von der Academy nominiert.

Land des Honigs ist der erste Film überhaupt, der sowohl als "Bester Dokumentarfilm" als auch als "Bester internationaler Film" nominiert wurde.

Tom Hanks hat mit Der wunderbare Mr. Rogers die Pechsträhne der letzten Jahre durchbrochen und 19 Jahre nach Cast Away – Verschollen endlich seine sechste Oscarnominierung erhalten.

Little-Women-Regisseurin Greta Gerwig ist nach Kathryn Bigelow erst die zweite Frau überhaupt, die bereits auf zwei als "Bester Film" nominierten Filme zurückblicken kann.

– Als Produzent von Joker hat Bradley Cooper seine achte Oscarnominierung erhalten. Nur die Hälfte davon war für seine schauspielerischen Leistungen.

– Es ist das erste Jahr überhaupt, in dem gleich vier Filme zehn Nominierungen oder mehr erhalten haben: Joker, 1917, The Irishman und Once Upon a Time in Hollywood

The-Irishman-Cutterin Thelma Schoonmaker hat ihre achte Oscarnominierung erhalten und damit den Rekord von Michael Kahn eingestellt. Zuvor zog Kahn mit seiner Nominierung für Spielbergs Lincoln an Schoonmaker vorbei.