Rettungsgelder oder Bankrott: Kinos in der Coronavirus-Krise

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Kinos Krise Coronavirus

Quelle: Variety

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Die Coronavirus-Pandemie ist eine weltweite Krise in doppelter Hinsicht. Neben der medizinischen Krise, die weltweit viele Menschenleben fordern wird, droht der globalen Wirtschaft die Rezession. Millionen von Arbeitsstellen werden verloren gehen. Gerade viele Selbstständige und Künstler bringt die Krise in eine prekäre, existenzbedrohliche Lage. Auch viele Betriebe, die ihre Arbeit nicht fortführen können, aber dennoch Fixkosten zahlen müssen, sind in Gefahr.

Bereits in meinem Artikel zur deutschlandweiten Schließung der Kinos habe ich angemerkt, dass diese an den Kinobetreibern nicht ohne erheblichen Schaden vorbeiziehen wird. Während Restaurant und Bars zum Teil noch auf Takeouts und Lieferdienste umschwenken können und Hollywood-Studios nach und nach ihre aktuellen Kinoveröffentlichungen digital zum Verleih bereitstellen, ist die Einnahmequelle der Kinos komplett versiegt. Gerade in Deutschland verzeichnet die Kinobranche in den letzten Jahren rückläufige Besucherzahlen, viele Kinos wirtschaften knapp am Existenzminimum. Größere Kinoketten haben vielleicht noch Rücklagen, die sie zumindest kurze Zeit ohne Einkünfte über Wasser halten können, doch für spezialisierte Programmkinos könnten die Schließungen bis April (oder darüber hinaus) die Insolvenz bedeuten. Natürlich kann man als begeisterter Kinogänger im begrenzten Rahmen die Kinos unterstützen, indem man beispielsweise schon Gutscheine kauft, doch ohne staatliche Hilfe werden viele Lichtspielhäuser die Situation nicht überleben.

John Fithian, der Präsident und CEO der National Association of Theatre Owners (NATO), eines in den USA basierten Verbandes der Kinobesitzer, dem viele weltweit agierende Kinoketten angehören, hat die Situation gegenüber dem Branchenblatt Variety als "gravierend" beschrieben. Eine länger andauernde Krise könnte das Ende für sehr viele Kinos bedeuten, wenn der US-Kongress den Multi-Billionen-Rettungsschirm nicht durchwinkt. In den USA stehen sowohl kleine, familiäre Kinos als auch große Ketten wie AMC jetzt vor dem Abgrund. AMC hatte bereits vor der Krise mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen. Die erzwungene Auszeit könnte den Todesstoß für die Kette bedeuten, die mehr als 600 Kinos in den USA und Kanada betreibt.

Fithian erklärt die Lage der NATO, die insgesamt über 32000 Kinoleinwände in mehr als 80 Ländern vertritt: (aus dem Englischen)

Über Nacht sind wir von einer Industrie, die 15 Milliarden US-Dollar im Jahr einnimmt – 11 Milliarden in Ticketverkäufen und 4 Milliarden in Getränken und Snacks –  zu einer Industrie geworden, die drei oder vier Monate lang keinen Penny verdienen wird.

Fithian hofft, dass nicht nur Kredite garantiert werden, sondern auch Arbeitslosengelder und Sozialleistungen für etwa 150.000 Kinomitarbeiter in den USA, die aktuell keinen Job mehr haben. Ohne staatliche Hilfe werden die meisten, wenn nicht nahezu alle Kinos laut Fithian nach der Krise bankrott sein. Die Situation wird auch dadurch erschwert, dass Banken aufgrund der Unvorhersehbarkeit der Situation jegliche Kreditverlängerungen an die Kinos verweigern.

Das ist zwar der Blick auf die Dinge in Nordamerika, aber es dürfte in Deutschland leider auch nicht anders aussehen. Hier hoffen insbesondere die Besitzer der kleinen, kettenunabhängigen Kinos nicht auf weitere Kredite, die sie nicht zurückzahlen können werden, sondern auf die Förderung der Länder.

Es gibt aber auch einen ersten Lichtblick, und zwar die Aktion "HilfdeinemKino". Auf der Website http://hilfdeinemkino.de/ kann man auf der Deutschlandkarte sein Lieblingskino auswählen und sich freiwillig Werbespots anschauen. Ins Leben gerufen wurde die Aktion von Weischer.Cinema, einem inhabergeführten Unternehmen aus Hamburg, das seit über 60 Jahren auf Kinowerbung in Deutschland spezialisiert ist. Je mehr Werbespots man sich anschaut, desto mehr Geld fließt an das ausgewählte Kino, das ansonsten aktuell keinerlei Einnahmen erzielt. Ja, ich weiß, Kinowerbung kann nervig sein, aber wenn es der einzige Weg aktuell ist, Kinos zu unterstützen und dafür zu sorgen, dass ich meinem größten Hobby auch weiter nachgehen kann, wenn dieser ganze Mist vorüber ist, dann bin ich gerne dazu bereit. Die meisten von uns dürften aktuell mehr Zeit haben als sonst. Wenn Euch das Kinoerlebnis ebenfalls am Herzen liegt und ihr kleinere Lichtspielhäuser ohne finanziellen Puffer in Eurer Nähe unterstützen wollt, dann nehmt Euch doch bitte einige Minuten am Tag und schaut Euch die Spots an.