Nur noch neun Filme kämpfen um den Ausland-Oscar

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Auslandsoscar 2014

Quelle: Academy of Motion Picture Arts and Sciences

Werbe-Platzhalter. Von irgendwas müssen wir auch leben ;-)

Nicht nur in der Kategorie "Beste visuelle Effekte" existiert bei den Oscars eine Vorauswahl, sondern auch beim sogenannten "Auslands-Oscar", also der Kategorie "Bester fremdsprachiger Film", verläuft die Auswahlprozedur seit 2006 bei den Nominierungen in zwei Phasen. In der ersten Phase werden neun Filme bestimmt, die in die engere Auswahl kommen. Dies geschieht ebenfalls in einem komplexen Prozess. Mehrere Hundert Mitglieder der Academy aus Los Angeles durften zwischen Mitte Oktober und dem 15. Dezember über ihre Favoriten unter den 83 eingereichten Filmen abstimmen (wieder ein neuer Rekord!). Die sechs erfolgreichsten Filme dieser Abstimmung wurden daraufhin ergänzt durch drei weitere Filme, die von der Foreign Language Film Award Executive Committee der Academy bestimmt wurden. Damit ist die Vorauswahl von neun Filmen fertig. Es auf diese Liste zu schaffen, ist bereits etwas mehr als die halbe Miete, denn am 15.01.2015 werden fünf von diesen neun Filmen dann als offizielle Nominees in der Kategorie verkündet. Bestimmt werden diese fünf in der zweiten Phase der Abstimmung von einem weiteren speziellen Komitee. Dieses setzt sich zusammen aus Academy-Mitgliedern aus Los Angeles, New York und dieses Jahr erstmals auch aus London. Die knapp 30 Mitglieder starke Truppe wird alle neun Filme sichten und ihre Favoriten wählen.

Die diesjährige Vorauswahl, auch Shortlist genannt, sieht wie folgt aus:

Wild Tales – Jeder dreht mal durch! – Argentinien
Tangerines – Estland
Corn Island – Georgien
Timbuktu – Mauretanien
Lucia de B. – Niederlande
Ida – Polen
Leviathan – Russland
Höhere Gewalt – Schweden
Libertador – Venezuela

Deutschlands Durststrecke geht also weiter. Nachdem Deutschlands Einreichung Zwei Leben vergangenes Jahr es zumindest noch in die Vorauswahl geschafft hat, ist unsere Oscarhoffnung Die geliebten Schwestern von Dominik Graf bereits früh ausgeschieden. Deutschland wird damit zum fünften Mal in Folge keinen Film unter den Nominees haben (letztes Mal war Das weiße Band 2010). Das ist die längste Durststrecke für deutsche Filme seit den Achtzigern! Auch die weiteren deutschsprachigen Beiträge Das finstere Tal (Österreich) und Der Kreis (Schweiz) schafften es nicht in die engere Auswahl. .

Doch auch die üblichen Favoriten-Länder in der Kategorie, Frankreich, Italien und Spanien, hatten dieses Jahr kein Glück. Wie jedes Jahr, ist die Kategorie "Bester fremdsprachiger Film" voller Überraschungen. Hat letztes Jahr die Abwesenheit von Das Mädchen Wadjda und Le Passé – Das Vergangene in der Vorauswahl viele schockiert, gibt es auch dieses Jahr einige höchst überraschende Auslassungen. Der türkische Cannes-Sieger Winterschlaf hat es nicht in die Vorauswahl geschafft, ebenso wenig wie der Cannes-Beitrag der Dardenne-Brüder Zwei Tage, eine Nacht, obwohl der Film im Vorfeld bereits einige Preise abräumen konnte. Auch Xavier Dolans Mommy, den Kanada eingereicht hat, verpasste den Sprung in die Vorauswahl. Der junge, in Cannes prämierte Filmemacher zeigte sich auf Twitter sichtlich enttäuscht.

Unter den verbleibenden neun Filmen fällt auf, dass sich zwei (Corn Island und Tangerines) vor dem Hintergrund des Konflikts zwischen Georgien und Abchasien abspielen. Ob das ein Zufall ist? Zwei der neun Filme stammen aus Ländern, die noch nie einen Film zur Oscarnominierung bringen konnten – Tangerines (Estland) und Timbuktu (Mauretanien). Dabei ist Timbuktu auch Mauretaniens allererster Oscar-Beitrag.

Vier der neun Filme von der Shortlist wurden bei den Golden Globes in der entsprechenden Kategorie nominiert – Leviathan, Ida, Höhere Gewalt und Tangerines. Insgesamt lassen sich im Rennen drei klare Favoriten erkennen: Leviathan, Ida und Höhere Gewalt, doch gerade in dieser Kategorie ist es durchaus möglich, dass der eine oder andere davon keine Nominierung erhalten wird. Gute Chancen auf eine Nominierung haben außerdem der argentinische Kinohit Wild Tales und Estlands Tangerines, aufgrund seiner Thematik. Überraschend ist hingegen, dass Libertador es trotz mäßiger Kritiken überhaupt unter die ersten neun geschafft hat.

Als großer Favorit auf den Sieg in der Kategorie gilt auf jeden Fall der polnische Film Ida, der kürzlich beim Europäischen Filmpreis abgeräumt hat und von einer jungen Nonne in Polen der Nachkriegszeit erzählt. Außerdem ist Polen mittlerweile für einen Sieg in der Kategorie fällig. Neunmal wurden polnische Filme in Vergangenheit bereits nominiert, doch noch nie hat einer gewonnen. Nur Israel hat eine schlechtere Quote vorzuweisen, mit zehn Nominees ohne Siege. Doch wirklich sicher kann man sich in dieser Kategorie nie sein (siehe den Triumph von Das Leben der Anderen über Pans Labyrinth oder von No Man’s Land über Amelie).