Man-of-Steel-Autor David S. Goyer rechtfertigt Zods Tod durch Superman

Henry Cavill und Michael Shannon in Man of Steel (2013) © Warner Bros. Pictures

Quelle: Collider

Ich denke, die meisten DC- und Filmfans sind sich darin einig, dass Henry Cavill als Superman ein echter Besetzungs-Coup war. Weniger Einigkeit besteht allerdings über die drei Filme, in denen er den Mann aus Stahl bislang spielen durfte, wobei es zugegebenermaßen nur einen gab, in dem er wirklich alleine im Rampenlicht stand. Man of Steel wurde für seine atemberaubenden Bilder und die Besetzung gelobt, polarisierte die Zuschauer aber mit Szenen der Massenzerstörung beim großen Showdown zwischen Superman und Zod, der unzählige Kollateralschäden nach sich zog. Doch woran sich einige eingefleischte Fans der Comics besonders gestört haben, war, dass Superman seinen Widersacher getötet hat, um eine Familie vor ihm zu retten. Für sie stellte es einen Bruch mit einer der wichtigsten Eigenschaft von Superman dar, dass er niemals tötet (etwas, was weder in den Comics noch bei bisherigen Darstellungen der Figur in anderen Medien immer durchgängig stimmte, aber sei’s drum).

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Dieses sehr kontroverse Ereignis und die Tatsache, dass Superman in Man of Steel nicht das optimistische Symbol der Hoffnung war, wurden in den Jahren danach immer wieder als Kritikpunkt gegen den Film vorgebracht. Bei der virtuellen Comic-Con At Home vergangenes Wochenende nutzte Drehbuchautor David S. Goyer die Gelegenheit, darüber zu sprechen und sehr ausführlich zu begründen, wie die Entscheidung, Zod durch Superman sterben zu lassen, zustandegekommen ist: (aus dem Englischen)

Wir haben versucht… wenn man die gesamte Geschichte im Sinne des Auftritts seines Charakters und seiner Reifung und des Verständnisses seiner Kräfte verfolgt, und dann wenn sie kämpfen, der Zerstörung, die der Kampf verursacht – es war kein leichtfertiger Kampf. Es ist fast wie der 11. September, wenn sie kämpfen. Wir haben versucht, ihn in eine Sackgasse zu treiben, in der er nicht mehr… Es gab eine redaktionelle Entscheidung bei den Comics, dass Superman nicht tötet, es war eine Regel, aber diese Regel wurde einer fiktiven Welt auferlegt und wir dachten uns, dass manchmal, ob es ein Soldat oder Polizist, oder wiederum ein unreifer Superman ist. Es ist das erste Mal, dass er in dieser Geschichte geflogen ist. Er ist nur Tage davon das erste Mal geflogen. Ihm ist das Ausmaß seiner Kräfte überhaupt nicht bewusst. Er gerät an jemanden, der sagt: "Ich werde nicht aufhören." Der sagt: "Dann kannst mich nicht in ein Gefängnis stecken, ich werde nie aufhören." Wir wollten ihn in diese Pattsituation stecken.

Ich kann absolut verstehen, dass viele Leute ein Problem damit hatten. Wenn ich diese Dinge adaptiere, will man das Ausgangsmaterial so sehr respektieren, wie es geht, aber man kann es nicht gegen Versagen schützen. Man muss große Risiken eingehen. Mit großen Risiken kommt große Belohnung einher. Wir sind enorme Risiken mit Batman Begins und mit The Dark Knight eingegangen, die sehr positiv aufgenommen worden sind, aber wir haben versucht, eine andere Art der Superman-Geschichte zu erzählen, eine Superman-Geschichte, wie sie noch nie erzählt wurde, und das erforderte große Risiken. Wir haben darüber geredet. Wir haben darüber geredet, ob die Leute es akzeptieren würden oder nicht, und das redaktionelle Team bei DC hat es akzeptiert. Es heißt nicht, dass es kein Fehler war, aber wenn man da sitzt und sagt: "Ich möchte kein Risiko eingehen. Ich mache mir Sorgen, dass ich einen Teil der Zuschauer vor den Kopf stoßen könnte," ich denke, das ist keine gesunde Weise, wie man einen Film oder eine Fernsehserie macht.

Goyer, der zuvor auch an Christopher Nolans Dark-Knight-Trilogie gearbeitet hat, erklärte auch, weshalb die Hürde bei eine "realistischen" Superman-Adaption deutlich höher ist als bei Batman:

Es ist leichter mit einem Charakter wie Batman realistisch zu arbeiten als mit einem Metamenschen von einem anderen Planeten. Es gibt eine höhere Schwelle der Glaubwürdigkeit, die man bei Superman überwinden muss als bei Batman. Der Versuch bei Man of Steel war, die gleichen Standards anzuwenden, die Geschichte von Man of Steel auf eine ziemlich realistische Weise zu erzählen, und zu versuchen, sich zu überlegen, was in der Welt passieren würde, wenn ein solches Wesen aufgetaucht worden wäre. Die gesamte Prämisse des Film ist, dass wenn ein Charakter wie dieser mit diesen Superkräften von einer anderen Welt auf der Erde aufgetaucht worden wäre, wäre es das größte Ereignis der Menschheitsgeschichte.

Es war zwischenzeitlich auch eine Szene in Man of Steel geplant worden, die Supermans Entscheidung, Zod umzubringen, vorbereiten würde. Diese wurde aber letztlich nie gedreht:

Ironischerweise gab es eine Szene, die wir geschrieben aber nicht gedreht haben, in der Jonathan den jungen Clark auf die Jagd mitnimmt. Sie töten ein Reh, und der junge Clark ist deswegen am Boden zerstört, und Jonathan sagt: "Es ist ein kraftvoller Akt, ein Leben zu nehmen, auch wenn man dazu gezwungen ist." Das war eine Szene, die es nie in den Film geschafft hat.

Im vollen Bewusstsein, wie kontrovers deren Ende sein würde, gab es auch Überlegungen einer alternativen Auflösung des Kampfes zwischen Superman und Zod, die aber verworfen wurde:

Die Idee war, dass Superman Zod in einer der Kältekammern einschließen könnte, die sich auf dem Schiff befinden, aus dem schließlich die Festung der Einsamkeit wurde, und dass er ihn dann zurück ins Weltall schießen würde. Wir haben darüber gesprochen und vielleicht wären die Leute damit auch glücklicher, aber es fühlte sich an wie der Verrat an der Geschichte, die wir erzählt haben.

Zudem bestätigte Goyer auch, was Cavill vor zwei Jahren über diese Schlüsselszene schon gesagt hat. Hätten wir ein direktes Man-of-Steel-Sequel bekommen, so wären die Auswirkungen des Tötens von Zod auf Superman Thema darin gewesen. Eben diese Handlung soll zu seiner eigenen Regel geführt haben, nie wieder ein Leben zu nehmen. Fortan würde Superman auch in einer unmöglichen Situation einen Weg finden, sie anders zu lösen als durch den Tod seines Gegners. Und falls Ihr Euch über den Terroristen wundert, den Superman in Batman v Superman mit Überschallgeschwindigkeit durch eine Mauer rammt – laut Zack Snyder hat der Terrorist das irgendwie überlebt. Na dann. In dem Sequel war es dann sowieso nicht mehr Superman, sondern Batman, zu mörderisch war.

Goyer fügte hinzu, dass er Snyders Filme als eine Art "Elseworlds"-Geschichten sieht, die vom generell angenommenen Comic-Kanon separat existieren. Außerdem sei der Kanon überhaupt nicht in Stein gemeißelt, wie von einigen Fans immer wieder behauptet wird. Goyer dazu:

Ob richtig oder falsch, und ich liebe Richard Donners Film, aber das war eine neue Version. Batman und Superman, diese heiligen Charaktere, werden andauernd neu erfunden. Und Fakt ist, dass es keinen einzelnen Kanon gibt. Bevor Alan Moore "The Killing Joke" geschrieben hat, war Barbara Gordon nicht querschnittsgelähmt, und dann kommt etwas und ergänzt den Kanon, und es wird Teil des Kanons, der neu adaptiert und verändert wird.

Ganz ehrlich, obwohl ich einige Probleme mit Man of Steel hatte (siehe meine Kritik), darunter auch den erzwungen wirkenden ultradüsteren Ton des Films, gehörte Zods Tod nicht dazu. Wie Goyer, finde ich, dass Flexibilität bei der Interpretation der Comicfiguren in ein anderes Medium notwendig ist, und Superman hat Zod in der Szene ganz sicher nicht leichtfertig und unbedacht getötet. Als Reminder unten noch mal ein Video von der besagten Szene:

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