Box-Office USA – Oblivion startet im Rahmen der Erwartungen

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Box-Office USA - 19.-21.04.2013 Zusammenfassung und Analyse

Quelle: Boxofficemojo

Der Abwärtstrend setzte sich letztes Wochenende an den nordamerikanischen Kinokassen fort, als die Top 12 nur noch knapp die $100 Mio-Make erreichte ($100,3 Mio) und damit 7,8% unter der Top 12 von der Vorwoche lag. Schlimmer noch, gegenüber dem Vorjahr lag die Top 12 ganze 20,4% tiefer, obwohl die Nummer 1 mit Oblivion dieses Jahr stärker ausfiel. Die Schuld daran trägt die fehlerhafte Planung der Studios, die nur sieben breite Starts für April angesetzt haben (darunter nichts für das Familienpublikum) und dafür die Sommermonate überfüllt ließen. Das Gesamt-Box-Office von 2013 liegt momentan 11,3% unter dem von 2012 zum gleichen Zeitpunkt und es gibt keine Aussicht auf Besserung in nächster Zeit. Auch wenn Iron Man 3 über den Erwartungen laufen sollte; so wird er dennoch in keinster Weise an die gigantischen Zahlen von Marvel’s The Avengers herankommen, der letzten Mai Box-Office-Geschichte schrieb. Man merkt schon deutlich, dass ein Frühlingsblockbuster wie Die Tribute von Panem – The Hunger Games ($408 Mio) dieses Jahr einfach fehlt.

Der Spitzenplatz ging letztes Wochenende an Joseph Kosinskis Oblivion, der in den USA und in Kanada eine Woche später anlief als in den meisten anderen Ländern. Der Science-Fiction-Blockbuster spielte von Freitag bis Sonntag $37,1 Mio ein von 3783 Kinos – Universals zweitbreitester Start aller Zeiten nach Fast & Furious 5. Pro Kino erreichte er also einen soliden Schnitt von $9795. Dieses Startwochenende liegt absolut im Rahmen des Erwarteten, zeigt aber auch, dass Tom Cruise immer noch ein Kassenmagnet ist, wenn auch nur noch in bestimmten Rollen und Filmen. Oblivion stellt sein bestes Startwochenende seit Mission: Impossible III dar, welcher 2006 mit $47,7 Mio anlief und ist zugleich auch der viertbeste Start von 2013 (nach Die fantastische Welt von Oz, Die Croods und G.I. Joe – Die Abrechnung).

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Gleichzeitig ist Oblivions Start aber auch ein Hinweis darauf, dass Cruise bei weitem nicht mehr soviel Zugkraft besitzt wie vor etwa zehn Jahren. Er ist nicht mehr der Schauspieler, der Vanilla Sky trotz negativen Mundpropagandas jenseits von $100 Mio bringen konnte oder der Eyes Wide Shut zu einem $21 Mio-Start verhalf. Sein Box-Office-Potenzial besteht, daran gibt es keine Zweifel, aber es hat nachgelassen. Das beste Vergleich zu Oblivion bildet Minority Report, der vor 11 Jahren mit $35,7 Mio startete und insgesamt $132 Mio einspielte. Doch dann muss man Folgendes bedenken: passt man Minority Report der Inflation an, so würde das Startwochendne heutzutage bei etwa $49 Mio liegen. Dabei berechne ich nicht einmal den IMAX-Bonus mit, den Oblivion hatte. Oblivion wurde sehr stark als ein großes IMAX-Erlebnis beworben und etwa 15% von seinem Wochenendeinspiel entstammten den IMAX-Vorstellungen. Daher kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Oblivion maximal 70% der Zuschauer zum Start erreichen konnte, die Minority Report seinerzeit hatte – und Minority Report wurde 2002 tatsächlich von vielen als eine kleine Enttäuschung gesehen. Daher ist Oblivions Performance auch nur mit Vorsicht als "toll" zu bewerten. Natürlich ist dieser Start dennoch gut und könnte für Cruise seinen 16. $100-Mio-Hit darstellen. Nach dem Flop von Rock of Ages und der mittelmäßigen Performance von Jack Reacher ist Oblivions Abschneiden sicherlich erfreulich für den Mimen, der einst die unumstrittene Nummer 1 in Hollywood war. Garantiert sind $100 Mio jedoch noch nicht. Der Film kam bei den Zuschauern nur mäßig an und diese vergaben ihm einen "B-"-CinemaScore  (äquivalent einer "2-"), was für keine lange Lebzeit in den Kinos spricht. Außerdem wird Iron Man 3 schon nächste Woche dem Film die meisten seiner IMAX-Kinos wegnehmen und auch sein Zielpublikum ihm streitig machen. Zwei Wochen später wird Star Trek into Darkness dann kurzen Prozess mit Oblivion machen. Noch vor Ende Mai wird er wohl keine große Rolle mehr spielen. Andererseits hilft ihm die Tatsache, dass kommendes Wochenende nur zwei nicht-jugendfreie Filme (beide mit einem R-Rating, also ab 17 Jahren freigegeben) starten und er zumindest bis Iron Man 3 konkurrenzfrei bleibt. Es sieht derzeit ganz nach einem Endergebnis von $95-110 Mio aus. Das wäre dann immerhin der erfolgreichste Film mit Cruise in der Hauptrolle und außerhalb des Mission: Impossible-Franchises seit Krieg der Welten vor fast acht Jahren.

Das Baseball-Drama 42 hielt sich gemäß den Erwartungen an seinem zweiten Wochenende sehr gut und baute lediglich 35,5% ab. Mit $17,7 Mio belgte er Rang 2 und kann nach 10 Tagen sich schon mit $53,8 Mio rühmen. Zugegeben, der Rückgang war nicht so gut wie bei vergleichbaren Filmen, die ebenfalls einen "A+"-CinemaScore erhielten wie The Help (-23,1%) und Argo (-15,5), doch immerhin war es der zweitbeste Hold in der gesamten Top 12. Nach zehn Tagen ist 42 bereits der sechsterfolgreichste Baseball-Flm aller Zeiten und liegt fast $16 Mio vor Die Kunst zu gewinnen – Moneyball im vergleichbaren Zeitraum. Kommendes Wochenende, an welchem nur zwei Filme mit einem R-Rating starten, wird das Durchhaltevermöögen des Films wirklich zum Vorschein kommen. Wenn dann die Mai-Blockbuster eintreffen, wird 42 diese Konkurrenz besser verkraften als die meisten anderen Filme, da er sich hauptsächlich an ein älteres Publikum richtet und einen guten Kontrast zum Blockbuster-Bombast bietet. Mittlerweile halte ich ein Ergebnis oberhalb von $100 Mio für gesichert. Der Film hat sogar eine reele Chance, als erfolgreichster Film von April hervorzugehen. Momentan sehe ich insgesamt $105-115 Mio für den Film. Seit Blind Side – Die große Chance wäre es das erste Sportdrama, das es jenseits von $100 Mio schaffen würde.

Die Croods belegte zum dritten Mal in Folge Platz 3 der Charts und hielt sich sehr wacker mit einem Rückgang von nur 29,6%. Kein anderer Top-12-Film konnte nur so wenig abbauen am Wochenende. Nach zusätzlichen $9,2 Mio hat das Animastionsabenteuer von DreamWorks sein vorläufiges Gesamtergebnis auf $154,6 Mio gebracht. Sogar bei seinem $135 Mio-Budget ist der Film bereits ein sicherer Hit. Während der Abstand zu  Drachenzähmen leicht gemacht immer größer wird ($24 Mio momentan), holt Die Croods langsam im Vergleich zu Monsters Vs. Aliens auf, der im selben Zeitraum etwa $20 Mio mehr einspielen konnte. Wovon Die Croods offensichtlich stark profitiert, ist der Mangel an direkter Konkurrenz für die Familien. Das wird sich auch kommendes Wochenende nicht ändern. Iron Man 3 wird sicherlich ein sehr breites Publikum ansprechen und damit auch dem Animationsfilm schaden, doch es wird erst Epic – Verborgenwes Königreich am 24. Mai sein, der die erste ernstzunehmende Konurrenz für Die Croods seit seinem Start Mitte März darstellen wird. Deshalb wird Die Croods problemlos $170 Mio packen und irgendwo im Bereich von $175-180 Mio sein Ende finden.

Scary Movie 5 fiel von Rang 2 auf #4 und spielte währenddessen $6,2 Mio (-56,6%) ein. Dieser Rückgang fiel tatsächlich etwas besser aus als bei Scary Movie 4 (-58,2%) und Scary Movie 3 (-58,4%) aus. Fehlende direkte Konkurrenz hat sicherlich geholfen, aber auch die Tatsache, dass wenn das Startwochenende schon so niedrig ist, es nicht mehr so viel Raum für den Fall gibt. Nach zehn Tagen hat Scary Movie 5 $22,8 Mio eingebracht und liegt damit fast $45 Mio hinter Scary Movie 4 im verlgiechbaren Zeitraum. Mehr als $31 Mio werden hier nicht zusammenkommen, da er sehr bald seine Leinwände verlieren wird. Dank dem Produktionsbudget von $20 Mio ist Scary Movie zwar kein Flop wie Scream 4 für The Weinstein Company, doch das Einspiel wird dafür sorgen, dass wir demnächst nicht noch einen Scary Movie-Film zu sehen bekommen werden.

Platz 5 ging an G.I. Joe – Die Abrechnung, der um 47,1% auf $5,8 Mio fiel und nach 25 Tagen $111,2 Mio eingenommen hat. Damit liegt er etwa $21,5 Mio hinter seinem Vorgänger im gleichen Zeitraum, was kein Wunder ist, da G.I. Joe – Gehiemauftrag Cobra von starken sommerlichen Wochentagen profiteren konnte, die Die Abrechnung nicht hat. Oblivion traf den Film auch hart, indem er ihm viele seiner IMAX-Leinwände wegnahm. Spätestens Iron Man 3 wird ihm die restlischen Zuschauer stehlen, sodass G.I. Joe – Die Abrechnung die meisten Kinos bald verlassen wird. Ein Endergebnis von $122 Mio halte ich für wahrscheinlich.

Nach einer sehr starken Performance in nur 514 Kinos vorletztes Wochenende, expandierte Focus Features The Place Beyond the Pines in 1514 Locations – das Dreifache von der Vorwoche. Doch im breiten Verleih konnte der neue Film von Derek Cianfrance keinen so guten Schnitt hinlegen. Insgesamt verbesserte sich der Film um 27,2% auf $4,9 Mio und kletterte von #10 auf #6, doch sein Schnitt pro Kino ging um 58% runter. Das ambitionierte Drama hat bislang $11,6 Mio eingespielt und somit Cianfrances Blue Valentine ($9,3 Mio) überhin überholt. Es sieht nach einem Gesamteinspiel von $20-25 Mio für Pines aus.

Evil Dead belegte den 8. Platz am Wochenende und spielte $4,1 Mio (-56,7%) ein. Erneut legte das Horror-Remake den schlechtesten Hold in der Top 12 hin. Nach 17 Tagen steht der Film bei $48,5 Mio, was angesichts des $17 Mio-Budgets an sich toll ist. Am Ende werden’s etwa $55 Mio sein, womit er nur knapp hinter dem Halloween-Remake ($58,3 Mio) liegen wird. Bedenkt man, dass die Evil-Dead-Filme nie eine solche Mainstream-Popularität genossen haben wie Halloween, ist das sehr respektabel.

Mehrere Filme starteten am Wochenende in den USA mit einer moderaten Anzahl an Kinos – d.h. nicht breit (mehr als 600 Kinos) aber auch in mehr als 150 Locations. Am erfolgreichsten davon war das christlich-angehauchte Baseball-Drama Home Run, welches $1,6 Mio von 381 Kinos einspielte und sich auf Rang 12 platzierte. Direkt dahinter lag am Wochenende das Hip-Hop-Drama Filly Brown von Lionsgate, welches $1,5 Mio von nur 188 Kinos einnahm und dabei einen großartigen $7863/Kino-Schnitt erreichte. Doch der Film fiel um 40% von Freitag auf Samstag, was extreme Frontlastigkeit bedeutet. Auch wenn er zusätzliche Leinwände kommendes Wochenende erhält, wird er kaum mehr als $4 Mio einspielen. Am schlechtesten von diesen "moderaten" Neustarts erging es Rob Zombies surrealem Horrorfilm The Lords of Salem, der von Freitag bis Sonntag lediglich $643,000 von 354 Kinos einnahm.

The Weinstein Company nutzte das schwache Wochenende und die mangelnde Konkurrenz, um Silver Linings wieder breiter ins Rennen zu schicken. Der Film verdoppelte seine Kinozahl auf 867 und spielte etwas mehr als $500,000 ein. Damit liegt er jetzt insgesamt bei $131 Mio. Der Film hat fas 73% seines jetzigen Einspiels erst nach den acht Oscarnomnierungen erreicht.

 Hier die vollständige Top 10