Bad Boys for Life (2020) Kritik

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Bad Boys for Life (2020) Filmkritik

Bad Boys for Life, USA/MX 2020 • 123 Min • Regie: Adil El Abri & Bilall Fallah • Mit: Will Smith, Martin Lawrence, Vanessa Hudgens, Alexander Ludwig, Charles Melton, Paola Nuñez, Joe Pantoliano, Kate del Castillo, Jacob Scipio • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 16.01.2020 • Website

Handlung

Nach fast drei Jahrzehnten bei der Polizei von Miami, ist der frischgebackene Großvater Marcus Burnett (Martin Lawrence) bereit für den Ruhestand. Sein langjähriger bester Freund und Partner Mike Lowrey (Will Smith) kann sich mit dem Gedanken aber gar nicht anfreunden. Der nie sesshaft gewordene Mike möchte mit seinem Kumpel durch die Gegend cruisen und Verbrecher jagen, bis er tot umfällt. Das geschieht jedoch beinahe deutlich früher als er erwartet hätte, denn der Sohn (Jacob Scipio) der rachsüchtigen Anführerin (Kate del Castillo) eines mexikanischen Drogenkartells verübt einen Mordanschlag auf Mike im Auftrag seiner Mutter. Mike kommt knapp mit dem Leben davon, ist jedoch tief erschüttert und in seinem Stolz verletzt. Marcus schwört in Folge der Gewalt ab und quittiert den Dienst. Der Killer zieht derweil eine blutige Schneise durch die Stadt, indem er weitere Zielpersonen von der Liste seiner Mutter abmurkst. Mike möchte seinen Angreifer um jeden Preis zur Strecke bringen, Marcus verweigert ihm jedoch die Hilfe. Mit eher rabiaten Methoden ermittelt Mike auf eigene Faust, bis sein Vorgesetzter Captain Howard (Joe Pantoliano) ihn widerwillig der Eliteeinheit AMMO zuweist, die sich mit dem Fall beschäftigt und von Mikes Ex Rita (Paola Nuñez) angeführt wird. Der mysteriöse Killer bleibt ihnen jedoch stets einen Schritt voraus. Als es hart auf hart kommt, kommt Marcus seinem Partner doch zur Unterstützung – ein letztes Mal, wie die beiden schwören.

Kritik

Während die Fans von Martin Riggs und Roger Murtaugh oder von Yang Naing Lee und James Carter weiterhin vergeblich auf die Rückkehr der Buddy-Cops warten, wurden die Bad Boys Mike Lowrey und Marcus Burnett nach fast 17 Jahren Pause wieder für den Kinodienst reaktiviert. Nach einer so langen Wartezeit, in der zwischenzeitlich nicht einmal einer der Hauptdarsteller an den dritten Film geglaubt hat, ist es schwer zu sagen, ob Bad Boys for Life die Erwartungen erfüllt bzw. was die Erwartungen überhaupt sind, die er erfüllen soll. Die Bad-Boys-Streifen waren keine großen Meilensteine der Buddy-Actionfilme à la Lethal Weapon oder gar des Actionkinos. Aber sie waren unterhaltsam und lebten, wie es im Subgenre üblich ist, von der Chemie ihrer Hauptdarsteller. Diese können Will Smith und Martin zum Glück auch 25 Jahre nach ihrem ersten gemeinsamen Auftritt wieder einfangen, auch wenn die Jahre einem der beiden sichtlich mehr zugesetzt haben als dem anderen. Wenn Lawrence in seine Variante des "Ich bin zu alt für diesen Scheiß" einstimmt, kann man zustimmend nicken. Immerhin spielt der Film auch damit.

Bad Boys for Life (2020) Filmbild 1Der Stil der ersten beiden Filme, insbesondere des überbordenden zweieinhalbstündigen Gewalt- und Actionorgie von Teil 2, war sehr vom Regisseur Michael Bay geprägt. Die belgischen Newcomer Adil El Abri und Bilall Fallah bleiben den Markenzeichen der Reihe einerseits treu und würdigen auch Bay auf eine kuriose Art und Weise direkt, schalten jedoch einen Gang zurück. Im Gegensatz zum Vorgänger hat man das Gefühl, dass sich die Macher diesmal tatsächlich etwas mehr damit beschäftigt haben, welche Geschichte sie erzählen und was sie für die Figuren bedeutet, als damit, was man als nächstes spektakulär in die Luft jagen kann. Während die Figuren im letzten Film eine Spur der Verwüstung hinterlassen und sich wenig um Kollateralschäden oder die Folgen ihres Handelns gekümmert haben, setzt sich Bad Boys for Life davon entschieden ab. Konsequenzen und Verantwortungsübernahme sind die Themen des Films. Die Pointe wird verdeutlicht, als sogar der kaltblütige Killer in dem Film nicht bereit ist, ein in seinen Augen unschuldiges Leben zu opfern, nur um an sein Ziel zu kommen.

Bad Boys for Life (2020) Filmbild 2Vor allem betrifft es aber natürlich die beiden Hauptcharaktere, die sich mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen auseinandersetzen müssen, als es für sie persönlich wird. Es ist ein nobler und anregender Ansatz, der jedoch nicht ganz konsequent durchgezogen wird, im letzten Akt durch einige große und zum Teil wirklich fragwürdige Wendungen in sich zusammenfällt und schließlich geradezu absurd wirkt.

Aber schließlich gehen die Zuschauer nicht für eine Unterrichtsstunde in Sachen Ethos und Moral in den Film, sondern für lockere Sprüche und deftige Action. Actionfans müssen sich keine Sorgen machen. Es gibt auch ohne Michael Bay immer noch reichlich Krawumm und Ballereien – diesmal mit weniger Zeitlupe und ohne hektische Schnitte eines ADHS-Cutters. Auch sein R-Rating nutzt der Film mit aufgeschlitzten Kehlen und Menschen, die von Gabelstaplern oder durch Glasscherben aufgespießt werden, voll aus. In den Zeiten von Actionern wie John Wick, The Raid oder der Mission: Impossible-Reihe, die die Messlatte hoch gelegt haben, kann Bad Boys for Life niemanden mehr vom Hocker reißen, bietet aber durchaus kurzweilige Unterhaltung über knapp zwei Stunden. Die Gags sitzen mal mehr, mal weniger, und funktionieren vor allem, wenn Smith und Lawrence zusammen auf der Leinwand zu sehen sind. Der Streifen lässt aber auch keine Zweifel daran, weshalb Smith der große Superstar von den beiden geworden ist. Er darf hier auch eine deutlich größere Bandreite an Gefühlen abdecken. Sehr willkommen ist auch die Rückkehr von Joe Pantoliano als dauergenervter Boss der beiden, dessen Ausraster dem Film einige seiner Highlights geben, der aber auch für eine überraschende ruhige und emotionale Szene im Film verantwortlich ist.

Bad Boys for Life (2020) Filmbild 3Von den neuen Darstellern beweist sich Newcomer Jacob Scipio in der Antagonistenrolle als sehr fähiger und agiler Actiondarsteller. Wenn er erstmals gegen Will Smith in dem Film kämpft, erinnert es an die Leichtigkeit, mit der Jet Li seine Gegner in Lethal Weapon 4 verprügelte. Smith und Charles Melton, der eins der jungen Mitglieder des AMMO-Teams spielt, dürfen die alter-Hase-arroganter-Frischling-Dynamik ausspielen, die sich aber größtenteils auf den "deine Mutter"-Gag beschränkt. "Vikings"-Star Alexander Ludwig ist als sensibles Muskelpaket und Computerexperte amüsant besetzt in einer Rolle, die im Prinzip eine ironische Umkehr der "heiße Hackerin"-Besetzung à la Nathalie Emmanuel in der Fast-&-Furious-Reihe ist. Die Frauenrollen von Paola Nuñez, Kate del Castillo und Vanessa Hudgens bleiben leider die am schwächsten ausgearbeiteten. In der Hinsicht bleibt der Film der Bay’schen Tradition treu.

Es ist löblich, dass der Film in seiner zweiten Hälfte nicht ganz so verläuft, wie man es von dem ansonsten recht generischen Actionstreifen erwarten würde. Jedoch wirft er spätestens nach seinem feurigen Showdown und der allerletzten, ein Sequel vorbereitenden Szene im Abspann sein Streben nach Konsequenzen über Bord und erinnert dann an ein anderes absurdes Action-Franchise aus den letzten Jahren.

Fazit

Ohne Krawall-Meister Michael Bay am Steuer, geht Bad Boys for Life seine Sache etwas ruhiger und nachdenklicher an und versucht, die weiterhin großzügig eingesetzte Action und die flotten Sprüche diesmal mit einer emotional wirkungsvollen Geschichte zu verbinden. Das funktioniert mal mehr, mal (gegen Ende) entschieden weniger gut. Will Smith und Martin Lawrence haben aber zum Glück immer noch die gleiche lockere Chemie wie vor 25 Jahren und helfen dem Film auch über einige holprige Momente hinweg.

Trailer