John Rambo. Der Name ist heutzutage synonym mit einem brachialen Actionhelden. Doch begonnen hat alles ganz anders. Auch wenn die Leichenberge von Rambos Gegnern aus den Sequels die Erinnerung etwas trüben, im Originalfilm hat der traumatisierte Vietnam-Veteran lediglich einen einzigen Menschen getötet, und das auch unabsichtlich und in Notwehr. Der erste Rambo-Film von 1982, der in den USA unter dem Titel First Blood erschienen ist, war eine Reaktion auf die Verachtung, die Vietnam-Kriegsveteranen nach ihrer Heimkehr zum Teil entgegengebracht wurde, und ihr unbehandeltes Trauma. Die erste Fassung des Films endete sogar konsequent mit Rambos Selbstmord, doch nach negativen Reaktionen des Testpublikums drängte Hauptdarsteller Sylvester Stallone auf ein neues Ende, in dem Rambo überlebte. Regisseur Ted Kotcheff gab nach, der Film wurde zum Überraschungserfolg und zementierte Stallone als einen der großen Actionhelden der Achtziger.
Als John Rambo 1985 zurückkehrte, war von den tiefgründigen Themen des ersten Films nichts mehr übrig. Stattdessen war Rambo II – Der Auftrag ein Achtziger-Actionblockbuster wie er im Buche steht, mit viel Pathos, austauschbaren, eindimensionalen Bösewichten und einem US-amerikanischen Patrioten als unbesiegbarer Held – sehr zum Frust des Schriftstellers David Morell, auf dessen Roman die Figur und der erste Film, basierten. Der Fim war ein Riesenhit und wurde zur Blaupause für alle weiteren Teile der Reihe. Über vier Fortsetzungen hinweg tötete Rambo zwischen 250 und 300 Menschen. Eine präzise Zahl macht alleine schon sein Maschinengewehr-Massaker im vierten Film schwierig.
Mit dem passend betitelten Rambo: The Last Blood setzte Stallone 2019 den Charakter zur Ruhe. Er spielte sogar mit dem Gedanken, Rambos Tod am Ende des fünften Films anzudeuten, entschied sich aber dann doch für ein optimistischeres Ende und ließ den Helden schwerverletzt in den Sonnenuntergang reiten – vielleicht um die Tür für einen sechsten Teil zumindest einen Spaltbreit offen zu lassen.
Jetzt soll tatsächlich ein sechster Film über Rambo kommen – allerdings ohne Stallone. Beim Filmmarkt in Cannes hat Produktionsfirma Millennium Media, die auch die letzten beiden Rambo-Filme mit Stallone sowie sein The-Expendables-Franchise produzierte, John Rambo, das Prequel zum ersten Rambo-Film, angekündigt. Dieser soll die Vorgeschichte des jungen Rambo während seiner Zeit im Vietnam-Krieg erzählen. Jalmari Helander, der mit Sisu mehr oder weniger einen finnischen Rambo erschuf und ihn demnächst in einer Fortsetzung zurückbringen wird, wird die Regie des Prequels übernehmen. Das Drehbuch stammt vom Autoren-Duo Rory Haines und Sohrab Noshirvani (Black Adam). Laut Branchenblatt Deadline hat Stallone Kenntnis von dem Projekt, ist jedoch in keiner Weise daran beteiligt. Die Suche nach dem Hauptdarsteller läuft bereits, denn die Dreharbeiten sollen noch dieses Jahr im Oktober in Thailand beginnen.
Man darf gespannt sein, wie John Rambo hierzulande heißen wird, denn der Titel wurde in Deutschland bereits dem vierten Teil vergeben, der im Original lediglich Rambo hieß. Das war jedoch schon der deutsche Titel des ersten Films. Vielleicht schließt sich ja der Kreis und das Prequel erscheint hierzulande als Rambo: First Blood.
Die Frage ist natürlich, ob das ältere Publikum, das mit Stallones Rambo aufgewachsen ist, überhaupt einen neuen Darsteller in der Rolle akzeptieren wird (das Problem hatte bereits Solo: A Star Wars Story) bzw. ob jüngere Zuschauer heute Interesse an einer Geschichte aus einem Krieg haben, der 50 Jahre zurückliegt.
Quelle: Deadline