Als vor über zehn Jahren erstmals ein Realfilm über Mattels Kultpuppe Barbie angekündigt wurde, stieß die Idee bestenfalls auf ein belustigtes Schmunzeln, um nicht zu sagen auf Spott. Skeptiker sahen darin die endgültige Kapitulation der Kreativität in Hollywood gegenüber dem Konsumkapitalismus. Doch letztlich entscheidet nicht das bloße Konzept darüber, ob ein Film Potenzial hat, gut zu werden, sondern wer es umsetzt. Bestes Beispiel ist der Kontrast zwischen dem cleveren The LEGO Movie und dem Rohrkrepierer Emoji – Der Film. Ersterer war das Produkt der kreativen Köpfe Christopher Miller und Phil Lord, Letzterer ein bemühtes Nachahmen ihres Erfolgs, ohne diesen jedoch wirklich verstanden zu haben.
Zum Glück landete Barbie nach vielen Umwegen und Fehlstarts in den Händen der oscarnominierten Filmemacherin Greta Gerwig (Lady Bird, Little Women), die gemeinsam mit ihrem Ehemann Noah Baumbach das Drehbuch schrieb und die Regie übernahm. Mit Margot Robbie fand sie die perfekte Besetzung für die Titelrolle und mit Ryan Gosling eine unkonventionelle, aber letztlich geniale Wahl für Ken. Vor allem gelang ihr jedoch ein Film, der – wie sein Marketing treffend besagte – sowohl die Fans als auch die Kritiker der Puppe gleichermaßen abholte und versöhnte.
Barbie wurde zu einem Kinoevent im Sommer 2023 und gemeinsam mit dem zeitgleich gestarteten Oppenheimer von Christopher Nolan Teil des kulturellen Phänomens Barbenheimer. Bei den letztjährigen Oscars waren beide Filme vielfach nominiert. Barbie zog beim Hauptpreis "Bester Film" gegen Oppenheimer den Kürzeren, triumphierte aber an den Kinokassen mit einem weltweiten Einspiel von fast 1,45 Milliarden US-Dollar. Nur Avatar: The Way of Water, Spider-Man: No Way Home und Top Gun: Maverick waren in den letzten fünf Jahren erfolgreicher. In Deutschland verkaufte Barbie mehr als sechs Millionen Kinotickets und überholte sogar den Keine Zeit zu sterben als zweiterfolgreichsten Film seit Beginn der Pandemie (nach Avatar: The Way of Water). Um eine erfolgreichere Komödie hierzulande zu finden, muss man sogar bis Fack ju Göhte 3 ins Jahr 2017 zurückgehen.
Ein noch viel größeres Publikum wird Barbie natürlich im Heimkino finden, wo ihm vielleicht auch diejenigen eine Chance geben werden, die es nicht über sich brachten, ein Kinoticket für einen Film zu lösen, der nach einer Mädchenpuppe benannt ist. Nachdem Barbie hierzulande zuletzt nur bei RTL+ im Abo zu streamen war, werden die zwei größten Streaming-Anbieter – Netflix und Amazon Prime – die pinkfarbene Satire übermorgen, am 12. August, ins Programm aufnehmen und sie Millionen weiteren potenziellen Zuschauer:innen zugänglich machen. Wer jedoch keine Streamer abonniert, muss nicht mehr lange auf die Free-TV-Premiere des Films warten: Diese ist bereits für Sonntag, den 31. August, um 20:15 Uhr bei RTL terminiert. Und wenn Ihr Euch bislang aus irgendwelchen Gründen wirklich geweigert habt, den Film zu sehen, kann ich Euch nur ans Herz legen, die neuen Möglichkeiten zu nutzen, um ihn nachzuholen.
Quellen: Netflix, Amazon Prime Video, RTL











