Alfonso Cuaróns Roma räumt bei den Preisen der New Yorker Filmkritiker ab

Yalitza Aparicio in Roma © 2018 Netflix

Quelle: New York Film Critis Circle

Seit 1935 verleiht der New York Film Critics Circle (NYFCC), der Verband der New Yorker Filmkritiker, jährlich Preise für die herausragendsten Leistungen im Film. Der NYFCC zählt mehr als 30 Mitglieder und gehört neben den Filmkritikerverbänden von Los Angeles und Chicago zu den prestigeträchtigsten in den USA. Wie alle anderen Kritikerpreise, haben die Auszeichnungen des NYFCC zwar keinen direkten Einfluss auf die Oscars, da völlig unterschiedliche Wählergruppen abstimmen, dennoch geben die Kritikerpreise häufig Hinweise darauf, welche Film im jeweiligen Jahr im Oscar-Rennen gut aufgestellt sind. Denn prestigeträchtige Auszeichnungen lenken mehr Aufmerksamkeit auf die Filme und Performances und es bildet sich im Laufe des monatelangen Oscar-Rennens ein gewisser Konsens heraus, zumindest was Oscarnominierungen betrifft.

ANZEIGE

So viel verrät einem auch die Statistik der New Yorker Filmkritikerpreise. Seit 2000 wurden 14 der 18 vom NYFCC als "Bester Film," ausgezeichneten Filme bei den Oscars in dieser Kategorie auch nominiert. Mulholland Drive, Dem Himmel so fern, Flug 93 und zuletzt Carol waren die vier Ausnahmen. Bei den Regisseuren haben es 13 der letzten 18 NYFCC-Sieger auf die Nominierungsliste der Oscars geschafft. In der Schauspielkategorien sieht es ähnlich aus, mit jeweils nur drei bis fünf NYFCC-Preisträgern in den letzten 18 Jahren, die später nicht auch für den Oscar nominiert waren. Die Übereinstimmung bei den Oscargewinnern ist wiederum deutlich niedriger doch man kann die Preise des NYFCC als passablen Indikator für die Oscarnominierungen sehen.

Seit Jahren gehört der New York Film Critics Circle auch zu den ersten Kritikerverbänden der Oscar-Saison, die ihre Preise verleihen. Gemeinsam mit der National Board of Review und einigen anderen Kritikerverbänden gibt die NYFCC zu Beginn des Oscar-Rennens den Ton an. Der eindeutige Gewinner dieses Jahr ist Roma. Alfonso Cuaróns persönlicher Schwarzweiß-Film, der bereits auf Netflix erschienen ist (und parallel in ausgewählten Kinos läuft), wurde nicht nur als "Bester Film" ausgezeichnet, sondern auch für seine Regie und Kamera – wobei beide diese Auszeichnungen an Cuarón selbst gingen. Es ist äußerst wahrscheinlich, dass Roma in diesen drei Kategorien (und einigen anderen) auch bei den Oscars nominiert werden wird. Letztes Jahr prämierte der NYFCC Lady Bird als "Besten Film", der Regiepreis ging jedoch an The Florida Project.

Einen etwas überraschenden Triumph feierte Paul Schraders kleines Drama First Reformed, das Schrader den Drehbuchpreis und Hauptdarsteller Ethan Hawke den Darstellerpreis einbrachte. Der 72-jährige Drehbuchautor von Martin Scorseses Taxi Driver und Wie ein wilder Stier wurde schockierenderweise noch nie für einen Oscar nominiert und dieses Jahr ist seine beste Chance. Die National Board of Review zeichnete sein Drehbuch auch schon aus und bei den Independent Spirit Awards ist Schrader sowohl als Autor als auch als Regisseur nominiert. Vermutlich ist First Reformed ein zu kleiner Film, um ihm den Drehbuch-Oscar einzubringen, doch zumindest eine Nominierung ist denkbar.

Wirklich aus dem Nichts ist die Auszeichnung von Regina Hall für die Komödie Support the Girls, ein Film, von dessen Existenz ich zuvor tatsächlich nichts wusste. Erfreulich ist die Nennung von Cold War als "Bester fremdsprachiger Film". Bei den Oscars wird der polnische Streifen in harte Konkurrenz mit Cuaróns Roma gehen. Spider-Man: A New Universe setzte sich in der Animationsfilm-Kategorie gegen Pixars Die Unglaublichen 2 durch, hat allerdings als Film über den ultimativen New Yorker Superhelden bei dem Verband auch Heimvorteil gehabt.

Unten findet Ihr die komplette Liste der diesjährigen Sieger der NYFCC Awards:

Bester Film

Roma

Beste Regie

Alfonso Cuarón (Roma)

Bester Hauptdarsteller

Ethan Hawke (First Reformed)

Beste Hauptdarstellerin

Regina Hall (Support the Girls)

Bester Nebendarsteller

Richard E. Grant (Can You Ever Forgive Me?)

Beste Nebendarstellerin

Regina King (Beale Street)

Bestes Drehbuch

Paul Schrader (First Reformed)

Beste Kamera

Alfonso Cuarón (Roma)

Bester Animationsfilm

Spider-Man: A New Universe

Bester Dokumentarfilm

Minding the Gap

Bester ausländischer Film

Cold War – Der Breitengrad der Liebe

Bester Debüt-Film

Eighth Grade
____________________________________________________

Hier findet Ihr die NYFCC-Sieger aus den Jahren 2017, 2016, 2015, 2014, 2013 und 2012.

Weitere Film- und Serien-News

Mehr zum Thema

LEAVE A REPLY

Please enter your comment!
Please enter your name here