One Battle After Another ist der beste Film 2025 laut dem New Yorker Filmkritikerverband

Willkommen zum diesjährigen Auftakt unserer alljährlichen ausführlichen Berichterstattung über das Oscar-Rennen! Am 15. März werden im Dolby Theatre in Los Angeles zum 98. Mal die Academy Awards – gemeinhin als Oscars bekannt – verliehen. Dabei wird auch erstmals der Oscar für "Bestes Casting" verliehen – die erste neue Kategorie seit 2002.

Rund 10.000 Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS), zu denen Vertreter:innen aus unterschiedlichsten Branchen der Filmindustrie gehören, stimmen über die Nominierungen und die Sieger der Oscars ab. Die Gewinnerinnen und Gewinner werden erst während der weltweit live übertragenen Verleihung enthüllt, doch wer das Oscar-Rennen genau mitverfolgt, wird von den meisten Ergebnissen nicht überrascht sein. Während der sogenannten Oscar-Saison zwischen Dezember und der eigentlichen Verleihung werden nämlich zahlreiche Preise von Kritiker- und Filmindustrieverbänden verliehen, sodass sich die Favoriten in den meisten Kategorien bereits im Vorfeld deutlich herauskristallisieren.

Industriepreise werden von unterschiedlichen Filmindustriegewerkschaften und -verbänden verliehen. Besonders ausschlaggebend sind dabei die Preise der vier großen Gewerkschaften der Produzenten, Regisseure, Schauspieler und Drehbuchautoren. Bei den Kritikerpreisen – zu denen übrigens auch die renommierten Golden Globes zählen – stimmen ausschließlich Filmjournalisten über die Gewinner ab. Industriepreise sind aussagekräftiger, weil deren Wählerinnen und Wähler zum Teil auch über die Oscars abstimmen, während die Journalisten nicht Teil der Academy-Wählerschaft sind.

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Nichtsdestotrotz sollte man die Kritikerpreise keineswegs außer Acht lassen, denn sie spiegeln häufig das Stimmungsbild während der Oscar-Saison wider. In manchen Jahren gehen Industrie- und Kritikerpreise Hand in Hand, als beispielsweise Oppenheimer und Everything Everywhere All at Once alles abräumten. Gelegentlich gibt es auch deutliche Diskrepanzen, beispielsweise als The Social Network und Boyhood in ihren jeweiligen Jahren die meisten Kritikerpreise gewannen, die Academy jedoch The King’s Speech bzw. Birdman prämierte.

Den inoffiziellen Auftakt des alljährlichen Oscar-Rennens bilden traditionell die Preise des New York Film Critics Circle (NYFCC), einer der renommiertesten und ältesten Filmkritikerverbände der USA, der 47 Filmjournalist:innen aus dem Großraum New York umfasst. Neben seinem Westküsten-Gegenstück, der Los Angeles Film Critics Association, und der Chicago Film Critics Association bildet der New Yorker Filmkritikerverband eine der wichtigsten Säulen der frühen Oscar-Saison. Die tatsächliche Vorhersagekraft der NYFCC Awards schwankt erheblich. In den letzten 50 Jahren haben nur zehn NYFCC-Sieger später auch den Oscar als bester Film gewonnen. In den letzten 30 Jahren waren es nur drei. Sechs der letzten 50 vom NYFCC prämierten Filme wurden gar nicht für den Oscar-Hauptpreis nominiert.

Das wird dem diesjährigen NYFCC-Sieger jedoch mit Sicherheit nicht passieren. Vielmehr hat Paul Thomas Andersons One Battle After Another sehr gute Chancen zum ersten Film seit The Artist zu werden, der sowohl vom NYFCC als auch von der Academy als "Bester Film" ausgezeichnet wird. Trotz zahlreicher Oscarnominierungen und gefeierter Filme wie Boogie Nights, There Will Be Blood und Der seidene Faden hat Anderson noch nie einen Oscar gewonnen. One Battle After Another ist sein bislang massentauglichster Film und nach herausragenden Kritiken der haushohe Favorit im diesjährigen Oscar-Rennen. Die Auszeichnung des NYFCC bestätigt letztlich seinen Favoritenstatus. Etwas überraschend ist, dass der NYFCC Benicio del Toro und nicht seinen Co-Star Sean Penn mit dem Nebendarsteller-Preis für den Film prämierte. Beide Schauspieler werden höchstwahrscheinlich bei den Oscars miteinander konkurrieren.

Anderson wurde in Vergangenheit vom NYFCC für die Drehbücher zu seinen letzten beiden Filmen Der seidene Faden und Licorice Pizza prämiert, während There Will Be Blood und The Master jeweils den zweiten Platz in den Film- und Regie-Kategorien belegten. Diesmal ging der Regiepreis jedoch an Jafar Panahi für seinen Cannes-Sieger Ein einfacher Unfall. Panahi, der kürzlich in seiner iranischen Heimat wegen seines regimekritischen Films in absentia zu einer Haftstrafe verurteilt wurde, ist derzeit Andersons einziger ernstzunehmenden Konkurrent m Rennen um den Regie-Oscar. Der Drehbuchpreis des NYFCC ging an Josh Safdies Marty Supreme.

Besonders gut aufgestellt im diesjährigen Oscar-Rennen ist Warner Bros. Neben One Battle After Another gewannen zwei weitere Warner-Filme Preise des NYFCC. Amy Madigan wurde für ihre herrlich böse Performance im Horrorfilm Weapons – Die Stunde des Verschwindens als beste Nebendarstellerin prämiert, während Autumn Durald Arkapaw für ihre Kameraarbeit in Blood & Sinners ausgezeichnet wurde.

Der einzige Film neben One Battle After Another, der dieses Jahr vom NYFCC in zwei Kategorien ausgezeichnet wurde, war der brasilianische Oscar-Beitrag The Secret Agent. Wagner Moura, der bereits den Darsteller-Preis in Cannes erhielt, wurde als bester Hauptdarsteller prämiert und der Film selbst wurde zum besten internationalen (lies: nicht englischsprachigen) Film gekürt. In der Kategorie wird sich der Film ein knappes Rennen mit Ein einfacher Unfall und Sentimental Value um den Oscar liefern.

Letztes Jahr war Brady Corbets Der Brutalist der große Sieger des NYFCC, im Jahr davor Martin Scorseses Killers of the Flower Moon. Beide wurden für jeweils zehn Oscars nominiert. Killers of the Flower Moon ging leer aus, Der Brutalist gewann drei, verlor den "Bester Film"-Oscar jedoch an Anora.

Hier sind die offiziellen Ergebnisse der diesjährigen New York Film Critics Circle Awards:

Bester Film

One Battle After Another

Beste Regie

Jafar Panahi (Ein einfacher Unfall)

Bester Hauptdarsteller

Wagner Moura (The Secret Agent)

Beste Hauptdarstellerin

Rose Byrne (If I Had Legs I’d Kick You)

Bester Nebendarsteller

Benicio del Toro (One Battle After Another)

Beste Nebendarstellerin

Amy Madigan (Weapons – Die Stunde des Verschwindens)

Bestes Drehbuch

Ronald Bronstein & Josh Safdie (Marty Supreme)

Beste Kamera

Autumn Durald Arkapaw (Blood & Sinners)

Bester Animationsfilm

KPop Demon Hunters

Bester Dokumentarfilm

My Undesirable Friends: Part I – Last Air in Moscow

Bester internationaler Film

The Secret Agent

Bester Debüt-Film

Eephus

Quelle: New York Film Critics Circle

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