The Counselor (2013)

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The Counselor (2013) Filmkritik

The Counselor, GB/USA 2013 • 117 Min • Regie: Ridley Scott • Drehbuch: Cormac McCarthy  Mit: Michael Fassbender, Cameron Diaz, Penélope Cruz, Javier Bardem, Brad Pitt, Bruno Ganz • FSK: ab 16 Jahren • Kinostart: 28.11.2013 Deutsche Website

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The Counselor (2013) Filmbild 2„The Counselor“ ist ein Thriller, bei dem Gier und Angst entscheidende Faktoren bei der Entscheidungsfindung sind. Es sind Entscheidungen für den Erhalt eines ausschweifenden Lebensstandards, für die mögliche Sprengung von moralischen Grenzen und den Rattenschwanz an Konsequenzen, wenn schließlich alles den Bach runtergeht. „Gier ist gut“ postulierte seinerzeit Michael Douglas als Gordon Gekko in „Wall Street“. Nicht so in „The Counselor“, da Gier die treibende Kraft des unausweichlichen Verderbens ist. Die Zeiten haben sich geändert. Allerdings verläuft diese spannende Geschichte wie ein 400m Hürdenlauf, denn die philosophischen Einschübe aus der Feder von Spitzenautor Cormac McCarthy (welche „No Country for Old Men“ noch gut abgerundet haben) vermag der Film immer nur ganz knapp dank Ridley Scotts („Prometheus – Dunkle Zeichen“) überzeugender Thriller-Regie zu überwinden.

Dabei sollte es ein einmaliges Unterfangen sein, ein Blick in den Abgrund, ein waghalsiges Unikat und dennoch tritt der Counselor (Michael Fassbender) eine Reihe von nicht mehr aufzuhaltenden Ereignissen los. Der sich als unantastbar wähnende Counselor ignoriert sämtliche Warnungen. Motiviert von seinem Wunsch, seiner Braut Laura (Penélope Cruz) weiterhin einen außerordentlichen Lebenswandel zu bieten, kauft er sich über seine zwielichtigen Freunde Reiner (Javier Bardem) und dessen Freundin Malkina (Cameron Diaz) sowie Mafia-Mittelsmann Westray (Brad Pitt) in einen dreckigen Drogendeal ein. Hinter der Schmuggelware sind jedoch viele Interessengemeinschaften her und schließlich wird sie abgefangen und verschwindet. Ein Schuldiger ist aufgrund von mehr oder weniger unglücklichen (oder konstruierten) Zufällen schnell gefunden: der Counselor.

The Counselor (2013) Filmbild 1Die harten Fakten lesen sich wie eine Garantie für einen erste-Sahne – Blockbuster, denn auf der Skala der Haben-Seite haben wir Regisseur-Talent Ridley Scott („Gladiator“), den charismatischen Michael Fassbender („Shame“), die schöne Penélope Cruz („Vanilla Sky“), Femme Fatale Cameron Diaz („Bad Teacher“), Edelgangster Javier Bardem („Skyfall“) und den immer guten Brad Pitt („Killing Them Softly“). Pulitzerpreisträger Cormac McCarthy sollte mit seinem Drehbuch den restlichen Zuckerguss drüber schütten: Bis auf Penélope Cruz – sie verhält sich in der Eröffnungsszene wie eine peinlich überforderte 14-Jährige bei der Defloration – sind die Leistungen durch die Bank gut. Cameron Diaz gebührt an dieser Stelle besonderes Lob, die nach dem eher langweiligen „Knight and Day“ und dem ollen „Bad Teacher“ in einer fiesen Rolle glänzen kann. Bei „The Counselor“ liest sich auf dem Papier erst mal alles wie Oscarnominierung. Was ist hier also aus dem Ruder gelaufen bei diesem Mount Everest an Potenzial?

The Counselor (2013) Filmbild 3Befremdlich erscheint die Tatsache, dass alle Mexikaner (versteckte Gesellschaftskritik?) dem Counselor immer wieder philosophisch-moralisch in das Gewissen reden. Zum Teil tauchen solche Figuren scheinbar zusammenhangslos aus dem Nichts auf, erschweren dem Zuschauer durch ihr wirres und beinah beliebiges Auftreten den Zugang zum Film. Sie reden von Kreuzungen und Wegen, die man entlanggehen muss, wenn man sie einmal gewählt hat. Das alles kommt dieses Mal – anders als in „No Country for Old Men“- künstlich und bedeutungsschwanger aufgebläht daher. Bei all der Meckerei über die Küchenphilosophie muss man Autor Cormac McCarthy eine Sache zugute halten: Er lässt konsequent nihilistisch seine Figuren in den Abgrund laufen. Jeder weiß vorher, worauf er sich schließlich einlässt. Doch ein inhaltliches Vakuum muss dann erst wieder durch anschließende Thriller-Elemente überwunden werden. Diese sind jedoch so elektrisierend inszeniert, dass der Film es immer wieder schafft, goldene Momente eines Prototypen-Thrillers zu präsentieren. Ridley Scott fängt auf der einen Seite sexy Bilder des sonnigen und staubigen El Pasos ein und verwebt sie auf der anderen Seite beinah schon nüchtern mit Bildern eines Drahtseils, welches über die Straße gespannt wird, um einem Motorradfahrer die Weiterfahrt zu erschweren. Über derartig starke Einzelszenen sei nicht mehr ausgeplaudert, denn sie hieven den Film auf das Niveau „sehenswert“. In der ersten Hälfte des Films mutet der Schnitt bei Dialogen eigenwillig bis seltsam an, als hätte man irgendeinen Teil wenig behutsam entfernt, da Gespräche abrupt zu Ende sind, oder Personen auf einmal woanders stehen und sich verabschieden.

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