Triumph des Underdogs: CODA gewinnt den Preis der Produzentengewerkschaft

0
Bester Film 2021

Emilia Jones in CODA © 2021 Apple Inc.

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Quelle: Variety

Seit Wochen schien Jane Campions Western-Drama The Power of the Dog der überwältigende Oscarfavorit zu sein. Der Film räume bei den Golden Globes ab, er gewann die Hauptpreise bei den Critics Choice Awards und den BAFTAs (britische Oscars), Jane Campion wurde als dritte Frau überhaupt mit dem Preis der Regiegewerkschaft DGA ausgezeichnet und der Film wurde für 12 Oscars nominiert, mehr als irgendeiner seiner neun Konkurrenten.

Doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass sich das Blatt für frühe Favoriten in der finalen Phase des Oscar-Rennens gelegentlich wendet. Aviator, Brokeback Mountain, The Social Network, Boyhood, Roma waren solche Filme, die anfangs als eindeutige Favoriten erschienen, nur um jeweils von Million Dollar Baby, L.A. Crash, The King’s Speech, Birdman und Green Book überholt zu werden.

Eine solche potenzielle Wende wurde bereits bei den Preisen der Schauspielergewerkschaft Screen Actors Guild angedeutet. Trotz drei Nominierungen ging The Power of the Dog dort leer aus und erhielt zuvor überraschend keine Nominierung für sein Schauspielensemble. Hingegen wurde Apples Tragikomödie CODA als einziger Film der Verleihung mit zwei Preisen ausgezeichnet, sowohl für hr Ensemble als auch für Troy Kotsur als "Bester Nebendarsteller" gegen den vermeintlichen Favoriten Kodi Smit-McPhee. Obwohl CODA bei den BAFTAs als "Bester Film" nicht nominiert war, zeigte er auch dort überraschende Stärke mit Preisen für Kotsur und das Drehbuch (ebenfalls in direkter Konkurrenz gegen The Power of the Dog).

Doch es waren die Auszeichnungen der Producers Guild of America, der US-Produzentengewerkschaft, die am Samstag verliehen wurden und CODAs Status als klarer Underdog im Rennen zementierten. Als erster Streamer-Film überhaupt, wurde CODA von der PGA ausgezeichnet und triumphierte dabei gegen Schwergewichte wie Belfast, Dune und The Power of the Dog. Alle Sieger in den Filmkategorien findet Ihr unten.

Bester Film

CODA

Bester Animationsfilm

Encanto

Bester Dokumentarfilm

Summer of Soul (…Or, When the Revolution Could Not Be Televised)
___________________________________________________

Was bedeutet CODAs Sieg bei der PGA? Ganz schön viel. In den letzten 32 Jahren der Producers Guild Awards haben 22 Filme nach ihrem PGA-Sieg auch den Oscar für "Besten Film" gewonnen. Ausnahmen waren Streifen wie Aviator, Brokeback Mountian, La La Land und 1917. Nimmt man noch den wichtigen Preis der Schauspielergewerkschaft für "Bestes Ensemble" hinzu, so spricht die Statistik noch mehr für CODA. Seit es die Screen Actors Guild Awards gibt, haben zehn Filme sowohl den Preis der Produzentengewerkschaft als auch den Ensemble-Preis der Schauspielergewerkschaft erhalten und von ihnen erhielten acht auch den "Bester Film"-Oscar. Lediglich Apollo 13 und Little Miss Sunshine ist es nicht gelungen.

An dieser Stelle sollte ich aber auch darauf hinweisen, dass trotz dieser späten Triumphe von CODA die Oscarstatistik immer noch deutlich gegen den Film spricht. Er ist insgesamt für nur drei Goldstatuen nominiert (Film, Nebendarsteller und adaptiertes Drehbuch). Seit den Dreißigern hat kein Film den "Bester Film"-Oscar mit so wenigen Gesamtnominierungen gewonnen. Außerdem hat CODA weder eine Regie-Nominierung noch eine Schnitt-Nominierung, ebenfalls zwei sehr wichtige Kategorien für den Gesamtsieg. Seit die Schnitt-Kategorie 1934 bei den Oscars eingeführt wurde, haben nur zehn Filme den "Bester Film"-Oscar ohne eine Schnitt-Nominierung gewonnen und kein einziger davon ohne eine Regie-Nominierung. Sollte CODA den Hauptpreis gewinnen, würde er diese Statistik über den Haufen werfen und Geschichte schreiben. Vielmehr ist CODA mit Little Miss Sunshine vergleichbar, eine Feelgood-Tragikomödie, die für ihre Regie nicht nominiert war und die Preise der Schauspieler- und der Produzentengewerkschaften sowie die Oscars für ihr Drehbuch und den Nebendarsteller gewonnen hat. Es bleibt auf jeden Fall das spannendste Oscar-Rennen seit Langem.

Bei den Serien wurden, wie bei nahezu jeder Verleihung in den letzten Monaten, "Succession", "Hacks" und "Mare of Easttown" prämiert.

Beste Dramaserie

"Succession"

Beste Comedyserie

"Hacks"

Beste Miniserie

"Mare of Easttown"

Bester TV- bzw. Streaming-Film

Tom Petty, Somewhere You Feel Free
___________________________________________________

Alle Nominierungen in den Film- und Serienkategorien könnt Ihr hier nachlesen.