Together – Unzertrennlich (2025) Kritik

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Together, AUS/USA 2025 • 102 Min • Regie & Drehbuch: Michael Shanks • Mit: Alison Brie, Dave Franco, Damon Herriman, Mia Morrissey, Karl Richmond • Kamera: Germain McMicking • Musik: Cornel Wilczek • FSK: ab 16 Jahren • Verleih: Leonine • Kinostart: 31.07.2025 • Deutsche Website

Ein Plagiatsstreit überschattet den Kinostart von Michael Shanks' auf dem Sundance-Festival massiv gefeiertem Spielfilmdebüt „Together – Unzertrennlich“. Die Produktionsfirma des Films „Better Half“ behauptet, der Entwurf ihres Autors sei an die Co-Stars Alison Brie und Dave Franco herangetragen worden, die ihre Beteiligung jedoch ablehnten und nun mit ihrem eigenen, inhaltlich angeblich sehr ähnlichen Horrorfilm wieder auf der Bildfläche erschienen sind. Regisseur und Drehbuchautor Shanks streitet die Vorwürfe vehement ab und führt an, dass seine Vorlage bereits 2019 geschrieben und registriert worden sei. Welche Seite nun Recht bekommt, muss ein Gericht entscheiden. Was wir an dieser Stelle allerdings bereits beurteilen können, ist die Qualität des Werkes.

„Together“ wurde in der „Midnight“-Sektion des erwähnten, renommierten Filmfests aufgeführt, und inmitten wilder und schräger Genrekost kann sich die australisch-US-amerikanische Indie-Produktion zuhause fühlen. Zu Beginn begleiten wir einen Trupp, der auf der Suche nach einem vermissten Paar auf ein tiefes Loch im Waldboden stößt. In dieser unterirdischen Höhle befindet sich eine mysteriöse Substanz – Hunde, die an dem liquiden Zeugs geschlabbert haben, verwachsen noch in der Nacht zu einer grotesken Mutation. Mit diesen Ekelbildern, die man aus einem David-Cronenberg-Film oder aus John Carpenters „Das Ding aus einer anderen Welt“ kennt, verortet sich die Arbeit ohne Umschweife im Body-Horror-Feld.

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Together - Unzertrennlich (2025) Filmbild 1

Im Mittelpunkt steht das Paar Millie und Tim, das von den real vermählten Alison Brie und Dave Franco verkörpert wird. Schnell wird klar: In dieser Beziehung hat Millie die Zügel in der Hand. Sie ist Lehrerin, während sich Tim erfolglos als Musiker durchzuschlagen versucht. Fast wirkt es so, als sei Tim ohne Millie überhaupt nicht lebensfähig. Franco verleiht seiner Rolle eine derartig unbeholfene Loser-Mentalität, dass es nicht nur Millies Freunden schwerfällt, zu verstehen, was sie an ihm findet. Auf einer Party macht Millie Tim gar einen Heiratsantrag, den er auf derart epische Weise platzen lässt, dass man vor Fremdscham im Kinosessel zusammensinken möchte. Der folgende Umzug von der Stadt aufs Land hilft Millies Karriere, lässt Tim aber völlig auflaufen. Er besitzt kein Auto und ist auch hier wieder auf seine Freundin angewiesen. Denn Musiker werden selten zwischen Bäumen und Büschen gebucht. Die Beziehung kommt ins Straucheln.

Auf einer Wandertour geraten die beiden schließlich in die Höhle vom Prolog, in der sie wegen der Witterung und Dunkelheit die Nacht verbringen werden. Am Morgen sind Millies und Tims Beine auf seltsame Weise verklebt. Noch ohne große Hintergedanken trennt das Paar die körperliche Bindung und macht sich auf den Heimweg. Doch auch in den folgenden Nächten sollen die Körper der beiden wie von einer fremden Macht gesteuert nicht nur zu-, sondern ineinander finden. Bis die Verwachsungen irgendwann nicht mehr ohne Schneidwerkzeuge aufzulösen sind …

Wenn man „Together“ nur als kleinen, teils recht humorvollen Genrebeitrag zum Thema „Co-Abhängigkeit“ betrachten möchte, kann man hier trotz gewisser Längen seinen Spaß haben. Man merkt leider, dass die nette Grundidee ohne Probleme einen Kurzfilm getragen hätte, aber bei über 100 Minuten Laufzeit irgendwann monoton wird. Nach dem Hunde-Schock vom Anfang ist einem eigentlich sofort klar: Die Substanz sorgt dafür, dass gepaarte Lebewesen miteinander verschmelzen. Millie und Tim wehren sich gegen die Ereignisse, was sympathisch ist. Menschen finden im besten Fall zusammen, weil sie sich nicht nur körperlich anziehend finden, sondern sich auch charakterlich ergänzen. Francos Tim mag man zu Beginn völlig ablehnen, doch lernen wir bald, wie sehr er auch psychisch unter seinem persönlichen Misserfolg leidet und sich eigentlich sehr bemüht. In einer Szene besucht Millies Chef Jamie (Damon Herriman) die beiden. Bei einer Konversation wird deutlich, dass Tim z.B. derjenige ist, der daheim das Essen zubereitet, da Millie dazu keine Begabung besitzt. Wir können zwar immer noch nicht in den Kopf der Frau schauen, um alle Vorzüge ihres Geliebten zu erkennen, doch erhalten wir in solch kleinen Momenten einen Eindruck.

Together - Unzertrennlich (2025) Filmbild 2

Schauspielerisch ist „Together“ tadellos und die Chemie zwischen den Co-Stars ist auch ohne Glibberzeug spürbar – kein Wunder in Anbetracht der privaten Verbandelung. Dave Franco hat in seinen emotionalen Szenen offenbar etwas bei Timothée Chalamet („Bones and All“) abgeschaut, aber da gibt es wirklich schlechtere Vorbilder. Neben tollen Spezialeffekten (praktisch und digital) baut Michael Shanks' Werk auch durch sein abgelegenes Setting eine fast verwunschene Atmosphäre auf, die ein wenig an Alex Garlands Schocker „Men“ erinnert.

Leider gerät der Film mit dem zunehmenden Folk-Horror-Anbau und religiösen Versatzstücken in Bedrängnis. Shanks versucht die Bedeutung seiner Substanz in einer dieser Szenen zu erklären, in der eine Figur ein Gebäude betritt, in dem rein zufällig in einem dunklen Zimmer ein Video läuft, das mal eben alles Notwendige im Minutenbruchteil abhandelt. Woher wissen solche Leute eigentlich immer, wann der gewünschte Charakter ihr Heim betritt? Aber nun gut.

Richtig ärgerlich wird es dann bedauerlicherweise ganz zum Schluss. Wir erinnern uns: Millie und Tim lieben sich letztlich trotz Krise und kämpfen mit aller Macht gegen die grausame Assimilation an. Individuen können eine gemeinsame Zukunft haben, ohne dass sie gleich zur buchstäblichen „besseren Hälfte“ mutieren müssen. Doch entschließt sich Shanks, diesen Weg nicht bis zum Ende zu gehen und den eigentlich progressiven, amüsant-romantischen Film mit einer traditionsbewussten bis arg konservativen Pointe abzuschließen. Schade.


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